eine musikalische Lebensgeschichte Geboren in Wien, verbringe ich die ersten Jahre meines Lebens in Paris. Mein Wiener Vater Arik Brauer ist Maler (Wiener Schule des phantastischen Realismus) und zieht zusammen mit seinen Kollegen und Freunden Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser in die damalige Kunsthauptstadt der Welt. Untertags malt er und in der Nacht tritt er gemeinsam mit meiner Mutter Neomi jahrelang, Abend für Abend im berühmten "La Contrescarpe" im Quartier Latin von Paris auf. Neomi stammt aus Israel und ist jemenitischer Herkunft. So bilden sie ein erfolgreiches Gesangsduo daß israelische Folksmusik interpretiert und Text französische Artisten wie Barbara, Anne Sylvestre und George Brassens im Repertoire hat. In diesem sehr musischen Ambiente wachse ich dreisprachig und wahrhaftig multikulturell auf. Als sich Mitte der sechziger Jahre die Szene der bildenden Kunst von Paris nach New York verlagert, entscheiden sich meine Eltern nach Österreich zu ziehen, aber immer mit dem Gedanken, einmal nach Frankreich zurückzukehren. Auch aus diesem Grund gehe ich in die französische Schule in Wien und verbringe alle Ferien mit meinen Eltern in Israel in einem Künstlerdorf, wo mein Vater ein Haus baut. Mit unserer Rückkehr nach Österreich kommt für ihn ein großer Durchbruch in seiner Karriere als Maler und meine Mutter gibt das Singen auf, um sich mich und meinen beiden jüngeren Schwestern voll zu widmen. Anfang der siebziger Jahre nimmt mein Vater eine Platte auf, die im gesamten deutschsprachigem Raum ein Megaerfolg wird. Es sind Protestlieder auf wienerisch, damals ein Pionierwerk. Zu den berühmtesten zählen: "Sie habn´a Haus ´baut" "Das Kipferl" und "Hinter meiner Vorder meiner". Ich selber habe auf dieser Platte als Kind mitgesungen. Und es war für mich immer eine Selbstverständlichkeit, daß ich Sängerin werde. Die Frage war dann nur, was ich singen würde, und in welcher Sprache? Meine Muttersprache war hebräisch, die "Vatersprache" deutsch, Kultusprache französisch und englisch kommt fast für jeden Sänger sowieso in Frage. Über die Sprache würde sich auch der Stil entscheiden. Auf der Suche nach einer Identität diene ich zwei Jahre im israelischen Militär als Sängerin in der Unterhaltungsabteilung und bekomme so meine letzten Schliff in israelischer Kultur. Dort lerne ich flüchtig Eli Meiri kennen, der in einer anderen Musikband spielt und schon damals als Tastenwunder gilt. Da ich mich aber in meiner Schulzeit immer nach Frankreich gesehnt habe, obwohl ich erst vier Jahre alt war, als ich es verlassen habe, aber Paris eben viel "cooler" erschien als Wien, erfüllte ich mir diesen Traum und zog nach Abschluß des Militärdienstes nach Paris zu meiner Jugendliebe aus der Schulzeit, auch ein multikulturelles Wesen, halber Österreicher, halber Korse. Dort lebte ich fast sieben Jahre. Ich studierte klassischen Gesang, an einer Jazz Schule Improvisation und an der Sorbonne Musikwissenschaft, die ich mit einer Doktorarbeit über die Stimme im Jazz absolvierte. Dort wurde ich Französin oder genauer gesagt Pariserin und widmete mich neben dem Studium voll und ganz dem Jazz, wo ich mich Zuhause fühlte, es war ja auch eine Musikrichtung die aus einer Mischung entstanden ist. Paris hat mich unheimlich geprägt. In Paris sind auch Afrika, Arabien und Indien immer präsent. An jeder Straßenecke und in den besten Theatern konnte man sie hören, Paris ist das Zentrum der Weltmusik. Ab 1984 war ich ständiges