Geschichte Oliver Christl Die Ägyptische Expedition der Athener Studienarbeit Die ägyptische Expedition (460/59-454) und ihre Folgen (Oliver Christl) Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 1 2. Vorgeschichte......................................................................................................................... 2 3. Die ägyptische Expedition ..................................................................................................... 4 3.1 Verlauf.................................................................................................................................. 5 3.2 Chronologie.......................................................................................................................... 9 3.3 Verlustzahlen...................................................................................................................... 11 4. Folgen................................................................................................................................... 13 5. Zusammenfassung................................................................................................................ 15 6. Literaturverzeichnis.............................................................................................................. 16 6.1 Quellen ............................................................................................................................... 16 6.2 Sekundärliteratur ................................................................................................................ 16 1. Einleitung Thukydides widmet in seiner Beschreibung der 50 Jahre zwischen Perserkriegen und dem Peloponnesischen Krieg der ägyptischen Expedition der Athener und ihrer Verbündeten nur ganz kurz seine Aufmerksamkeit. Mit ihrem desaströsen Ausgang war sie sicherlich nicht besonders relevant für seine eigentliche Absicht bei der Abfassung der Pentekontaetie, nämlich der Darstellung von Athens Machtausweitung gegenüber den anderen Griechen. Und doch ist die ägyptische Expedition eines der herausragendsten Ereignisse in der Zeit vor dem eigentlichen Peloponnesischen Krieg. Sie verweist auf den ungestümen Machtwillen der Politiker Athens, die in einem Zweifrontenkrieg in Mittelgriechenland und in Ägypten die hegemoniale Position ihrer Stadt in Griechenland und im gesamten östlichen Mittelmeerraum endgültig verfestigen wollten. Die Überspannung der Kräfte musste in der Katastrophe enden, aus der man aber, wie die Ereignisse des Peloponnesischen Krieges mit der noch verheerenderen Expedition Athens nach Sizilien beweisen, offensichtlich nicht gelernt hat. Im Folgenden soll nun die ägyptische Expedition der Athener und ihrer Verbündeten genauer untersucht werden. Dazu wird nach der Darstellung ihrer Vorgeschichte, die Expedition selbst, durch eine Analyse des Verlaufes, der Chronologie und der Verlustzahlen, beleuchtet, woraufhin abschließend die Folgen der ägyptischen Expedition beschrieben werden. Die Zeit der Pentekontaetie ist, trotz des schlechten Quellenstandes, sehr gut erforscht und auch in Spezialuntersuchungen, wie etwa den Darstellungen der Chronologie von Bayer und Heideking oder von Kolbe, analysiert worden. Einen guten Überblick für diese Zeitspanne bieten Bengtson und Lewis und Rhodes in der Cambridge Ancient History. Für die Darstellung des Thukydides zu dieser Zeit ist immer noch der Kommentar von Gomme grundlegend, der von Hornblowers neuerem Kommentar gewinnbringend ergänzt wird. Zur Geschichte Athens sind zu allen Zeiten Untersuchungen erschienen, wie etwa die Studien von Meiggs oder Schuller. Auch die ägyptische Expedition im Speziellen hat das Interesse der Forschung zu allen Zeiten auf sich gezogen. Zu nennen sind hier etwa die Aufsätze von Westlake und Libourel, sowie die Monographie von Salmon. 1 2. Vorgeschichte Die Handelsbeziehungen zwischen Athen und Ägypten gehen bis in archaische Zeiten zurück. Nachdem Psammetich von Sais (663-609) die assyrische Besatzung aus Ägypten vertrieben hatte, gelangten zusammen mit den griechischen Söldnern, welche ihn unterstützt hatten, auch immer mehr griechische Kaufleute in das Nilland, welchen Psammetrich schließlich die dortige Ansiedlung erlaubte.1 Mit der ersten, gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. von griechischen Kaufleuten gegründeten Kolonie Naukratis im Nildelta haben sich die Handelsbeziehungen sicherlich noch weiter verstärkt.2 Sie war, wie Herodot berichtet, die einzige Siedlung, in welcher der griechische Güteraustausch vor Ort erlaubt war3, was ihre Bedeutung für den Ägyptenhandel unterstreicht. Dort hat man vor allem athenische Keramik im Überfluss gefunden, woraus man auf die dominierende Stellung Athens im Handel mit Ägypten schließen kann.4 Scheint der Handel mit dem seit Untergang des Assyrerreiches unabhängigen Ägypten also relativ erfolgreich und, abgesehen von den bei Herodot erwähnten Restriktionen, ohne größere Schwierigkeiten abgelaufen zu sein, so müsste man doch annehmen, dass, nachdem, wie aus dem 3. Buch der Historien des Herodot bekannt5, Ägypten im Jahre 525 v. Chr. unter dem persischen Großkönig Kambyses II. in das persische Reich eingegliedert worden war und von diesem fortan in Personalunion als Pharao regiert wurde6, eine Zäsur in den ägyptischathenischen Beziehungen eingetreten sei. Dies umso mehr, als sich der Handelsposten Naukratis seit Beginn der persischen Herrschaft im Niedergang befunden zu haben scheint.7 Doch scheint ein solcher Einschnitt in den Handelsbeziehungen nicht stattgefunden zu haben8, was wohl auch damit in Verbindung steht, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Griechen auch in anderen ägyptischen Städten niedergelassen hatten.9 Freilich lässt die desolate Quellenlage hierfür keine sicheren oder endgültigen Schlussfolgerungen zu. Aus demselben Grund bleiben auch die Ereignisse, die zum Aufstand der Ägypter gegen die persische Herrschaft 486/5 v. Chr. geführt haben, schwer ergründbar. Dieser war „um so bemerkenswerter, als gerade die Ägypter – soviel wir wissen – wenig Grund hatten, sich über die Herrschaft der Achämeniden zu beklagen.“10 Einzig Herodot wirft ein genaueres Licht 1 Bengtson, Griechische Geschichte, S. 78. Habermann, Die athenischen Handelsbeziehungen, S. 96. 3 II, 179. 4 Salmon, La politique Égyptienne, S. 68. 5 Vgl. III, 10-14. 6 Bengtson, Griechische Geschichte, S. 131. 7 Ebd., S. 156. 8 Vgl. Meiggs, The Athenian Empire, S. 24f.; Salmon, La politique Égyptienne, S. 68f. 9 Habermann, Die athenischen Handelsbeziehungen, S. 97. 10 Bengtson, Griechische Geschichte, S. 168. 2 2