EsKiMo - ernährungs umschau

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Aktuell
EsKiMo
Die Ernährungsstudie bei Kindern und Jugendlichen
Almut Bauch1, Gert B. M. Mensink1, Claudia Vohmann2, Anna Stahl2, Jessica Fischer1, Simone Kohler1,
Julia Six1 und Helmut Heseker2, 1Robert Koch-Institut, Berlin, 2Universität Paderborn
In den letzten drei Jahren wurde vom Robert Koch-Institut die Studie
zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
(KiGGS) durchgeführt. In einem Modul von KiGGS wird momentan
das Ernährungsverhalten von 6- bis 17-Jährigen erfasst. Diese Studie
mit dem Namen EsKiMo (Ernährungsstudie als KiGGS-Modul) wird
gemeinsam vom Robert Koch-Institut und der Universität Paderborn,
Fachgebiet Ernährung und Verbraucherbildung, durchgeführt. Im
Folgenden werden die Ziele, die eingesetzten Erhebungsmethoden
sowie der Studienablauf von EsKiMo beschrieben.
bzw. Jugendlichen und Erwachsenen
möglich. Die detaillierte Erfassung des
Lebensmittelverzehrs kann u. a. auch
genutzt werden, um die Aufnahme von
unerwünschten Lebensmittelbestandteilen (z. B. Pflanzenschutzmitteln,
Acrylamid) oder von Vitaminen und
Mineralstoffen durch angereicherte
Lebensmittel abzuschätzen.
Methoden
Hintergrund
Das Robert Koch-Institut hat von Mai
2003 bis Mai 2006 die Feldphase der
ersten deutschlandweiten, repräsentativen Studie zur Gesundheit von
Kindern und Jugendlichen (KiGGS)
durchgeführt [1]. Es wurden 17 641
Teilnehmende im Alter von 0 bis
17 Jahren in 167 Orten einbezogen.
Ermittelt wurden u. a. Gesundheitsstatus und -verhalten, Lebensumstände
sowie sozioökonomische Parameter.
Unterschiedliche Fragebögen richteten sich dabei sowohl an die Kinder in
den verschiedenen Altersgruppen als
auch an ihre Eltern. Zusätzlich fand
ein ärztliches Gespräch mit Untersuchung und Blutabnahme statt [1, 2].
Mit dem Food Frequency Questionnaire (FFQ) „Was isst du?“ [3] wurde
außerdem die Verzehrshäufigkeit für
einzelne Lebensmittelgruppen erfragt.
KiGGS wurde in Untergruppen ergänzt
durch Module, z. B. ein Bewegungsund Umweltmodul sowie ein Modul
zur psychischen Gesundheit.
Dennoch besteht noch eine Lücke
im Hinblick auf aktuelle bundesweit
repräsentative Daten zur Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen. Diese wird jetzt durch ein zusätzliches KiGGS-Modul geschlossen.
Die mit dem FFQ erhobenen Daten
liefern zwar erste Informationen über
den Verzehr in einzelnen Lebensmittelgruppen, diese reichen aber
nicht aus, um die Ernährungssituation
von Kindern und Jugendlichen umfassend zu beurteilen. Eine Bestandsaufnahme bei dieser Altersgruppe ist
auch in der Nationale Verzehrsstudie II
(NVS II) nicht enthalten.
380
Von Januar bis Dezember 2006 findet daher die Ernährungsstudie als
KiGGS-Modul (EsKiMo) statt. EsKiMo
ist eine repräsentative Studie für 6- bis
17-jährige Kinder und Jugendliche. Sie
wird gemeinsam vom Robert KochInstitut (RKI) und der Universität Paderborn durchgeführt. In EsKiMo werden pro Altersjahrgang jeweils etwa
100 Mädchen und 100 Jungen, die bereits an KiGGS teilgenommen haben,
einbezogen. Damit ergibt sich eine
Teilnehmerzahl von 2 400 Kindern und
Jugendlichen. Die Studie wird finanziert durch das Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV).
Ziele
EsKiMo soll eine aktuelle repräsentative Bestandsaufnahme der Ernährungssituation von 6- bis 17-Jährigen
in Deutschland liefern. Außerdem sollen Risikogruppen in Bezug auf ihre
Nährstoffaufnahme identifiziert und
damit Zielgruppen für Ernährungsaufklärung und Präventionsmaßnahmen
ermittelt werden. Die Ankopplung von
EsKiMo an KiGGS ermöglicht zusätzlich eine Auswertung der Verzehrsdaten auch in Kombination mit den in
KiGGS erhobenen Gesundheitsdaten.
