Nationale Referenzzentrale für Listeriose Jahresbericht 2010 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene A-1096 Wien, Währingerstr. 25a, Postfach 91 Tel. +43 (0)50 555 37111 Fax +43(0)50 555 37109 E-Mail: [email protected] Ansprechperson: Dr. Steliana Huhulescu Zusammenfassung Im Jahr 2010 wurden in Österreich 34 (vom Referenzlabor kulturell verifizierte) invasive humane Listeriose-Fälle registriert, schwangerschaftsassoziiert waren 3 Fälle. Listeriose war somit in Österreich eine relativ seltene Infektionskrankheit, deren Inzidenz im Jahr 2010 bei rund 0,41/100.000 EinwohnerInnen lag. Dies ist weniger als im Vorjahr, in dem 46 Listeriosefälle festgestellt wurden. In den Jahren 1996 bis 2009 betrug die Inzidenz zwischen 0,1 und 0,56/100.000 EinwohnerInnen pro Jahr. Die Häufigkeit in anderen westeuropäischen Staaten liegt bei 0,2 bis 1,8/100.000 EinwohnerInnen pro Jahr. Die Letalität betrug im Jahr 2010 12 % (4 von 34). Die hohe Letalität dieser Krankheit und gelegentlich auftretende schwerste Dauerschäden verlangen Anstrengungen zur frühestmöglichen Erkennung etwaiger lebensmittelbedingter Ausbrüche. Im Jahr 2009 wurde ein länderübergreifender (6 von 9 Bundesländern) Ausbruch an Listeriose mit Listeria monocytogenes SG 1/2a dokumentiert. Der Ausbruch war durch den Konsum von Sauermilchkäse ausgelöst, ein Produkt das unter mehreren Bezeichnungen vertrieben wurde. Der Ausbruch umfasste im Jahr 2009 13 Fälle, fünf davon mit letalem Ausgang. Im Jahr 2010 umfasste dieser Ausbruch 12 Fälle. Im Jahr 2010 wurde ein weiterer Ausbruch an Listeriose mit Listeria monocytogenes SG 1/2a in einem Haushalt dokumentiert. Dieser Ausbruch umfasste 3 Fälle (einen Fall von invasiver Listeriose und zwei Fälle mit positivem Nachweis vom Ausbruch-Stamm im Stuhl). Summary In 2010 a total of 34 microbiologically confirmed human cases of invasive listeriosis were recorded for Austria, three of them pregnancy related. Thus, listeriosis can be regarded as a relatively rare infection, with an annual incidence of 0.41 cases per 100,000 inhabitants in 2010. This corresponds to incidences of 0.1 to 0.56 in the years 1996 to 2009 and is similar to 1 the incidences in most other western European countries (0.1-1.8). Lethality was high, with 12 % (4 out of 34) in 2010. This high case fatality ratio and sequalae like permanent disability demand every effort to recognize potential food-associated outbreaks as early as possible. In Austria an outbreak of listeriosis was documented in 2009, due to the consumption of a certain cheese, a type of acid curd cheese available in different flavours produced by an Austrian manufacturer. In 2009, the outbreak accounted for 13 outbreak cases, including five cases with lethal outcome and in 2010 it accounted for 12 outbreak cases. In 2010, another outbreak of listeriosis was documented in a household. The outbreak involved three cases (one case of invasive listeriosis, and two cases with positive detection of the outbreak strain in stool), no fatal outcome. Einleitung Listerien