Mitglied des Avantgarde Jazz Orchesters "Pandemoneum" unter der Leitung des Saxophonisten Francois Jeanneau. So hatte ich die Gelegenheit mit den besten französischen Jazzmusikern zu arbeiten und auf den größten Jazzfestivals zu spielen. Im Jahr 1985 kam ein Angebot vom ORF in Wien Österreich beim Songkontest als Sängerin zu verteten. Ich hatte in diesem Jahr kurze Fernsehauftritte und so bin ich einigen Leuten aufgefallen. Ich war über das Angebot eher verwundert denn meine musikalische Welt war weit entfernt von Pop und Kommerz. Ich zögerte aber nicht lange und nahm die Herausforderung an und ich bereue es überhaupt nicht, auch wenn ich im letzten Drittel in der Bewertung gelandet bin. Eigentlich hatte ich von vornherein keine Chance, denn es war genau in der Zeit wo Kurt Waldheim Präsident wurde und Österreich war in der Weltöffentlichkeit unten durch. Ich bekam nur Punkte von Deutschland daß fast immer Österreich unterstützt, und weit entfernte Länder wie Finnland und Portugal. In Israel, wo ich damals als Sängerin schon bekannt war, war man eher sauer auf mich. Wie konnte ich als Israelin ein "Naziland" vertreten? Die Österreicher hatten vielleicht gehofft, mit einer jüdischen Sängerin die Gunst der Welt zu bekommen. Aber es hat nichts genützt, trotz der wirklich schönen Ballade, die ich interpretiert habe. Mich hat der Song Kontest jedenfalls in meiner Karriere sehr viel weiter gebracht. Im Nu war ich im Land bekannt, und alle Türen standen für Auftritte offen, Angebote kamen von diversen Festivals. Es war eine Gelegenheit, mich als Jazzsängerin durchzusetzen. So blieb ich in Österreich "picken" obwohl die Sehnsucht nach Paris bis heute besteht. In den Jahren davor verbrachte ich alle Sommerpausen in Israel, wo ich immer nach Musikern Ausschau hielt, um in Kneipen zu spielen. So stieß ich wieder auf Eli Meiri, der in dieser Zeit sein Klavierstudium an der Berklee College of Music in Boston machte, und auch die Sommermonate in Israel verbrach. Die Zusammenarbeit wurde immer intensiver und 1987 gelang uns ein großer Durchbruch in Israel. Die Musik war auch höchst eigenständig und neu: es ging uns nicht darum Jazzstandards zu interpretieren, sondern wir schrieben eigene Kompositionen, die zwar im Bereich der Fusion beheimatet waren, aber mit vielen orientalischen Klängen. Ich sang Englisch, Französisch, Deutsch, Hebräisch, Jiddisch, Arabisch und in noch nicht identifizierten Afrikanischen Dialekten. Der Erfolg kam ganz unerwartet, die Presse war nach uns verrückt. In Israel geht aber generell alles spontan und schnell, das Publikum ist sehr offen und hat keine kulturellen Barrieren. So ließ ich die Band immer wieder nach Österreich einfliegen, um Konzerte zu geben. Hier ging alles etwas langsamer aber nicht weniger erfolgreich. Aus dieser Zeit stammt das Doppelvinylalbum "Orient" daß als CD weltweit über die WEA vertrieben wurde. Ab 1989 verließ Eli Meiri endgültig New York, um mit mir in Wien zu Leben. Es war keine leichte Entscheidung denn er war in der Jazzszene schon sehr aktiv und spielte mit Jazzlegenden wie Dizzie Gillespie, Dave Liebmann und Steve Großmann. Aber in Europa war mehr los, vor allem haben die Europäer viel mehr Respekt vor dem Jazz, es gibt Festivals, Subventionen und Verbände. In N.Y. aber müssen Jazzgrößen in Chinesischen Restaurants oder auf jüdischen Hochzeiten spielen, um die Miete zu bezahlen. So hatten wir die Gelegenheit in den größten Jazzfestivals aufzutreten, in Montreux spielten wir 1988 auf der kleinen Bühne und das Echo war dermaßen groß, daß Claude Nobs uns drei Tage später wieder einfliegen ließ, um auf der Hauptbühne zwischen Miles Davis und Herbie Hancock zu spielen. Wir hatten das Glück auf etlichen Jazzwettbewerben erste Preise zu gewinnen (Siehe Biographie) und 1989-90 eine eigene Fernsheshow für den ORF zu gestalten und moderieren "Sesam Öffne dich" eine Art phantastische Game show mit viel Musik. 