Somit werden multivariate Analysen
des Zusammenhangs zwischen Ernährung sowie anderen gesundheitsbezogenen Faktoren (z. B. körperlicher Aktivität) und dem Gesundheitsstatus
möglich. Auf Grund der ähnlichen Methodik und der nahezu zeitgleichen
Datenerhebung der NVS II (seit November 2005) sind auch Vergleiche
zwischen der Ernährung von Kindern
Kinder und Jugendliche unterscheiden sich sowohl in ihrem Erinnerungsvermögen und Ernährungswissen als
auch in ihren Lebensumständen und
-gewohnheiten. Deshalb werden für
die unterschiedlichen Altersklassen
verschiedene
Erhebungsmethoden
eingesetzt.
Da man die 6- bis 11-Jährigen selbst
nicht hinreichend zuverlässig nach ihrer Ernährung fragen kann, werden in
dieser Altersgruppe die Eltern gebeten, drei Tage lang gemeinsam mit ihrem Kind ein Ernährungstagebuch
auszufüllen. Bei Jugendlichen treten
bei dieser Erhebungsmethode allerdings nicht selten Schwierigkeiten auf,
da ihre Bereitschaft und Ausdauer, drei
Tage hintereinander ein derartiges
Protokoll zu führen, deutlich geringer
ist als die der Eltern jüngerer Kinder.
Außerdem ist bekannt, dass sich das
Ernährungsverhalten durch die Umstände der Protokollführung verändern kann bzw. einfach vergessen
wird, bestimmte Lebensmittel aufzuschreiben. Da gerade Jugendliche viel
Zeit außer Haus verbringen, können
diese Probleme bei ihnen verstärkt
auftreten. Deshalb wird bei den 12- bis
17-Jährigen DISHES (Dietary Interview Software for Health Examination
Studies) eingesetzt. Diese Methode ist
für die Teilnehmenden weniger aufwändig, erfordert aber einige erst ab
dieser Altersgruppe ausreichend vorhandene Fähigkeiten und Kenntnisse:
Erinnerung an alle verzehrten Lebensmittel, Einschätzen von Portionsgrößen und warenkundliche Kenntnisse
zur Beschreibung der Lebensmittel.
Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz der gleichen Erhebungsmethodik
Ernährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
Aktuell
wie in der NVS II den direkten Vergleich der Ernährungsweise von Jugendlichen und Erwachsenen.
In EsKiMo werden u. a. die Körpergröße und das -gewicht der Teilnehmenden erneut erfragt. Im Rahmen
des Moduls ist es nicht möglich, bei allen Kindern eine standardisierte Körpermessung durchzuführen. Für alle
Studienteilnehmer liegen jedoch entsprechende Messwerte aus der Basiserhebung von KiGGS vor. Dort wurden
zusätzlich in einer Unterstichprobe
Gewicht und Größe noch vor dem
Wiegen erfragt, sodass auf Grund dieser Informationen die Aussagen überprüft und eventuell korrigiert werden
können.
Zusätzlich wird bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Kurzfragebogen eingesetzt, um soziodemographische Daten und weitere Informationen zu erheben, z. B. zu Freizeitaktivitäten und allgemeinen Essgewohnheiten. Die Jugendlichen werden
außerdem gebeten, den Food Frequency Questionnaire ein zweites Mal
auszufüllen.
Ernährungstagebuch
Die Eltern der jüngeren Kinder führen
an drei zufällig ausgewählten, aufeinander folgenden Tagen ein Ernährungstagebuch als Schätzprotokoll gemeinsam mit ihrem Kind. Um das Protokollieren so einfach wie möglich zu
gestalten und zu standardisieren, wird
ein speziell entwickeltes Protokollheft
mit einer ausführlichen Anleitung
inklusive Beispieleintragungen verschickt. Dieses an der Universität Paderborn entwickelte Instrument wurde als 3-Tage-Wiegeprotokoll bereits
erfolgreich in der VELS-Studie (Verzehrsstudie zur Ermittlung der Lebensmittelaufnahme von Säuglingen
und Kleinkindern für die Abschätzung
eines akuten Toxizitätsrisikos durch
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln) eingesetzt [4]. Für EsKiMo ist dieses Tagebuch für die Altersgruppe der
6- bis 11-Jährigen, den postalischen
Versand sowie im Hinblick auf das
Schätzen verzehrter Mengen überarbeitet worden. Eine Abfrage zum Zustand der Lebensmittel beim Einkauf,
zur Verpackung sowie zur Weiterverarbeitung im Haushalt wurde ergänzt
und mit dem in der NVS II eingesetzten Wiegeprotokoll [5] abgeglichen.