sind grampositive stäbchenförmige Bakterien, die in der Umwelt weit verbreitet sind. Innerhalb der Gattung Listeria lassen sich mehrere Arten unterscheiden: L. monocytogenes, L. ivanovii, L. seeligeri, L. welshimeri, L. grayi und L. rocourtiae [1]. Davon hat für den Menschen fast ausschließlich nur Listeria monocytogenes pathogene Bedeutung. Menschliche Infektionen erfolgen hauptsächlich oral durch kontaminierte Nahrungsmittel. Wichtig ist zu wissen, dass sich Listerien auch bei niedrigen Temperaturen, also auch im Kühlschrank, vermehren können. Lebensmittel tierischer Herkunft, insbesondere Fleischprodukte, Lachs, Milch und Käse, stellen die hauptsächlichen Infektionsquellen dar [2]. In den meisten Fällen verläuft bei Menschen mit guter Abwehrlage eine Infektion aber ohne sichtbare Krankheitszeichen oder nimmt einen harmlosen Verlauf mit Symptomen wie Fieber, Erbrechen und Durchfall. Bei 1-5 % aller Menschen findet sich im Stuhl eine vorübergehende Anwesenheit von Listerien [3]. Die meisten Erwachsenen haben gegen geringe Keimzahlen von Listerien eine natürliche Immunität. Während der Schwangerschaft ist diese Immunität jedoch eingeschränkt. Es besteht auch die Möglichkeit einer Übertragung von der Mutter auf das Kind. Dabei kann eine Infektion mit L. monocytogenes zu Totgeburt, Frühgeburt oder Neugeborenenlisteriose führen. Bei Immungeschwächten, z. B. Alten, Krebs- und AIDSKranken, kann es zu Hirn- oder Hirnhautentzündung sowie zu Sepsis kommen [4,5]. Ergebnisse Im Jahr 2010 wurden in der Österreichischen Referenzzentrale für Listerien 34 ListerienStämme von invasiven humanen Erkrankungen untersucht (Tab. 1). Dies entspricht einer Inzidenz von 0,41/100.000 EinwohnerInnen. In den Jahren 1996 bis 2009 lag die Inzidenz zwischen 0,1 und 0,56/100.000 EinwohnerInnen pro Jahr. Die Letalität betrug 2010 12 % (4 von 34) (Abb. 1). Die 34 Listeriosefälle verteilten sich auf 12 Monate. Am häufigsten betroffen war das Bundesland Niederösterreich mit 10 Fällen, gefolgt vom Bundesland Wien mit 8 Fällen und dem Bundesland Steiermark mit 6 Fällen. Je vier Fälle traten in Oberösterreich und Salzburg auf, je einen Fall registrierten Tirol und Kärnten (Abb. 2). 2 19 Stämme konnten dem Serotyp 1/2a zugeordnet werden, 10 dem Serotyp 4b, 4 dem Serotyp 1/2b und 1 Stamm dem Serotyp 1/2c. Abb.1 Kulturell verifizierte Listeriose-Fälle in Österreich 1997-2010 (Mutter/Kind-Infektionen als ein Fall gezählt) 50 45 40 35 30 Letal Isolate Schwangerschafrassoziiert 25 20 15 10 5 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Abb.2: Listeriose-Fälle in Österreich 2010; regionale Verteilung Listeriose in Österreich- 2010 Fälle K; 1 S; 4 NÖ; 10 OÖ; 4 NÖ W T ST OÖ S K ST; 6 T; 1 W; 8 3 Tab. 1: Humanisolate von Listeria monocytogenes, Österreich 2010 # Datum des Proben eingangs Serovar (Alter) Sex m/ w Einsender (Erreger isoliert in…) Probenart Grundkrankheit/ Symptome Ausgang (28 Tage) 1 15.01.10 1/2a (74) m LKH Mistelbach – (Institut für Pathologie und Mikrobiologie) Blut und Liquor Meningitis, Pneumonie entlassen NÖ 