Versuchsbeschreibungen zu den Veranstaltungen Praktische Übungen in Physik ” für Mediziner, Zahnmediziner und Biologen Physikalische Übungen für Pharmazeuten“ Praktikumsdokumentation angefertigt für das Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms–Universität Bonn im Januar 2015 Diese Kurzdokumentation sollte alle für die Versuchsdurchführung relevanten Informationen enthalten. Eine umfangreichere Fassung mit zusätzlichen Hintergrundinformationen finden Sie auf der Homepage des Praktikums: http://www.mpraktikum.hiskp.uni-bonn.de/ Für Ihre persönliche Vorbereitung auf die Versuche ersetzt allerdings auch diese kein Lehrbuch. Inhaltsverzeichnis Einleitung 2 Hinweise zur Versuchsdurchführung 4 Protokollführung 5 0 Einführungsversuch 7 1 Masse- und Dichtebestimmung 9 2 Messung der Zähigkeit von Flüssigkeiten 13 3 Gasgesetze / spezifische Wärmekapazität 17 4 Linsen / Mikroskop 21 5 Ohmsche Widerstände 25 6 Beugung am Gitter / Prismenspektroskop 29 7 Wechselstromwiderstände und Schwingkreis 33 8 Röntgenstrahlen 39 9 Radioaktivität 45 10 Ultraschall 49 11 Polarisation des Lichts 53 A Größen, Dimensionen und Einheiten in der Physik 57 B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung 61 C Umgang mit dem Oszilloskop 70 D Griechisches Alphabet 74 1 Einleitung Hinweise zur Organisation Die praktischen Übungen finden im Allgemeinen Verfügungszentrum I (AVZ) der Universität Bonn, Bonn, Endenicher Allee 11-13, Erdgeschoss - rechter Flügel statt. Je 10 Praktikanten gehören zu einer Gruppe. Für jede Gruppe ist der betreffende Versuch 5 mal aufgebaut, so dass jeweils zwei Praktikanten den Versuch gemeinsam durchführen. Jeder Praktikant protokolliert seine Messergebnisse und Auswertungen jedoch in ein eigenes Protokollheft. Die Zuordnung Gruppe – Versuch – Tag ergibt sich aus der beigefügten Versuchsmatrix. In den oberen Zeilen sind die Gruppenbuchstaben, in den Spalten darunter die Nummern der Versuche angegeben, die an den jeweils links stehenden Tagen durchgeführt werden. Weitere Informationen sowie wichtige Ankündigungen erfahren Sie während des Semesters auf der Internetseite des Praktikums unter http://www.mpraktikum.hiskp.uni-bonn.de Voraussetzungen und Vorbereitung Unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Vorbereitung und Durchführung der Versuche ist, dass der Praktikant über physikalische Grundkenntnisse in dem Umfange, wie sie in der Vorlesung Physik für Mediziner und Pharmazeuten“ ” im 1. Fach-Semester angeboten werden, verfügt. Dazu gehören notwendigerweise mathematische Kenntnisse zur Handhabung, Interpretation und Auswertung physikalischer Sachverhalte und Messergebnisse. Damit verbunden müssen Kenntnisse über die in der Physik gebräuchlichen Einheiten sein, insbesondere über die internationalen SI-Einheiten“, die zum größten Teil seit 1.1.1978 gesetzlich vor” geschrieben sind. Vor Beginn des Praktikums sollten Sie daher die Anhänge A und B studiert haben. Unabhängig von diesen allgemeinen Voraussetzungen muss jeder Versuch einzeln vorbereitet werden. Die in diesem Heft befindlichen Kurzbeschreibungen der Versuche geben Ihnen einen Anhaltspunkt für die Themenauswahl zur Vorbereitung. Selbstverständlich müssen alle physikalischen Begriffe, auf die man bei der Vorbereitung stößt, verstanden sein (z.B. der Begriff Drehmoment“ bei der Vorbe” reitung auf das Thema Waage“ (Versuch 1)) und erklärt werden können. ” 2 Einleitung Zur Vorbereitung eignen sich die meisten Oberstufenbücher des Schulfaches Physik. Die verfügbaren Lehrbücher, die sich explizit an Nebenfächler richten (auch dann wenn der eigene Studiengang nicht explizit im Titel aufgeführt ist), unterscheiden sich zum Teil deutlich im Umfang, Tiefgang, Anschaulichkeit und Anspruch. Das beste Lehrbuch ist meist jenes, mit welchem Sie am besten arbeiten können. Wir empfehlen ihnen daher, z.B. in der Universitätsbibliothek und anhand eines ausgewählten Themas, einen vergleichenden Blick in mehrere Bücher zu werfen. Aus der großen Fülle der in den letzten Jahren erschienenen Physikbücher für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten usw. finden wir insbesondere folgende empfehlenswert (nicht-wertende Sortierung nach Nachnamen des Autors, ohne Anspruch auf Vollständigkeit): • Harms: Physik: ein kurz gefasstes Lehrbuch für Mediziner und Pharmazeuten HARMS Verlag, 18. Auflage 2010 • Harms: Übungsbuch Physik: für Mediziner und Pharmazeuten HARMS Verlag, 9. Auflage 2010 (Aufgabensammlung) • Harten: Physik für Mediziner Springer-Verlag, 14. Auflage, Oktober 2014 • Kamke, Walcher: Physik für Mediziner B.G. Teubner Stuttgart • Seibt: Physik für Mediziner Thieme, 6. Auflage 2009 • Trautwein, Kreibig, Hüttermann: Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten de Gruyter, 8. Auflage 2014 Auch sehr gut geeignet, wenn auch nicht explizit an Nebenfächler gerichtet, sind u.a.: • Meschede (Hrsg.) Gerthsen Physik Springer-Verlag, 24. Auflage 2010 • Tipler, Mosca: Physik: für Wissenschaftler und Ingenieure Springer / Spektrum Akademischer Verlag, 6. Auflage 2009 3 Einleitung Hinweise zur Versuchsdurchführung Zum Praktikum sind außer dem Testatzettel mitzubringen: zwei Protokollhefte DIN A4 kariert (fest, keine Einzelblätter oder Schnellhefter), mm-Papier (DIN A4), Kugelschreiber oder Füller, Bleistift, durchsichtiges Lineal von 30 cm Länge, Klebstoff, Taschenrechner; Logarithmenpapier wird gestellt. Zu Beginn eines jeden Versuchs überzeugt sich der Assistent, dass die physikalischen Grundkenntnisse vorhanden sind. Ins Protokollheft sind die Versuchsergebnisse, Zwischenrechnungen, Tabellen, graphische Darstellungen, Lösungen der Aufgaben und Endergebnisse mit knappem Begleittext einzutragen. Es ist besonders darauf zu achten, dass die zugehörigen Maßeinheiten, auch bei Zwischenrechnungen, nicht vergessen werden. Das Protokoll muss während des Praktikums fertiggestellt werden und ist am Ende des Versuchs dem Assistenten vorzulegen. Bei einigen Versuchen finden sich Aufgaben, die schon vor Beginn des Versuches zu lösen sind. Diese sind durch große Buchstaben gekennzeichnet (z.B. Aufgabe 1.A). Die sorgfältige Bearbeitung dieser Aufgaben dient der Vorbereitung und ist eine der Voraussetzungen zum Verständnis des Versuchsablaufs. Aufgaben, die im Verlauf der Versuchsdurchführung zu lösen sind, werden durch kleine Buchstaben gekennzeichnet (z.B. Aufgabe 1.a) und sind ebenfalls schriftlich im Protokoll zu beantworten. Alle protokollierten Messergebnisse müssen aus den an diesem Versuchstagen stattgefundenen Messungen oder den Angaben des Assistenten stammen. Auf Fremdprotokolle darf nicht zurückgegriffen werden. Alle Beschädigungen an Versuchsgeräten sind sofort dem zuständigen Assistenten zu melden. Die Praktikanten sollen nicht versuchen, Apparate selbst zu reparieren. Bei elektrischen Versuchen dürfen die Leitungsdrähte erst an die Spannungsquellen angeschlossen werden, nachdem die Schaltung vom Assistenten geprüft wurde. Auch kurzdauerndes Einschalten bei falscher Anordnung führt leicht zur Zerstörung von Geräten. Für die Beschädigung von Geräten, die durch Nichtbeachten dieser Vorschrift entsteht, können die Praktikanten voll haftbar gemacht werden. Nach Beendigung des Versuchs sind die Arbeitsplätze aufzuräumen. 4 Einleitung Protokollführung Das während des Versuchstages anzufertigende Protokoll soll folgende Angaben enthalten: 1. Datum, Versuchsnummer und -name 2. Kurze Erklärung der Aufgabe 3. Prinzip der Messung in wenigen Sätzen, eventuell mit Versuchsskizze 4. Antworten zu den Aufgaben, die vor Versuchsbeginn zu lösen sind 5. Angabe der Messbeziehung (d.h. der Ausgangsformel(n), die bekannte und zu messende Größen enthalten). Alle verwendeten physikalischen Größen müssen erklärt werden! 6. Angabe derjenigen Größen, die bereits in irgendeiner Form vorgegeben sind, eventuell umgerechnet in die entsprechenden SI-Einheiten 7. Angabe der zu messenden Größe(n) mit entsprechenden Einheiten 8. Tabellen, in denen die Messwerte festgehalten werden; hierbei ist auf Übersichtlichkeit zu achten. Um die Lesbarkeit des Protokolls zu erhöhen empfiehlt es sich eine Tabelle ausschließlich mit Messdaten anzufertigen und die nach der Messung durchgeführte Auswertung in einer getrennten Tabelle zu behandeln. 9. Graphische Darstellung der Messdaten inklusive Fehlerbalken, wenn dies zur Versuchsdurchführung erforderlich ist. Achten Sie darauf, dass die Achsenskalierung den Wertebereiche der Messdaten nicht wesentlich überschreitet. 10. Auswertung; schrittweise und nachvollziehbare Berechnung des Endergebnisses aus den Daten der Tabellen bzw. Diagrammen; möglichst alle Zwischenrechnungen ins Protokollheft! 11. Fehlerbetrachtung und -berechnung, siehe Anhang B 12. Ergebnis mit Fehlerangabe in ein bis zwei Sätzen Eine ausführliche schriftliche Darstellung der theoretischen Grundlagen des Versuchs gehört nicht ins Protokollheft. Insbesondere ist ein Reproduzieren der gesamten Versuchsanleitung nicht notwendig. Unabhängig von der genauen Ausführung des Protokolls müssen die allgemeinen Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis eingehalten werden. Es ist darauf zu achten, dass das Protokoll wahrheitsgemäß, vollständig, unverändert und nachvollziehbar ist. 5 Einleitung Lageplan der Versuche im AVZ I Nußallee 3/9 4/6 8 2 / 11 Endenicher Allee 5 / 10 1/7 Treppenhaus Halle Eingang Die Versuche Die Versuche gliedern sich in zwei Gruppen, die nacheinander im Semester durchgeführt werden. Eine besondere Rolle nehmen dabei die Versuche 10 und 11 ein; Versuch 11 (Polarisation) wird lediglich von den Pharmazeuten durchgeführt, der Versuch 10 (Ultraschall) von den übrigen Studenten. 6 0 Einführungsversuch Grundkenntnisse Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Masse (schwere Masse, träge Masse); Geschwindigkeit, Beschleunigung, WegZeit-Diagramme, Geschwindigkeits-Zeit-Diagramme, Beschleunigungs-ZeitDiagramme; Newtonsche Axiome; Gewichtskraft, Erdbeschleunigung; gleichmäßig beschleunigte Bewegungen, freier Fall 0.1 Bestimmung der Reaktionszeit Dieser Versuch soll Sie zur Einführung in das physikalische Praktikum mit der Dokumentation und Auswertung Ihrer Messergebnisse, dem Aufbau eines Protokolls und der Anwendung der Fehlerabschätzung und Fehlerfortpflanzung bekannt machen. Ihr Versuchsassistent wird Sie dabei schrittweise durch den Versuch und die Anfertigung des Protokolls führen. Alle diese Erkenntnisse werden in den übrigen Versuchen vorausgesetzt und nicht mehr getrennt angesprochen. Voraufgabe 0.A: Welche Abhängigkeit ergibt sich für die Wegstrecke s in Abhängigkeit von der Zeit t für eine konstante Beschleunigung a? Wie bestimmt man bei Kenntnis der Beschleunigung a und Strecke s die Zeit t, die vergangen ist? Voraufgabe 0.B: Ein Auto beschleunigt (~a ist konstant) von 0 km/h auf 50 km/h innerhalb von 5 Sekunden. Nach ca. 280 m Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit muss der Fahrer an einer Ampel anhalten. Dazu wird mit einer Bremsbeschleunigung von - 4,5 m/s2 abgebremst. Wie verändern sich die Größen Beschleunigung, Geschwindigkeit und die zurückgelegte Wegstrecke vom Anfahren des Autos bis zum vollständigen Stillstand? Tragen Sie dazu jeweils in ein eigenes Diagramm auf: 1. die Beschleunigung a des Autos gegen die Zeit t 2. die Geschwindigkeit v des Autos gegen die Zeit t 3. die zurückgelegte Wegstrecke s des Autos gegen die Zeit t Aufgabe 0.a: Dieses Experiment führen Sie gemeinsam mit Ihrem Praktikumspartner durch. Einer von Ihnen (der Einfachheit halber Person A genannt) hält ein 30 cm langes Lineal an der 30 cm Markierung zwischen Daumen und Zeigefinger fest. Der andere (Person B genannt) hält seinen Daumen 7 0 Einführungsversuch und Zeigefinger auf der Höhe der 0-cm-Markierung in geringer Entfernung von Lineal. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt lässt Person A das Lineal los und Person B versucht es durch Zusammenführen von Daumen und Zeigefinger zu fangen. Dieser Vorgang sollte möglichst ohne Vorwarnung“ ablaufen. ” Am Lineal kann nun die Fallstrecke s und daraus die Reaktionszeit bestimmt werden. Dieser Versuch wird zunächst fünfmal durchgeführt. Danach werden fünf weitere Messungen mit vertauschten Rollen durchgeführt. Aus den Messungen wird dann die Reaktionszeit von Person A und Person B bestimmt. 8 1 Masse- und Dichtebestimmung Grundkenntnisse Vektorbegriff, Vektoraddition und -produkt; Kraft, Drehmoment, Hebelgesetz, Balkenwaage; Schwerpunkt, träge Masse ↔ schwere Masse, Gewichtskraft; Auftriebskraft, Archimedisches Prinzip, Dichte von Flüssigkeiten und Gasen, Temperaturabhängigkeit der Dichte, Aräometer (Senkspindel); Anomalie des Wassers Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven, lineare Regression 1.1 Massenbestimmung mit einer Balkenwaage Ziel dieses Versuchsteils ist die Bestimmung einer unbekannten Masse m1 durch Vergleich mit einer geeichten und bekannten Masse m2 mit Hilfe einer Analysenwaage (Balkenwaage, (siehe Abb. 1.1)). Die bekannte Masse m2 wird dabei solange variiert, bis eine bestmögliche Gleichheit der beiden Massen m1 und m2 erreicht wird. Eine danach noch vorhandene Massendifferenz ∆m = m1 − m2 lässt sich aus dem Ausschlag des Waagebalkens, d.h. dem Winkel α, direkt bestimmen: ∆m = α . (1.1) Hierbei ist die Empfindlichkeit der Waage, die bei jeder genauen Wägung bestimmt werden muss. Die unbekannte Masse m1 ergibt sich damit aus der bekannten Masse m2 und der Messgröße ∆m: m1 = m2 + ∆m . (1.2) Voraufgabe 1.A: Welche Drehmomente greifen an den Waagebalken an? Was gilt für ihre Summe? Voraufgabe 1.B: Was gilt für eine Balkenwaage, wenn sie eine Empfindlichkeit von = 3 Skt/mg hat? 9 1 Masse- und Dichtebestimmung Der Wägevorgang αu und αb und damit α sind in der Regel so gering, dass ein Ablesen mit bloßem ” Auge“ keine genauen Ergebnisse liefern würde. Die Bestimmung der Ruhepunkte αu und αb der unbelasteten bzw. belasteten Waage geschehen daher bei schwingender Waage aus den Mittelwerten einer ungeraden Anzahl von leicht ablesbaren Zeigerumkehrpunkten αn (n = 1,2, . . .). Zunächst werden die Mittelwerte der Ausschläge links und rechts errechnet: αl = α1 + α3 + · · · + α2n+1 n+1 und αr = α2 + α4 + . . . α2n n (n = 2,3, . . . ) . (1.3) Achtung: Die Anzahl der Umkehrpunkte ist 2n + 1. Auf der linken Seite wird eine ungerade Anzahl von Umkehrpunkten und rechts eine gerade Anzahl gemessen. Damit wird gewährleistet, dass die Mittelwerte αl und αr zum gleichen Zeitpunkt bestimmt werden. Aus beiden ergibt sich der Ruhepunkt: αRP = αl + αr 2 . (1.4) ◦ 90 + −~l α D m1~g ~l ~s α S ◦ 90 − α mW ~g Zeiger m2~g Abbildung 1.1: Funktionsprinzip einer Balkenwaage, an der drei Drehmomente angreifen. Auf der linken Seite befindet sich das Wägegut unbekannter Masse m1 und auf der rechten Seite die geeichten Gewichtsstücke mit der bekannten Gesamtmasse m2 . Da ∆m nach Gleichung (1.2) als m1 − m2 definiert ist, wird ein Zeigerausschlag zur Seite auf der sich m1 befindet (hier links) negativ und zur Seite auf der sich m2 befindet (hier rechts) positiv gewertet. ∆m ist in dieser Abbildung negativ, da die bekannte Masse m2 größer als die unbekannte m1 ist. Der Schwerpunkt S der Wägevorrichtung wird um den Drehpunkt D um den Winkel α ausgelenkt und bewirkt ein Rückstelldrehmoment ~s × F~W . Die Masse der Wägevorrichtung wird hier mit mW bezeichnet. 