Die Protokollierung soll während
oder unmittelbar nach dem Essen und
Trinken erfolgen. Im Ernährungstagebuch werden eine Vielzahl von InErnährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
Abb. 1: Beispielseite aus dem Ernährungstagebuch
formationen zu den verzehrten Lebensmitteln erfragt, z. B. Markenname, Fettgehalt, Nährstoffanreicherungen, Verpackung und Zubereitungsart
(Abb. 1). Die Verzehrsmengen sollen in
haushaltsüblichen Maßen (z. B. 2 Esslöffel Ketchup), als Stückzahlen (z. B.
5 Kirschen, 1 Müsliriegel) oder gemäß
der Grammangaben auf den Lebensmittelverpackungen (z. B. bei Joghurt,
Schokoriegeln) angegeben werden.
Zum Abschätzen der Portionsgrößen
kommt zusätzlich ein Fotobuch zum
Einsatz. Darin sind unterschiedliche
Mengen je Lebensmittel abgebildet,
die als Nummerncodes protokolliert
werden können. Es wird das gleiche
Fotobuch wie in der NVS II eingesetzt.
Dieses Fotobuch wurde im Rahmen
der 2. Bayerischen Verzehrsstudie [6],
basierend auf dem Fotobuch der EPICStudie, entwickelt und für die NVS II
angepasst [5]. Die Nutzung derselben
Fotoreihen verbessert die Vergleichbarkeit der Studien untereinander.
Gleichzeitig ist es jedoch vor allem bei
Kindern wichtig, die Möglichkeit der
Angabe von Teilmengen zu nutzen
(z. B. die Hälfte der Menge von Bild 1),
da die Fotos ursprünglich entsprechend der üblichen Portionsgrößen
von Erwachsenen aufgenommen worden sind.
Zu den verzehrten Lebensmitteln
und Getränken werden im Ernährungstagebuch jeweils der Verzehrsort
(zu Hause, bei Freunden etc.) und die
Uhrzeit erfragt. Bei selbst zubereiteten
Abb. 2: Hauptmaske in DISHES Junior
381
Aktuell
Abb. 3: DISHES-Interviewsituation
Speisen sollen die individuellen Rezepte angegeben werden.
Das Protokollheft beinhaltet außerdem Fragen zu Besonderheiten in der
Ernährung (Allergien, Unverträglichkeiten etc.) sowie zur Umstellung der
Ernährung aus Krankheitsgründen
während des Protokollzeitraums.
DISHES Junior und der Food
Frequency Questionnaire
„Was isst du?”
Die 12- bis 17-jährigen EsKiMo-Teilnehmer werden in einem persönlichen Interview zum Lebensmittelverzehr in den letzten vier Wochen befragt. Dazu wird die am RKI entwickelte Software DISHES verwendet [7].
Diese wurde bereits im Rahmen des
Ernährungssurvey 1998, der Teil des
Bundes-Gesundheitssurveys 1998 war,
eingesetzt und validiert [7–10]. DISHES ermöglicht eine standardisierte,
strukturierte, interviewergeführte Befragung auf der Grundlage eines modifizierten Diet-History. Die übliche Ernährungsweise wird über einen längeren Zeitraum ermittelt. Der Programmablauf basiert auf der individuellen Mahlzeitenstruktur des Teilnehmers. Zu jeder Mahlzeit wird zunächst der Konsum von typischen Lebensmittel- und Getränkegruppen
mittels einer Checkliste ausgewählt.
Danach werden diese näher spezifiziert. Dazu erscheinen Masken mit üblichen Vertretern der vorher ausgewählten Lebensmittelgruppen z. B. bei
Limonadengetränken Limonade, Cola, Eistee und Energy Drinks (Abb. 2).
Durch die Strukturierung nach dem
Tagesablauf und durch die Beispiellebensmittel wird die Erinnerung der
Befragten unterstützt. Der Befragungsablauf ist hoch standardisiert,
gewährleistet aber trotzdem ein offe-
382
nes Interview, da auch weniger häufig
verzehrte Lebensmittel über „2.-Wahl“Masken ausgewählt werden können
und eine Suche im gesamten BLS II.3
(über 11 000 Lebensmittel) möglich ist.