1990 gab es zwischen zwei Festivals eine Hochzeit in Israel am Dach des Hauses meiner Eltern und im Februar 1991 kam Jasmin zur Welt. 1991 bearbeiteten wir anläßlich des Mozartjahres "Die Zauberflöte", ein Projekt mit dem wir bis heute gelegentlich auftreten. Aus dieser Zeit stammt die CD "Mozart Anders". Ich singe sowohl die Männer als auch die Frauenarien, der Text ist original geblieben. Die musikalische Bearbeitung reicht von swing bis Rock mit sehr vielen Orientalischen Rhythmen. Zu meiner Überraschung hat es auch in Österreich, wo Mozart ein Art Heiliger ist, nur Lob gegeben. (Siehe Presse) 1992 hat man uns gebeten in Innsbruck in einer Kirche am Ostersonntag jüdische Pessah-Lieder zu singen. Die Euphorie de Publikums an diesem Abend kann man mit Worten kaum schildern. Das war eigentlich für uns der Anlaß, uns tiefgehend mit unseren Wurzel zu befassen. Wir begannen ein Programm aufzustellen, daß nur auf jüdischen Kultgesängen basierte. Es ging uns vor allem darum, die Vielfalt der jüdischen Kultur zu präsentieren, denn in Europa kennt man vor allem die Ghetto und die Klezmermusik, die in Israel eher verpönt ist; man assoziert damit die Shoa und den wehrlosen unterdrückten Juden. In Israel überwiegt die typisch israelische Musik die sehr westlich amerikanisch orientiert ist. In den letzten Jahren konnten sich aber orientalische Klänge und Rhythmen endgültig durchsetzen. In der CD "Jewish Spirituals" kommen sowohl hassidische als auch sephardische und jemenitische Kultgesänge vor. Der Jemen und generell die Sehnsucht nach dem Osten waren bei mir immer präsent. Ich habe diese Kultur nicht nur musikwissenschaftlich erforscht,sondern ich trage sie in meiner Erinnerung, die Erinnerung der Sabbat Abende bei meinen Großeltern in Tel-Aviv, wo sehr viel jemenitisch gesungen wurde. Sie sind Ende des vorigen Jahrhundert zu Fuß von Jemen nach Palästina eingewandert um im Heiligen Land zu leben. Der Opa hatte eine mächtige Gesangsstimme, und er war der Kutscher vom Theodor Herzl. Als Herzl in den zwanziger Jahren nach Palästina kam, suchte er nach einem jüdischen Kutscher, der im nach Jerusalem bringen könnte. Die Reise war sehr gefährlich, denn überall lauerten Räuberbanden. Mein Opa hatte vor nichts Angst und bewarb sich. So schließt sich der Kreis von Jemen nach Wien. Timna bedeutet "Jemen" auf hebräisch. Brauer ist ein "erkaufter" Name; die Familie meines Vaters hieß Segal, aber mein Opa fälschte seinen Paß, um 1917 aus Russland nach Österreich zu fliehen. Bevor er meine wiener Oma kennenlernte, lebte er in einem Männerheim zusammen mit Adolf Hitler. Später erzählte er meinem Vater von dem verrückten Hitler, der stundenlang Reden hielt obwohl ihm niemand zuhörte. Der Opa wurde im KZ ermordert. Die jemenitische Großmutter konnte weder lesen noch schreiben, noch wußte sie genau wann sie geboren wurde. Doch sie war eine hervorragende Geschäftsfrau und gebar 14 Kinder. Damals sprach man in Palästina nur Arabisch, Englisch oder Jiddisch. Sie hat Hebräisch nie gelernt und sprach mit mir nur Arabisch. Ich verstand kaum etwas, aber diese wunderbare Sprache liegt mir bis heute im Ohr, und deshalb singe ich sie mit Genuß und Selbsverständlichkeit. Hebräisch und Arabisch sind verwandt, und es ist mir auch wichtig, hier Brücken zu schaffen. 