Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag POLITIK / REDAKTION KIRIBATI: Präsident kauft Land in Fidschi für Klimaflüchtlinge von Christopher Pala Naviavia, Fidschi­Inseln, 10. Juni (IPS) ­ Naviavia ist ein kleines abge- legenes Dorf auf der zweitgrößten Fidschi-Insel Vanua Levu, das im Fall der Fälle zu einer Anlaufstelle für Klimaflüchtlinge aus dem Nachbarland Kiribati werden soll. Die hier lebenden Menschen sind Nachfahren von Salomonern, die im 19. Jahrhundert auf die Fidschi-Inseln kamen, um auf den dortigen Kokosnussplantagen zu arbeiten ... (Seite 12) Elektronische Zeitung Schattenblick Donnerstag, 12. Juni 2014 Wohnstube Meer - Plastik zum Dessert ... Nadja Ziebarth (BUND) im Gespräch "Ein anderes Meer ist möglich!" Zur Konferenz "über die Grenzen des Blauen Wachstums und die Zukunft der Meere" eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses vom 15. ­ 17. Mai 2014 im Konsul­Hackfeld­Haus in Bremen BUND-Meeresschutzreferentin Nadja Ziebarth über lebensgefährliches Treibgut und die Notwendigkeit, den Meeresschutz auf dem Festland zu beginnen IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Kooperationspartner von Schattenblick IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH berichtet seit 30 Jahren über die Belange der Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost. Schwerpunkt der Nachrichtenagentur sind Themen der menschenwürdigen und nachhaltigen Entwicklung, der Völkerverständigung sowie der internationalen Zusammen-arbeit für eine 'faire Globalisierung'. IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Marienstr. 19/20, 10117 Berlin Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25 E-Mail: [email protected] Internet: www.ipsnews.de Auf dem BUND­Poster ist eine Kar­ te der Weltmeere abgebildet, darauf die Wege der Plastikentchen, die mit den Meeresströmungen über die ganze Welt verteilt werden. ­ Nur einer von vielen 'Schmutz'­Ein­ trägen ins offene Meer und Sinnbild für deren Verteilung in alle Welt Foto: © 2014 by Schattenblick / Grafik: BUND Wenn das Quietscheentchen sprechen könnte, welches, wie "der Spiegel" [1] seinerzeit berichtete, 2003 auf den schottischen Hebriden als Treibgut geborgen wurde, dann hätte es unter lautstarkem Geschnatter von vielen Dingen zu berichten, die kennenzulernen für die in China gefertigte und in die USA verschickte Babybadewannengrundausstattung Marke "Friendly Floaties" eigentlich nicht vorgesehen war: von Salzwasser und sengender Sonne, von Eis in Alaska, von peitschenden Winden und hohen Wellen, dem Pazifik und dem Atlantik, wie auch von der glubschäugigen Aufmerksamkeit sporadisch vorbeischwimmender Meeresbewohner, nur von einem Elektronische Zeitung Schattenblick nicht: von der vielbesungenen Ein- sechsmal mehr Plastik als Plankton - 100.000 Meeressäugern das Leben. samkeit der hohen See, von diesem eine tödliche Gefahr für die faszinie- Offiziell spricht man von 136 betrofNichts außer Wellen so weit das Au- rende Artenvielfalt der Ozeane. fenen Tierarten, doch läßt sich die ge reicht ... Denn die 15 Jahre lange Geschichte des Quietscheentchens und seiner etwa 29.000 Kollegen, die das Schicksal nach dem Sturz ihres Frachtcontainers am 10. Januar 1992 in den Ostpazifik beinahe um die ganze Welt treiben ließ, gibt, wie ein Poster des BUND verdeutlicht, geradezu beispielhaft das endlose Treiben des unverrottbaren Plastikmülls im Meer wieder, der sich aufgrund der Meeresströmungen in immer größer werdenden Müllwirbeln sammelt und eher mehr als weniger zum neuen Meeresalltag wie auch zur Meeresoberfläche gehört. Die Entenjagd, zu welcher der Hersteller aufgerufen hatte, der jedes gefundene und durch die Firmenprägung "Frist Years Inc." eindeutig zu identifizierende Plastik- Treibender Müll auf der Meeres­ tier mit einem "Kopfgeld" von 50 oberfläche von unten betrachtet ­ Pfund honoriert, sollte der For- Foto: NOAA/Marine Debris schung zugute kommen. An einem Program (gemeinfrei) neuralgischen Punkt in den