10 1.2 Dichtebestimmung mit einer Dichtewaage nach Kern a) b) m1 500 200 100 50 20 10 Abbildung 1.2: Gewichte: a) unbekannte Masse m1 ; b) Form und Gewicht (in Milligramm) der kleinen Masseplättchen Aufgabe 1.a: Versuchsdurchführung Im einzelnen verfährt man bei der Wägung also folgendermaßen: 1. Ausrichten der Waage mit Hilfe der angebrachten Wasserwaagen 2. Ruhepunktbestimmung der unbelasteten Waage: αu 3. Austarieren des zu wiegenden Gegenstandes durch Auflage von Massestücken der Gesamtmasse m2 und Bestimmung von αb . Protokollieren Sie dabei jeden Schritt (Tabelle). Die kleinen Masseplättchen sind an ihrer Form (siehe Abb. 1.2) oder dem eingestanzten Wert zu erkennen. 4. Bestimmung der Empfindlichkeit der belasteten Waage durch Verschieben des 10 mg schweren Reiters auf den Waagebalken. Für etwa sechs verschiedene Reiterpositionen wird der Zeigerausschlag gegen den Bruchteil δm der Reitermasse auf Millimeterpapier aufgetragen. Aus der Steigung der Ausgleichsgeraden durch die Messwerte wird die Empfindlichkeit bestimmt. 5. Die Differenz α = αb − αu bilden (Einheit: Skalenteile). Man beachte die Vorzeichenkonvention nach Abbildung 1.1. Mit Hilfe von Gleichung (1.1) wird ∆m bestimmt. Achten Sie auf das Vorzeichen von α. 6. Bestimmung der unbekannten Masse m1 gemäß Gleichung (1.2). Hier ist auf das Vorzeichen der Korrekturmasse ∆m zu achten. Im Protokoll ist das Vorzeichen von ∆m ausführlich zu begründen. 1.2 Dichtebestimmung mit einer Dichtewaage nach Kern Die Dichtewaage nach Kern ist ähnlich wie die eben verwendete Balkenwaage ein zweiarmiger Hebel und nutzt den Vergleich der Drehmomente auf beiden Hebelarmen. In Flüssigkeiten wirkt durch die Auftriebskraft ein zusätzliches Drehmoment entgegen der Erdanziehung, welches mit Schiebegewichten kompensiert werden kann. Wegen der geschickt gewählten Skala kann dann die Dichte der Flüssigkeit direkt abgelesen werden. 11 1 Masse- und Dichtebestimmung Reiterbahn D Senkkörper Grobjustierung ausgeglichen Zusatzgewicht Feinjustierung Abbildung 1.3: Dichtewaage nach Kern Voraufgabe 1.C: Skizzieren Sie die auf den in der Flüssigkeit ruhenden Senkkörper wirkenden Kräfte im Protokoll. Aufgabe 1.b: Versuchsdurchführung Bei diesem Versuch soll die Dichte dreier Alkohole bestimmt werden. Da diese gesundsheitsschädlich sein können, stehen im Versuchsraum Schutzbrillen und Schutzhandschuhe zur Verfügung. Mit angehängtem Senkkörper wird zunächst eine Nullpunkteinstellung der Waage durchgeführt (ohne Flüssigkeit). Dann wird die Dichte durch vollständiges Eintauchen des Senkkörpers in die Flüssigkeit bestimmt. Überlegen Sie sich, wie Sie den Fehler der Messung geeignet abschätzen können. 1.3 Dichtebestimmung mit einem Aräometer Die Dichte von Flüssigkeiten kann auch mit einem Aräometer (Senkspindel) gemessen werden. Abb. 1.4 zeigt ein solches Aräometer, das in einer Flüssigkeit schwimmt. Voraufgabe 1.D: Ändert sich der Auftrieb auf das Aräometer, wenn es in Flüssigkeiten unterschiedlicher Dichte schwimmt? Wie ändert sich die Eintauchtiefe des Aräometers mit der Dichte? Voraufgabe 1.E: Warum ist die Dichteanomalie von Wasser in der Natur bedeutsam? S S Aufgabe 1.c: Versuchsdurchführung Die Dichte von Wasser wird mit einem Aräometer in Abhängigkeit von der Temperatur gemessen. Die ge1.4: messenen Dichten werden in einem Diagramm gegen Abbildung Aräometer die Temperatur aufgetragen. (Schema) 12 2 Messung der Zähigkeit von Flüssigkeiten Grundkenntnisse Viskosität, Temperaturabhängigkeit der Viskosität, laminare und turbulente Strömung; Volumenstromstärke, Hagen-Poiseuillesches Gesetz; Kontinuitätsgleichung, Bernoulli-Gesetz, hydrostatischer Druck. Auftrieb und Archimedisches Prinzip, Gewichtskraft, Reibungskraft nach dem Stokesschen Gesetz. Definition und Einheit von Spannung (Zug und Druck), Elastizitätsmodul, Hookesches Gesetz, Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Druck in elastisch gedehnten Gefäßen; reversible und irreversible Prozesse; 2. Hauptsatz der Thermodynamik Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen 2.1 Viskositätsbestimmung durch Messung der Stromstärke in einer Kapillaren Die Viskosität einer Flüssigkeit, hier Wasser, wird durch Messung der Volumenstromstärke in einer Kapillaren bestimmt. Nach Hagen und Poiseuille gilt bei laminarer Strömung durch ein Rohr: I= π r4 1 ∆V = · · · ∆p . ∆t 8 l η (2.1) Als Wasserreservoir wird dazu eine Mariottesche Flasche verwendet (Abb. 2.1). Mit deren Hilfe wird bei geöffnetem Ventil ein konstanter Überdruck ∆p = %g∆h (mit der Flüssigkeitsdichte % und der Erdbeschleunigung g) an der Eintrittsöffnung der Kapillaren erzielt. Die Höhe ∆h hängt von der Eintauchtiefe des nach außen offenen Rohres ab. Voraufgabe 2.A: Wie hängt der hydrostatische Druck von der Gefäßform ab? Voraufgabe 2.B: Weshalb wird in diesem Versuch eine Mariottesche Flasche benutzt und nicht ein nach oben offenes Vorratsgefäß? Aufgabe 2.C: Stellen die Formel des Hagen-Poiseuilleschen Gesetzes nach η um und fassen Sie die konstanten Größen und die Messgrößen in separate Terme zusammen. 13 2 Messung der Zähigkeit von Flüssigkeiten offenes Rohr Ventil Thermometer Unterdruck h3 Äußerer Luftdruck h2 h h1 l Mariottesche Flasche mit Wasser Messzylinder Kapillare (Innendurchmesser d=2r ) Abbildung 2.1: Kapillarviskosimeter: schematischer Aufbau Aufgabe 2.a: Versuchsdurchführung Messen Sie den Volumenstrom durch eine Kapillare für 2 verschiedene Druckunterschiede (d.h. Eintauchtiefen des Rohres in der Mariottschen Flasche) und bestimmen sie beide Male die Viskosität von Wasser. Dabei soll die Zeit ∆t für den Durchfluss von ∆V ≈ 100 ml gemessen werden. Bei jeder Messung muss ∆p bestimmt und die Wassertemperatur T abgelesen werden. r und l sind an der jeweiligen Apparatur angegeben. 2.2 Bestimmung der zeitabhängigen Durchflussrate einer Elastomerpumpe Eine Elastomerpumpe ist in der Anwendung eine Infusionspumpe, deren Vorratsgefäß aus einem elastischen Ballon besteht. Ist der Ballon gefüllt und damit ausgedehnt, bringt er durch sein Bestreben, wieder in den nicht-gedehnten Ausgangszustand zu gelangen, die zur Infusion benötigte Pumpleistung auf. Aufbau und Versuchsbeschreibung Dies lässt sich messen, indem das abgeflossene Flüssigkeitsvolumen mit der Zeit gemessen wird. Aus der Änderung dessen von einem zum nächsten Messpunkt lässt sich bestimmen, wie sich die Volumenstromstärke I = ∆V /∆t über die gesamte Abgabezeit ändert. Da eine Messung des geflossenen Volumens hier zu ungenau wäre, wird dieses indirekt aus dem Gewichtsverlust der Elastomerpumpe bestimmt. 14 2.3 Bestimmung der Viskosität mittels eines Kugelfallviskosimeters Durchflussbegrenzer Einfüllstutzen mit Rückschlagventil Ballon im leeren Zustand Ballon mit Flüssigkeit ~ FZug ges ~ FZug 1 ~ FZug 2 ~ FFl Abbildung 2.2: Elastomerpumpe: Schematischer und sehr vereinfachter Aufbau. Voraufgabe 2.D: Warum und wie ändert sich die Flussrate der verwendeten Elastomerpumpen bei Wiederbefüllung? Voraufgabe 2.E: Warum kann man mit einer Waage die Flussrate bestimmen? Aufgabe 2.b: Bestimmen Sie die Dichte der verwendeten Flüssigkeit. Aufgabe 2.c: Fertigen Sie ein Diagram der Flussrate der Elastomerpumpe über die gesamte Abgabezeit an. (Füllung 275 ml; Zeitauflösung 1 Minute; Digitalwaage). Aufgabe 2.d: Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem der anderen Gruppen und den im Versuchsraum aushängenden Diagrammen. Versuchen Sie dabei herauszufinden, inwiefern sich aus dem unterschiedlichen Verhalten der Pumpen ableiten lässt, wie lange diese schon in Gebrauch sind. 2.3 Bestimmung der Viskosität mittels eines Kugelfallviskosimeters Die Viskosität einer Flüssigkeit soll aus der Sinkgeschwindigkeit einer Kugel in einem Fallrohr bestimmt werden. Für die Reibungskraft FR einer Kugel mit Radius r, welche sich mit der Geschwindigkeit v in einer laminaren Strömung der Viskosität η bewegt, gilt das Stokessche Gesetz: FR = 6π rηvβ . (2.2) 15 2 Messung der Zähigkeit von Flüssigkeiten β ist dabei ein Korrekturfaktor, der bei einem engen Fallrohr mit Radius R den Einfluss der ” Wand des Gefäßes berücksichtigt: Fallrohr Start FA Kugel β = 1 + 2,1 · FR FG r R (2.3) Nach kurzer Fallstrecke bildet sich ein Gleichgewichtszustand zwischen beschleunigender und abbremsender Kraft aus (vgl. Abb. 2.3): s FG − FA − FR = 0 (2.4) Nach dem ersten Newtonschen Axiom bewegt sich die Kugel dann mit konstanter Fallgeschwindigkeit weiter. Stop Klebeband Damit lautet die Bestimmungsgleichung für η Abbildung 2.3: Kugelfallviskosimeter: schematischer Aufbau η= (m − %V )g . 6πrvβ (2.5) Voraufgabe 2.F: Leiten Sie mit Hilfe der Gl. 2.2 und 2.4 die Abhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit vom Kugelradius her. Hinweis: Machen Sie sich klar, welche Größen in Gl. 2.2 und 2.4 vom Kugelradius abhängen. Nehmen Sie β = 1 an (großes Becken). Versuchsaufbau Am Boden des mit Rizinusöl gefüllten Fallrohrs (s. Abb. 2.3) befindet sich eine kleine Eisenkugel, die mit Hilfe eines Magneten an das obere Ende des Fallrohrs gezogen werden kann. Aufgabe 2.e: Versuchsdurchführung Beim Versuch wird die Zeit gemessen, die die Eisenkugel zum Durchfallen der vorgegebenen Strecke s im Fallrohr benötigt. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass die Kugel in der Mitte des Fallrohres fällt, damit die Voraussetzungen für die Gültigkeit von Formel 2.3 erfüllt sind. Ebenfalls ist darauf zu achten, dass sich keine Luftblasen im Fallrohr befinden. Die Viskositätsbestimmung aus der Geschwindigkeitsmessung soll in einer Messreihe von drei Durchgängen erfolgen. Die m V R 16 vorgegebene Größen = 3,985 mg 4 = π r3 3 = 1,4 cm sind hierbei: r = 0,5 mm g = 9,81 m s−2 % = 0,96 g cm−3 . 3 Gasgesetze / spezifische Wärmekapazität Grundkenntnisse Gasgesetze: Ideales Gas, Thermische Zustandsgrößen (Druck, Volumen und Temperatur), Allgemeine Zustandsgleichung idealer Gase, p-V-Diagramm, Unterschiede zwischen realen und idealen Gasen; Avogadrosche Zahl, Begriff Stoffmenge (Einheit: mol); Temperatur (Celsius- und Kelvinskala); Elektrolyse, Faraday-Gesetz und Faraday-Konstante (Zusammenhang zur Elementarladung und Avogadro-Zahl); Hydrostatischer Druck, Prinzip kommunizierender Röhren, Barometer. Spezifische Wärmekapazität: Wärmekapazität und spezifische Wärmekapazität, Wärmeenergie und elektrische Energie, elektrische Leistung, Joulesche Wärme; Temperatur, Kalorimeter, Wärmetransportmechanismen; elektrischer Strom, Stromstärke und Spannung; Amperemeter, Voltmeter. Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven, lineare Regression 3.1 Bestimmung der allgemeinen Gaskonstante Die allgemeine Gaskonstante R soll unter Verwendung eines realen Gases, das einem idealen Gas möglichst nahe kommt, bestimmt werden. Eine einfache Methode, ein solches Gas zu erzeugen, ist Gewinnung von Wasserstoff (H2 ) durch Elektrolyse von verdünnter Schwefelsäure. Die Stoffmenge des gebildeten Gases kann dabei nicht direkt gemessen werden, sondern wird indirekt aus der bei der Elektrolyse geflossenen Ladungsmenge nach dem Faradayschen Gesetz bestimmt. Nach der Zustandsgleichung für ideale Gase p·V =n·R·T (3.1) sind die drei Zustandsgrößen Druck p, Volumen V , Temperatur T und die Stoffmenge n (in mol) des Gases zu bestimmen. Die Stoffmenge n des gebildeten Wasserstoffes lässt sich nach den Faradayschen Gesetzen I ·t=w·n·z·F . (3.2) durch die Messung der transportierten Ladungsmenge bei der Elektrolyse bestimmen. Dabei ist zu beachten, dass sich nach der Elektrolyse je zwei Wasserstoffatome zu einem H2 -Molekül vereinigen. 17 3 Gasgesetze / spezifische Wärmekapazität H1 H2 H2 O + H2 SO4 Vorratsgefäß Ionenleitung S A RV U0 Abbildung 3.1: Skizze des Versuchsaufbaus zur Bestimmung der allgemeinen Gaskonstante: Zur Elektrolyse der verdünnten Schwefelsäure sind im U-Rohr zwei Elektroden angebracht, die über eine Spannungsquelle, einen regelbaren Widerstand RV und einen Schalter S verbunden sind. In der Formel 3.2 bedeuten: I t w n z F = = = = = = Stromstärke, Einheit: A Zeit Anzahl der Atome pro Gasmolekül Stoffmenge, Einheit: mol Wertigkeit der Ionen (Zahl der Ladungen pro Ion) Faraday-Konstante (F = 9,6484 · 104 As/mol) . 3.1.1 Versuchsaufbau und -durchführung Im Versuch wird eine bestimmte Gasmenge V von H2 durch Elektrolyse verdünnter Schwefelsäure im rechten Teil des U-Rohres bei geschlossenem Hahn H(2) und geöffnetem Hahn H(1) erzeugt (s. Abb. 3.1). Zur Bestimmung der Stromstärke ist noch ein Amperemeter seriell in dem Stromkreislauf integriert. Die Temperatur wird mit Hilfe eines Thermometers an der Wand bestimmt. Zunächst wird bei geöffnetem Hahn H(2) durch Regelung des Widerstandes RV eine Stromstärke I von etwa I = 300 mA eingestellt. Der Schalter S wird dann geöffnet und H(2) geschlossen; H(1) bleibt geöffnet. Das Volumen V im U-Rohr setzt sich aus dem Anfangsvolumen V0 und dem bei Stromfluss erzeugten Volumen Ṽ zusammen. 