232 © Schattauer 2012 Übersichtsarbeit Kinderrheumatologie Bildgesteuerte Thermoablationsverfahren bei Kindern B. Gebauer; F. Streitparth Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Strahlenheilkunde, Berlin Schlüsselwörter Keywords Thermoablation, Radiofrequenzablation, RFA, Osteoidosteom, Rezidiv Thermal ablation, radiofrequency ablation, RFA, osteoid osteoma, recurrent disease Zusammenfassung Summary Thermische Ablation von krankhaftem Gewebe kann durch Radiofrequenz, Laser, Mikrowelle oder hochfokussierten Ultraschall erreicht werden. Bei Kindern und Jugendlichen findet thermische Ablation am häufigsten bei der Therapie des symptomatischen Osteoidosteoms Anwendung. Bei dieser Indikation hat die thermische Ablation, insbesondere die Radiofrequenzablation (RFA), die Chirurgie als Standardverfahren weitgehend abgelöst. Beim Osteoidosteom kann in 90 % nach der ersten Ablation eine komplette Symptomfreiheit der Patienten erreicht werden. Rezidive, die in ca. zehn Prozent der Fälle auftreten, können mittels einer Wiederholung der thermischen Ablation in fast allen Fällen behandelt werden. Die bei Erwachsenen häufige Anwendung der thermischen Ablation zur Therapie von malignen Erkrankungen ist bei Kindern und Jugendlichen selten. Die thermische Ablation kann aber auch bei dieser Patientengruppe additiv oder in Kombination mit Resektionen oder Chemotherapien eingesetzt werden. Thermal ablation of pathological tissue can be achieved through radiofrequency, laser, microwave or high-focussed ultrasound. The most frequent indication for thermal ablation in children and adolescents is the treatment of symptomatic osteoid osteoma. In this indication thermal ablation, in particular radiofrequency ablation (RFA), has largely replaced resection as the standard treatment. A complete pain relief can be achieved after the first thermal ablation in 90 % of osteoid osteomas. Recurrent pain after first successful treatment, which occurs in 10 %, can successfully be treated by a second ablation in almost all cases. In adults thermal ablation is often used for the treatment of malignant tumors. This indication is rare in children and adolescents. But thermal ablation could be used in this group of patients additive to surgical or chemotherapeutic treatment. Korrespondenzadresse Prof Dr. Bernhard Gebauer, Priv.-Doz. Dr. Florian Streitparth Charité, Campus Virchow-Klinikum Klinik für Strahlenheilkunde Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin E-Mail: [email protected], [email protected] Image guided thermal ablation in children arthritis + rheuma 2012; 32: 232–236 Thermoablation am häufigsten bei der Therapie des Osteoidosteoms angewandt. Ziel der Behandlung des Osteoidosteoms ist es, das Symptom Schmerz zu behandeln. Durch die thermische Ablation beim Osteoidosteom werden zum einen die Prostaglandin-produzierenden Zellen im Nidus des Osteoidosteoms sowie die Schmerzleitungsbahnen zerstört. Die thermische Ablation beruht auf dem Prinzip der hyper- oder hypothermen Zelldestruktion. Bei der hyperthermen Thermoablation wird eine Erhitzung des Gewebes auf mehr als 60 °C angestrebt, die zur Proteindenaturierung, Inhibition der Proteinsynthese, Bruch der DNA- und RNA-Bindungen, Verlust der Integrität der Lipidmembranen und schließlich zum irreversiblen Zell- und Gewebsuntergang führt (1, 