Sprachen Florian Risch Die paradoxe Spannung von Leid und Liebe als gegenseitige Bedingung Betrachtung eines klassischen Motivs des Minnesangs Studienarbeit Universität Bremen, Fachbereich 10: Sprach - und Literaturwissenschaften Hausarbeit im Modul: A2 Grundlagen der Literaturwissenschaft II Seminar: Minnesang Veranstaltungskennziffer: 10-79-2-A2-12 Semester: Sommersemester 2012 Titel der Hausarbeit: Die paradoxe Spannung von Leid und Liebe als gegenseitige Bedingung Name: Florian Risch Fächer: Philosophie als PF; Germanistik als KF Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................................. 2 2. Interpretationen......................................................................................................... 3 2.1 Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs ................................................... 3 2.2 Sin hiez mir nie widersagen ......................................................................... 4 3. Tagelied als mögliche Folge des Hohen Minnesangs ................................................ 5 4. Wiederholung als Gewaltmoment .............................................................................. 7 5. Tageshass .................................................................................................................... 8 6. Ehebruch im Kontext der Folgebeziehung von Hoher Minne und Tagelied ............ 9 7. Die Dialektik ............................................................................................................ 11 8. Erzähllied .................................................................................................................. 12 9. Fazit und Resümee ................................................................................................... 14 10. Quellenverzeichnis ................................................................................................. 16 ~ 1 ~ 1. Einleitung Diese schriftliche Ausarbeitung basiert auf einer Formulierung im Sammelband „Minnesang: Mittelhochdeutsche Liebeslieder“ von Dorothea Klein. Im Anhang an die gesammelten Liebesgedichte findet sich eine tiefgreifende Kommentierung der Schriften und Fragmente. In solch einem Kommentar, nämlich zu Wolfram von Eschenbachs Den morgenblic bî wahtæres sange erkôs, definiert die Herausgeberin das Thema des Liedes hinsichtlich der „Liebe als causa und remedium des Leids“ bzw. des „Leid[s], das umgekehrt die Ekstase hervortreibt.“ Insgesamt ergebe sich hier als eine „paradoxe Spannung“ innerhalb des Liedverlaufs.1 Diese Hausarbeit wird die angedeutete Spannung, die scheinbar in einer Art Widerspruch ihre Wurzeln findet, zu bestimmen versuchen. Dabei wird auf die Ausgabe von Dorothea Klein zurückgegriffen, aus welcher einige Texte gegenübergestellt werden sollen. Zum Einen muss natürlich der Ausgangspunkt der Idee zu Worte kommen - und zwar das oben genannte Werk Wolfram von Eschenbachs. Desweiteren Heinrich von Morungens Sin hiez mir nie widersagen. Offensichtlich soll also eine Gegenüberstellung provoziert werden; ein Text aus der Riege des Tagelieds, also eine narrativ geprägte Schrift, und einer aus der Hohen Minne werden dementsprechend kontrastiert. Auf dieser Auswahl soll der Fokus liegen, wobei natürlich auch andere Werke der Autoren oder des Themenbereichs zu Hand genommen werden sollten, beispielsweise eine Pastourelle oder ein Erzähllied, wobei sich die konkrete Auswahl für weitere Primärtexte im Arbeitsverlauf entscheiden wird. Die Kernfrage wird sich also daran bemessen, inwiefern sich die verschiedenen Minnesang – Typen bezüglich des Leidmotivs unterscheiden und wie sich die Unterschiede an Hand der lyrischen Form ablesen lassen, das heißt wie das Vorhanden- beziehungsweise Abwesendsein von narrativen Elementen auf das oben erläuterte Spannungsfeld auswirken. Schlüsselbegriffe sind also neben der Liebe und dem Leid als Gegenpole auch die Themenfelder von Gewalt, Macht und Unterwürfigkeit – falls sich dies an diesem Punkt der Arbeit schon herausstellen lässt. Geschlechterrollen oder Geschlechterkonzepte mögen für die Aufklärung der These eine Rolle spielen, sofern dies nicht in eine soziohistorische Untersuchung ausartet, also der literaturwissenschaftlichen Ausarbeitung dient. Trotzdem bleibt die Frage interessant – und diese Frage ist wohl einer der wichtigsten der Mediävistik – inwiefern die Dichter eine Spannung ihrer Zeit verarbeiteten, kritisierten oder zunächst nur 1 Klein 2010, 519. ~ 2 ~