18 3.2 Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität von Wasser Nach jeder Stromflussperiode wird durch Absenken des Vorratsbehälters ein Druckausgleich hergestellt. Damit ist der Druck p im rechten Rohr gleich dem äußeren Luftdruck, der an einem Barometer abgelesen wird. Erst nach dem Druckausgleich wird das bis dahin erzeugte gesamte Gasvolumen abgelesen. Das gebildete H2 wird akkumuliert, also nicht nach jeder Stromflussperiode abgelassen. Voraufgabe 3.A: Wenn die Pole der Spannungsquelle nicht beschriftet sind, kann man die Elektrolyse zunächst mit geschlossenen Hähnen H(1) und H(2) beginnen. Man sieht dann, dass sich in den beiden Steigrohren unterschiedlich viel Gas bildet. Um welches Gas handelt es sich dabei jeweils, und welcher Hahn muss folglich geöffnet werden? Voraufgabe 3.B: Wieso wird der Druckausgleich durchgeführt und wie erkennt man wann dieser erreicht ist? Aufgabe 3.a: Versuchsdurchführung Messen Sie das bei der Elektrolyse gebildete Gasvolumen für sechs jeweils zweiminütige Stromflussperioden. Die gemessenen Volumina werden in einem Diagramm gegen die Zeit t (Dauer des Stromflusses) aufgetragen. Es ergibt sich eine Gerade, deren Steigung s = δV /δt graphisch zu ermitteln ist. Mit der Zustandsgleichung idealer Gase und dem Faradayschen Gesetz kann damit nun die allgemeine Gaskonstante R berechnet werden. 3.2 Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität von Wasser Die spezifische Wärmekapazität c von Wasser soll hier direkt gemessen werden. Dazu wird eine bestimmte Menge Wasser der Masse m in einem wärmeisolierten Gefäß (Kalorimeter, siehe Abb. 3.2) erwärmt. Die aufzubringende Wärme (=Bewegungsenergie der Wassermoleküle) wird als Joulesche Wärme Q in einer elektrischen Heizvorrichtung erzeugt: Q=P ·t=U ·I ·t . (3.3) P ist die elektrische Leistung, U die Spannung, I die Stromstärke und t die Zeit. Dabei ist darauf zu achten, dass durch die zugeführte Wärmemenge Q nicht nur das Wasser, sondern auch das Kalorimeter erwärmt wird: Q = c · m · ∆T + W · ∆T . (3.4) W ist die Wärmekapazität des Kalorimeters, auch Wasserwert“ genannt. ” Voraufgabe 3.C: Wieso isoliert das Kalorimeter die Wärme im Inneren gegen die Umgebung? 19 3 Gasgesetze / spezifische Wärmekapazität Thermometer U0 A V Rührvorrichtung Kalorimeter (Dewar) Heizdraht Abbildung 3.2: Skizze des Versuchsaufbaus zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität von Wasser. Zur Erwärmung des Wassers im Kalorimeter ist in diesem ein Heizdraht montiert. Zur Bestimmung der abgegebenen Wärmemenge wird mit einem Voltmeter die Spannung parallel, die Stromstärke mit einem Amperemeter seriell zu dem Heizdraht gemessen. Die verstrichenen Zeit wird mit einer Stoppuhr ermittelt. Die entsprechende Temperaturerhöhung des Wassers kann an dem Thermometer abgelesen werden. Damit das Wasser möglichst gleichmäßig erwärmt werden kann, ist in dem Kalorimeter eine Vorrichtung zum Durchmischen des Wassers integriert. Voraufgabe 3.D: Wieso muss während des Experimentes das Wasser sorgfältig durchmischt werden? Wieso müssen Strom und Spannung während der Messung konstant bleiben? Aufgabe 3.b: Versuchsdurchführung Bauen Sie zunächst die Schaltung nach Abb. 3.2 auf und füllen Sie 200 ml Wasser (Messzylinder!) in das Kalorimeter. Schalten Sie die Spannungsquelle ein und messen Sie die Spannung und Stromstärke. Schalten Sie die Spannungsquelle nun wieder aus (Wichtig! Nicht vergessen!) und entfernen das Amperemeter aus der Schaltung; dieses verträgt die hier fliessenden Stromstärken nur kurzfristig. Nur die elektrische Spannung des Heizdrahtes wird während der Messung weiter überprüft. Während der Messung muss das Wasser ständig gut durchmischt werden. Etwa zehn Minuten lang wird in Abständen von 30 Sekunden die Temperatur bei eingeschalteter Spannungsquelle gemessen und in ein Diagramm gegen die verstrichene Zeit t aufgetragen. Aus der Steigung der sich ergebenden Geraden liest man das Verhältnis ∆T /t ab. Daraus errechnet man die spezifische Wärmekapazität. 20 4 Linsen / Mikroskop Grundkenntnisse Stoffabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit, Brechungsindex und Snelliussches Brechungsgesetz; Brennweiten und Brechkräfte von Linsen; Umkehrbarkeit des Lichtweges, Bildkonstruktion, Abbildung durch Sammel- und Zerstreuungslinsen, Abbildungsgesetz für Linsen, Linsenkombination; Linsen- und Abbildungsfehler; Hauptebenen von Linsen, Besselverfahren; Lupe, Mikroskop; Auflösungsvermögen (Definition und Bestimmung). Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung 4.1 Linsen Voraufgabe 4.A: Ein Gegenstand wird in verschiedenen Abständen g zu einer Sammellinse aufgestellt. Was lässt sich über das jeweils entstehende Bild sagen? Die Tabelle 4.1 ist ausgefüllt (!) in das Protokoll zu übertragen und soll erklärt werden können. Die Brennweite einer Sammellinse bestimmt man am einfachsten aus Gegenstandsund Bildweite, indem man das Bild eines leuchtenden Gegenstandes auf einem Schirm auffängt und die entsprechenden Abstände zur Hauptebene der Linse misst. Gegenstand Lage Lage Größe Bild virtuell/reell? g > 2f f < b < 2f B<G reell Stellung umgekehrt, seitenvertauscht g = 2f f < g < 2f g=f g<f Tabelle 4.1: Tabelle zu Voraufgabe 4.A 21 4 Linsen / Mikroskop Das Verfahren hat experimentell den Nachteil, dass dazu die Lage der Hauptebene exakt bekannt sein muss. Zur Vermeidung dieser Schwierigkeit benutzt man das Besselverfahren. Bei fest vorgegebenem Abstand a = b + g (mit a > 4 · f ) von Gegenstand G und Bildschirm B existieren zwei Positionen der Linse (siehe Abb. 4.1), in denen der Gegenstand vergrößert bzw. verkleinert scharf auf dem Bildschirm abgebildet wird. Der Abstand dieser beiden Linsenstellungen ist dann e = g−b. Durch Substitution von g und b in der Linsengleichung wie in Voraufgabe 4.B erhält man: a2 − e 2 f= . (4.1) 4a Voraufgabe 4.B: Leiten Sie Gleichung (4.1) her! Hinweis: Substituieren Sie b und g in der Linsengleichung mit Hilfe der Gleichungen b + g = a und g − b = e. Der Abstand a muss etwas größer als 4f sein, d.h. a > 4f , um das Besselverfahren anwenden zu können. Warum gilt diese Bedingung? Aufgabe 4.a: Sammellinse G f f g1 b1 B G f f g2 b2 B e a Abbildung 4.1: Prinzip des Besselverfahrens. Bei festem a befinden sich die Positionen der Linse aufgrund der Symmetrie gerade so, dass g1 = b2 und b1 = g2 gilt. 22 4.2 Mikroskop Die Brennweite fs einer Sammellinse soll für zwei verschiedene Abstände a mit Hilfe des Besselverfahrens bestimmt werden. Achten Sie vor der Durchführung darauf, dass nur die Sammellinse montiert ist! Aufgabe 4.b: Zerstreuungslinse Die Brennweite fz einer Zerstreuungslinse wird mit Hilfe des Besselverfahrens aus der Brennweite fk einer Linsenkombination bestimmt. 1 1 1 ' + . fk fs fz (4.2) Die Linsenkombination besteht aus der Sammellinse, deren Brennweite fs im ersten Versuchsteil bestimmt wurde, und der Zerstreuungslinse, deren Brennweite gemessen werden soll; dabei muss die Brennweite der Linsenkombination fk > 0 sein. Voraufgabe 4.C: Warum kann bei dieser Messung die Zerstreuungslinse nicht alleine, sondern nur in Kombination mit der Sammellinse benutzt werden? Was bedeutet das Vorzeichen der Brennweite? 4.2 Mikroskop Ein Mikroskop dient zur Vergrößerung kleiner Objekte, indem es den Sehwinkel weitet, unter dem ein betrachteter Gegenstand erscheint. Es besteht aus mindestens zwei Sammellinsen: dem Objektiv, dem Okular und gegebenenfalls einer Feldlinse, welche der Gesichtsfeldvergrößerung dient. Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen A kennzeichnet den kleinsten Abstand d zweier Punkte, der bei Betrachtung durch das Mikroskop noch als getrennt wahrgenommen wird. Es errechnet sich nach 1 n sin α NA A= = = , (4.3) d λ λ wobei α der halbe Öffnungswinkel des Objektivs ist. Mit n wird die Brechzahl des Mediums zwischen Objekt und Objektiv bezeichnet (für Luft: n = 1). Die Numerische Apertur N A = n · sin α ist ein Maß für die Auflösung des verwendeten Mikroskops und wird meist zu diesem angegeben. Sie kann nicht wesentlich über den Wert 1 hinausgehen, so dass die kleinstmöglichen, von einem Mikroskop auflösbaren Distanzen in der Größenordnung der verwendeten Wellenlänge liegt. Voraufgabe 4.D: Skizzieren Sie den Strahlengang und die Bildentstehung in einem Mikroskop ohne Feldlinse (orientieren sie sich dabei an der Bildkonstruktion aus 4.1). 23 4 Linsen / Mikroskop (a) Objektmikrometer (b) Strichgitter Abbildung 4.2: Hilfsmittel zu den Versuchsteilen 4.d und 4.e Voraufgabe 4.E: Berechnen Sie das Auflösungsvermögen des benutzten Mikroskops für die Wellenlängen λ = 400 nm, 600 nm und 800 nm. Verwenden Sie als Größe der numerischen Apertur NA = 0,13. Aufgabe 4.c: Strahlengang Mit Hilfe einer Mattscheibe soll der Strahlengang im Mikroskop untersucht werden. Um den Strahlengang besser zu verstehen, wird das Mikroskop ohne Okular verwendet (Die Mattscheibe ist am Ende eines Kupferrohres angebracht). Um paralleles Licht zur Beleuchtung des Objektes zu erhalten, ist eine relativ weit entfernte Lichtquelle (Leuchtstoffröhre) mit Hilfe des ebenen Spiegels (nicht des Hohlspiegels) zur Beleuchtung zu verwenden; das Bild der Lichtquelle ist mit Hilfe der beiliegenden Mattscheibe etwa in der Brennebene des Okulars als Abbildung eines auf die Leuchtstoffröhre geklebten Objektes zu finden. Durch Entfernen der Feldlinse ist deren Wirkung (Gesichtsfeldvergrößerung) zu untersuchen. Aufgabe 4.d: Objektgröße Die Größe eines Objektes ist mit Hilfe eines Messokulars und eines Objektmikrometers (siehe Abb. 4.2a) zu bestimmen. Das Objektmikrometer mit bekannten Ausmaßen dient zur Kalibrierung des Messokulars mit unbekannter Skalierung. Die Größe des Objekts wird dann mit dem Messokular bestimmt und mithilfe der Kalibrierung berechnet. Aufgabe 4.e: Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen des Mikroskops soll durch Vermessung mehrerer Strichgitter (siehe Abb. 4.2b) mit verschiedenen Gitterabständen untersucht und mit dem aus Gleichung (4.3) berechneten Wert verglichen werden. Bestimmen Sie die mögliche Ober- und Untergrenze des Auflösungsvermögens anhand der gerade noch erkennbaren oder gerade nicht mehr erkennbaren Strichmuster. 24 5 Ohmsche Widerstände Grundkenntnisse elektrische Ladung, Ladungsträger, Elementarladung; El. Strom als bewegte Ladung, Stromstärke; el. Spannung als Potentialdifferenz; Amperemeter, Voltmeter, Gleichstromspannungsquellen; el. Leistung und Energie; el. Leiter, elektrischer Widerstand, Leitwert, Resistivität; Ohmsches Gesetz; Kirchhoffsche Gesetze (Maschenregel, Knotenregel), Spannungsteilung, Messung von Widerständen, Innenwiderstände von Ampere- und Voltmeter. Wheatstonesche Brückenschaltung und deren Bezug zu den Kirchhoffschen Gesetzen, Temperatur (Celsiusund Kelvinskala); Leiter, Halbleiter und Isolator; Heiß-, Kaltleiter (Temperaturabhängigkeit). Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Exponentialfunktion und deren physikalische Aussage, natürlicher bzw. dekadischer Logarithmus und Überführung der Exponentialfunktion in eine lineare Funktion durch Logarithmieren; Graphische Darstellung von Messungen in Koordinatensystemen mit linear und logarithmisch geteilten Achsen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven; lineare Regression; 5.1 Bestimmung eines Ohmschen Widerstandes Für die Messung eines Ohmschen Widerstandes wird eine der in Abbildung 5.1 wiedergegebene Schaltungen aufgebaut. Mit Hilfe des Potentiometers P wird von einer vorgegebenen Festspannungsquelle U0 eine beliebige Teilspannung U abgegriffen. Mit dem Voltmeter V wird die Spannung U und mit dem Amperemeter A die Stromstärke I gemessen. In einem Diagramm wird U gegen I aufgetragen. Aus der Steigung der so erhaltenen Kennlinie wird der Widerstandswert ermittelt. Voraufgabe 5.A: Betrachten Sie in Abb. 5.1(a) nur die Parallelschaltung des Voltmeters V und des unbekannten Widerstandes Rx . Erläutern Sie hieran die Kirchhoffschen Regeln. Voraufgabe 5.B: Erläutern Sie den prinzipiellen Unterschied zwischen den beiden Schaltungen in den Abbn. 5.1(a) und 5.1(b) anhand der Kirchhoffschen Regeln. Wie lassen sich die systematischen Fehler berücksichtigen? Aufgabe 5.a: Versuchsdurchführung Nehmen Sie mittels einer der Potentiometerschaltungen Abbn. 5.1(a) und 5.1(b) die Kennlinie eines Ohmschen Widerstandes auf und ermitteln Sie graphisch aus der Steigung der Kennlinie den Widerstandswert! Berücksichtigen Sie den systematischen Fehler entsprechend. 25 5 Ohmsche Widerstände U0 U0 P P variabler Abgriff Rx A variabler Abgriff Rx A V V (a) Schaltung 1 (b) Schaltung 2 Abbildung 5.1: Potentiometerschaltung: Bei entsprechender Berücksichtigung der Besonderheiten der Schaltungen 1 und 2 sind diese äquivalent. 5.2 Ermittlung der Temperaturabhängigkeit eines NTC-Widerstandes Die Temperaturabhängigkeit eines NTC-Widerstandes (Halbleiterwiderstand mit einem Negative Temperature-Coefficient) soll mit Hilfe einer Wheatstoneschen Brückenschaltung vermessen werden (Abb. 5.2), bei der der unbekannte Wider- UNTC UVergleich NTC (ϑ ) RVergleich INTC IG P R1 I1 IVergleich G R2 U1 U2 I2 U0 Abbildung 5.2: Wheatstonesche Brückenschaltung zur Bestimmung eines NTCWiderstandes. 26 5.2 Ermittlung der Temperaturabhängigkeit eines NTC-Widerstandes stand RNTC mit einem bekannten Widerstand RVergleich verglichen wird. Hierzu wird wiederum eine Spannungsquelle U0 mit einem Potentiometer (R1 + R2 ) verbunden. RNTC und RVergleich werden über eine Brücke, die ein empfindliches Mikroamperemeter (Galvanometer) enthält, mit dem Mittelabgriff des Potentiometers verbunden. Durch Verschieben des Mittelabgriffes können über R1 und R2 genau die Teilspannungen U1 und U2 abgegriffen werden, bei denen der Strom durch die Brücke Null wird. Man nennt die Brücke dann abgeglichen“. ” Mit den Kirchhoffschen Gesetzen lässt sich zeigen, dass genau für diesen Fall eine einfache Verhältnisgleichung für die vier beteiligten Widerstände gilt: R1 RNTC = RVergleich R2 = |{z} = Draht l1 . l2 (5.1) Das letzte Gleichheitszeichen in Gl. 5.1 gilt, wenn R1 und R2 Teilstücke mit den Längen l1 und l2 des gleichen Drahtes sind. Voraufgabe 5.C: Diskutieren Sie den Einfluss auf die Messung, wenn durch einen ungenauen Abgleich die Stromstärke durch die Brücke nicht Null ist. 5.2.1 Temperaturabhängigkeit von Widerständen Grundsätzlich sind alle Widerstände temperaturabhängig. Je nachdem, ob der Widerstandswert mit steigender Temperatur größer oder kleiner wird, unterscheidet man zwischen Kaltleitern (PTC-Widerstand) oder Heißleitern (NTCWiderstand). Die Abhängigkeit von der absoluten Temperatur T wird beim hier verwendeten NTC-Widerstandstyp näherungsweise durch folgende Gleichung bestimmt: b RNTC (T ) = R0 · e T . (5.2) Hierbei sind R0 und b charakteristische Konstanten. Wenn man den natürlichen Logarithmus von Gleichung (5.2) betrachtet, ergibt sich: RNTC R0 1 ln = ln +b· . (5.3) 1Ω 1Ω T Voraufgabe 5.D: Beschreiben Sie, wie sich PTC- und NTC-Widerstand in einem Stromkreis verhalten a) unmittelbar nach dem Einschalten und b) nach einiger Zeit. Beachten Sie dabei die auftretende Joulesche Wärme. Aufgabe 5.b: Versuchsdurchführung Messen Sie RNTC für fünf verschiedene Wassertemperaturen zwischen 20 ◦ C und 80 ◦ C durch Abgleichen der Wheatstoneschen Brücke. Tragen Sie die gemessenen Werte als Funktion der Temperatur in einem Diagramm auf normalem mm-Papier auf und diskutieren Sie die Temperaturabhängigkeit! 