2 19.01.10 1/2a (73) w KH Mittersill Interne Abt. (SALK Labor) Blutkultur SLE mit CortisonTherapie, Meningeom, Durchfall; H1N1 pos. entlassen S 3 26.01.10 1/2a (71) w SMZ-Ost Donauspital(Pathologisch-bakt. Institut) Blutkultur Meningoenzephalitis verstorben W 4 02.02.10 1/2a (74) m LKH Rohrbach (Nervenklinik Wagner Jauregg: Institut für Mikrobiol. und Hyg.) Blutkultur Multiples Myelom entlassen OÖ 5 03.02.10 1/2b (59) m AKH Wien CAPDAmbulanz (Klinische Mikrobiologie) Dialysat CAPD verstorben NÖ 6 04.02.10 1/2a (74) m SALK (SALK-Labor) Blutkultur N. bronchi, COPD, PAVK; Fieber/Bakteriämie entlassen S 7 05.02.10 1/2a (81) m LK Krems (Pathologie) Blutkultur Pneumonie entlassen NÖ 8 09.02.10 1/2a (77) m SMZ-Ost Donauspital (Bakteriologie) Blutkultur +Wirbelsäule aspirat Spondylodiszitis Sepsis entlassen NÖ 9 09.02.10 1/2a (69) m AKH Wien (Klinische Mikrobiologie) Blutkultur Hirnabszeß entlassen W 10 A 11.02.10 1/2a (32) w LK Salzburg GynäkologieNeonatologie (SALK Labor) Vaginalab strich Gravid 25 SSW (Blutung) Frühgeburt per Kaiserschnitt entlassen S 10 B 23.02.10 1/2a (0) w LK Salzburg GynäkologieNeonatologie (SALK Labor) Bronchialsekret Frühgeburt (25 SSW) entlassen S 11 26.02.10 1/2a (81) m Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried (PathologieBakteriologie) Liquor Hypertonie entlassen OÖ 12 26.02.10 1/2a (89) m Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried (PathologieBakteriologie) Blutkultur Aortenstenose entlassen OÖ 13 02.03.10 1/2a (69) w Landesklinikum St. Pölten (Inst. für Hyg. und Mikrobiologie) Blutkultur und Liquor Alkoholische Leberzirrhose, DM entlassen NÖ 4 BL 14 03.03.10 1/2a (78) m KH OberwartNeurologie (Inst. für Hygiene Graz) Stuhl Listerien-Meningitis entlassen ST 15 18.03.10 1/2a (86) m Evangelisches KH Wien (Lab. Kosak) Blutkultur KHK; Patient asymptomatisch entlassen W 16 26.03.10 1/2c (66) m KFJ Spital Dialyse-Abt. (Pathol. Bakt. Institut) Blutkultur CNI; Sepsis; DM entlassen W 17 22.04.10 1/2a (68) w LKH Univ. Klinikum Graz (Inst. für Hyg. und Mikrobiologie Graz) Blutkultur Neutropenisches Fieber bei CUP entlassen ST 18 26.04.10 1/2a (84) w Landesklinikum Waldviertel Horn (Mikrobiologisches Labor) Liquor CLL entlassen NÖ 19 27.04.10 4b (76) m LKH Klagenfurt (Mikrobiologisches Labor) Blutkultur Sepsis; Enzephalitis (4 Tage nach Zahnextraktion) entlassen K 20 29.04.10 4b (77) w SMZ-Ost Donauspital (Bakteriologie) LWSAbstrich WK-Einbrüche entlassen NÖ 21 28.04.10 4b (0) w SMZ-Süd-KFJ-Spital Wien (Pathol. Bakt. Institut) Ohr/Rachenabstrich Sepsis entlassen W 22 14.05.10 1/2b (81) m Landesklinikum Donauregion Tulln (Landesklinikum KremsPathologie) Perikarderguss Card. Decomp., COPD, NI, DM, Zirrhosis hep. verstorben NÖ 23 18.05.10 4b (24) m Univ. Klinik für Neurologie Graz (Inst. für Hyg. und Mikrobiologie Graz) Liquor Meningitis entlassen ST 24 26.05.10 4b (79) m Landesklinikum St. Pölten Neurol. 