1.5 1.5 Zellzyklus und Apoptose Der Lebenszyklus einer Zelle beginnt mit der vorangegangenen Mitose, der Zellteilung, und endet mit einer erneuten Mitose oder in einem programmierten Zelltod, der Apoptose. Die Zeit dazwischen wird in verschiedene Phasen eingeteilt und als Zellzyklus bezeichnet (s. Abb. 23, S. 25). S-Phase G1-Phase G0-Phase Zellzyklus G2-Phase Mitose Abb. 23: Zellzyklus medi-learn.de/7-bc4-23 Mit der G1-Phase beginnt eine Zelle, nach der Mitose zu wachsen und ihre Zellbestandteile zu synthetisieren. Eine meist vollständig differenzierte Zelle kann in eine G0-Phase eintreten. In dieser Phase pausiert sie und kann sich für lange Zeit aus dem aktiven Zellzyklus heraushalten. Unter dem Einfluss verschiedener Wachstumsfaktoren tritt eine Zelle in die S-Phase ein, synthetisiert verstärkt Histone und repliziert ihre DNA vor einer geplanten Zellteilung ( s. 1.6, S. 28). In der recht kurzen G2-Phase kontrolliert eine Zelle, ob die Verdopplung der Erbinformation korrekt abgeschlossen ist. Nach einer erfolgreichen Kontrolle tritt die Zelle anschließend in die Mitose ein und teilt sich. Sollten jedoch Reparaturvorgänge zu lang dauern oder zu viele Fehler aufgetreten sein, wird ein programmierter Zelltod, die Apoptose, eingeleitet (s. S. 26). www.medi-learn.de Zellzyklus und Apoptose Die Übergänge von einer Zellzyklusphase zur nächsten sind einer strengen und komplexen Regulation unterworfen. Daran beteiligt sind – Wachstumsfaktoren, – Kinasen, die bestimmte Proteine phosphorylieren (Cyclin-abhängige Kinasen = CDK, cyclin dependend kinases), – Cycline, die als Proteine die Aktivität der Kinasen kontrollieren, – das Retinoblastom-Protein (pRB), das als zentrales Tumor-Suppressor-Protein des Zellzyklus den Transkriptionsfaktor E2F hemmt und – die Proteine p16, p21 und p27, die Cycline hemmen und so spezielle Rollen in den einzelnen Zellzyklusphasen übernehmen. 1 Als zentrales Protein des Zellzyklus verdient das Retinoblastom-Protein pRB deine besondere Aufmerksamkeit: Es ist ein Tumor-Suppressor-Protein des Zellkerns, das den Übergang von der G1-Phase zur S-Phase reguliert. Dephosphoryliertes und damit aktiviertes pRB bindet und inaktiviert in ruhenden Zellen den Transkriptionsfaktor E2F. Auf die Zelle einwirkende Wachstumsfaktoren aktivieren bestimmte Cyclin-abhängige Kinasen (CDK2/ Cyclin E), die schrittweise das pRB phosphorylieren und damit inaktivieren. Inaktiviertes phosphoryliertes pRB setzt den gebundenen Transkriptionsfaktor E2F frei. Dieser kann jetzt die S-Phase-Gene aktivieren und so den Übergang in die S-Phase des Zellzyklus einleiten (s. Abb. 24, S. 26). Während des Übergangs von der M- zur G1-Phase wird pRB zunehmend dephosphoryliert und kann in dieser Form wieder den E2F binden und damit inaktivieren. Übrigens … Das Retinoblastom-Protein pRB war das erste Tumorsuppressor-Protein, das entdeckt wurde. Man fand es in einem bösartigen Tumor der Netzhaut des Auges: einem Retinoblastom. Voraussetzung für dessen Entstehung sind Mutationen in beiden Allelen des Retinoblastom-Gens. 25