27 5 Ohmsche Widerstände Aufgabe 5.c: Auswertung Bilden Sie die Größe ln (RNTC /1Ω) und tragen Sie sie gegen 1/T auf normalem mm-Papier auf! Die Steigung der resultierenden Geraden ist dann die Größe b. ln (R0 /1Ω) entspräche dem Schnittpunkt der Ausgleichsgerade mit der Ordinatenachse. Da dieser aber weit außerhalb des Messbereichs (markierter Bereich in Abb. 5.3) liegt, kann dieser nicht zeichnerisch bestimmt werden. Berechnen Sie R0 nach Gl. 5.3 indem Sie für ln (RNTC /1Ω) und T1 einen beliebigen Punkt ihrer Ausgleichsgerade einsetzen. 14 12 ln(RNTC /Ω) 10 8 6 4 2 0 0 0, 5 1 1, 5 2 2, 5 3 3, 5 4 333 286 250 1/T [10−3 K−1 ] 2000 1000 667 500 400 Temperatur [K] Abbildung 5.3: Temperaturabhängigkeit des NTC-Widerstandes. 28 6 Beugung am Gitter / Prismenspektroskop Grundkenntnisse Entstehung und Ausbreitung von Schwingungen (transversal, longitudinal); elektromagnetische Wellen; Energie und Intensität einer e.-m. Welle; mathematische Beschreibung von Wellen; Frequenz, Kreisfrequenz, Wellenlänge, Ausbreitungsgeschwindigkeit (Vakuum, Medium), Zusammenhänge dazwischen; Huygensches Prinzip, Überlagerung von Wellen, Phase, Interferenz und Interferenzkriterien; Huygenssches Prinzip, Beugung am Doppelspalt und am Gitter, Wellenlängenabhängigkeit des Beugungswinkels; Stoffabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit, Brechungsindex und Snelliussches Brechungsgesetz, Prisma (minimaler Ablenkungswinkel, Dispersion). Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven. 6.1 Beugung am Gitter 6.1.1 Einführung Bei der Beugung am Gitter beobachtet man bei bestimmten Winkeln α ausgeprägte Intensitätsmaxima. Die Winkel α, unter denen diese Hauptmaxima beobachtet werden, lassen sich aus geometrischen Bedingungen ableiten. Wenn der Gangunterschied s zwischen den elementaren Kugelwellen benachbarter Spalte ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge λ ist, beobachtet man ein Hauptmaximum, d.h. konstruktive Interferenz. Die geometrische Bedingung hierfür kann man aus Abbildung 6.1 ablesen: s = d · sin α = m · λ mit m ganzzahlig. (6.1) d α s · α Abbildung 6.1: Beugung am Gitter: Die Geometrie ergibt s/d = sin α. 29 6 Beugung am Gitter / Prismenspektroskop violett blau türkis grün gelb (Doppellinie) (Doppellinie) Abbildung 6.2: Beispiel für das Spektrum einer Quecksilberlampe. Daraus folgt: m·λ (6.2) d Hierbei ist s der Gangunterschied, d die Gitterkonstante, d.h. der Abstand zwischen benachbarten Spalten, α der Beugungswinkel, m die Ordnungszahl des Beugungsmaximums und λ die Wellenlänge des Lichtes. sin α = Für eine Spektraluntersuchung von Licht ist das Auflösungsvermögen eines Beugungsgitters wichtig. Zwei Spektrallinien lassen sich mit Hilfe eines Gitters trennen, wenn sich ihre Hauptmaxima nicht überlappen. Das Auflösungsvermögen eines Beugungsgitters ist definiert mit A := λ = mN . |∆λ| (6.3) Dabei ist |∆λ| die kleinste noch trennbare Wellenlängendifferenz zweier Linien, die beide nahe bei der Wellenlänge λ liegen. Das Auflösungsvermögen ist proportional zur Anzahl der beleuchteten Spalte N (die Schärfe der Interferenzmaxima nimmt mit ihr zu) und proportional zur Ordnung m. Voraufgabe 6.A: Es sollen die beiden gelben Linien (589,00 nm und 589,59 nm) einer Natriumdampflampe getrennt werden. Wie viele Spalte müssen mindestens beleuchtet werden, damit die Linien im Beugungsmaximum erster Ordnung aufgelöst werden können? Aufgabe 6.a: Messung 1. Das Beugungsspektrum erster und zweiter Ordnung von Hg-Licht ist an einem Strichgitter mit der Gitterkonstanten d = 10 µm aufzunehmen, indem der Beugungswinkel für die verschiedenen Spektralfarben des Hg-Lichts ausgemessen wird (Abb. 6.2). Beachten Sie, dass sich die Spektren benachbarter Ordnungen überschneiden können. Wieviele Ordnungen lassen sich insgesamt beobachten? 2. Aus den gemessenen Werten der Beugungswinkel α sind die Wellenlängen der Spektrallinien von Hg zu bestimmen. 30 6.2 Prismenspektroskop Prisma Linse2 Linse1 Spalt Schirm rot blau Abbildung 6.3: Strahlengang im Prismenspektroskop (ohne Okular). Das Prisma ist so justiert, dass für die gelbe Hg-Linie die Ablenkung minimal ist. Damit der Effekt in dieser Abbildung gut sichtbar wird, wurden die tatsächlichen Brechungsindexunterschiede um einen Faktor 10 verstärkt. 6.2 Prismenspektroskop 6.2.1 Einführung Während der Gitterspektrograph eine räumliche Trennung von Strahlen mit unterschiedlichen Wellenlängen über die wellenlängenabhängige Beugung und Interferenz an einem Gitter erreicht, nützt der Prismenspektrograph die Dispersion dn/dλ des Brechungsindex n(λ) aus. Weißes Licht lässt sich mit Hilfe eines optisch dichten Mediums (z.B. eines Glasprismas) in seine Farbkomponenten zerlegen. Der langwellige (rote) Anteil wird dabei weniger stark gebrochen als der kurzwellige (blaue) Anteil (siehe Abbildung 6.3). Auch für den Prismenspektrographen lässt sich das Auflösungsvermögen bestimmen. Bei maximaler Ausleuchtung des Prismas gilt: A := dn λ ≈b· , |∆λ| dλ (6.4) d.h. das Auflösungsvermögen des Prismas ist näherungsweise das Produkt aus seiner Basisbreite b und seiner Dispersion dn/dλ. Die Höhe des Prismas spielt dabei keine Rolle. Voraufgabe 6.B: Versuchen Sie, den Strahlengang im Prismenspektroskop (Abb. 6.3) nachzuvollziehen! Warum ist die Winkelablenkung des blauen Lichtes größer als die des roten Lichtes? 31 6 Beugung am Gitter / Prismenspektroskop Aufgabe 6.b: Messung Mit dem Prismenspektroskop sollen zwei Wellenlängen des Cäsiumspektrums ausgemessen werden. 1. Der Spektralapparat ist mittels der gelben Hg-Linie optisch günstig zu justieren. Dazu wird darauf geachtet, dass beim Drehen des Prismas um seine Längsachse (senkrecht zur Zeichenebene in Abb. 6.3) bei einer bestimmten Orientierung die Ablenkung ein Minimum hat. Dann ist der Verlauf des gelben Hg-Lichtes symmetrisch zum Prisma (der Strahlengang ist umkehrbar). Hinweis: Bei Drehung des Prismas findet man das Minimum der Ablenkung dadurch, dass die Ablenkung immer weiter abnimmt und beim Weiterdrehen über den Punkt der minimalen Ablenkung hinaus zunächst nur schwach anwächst. 2. Das Spektrometer ist mit den Linien des Hg-Spektrums zu kalibrieren. Dazu werden die nun bekannten Wellenlängen der Hg-Linien (6.a) gegen den Ablenkwinkel im Spektrometer aufgetragen. (Die genauen Wellenlängen der Hg-Linien werden vom Assistenten bekannt gegeben.) 3. Die Wellenlängen der beiden blauen Cs-Linien werden aus der Eichkurve ermittelt. Voraufgabe 6.C: Welche Auswirkung hat die Stellung des Prismas im Minimum der Ablenkung auf das Experiment und wieso wird diese mit der gelben Spektrallinie eingestellt? Wie müsste man bei einer genaueren Messung vorgehen? 32 7 Wechselstromwiderstände und Schwingkreis Grundkenntnisse mathematische Beschreibung von Wellen; Frequenz, Kreisfrequenz, Wellenlänge, Amplitude, Phase; elektrische Ladung, Ladungsträger, Elementarladung; El. Strom als bewegte Ladung, Stromstärke; el. Spannung als Potentialdifferenz; Amperemeter, Voltmeter, Gleichstromspannungsquellen; el. Leistung und Energie; el. Leiter, elektrischer Widerstand, Leitwert, Resistivität; Effektiv-, Momentan- und Mittelwerte von Wechselstrom und Wechselspannung; Kondensator (Kapazität), Spule (Koeffizient der Selbstinduktion, alt: Induktivität); Impedanzen, Phasenverschiebung zwischen Spannung- und Stromstärke, Abhängigkeit der Impedanzen von der Frequenz der Wechselspannung, Parallel- und Serienschaltung von Impedanzen, Schwingkreise, Resonanzfrequenz) Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven, lineare Regression; Funktionsweise und Umgang mit dem Oszilloskop; Bestimmung von Periodendauern und Amplituden von Schwingungen mit dem Oszilloskop. 7.1 Wechselstromwiderstände Wenn ein sinusförmiger Wechselstrom I = I0 · sin(ωt) durch einen Wechselstromwiderstand Z fließt, beobachtet man in der Regel eine Phasenverschiebung ϕ zwischen der Wechselspannung U (t) und dem Wechselstrom I(t): I(t) = I0 · sin(ωt) , U (t) = U0 · sin(ωt + ϕ) . (7.1) (7.2) Hierbei ist U0 die Spannungsamplitude, ω die Kreisfrequenz (Einheit: rad · s−1 ), die mit der Frequenz ν und der Schwingungsdauer (Periode) T verknüpft ist: 2π . (7.3) T Der Wechselstromwiderstand Z (Impedanz) ist definiert als das Verhältnis der Spannungsamplitude U0 zur Stromamplitude I0 . ω = 2πν = Z= U0 . I0 (7.4) 33 7 Wechselstromwiderstände und Schwingkreis 7.1.1 Kapazitiver Widerstand Für einen Kondensator mit der Kapazität C (Einheit 1 F = 1 C/V, F = Farad) ist: RC = 1 ωC , ϕ = − π2 (= ˆ − 90◦ ) . (7.5) Voraufgabe 7.A: Begründen sie physikalisch anschaulich und kurz(!), warum die Spannung am Plattenkondensator dem Strom folgt. Wie verhält sich der Kondensator, wenn statt Wechselstrom ein Gleichstrom anliegt? 7.1.2 Induktiver Widerstand Für eine Spule mit der Induktivität L (Einheit 1 H = 1 Vs/A, H = Henry) erhält man: π ˆ + 90◦ ) (7.6) RL = ωL , ϕ = + (= 2 Voraufgabe 7.B: Erläutern Sie kurz und physikalisch anschaulich wie sich das magnetische Feld der Spule und I(t) mit der Zeit t ändern und gegenseitig beeinflussen. Wie verhält sich die Spule, wenn statt Wechselstrom ein Gleichstrom anliegt? 7.1.3 Parallelschaltung von Kondensator und Spule Für die Impedanz Z und die Phasenverschiebung ϕ ergeben sich: 1 1 1 = − Z RL RC ϕ= +90◦ , wenn RC > RL . −90◦ , wenn RL > RC (7.7) (7.8) Die Frequenz ω0 , bei der die beiden Leitwerte 1/RL und 1/RC den gleichen Betrag haben, ergibt sich aus der Gleichung: 1 ω0 C 1 =⇒ ω0 = √ . LC RL = RC =⇒ ω0 L = (7.9) (7.10) Dies ist die Resonanzfrequenz des aus RL und RC gebildeten Schwingkreises. 34 7.2 Versuchsanleitung Voraufgabe 7.C: An einer Parallelschaltung aus einem kapazitiven und einem induktiven Widerstand (Parallelschwingkreis, Schaltung c in Abb. 7.2) liege ein sinusförmiger Wechselstrom an. Was schwingt“ bei diesem Schwingkreis ” und wie kommt diese Schwingung zustande? Hinweis: Beachten Sie das Verhalten von Kondensator und Spule in Abhängigkeit von I(t) und U(t). Wie verhält sich der Schwingkreis, wenn statt Wechselstrom ein Gleichstrom anliegt? 7.1.4 Serienschaltung von Kondensator, Spule und Ohmschem Widerstand Bei einer Serienschaltung von kapazitivem, induktivem und Ohmschem Widerstand lässt sich der Wechselstromwiderstand Z und die Phasenverschiebung ϕ mit Hilfe der folgenden Gleichungen berechnen: q q 2 2 2 + (ωL − 1/ωC)2 (7.11) Z = RΩ + (RL − RC ) = RΩ tan ϕ = RL − RC . RΩ (7.12) Die Kreisfrequenz, bei der der Wechselstromwiderstand Z den kleinsten Wert einnimmt, berechnet sich wie die Resonanzfrequenz des Parallelschwingkreises und stellt auch hier die Resonanzfrequenz dar. ω0 = √ 1 LC (7.13) Voraufgabe 7.D: In Abb. 7.1 befindet sich in den Skizzen ein Lautsprecher in einer einfachen elektrischen Schaltung. Wäre weder ein Kondensator noch eine Spule in der Schaltung, würde die Frequenz des anliegenden Wechselstromes als akustisches Signal gleicher Frequenz auf dem Lautsprecher ausgegeben. Begründen Sie kurz, welche der (schematisch vereinfachten) Schaltungen einen einfachen Tiefpass und welche einen einfachen Hochpass darstellt. 7.2 Versuchsanleitung Es sollen charakteristische Eigenschaften verschiedener Impedanzen bestimmt werden. In den Aufgaben 7.a – 7.d werden die Widerstände der vier vorgestellten Schaltungen (siehe Abb. 7.2) in Abhängigkeit von der Frequenz gemessen. Am Anfang jeder Messung ist die Spannung am Sinusgenerator so einzustellen, dass ihr Scheitelwert 1 V beträgt. In den vier Schaltungen ist jeweils die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung zu protokollieren. 35 7 Wechselstromwiderstände und Schwingkreis RC RL (a) Vereinfachter Tiefpass (c) Vereinfachter Tiefpass U∼ RL Lautsprecher RC U∼ (b) Vereinfachter Hochpass Lautsprecher U∼ Lautsprecher Lautsprecher U∼ (d) Vereinfachter Hochpass Abbildung 7.1: Schematische Darstellung von Tief- und Hochpässen. Anmerkungen zu 7.a – 7.c: • Nutzen Sie den ganzen Frequenzbereich aus! • Für fünf verschiedenen Frequenzen werden die Amplituden der anliegenden Wechselspannung U0 , des durchfließenden Stroms I0 sowie die Schwingungsdauer T des Wechselstroms mit Hilfe des Zweikanal-Oszilloskops ermittelt. Die Schwingungsdauer T ist auf die Kreisfrequenz ω gemäß der Beziehung ω = 2π/T umzurechnen. Aufgabe 7.a: Kapazitiver Widerstand: Der Kehrwert des Widerstandes (Leitwert) I0 /U0 wird gegen die Kreisfrequenz ω aufgetragen und aus der Steigung der Geraden die Kapazität des Kondensators ermittelt. Aufgabe 7.b: Induktiver Widerstand: Der Widerstand U0 /I0 wird gegen die Kreisfrequenz aufgetragen und aus der Steigung der Geraden der Koeffizient L der Selbstinduktion bestimmt (Selbstinduktivität). 36 7.2 Versuchsanleitung Oszilloskop U I a) b) c) d) RΩ 1Ω Sinusgenerator ν = 60 Hz − 600 Hz U∼ RC RL RC RL RC RL (a) Schema des Versuchsaufbaus Frequenz U∼ min max Stromstärke Spannung min max Spannung (b) Frontansicht (Schema) der Versuchsapparatur Abbildung 7.2: Versuchsaufbau. Aufgabe 7.c: Gesamtwiderstand einer Parallelschaltung von C und L: Der Leitwert I0 /U0 wird gegen die Kreisfrequenz aufgetragen. Aus der Graphik ist die Resonanzfrequenz ωres abzulesen und mit dem aus Gleichung (7.10) berechneten Wert zu vergleichen. Aufgabe 7.d: Gesamtwiderstand einer Serienschaltung von RΩ , C und L: Bei fest vorgegebener Frequenz (z.B. ωres ) soll der Gesamtwiderstand Z (Wechselstromwiderstand oder Impedanz) der Serienschaltung auf zwei Arten bestimmt werden: p 2 1. Nach der Formel Z = RΩ + (RL − RC )2 . 2. Durch Messung von U0 /I0 . 37 8 Röntgenstrahlen Grundkenntnisse Entstehung und Ausbreitung von Schwingungen (transversal, longitudinal); elektromagnetische Wellen; Energie und Intensität einer e.