2). Die anschließende Gewebsnekrose wird Koagulationsnekrose oder Ablationsareal genannt. Die Hitze kann entweder durch Laser (LITT), Mikrowelle (MWA), hochfokussierten Ultraschall (HIFUS) oder Radiofrequenz (RFA) in das krankhafte Gewebe eingebracht werden (씰Kasten „Ablative Therapien“). Eine andere Methode der Thermoablation ist die hypotherme Ablation (Kryoablation), bei der das Gewebe auf –20 bis –40 °C abgekühlt wird (3). Die Eisbildung in den Zellen führt zum sofortigen, direkten Zelltod sowie indirekt zum Zelltod über Flüssigkeitsund Elektrolytverschiebungen mit konsekutiver Dehydrierung der Zellen. Radiofrequenzablation Ablation (lat. Ablatio) bedeutet eine Abtragung oder Ablösung von Gewebe, wird jedoch auch bei (Tumor-) Zellinaktivierung durch radiogene, thermische, elektrische, biomechanische oder chemische Einwirkungen angewandt. Ziel der Ablation ist eine komplette Inaktivierung aller Zellen im Ablationsareal, mit der Entstehung einer Narbe. Ziel der Ablation kann zum Beispiel die Zerstörung von krankhaftem Tumorgewebe (z. B. bei Lebertumoren), das Ausschalten von Nerven (z. B. bei chronischen Rückenschmerzen) oder Leitungsbahnen (z. B. Herz) sein. Bei Kindern wird die Von allen thermischen Ablationsverfahren ist die Radiofrequenzablation (RFA) das am verbreitetste und wissenschaftlich am besten untersuchte Verfahren (1, 2). Zur Radiofrequenzablation (RFA) muss eine spezielle Sonde in das zu behandelnde Gewebe eingebracht werden. Dies kann intraoperativ oder perkutan bildgesteuert (Ultraschall, Com- arthritis + rheuma 4/2012 Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Kinderrheumatologie B. Gebauer; F. Streitparth: Bildgesteuerte Thermoablationsverfahren bei Kindern putertomografie oder Magnetresonanztomografie) erfolgen. Bei sogenannten monopolaren Systemen wird mit Hilfe von Neutralelektroden an den Oberschenkeln um die Sondenspitze ein Wechselstromfeld mit einer Frequenz von 450 bis 750 Kilohertz (kHz) erzeugt. Bewegungen von geladenen Teilchen im Wechselstromfeld um die Elektrodenspitze führen zu einer Gewebserwärmung durch Friktion (Bewegung) (씰Abb. 1). Optimal sind Temperaturen im Zielbereich von 60 °C bis 95 °C. Höhere Temperaturen führen zu einer Karbonisierung (Verkohlung) um die Elektrodenspitze und verhindern somit den weiteren Energieeintrag durch Isolation. Um diese unerwünschte Karbonisierung zu verhindern, sind zum einen intern gekühlte Elektroden und zum anderen spezielle Elektrodenkonfigurationen (z. B. Klusterelektrode, Schirmchenelektrode) entwickelt worden. Mit Hilfe dieser speziell konfigurierten Elektroden können Ablationen mit einem Durchmesser von bis zu 5 cm, selten auch 7 cm, erreicht werden. Sollten größere Ablationsdurchmesser erforderlich sein, so können die Elektroden auch während der Intervention umpositioniert werden. Bei malignen Tumorerkrankungen ist das Ziel der RFA, analog zur chirurgischen Resektion, den in der Bildgebung sichtbaren Tumor und einen umgebenden Randsaum von ca. 0,5 bis 1 cm Breite um den Tumor zu abladieren, um lokale Rezidive aus Mikrosatellitenmetastasen der Umgebung zu verhindern. Bei Tumoren mit einem Durchmesser von weniger als 3 cm kann in 98 % eine langfristige lokale Kontrolle erreicht werden (4). Dies bedeutet, dass vom Ablationsareal kein lokales Rezidiv mehr ausgeht. Generell gilt: Je größer der Tumor