Human Resources Qualitätsaspekte der Ausbildung in der empirischen Forschung 11. Wissenschaftliche Tagung in Zusammenarbeit mit dem ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. und der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) am 18. und 19. Juni 2015 in Wiesbaden Kurzfassung: Methodenausbildung bei Bachelor und Master Prof. Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik geb. 1946, Studium der Soziologie in Berlin und Hamburg, abgeschlossen mit der Promotion zum Dr. phil an der Universität Hamburg 1975; Habilitation an der Universität zu Köln 1999; Verleihung des apl. Professors für „Empirische Sozialforschung“ an der Justus-LiebigUniversität Gießen 2007. Tätigkeiten in der Forschung und in der Lehre in Hamburg, Trier, Mannheim, Heidelberg, Köln und Gießen. Zuletzt bei GESIS bis 2011 Leiter der Stabsstelle „Wissensvermittlung“. Mitglied der Arbeitsgruppe „Lehre“ in der Sektion „Methoden der Empirischen Sozialforschung“ in der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Vor der Einführung von Bachelor und Master über den Bologna-Prozess war es einigermaßen bekannt, was ein Absolvent des Diplomstudiengangs in Soziologie an Wissen in den ersten Job mitbringen können musste. Es gab von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie einen Vorschlag für die Methodenausbildung für den Diplomstudiengang, an den sich die Mehrzahl der deutschen Universitäten hielt oder anlehnte. Mit der Einführung von Bachelor und Master versuchen die Institute für Soziologie oder Sozialwissenschaften eigene unverwechselbare Profile zu entwickeln. Dieses geht leider auch häufig zu Lasten der Methodenausbildung. Eine Arbeitsgruppe in der Sektion „Methoden der Empirischen Sozialforschung“ in der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“, bestehend aus Stefanie Eifler, Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik und Dagmar Krebs hat untersucht, wie die Methodenausbildung in den Bachelor- und Master-Studiengängen „Soziologie“ und „Sozialwissenschaften“ aussehen. Die Beschäftigung mit den Bachelor-Studiengängen – das Ergebnis wurde 2011 im Heft 4 der „Soziologie“ (S. 443 - 465) veröffentlicht – hat gezeigt, dass bei deutlich weniger als der Hälfte der untersuchten Studiengänge die von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie empfohlenen insgesamt 18 Semesterwochenstunden an Methodenausbildung erreicht oder gar überschritten werden. In zwei Studiengängen wurde die Methodenausbildung im Bachelor-Programm sogar auf 2 Semesterwochenstunden reduziert. Da das Studium aber aus zwei Elementen besteht, dem Input der Lehrenden (gleich Präsenz) und dem Selbststudium, bestehend aus Vor- und Nachbereitung des Inputs der Lehrenden durch die Studierenden, kann das Missverhältnis von einem zu geringen Anteil an Input durch einen höheren Anteil an Selbststudium schöngerechnet werden. Gerechnet wird über Workload und Credit-Points: 30 Stunden Workload, das ist z. B. der Input von 2 Semesterwochenstunden Vorlesung, ergeben einen Credit-Point. Eine Vorlesung von 2 Semesterwochenstunden hat jedoch, ergänzt um das Selbststudium, im idealen Fall eine Workload von 30 Stunden Präsenz zu Seite 1 von 2 60 Stunden Selbststudium (Verhältnis von 1 zu 2). Durch eine Vorgabe im Verhältnis von 1 zu 4 kann der Anteil der Credit-Points auf 5 angehoben werden. Berücksichtigt man dabei, dass sich die Methodenvorlesungen im Audimax im Laufe des Semesters sehr schnell von 400 auf etwa 100 Teilnehmende reduziert, und berücksichtigt man des Weiteren, dass weder eine effektive Kontrolle der Anwesenheitspflicht möglich noch an manchen Universitäten eine abschließende Klausur vorgeschrieben ist, dann reduziert sich die Methodenausbildung auf ein nicht mehr kontrollierbares Minimum. Der Bachelor ist im Vergleich zum Diplom etwa mit dem Vordiplom vergleichbar. In diesem Studienabschnitt sollten die Grundlagen gelegt werden, auf denen im nächsten Studienabschnitt, dem Master, aufgebaut werden kann. Was an Methodenausbildung kann im Masterstudiengang „Soziologie“ vorausgesetzt werden? Untersucht wurde der Master-Studiengang „Soziologie“ an 26 und der Master-Studiengang „Soziologie mit Schwerpunkt Methoden“ an fünf Universitäten. Ein Drittel dieser Universitäten setzt für die Zulassung zum Master-Studiengang eine Beschäftigung im BachelorStudiengang mit Methoden im Umfang von 10 bis 30 Credit-Points (Workload gleich 300 bis 900 Stunden) voraus. Bei den anderen zwei Drittel der untersuchten Universitäten wird der Umfang des vorauszusetzenden Vorstudiums in der Methodenausbildung während des Bachelor-Studiums nicht definiert. Das, was von den 31 untersuchten Universitäten dann während des Master-Studiengangs an Methodenausbildung angeboten wird, ist sehr heterogen. Eine Universität verzichtet ganz auf spezifische Methodenveranstaltungen im MasterStudiengang „Soziologie“. Bei den anderen 30 Universitäten reicht die Workload von 300 bis 1.440 Stunden. Allerdings muss man wieder auf die Zusammensetzung der Workload achten, denn etwa die Hälfte der untersuchten Studiengänge definiert Präsenz zu Selbststudium im Anteil von 1 zu 5 bis 1 zu 9. In einem Studiengang, in dem das Projektstudium wichtig wird, muss sich der Anteil des Selbststudiums gegenüber der Präsenz erhöhen – allerdings ist der Anteil von 9 zu 1 von Selbststudium zu Präsenz zu hoch angesetzt. Positiv zu vermerken ist, dass fünf der untersuchten Universitäten eine Methodenvertiefung im Master-Studiengang anbieten. Seite 2 von 2