-m. Welle; mathematische Beschreibung von Wellen; Frequenz, Kreisfrequenz, Wellenlänge, Ausbreitungsgeschwindigkeit (Vakuum, Medium), Zusammenhänge dazwischen; Huygensches Prinzip, Überlagerung von Wellen, Phase, Interferenz und Interferenzkriterien; Aufbau der Atomhülle und des Atomkerns; Proton, Neutron, Elektron, Kernladungs- und Massenzahl; Schalenaufbau der Atome, Bohrsches Atommodell; Aufbau einer Röntgenröhre, Glühelektrischer Effekt, Beschleunigung von Ladung, Erzeugung von Röntgenstrahlen, Spektrum der Röntgenstrahlung, Bremsstrahlung und deren Energieverteilung, Grenzwellenlänge, Charakteristische Strahlung und deren Ursprung Aufnahme eines Röntgenspektrums: Welle-Teilchen-Dualismus, Beugung am Kristall, Bragg-Gleichung Nachweis von ionisierender Strahlung: Ionisierung, ionisierende Strahlung, Ionisationskammer, Zählrohr, Szintillationszähler, Dosis, Dosisleistung; Reichweite und Abschirmung ionisierender Strahlung, Schwächungseffekte von ionisierender Strahlung: Photoeffekt, Rayleigh-Streuung, Compton-Streuung, Paarbildung, Abschwächungskoeffizienten, Abhängigkeit der Schwächung vom Absorbermaterial und dessen Dicke Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Exponentialfunktion und deren physikalische Aussage, natürlicher bzw. dekadischer Logarithmus und Überführung der Exponentialfunktion in eine lineare Funktion durch Logarithmieren; Graphische Darstellung von Messungen in Koordinatensystemen mit linear und logarithmisch geteilten Achsen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven; lineare Regression; 8.1 Grundlagen bildgebender Verfahren mit Röntgenstrahlung Für einen dicken Absorber mit homogener Zusammensetzung lautet das Schwächungsgesetz: I(x) = I0 · e−µx mit I0 = Intensität der auftreffenden Quanten x = Dicke des Materials. (8.1) 39 8 Röntgenstrahlen 2θ θ Abbildung 8.1: Skizze zur Beugung von Röntgenstrahlen an einem Einkristall. Aufgabe 8.a: Röntgenbilder Ein geschlossener Holzwürfel, in dessen Inneren sich an festen Stellen zwei Schraubenmuttern und ein Hohlraum befinden, wird in den Strahlgang gebracht und die Projektion entlang einer Achse dieses Würfels betrachtet. In Zweiergruppen wird dabei jeweils eine Projektion entlang einer anderen Achse durchgeführt und dokumentiert. Im Anschluss soll in einer Gruppenarbeit aus diesen zweidimensionalen Projektionen die Lagen und Orientierungen der Muttern und des Hohlraums im Würfel bestimmt werden. Voraufgabe 8.A: Beim Durchleuchten des Holzwürfels mit Röntgenstrahlung der Energie 30 keV ist der Unterschied zwischen der Abschwächung an Holz und den Hohlräumen (Luft) relativ schwer erkennbar, der Unterschied zwischen der Abschwächung an Holz oder Eisen jedoch relativ leicht. Berechnen Sie nach Gl. 8.1 die Abschwächung I/I0 für eine Dicke von jeweils 5 mm dieser Materialien. Verwenden Sie dazu folgende Schwächungskoeffizienten: µ/ρ(Luft) = 0,35 cm2 /g, µ(Holz) = 0,2 cm−1 , µ/ρ(Eisen) = 8,2 cm2 /g. Erklären Sie damit die erwähnte experimentelle Beobachtung. 8.2 Spektrum einer Molybdän-Röntgenröhre Es soll das von der Molybdän-Röntgenröhre ausgesandte Spektrum (Intensitätsverteilung der Wellenlänge) mittels der Bragg-Reflexion in seine spektralen Anteile zerlegt werden (Abbildung 8.1). 8.2.1 Bragg-Reflexion an den Gitterebenen eines Einkristalls Die Bragg-Reflexion eines nahezu parallelen Röntgenstrahles an den Gitterebenen eines Einkristalls beruht auf der Interferenz elastisch gestreuter Röntgenquanten. Die elastische Streuung findet an den Elektronen der Atome statt. Aufgrund der periodischen Anordnung der Atome in dem Einkristallgitter kommt es zu einer kohärenten (d.h. mit fester Phasenbeziehung) Überlagerung der Streuwellen. 40 8.2 Spektrum einer Molybdän-Röntgenröhre A F UA B hν e− A K W UA UH F B W K : : : : : : : Anode Kathode Wehneltzylinder Anodenspannung Heizspannung Fenster Blende UH Abbildung 8.2: Aufbau einer Röntgenröhre d θ θ · 21s 1 s 2 Netzebene Abbildung 8.3: Zwischen den Reflexionen an zwei Netzebenen eines Kristalls herrscht ein Gangunterschied von s = 2 · d sin Θ. 41 8 Röntgenstrahlen Der Winkel Θ, unter dem die Bragg-Reflexion beobachtet wird, hängt von der Wellenlänge λ und dem Netzebenenabstand d ab. Der Detektor zum Nachweis der gestreuten Röntgenstrahlung muss so nachgeführt werden, dass der Winkel zwischen dem einfallenden Strahl und dem gestreuten Strahl gleich dem doppelten Glanzwinkel ist, d.h. Θdet = Θ (Abbildung 8.1). Damit sieht der Detektor stets nur das für eine bestimmte Wellenlänge λ charakteristische Intensitätsmaximum. In dem Versuch wird das Beugungsmaximum erster Ordnung, d.h. n = 1, beobachtet. Damit ergibt sich für die Wellenlängen λ die Beziehung λ = 2d · sin Θ, (8.2) d.h. es lässt sich aus dem Winkel Θ direkt die Wellenlänge λ berechnen. Mit den elementaren Beziehungen EPhoton = h · ν , c = λ · ν (8.3) lässt sich die Energie EPhoton jener Photonen berechnen, welche konstruktive Interferenz unter dem Winkel Θ zeigen. Hierbei ist c die Lichtgeschwindigkeit (c = 3,0 · 108 m/s), h das Plancksche Wirkungsquantum (h = 6,63 · 10−34 Js = 4,14 · 10−15 eVs). 8.2.2 Grenzwellenlänge λg , Grenzfrequenz νg , Grenzenergie Eg Die maximale Energie (Grenzenergie Eg ) der Photonen ist jene Energie, welche sich bei vollständiger Umwandlung von Ekin der Elektronen in EPhoton ergäbe. Photonen höherer Energie können im Spektrum prinzipiell nicht auftreten. So lässt sich nach Gl. 8.3 auch die kleinstmögliche Wellenlänge der Strahlung (die Grenzwellenlänge λg ) bzw. die größtmögliche Frequenz (die Grenzfrequenz νg ) berechnen: e · UA c·h , νg = . (8.4) Eg = e · UA , λg = e · UA h Voraufgabe 8.B: Berechnen Sie die Grenzwellenlänge λg bei einer vorgegebenen Anodenspannung von UA = 35 kV. 8.2.3 Versuchsdurchführung Es wird das Spektrum in erster Ordnung mit einem NaCl-Einkristall (d = 281,97 pm, 1 pm = 1·10−12 m) aufgenommen. Der Winkel Θ wird zunächst in größeren Schritten (0,5◦ ) von 3◦ bis 10◦ variiert. Die Lage der beiden charakteristischen Mo Kα - und Mo Kβ -Linien wird hiernach von den Praktikanten abgeschätzt und der entsprechende Bereich mit höherer Genauigkeit in 0,2◦ -Schritten erneut gemessen. Für den Impuls-Zähler eignet sich eine Messzeit von 10 s. 42 8.3 Halbwertsdicke von Aluminium Aufgabe 8.b: Spektrum der Röntgenröhre Die Intensität, d.h. die gemessene Zahl der gestreuten Röntgenquanten pro Sekunde, wird gegen den Winkel Θ auf Millimeterpapier aufgetragen. Die Energien der beiden charakteristischen Mo Kα - und Mo Kβ -Linien sind in der Einheit keV aus den entsprechenden Winkeln zu berechnen (Gln. 8.2 und 8.3). Wie ist die erhaltene Kurvenform zu interpretieren? Aufgabe 8.c: Grenzwellenlänge Vergleichen Sie den Grenzwellenlänge aus dem Spektrum (Interpoliere!) mit der in Aufgabe 8.B berechneten. 8.3 Halbwertsdicke von Aluminium Es soll die Halbwertsdicke von Aluminium bei der Schwächung der verwandten Röntgenstrahlen bestimmt werden. Unter der Halbwertsdicke dH wird die Schichtdicke eines Absorbermaterials verstanden, nach deren Durchlaufen die Intensität der einfallenden Strahlung auf die Hälfte abgefallen ist. Sie ergibt sich aus Gleichung (8.1): I(dH ) ≡ ln 2 I0 = I0 · e−µdH ⇐⇒ dH = . 2 µ (8.5) Voraufgabe 8.C: Ein dicker Absorber wird mit Röntgenstrahlung der Intensität I0 und der mittleren Energie E0 bestrahlt. Wie äußert sich der Einfluss (i) der Photoabsorption und (ii) der Compton-Streuung auf die Intensität I und die mittlere Energie E der durchgelassenen Strahlung hinter dem Absorber? 8.3.1 Versuchsdurchführung Es werden Al-Bleche verschiedener Dicke als Absorber benutzt. Die Intensität der durchgelassenen Strahlung wird durch die Zahl der registrierten Pulse eines Zählrohres in 40 Sekunden bestimmt. Zur Darstellung der exponentiellen Abhängigkeit zwischen der gemessenen Intensität und der Dicke x wird halblogarithmisches Papier verwandt, dessen Ordinatenabschnitte dem Logarithmus der aufzutragenden Größe (hier der Intensität) entsprechen. Bei Verwendung dieses Papieres ergibt sich in der Zeichnung also bereits eine Gerade, wenn direkt die gemessenen Werte eingetragen werden , aus deren Verlauf die Halbwertsdicke dH direkt abgelesen werden kann. Um den Einfluss des Probenhalters auf das Ergebnis zu berücksichtigen wird zusätzlich eine Messung ohne Probe (entsprechend d = 0 mm) durchgeführt. Aufgabe 8.d: Halbwertsdicke Wie groß sind die Halbwertsdicke dH und der damit nach Formel 8.5 zu berechnende lineare Schwächungskoeffizient µ? 43 8 Röntgenstrahlen 8.4 Absorption von Röntgenstrahlung in Abhängigkeit von der Ordnungszahl Z und der Energie der Röntgenstrahlung Nicht nur die Dicke eines Materials hat Einfluss auf die Absorption, auch die Ordnungszahl Z (und damit das Material selber). Es soll hier die Absorption von Röntgenstrahlung in Abhängigkeit von der Ordnungszahl Z qualitativ untersucht werden (8.e.) Gleichzeitig zeigt sich die bereits angesprochene Energieabhängigkeit der Absorption auch für verschiedene Materialien in verschiedenem Ausmaß. An zwei Beispielen soll auch dies untersucht werden. (8.f ) Aufgabe 8.e: Auswertung der Z-Abhängigkeit Es werden Absorber aus verschiedenem Material mit konstanter Dicke (d = 0,5 mm) benutzt. Das Material und die jeweilige Ordnungszahl Z sind auf der Blende vermerkt. Die Intensität der durchgelassenen Strahlung wird durch die Zahl der registrierten Pulse eines Zählrohres in 40 Sekunden bestimmt. Um den Einfluss des Probenhalters auf das Ergebnis zu berücksichtigen wird zusätzlich eine Messung ohne Probe (entsprechend Z=0) durchgeführt. Wie ist der Verlauf der Werte zu erklären? Aufgabe 8.f: Diskussion der Energieabhängigkeit Für zwei Materialien wird je eine zusätzliche Messung mit reduzierter Beschleunigungsspannung UA = 25 keV durchgeführt. (Auch hier ist eine Nullmessung ohne Probe nötig.) Diskutieren Sie die unterschiedliche Absorption der beiden Materialien bei unterschiedlicher Röntgenenergie. 44 9 Radioaktivität Grundkenntnisse Aufbau des Atomkerns; Proton, Neutron, Kernladungs- und Massenzahl, Systematik des Kernaufbaus, Isotope; Radioaktivität, α,β + ,β − ,γ-Strahlung, radioaktives Zerfallsgesetz, Aktivität, Zerfallskonstante, Halbwertszeit; Nachweis von ionisierender Strahlung: Ionisierung, ionisierende Strahlung, Ionisationskammer, Geiger-Müller-Zählrohr, Szintillationszähler; Statistik: Häufigkeitsverteilungen, Mittelwert, Fehler des Mittelwertes, Standardabweichung. Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Exponentialfunktion und deren physikalische Aussage, natürlicher bzw. dekadischer Logarithmus und Überführung der Exponentialfunktion in eine lineare Funktion durch Logarithmieren; Graphische Darstellung von Messungen in Koordinatensystemen mit linear und logarithmisch geteilten Achsen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven; lineare Regression; 9.1 Radioaktiver Zerfall Der radioaktive Zerfall ist ein statistischer Prozess, d.h. für einen Atomkern ist nicht voraussagbar, wann er zerfallen wird. Untersucht man jedoch eine große Menge Atome, lässt sich feststellen: N (t) = N0 · e−λt mit N (t) : Zahl der Nuklide zur Zeit t N0 : Zahl der Nuklide zur Zeit t = 0 λ: Zerfallskonstante. (9.1) Daraus ergibt sich die Halbwertszeit t1/2 = ln 2/λ, d.h. die Zeit, nach der die Hälfte aller Atomkerne zerfallen ist. 9.2 Bestimmung eines unbekannten Isotopes durch Aufnahme seines γ-Spektrums Ein unbekanntes radioaktives Isotop soll anhand seines γ-Spektrums bestimmt werden. Durch Vergleich dieses Spektrums mit dem Spektrum eines zuvor aufgenommenen bekannten Isotopes kann das unbekannte Isotop identifiziert werden. Voraufgabe 9.A: Wieso ist das gemessene Spektrum kein ideales Linienspektrum? 45 9 Radioaktivität Aufgabe 9.a: unbekanntes Isotop 1. Nehmen Sie zunächst das Spektrum des Eu-Präparates auf! 2. Weisen Sie den Kanälen des Vielkanalanalysators γ-Energien zu und führen Sie die Energiekalibration durch (siehe Tabelle 9.1)! 3. Nachdem das Präparat vor dem Szintillationszähler gewechselt worden ist, nehmen Sie ein Spektrum des unbekannten Isotops auf! 4. Identifizieren Sie das Isotop anhand der Linientabelle! Worum handelt es sich? 9.3 Statistische Schwankungen Mit der Messanordnung von Versuchsteil 9.2 wird mehrmals unter gleichen Voraussetzungen die Zahl der Ereignisse einer oder mehrerer γ-Linien über eine vorgegebene Zeit gemessen. Aufgabe 9.b: Auswertung Nach Ende der Messreihe soll der Mittelwert x̄, die Standardabweichung σ und der absolute statistische Fehler des Mittelwertes δx̄ nach den Gleichungen B.5 bis B.7 im Anhang B.3 ermittelt werden. Aufgabe 9.c: Vergleich Vergleichen Sie die Standardabweichung mit den Messfehlern der Einzelmessungen und ermitteln Sie, welcher Teil der Messwerte außerhalb der Standardabweichung um den Mittelwert liegt! Voraufgabe 9.B: Wovon hängen bei dieser Messung der Mittelwert x̄, die Standardabweichung σ und der absolute statistische Fehler des Mittelwertes δx̄ ab? Wie ändern sich diese mit der Anzahl der Messungen? 9.4 Messung von Halbwertszeiten Die Halbwertszeiten T1/2 (108 Ag) und T1/2 (110 Ag) der Radionuklide 108 Ag und 110 Ag sollen bestimmt werden. Aufgrund ihrer kurzen Halbwertszeit müssen diese Nuklide durch Neutronenbestrahlung vor Ort hergestellt werden. Die Neutronen werden in einer sogenannten Radium-Beryllium-Quelle erzeugt. Beim Betazerfall der so erzeugten Ag-Isotope geschieht folgende Kernumwandlung: 108 47 Ag 110 47 Ag −→ −→ 108 48 Cd 110 48 Cd + e− + ν̄e + e− + ν̄e . Mit einem Geiger-Müller-Zählrohr wird nun die Anzahl der Zerfallsereignisse (bestimmbar durch nachweisbare ionisierende Teilchen, hier Elektronen) in einem bestimmten Zeitintervall, bei laufender Zeitmessung in Abhängigkeit von der Zeit 46 9.4 Messung von Halbwertszeiten 105 4 Z(t) 10 103 102 0 100 200 300 400 t(s) 500 Abbildung 9.1: Graphik zur Ermittlung der Halbwertszeit von 110 Ag und 108 Ag. Es wird Z gegen t auf halblogaritmischem Papier aufgetragen. Die Halbwertszeit des kurzlebigen Isotopes wird bestimmt, indem zunächst von der Anzahl Ereignisse jener Teil abgezogen wird, der zu den langlebigen isotopen gehören sollte. t gemessen. Bedingt durch die natürliche Radioaktivität der Umgebung und die kosmische Strahlung ist die vom Zählrohr gelieferte Zahl der registrierten Ereignisse auch ohne Quelle nicht Null. Dieser sogenannte Untergrund Z0 muss separat gemessen werden. Nach Abzug des Untergrundes ist die Zahl der registrierten Zerfallsereignisse Z(t) − Z0 ein direktes Maß für die im Präparat noch vorhandene Zahl N (t) der aktiven Kerne. Trägt man ln(Z) gegen t auf, würde man bei Vorhandensein nur eines Isotopes eine Gerade erhalten (Warum? Hinweis: Ermitteln Sie die Geradengleichung!). Da das hier zu vermessende Präparat aber aus zwei Isotopen mit verschiedenen Zerfallskonstanten besteht, ergibt seine Zerfallskurve auch auf halblogarithmischem Papier keine Gerade. Unterscheiden sich die Werte der beiden Halbwertszeiten so deutlich voneinander, dass nach einer gewissen Zeit die Aktivität des kurzlebigeren Isotopes abgeklungen ist, kann man durch rückwärtige Verlängerung des geraden Endes der Kurve (Zerfallskurve des langlebigeren Isotopes) und Subtraktion dieser Geraden von der gemessenen Kurve die Zerfallskurve des kurzlebigeren Isotopes ermitteln. Aus den erhaltenen beiden Geraden lassen sich die Halbwertszeiten T1/2 (108 Ag) und T1/2 (110 Ag) graphisch bestimmen (siehe Abb. 9.1). Aufgabe 9.d: Halbwertszeiten 1. Messen Sie ohne Probe den Untergrund. (Protokollieren!) 