Lebensmittel, die auch dort nicht enthalten sind, werden gegebenenfalls
gesondert notiert.
Für jedes angegebene Lebensmittel
werden die Häufigkeit des Verzehrs,
die Anzahl der Portionen und die übliche Portionsgröße erfragt. Die Portionsgröße kann mittels Mustergeschirrset angegeben werden. Dieses
besteht aus unterschiedlich großen
Tellern, Tassen, Schüsseln und Löffeln
(Abb. 3). Die Lebensmittel wurden in
diesem Geschirr ausgewogen bzw. das
Gewicht wurde von einem Lebensmittel ähnlicher Dichte abgeleitet.
Gleichzeitig ist die Angabe von Teilmengen möglich, z. B. 1⁄4 Schüssel 1.
Außerdem können Fotoreihen zur Bestimmung der Portionsgröße genutzt
werden. Dabei wird das gleiche Fotobuch wie bei den jüngeren Teilnehmern benutzt. Steht eine Bildreihe für
ein ausgewähltes Lebensmittel zur
Verfügung, ist die Nummer des Fotos
im Programm zusammen mit der Lebensmittelbezeichnung hinterlegt. So
ist genau festgelegt, für welche Lebensmittel die einzelnen Bilder verwendet
werden können. Außerdem ist es in
DISHES möglich, die Stückzahl (z. B.
5 Fischstäbchen) oder Gewichtsangaben (z. B. Joghurtbecher mit 125 g) einzutragen. Für jedes Lebensmittel ist
zusätzlich eine Standardportionsgröße hinterlegt. Diese sollte jedoch gerade bei jüngeren Kindern nur in
Ausnahmefällen verwendet werden,
da Portionsgrößen individuell stark
schwanken.
DISHES wurde im vergangenen Jahr
für die NVS II aktualisiert und angepasst [5]. Dabei wurden z. B. das aktuelle Lebensmittelangebot und aktuelle Verzehrshäufigkeiten bei der Zuordnung der Lebensmittel zu den
Haupt- oder „2.-Wahl“-Masken berücksichtigt und neu auf dem Markt zu findende Lebensmittel wie Wraps aufgenommen. Die für die NVS II entwickelte Interviewversion DISHES 05
wurde für EsKiMo an die spezielle Zielgruppe dieser Studie angepasst (DISHES Junior). DISHES Junior enthält eine größere Auswahl und Vielfalt an Lebensmitteln, die Jugendliche häufig
verzehren, z. B. Fast Food, Frühstückszerealien unterschiedlicher Hersteller
und Süßigkeiten.
Zusätzlich wird allen 12- bis 17-jährigen EsKiMo-Teilnehmerinnen und
-Teilnehmern ein Food Frequency
Questionnaire zugesandt. Dieser soll
zum Interviewtermin ausgefüllt mitgebracht werden. Der FFQ wurde speziell für KiGGS entwickelt [3] und dort
bereits bei allen Teilnehmern eingesetzt. In dem Fragebogen sind Lebensmittel aufgelistet, für die in vorgegebenen Kategorien die Häufigkeit des Verzehrs mit der jeweiligen Verzehrsmenge erfragt wird. Der FFQ ermöglicht einen Vergleich des Lebensmittelverzehrs von Kindern und Jugendlichen
in verschiedenen Altersklassen. Durch
die erneute Abfrage des FFQ bei denselben Kindern und Jugendlichen können außerdem Veränderungen der
Verzehrsgewohnheiten seit der Haupterhebung von KiGGS ermittelt werden. Außerdem wird so eine Validierung des FFQ im Zusammenhang mit
den DISHES-Interviews möglich.
Kurzfragebogen
Da sich einige wichtige Eckdaten seit
der KiGGS-Erstuntersuchung verändert haben können, werden die Variablen, die für die richtige Einschätzung
des Ernährungsverhaltens sowie eine
Risikoprofilierung wichtig sind, erneut
erhoben. Dies geschieht mit Hilfe eines kurzen Fragebogens zu ausgewählten Aspekten des Gesundheitsund Ernährungsverhaltens. Erfasst
werden Schultyp, körperliches Aktivitätsverhalten (Sport, andere Freizeitaktivitäten, Zeiten von Inaktivität z. B.