Strömun- Aus Sicht der Meeresbewohner: we­ gen der Weltmeere ausgesetzt, trie- nig Sinn, aber unüberschaubarer ben zwei Drittel der Enten nach Sü- Schaden für die Meeresumwelt. den, einige Exemplare wurden in Foto: NOAA/Marine Debris Australien, Indonesien und Südame- Program (gemeinfrei) rika gefunden. Etwa 10.000 der Figuren gelangten in nördlicher Rich- Die Reste der Zivilgesellschaft kotung durch das Beringmeer in Rich- sten jährlich Millionen von Meerestung Alaska, wo einige im Eis fest- tieren, einer Millionen Vögeln und froren und andere strandeten. Im Jahr 2000, acht Jahre nach dem Unglück, wurden einige Plastikenten im Nordatlantik zwischen Maine und Massachusetts gesichtet. Der größte Teil des Entengeschwaders treibt immer noch um die Welt, in bunter, fröhlicher, auf den Wellen tanzender Gesellschaft von Haarspraydosen, Plastiktüten, Getränkeflaschen, Benzinkanistern, Fischereinetzen, Styroporresten, und, und, und ... Beeinträchtigung der marinen Ökosysteme nicht mit Zahlen abgrenzen, kennt man ja nicht einmal die genaue Verweildauer von Kunststoffen in der Natur, da noch bei keinem der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Chemieprodukte sein natürliches Ableben Fisch im Todeskampf in einem Geisternetz gefangen. ­ Todesfallen Foto: © 2011 by Sijmon de Waal/ Marine Photobank Laut Schätzungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) schwimmen bis zu 18.000 Plastikteile auf jedem Quadratkilometer Wasseroberfläche, in manchen Regionen konzentriert sich die plastifizierte Invasion auf Seite 2 www.schattenblick.de Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick beobachtet werden konnte, mit dem man wohlwollend durch den Einfluß von Salzwasser, Sonne und Reibung in etwa 450 Jahren rechnet. träge über kommunale Abwässer, Mülldeponien (wovon die Referentin Bremen ausschließen konnte), illegale Entsorgung und Tourismus ins Meer. Todesfallen bedeuten verloren gegangene oder illegal entsorgte Fischernetze, sogenannte Geisternetze und Langleinen für alle Fische, Meeresschildkröten, Robben und Delfine, die damit in Berührung und dann nicht mehr heraus kommen. Meerestiere verwechseln Plastikteile aber auch mit ihrer natürlichen Nahrung, an denen sie ersticken oder bei gefülltem Magen verhungern. Zudem adsorbieren die Kunststoffteile Umweltgifte wie Insektizide, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und andere lipophile, fettliebende Schadstoffe auf ihrer Oberfläche, so daß eine unbeschadet überstandene Plastikmahlzeit dennoch belastend, schwächend oder letztlich tödlich enden kann. Und schließlich geht von den im Plastik enthaltenen Inhaltstoffen oder Hilfsstoffen wie Bisphenol A und anderen Weichmachern, die ins marine Nahrungsnetz gelangen, eine schleichende toxische Schädigung des Erbgutes und des Hormonhaushaltes der Tiere aus, die sich - wie Wissenschaftler vermuten - bis zum Menschen in Hormon- und Fortpflanzungsstörungen auswirken kann. Zu den ökologischen Folgen kommen sozioökonomische Probleme und hohe Kosten für die Reinigung von Stränden, Häfen und Küsten. Für Schifffahrt und Fischerei oder Industrie, mithin Verursacher des Problems, entstehen Schäden an Bootsantrieben, Schiffsrümpfen, Netzen und Filteranlagen, die weitere Kosten verursachen. [2] Für Nadja Ziebarth, die auf der Bremer Konferenz "Ein anderes Meer ist möglich!" am 16. Mai 2014 im Konsul-Hackfeld-Haus den Workshop "Plastik - Weniger ist Meer" leitete, ist diese Problematik, die oft gemeinsam mit anderen relevanten ökologischen Folgen des Blue Do, 12. Juni 2014 Um in der gemeinsamen Diskussion des Workshops gleich in medias res zu gehen oder gewissermaßen auf den Punkt 3 der gemeinsamen Erklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zivilgesellschaftlichen Konferenz zum Europäischen Tag des Meeres 2014 zu kommen, der "Schluss mit der Vermüllung" [3] fordert, standen die Gewohnheiten unserer Konsum- beziehungsweise Wegwerfgesellschaft im Zentrum der Debatte: Verpackungen. Plastikmüll