2. Messen Sie, sobald das Ag-Präparat vor dem Zählrohr liegt, über 20 gleichbleibende Zeitintervalle die Anzahl der Ereignisse in Abhängigkeit von der Zeit (Protokollieren!). 3. Bestimmen Sie graphisch die Halbwertszeiten der beiden Silberisotope, indem Sie Z gegen t auf halblogaritmischen Papier auftragen (siehe Abb. 9.1)! Der statistische Fehler ist als Fehlerbalken zu jedem Messpunkt mit einzutragen. 47 9 Radioaktivität 152 Eu Energie[keV] rel. Intensität 121,8 5 244,7 3 344,3 4 411,1 1 443,9 1 778,9 3 964,1 3 1085,8 3 1112,0 3 1408,0 4 134 Cs Energie[keV] rel. Intensität 475,3 2 563,2 4 604,7 5 795,8 4 801,9 2 1038,6 1 1167,9 1 1365,1 1 131 Energie[keV] 80,2 284,3 364,5 636,9 722,9 I rel. Intensität 2 2 5 2 1 Nur Linien oberhalb von 75 keV sind angegeben. Nur Linien oberhalb von 100 keV sind angegeben. 133 Ba Energie[keV] rel. Intensität 80,0 1 81,0 5 276,3 2 302,9 3 356,0 5 383,9 2 60 Co Energie[keV] rel. Intensität 1173,3 5 1332,5 5 Ba∗ Energie[keV] rel. Intensität 661,6 5 137 Nur Linien oberhalb von 100 keV sind angegeben. Nur Linien oberhalb von 75 keV sind angegeben. Tabelle 9.1: γ-Spektrum einiger radioaktiver Isotope: 5 = sehr starke Linie, 1 = gerade noch sichtbar, wenn freistehend. 137 Ba∗ ensteht durch β-Zerfall aus 137 Cs und hat eine Halbwertszeit von 3 Minuten. Falls dieses Isotop gefunden wird, kann man auf das Vorhandensein von 137 Cs schließen (Halbwertszeit 30 Jahre). 48 10 Ultraschall Grundkenntnisse Entstehung und Ausbreitung von Schwingungen (transversal, longitudinal); mathematische Beschreibung von Wellen; Frequenz, Kreisfrequenz, Wellenlänge, Ausbreitungsgeschwindigkeit, Zusammenhänge dazwischen; Phasengeschwindigkeit, Gruppengeschwindigkeit; Überlagerung von Wellen, Phase, Interferenz und Interferenzkriterien, stehende Welle; Eigenschwingung, Resonanz; Eigenschaften von Schallwellen; piezoelektrischer Effekt, Erzeugung von Ultraschall; Echolotverfahren. Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven, lineare Regression; Funktionsweise und Umgang mit dem Oszilloskop; Bestimmung von Periodendauern und Amplituden von Schwingungen mit dem Oszilloskop. 10.1 Bestimmung der Wellenlänge einer Ultraschallwelle sowie der Schall-(Phasen-)geschwindigkeit in Luft In diesem Versuchsteil soll über den Zusammenhang c = λν die Schallphasengeschwindigkeit in Luft bestimmt werden. Hierzu werden in einem ersten Schritt die Resonanzfrequenzen des Ultraschallwandlers bestimmt. Dann wird durch Verschiebung des Empfängers die Wellenlänge ermittelt, so dass die Schallgeschwindigkeit berechnet werden kann. Voraufgabe 10.A: Was passiert, wenn man ein schwingungsfähiges System mit seiner Eigenfrequenz anregt? Zur Durchführung der Versuche stehen zwei piezoelektrische Ultraschallwandler zur Verfügung, die sowohl als Sender als auch als Empfänger benutzt werden können. Der Sender wird über einen Funktionsgenerator angesteuert, der wahlweise im Dauerbetrieb eine gleichförmige Sinusschwingung liefert oder im Pulsbetrieb im Abstand von 80 ms einen Schallimpuls von 0,2 ms Dauer aussendet. Das Signal des Empfängers ist sehr schwach und muss zur Darstellung am Oszilloskop verstärkt werden. Daher wird das Oszilloskop nicht direkt an den Empfänger angeschlossen, sondern es wird ein Verstärker zwischengeschaltet. 49 10 Ultraschall Sender S ch1 ch2 Empfänger in out T Abbildung 10.1: Versuchsaufbau zur Bestimmung der Resonanzfrequenzen der Ultraschallwandler sowie der Wellenlänge der Schallwelle. Versuchsdurchführung Die beiden Wandler, von denen der eine als Sender und der andere als Empfänger dient, werden auf Stativhaltern montiert und im Abstand von ca. 50 cm zueinander ausgerichtet. Der Funktionsgenerator wird auf Dauerbetrieb geschaltet. Das Signal des Funktionsgenerators (bzw. dessen Triggerausgangssignal) wird auf Kanal 1 (CH 1) des Oszilloskops gelegt (Einstellung des Oszilloskops: 2 V/Div., 5 µs/Div., Trigger: intern, AUTO, CH 1.). Das Signal des Empfängers wird auf Kanal 2 (CH 2) des Oszilloskops beobachtet (Einstellung ca. 0,5 V/Div.). Aufgabe 10.a: Resonanzfrequenzen der Ultraschallwandler Die Wandler haben im Frequenzbereich zwischen 35 und 50 kHz zwei Resonanzfrequenzen, die bestimmt werden sollen. Dazu variiert man die Frequenz des Funktionsgenerators solange, bis das Signal des Empfängers auf dem Oszilloskop maximale Amplitude zeigt. Die zugehörige Frequenz lässt sich dann aus der am Oszilloskop abgelesenen Schwingungsdauer berechnen. Aufgabe 10.b: Schallwellenlänge und Schall-Phasengeschwindigkeit Bei Variation des Abstandes zwischen Sender und Empfänger beobachtet man eine Verschiebung des Empfängersignals relativ zum Signal des Senders. Der Empfänger wird solange verschoben, bis eine Phasenverschiebung von wenigstens 10 vollen Schwingungen beobachtet werden kann. Aus der Verschiebungsstrecke errechnet man die Wellenlänge und mit der im vorigen Teil gemessenen Frequenz die Phasengeschwindigkeit der Welle. 10.2 Bestimmung der Schall-(Gruppen-)geschwindigkeit nach dem Echolot-Verfahren Ein Schallimpuls, der eine Laufstrecke s zurücklegt, benötigt dazu eine Laufzeit t. Die Schallgruppengeschwindigkeit ist dann durch c = s/t gegeben. 50 Sender S d T ch1 ch2 in Empfänger Reflexionsplatte 10.2 Bestimmung der Gruppengeschwindigkeit per Echolot-Verfahren out Abbildung 10.2: Versuchsaufbau zur Bestimmung der Schall-(Gruppen-)geschwindigkeit nach dem Echolot-Verfahren. Sender und Empfänger werden nebeneinander aufgebaut und auf eine Reflexionsplatte im Abstand d ausgerichtet. Versuchsdurchführung Beim Aufbau ist darauf zu achten, dass der Abstand von Ultraschallsender und -empfänger etwa 10 cm beträgt. Der Funktionsgenerator wird auf Impulsbetrieb umgeschaltet und bleibt mit dem Sender verbunden. Der Ausgang des Funktionsgenerators wird auf Kanal 1 des Oszilloskops gelegt (Einstellung des Oszilloskops: 2 V/Div., 1 ms/Div., Trigger: intern, CH 1, norm(level!)). Das Empfängersignal wird auf Kanal 2 des Oszilloskops eingespeist (Einstellung des Oszilloskops: 0,1 V/Div.). Das Signal ist um die Laufzeit t für die Strecke s = 2d zeitverschoben. Voraufgabe 10.B: Welche Informationen kann man mit einem Echolot über Beschaffenheit und Menge des Materials gewinnen, das sich vor dem Gerät befindet (ein medizinisches Ultraschallgerät nutzt das gleiche Prinzip)? Hinweis: Die Langfassung dieser Anleitung beinhaltet eine Abbildung, in der einige der Effekte zu sehen sind, die auch bei einem Echolot- bzw. Ultraschallgerät auftreten können. Aufgabe 10.c: Schall-(Gruppen-)Geschwindigkeit Durch Messung von d (Abstand Sender – Reflektor) und t (Laufzeit, am Oszilloskop abzulesen) ist die Gruppengeschwindigkeit c festgelegt. Diese Messung wird für 5 verschiedene Abstände d durchgeführt und grafisch ausgewertet. 51 10 Ultraschall S µA Reflexionsplatte (höhenverstellbar) T Abbildung 10.3: Versuchsaufbau zur Bestimmung der Schallwellenlänge durch Interferometrie. 10.3 Bestimmung der Schallwellenlänge durch Interferometrie nach Pierce Lässt man die von einem Ultraschallsender erzeugte Schallwelle senkrecht auf eine Platte im Abstand D fallen und reflektieren so kann sich zwischen der Stirnfläche des schwingenden Quarzes und der Reflektorplatte eine stehende Schallwelle ausbilden, wenn der Abstand D der Bedingung D = (2n+1)·λ/4 genügt. Die stehende Welle hat am Sender einen Schwingungsbauch, an der reflektierenden Platte einen Knoten. Unter dieser Bedingung verbraucht der Sender besonders viel Strom, was mittels eines zwischengeschalteten Mikroamperemeters beobachtet werden kann. Voraufgabe 10.C: Warum steigt die Leistung des Senders an, wenn er in einem Schwingungsbauch steht? Überlegen Sie sich hierzu, was passiert, wenn die ausgesendete Welle am Sender mit der reflektierten Welle zusammentrifft. Der Sender wird mit einem zwischengeschalteten Amperemeter an den Funktionsgenerator angeschlossen. Er wird über einer Reflexionsplatte montiert, die mit einem Hebetisch in der Höhe verstellt werden kann. Aufgabe 10.d: Versuchsdurchführung Der Funktionsgenerator steht wieder auf Dauerbetrieb. Die im ersten Versuchsteil bestimmte Resonanzfrequenz νRes muss sehr genau eingestellt sein, damit der Effekt gut sichtbar ist. Zwischen Funktionsgenerator und Wandler wird das Mikroamperemeter geschaltet. Der Ultraschallwandler wird so dicht wie möglich über der in der Höhe voll ausgefahrenen horizontalen Reflektorplatte montiert. Der Abstand Platte – Wandler wird kontinuierlich vergrößert. Von jeweils einem Strommaximum zum nächsten wird der Abstand d an der Skala des Hebetisches abgelesen und hieraus die Wellenlänge λ bestimmt. Es soll über 4 bis 5 Maxima gemessen werden. Begründen Sie etwaige Abweichungen. Aus νRes und λ wird die Phasengeschwindigkeit c bestimmt. Das Ergebnis wird mit dem von Aufgabe 10.b verglichen. 52 11 Polarisation des Lichts Grundkenntnisse Entstehung und Ausbreitung von Schwingungen (transversal, longitudinal); elektromagnetische Wellen; Energie und Intensität einer e.-m. Welle; mathematische Beschreibung von Wellen; Frequenz, Kreisfrequenz, Wellenlänge, Ausbreitungsgeschwindigkeit (Vakuum, Medium), Zusammenhänge dazwischen; Huygensches Prinzip, Überlagerung von Wellen, Phase, Interferenz und Interferenzkriterien; Polarisation, elektrisches und magnetisches Feld, Erzeugung von linear polarisiertem Licht durch Reflexion und Doppelbrechung, Brewstersches Gesetz, optische Aktivität, Rotationsdispersion, Polarimeter; Monochromator. Physikalische Größen und Einheiten, Messfehler und Fehlerrechnung; Graphische Darstellung von Messungen und deren Auswertung mit Hilfe von Ausgleichskurven, lineare Regression 11.1 Rotationsdispersion von Quarz Die Schwingungsebene von linear polarisiertem Licht wird beim Durchgang durch eine optisch aktive Substanz gedreht. Die Abhängigkeit des Drehwinkels von der Wellenlänge λ nennt man Rotationsdispersion. Bei Verwendung eines Polarisators und Analysators können die Spektralfarben des Lichtes je nach Stellung des Analysators getrennt beobachtet werden1 . Hat die durchstrahlte Substanz die Dicke d, so gilt für den Drehwinkel α(λ): α(λ) = α0 (λ) · d . (11.1) α0 (λ) gibt den für die Substanz typischen Drehwinkel pro mm Dicke bei der Wellenlänge λ an. α0 (λ) ist dabei eine wellenlängenabhängige Größe; diese Abhängigkeit lässt sich in guter Näherung beschreiben mit α0 (λ) = m α(λ) ≈ 2 d λ ·d (11.2) wobei m hier lediglich einer Proportionalitätskonstante entspricht. Voraufgabe 11.A: Leiten Sie mit Hilfe von Gl. 11.2 her, wie α0 (λ) von der Frequenz und der Energie des Lichts abhängt. 1 Dies wird in beiden Versuchsteilen sogar als Hilfsmittel genutzt. 53 11 Polarisation des Lichts Polarisator Küvette (11.2) Analysator Lichtquelle Doppelquarz Monochromator (11.1) (rechtsdrehend!) (a) Schematischer Versuchsaufbau Abbildung 11.1: Aufbau des Polarimeters Versuchsdurchführung Im Versuch (siehe Abbildung 11.1) ist für vier verschiedene Wellenlängen die Drehung der Schwingungsebene von linear polarisiertem Licht beim Durchgang durch einen 3,75 mm dicken Quarz zu messen. Dieser Quarz besteht aus zwei Stücken, die so gegeneinander verdreht sind, dass das Licht den Quarz einmal in Richtung der ausgezeichneten Kristallachse durchläuft und einmal entgegen dieser Achse. Entsprechend wird die Polarisationsebene des Lichts einmal im Uhrzeigersinn, einmal gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Welches dieser Stücke die rechts- und welches die linksdrehende Hälfte ist, kann man dadurch feststellen, dass man linear polarisiertes weißes Licht (ohne Monochromator) verwendet und die bereits erwähnte Farbenfolge durch Drehung des Analysators beobachtet. Die rechtsdrehende Hälfte ist diejenige, bei der durch Rechtsdrehung des Analysators (Blick gegen die Strahlrichtung, Drehung im Uhrzeigersinn) die Farbenfolge grün – blau – violett – rot – orange – gelb – grün – blau · · · beobachtet wird; bei der linksdrehenden Hälfte muss sich die gleiche Farbenfolge bei Linksdrehung (Drehung gegen den Uhrzeigersinn) des Analysators beobachten lassen. Nun stellt man mit Hilfe eines Interferenzfilters als Monochromator einfarbiges Licht her. Man stelle ohne Quarz den Analysator auf 180◦ oder 0◦ (Nullstellung) und den Polarisator dazu senkrecht (→ maximale Dunkelheit). Dann bringt man den Doppelquarz in den Strahlengang und dreht den Analysator soweit nach rechts, bis die rechtsdrehende Hälfte des Quarzes maximal dunkel ist (Stellung des Analysators βR ), und anschließend von der Nullstellung aus nach links (βL ), bis die linksdrehende Hälfte maximal dunkel ist. Der Drehwinkel α(λ) ergibt sich dann zu |βR (λ) − βL (λ)| α(λ) = . 2 Ein Beispiel, wie βR , βL und die Messunsicherheiten ∆βR und ∆βL bestimmt werden, zeigt Abbildung 11.2. 54 11.1 Rotationsdispersion von Quarz Aufgabe 11.a: Messung und Auswertung 1. Stellen Sie ohne Monochromator und ohne Quarz den Polarisator so ein, dass die Nullstellung (maximale Dunkelheit) bei einer Analysatorstellung von 0◦ oder 180◦ liegt. 2. Bringen Sie den Quarz in den Strahlgang und finden Sie aufgrund der beschriebenen Farbfolge heraus, welcher Teil des Quarzes die rechtsund welcher die linksdrehende Hälfte darstellt. 3. Bringen Sie einen der verwendeten Monochromatoren in den Strahlgang und bestimmen Sie wie oben und in Abb. 11.2 beschrieben den Drehwinkel α(λ) dieser Wellenlänge λ. Wiederholen Sie dies bis sie α(λ) für insgesamt vier verschiedene Wellenlängen bestimmt haben. 4. Tragen Sie α(λ) gegen 1/λ2 in ein Diagramm auf und bestimmen Sie die Wellenlängenabhängigkeit von α0 (λ) nach Gl. 11.2. Bestimmen Sie dazu m mit einer graphischen Auswertung. 