Fernsehen), subjektives Gesundheitsbefinden, Körpergröße und -gewicht
und Berufstätigkeit der Eltern. Zusätzlich wird nach gemeinsamen Familienmahlzeiten, dem Vorhandensein
und der Nutzung von Schulverpflegung, Verzehr von biologisch erzeugten Lebensmitteln sowie der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
gefragt.
Studienablauf
Die Erhebung hat im Januar 2006 begonnen und wird im Dezember 2006
abgeschlossen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in den
150 ursprünglichen KiGGS-SamplePoints, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind, gewonnen. Es soll
eine Repräsentativität sowohl in Bezug
auf Saisonalität als auch Regionalität
erreicht wird. Dabei ist das Ausfüllen
der Ernährungstagebücher an die
Routenplanung der persönlichen
Interviews bei den 12- bis 17-Jährigen
angeglichen.
Ernährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
Aktuell
Der Versand der Ernährungstagebücher sowie die telefonische Betreuung
der jüngeren Teilnehmerinnen und
Teilnehmer erfolgt von der Universität
Paderborn aus. Für die Codierung der
Verzehrsdaten wird die im Rahmen
der VELS-Studie in Paderborn entwickelte und speziell für die Fragestellungen von EsKiMo angepasste Software EAT 2006 eingesetzt (Abb. 4). Bei
der Datenkontrolle auftretende Fragen
werden zeitnah zur Protokollierungsphase durch telefonisches Nachfragen
geklärt. Dabei handelt es sich z. B. um
ungenaue oder fehlende Lebensmittelbeschreibungen, nicht plausible Angaben oder möglicherweise nicht notierte Verzehrsmengen (Getränke generell, Streichfett auf Brot etc.). Insgesamt werden etwa 3 600 Protokolltage
erfasst.
Die Befragung der 12- bis 17-Jährigen erfolgt durch drei ausführlich geschulte Ernährungswissenschaftlerinnen. Diese sind immer 1,5 Wochen im
Feld, wobei auch samstags Interviews
stattfinden. Die Aufenthaltsdauer je
Point beträgt drei Tage. Die Interviews
werden entweder bei den Teilnehmern
zu Hause oder in einem geräumigen
Auto (Van) durchgeführt. Diese „EsKiMobile“ dienen zum einen als Transportmittel, zum anderen ermöglichen
sie eine Interviewführung im Fahrzeug, wenn der Teilnehmer bzw. dessen Eltern eine Befragung in der eigenen Wohnung nicht wünschen. Bisher
wurde dies von etwa 8 % der Teilnehmenden wahrgenommen. Bei den
Interviews sind die Eltern teilweise anwesend und unterstützen besonders
die jüngeren Kinder z. B. bei Unsicherheiten in Bezug auf die genaue Rezeptbezeichnung der verzehrten Speisen.
In der untersuchten Altersgruppe ist es
besonders wichtig, regional übliche
Lebensmittelbezeichnungen zu berücksichtigen, weil Kinder oftmals nur
diese kennen und die Frage nach unbekannten Lebensmittelsynonymen
zum Verneinen des Verzehrs führt, z. B.
bei Bulette, Frikadelle, Fleischküchle
und Fleischpflanzerl. Außerdem wird
das Fotobuch als Hilfsmittel zur Bestimmung der verzehrten Lebensmittel eingesetzt, wenn einzelne Fleischgerichte oder Gemüsearten nicht ausreichend differenziert benannt werden können. Zum Beispiel wird gefragt
„Sieh’ dir bitte Bild 17 an, hast du so etwas in den letzten 4 Wochen gegessen?“ und nicht „Hast Du in den letzten 4 Wochen Brokkoli gegessen?“.
Hilfreich ist auch die Beschreibung
von Lebensmitteln durch charakteriErnährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
stische Merkmale, z. B. Unterscheidung von Nektarinen und Pfirsichen
an Hand der glatten bzw. haarigen
Oberfläche oder der Art des Salatdressings auf Grund der Farbe. Beim Interview zu Hause werden noch vorhandene Lebensmittelverpackungen als Informationsquelle genutzt. Damit können z. B. die Margarinesorten, die Markenbezeichnung von Frühstückszeralien und eingenommene Nahrungsergänzungsmittel ermittelt werden.