an der Küste von Pana­ ma, Taboga (Blumeninsel), Insel im Pazifischen Ozean, 20 Km von Pa­ nama Stadt entfernt. Zu den ökologi­ schen Auswirkungen kommen sozio­ ökonomische Probleme. Foto: © 2010 by J.M. van Coutren/Marine Photobank Growth genannt wird, etwas, das weniger mit dem Meer als mit dem Land beziehungsweise mit dessem "menschlichen Befall" zu tun hat. Tatsächlich steht der weltweiten Produktion von 288 Millionen Tonnen Plastik im Jahr ein unzureichendes Abfallwirtschaftssystem gegenüber. Das bedeutet, daß jeden Tag mehrere tausend Tonnen weltweit in die Meere gelangen und dort für mehrere hundert Jahre verweilen. Die offiziellen Zahlen des United Nations Environment Programme (UNEP) sprechen noch von 6,4 Millionen Tonnen, die auf diese Weise jedes Jahr ins Meer verklappt werden. Nadja Ziebarth ergänzte, daß neuere Schätzungen inzwischen von 10 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer ausgehen. Neben seebasierten Quellen wie Schifffahrt, Fischerei und Offshore-Industrie, die gemeinsam nur 20 Prozent des Meeresmüllproblems erzeugen, gelangen 80 Prozent der menschlichen Plastikmüll-Einwww.schattenblick.de Während es für viele Abfüllbehältnisse, Mehrwegsysteme oder Recyclemöglichkeiten gibt, war es für Nadja Ziebarth ein besonderes Anliegen, aufdas nach wie vor akute Problem des jährlichen Plastiktütenverbrauchs (insgesamt eine Billionen Tüten) hinzuweisen, der, allein aus deutschen Landen gewonnen und hintereinandergelegt, 39 mal eine Bahn um die Erde bepflastern könnte, bei einer durchschnittlichen Nutzung eines Exemplars von 25 Minuten. Bei einem Produkt dieser Größenordnung, von dem 90 Prozent im Müll landen, 6,6 Prozent recyclet, 39 Prozent energetisch verwertet und 50 Prozent verbrannt werden, ist der Restanteil von 4,4, der in der Umwelt und damit im Meer landet, noch viel zu groß. Nadja Ziebarth sammelte pragmatische Vorschläge der Diskussionsrunde an den Bremer Senat, die über das der Nutzung angepaßte Entleeren von offenen Müllbehältern an öffentlichen Knotenpunkten, über festeres Material bei "Gelben Säcken" bis hin zu einer Ergänzung des Mülltrennungssystems für recyclebaren "Wertmüll" in festen Containern gingen. Dabei kam auch immer wieder das Problem zur Sprache, warum die Entscheidungsträger ihre politischen Werkzeuge nicht stärker nutzen würden, um die Produktion theoretisch Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick überflüssiger Verpackungsprodukte, für die der Verbraucher durchaus andere Lösungen finden würde, wenn er muß, von vornherein einzuschränken oder ganz zu unterbinden. Würden hier nicht ganz offenbar andere Interessen mit Vorzug bedient, wogegen der Moralappell an den einzelnen Bürger, seinen Müll zu hüten, bestenfalls Feigenblattfunktion habe und das Meer und seine Bewohner letztlich die Leidtragenden sind, war die Frage einiger Diskussionsteilnehmer. 29.000 Quietscheentchen aus einem Frachter, die in Hongkong produziert wurden, um in Tacoma im US-Staat Washington in den Kinderbadewannen zu schwimmen, sind vielleicht ungewollt auch ein Beispiel für Produktionsbedingungen, die nichts mit dem "Blauen Wachtsum" zu tun haben, aber doch aus Sicht der Meeresbewohner wenig Sinn, aber unüberschaubaren Schaden ergeben. weil sie ihn einfach an ihrer Küste vorfinden. Aber viele Leute haben noch kein Bewußtsein dafür, was unsere Sorglosigkeit eigentlich bewirkt, wenn wir Müll in der Umwelt liegen lassen und er durch die Gegend fliegt und schließlich im Meer landet - von daher: "Ein anderes Meer ist möglich" heißt für mich auch ein Meer mit weniger Müll oder am besten mit gar keinen. Und das fängt auf dem Land an. SB: Die Kunststoffe, die bereits im Meer sind, werden sich über Jahrhunderte nicht abbauen. Der Müll, der von den Küsten abgesammelt werden kann, stellt, wie Sie im Workshop erwähnten, nur die Spitze des Eisbergs dar, 15 Prozent. Die restlichen 85 Prozent treiben im Wasser oder landen auf dem Meeresboden. Was halten Sie von den