1 (Inst. für Hyg. und Mikrobiologie) Blutkultur M. Parkinson; Multiinfarkt-Demenz; Vorhoffflimmern; Fieber entlassen NÖ 25 08.06.10 1/2a (29) w SMZ-Ost-Donauspital (Pathol. Bakt. Institut) Blutkultur Metatstsierendes Mammakarzinom entlassen W 26 17.06.10 4b (61) w Steiermärkische Krankenanstaltenges. m.b.H. (Institut für Hygiene und Mikrobiologie) Blutkultur Fieber, grippale Symptomatik entlassen ST 27 26.07.10 4b (75) w Landeskrankenhaus Vöcklabruck (Institut für Pathologie/Mikrob.) Blutkultur Leukämie entlassen OÖ 28 11.08.10 1/2a (85) m KH Hall (Med. Uni Innsbruck, Sektion für Hyg. und Med. Mikrobiologie) Blutkultur z.n. Myokardinfarkt verstorben T 29 06.09.10 4b (73) w KH Hietzing, Wien (Pathologie und kl. Bakteriologie) Blutkultur Sepsis + Meningitis entlassen W 30 11.10.10 4b (0) m LKH Leoben Liquor Sepsis + Meningitis entlassen ST 5 (Pathologisches Institut) 31 27.10.10 1/2b (70) m AKH Wien, Chron. Dialyse.1 (Mikrobiologie) Blutkultur CNI; Leberzirrhose, Aszites entlassen W 32 09.11.10 4b (77) m LKH Voitsberg (Steiermärkische KrankenanstaltengmbH (Institut für Hygiene und Mikrobiologie) Blutkultur Fieberhafter Infekt Sepsis? entlassen ST 33 23.11.10 1/2b (70) m Privatklinik Wehrle (Lab. Dr. MustafaSalzburg) Ascites Ascites, Leberzirrhose entlassen S 34 15.12.10 1/2a (57) m LKH Krems-Interne (Pathologie) Blutkultur Ak. Resp. Insuff.bds. Myotone DystrophieCurschman Steinert entlassen NÖ Zwei Isolate stammen aus normalerweise nicht sterilen Untersuchungsmaterialien (Stuhl von einem Fall mit Meningitis, und Vaginalsekret von einer Mutter eines Neugeborenen mit Listeriose). Ein verspätet eingesandtes Isolat aus dem Jahr 2009 (Wien) ist in der Tabelle nicht inkludiert. Tab. 2: Stuhlisolate von L. monocytogenes ohne systemische Erkrankung, Österreich 2010 # Datum des Probeneingangs Serovar (Alter) Sex m/ w Einsender (Erreger isoliert in…) Probenart Grundkrankheit/ Symptome 1 02.03.10 1/2a (83) w Magistrat der Stadt Villach (Gesundheitsabteilung) Stuhl Z.n. Quargelkonsum (Pat. symptomlos) hat Antibiotika bekommen K 2 05.03.10 1/2a (68) m FA für Innere med.(Inst. für Hygiene Graz) Stuhlisolat hat Antibiotika bekommen ST 3 20.05.10 1/2a (55) w BH Waidhofen an der Thaya Stuhl Z.n. Quargelkonsum (hat Durchfall gehabt, zur Zeit der Untersuchung symptomfrei) Umgebungsunt. bei Fall L45 NÖ 4 20.05.10 1/2a (28) w BH Waidhofen an der Thaya Stuhl Symptom frei z.Z. der Untersuchung Symptom frei z.Z. der Untersuchung Umgebungsunt. bei Fall L45 Ausgang (28 Tage) 6 BL NÖ Abb. 3: Listeriose-Fälle 2010-Altersverteilung 30 25 20 15 Anzahl der Fälle 10 5 0 0-4 5-14 15-24 25-44 45-64 ≥65 Diskussion Mit einer Inzidenz von rund 0,41 Fällen pro 100.000 EinwohnerInnen liegt die Häufigkeit der Listeriose in Österreich über dem Durchschnitt der Vorjahre. Die Häufigkeit ist vergleichbar mit der anderer westeuropäischer Staaten (0,1 bis 1,8 Fällen pro 100.000 EinwohnerInnen pro Jahr), wobei in manchen europäischen Ländern (Irland, Litauen, Niederlande, Spanien, Dänemark und UK) eine steigende Tendenz registriert wird [4, 6,12]. Im Jahr 2010 wurden in Österreich 4 Todesfälle dokumentiert, was bei 34 Erkrankungen einer Letalität von 12 % entspricht. Dies ist weniger als in