ist, um so mehr nimmt die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Tumorablation ab. Neben der Größe von Tumoren spielt auch die Lage und die Nähe zu großen Gefäßen eine Rolle. Ein dem Tumor benachbartes Blutgefäß kann über einen Wärmeabtransport zu einer inkompletten Ablation führen („heat sink effect“). Mikrowellenablation Wie bei der RFA werden bei der Mikrowellenablation (MWA) mittels thermischer Ab- Ablative Therapien Übersicht über die verschiedenen lokal ablativen Therapiemethoden. Die am häufigsten verwendete Methode ist die Radiofrequenzablation (RFA), bei Kindern und Jugendlichen vor allem beim Osteoidosteom. gungen führen zur Gewebserhitzung durch Reibung (Friktion). Die MWA soll insbesondere in Kapselnähe (z. B. bei Lebertumoren) weniger schmerzhaft im Vergleich zur RFA sein. Die übrigen Limitationen bezüglich Größe und „heat sink effect“ gelten analog zur RFA, wobei diese bei der MWA geringer ausgeprägt sind, was in experimentellen Studien gezeigt wurde. Chemisch ● ● Alkoholinjektion (PEI) Essigsäureinjektion Thermisch ● ● ● ● ● Radiofrequenzablation (RFA) Mikrowellenablation (MWA) Laserablation (LA, LITT) Kryoablation Hochfokussierter Ultraschall (HIFUS) Biomechanisch ● Irreversible Elektroporation (IRE) Radiogen ● ● Stereotaktische Radio-Therapie (SBRT) Hochdosis Brachytherapie (CT-HDRBT) lation die Tumoren koaguliert (5). Die Hitze wird bei dieser Methode mittels eines hochfrequent wechselnden elektromagnetischen Feldes produziert. Insbesondere Dipolmoleküle, wie z. B. Wasser, werden zum ständigen Richtungswechsel gezwungen. Diese Bewe- Laser-induzierte Thermotherapie Bei der Laser-induzierten Thermotherapie (LITT) wird Laserenergie, meist Nd:YAGLaser mit 1064 Nanometer (nm), über einen Lichtwellenleiter (Laserfaser) mit der Spitze im Tumor in das umgebende Gewebe eingebracht (6). Durch Absorption der Photonen in unterschiedlichen Schichten des Gewebes kommt es zu einer Erhitzung des Gewebes und somit zur thermischen Ablation. Einfache Lichtwellenleiter führen nur zu einem wenige Millimeter messenden Ablationsareal. Der Durchmesser des Ablationsareals kann durch spezielle Leiter mit diffuser Streuung an der Spitze und Kühlung der Laserspitze bis auf mehrere Zentimeter gesteigert werden. Vorteil der LITT ist die Möglichkeit einer Online-Kontrolle der Ablation und der Ablationsausdehnung mittels thermosensitiver Sequenzen in der Magnetreso- Abb. 1 Prinzip der Radiofrequenzablation (RFA). Ein über Neutralelektroden und einer Sonde eingebrachter Wechselstrom (meist 450–750 Kilohertz [kHz]) führt zu einer schnellen Bewegung geladener Ionen an der Spitze der Sonde. Diese Bewegung führt über Reibung zu einer Erhitzung des sondennahen Gewebes und somit zur Ablation. © Schattauer 2012 arthritis + rheuma 4/2012 Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 233 234 Kinderrheumatologie B. Gebauer; F. Streitparth: Bildgesteuerte Thermoablationsverfahren bei Kindern naztomografie (MRT), da im Gegensatz zur RFA kein Wechselstromfeld an der Spitze erzeugt wird und der Laser somit voll MRT-kompatibel ist. Kryoablation Die Tumorzellinaktivierung erfolgt bei der Kyroablation durch eine Abkühlung des Gewebes auf –20 °C bis –40 °C (3). Dabei kommt es zur intrazellullären Eisbildung mit sofortigem Zelltod, Flüssigkeits- und Elektrolytverschiebungen und zur konsekutiven