Überlegungen, den Müll aktiv aus dem Meer herauszuholen? Den Müll, der bereits drin ist, werden wir nicht so leicht wieder rauskriegen. Da können wir nur durch Strand- oder Müllsammelaktionen versuchen, den angespülten Müll aufzusammeln und richtig fachgerecht zu entsorgen. Das ist eigentlich die einzige Möglichkeit, um davon wieder etwas aus dem Ökosystem Meer rauszukriegen. Aber 'anders möglich' wäre auf jeden Fall, daß gar nicht mehr die Mengen in die Meere Im Anschluß an die Diskussion ergab kommen, wie sie es jetzt tun. sich für den Schattenblick noch die Gelegenheit zu einigen Fragen an die Meeresschutzreferentin des BUND. NZ: Es gibt immer wieder Überlegungen und Vorschläge, daß man ich sag' mal - mit einem Netz durchgeht und das alles auf- oder rausfischt. Das halten wir für keine vernünftige Lösung, weil man natürlich dann nicht nur den Müll raussammelt, sondern auch alle anderen Lebewesen. Wir haben es ja sowieso schon mit Überfischung zu tun, da müssen wir jetzt nicht noch einen zusätzlichen Druck auf das Ökosystem ausüben, indem wir flächen- 'Ein anderes Meer ist möglich' heißt für mich auch, ein Meer mit weniger Müll oder am besten mit gar keinem. Nadja Ziebarth (BUND) Foto: © 2014 by Schattenblick Schattenblick (SB): Wenn Sie das Motto dieser dreitägigen Konferenz wörtlich nehmen, welches "andere Meer" würde sich die Meeresschutzexpertin und -referentin des BUND wünschen? Nadja Ziebarth (NZ): Müll, denke ich, ist bezogen auf das Meer ein Thema, das für die Leute, die ja an der Küste wohnen, immer präsent ist, Seite 4 Meeresvögel am Strand des Papaha­ naumokuakea Marine National Mo­ nument im Nordwesten Hawaiis. ­ Für die Leute, die an der Küste woh­ nen, ist Müll immer präsent, selbst im zweitgrößten Meeres­Natur­ schutzgebiet der Welt. Foto: 2006 by Claire Fackler /NO­ AA National Marine Sanctuaries www.schattenblick.de deckend durch die Meere gehen und versuchen, den Müll rauszufangen. Es gibt vielleicht ein paar Überlegungen, mit irgendwelchen Spezialgeräten, mit denen versucht wird, den Müll an irgendwas passiv, beispielsweise elektrostatisch, zu binden. Selbst wenn es darunter sicherDo, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick lich auch ein paar interessante Ideen gibt, sind sie letztlich angesichts der Dimension, über die wir im Vergleich zum Mülleintrag sprechen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Von daher kann ich mir keine gute Lösung vorstellen, wie wir den Müll wieder rauskriegen. Allerdings gibt es durchaus Ansätze, daß er da, wo er sowieso auftaucht, beispielsweise in den Netzen der Fischer, eben nicht wieder zurück ins Meer geworfen wird, sondern wie bei dem Projekt "Fishing For Litter" [4], dann von den Fischern mit in den Hafen genommen und dort entsorgt wird. Das halte ich für genau so sinnvoll, wie daß man auch außerhalb der Aktionstage, halt auch all das, was wir am Strand finden, versucht, möglichst systematisch immer wieder aufzusammeln und es nicht einfach liegen läßt, bis es vielleicht beim nächsten Sturm wieder ins Meer zurückgespült wird. Oder auch wenn man Müll in den Dünen oder am Strand oder überall dort findet, wo sich Tiere verletzen können, also diese akuten Gefahren auszuschließen, halte ich eigentlich für die einzige Möglichkeit, daß man selbst einen Zugriff auf den Müll bekommt. ben, zu sagen, dann nehmen wir es aus dem System raus. Wir schmeißen es nicht einfach wieder rein, wie es früher vielfach gehandhabt wurde, sondern wir entsorgen es richtig. es besser nicht nachmachen sollte. In vielen Bereichen ist Plastik heutzutage unverzichtbar. Was halten Sie von der oft diskutierten Alternative, die chemische Zusammensetzung des Ausgangsmaterials dahingehend zu Das Zurückschmeißen wäre ja eigent- verändern, daß die Kunststoffe leichlich schon fast eine doppelte Ver- ter abbaubar, verrottbar oder einfach schmutzung. Das ist im Prinzip das nur umweltfreundlicher sind. gleiche, wie mein Vorschlag im Workshop, als ich von den Weser- NZ: Also