drei Jahren zuvor. Im Jahr 2010 wurden drei schwangerschaftsassoziierte Listeriose-Fälle registriert, keiner davon mit tödlichem Ausgang. Fast alle PatientInnen wiesen prädisponierende Faktoren auf (Alter > 60 Jahre, Karzinom, Immunsuppression, Alkoholabusus). Nur in fünf Fällen waren PatientInnen im Alter von unter 60 Jahren (24 bis 59 Jahre) betroffen (Tab.1). Den hauptsächlichen Infektionsweg stellt die Aufnahme von kontaminierten Milchprodukten, Fleisch, Fisch und Gemüseprodukten dar [5]. Eine wesentliche Aufgabe der nationalen Referenzzentrale besteht darin, durch molekulargenetische Feintypisierung aller Isolate und durch die Erhebung epidemiologischer Daten etwaige Ausbrüche (das epidemische Auftreten von Listeriose) rasch erkennen zu können, um somit gezielte Interventionsmaßnahmen zur Prävention zu ermöglichen [7,8,9]. Der Großteil der Listeriosen manifestiert sich jedoch in sporadischen Fällen. Nur vereinzelt gelingt es bei solch sporadischen Fällen durch Nachweis identer Listeria-Isolate in Lebensmitteln und bei PatientInnen den Infektionsweg aufzuklären. Die nationale Referenzzentrale konnte im Jahr 2010 in vier Situationen solche idente Lebensmittelisolate nachweisen. Vier Humanisolate (L63/10, L57/10, L50/10 und L46/10) 7 waren voneinander nicht zu unterschieden sowie mit Isolaten aus Rohmilch und Küchenabstrichen aus dem Patientenumfeld L46/10 ident. Das Humanisolat L29/10 war mit einem Lebensmittelisolat (Forelle) ident. Das Humanisolat L56 war mit einem Lebensmittelisolat aus dem Patientenhaushalt (Fisch) ident. Das Humanisolat L47/10 war mit mehreren Lebensmittelisolaten (Räucherfisch) ident (Abb. 4). Am 14.08.2009 hatte die Nationale Referenzzentrale in drei Einsendungen (Listeria monocytogenes Serotyp 1/2a) aus Österreich ein identisches, neuartiges PFGE-Muster (= Ausbruchsstamm) festgestellt. Bis zum Jahresende erhöhte sich die Anzahl dieser österreichischen Ausbruchsfälle auf insgesamt 13, davon fünf Todesfälle. In den ersten drei Monaten des Jahres 2010 wurden weitere 12 Fälle registriert (Abb. 4). In einem weiteren Fall wurde der Ausbruch-Stamm im Stuhl nachgewiesen, ohne klinische Zeichen einer systemischen Erkrankung. Der arithmetische Altersdurchschnitt dieser PatientInnen betrug 74,2 Jahre (57 – 88) und 21 davon waren männlich. Die Fälle verteilen sich über sieben von neun österreichischen Bundesländern (Steiermark, Kärnten, Niederösterreich, Wien, Salzburg, Burgenland, Oberösterreich). Die infektionsepidemiologischen Untersuchungen der AGES ergaben am 15.1.2010 einen bestimmten Weichkäse als hochwahrscheinliches Vehikel. Die beiden ursächlichen Ausbruchsstämme konnten im Januar 2010 auch im inkriminierten Lebensmittel, welches am 23.1.2010 vom Markt genommen wurde, nachgewiesen werden [10, 11]. Im Jahr 2010 wurde ein zweiter Ausbruch in einem Haushalt im Bundesland Niederösterreich dokumentiert (Tab. 1 und 2; Abb. 4). Dieser Ausbruch umfasste 3 Fälle: ein Fall an systemischer Listeriose (L45) und zwei Fälle mit Isolierung des Ausbruchstammes aus dem Stuhl (L51 