340 40 20 40 20 0 200 30 30 280 180 280 260 0 24 160 2 12 0 12 0 0 260 1 = βR − ∆βR 2 = βR + ∆βR 100 100 40 2 80 80 14 22 0 160 180 0 200 (a) Zur Bestimmung von βr und βL β R 1 60 60 0 3 βR β R 0 ·∆ βL 20 2 0 32 0 22 340 0 R −β L 14 β (b) Zur Messunsicherheit von βR und βL Abbildung 11.2: Abb. 11.2(a): Ohne Quarz findet man in diesem Beispiel den Bereich maximaler Dunkelheit bei Stellung des Analysators auf 18◦ (Nullstellung). Mit Quarz stellt sich dies hier bei der rechtsdrehenden Hälfte des Kristalls ein, wenn der Analysator um βR = 34◦ im Uhrzeigersinn gedreht wird. Maximale Dunkelheit der linksdrehenden Hälfte zeigt sich, wenn der Analysator ausgehend von der Nullstellung um βL = −36◦ (also gegen den Uhrzeigersinn) gedreht wird. Mit |βR − βL | = 70◦ ist in diesem Beispiel also α(λ) = 35◦ . Abb. 11.2(b): Im Experiment lassen sich die Winkel nicht beliebig genau bestimmen. Vielmehr existiert ein ganzer Winkelbereich welcher maximal dunkel ohne weitere Helligkeitsunterschiede erscheint. Es kann dann zunächst nur eine Ober- und eine Untergrenze für (in diesem Beispiel) βR gegeben werden. βR ist dann der mittlere Winkel in diesem Bereich, die volle Breite des Bereichs entspricht dann 2 · ∆βR . 55 11 Polarisation des Lichts Voraufgabe 11.B: Im Beispiel in Abbildung 11.2 stellt sich die maximale Dunkelheit der rechtsdrehenden Hälfte des Quarzes ein, wenn der Analysator auf die 52◦ -Markierung gedreht ist. Es gibt eine zweite Stellung des Analysators, bei welcher wieder maximale Dunkelheit der rechtsdrehenden Hälfte beobachtet werden kann. Welche ist das und warum ist dem so? Voraufgabe 11.C: In einem (nicht existenten) idealen Experiment, würde die Bestimmung von βR oder βL alleine genügen, um den Drehwinkel α zu bestimmen. In der Realität wird die Messung dann aber durch einen systematischen Fehler unbrauchbar verfälscht. Dieser wird durch die Bestimmung von sowohl βR als auch βL und Verrechnung der beiden Winkel umgangen. Welcher systematische Fehler ist das? 11.2 Saccharimeter Im zweiten Teil des Versuches sind die Konzentrationen verschiedener Traubenzuckerlösungen zu bestimmen. Für eine optisch aktive Substanz, die in einem nicht optisch aktivem Medium gelöst ist, gilt bei fester Wellenlänge λ des Lichts, dass der Drehwinkel α zur Konzentration c und zu der Strecke d, die das Licht durch die durchstrahlte Substanz zurücklegt, proportional ist. Während beim Quarzkristall aus Teil 11.1 die Drehung der Schwingungsebene kontinuierlich von der durchdrungenen Dicke abhing, ist bei gelösten Substanzen also zusätzlich eine Abhängigkeit von der Konzentration zu beobachten. α = α0 · c · d (11.3) dl . Die KonDer spezifische Drehwinkel α0 von Traubenzucker beträgt 0,5278◦ dm·g zentration der Lösung wird in der Einheit g/dl (Gramm pro Deziliter) angegeben. 11.2.1 Messung Der Versuchsaufbau ist in Abbildung 11.1 skizziert. Die Länge d beträgt je nach Experiment zwischen 28 und 34 cm. Zuerst wird der Analysator fest auf 0◦ eingestellt. Dann wird bei leerer Küvette der Polarisator solange gedreht, bis beide Hälften des Doppelquarzes die gleiche rot-violette Farbe zeigen. Bei Küvetten mit eingefüllter Traubenzuckerlösung wird der Analysator nachgedreht, bis die beiden Hälften wieder den gleichen rotvioletten Farbton zeigen. Aufgabe 11.b: Auswertung Man bestimme nach Formel (11.3) die Konzentration von drei verschiedenen Traubenzuckerlösungen. 56 A Größen, Dimensionen und Einheiten in der Physik Unter physikalischen Größen versteht man messbare Eigenschaften physikalischer Objekte, Vorgänge und Zustände (z.B. Länge, Beschleunigung, Temperatur). Eine physikalische Größe wird durch die Grundgleichung physikalische Größe = Zahlenwert × Einheit quantitativ erfasst. Das Produkt aus Zahlenwert × Einheit nennt man auch Größenwert (nicht Größe) einer physikalischen Größe, wenn die quantitative Aussage betont werden soll. Der physikalische Zusammenhang verschiedener Größen wird durch Größengleichungen beschrieben, z.B. Geschwindigkeit = Weg , Zeit v= s . t Die Größengleichungen gelten unabhängig von der Wahl der Einheiten. Als Grundoder Basisgrößen bezeichnet man voneinander unabhängige physikalische Größen; sie lassen sich nicht über Größengleichungen durch andere Basisgrößen ausdrücken (z.B. sind Länge und Zeit Basisgrößen, aber nicht die Geschwindigkeit). Die Wahl und die Zahl der Basisgrößen in einem Größensystem ist in gewisser Weise willkürlich. Im neuen Internationalen Einheitensystem“ (SI) hat man die sieben ” Basisgrößen Länge, Masse, Zeit, elektrische Stromstärke, thermodynamische Temperatur, Stoffmenge und Lichtstärke gewählt. Name und Kennzeichen der zugehörigen SI-Einheiten sowie eine Übersicht über abgeleitete SIEinheiten, atomphysikalische Einheiten etc. sind in den folgenden Abschnitten wiedergegeben. Unter der Dimension (Abkürzung für Dimensionsprodukt) einer physikalischen Größe versteht man das durch eine Größengleichung definierte Produkt aus Potenzen von Basisgrößen. (Ursprünglich wurde das Wort Dimension“ im geometri” schen Sinn gebraucht, z.B. der Raum ist dreidimensional“). Z.B. ist die Dimension ” der Leistung Kraft × Weg Masse × Weg2 Energie = = Zeit Zeit Zeit3 oder kurz: dim (Leistung) = M · L2 · T −3 . Der Begriff Dimension darf nicht mit dem Begriff Einheit verwechselt werden. Dementsprechend sollte man auch von Einheitenprobe“ und nicht Dimensions” ” probe“ bei der Prüfung von Einheitengleichungen sprechen. 57 A Größen, Dimensionen und Einheiten in der Physik A.1 SI-Einheiten SI-Einheiten sind 1. die zu den Basisgrößen des Internationalen Einheitensystems“ (SI) festge” setzten Basiseinheiten des SI: Basisgröße Länge Masse Zeit el. Stromstärke thermodynamische Temperatur Stoffmenge Lichtstärke Basiseinheit Meter Kilogramm Sekunde Ampere Einheitenzeichen m kg s A Kelvin Mol Candela K mol cd 2. die aus ihnen als Potenzen oder als Potenzprodukte mit dem Zahlenfaktor 1 gebildeten ( kohärent“) abgeleiteten SI-Einheiten (z.B. m2 oder kg/m3 ). ” Alle aus den Basiseinheiten mit einem von 1 verschiedenen Faktor abgeleiteten Einheiten sind (nach DIN 1301) keine SI-Einheiten, d.h. auch die mit Vorsätzen für dezimale Vielfache und Teile gebildeten Einheiten sind keine SI-Einheiten! Beispiele für abgeleitete SI-Einheiten: 1. ohne besonderen Namen Größe Fläche Geschwindigkeit Dichte Einheit 1 m2 = 1 m · 1 m 1 m s−1 = 1 m · 1 s−1 1 kg m−3 = 1 kg · 1 m−3 usw. 2. mit besonderen Namen und Einheitenzeichen Größe el. Ladung Kapazität Selbstinduktionskoeffizient Frequenz Kraft Arbeit bzw. Energie Leistung Druck el. Spannung el. Widerstand el. Leitwert magn. Fluss magn. Flussdichte 58 Einheit Coulomb Farad 1 C = 1 As 1 F = 1 As/V Henry Hertz Newton Joule Watt Pascal Volt Ohm Siemens Weber Tesla 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 H = 1 Vs/A Hz = 1/s = 1 s−1 N = 1 kg m s−2 J=1Nm=1Ws W = 1 J/s Pa = 1 N/m2 V = 1 W/A Ω = 1 V/A S = 1/Ω Wb = 1 V s T = 1 Wb/m2 A.1 SI-Einheiten Dezimale Vielfache und dezimale Teile von Einheiten können durch Vorsätze vor den Namen der Einheit sowie durch Vorsatzzeichen vor Einheitenzeichen bezeichnet werden: Vielfaches/Teil das 1012 -fache das 109 -fache das 106 -fache das 103 -fache das 102 -fache das 101 -fache das das das das das das das das 10−1 -fache 10−2 -fache 10−3 -fache 10−6 -fache 10−9 -fache 10−12 -fache 10−15 -fache 10−18 -fache Vorsatz Tera Giga Mega Kilo Hekto Deka dezi centi milli mikro nano piko femto atto Vors.Zeichen T G M k h da d c m µ n p f a Beispiel GW (Gigawatt) MN (Meganewton) km hPa (Hektopascal) dm cm mg µm nm pF (Pikofarad) fm Vorgesehen sind ferner: Peta (P) = 1015 -fach und Exa (E) = 1018 -fach. Der Vorsatz ist ohne Zwischenraum vor den Namen der Einheit, das Vorsatzzeichen ohne Zwischenraum vor das Einheitenzeichen zu setzen. Potenzen bei derart zusammengesetzten Kurzzeichen müssen sich immer auf das ganze Kurzzeichen beziehen (cm2 = (cm)2 usw.). Dezimale Vorsätze“ sind nicht erlaubt bei den Zeiteinheiten Minute, Stunde, ” Tag und bei den Winkeleinheiten Grad, Minute, Sekunde sowie bei den Einheiten für Flächen und Volumina1 (z.B.: Milli“-Quadratmeter; mm2 bedeutet ” ausschließlich Quadrat-Millimeter u.ä.). Atomphysikalische Einheiten sind unabhängig von den SI-Basiseinheiten definierte Einheiten für Größe Einheit Einheitenzeichen Masse im atomaren Bereich atomare Masseneinheit u Energie Elektronenvolt eV 1 gilt nicht für Liter 59 A Größen, Dimensionen und Einheiten in der Physik A.2 Umrechnungstabellen Druckeinheiten bei Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten (mit 1 Pa = 1 N/m2 ≈ bar 1 bar 1 1 Pa 10−5 1 Torr 0,00133 2 1 kp/m 9,81·10−5 (1/9,81) kp/m2 = 0,102 kp/m2 ) Pa Torr kp/m2 105 750 10200 1 0,0075 0,102 133 1 13,6 9,81 0,0736 1 Einheiten von Energie, Arbeit, Wärmemenge (mit 1 cal = 4,2 J = 4,2 Nm = 4,2 Ws) J kJ kWh 1J 1 0,001 2,78·10−7 1kJ 1000 1 2,78·10−4 3 600 1 1kWh 3 600 000 1 kcal 4 200 4,2 0,00116 kcal 2,39·10−4 0,239 860 1 Einheiten für Leistung, Energiestrom, Wärmestrom (mit 1 W = 1 Nm/s = 1 J/s und 1 kcal/s = 4190 W kW kcal/h 1W 1 0,001 0,860 1 kW 1000 1 860 0,00116 1 1 kcal/h 1,16 1 PS 736 0,736 632 W) PS 0,00136 1,36 0,00158 1 Einheiten von Temperatur Umrechnung von Grad Celsius in Kelvin: T [K] = T [◦ C] + 273,15 Umrechnung von Kelvin in Grad Celsius: T [◦ C] = T [K] − 273,15 Daraus folgt: Temperaturdifferenzen haben in Grad Celsius und Kelvin den gleichen Zahlenwert. Zum Beispiel: Die Temperatur steigt von 0 ◦ C auf 30 ◦ C. Die Temperaturdifferenz in Kelvin ist dann: (273,15 + 30) K − (273,15 + 0) K = 273,15 K + 30 K − 273,15 K − 0 K = 30 K. Gleiches gilt für Messunsicherheiten. Ist eine Temperatur T nur auf ∆T = ± 1 ◦ C genau bestimmbar, so ist sie natürlich auch nur auf ∆T = 1 K genau bestimmbar. 60 B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung B.1 Messunsicherheiten Physikalische Messgrößen und Messergebnisse unterscheiden sich von mathematischen Zahlen (oder exemplarischen Berechnungen) dadurch, dass sie u.A. wegen apparativer Unvollkommenheiten oder der statistischen Natur der Messgröße prinzipiell nicht beliebig genau“ bestimmt und angegeben werden können. Wie weit ” der Messwert x maximal vom tatsächlichen Wert abweichen sollte, wird durch die absolute Messunsicherheit ∆x (umgangssprl.: absoluter Fehler ) angegeben. Wie fehlerbehaftet“ eine Messgröße ist, hängt dabei stark von der Vorgehenswei” se und von den verwendeten Apparaturen bei der Messung ab.ist Die Angabe der ist zwar erlaubt, im Praktikum aber selten sinnvoll. relativen Messunsicherheit ∆x x ∆x kennzeichnet ein Intervall von x − ∆x bis x + ∆x, in dem die tatsächliche Größe liegen sollte. Dieses wird allerdings nie explizit angegeben, sondern immer nur in der Kurzschreibweise x ± ∆x. Die Messunsicherheiten ∆x, ∆y, ∆z... der gemessenen Größen x, y, z... werden prinzipiell abgeschätzt. Dies geschieht nicht willkürlich oder durch Raten sondern orientiert sich an folgenden Überlegungen: 1. Welche Herstellerangaben sind bzgl. der Genauigkeit der verwendeten Geräte bekannt? 2. Bis zu welcher Dezimalstelle können Werte vom Gerät mit ausreichender Genauigkeit abgelesen werden? 3. Bleiben die Werte während der Messung konstant oder zeigen sie eine gewisse Schwankung? Eine Ausnahme bilden hier lediglich rein statistische Prozesse: In rein statistischen Prozessen wie z.B. dem radioaktiven Zerfall ist die Messunsicherheit ∆N der Anzahl der gemessenen Ereignisse N schon √ mit ∆N = N gegeben. Eine unter Verwendung einer fehlerbehafteten Größe durchgeführte Rechnung kann nun ihrerseits wieder nicht zu einem beliebig exakten Ergebnis führen. Die Unsicherheiten der verwendeten Größen übertragen sich vielmehr in eine Unsicherheit des Ergebnisses. Inwiefern dies geschieht beschreibt dabei die sogenannte Fehlerrechnung (Fehlerfortpflanzung). 61 B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung B.2 Signifikante Stellen Hinweise auf die Messgenauigkeit drückt man schon in der Schreibweise der Messgrößen oder aus den Messgrößen berechneter Ergebnisse aus, indem man alle zuverlässig bekannten Dezimalstellen mitführt; nur die letzte Stelle darf unsicher sein. Die zuverlässig bekannten Dezimalstellen nennt man signifikante Stellen. So weist z.B. die Längenangabe x = 25,5 mm bereits darauf hin, dass die Messgenauigkeit in der Größenordnung der letzten angegebenen Stelle, also von 0,1 mm liegt (z.B. 0,2 mm). Eine Angabe weiterer Stellen, z.B. durch x = 25,55 mm, wäre nicht zulässig, da hier eine Messgenauigkeit impliziert wird, die nicht gegeben ist. Bei der Angabe von Messergebnissen oder Messwerten ist eine Angabe führender Nullen generell nicht erlaubt. Statt z.B. 0,001 m muss der Wert in wissenschaftlicher Notation mit entsprechendem Zehnerpotenz-Faktor (1 · 10−3 m) oder dem entsprechenden SI-Präfix (1 mm) angegeben werden (siehe Anhang A.1). Die Messunsicherheiten oder Fehlergrenzen hingegen dürfen führende Nullen besitzen. Die Angabe abschliessender“ Nullen, z.B. 20 000 m statt 20 km, ist ebenso nicht ” zulässig. Mathematisch wäre es zwar völlig richtig, als Messgröße aber nicht, da mit dieser Angabe wieder eine Aussage bezüglich der Genauigkeit getroffen wird, die nicht gegeben ist. Völlig korrekt wäre auch hier die Angabe 20,0 · 103 m. Diese Regeln werden im Praktikum nur auf Messwerte und Messergebnisse angewendet. Für Zwischenrechnungen und Nebenrechnungen ist es meist sinnvoller hiervon abzuweichen. B.3 Herkunft der Messunsicherheiten Die Messunsicherheiten ( Fehler“) setzen sich zusammen aus systematischen und ” zufälligen Fehlerquellen“. ” Systematische Fehler Systematische Fehler rühren von der Unvollkommenheit der Apparatur oder auch von der nur annähernden Gültigkeit der benutzten Beziehung her. Wenn Sie erkannt werden kann man sie zwar im Prinzip beseitigen, aber gewöhnlich nicht mit den gerade zur Verfügung stehenden Mitteln. Systematische Fehler sind in Vorzeichen und Betrag reproduzierbar und auch durch Wiederholung der Messung mit der gleichen Apparatur nicht aufzudecken, eher schon durch Vergleich der mit verschiedenen Apparaturen gewonnenen Ergebnisse. 