es gibt diesen sogenannten Wehren sprach oder überhaupt von kompostierbaren Kunststoff, der Wehren, auch in anderen Gewässern, auch häufiger in Bioläden zu finden daß man die als eine Möglichkeit nut- ist. Den kann man dann sogar in der zen könnte, um den Müll, der sich "Bio-Tonne" entsorgen. Dazu hat der darin sammelt, zu entsorgen. Alle die- BUND eine ganz klare Position. Wir se Wehre haben so eine Art Rechen sehen das nicht als eine Alternative. davor, in dem sich der Müll fängt, da- Zum einen, da die Herstellung dieser mit der Müll nicht in die Turbinen ge- kompostierbaren Produkte auch eine rät. Den müßte man also eigentlich Konkurrenz zur Lebensmittelpronur davon absammeln, statt ihn, wie duktion darstellt. Denn was die Plaes momentan gemacht wird, zur Sei- stiktüten dann letztlich abbaubar te zu schieben und dann vorbei in den macht, sind Stärkeprodukte, also unteren Teil zu leiten und weitertrei- Nährstoffe. Darüber hinaus passen ben zu lassen. Es gab Überlegungen, diese Produkte überhaupt nicht in ihn vorher rauszuholen und zu unter- unser Müllsystem. suchen. Das wurde dann aber verworfen, denn in dem Moment, wo man Eine Knäuel Nylonschnur, achtlos ihn rausnimmt, ist die Stadt in der auf der Seebrücke von Wustow lie­ Pflicht, ihn zu entsorgen, weil der gengelassen, kann ­ mit Nistmaterial Müll dann einen anderen Status be- verwechselt ­ ein Kükenleben kosten. kommt. Wenn man ihn aber nur zur Treibgut, das in die Hand genommen Seite schiebt und drumherumleitet, und aufgehoben wird, könnte einen kostet es die Stadt nichts ... anderen Status bekommen. Liegen­ SB: Können damit gewissermaßen im nebenherein nennenswerte Men- SB: Ein schönes Beispiel für "verantgen Müll herausgeholt werden? wortungsvolles" Handeln, wie man gelassen wird es in jedem Fall zum potentiellen Mordinstrument. Foto: © 2014 by Schattenblick NZ: Naja, auch die 15 Prozent, die wieder am Ufer angespült werden, sind angesichts der Mengen, die ins Meer eingebracht werden, natürlich auch nicht 'Nichts', und wenn ich das konsequent und systematisch beseitige ... SB: Ich hatte jetzt vor allem an das Projekt 'Fishing For Litter' gedacht. NZ: Auch das ist im Vergleich zu dem, was insgesamt da ist, beispielsweise 600.000 Kubikmeter Müll allein auf dem Meeresboden der Nordsee, natürlich nicht viel, aber es ist eine Möglichkeit, wenn wir das gewissermaßen schon in der Hand haDo, 12. Juni 2014 www.schattenblick.de Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick Ob das in den Biomüll soll oder in den gelben Sack, können Müllsortieranlagen nicht erkennen. Die würden das dann alles in den Restmüll schmeißen. Dann brauchen einige dieser Stoffe anspruchsvolle Bedingungen, um auch wirklich zu verrotten, also besondere Temperaturverhältnisse, eine bestimmte Feuchtigkeit und, und und... Und das gibt unsere Abfallwirtschaft im Augenblick gar nicht her. Dafür ist sie nicht eingerichtet. Also genauer gesagt handelt es sich dabei um Stoffe, die zwar theoretisch verkompostierbar wären, aber faktisch keinen Platz in unserem Abfallsystem finden. Ob das Verhalten dieser Stoffe im Meer erprobt worden ist, weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Da wäre es sicherlich eine Alternative, wenn es nur drei Wochen braucht, um zu verrotten und nicht 300 Jahre, wie alle gängigen Kunststoffe. Aber wie will man dem Müll jetzt sagen: "Du kommst ins Meer und du nicht..." SB: Das würde ganz sicher den gedankenlosen Umgang mit dem Müll befördern, gegen den Sie ja zum Beispiel mit Aufklärungsaktionen wie "Nothing Overboard" - "Nix geht über Bord"-Comics, entgegensteuern wollen. Allerdings greifen die Entsorgungs-, Aufräum- oder Müll-aus-dem-MeerBeseitigungskonzepte noch lange nicht weit genug. Was müßte sich Ihrer Meinung nach als erstes im menschlichen oder auch gesellschaftlichen Bewußtsein ändern, um hier wirklich ein Stück voranzukommen, damit das Meer nicht zur Plastikmüllkippe verkommt? NZ: Auf jeden Fall das Verpackungsdesign. Ich finde, wir