Nach der Feldphase folgt jeweils die
Vorbereitung der nächsten Route
durch die Interviewerinnen. Vom RKI
aus wird dabei der Tourenverlauf geplant und die Teilnehmenden werden
telefonisch zur Terminvereinbarung
kontaktiert (Abb. 5). Grundlage hierfür
ist eine Adressdatenbank mit allen
notwendigen Informationen zu den
Teilnehmern wie Name, Wohnort und
Telefonnummern. Die Datenbank basiert auf den Teilnehmerdaten von
KiGGS. Durch das EsKiMo-Team werden die Kontaktdaten aktualisiert und
z. B. um E-Mail-Adressen ergänzt. In
der Datenbank werden auch das Datum des Anschreibens, der vereinbarte
Interviewtermin und ggf. die Gründe
für eine Nicht-Teilnahme vermerkt.
Datengrundlagen
Grundlage für die Auswertung ist der
im nächsten Jahr in aktualisierter
Form erscheinende BLS II.4 [11]. Aller-
dings fehlt im BLS eine Differenzierung nach einzelnen Herstellern. Informationen über Markenprodukte
sind aber u. a. wichtig im Zusammenhang mit herstellerspezifischen Anreicherungsmengen für Vitamine und
Mineralstoffe. Daher wird versucht,
während der Feldphase diese Datenlücke zumindest teilweise zu schließen. Dazu werden z. B. Anfragen bei
den Herstellern vorgenommen und
Recherchen im Internet und im Handel durchgeführt.
Für die Eingabe und Codierung
der Daten aus den Ernährungstagebüchern sind in dem Eingabeprogramm Eat 2006 eine Lebensmitteldatenbank und eine Portionsgrößendatenbank hinterlegt. Die Lebensmitteldatenbank enthält ca. 4 000 Codes aus
dem BLS, zusätzlich etwa 5 300 Markenprodukte (insbesondere aus den
Bereichen Frühstückszerealien, Gebäck, Milchprodukte, Getränke und
Fertigprodukte) und 1 100 Individualrezepte aus dem VELS-Projekt [4]. Die
Datenbank wird laufend um neue Produkte oder Rezepte erweitert.
Auch im DISHES Junior wurde die
Lebensmittelauswahl erweitert. Dabei
wurden vor allem Lebensmittel und
Getränke aus den Produktgruppen
Fast Food (ca. 200), Milchprodukte
(ca. 10), Frühstückszerealien (ca. 180),
Getränke inklusive Energy Drinks
(ca. 50), Schokolade und Eis (ca. 110)
und sonstige Lebensmittel (ca. 120) er-
Abb. 4: Eingabemaske in EAT 2006
383
Aktuell
gänzt. Die Aufnahme dieser Lebensmittel ermöglicht die Erfassung über
die DISHES-Masken; dadurch müssen
weniger Lebensmittel während des
Interview gesondert notiert werden.
Neben den Nährwertdaten sind die
Portionsgrößen wichtig. Auch an dieser Datengrundlage wird kontinuierlich parallel zur Feldphase gearbeitet,
da im Interview und in den Ernährungstagebüchern neu angegebene
Lebensmittel recherchiert (z. B. über
das Internet, über Lebensmittelverpackungen) oder abgewogen werden
müssen (z. B. im Mustergeschirr oder
als Stückgewicht).
Anreize für die Teilnehmer
Aus internationalen Studien ist bekannt, dass sich die Teilnehmer eher
an zeitaufwändigen Untersuchungen
zu Gesundheit und Lebensstil beteiligen, wenn sie Prämien als Anreize
(Incentives) für ihre Teilnahme erhalten [12, 13]. Aufwandsentschädigungen sollen auch bei EsKiMo zu einer
Erhöhung der Ausschöpfungsrate beitragen. Die Teilnehmer bei EsKiMo erhalten 5 Q je protokolliertem Tag bzw.