Dehydrierung der Zellen mit Zelltod. In den Randbereichen der Ablation tritt zusätzlich eine Thrombose von Gefäßen auf mit nachfolgender Ischämie. Hochintensiver fokussierter Ultraschall Der hochintensive fokussierte Ultraschall (HIFUS) nutzt zur Erhitzung von Gewebe a b c d entweder mehrere Ultraschallgeber (Transducer), die auf ein Zentrum fokussiert werden, oder einen gekrümmten Schallgeber, der die Ultraschallwellen auf ein Zentrum (Fokus) bündelt (7, 8). Im Zentrum entsteht so eine Erhitzung des Gewebes auf bis zu 90 °C, die zu einer thermischen Ablation des Gewebes führt. Vorteil der Methode ist, dass sie nicht invasiv erfolgt und somit keine Punktion und Einbringung einer Sonde in den Tumor benötigt. Nachteile sind, dass zu jedem Zeitpunkt eine feste Kopplung zwischen Transducer und Hautoberfläche bestehen muss. Dies wird beim HIFUS entweder mit Gel oder Wasser sichergestellt. Auch dürfen zwischen dem Transducer und dem Tumor keine luftgefüllten Organe (z. B. Lunge, Darm) sein, da ansonsten die Schallwellen nicht gebündelt im Tumor ankommen. Knochen, insbesondere die Kompakta, lässt sich nur sehr schwer von Ultraschallwellen durchdringen, so dass eine Behandlung von Knochentumoren beim Kind meist nicht möglich ist. Der HIFUS wird in der Abb. 2 CT- und MRT-Aufnahmen bei 15-jährigem Jungen mit Schmerzen im rechten Unterschenkel seit Wochen: Typische Auftreibung der dorsalen Kortikalis der rechten Tibia in der CT-Aufnahme (a). Der Nidus ist in diesem Fall nicht komplett strahlentransparent, sondern weist eine ossifizierte Matrix auf. In der MRT-Aufnahme (b) deshalb nur ringförmiges KM-Enhancement und deutliches Enhancement des Periosts als Zeichen einer entzündlichen Mitreaktion. CT-gesteuerte RFA des Osteoidosteoms durch einen ventralen Zugang durch die Gegenkortikalis (= bikortikaler Zugang) nach Bohrung mit einem Knochenbohrer und temperaturgesteuerte RFA bei 90 °C über acht Minuten (c). Komplette Ablation im postinterventionellem MRT (d) ohne residuelles Enhancement (Substraktionsaufnahme [T1-gewichtete Fast Spin Echo (FSE) Sequenz post-KM – T1w FSE prä-KM)]. Regel MRT-gesteuert appliziert, was gut in wenig mobilen und stationären Organen und Tumoren funktioniert, so z. B. bei Uterusmyomen. Fallbeispiele Fall 1 Ein 15-jähriger Junge litt seit Wochen unter starken Schmerzen im rechten Unterschenkel, die sich nachts verstärkten und sehr gut auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, z. B. Acetylsalicylsäure) ansprachen. Die konventionelle Röntgenaufnahme konnte zunächst kein typisches Osteoidosteom mit röntgentransparentem Nidus darstellen. Die aufgrund der Kortikalisauftreibung der rechten Tibia vorgenommene Computertomografie (CT) bestätigte den klinischen Verdacht auf ein Osteoidosteom. Im Gegensatz zur typischen strahlentransparenten Darstellung des Nidus zeigte dieser Verkalkungen der Nidusmatrix (씰Abb. 2). Im Gegensatz zur typischen Darstellung im MRT mit kreisrunder Kontrastmittelanreicherung des Nidus zeigte dieses Osteoidosteom in der präinterventionellen MRT aufgrund der zentralen Matrixverkalkung eine ringförmige Kontrastmittelanreicherung. Zusätzlich war eine deutliche Kontrastmittelanreicherung des Periosts sichtbar, die einer typischen reaktiven, periostalen Mitreaktion entsprach. Der Patient wurde uns nach Diagnosestellung zur minimal invasiven Behandlung