aasen geradezu mit Verpackungen rum. Wenn ich mir manche Dinge ansehe, zum Beispiel USB-Sticks. Viel zu häufig sind die Verpackungen doppelt so groß Seite 6 wie ihr Inhalt. Das muß einfach nicht Regulierungen. Eine Änderung alsein. lein reicht da nicht. Dann würde ich auch viel mehr den Mehrweg anstreben, daß nicht nur bei öffentlichen Veranstaltungen wieder mehr Mehrweg-Produkte beim Catering benutzt werden, sondern auch generell nochmal prüfen, wo kann man bei Alltagsprodukten an Verpackungen sparen, wo kann man vielleicht auch in der Logistik eingreifen, daß beispielsweise für Waren, die durch die Gegend transportiert werden, nicht mehr diese offenen Gitterwägen verwendet werden, in denen die Paletten dann einzeln in Folie eingewickelt werden. Warum können das nicht geschlossene Fahrzeuge sein - letztlich wiederverwertbare logistische Systeme, die sozusagen verwandt sind? Da gibt es sehr viele Ansatzpunkte, wo man etwas machen könnte. Aber es gäbe auch Regulierungen, die sehr viel bewirken könnten. Beispielsweise eine Maßgabe für die Kosmetikindustrie, die dafür sorgen würde, daß kein Mikroplastik mehr in Kosmetikartikeln verwendet wird. Dann hätten wir das Mikroplastik auch nicht mehr in den Abwässern, es würde nicht mehr ins Meer gelangen und man hätte bei dieser Verschmutzung dann ganz klar an der Quelle angesetzt. SB: Der BUND macht auf seiner Webseite auf mehrere "Müllkampagnen" aufmerksam. Ein Thema des Workshops gerade war die Kampagne, in der der BUND über die Quellen von Mikroplastik in Kosmetika aufklärt und dafür Hersteller und die jeweiligen Produkte nennt. [5] Sie fordern auch auf, Produkte in denen man die Angaben PE, PP, PET, PES usw. findet, für die Mikroplastikliste des BUND zu melden. Haben sich die Kosmetikhersteller bei Ihnen eigentlich schon mal beschwert, daß sie ihre Peeling Masken, aber auch Shampoos, Fußpflegeartikel, also Produkte, in denen man keine mikroskopisch kleinen Schmirgelkörper erwarten würde, verunglimpfen? Ich halte die Industrie für mitverantwortlich und deshalb müßte sich die in erster Linie dazu Gedanken machen, wie sie den Müll reduziert. Das Interesse der Industrie besteht natürlich darin, ihr Produkt zu verkaufen, es nicht weniger zu verkaufen sondern mehr. Das muß aber kein Widerspruch sein, daß man dafür die Verantwortung übernimmt, daß das Zeug nicht nutzlos in unserer Welt rumschwebt und schließlich im Meer NZ: Nein, wir hatten eigentlich auslandet. schließlich nur positive Rückmeldungen. Die Hersteller haben sehr In Bremen haben wir viel mit dem konstruktiv reagiert und waren eiWind zu tun, dort müssen einfach im gentlich sehr damit beschäftigt, uns öffentlichen Raum alle Mülleimer zu erklären, daß sie aussteigen wolDeckel haben, so daß weder die Krä- len. Also von daher haben wir eihen rankommen, noch die Möwen gentlich keine negativen Reaktionen etwas rausholen können, geschwei- erhalten. Natürlich haben sich einige ge denn der Müll von sich aus da- Hersteller zum Beispiel von Reinivonfliegen kann. Die Plastiktüten für gungsmitteln wie Bodenreinigern den recyclebaren Müll sind für die rechtfertigen wollen und uns erklärt, Wetterverhältnisse einfach viel zu das sei gar kein Mikroplastik in ihdünn, reißen schnell auf und man ren Produkten. 'Das ist ein flüssiger kann schon von weiten an den her- Kunststoff und der macht überhaupt umfliegenden Fetzen erkennen, wo nichts', hieß es da. Doch dieses Thein Bremen der "gelbe Sack" abgeholt ma auf diese Weise zu verschleiern wird. Das Thema Müllvermeidung halte ich für einen absolut absurden oder Müllbeseitigung braucht einen Fehlweg. Solch einen Quatsch läßt ganzen Strauß von Maßnahmen und sich heute auch niemand mehr erwww.schattenblick.de Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick zählen, dazu ist die Öffentlichkeit in- teilchen könnten vielleicht in noch viel kleinere Teilchen zermörsert zwischen viel zu aufgeklärt. werden, in "Nanoplastik". Wenn NaSB: War den Firmen möglicherwei- noplastik