62 B.4 Bestimmung der Messunsicherheit eines Messergebnis Statistische (zufällige) Fehler Statistische (zufällige) Fehler können von Umwelteinflüssen (Erschütterungen, Temperatur- oder Netzspannungsschwankungen) und von subjektiven Beobachtungsungenauigkeiten herrühren. Sie sind in solchen Fällen im Grunde durch das Messverfahren bedingt. Unter die Kategorie der zufälligen Fehler“ fallen auch Abweichungen, die durch ” die statistische Natur mancher physikalischer Messgrößen bedingt sind, z.B. die Aktivität (zerfallende Kerne pro Zeiteinheit) eines radioaktiven Präparates. Statistische Fehler sind nicht reproduzierbar, sondern stochastisch, und können daher positive und negative Abweichungen verursachen. Bei wiederholter Messung zeigt sich die Streuung um einen Mittelwert, wobei große Abweichungen seltener sind als kleine Abweichungen. Wiederholt man eine Messung mit der gleichen Apparatur immer wieder, so kann man den statistischen Fehler (im Gegensatz zum systematischen) verringern. Grobe Fehler Von den oben genannten Messunsicherheiten deutlich zu unterscheiden sind die sogenannten groben Fehler. Grobe Fehler entstehen aus Missverständnissen oder Fehlüberlegungen bei der Bedienung der Messapparatur, aus falscher Protokollierung von Messdaten oder auch aus Fehlern in der Auswertung und dürfen nicht als Messunsicherheiten betrachtet werden. In diesen Fällen sind die Messungen und / oder Auswertungen falsch und müssen wiederholt werden. Das Vorhandensein grober Fehler erkennt man durch kritisches Überprüfen und Kontrollieren der Ergebnisse. Vermeiden kann man sie durch sorgfältiges Vorgehen beim Experimentieren und bei der Auswertung. B.4 Bestimmung der Messunsicherheit eines Messergebnis B.4.1 Vorgehensweise Die Messunsicherheit eines jeden Messwertes beinhaltet Abweichungen aufgrund von systematischen und von statistischen Fehlern. Der Einfluss aller möglichen Fehlerquellen auf die Messwerte muss diskutiert und bei statistischen Fehlerquellen die Größe der resultierenden Abweichungen abgeschätzt werden. Fast immer wird aus den eigentlichen Messgrößen die gesuchte Größe mittels einer physikalischen Gesetzmäßigkeit berechnet. Wenn z.B. ein ohmscher Widerstand R über die Messung der Spannung U und Stromstärke I bestimmt werden soll, so haben sowohl U als auch I systematische und statistische Messunsicherheiten, die sich auf die Berechnung von R = U/I übertragen (Fehlerfortpflanzung). 63 B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung B.4.2 Maximalwertabschätzung Die im Praktikum mindestens durchgeführte Fehlerfortpflanzung geht von der ungünstigsten Annahme aus, dass alle auftretenden Messunsicherheiten das Messergebnis mit ihrem vollen Betrag verfälschen und sich nicht gegenseitig kompensieren können ( Maximalwertabschätzung“). Diese Annahme ist in der Regel falsch ” und resultiert prinzipiell in zu großen Fehlerabschätzungen. Die allgemeine Regel, aus denen diese elementaren Regeln abgeleitet werden können, lautet für eine Größe z, die funktional von x und y abhängt (z(x,y)): ∂z ∂z ∆y (B.1) ∆z(x,y) = ∆x + ∂x y ∂y x ∂z Hierbei ist ∂x die Ableitung der Funktion z(x,y) nach der Variablen x alleine, y wenn y konstant bleibt (partielle Ableitung). Angewendet aus einfache Beispiele ergibt sich dann: 1. Ist z =x+y oder so folgt z =x−y , ∆z = ∆x + ∆y (B.2) 2. Ist z =x·y oder z= x , y so folgt ∆z ∆x ∆y = + z x y (B.3) Die Gleichungen B.2 und B.3 gelten auch für Summen (Differenzen) respektive Produkte (Quotienten) aus mehr als zwei Messgrößen sinngemäß. Die Fehlerfortpflanzung ist dann schrittweise zu verfolgen. B.4.3 Abschätzung bei teilweiser Kompensation der Messunsicherheiten Die eben beschriebene Maximalwertabschätzung geht vom ungünstigsten Fall aus, dass alle auftretenden Einzelunsicherheiten die Unsicherheit der Größe z maximal beeinflussen. Beim Zusammenwirken mehrerer Einzelunsicherheiten können diese sich jedoch auch teilweise kompensieren. So kann rein zufällig ein zu groß gemessener Durchmesser d durch eine zu klein gemessene Höhe h im Messergebnis kompensiert werden. 64 B.4 Bestimmung der Messunsicherheit eines Messergebnis Dies beschreibt die Gaußsche Fehlerfortpflanzung, welche die meistens im Praktikum verwendete Methode ist. Die zugrundeliegende allgemeine Regel lautet hierbei: v" #2 u 2 u ∂z ∂z t ∆z = ∆x + ∆y ∂x y ∂y x (B.4) Für einfache Zusammenhänge ergeben sich ähnlich elementare Regeln wie bereits bei der Maximalwertabschätzung: 1. Ist z =x+y oder z =x−y , so folgt ∆z = 2. Ist p z =x·y (∆x)2 + (∆y)2 oder z= x , y so folgt s 2 2 ∆z ∆x ∆y + z = x y B.4.4 Messunsicherheiten bei Messreihen (statistische Behandlung der Daten) Wurde eine Messung mehrmals (n-mal) durchgeführt, so streuen die n Einzelergebnisse xi (i = 1,2, . . . ,n) um den Mittelwert 1X x̄ = xi . n i=1 n (B.5) Ihre Häufigkeitsverteilung ist bei genügend großer Zahl n von Messungen eine Gaußsche Glockenkurve mit dem Maximum in x̄. Ein Maß für die Breite der Verteilungskurve ist die Standardabweichung σ: v u u σ=t n X 1 · (xi − x̄)2 . n − 1 i=1 (B.6) Hierbei ist die Größe xi − x̄ die Abweichung der i-ten Einzelmessung vom Mittelwert. 65 B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung Das Quadrat der Standardabweichung, d.h. σ 2 , heißt Varianz. Für den statistischen Fehler des Mittelwertes δx (= mittlerer quadratischer Fehler des Mittelwertes) gilt: v u n X u σ 1 t δx = √ = · (xi − x̄)2 . n(n − 1) i=1 n (B.7) B.5 Lineare Regression ( Ausgleichsgerade“) ” Besteht ein linearer Zusammenhang zwischen Messgrößen, z.B. y(x) = s·x mit der unbekannten Größe A, eignet sich zur Bestimmung von A die lineare Regression mittels einer Ausgleichsgeraden. Dazu trägt man die gemessene oder berechnete Größe y graphisch gegen x auf. Die Abmessungen der Abszisse und Ordinate dieses Graphen sollten so gewählt werden, dass die Wertebereiche von y und x abgedeckt, aber nicht wesentlich überschritten werden (siehe Abb. B.1). Zusätzlich zu den Punkten (x,y) werden zu jedem Punkt die Messunsicherheiten ∆x und ∆y als sogenannte Fehlerbalken eingetragen, entsprechend Abweichungen zu größeren und kleineren Werten, und sind im Falle von ∆x von x − ∆x bis x + ∆x einzuzeichnen (siehe vergrößerter Ausschnitt in Abb. B.1) Graphische Bestimmung der Ausgleichsgeraden Da die exakte mathematische Bestimmung der Regression meist zu aufwändig wäre, um diese während der Versuchsdauer anzufertigen, wird im Praktikum die Ausgleichsgerade nach Augenmaß in den Graphen eingezeichnet. Die Lage der Ausgleichsgerade soll so gewählt werden, dass die Abweichung aller im Graphen eingezeichneten Punkte von der Geraden möglichst gering wird. Die Steigung s der Ausgleichsgeraden wird aus dem Steigungsdreieck für zwei beliebige Geradenpunkte (x1 ,y1 ) und (x2 ,y2 ) aus dem Differenzenquotienten bestimmt (s. Abb. B.1). y2 − y1 Differenzenquotient s = x2 − x1 Die Wahl eines zu kleinen Steigungsdreiecks würde den Einfluss von Ablesefehlern aus dem Graphen auf das Ergebnis erhöhen; daher muss das Steigungsdreieck möglichst groß gewählt werden. Unsicherheit der Geradensteigung Die Unsicherheit der Geradensteigung kann nun wiederum graphisch abgeschätzt werden. Dazu zeichnet man zwei Linien parallel und im gleichen Abstand zur Ausgleichsgeraden (gestrichelt in Abb. B.2). Der Abstand sollte so gewählt werden, dass ca. 2/3 der Messpunkte zwischen diesen beiden Linien liegen. Die beiden Hilfslinien werden nun zu einer rechtwinkligen Box ergänzt, die gerade diese 66 0 -1 0 (x1 , y1 ) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 h y(x) 10−2 m i 1 ∆y 2 3 ∆x 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Steigung s = 13 14 y2 − y 1 x2 − x1 15 16 17 18 x [s] (x2 , y2 ) B.5 Lineare Regression ( Ausgleichsgerade“) ” Abbildung B.1: Zunächst wird der Wertebereich der x- und y-Achse sinnvoll dem Wertebereich der Messung angepasst. Dann werden die Messpunkte mit Fehlerbalken eingezeichnet. Die Ausgleichsgerade kann zur Vereinfachung nach Augenmaß in die graphische Darstellung eingezeichnet werden. Die Steigung s wird dann mittels des Differenzenquotienten eines möglichst großen Steigungsdreiecks“ berechnet. ” 67 17 16 15 14 3 2 1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 h (xmin 1 , ymin 1 ) y(x) 10−2 m i (xmax 1 , ymax 1 ) 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 smin = (xmax 2 , ymax 2 ) ymin 2 − ymin 1 xmin 2 − xmin 1 ymax 2 − ymax 1 smax = xmax 2 − xmax 1 smax − smin ∆s = 2 18 x [s] (xmin 2 , ymin 2 ) B Messunsicherheiten und Fehlerrechnung Abbildung B.2: Die Unsicherheit der Geradensteigung kann graphisch abgeschätzt werden. Dazu wird eine Box symmetrisch um die Ausgleichsgerade gezeichnet, welche den Wertebereich der Messung nicht nennenswert übersteigt und zudem ca. 2/3 der Messpunkte beinhaltet. Die Diagonalen dieser Box entsprechen smin ≈ s − ∆s und smax ≈ +∆s. 68 B.5 Lineare Regression ( Ausgleichsgerade“) ” Messpunkte enthält, d.h. nicht nennenswert über den Wertebereich der Messwerte hinausgehen. Von dieser Box werden die beiden Diagonalen eingezeichnet. In guter Näherung ist die Steigung der steileren Diagonale nun um ∆s größer, jene der flacheren Diagonale um ∆s kleiner als s. smax = ymax 2 − ymax 1 ymin 2 − ymin 1 ≈ s + ∆s und smin = ≈ s − ∆s (B.8) xmax 2 − xmax 1 xmin 2 − xmin 1 erhält man eine Abschätzung für den Minimal- und den Maximalwert der Steigung und daraus die Unsicherheit der Geradensteigung: ∆s = smax − smin 2 (B.9) 69 C Umgang mit dem Oszilloskop Das folgende Unterkapitel beschränkt sich auf den elementaren Umgang mit dem Oszilloskop. Im Folgenden wird als Beispiel eine Wechselspannung von U0 = 3 V und einer Kreisfrequenz von ω = 3 kHz auf dem Oszilloskop dargestellt. C.1 Bestimmung der Frequenz und der Amplitude Die Periodendauer in Abb. C.1 wird auf dem Bildschirm des Oszilloskops zu xOs. = 4,25 Div. ± 0,25 Div. bestimmt. Mit 1 Div. (von engl. Division) werden dabei die größeren Haupteinteilungen der Skala bezeichnet. Da die Periodendauer hier als Zeitdifferenz zwischen zwei Nulldurchgängen abgelesen wird und jeder der beiden Nulldurchgänge auf 0,5 Skt. = 0,125 Div. genau bestimmt werden kann, ergibt sich hieraus die obige Angabe von ∆ xOs. = 0,25 Div.. In der Praxis ist es oft empfehlenswert nicht den Nulldurchgang des Signals als Anhaltspunkt zu verwenden, sondern die Periodendauer als Zeitdifferenz zwischen zwei Maxima oder zwei Minima des Signals zu bestimmen. An den obigen Ablesefehlern ändert dies jedoch nichts. x-Achse Time / Div. ms 1 .5 .2 .1 .1 .2 .5 50 20 10 5 2 1 .5 .2 μs 2⋅yosz s 2 yosz 5 10 20 50 xosz y-Achse Volts / Div. 50 20 10 mV 5 2 1 1 Div. V .1 .2 .5 1 2 1 Div. Abbildung C.1: Die Achseneinteilung, welche mittels der großen Drehschalter eingestellt wird, gibt vor welche Zeit (x-Achse) oder Spannung (y-Achse) einer Haupteinteilung der Achsen (1 Div.) entspricht. Die gerade aktive Einstellung muss berücksichtigt werden, soll z.B. aus dem Ablesewert xOsz. die Periodendauer T des Signals bestimmt werden. Eine Änderung der Einstellungen des Oszilloskops ändert die Darstellung des Signals, das Signal selbst aber nicht. 70 C.1 Bestimmung der Frequenz und der Amplitude In der Abbildung ist die Achseneinteilung des Oszilloskops so gewählt, dass 1 Div. auf der x-Achse einer Zeit von 0,5 ms entspricht. Die Periodendauer T wird damit bestimmt zu T = 4,25 Div. · 0,5 ms/Div. = 2,125 ms und ∆T = 0,25 Div. · 0,5 ms/Div. = 0,125 ms =⇒ T = 2,125 ms ± 0,125 ms Die Kreisfrequenz ω ergibt sich damit zu 2π ω = 2πν = = 2957 Hz T 2π und ∆ω = − 2 · ∆T = 174 Hz T =⇒ ω = 2957 Hz ± 174 Hz Die Amplitude U0 des Signals wird dem Vorgehen nach genauso auf der y-Achse bestimmt. In der Praxis ist es oft schwierig, das Signal genau symmetrisch zu x-Achse auszurichten, was die korrekte Bestimmung von yOsz. erschwert, so dass es oft sinnvoller ist die doppelte Amplitude 2 · U0 durch das Ablesen von 2 · yOsz. als Differenz zwischen Minimum und Maximum des Signals (siehe Abb. C.1) zu bestimmen. In der Abbildung wird dann 2 · yOsz. mit den gleichen Ableseungenauigkeiten wie zuvor zu 2 · yOsz. = 6 Div. ± 0,25 Div. bestimmt. Da im Beispiel 1 Div. auf der y-Achse der Spannung 1 V entspricht, erhält man dann U0 zu: 2 · U0 = 6 Div. · 1 V/Div. = 6 V ∆ (2 · U0 ) = 0,25 Div. · 1 V/Div. = 0,25 V =⇒ U0 = 3 V ± 0,125 V Wird kein Spannungssignal, sondern ein Stromsignal auf den Eingang des Oszilloskops gegeben, so erfolgt die Darstellung als Spannungssignal über einem 1 Ω-Widerstand. Die Amplitude I0 des Stromsignals erhält man dann durch Bestimmung von U0 wie zuvor und anschließender Berücksichtigung dieses 1 ΩWiderstandes: I0 = 1UΩ0 . 71 C Umgang mit dem Oszilloskop C.2 Anpassung der Signaldarstellung Time / Div. ms 5 10 20 50 s .1 .2 .5 .5 .2 .1 2 1 50 20 10 5 2 1 .5 .2 μs Time / Div. ms 5 10 20 50 s .1 .2 .5 .5 .2 .1 2 1 50 20 10 5 2 1 .5 .2 μs Abbildung C.2: Anpassung der x-Achse: Dargestellt ist zweimal das gleiche Signal mit ω = 3 kHz, wobei einmal (durchgezogene Linie) eine Achseneinteilung von 0,5 ms/Div. und einmal (gestrichelte Linie) eine Einteilung von 0,2 ms/Div. am Oszilloskop eingestellt wurde. Volts / Div. V .1 .2 .5 1 2 50 20 10 mV 5 2 1 Volts / Div. V .1 .2 .5 1 2 50 20 10 mV 5 2 1 Abbildung C.3: Anpassung der y-Achse: Dargestellt ist zweimal das gleiche Signal mit U0 = 3 V, wobei einmal (durchgezogene Linie) eine Achseneinteilung von 1 V/Div. und einmal (gestrichelte Linie) eine Einteilung von 2 V/Div. am Oszilloskop eingestellt wurde 72 C.2 Anpassung der Signaldarstellung Abbildung C.4: Verschiebung des Signals: Um das Ablesen von Amplitude und Periodendauer im Einzelfall zu vereinfachen, kann das Signal entlang der x-Achse (links) und entlang der y-Achse (rechts) verschoben werden. Die Achseneinteilungen der x- und y-Achse bleiben dabei unverändert. Volts / Div. V .1 .2 .5 1 2 50 20 10 mV 5 2 Time / Div. ms 5 10 20 50 1 s .1 .2 .5 .5 .2 .1 2 1 50 20 10 5 2 1 .5 .2 μs Volts / Div. V .1 .2 .5 1 2 50 20 10 mV 5 2 1 Abbildung C.5: Darstellung von zwei Eingangssignalen: Wird auf jeden der beiden Eingänge des Oszilloskops ein Signal gegeben, so kann die y-Achseneinteilungen für beide Eingänge getrennt eingestellt werden. Hier wird z.B. ein Signal mit U0 = 3 V und ω = 3 kHz auf Eingang 1 (durchgezogene Linie) und auf Eingang 2 (gestrichelte Linie) gegeben. Durch die unterschiedliche Wahl der y-Achseneinteilung für Eingang 1 und 2 wird das Signal entsprechend unterschiedlich dargestellt, obwohl sich an den Eigenschaften des Signals selbst nichts ändert. Eine unterschiedliche Einteilung der xAchse für beide Signale ist bei den verwendeten Geräten nicht möglich. 73 D Griechisches Alphabet Alpha Beta Gamma Delta Epsilon Zeta Eta Theta Iota Kappa Lambda My 74 groß A B Γ ∆ E Z H Θ I K Λ M klein α β γ δ , ε ζ η θ, ϑ ι κ λ µ Ny Xi Omikron Pi Rho Sigma Tau Ypsilon Phi Chi Psi Omega groß N Ξ O Π P Σ T Υ Φ X Ψ Ω klein ν ξ o π ρ, % σ, ς τ υ φ, ϕ χ ψ ω