mittels thermischer Ablation vorgestellt. In diesem Fall entschieden wir uns zur Radiofrequenzablation (RFA) unter computertomografischer (CT-)Steuerung. In Vollnarkose wurde der Nidus des Osteoidosteoms zunächst von ventral mit einem Knochenbohrer angebohrt. Dabei wählten wir einen ventralen Zugang durch die ventrale Kortikalis der Tibia, um die Gefäß-Nerven-Straßen in den dorsalen Unterschenkelweichteilen nicht zu verletzen. Nach Einbringen des RFA-Applikators (AngioDynamics RITA®, StarBurst® SDE, Mountain View/CA, USA) erfolgte eine thermische Ablation des Osteoidosteoms mit 90 °C Zieltemperatur für acht Minuten. Ziel der thermischen Ablation beim Osteoidosteom ist die Ausschaltung des arthritis + rheuma 4/2012 © Schattauer 2012 Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Kinderrheumatologie a B. Gebauer; F. Streitparth: Bildgesteuerte Thermoablationsverfahren bei Kindern b Abb. 3 Konventionelle Röntgenaufnahmen (a, b) bei einem siebenjährigen Patienten mit Schmerzen im rechten Unterschenkel, die insbesondere nachts auftraten und sich nach Acetylsalicylsäure besserten: Zu sehen ist eine Kortikalisauftreibung; ein strahlentransparenter Nidus konnte in der seitlichen Aufnahme nur vermutet werden. Dieser wurde mittels CT bestätigt (c). Anbohrung des Nidus mit einem MRT-kompatiblen Knochenbohrer unter Schmerzes, der zum einen durch die thermische Ablation der Nerven im Nidus, zum anderen durch die thermische Destruktion der Prostaglandin-produzierenden Zellen im Nidus erreicht wird. Im Gegensatz zur thermischen Ablation bei malignen Erkrankungen muss kein Sicherheitssaum und keine komplette Ablation aller Zellen erreicht werden, so dass die Temperaturen und die Dauer der Ablation im Verglich zur Ablation maligner Läsionen deutlich geringer ist. Die thermische Ablation beim Osteoidosteom ist 1992 das erste Mal von Rosenthal publiziert worden und hat sich mittlerweile zur Standardtherapie beim Osteoidosteom entwickelt (9). In Studien konnte bei ca. 90 Prozent der Patienten eine dauerhafte Therapie des Osteoidosteoms mittels RFA erreicht werden. Im Falle eines Schmerzrezidivs kann eine erneute thermische Ablation durchgeführt werden. c d e f MRT-Kontrolle und thermische Ablation mittels Laserablation (LITT) bei effektiv 2,3 Watt über zehn Minuten (insgesamt 1380 Joule) (d). Die anschließende MRT-Aufnahme mit Kontrastmittel (e, f) zeigte eine deutliche Devaskularisation des Osteoidosteom-Nidus in den Subtraktionsaufnahmen als erfolgreiches Therapieergebnis. Die komplette Ablation konnte bei unserem Patienten nach der Therapie in der MRT durch eine komplette Devaskularisation des Nidus verifiziert werden. Der Patient war nach der Therapie vollständig schmerzfrei ohne Rezidivnachweis. Fall 2 Ein siebenjähriger Junge fiel mit stärksten nächtlichen Schmerzen im Bereich des rechten Schienbeins auf. Im zunächst durchgeführten konventionellen Röntgen war eine deutliche Auftreibung der Tibiakortikalis im mittleren Drittel erkennbar. Ein pathognomonischer, strahlentransparenter Nidus innerhalb der Auftreibung konnte nur vermutet werden (씰Abb. 3). Das anschließend durchgeführte Computertomogramm (CT) verdeutlichte die Kortikalishypertrophie um den 3 mm messenden Nidus. In Zusam- menhang mit den Schmerzen bestand ein typischer Befund für ein Osteoidosteom. Uns wurde der Patient zur