10 Q für das DISHES-Interview.
Außerdem erhält jeder Teilnehmer
eine persönliche Auswertung der Ergebnisse. Die Universität Paderborn
erstellt Auswertungen an Hand der
Verzehrsdaten der drei Protokolltage
und den Angaben zu Körpergewicht
und -größe. Teilnehmende erhalten
eine Rückmeldung zu ihrem BodyMaß-Index, zur Gesamtenergieaufnahme und zu ausgewählten Lebensmittelgruppen (Getränke, Obst und
Gemüse, Milchprodukte, Kartoffelund Getreideprodukte sowie Fettmen-
Qualitätssicherung
Stichprobenziehung: [3 600 (netto 2 400) der 17 641 KiGGS-Teilnehmer]
Versand der Einladungsschreiben inklusive Einverständniserklärung (EVE) der
Eltern zur Studienteilnahme (6 Wochen vor der jeweiligen Feldphase)
Rücklauf der EVE (innerhalb von 2 Wochen nach dem Versand)
6- bis 11Jährige
12- bis 17Jährige
JA
Weiterleiten der
Adressdaten an die
Universität Paderborn
Anruf bei den
Teilnehmern zur
Terminvereinbarung
Versand der
Ernährungstagebücher
Versand der
Terminbestätigung
inklusive FFQ
Rücklauf der
Ernährungstagebücher
Datenkontrolle an der
Uni Paderborn
ggf. telefonische
Nachfrage zu den
Angaben
DISHES-Interview,
Einsammeln des
ausgefüllten FFQ
sowie Ausgabe des
Incentives
Datenübergabe und
-kontrolle am RKI
Dateneingabe in
EAT 2006
Ggf. Anhören der
Audioaufzeichnungen,
Rücksprache mit
Interviewerinnen
Individuelle Auswertung
und Incentive an die
Familien
Individuelle
Auswertung an die
Teilnehmer
Ergebnisdatenbank
Abb. 5: Ablaufschema der Feldphase
384
NEIN
Teilnahme
Telefonische
Nachfrage
keine
Teilnahme
NonResponderBefragung
ge und -qualität). Die verzehrten Mengen werden dabei mit den Empfehlungen des Forschungsinstitutes für Kinderernährung Dortmund verglichen.
Für die Jugendlichen werden am
RKI automatische Auswertungen mit
DISHES erstellt. Anschließend werden
diese von einer Ökotrophologin auf
starke Normabweichungen (z. B. bei
der Energieaufnahme) und Plausibilität geprüft. Angegeben wird, welchen
Anteil die einzelnen Grundnährstoffe
an der Energieaufnahme haben.
Außerdem werden die mittlere tägliche Aufnahmemenge für einige Mikronährstoffen (z. B. Vitamin C, Vitamin A,
Magnesium und Calcium) genannt
und die fünf wichtigsten individuellen
Quellen für diese Nährstoffe angegeben. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer Ernährungstipps bezüglich besonders geeigneter Lebensmittel, um
eventuell aufgezeigte Defizite auszugleichen.
Mindestanzahl
Teilnehmer
nicht
erreicht
Einladungsschreiben
an Teilnehmer
mit der
2. Priorität
(4 Wochen
vor der
jeweiligen
Feldphase)
Universität
Paderborn
RKI
Eine erste Kontrolle der Daten erfolgt
beim Eingang der Ernährungstagebücher der 6- bis 11-Jährigen an der Universität Paderborn (vgl. Studienablauf). Die Qualität der Tagebücher
wird beurteilt, problematische oder
fragwürdige Protokolle werden markiert.
Die Eingabe der Daten wird von
zwei intensiv geschulten Studentinnen vorgenommen. Regelmäßige Besprechungen von Protokollen oder
Protokolleinträgen gewährleisten eine
einheitliche Eingabe. Vereinbarungen
für eine standardisierte Dateneingabe
wurden schriftlich fixiert und sind jederzeit einsehbar. Die Ergebnisse von
erfassten Standardprotokollen und
Stichprobenkontrollen werden diskutiert, Fehlerquellen besprochen und
Eingabefehler nachträglich korrigiert.
Eingegebene Personendaten (Protokolltage, Körpergewicht und -größe
etc.) sowie die Mengen- und Energiezufuhr werden auf Plausibilität geprüft. Die Angaben der einzelnen Teilnehmer an den drei Protokolltagen
werden ebenso verglichen wie die von
Teilnehmenden gleichen Alters und
Geschlechts. Auffallend hohe einzelne Verzehrsangaben oder hohe bzw.
niedrige Tagesmengen werden mit denen in den ursprünglichen Protokollen verglichen.
Die Interviewerinnen wurden am
RKI umfangreich zum Umgang mit
DISHES geschult. Da die späteren
Feldmitarbeiterinnen bereits im PreErnährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
Aktuell
Zusammenfassung
EsKiMo
Die Ernährungsstudie bei Kindern und Jugendlichen
2.
