V A R I A Unternehmen Morbus Crohn Bakterieninvasion durch Defensin-Mangel B ei der Aufklärung der Ätiologie des Morbus Crohn scheinen die Wissenschaftler ein Stück weitergekommen zu sein: Eine Arbeitsgruppe um Prof. Eduard Stange (Stuttgart) hat nachgewiesen, dass Crohn-Patienten gegenüber Gesunden deutlich weniger Defensine in der Darmschleimhaut exprimieren. Es handelt sich dabei um kleine, nur 30 bis 42 Aminosäuren lange Peptide, die antibiotisch wirksam sind. „Sie gehören zum angeborenen Abwehrsystem und sind war lange diskutiert worden, die Erkrankung gehe maßgeblich auf Infektionen zurück, da viele Patienten auf Antibiotika gut ansprechen. Die Infektionen seien jedoch offensichtlich nur ein sekundärer Effekt, meint der Stuttgarter Wissenschaftler. Die Daten seien zudem kein Widerspruch zu der nachgewiesenen Assoziation des Morbus Crohn mit Mutationen im NOD2-Gen. „NOD2 vermittelt die Freisetzung von Defensinen, sodass eine Mutation in diesem Gen mit einer gestör- kung mit milder bis mäßiger sowie schwerer Krankheitsaktivität differenziert. Beim milden bis moderaten akuten Schub wird primär mit 5-Aminosalicylsäure in einer Dosierung von 3 bis 4 g/die (zum Beispiel Salofalk®) behandelt und bei ileozökalem Befall auch mit Budesonid. Beim schweren akuten Schub ist hingegen Prednisolon indiziert und bei steroidabhängigem oder steroidresistentem Verlauf das Immunsuppressivum Azathioprin in einer Dosierung von 2,5 mg/kg pro Tag. Alternativ kann mit 6-Mercaptopurin oder Methotrexat behandelt werden. Zurückhaltung ist nach Meinung von Kruis bei der Behandlung mit Infliximab geboten, das vor allem wegen des hohen Risikos schwerer und potenziell lebensbedrohlicher Nebenwirkungen der Medikation. „Die grundsätzlich gute Prognose sollte gegen das Inkaufnehmen risikobeladener Behandlungsmöglichkeiten kritisch abgewogen werden.“ Oft hilft auch Geduld und der konsequente Einsatz der Standardtherapeutika. Der Kölner Wissenschaftler machte ferner darauf aufmerksam, dass die Behandlung von Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung nicht nur streng nach den Regeln der evidenzbasierten Medizin erfolgen darf: „Die Krankheitsbilder sind außerordentlich vielfältig in ihrem Verlauf, und es muss stets auch die individuelle Situation der Patienten berücksichtigt werden mit dem Ziel des Erhalts oder sogar der Verbesserung der Lebensqualität.“ Christine Vetter Pressekonferenz „10 Jahre Gastroenterologie-Seminarwoche Titisee“ in Titisee, Veranstalter: Falk Foundation e.V. Abbildung: Prof. Eduard Stange Kurz informiert Bei Mangel an Defensinen heften sich die Bakterien (gelb) wie ein Biofilm auf der Darmschleimhaut an. offenbar dafür verantwortlich, dass eindringende, den Darm schädigende Mikroorganismen adäquat eliminiert werden“, berichtete Stange. Fehlen die Defensine, so können sich die eindringenden Bakterien wie ein Biofilm auf der Darmschleimhaut anheften. Es kommt zu einer vermehrten Bakterieninvasion, was Entzündungsreaktionen in der Darmschleimhaut, wie sie für den Morbus Crohn typisch sind, initiiert und unterhält. Die neue Hypothese steht im Einklang mit bislang nicht zu erklärenden Beobachtungen beim Morbus Crohn. So A 1608 ten Induktion der Defensine einhergehen kann.“ Die Erkenntnisse können eventuell zu einer Optimierung der Therapie führen. Diese verspricht Stange sich von Wirkstoffen, die die Defensinbildung ankurbeln, wie es beispielsweise von E. coli Nissle und auch vom Schweinebandwurm Trichuris suis bekannt ist. Entsprechend den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten wird bei der Standardtherapie des Morbus Crohn nach Aussage von Prof. Wolfgang Kruis (Köln) zwischen einer Erkran- Deflatop Corticoid-Schaum – Die Fujisawa Deutschland GmbH hat eine innovative Darreichungsform des topischen Glucocorticoids Betamethasonvalerat zur Behandlung von corticoidsensiblen Kopfhautdermatosen eingeführt. Der neue Deflatop®Schaum ist hochwirksam und findet aufgrund seiner guten kosmetischen Eigenschaften gute Akzeptanz bei Patienten, die zum Beispiel an Psoriasis und Alopezia areata leiden. Etwa eine Million Menschen sind an einer Psoriasis der Kopfhaut erkrankt. Trotzdem wenden viele Patienten die verordnete Medikation nicht regelmäßig an, weil die zur Verfügung stehenden Formulierungen die Haare verkleben und ungepflegt erscheinen lassen. Deflatop bildet einen stabilen, luftigen Schaum, der aufgrund seiner thermosensiblen Eigenschaften bei Kontakt mit der Kopfhaut rasch schmilzt. Zurück bleibt ein feiner, nicht fettender Hydrolipidfilm, der die Resorption des Wirkstoffs in die Haut verbessert. NovoSeven – Novo Nordisk hat eine Erweiterung der Zulassung für das Produkt NovoSeven®, ein rekombinanter Faktor-VIIa, erhalten. Das Präparat ist nun auch indiziert zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen bei angeborenem Faktor-VII-Mangel sowie bei der Thrombasthenie Glanzmann mit Antikörpern und Refraktärzustand gegenüber Thrombozytentransfusionen. Akne-Therapie – Die Dr. R. Pfleger GmbH (Bamberg) erweitert ihre dermatologische Palette durch die Einführung des Produktes Nadixa® mit dem Wirkstoff Nadifloxacin. Nadixa-Creme, das erste topische Chinolon in der Akne-Therapie, ist in den Packungsgrößen 25 und 50 g erhältlich. Es zeichnet sich nach Firmenangaben durch seine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit aus und ist auch gegenüber anderen Antibiotika-resistenten Keimen EB wirksam. Jg. 101 Heft 22 28. Mai 2004 Deutsches Ärzteblatt