1995 haben wir mit 40 Israelischen Künstlern eine Musikshow für das Ronacher Theater in Wien produziert, wo das Multikulturelle in der jüdischen Kultur das Thema war. Drei Wochen konnten wir das Publikum begeistern. Doch noch mehr berührt es mich, wenn ich in den winzigstes Kaffs in der Steiermark oder Bayern spiele, und die Leute vor Freude fast weinen. Trotzt latentem Antisemitismus gibt es im deutschsprachigem Raum eine Sehnsucht nach dieser Kultur, die einmal so präsent war. Aber auch junge Leute "vom Dorf", die mit der jüdischen Kultur nie in Berührung gekommen sind, lassen sich mitreißen. Irgendwo ist ein gemeinsames Erbe da, und ich komme mir wahrhaftig wie eine Botschafterin vor, seitdem ich mit diesem Repertoire auf Tournee gehe. Eigentlich gibt es nichts schöneres als über die Musik Brücken schlagen zu können. Das Thema von "Jewish Spirituals" ist Folklore und Ethno, die Verpackung aber offen, jazzig. Ich würde mich auch nicht als Folkloristin bezeichnen. Authentische Folklore können nur Künstler weitergeben, die eine einzige und definierte Identität haben. Ich bin aber an so vielen Plätzen zu Hause, und mir ist das französische Chanson genauso vetraut wie arabische Musik oder der Jodler. Ich kann nur die Folklorelemente als Inspiration nützen, um dafür aber etwas neues zu schaffen. Am leichtesten Brücken zuschlagen ist es mit Kindern. Parallel zu unseren Konzerten haben wir auch Kinderprogramme, mit dem wir liebend gerne auftreten: "Reise durch die Weltmusik" und "der kleine Mozart", Interaktiv gestaltet, kommen die Kinder auf die Bühne um Stimmtechnicken aus aller Welt nachzuahmen, Musikstile zu erraten und zu verschiedenen Rhythmen, (von Walzer zu Afro, über Twist und Samba) zu tanzen. Es ist für uns Erwachsene immer wieder verblüffend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder sich mit einem afrikanischen Lied oder einem Bauchtanz identifizieren. 1996 übernahm ich als Dozentin die Klasse für Jazzgesang an der Hochschule für Musik in Wien, gab es jedoch nach einem Semester aus Zeitmangel auf. Die Europaweite Managementtätigkeit, 100 Konzerte pro Jahr und zwei Kinder füllen die Tage voll aus. 1997 kam der kleine Jonathan auf der Welt. Mitte der 90er Jahre kam die CD „“Chansons & Violons“, Lieder von Georges Brassens und Jacques Brel mit einer Adaptation für Kammermusik heraus. Seit 1998 spielte ich die Jenny in der Dreigroschenoper mit dem Ensemble Mondern Frankfurt unter der Leitung von H.K.Gruber (Aufnahmen für BMG, Auftritte u.A. beim Schleswig-Holstein Musikfestival, Musiktriennale Köln, etc.) 2001 spielte ich die Evita auf der Sommerseebühne Klagenfurt 2002-2004 war ich mit dem Ensemble auf großer Europatourne mit dem Projekt „Voices for Peace“. Das ist ein Programm mit jüdischen, moselmischen und christlichen Kirchengesängen mit 2 Chören, einem Israelischen und einem Palästinensischen. 2004 Uraufführung von „Percussion“ im Auftrag des Musikvereinsaal, Wien Gestaltung der Kinderklangwolke in Linz im Auftrag des Brucknerhauses mit dem Musikmärchen „Die begeisterten Trommeln“. 2005 enge Zusammenarbeit mit dem Ueberreuter Verlag: „Kinderlieder aus Europa“, „Der kleine Mozart“ 2007 Mitwirkung bei Dancing Stars (ORF)