Molekülgröße bekommt, se die Gesamtproblematik noch gar könnte es dann in die Zellen von Organismen eindringen und dort auf nicht bewußt? ganz andere Weise zur Wirkung oder NZ: Also wie ich vorhin an der Mail Schädigung gelangen, als man sich der Gaba GmbH gezeigt habe, ist de- das bislang vorstellen konnte? nen das Problem schon seit 2012 bewußt gewesen. Also das Thema ist keineswegs neu, selbst in der Umweltdiskussion kursiert es schon seit etwa eineinhalb Jahren und hat jetzt gerade eine starke Dynamik bekommen, weil nun auf einmal vielen Leuten klar wird, wo dieses Mikroplastik überall drin sein kann, und daß es praktisch mit dem Abwasser weggespült wird und dann unkontrolliert in der Natur herumschwirren kann usw. bis dahin, daß wir es schließlich komplett und mit Schadstoffen angereichert in unserer Nahrung wiederfinden. SB: Keine besonders gute Publicity für das Produkt. NZ: Die Hersteller haben ihre Vorgaben natürlich abgehakt. Mikroplastik ist, an sich gesehen, kein gesundheitsschädliches Produkt. Das haben sie uns auch ganz klar gesagt. Es ist gesundheitlich unbedenklich und damit genehmigt. Das ist alles okay. Das haben sie sozusagen durch die Zulassung des Produkts klar abgearbeitet und somit war das Thema für sie eigentlich vom Tisch. Erst durch die öffentliche Diskussion wurde ihnen klar, daß sie nicht mehr einfach sagen können: 'Ist mir doch egal, was danach passiert", sondern es gab diesen Druck von der Zivilgesellschaft, auf den sie jetzt reagieren mußten. Wenn also die Vertreterin vom Verband der Kosmetikindustrie inzwischen behauptet, daß ihnen jetzt erst das Problem wirklich bewußt wird, dann glaube ich das schon. NZ: Die ganze Nanodiskussion auch was andere Nanoteilchen betrifft, die ja auch, wenn das zunimmt, ins Meer gelangen könnten - ist zumindest für mich noch mit sehr vielen Fragezeichen behaftet. Also wir wissen inzwischen, daß man Muscheln untersucht hat und Nanoteilchen in ihren Zellen feststellen konnte. Dann wurde überlegt, was könnte das denn sein und hat es sozusagen zurückverfolgt. Das ist definitiv ein Thema, was bisher nur ganz wenige auf dem Plan haben, was eigentlich überhaupt noch nicht untersucht ist und ich glaube, ehrlich gesagt, daß da noch Horrornachrichten auf uns zukommen werden. Aber momentan wissen wir noch nichts. SB: Wird diesen Fragen, was diese Stoffe in den Meerestieren und schließlich auch im Menschen bewirken, denn jetzt wissenschaftlich SB: Neben den industriell erzeugten nachgegangen? Mikroplastikteilchen entsteht ja auch eine ganze Menge davon einfach NZ: Über die Frage der Zellgändurch Abrieb im Meer. Und Mikro- gigkeit bei Meeresorganismen Do, 12. Juni 2014 www.schattenblick.de wird meines Erachtens nur geredet. Ob es tatsächlich bereits konkrete Untersuchungen gibt, beispielsweise an Muscheln oder so, weiß ich leider nicht. Und was das schließlich für den Menschen bedeutet, der die Meerestiere ißt? Ich glaube nicht, daß das untersucht wird. Ein vermutlich durch eine selbstge­ baute und verlorengegangene An­ kervorrichtung von Krabbennetzen strangulierter Seelöwe treibt auf dem Rücken vor der kalifornischen Küste. Opfer der Nachlässigkeit Foto: Nina Kristin Nilsen/Marine Photobank SB: Welche Einflußmöglichkeiten hat eine Organisation der Zivilgesellschaft wie der BUND, um politisch etwas für den Meeresschutz zu tun? Sie haben hier Überlegungen vorgestellt und Vorschläge gesammelt, die vernünftig sind, aber auch ein generelles gesellschaftliches Umdenken voraussetzen oder einfordern. Wie setzt man das durch? NZ: Zum einen durch das große öffentliche Interesse. Es besteht augenblicklich eine starke Sensibilität für das Thema und das schafft auch eine gewisse Vorsicht bei den einzelnen. Ich glaube nicht, wenn wir jetzt mit diesem Thema an die Politik, also an die Parteien herantreten oder Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick hier in Bremen dann an die Staatsräte, daß die sagen werden, bleibt uns weg mit dem Quatsch. Dafür wird das