Thermoablation des symptomatischen Osteoidosteoms vorgestellt. In diesem Fall entschieden wir uns zu einer MRT-gesteuerten Punktion und Ablation des Osteoidosteoms mittels Laserablation (LITT). In Vollnarkose wurde in einem offenen MRT (1,0 T Philips Panorama) der Nidus mit einem MRT-kompatiblen 11G Knochenbohrer (Somatex Medical Technologies GmbH, Teltow, Deutschland) unter MRT-Kontrolle angebohrt. Anschließend wurde ein Laser-Lichtwellenleiter über eine 18G MRT-Nadel (Somatex, Teltow, Deutschland) in den Nidus eingebracht. Mit Hilfe eines 1,064 nm Nd:YAG Lasers (Fibertom 5100, Dornier Med-Tech, Wesseling, Deutschland) wurde der Nidus über zehn Minuten bei kontinuierlicher Applikation von effektiv 2,3 W über zehn Minuten abladiert (insgesamt 1380 Joule). Während der Ablation wurde die © Schattauer 2012 arthritis + rheuma 4/2012 Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 235 236 Kinderrheumatologie B. Gebauer; F. Streitparth: Bildgesteuerte Thermoablationsverfahren bei Kindern a b c d Die RFA kann bei umschriebenen hepatischen und pulmonalen malignen Raumforderungen eine Alternative zur Operation und Resektion sein oder in Kombination mit der Operation erfolgen. Bei umschriebenen Läsionen, die kleiner als drei bis vier Zentimeter sind, kann in ca. 98 Prozent der Fälle eine lokale Kontrolle des Tumors erreicht werden. Die RFA kann sowohl in palliativer als auch in kurativer Intension durchgeführt werden. Abb. 4 CT-Darstellung bei einem 25-jährigen Patienten mit thorakalem Rezidiv eines peripheren primitiv neuroektodermalen Tumors (pPNET): Neben anderen Rezidiven Darstellung eines Lymphknotenrezidives entlang der rechten A. mammaria interna (a). Die übrigen Rezidive wurden reseziert, das Lymphknotenrezidiv mittels Radiofrequenzablation (RFA) behandelt (b). CT sechs Monate nach RFA mit gutem lokalem Ergebnis (c), neun Monate nach der RFA jedoch massives thorakales Rezidiv (d). Ausbreitung des Ablationsareals mittels thermosensibler T1-Sequenzen kontrolliert (sogenannte MR-Thermometrie) (10). Die postinterventionelle MRT zeigte eine deutliche Devaskularisation des Nidus. Besonders gut war diese in der berechneten Subtraktion (T1 post KM – T1 nativ) erkennbar (씰Abb. 3). Analog zur thermischen Ablation mittels RFA kommt es bei ca. zehn Prozent der Patienten zu einem Rezidiv des Osteoidosteoms, das sich in der Wiederkehr der typischen nächtlichen Schmerzen äußert. Diesen Patienten kann eine erneute thermische Ablation angeboten werden. Vorteil der MRT-gesteuerten LITT ist die fehlende Strahlenexposition dieser zumeist jungen Patienten, die Möglichkeit die Ausbreitung der Hitze während der Ablation zu kontrollieren und die postinterventionelle MRT direkt nach der Intervention anzuschließen. Nachteil des Verfahrens ist, dass es nur an speziellen Zentren mit offenem MRT und Erfahrung mit Laserablationen durchgeführt werden kann. In der Regel dauert die Therapie in der MRT auch länger als die CT-gesteuerte RFA. Im vorgestellten Fall konnte eine dauerhafte Therapie des Osteoidosteoms ohne Rezidiv durch die MRT-gesteuerte Laserablation erreicht werden. Fall 3 25-jähriger Patient mit peripherem, primitivem neuroektodermalem Tumor (pPNET). Die Primärmanifestation war im Jahr 2003 im Bereich der rechten Thoraxwand. Nach neoadjuvanter Radio-Chemotherapie erfolgte eine Resektion des Primärtumors. In 