A. Bauch, G. B. M. Mensink, C. Vohmann, A. Stahl, J. Fischer, S. Kohler, J. Six,
H. Heseker, Berlin / Paderborn
Als Modul von KiGGS (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in
Deutschland) wird von Januar bis Dezember 2006 das Ernährungsverhalten von
etwa 2 400 6- bis 17-Jährigen erfasst. Diese Ernährungsstudie als KiGGS-Modul
(EsKiMo) wird vom Robert Koch-Institut und der Universität Paderborn durchgeführt. Die Eltern der unter 12-Jährigen führen gemeinsam mit ihrem Kind ein
3-Tage-Schätzprotokoll. Mit den Älteren wird ein DISHES Interview (Dietary
Interview Software for Health Examination Studies) geführt. Außerdem wird der
KiGGS-Food Frequency Questionnaire ein zweites Mal ausgefüllt. Zusätzlich werden Informationen zu Soziodemographie, Freizeitgestaltung, Schulverpflegung
sowie Körpergröße und -gewicht erfragt.
Diese aktuellen, repräsentativen Ernährungsdaten werden u. a. in Verbindung
mit den KiGGS-Daten Analysen des Zusammenhangs zwischen Ernährung und
Gesundheit ermöglichen.
Ernährungs-Umschau 53 (2006), S. 380–385
test eingesetzt wurden, konnten sie
schon im Vorfeld der eigentlichen Studie Interviewerfahrung sammeln.
Während der Erhebung finden außerdem regelmäßige Feldbesuche statt.
Dabei werden sowohl die Interviewführung als auch das allgemeine Auftreten der Interviewerinnen und ihr
Umgang mit den Teilnehmern geprüft.
Bei jedem Interview findet eine digitale Sprachaufzeichnung statt, sofern
der Teilnehmer dieser zustimmt. Diese
Dokumentation ermöglicht das nachträgliche Überprüfen von nicht plausibel erscheinenden Angaben durch erneutes Abhören der entsprechenden
Antwort. Diese Vorgehen hat sich bisher als sehr wertvolle Informationsquelle zur Sicherung einer hohen Datenqualität sowie als Hilfsmittel in der
Interviewerschulung bewährt.
Zeitnah zur Feldarbeit erfolgt eine
erste Kontrolle der Erhebungsdaten.
Damit können mögliche Eingabefehler schnell aufgedeckt und mit den
Interviewerinnen besprochen werden.
Die ausgewählten KiGGS-Teilnehmer, die nicht an EsKiMo teilnehmen
möchten, werden gebeten, einen kurzen Fragebogen zu beantworten. Damit werden Informationen zu Gründen der Nichtteilnahme, aber auch
zum Gesundheitszustand und soziodemographische Variablen aktuell erhoben. Durch die KiGGS-Haupterhebung liegen außerdem für alle EsKiMo-Nicht-Teilnehmer bereits umfangreiche Daten vor, sodass detaillierte
Analysen der Nichtteilnehmer im Vergleich zu den Teilnehmern vorgenommen werden können.
Ernährungs-Umschau 53 (2006) Heft 10
3.
4.
5.
6.
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
Zur Information der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurde ein
Flyer entwickelt, der mit der Einladung
zur Studie versendet wird. Die Einladung richtet sich mit getrennten Anschreiben an die Eltern und an den Jugendlichen (bei den ab 12-Jährigen)
und wird ca. 6 Wochen vor dem Erhebungszeitraum verschickt.
Weitere Informationen zur Studie
finden die Teilnehmenden außerdem
im Internet. Die entsprechenden Seiten sind über die KiGGS-Startseite
(www.kiggs.de) und über die RKIHomepage (www.rki.de), Suchbegriff
EsKiMo, abrufbar.
Bei weiteren inhaltlichen, organisatorischen sowie individuellen Anfragen, Terminwünschen und eventuellen Beschwerden von Teilnehmenden
kann das eingerichtete Service-Telefon angerufen werden. Außerdem gibt
es noch eine spezielle E-Mail-Adresse
für Fragen der Teilnehmenden (eskimo
@rki.de).
7.
8.
9.
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Response in epidemiologischen Studien in
Deutschland (Teil II). Gesundheitswesen 66:
482-491 (2004).
Ausblick
Erste Ergebnisse von EsKiMo werden
Mitte 2007 vorliegen. Zeitnah zur Feldphase werden fortlaufend die persönlichen Auswertungen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versandt.
Literatur:
1. Kurth, B.-M.; Bergmann, K.E.; Dippelhofer, A.;
Hölling, H.; Kamptsiuris, P.; Thefeld, W.: Die
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
in Deutschland. Was wir wissen, was wir
Korrespondenzanschrift:
Dr. Gert Mensink
Robert Koch-Institut
Seestr. 10
13353 Berlin
E-Mail: [email protected]
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