und L53). Der Ausbruch war durch den Konsum von selbsthergestellten Topfennockerl verursacht. Das inkriminierte Lebensmittel stand für die mikrobiologische Analysen nicht mehr zur Verfügung. Die Einhaltung allgemeiner Küchenhygiene-Regeln spielt eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Infektionen mit Listeria monocytogenes. Grundregeln, um das Risiko von Lebensmittelinfektionen zu minimieren, sind: Fleisch- und Fischgerichte gründlich durchgaren Rohmilch vor Verzehr abkochen Faschiertes (Hackfleisch) nicht roh essen Das regelmäßige Händewaschen (vor der Zubereitung von Speisen) ist eine weitere wichtige Maßnahme zum Schutz vor Listeriosen. Auch sollten Obst, Gemüse und Salate vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Die Zubereitung von Fleisch und rohem Gemüse muss in der Küche auf getrennten Arbeitsflächen oder zeitlich getrennt vorgenommen werden. Diese Arbeitsflächen sollten nach Gebrauch gründlich gereinigt werden. Frisch gekochte Speisen sollten bei der Lagerung im Kühlschrank abgedeckt werden, damit keine nachträgliche Keimeinbringung erfolgen kann. Letztendlich obliegt es aber den Lebensmittelproduzenten sicherzustellen, dass verzehrfertige Produkte bezüglich Listerien kein Gesundheitsrisiko darstellen. 8 Abb. 4: AscI-Pulsed-Feld-Elektrophorese-Muster der humanen L. monocytogenes-Stämme des Jahres 2010 (Lebensmittelisolate im Dendrogramm nicht enthalten) Dice (Opt:0.50%) (Tol 1.0%-2.0%) (H>0.0% S>0.0%) [0.0%-100.0%] 100 PFGE_AscI 80 60 PFGE_AscI L10/10 L11/10-EK1 L14/10 L16/10/#2 L17/10/#1 L18/10/#2 L19/10/#3 L20/10/#1 L30/10 L32/10 L33/10 L36/10 L38/10 I L42/10/#1 L43/10 L21/10/#2 L28/10 L29/10 L56/10/#1 L69/10 L35/10 WH L45/10/#1 L51/10 e/#1 L53/10 b L44/10/#1 L09/10 L48/10/#1 L55/10/#1 L46/10 L50/10 L57/10/2 L63/10/#2 L47/10/#1 L64/10 L58/10/#1 L66/10/#2 L67/10/#3 L49/10/#3 L65/10/#1 L15/10 L60/10/#2 Gesicherte Ausbruchsisolate: L9, L10, L11, L14, L16, L17, L18/19, L20, L30, L32/33, L36, L38*, L42; L18/19; L32/33: jeweils 2 Isolate/PatientIn Stuhlisolat 9 Danksagung Wir bedanken uns bei folgenden Einsendern: SALK Labor GmbH; Pathologisches Institut KH Leoben; Institut für Hygiene und Mikrobiologie Graz; Institut für Hygiene und Mikrobiologie Innsbruck; Mikrobiologisches Labor AKH Wien; Pathologisch-bakteriologisches Institut Kaiser Franz Josef Wien; Institut für Pathologie/Mikrobiologie Vöcklabruck; Institut für Pathologie LKH Krems; Institut für Pathologie Landesklinikum Mistelbach; Pathologisch-bakteriologisches Institut SMZ-Ost Wien; Institut für Hygiene und Mikrobiologie Wagner Jauregg Linz; Pathologie-Bakteriologie KH der Barmherzigen Schwestern Ried; Institut für Hygiene und Mikrobiologie KH St. Pölten; Labor Dr. Kosak Wien; Mikrobiologisches Labor LKH Klagenfurt; Mikrobiologisches Labor Landesklinikum Waldviertel Horn; Institut für Hygiene und Mikrobiologie Steiermärkische Krankenanstaltenges.m.b.H Graz; Pathologie und klinische Bakteriologie Krankenhaus Hietzing Wien; Labor Dr. Mustafa Salzburg. 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