08/2004 erfolgte bei thorakalem Rezidiv des pPNET eine erneute Radio-Chemotherapie. In 01/2011 war ein erneutes rechts thorakales Rezidiv mit pathologischen mediastinalen und parakardialen Lymphknoten aufgetreten. Zusätzlich zeigte sich ein Lymphknoten entlang der rechten A. thoracica interna (씰Abb. 4). Die Entscheidung zur Resektion der Rezidive und mediastinalen Lymphknoten des pPNET in palliativer Intension wurde gestellt. Die zusätzliche Resektion des Lymphknotenrezidivs entlang der A. thoracica interna wurde als zu riskant erachtet, so dass die interventionelle Radiologie gebeten wurde, diesen in gleicher Narkose mittels RFA zu behandeln. Nach Resektion der thorakalen und medistinalen pPNET-Rezidivmanifestationen wurde der Patient ins CT verbracht und eine CT-gesteuerte RFA (AngioDynamics RITA®, StarBurst® SemiFlex, Mountain View/CA, USA) mit 105 °C Zieltemperatur für zehn Minuten vorgenommen. In der ersten Verlaufskontrolle nach sechs Monaten zeigte sich noch eine gute lokale Kontrolle nach RFA, nach neun Monaten ergab sich jedoch ein massiver rechtsseitiger Progress. Zehn Monate nach der Rezidivresektion mit RFA verstarb der Patient. Interessenkonflikt Die Autoren bestätigen, dass keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit dieser Arbeit vorliegen. Die Autoren erhielten Reisekostenzuschüsse, Studienunterstützung oder Honorare von folgenden Firmen: C.R. BARD, Cook Medical, AngioDynamics RITA, Perceptive Inf., Boston Scientific. Literatur 1. Crocetti L, de Baere T, Lencioni R. Quality improvement guidelines for radiofrequency ablation of liver tumours. Cardiovascular and interventional radiology 2010; 33: 11–17. 2. Gervais DA, Goldberg SN, Brown DB et al. Society of Interventional Radiology position statement on percutaneous radiofrequency ablation for the treatment of liver tumors. Journal of vascular and interventional radiology. JVIR 2009; 20: 3–8. 3. Isfort P, Penzkofer T, Mahnken AH. Kryoablation – wieder da? Der Radiologe 2012; 52: 29–37. 4. Solbiati L, Livraghi T, Goldberg SN et al. Percutaneous radio-frequency ablation of hepatic metastases from colorectal cancer: long-term results in 117 patients. Radiology 2001; 221: 159–166. 5. Hoffmann R, Rempp H, Clasen S. Mikrowellenablation Neue Systeme, neue Einsatzgebiete? Der Radiologe 2012; 52: 22–28. 6. Stafford RJ, Fuentes D, Elliott AA et al. Laser-induced thermal therapy for tumor ablation. Critical reviews in biomedical engineering 2010; 38: 79–100. 7. Hengst SA, Ehrenstein T, Herzog H et al. Magnetresonanztomographiegesteuerter fokussierter Ultraschall (MRgFUS) in der Tumortherapie—eine neuartige nichtinvasive Therapieoption. Der Radiologe 2004; 44: 339–346. 8. Jenne JW, Divkovic G, Rastert R et al. Fokussierte Ultraschallchirurgie Grundlagen, aktueller Stand und neueste Trends. Der Radiologe 2003; 43: 805–812. 9. Rosenthal DI, Alexander A, Rosenberg AE et al. Ablation of osteoid osteomas with a percutaneously placed electrode: a new procedure. Radiology 1992; 183: 29–33. 10. Streitparth F, Teichgraber U, Walter T et al. Recurrent osteoid osteoma: interstitial laser ablation under magnetic resonance imaging guidance. Skeletal radiology 2010; 39: 1131–1137. arthritis + rheuma 4/2012 © Schattauer 2012 Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. 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