Thema bereits zu sehr an der Öffentlichkeit diskutiert. Von daher wird es Gespräche zwischen Politik und Zivilgesellschaft geben und wir werden natürlich auch darauf drängen, daß Umsetzungsmaßnahmen daraus folgen - sowohl konkret in der Stadt Bremen, aber auch natürlich bundesweit. Da gibt es verschiedene Instrumente. Ich habe die Meeresstrategierahmenrichtlinie bereits genannt. Sie ist sozusagen für uns ein Aufhänger für den Meeresschutz. Und wir werden parallel dazu auch weiter Öffentlichkeitsarbeit machen, denn die öffentliche Wahrnehmung ist ein nicht zu unterschätzendes Druckmittel für die Politiker und Politikerinnen. Ohne dieses öffentliche Interesse und den dadurch generierten Druck würde der Meeresschutz nicht genug Brisanz haben, um politisch etwas zu bewirken. Allein, daß die Grünen ihn zum Beispiel jetzt auch in ihr Programm aufgenommen haben und thematisieren, finde ich großartig, aber natürlich müssen wir auch die Regierungsparteien für dieses Thema gewinnen. SB: Sie sprachen anläßlich der Meeresstrategierahmenrichtlinie von einer Monitoring-Gruppe, in der Sie aktiv sind. Was wird von dieser Gruppe erwartet und welche Aufgaben übernimmt sie? ne Vertreterin eines Umweltverbandes sitzt. Ich glaube, das liegt daran, daß das Thema Müll ein eigentlich noch sehr neues Thema ist und daß es nicht so viele Leute mit entsprechender Fachexpertise gibt. Da haben die einfach alle zusammengesammelt, die es gibt, und so bin ich dann auch in diese Arbeitsgruppe gelangt, die sehr offen ist. Eigentlich wird hier deutlich, daß wir alle ganz wild darauf sind, hier endlich etwas zustande zu bringen. Da ziehen wir alle an einem Strang. NZ: Also ich bin in einer sogenannten Facharbeitsgruppe, die im Rahmen der Meeresstrategierahmenrichtlinie die verschiedenen Schritte sozusagen diskutiert. Ein Schritt davon ist eben, ein Monitoring einzurichten, also Methoden für eine Bestandsaufnahme und Einschätzung darüber zu finden, welche Mengen an Plastik in der Meeresumwelt vor- SB: Sie sind Meeresbiologin und handen sind. Vertreterin einer NGO. Wer sind die anderen in der Gruppe? Sind das Das heißt, dafür wird sozusagen auch Wissenschaftler? Sand vom Strand genommen und untersucht. Es werden Wasser- und Bo- NZ: Die anderen sind Wissenschaftdenproben aus dem Meer genom- ler, kommen aber als Vertretung von men, Vögel und Fische untersucht, den verschiedenen Landes- und auch Seehunde und so weiter. Das Bundesbehörden der Nord- und Ostgeschieht dann an unterschiedlichen see und auch zum Beispiel von der Orten wie Flußmündungen oder auf Nationalparkverwaltung. den Inseln weiter draußen. SB: Vielen Dank, Nadja Ziebarth, Darüber haben wir diskutiert und das Sie sich die Zeit genommen hajetzt geht es um Maßnahmen. Es ben. ist eher ungewöhnlich, daß in solchen Facharbeitsgruppen auch eiFußnoten: [1] http://www.spiegel.de/reise/aktuell/nach-15-jahren-auf-see-tausende-quietsche-enten-nehmen-kursauf-england-a-491506.html Blick auf den unverschmutzten Ostseestrand bei Wustrow (Mecklenburg­Vorpommern) Meer ohne Müll nur eine Illusion? An deutschen Stränden wird für den Tourismus täglich 'aufgeräumt' Foto: © 2014 by Schattenblick Seite 8 www.schattenblick.de [2] Mehr zum Thema Plastikmüll, seine Auswirkungen auf die Ökosysteme der Ozeane, sowie seine sozioökonomischen Folgen siehe auch UMWELT → REPORT → BERICHT/066: Zukunft der Meere Vermüllung und der verdrängte Rest (SB) Die Zukunft der Meere - Umwelt und Entwicklung auf See Tagung im Konsul-Hackfeld-Haus in Bremen am 7. Dezember 2013 Die unendliche und kuriose Geschichte einer Plastiktüte im Meer http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0066.html Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick [3] Die Mülleinträge ins Meer sollen bis 2020 um mindestens 50% reduziert werden, in Anlehnung an den zu erreichenden Guten Umweltzustand nach der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Bis spätestens 2035 muß das Problem der "Müllkippe Meer" endgültig gelöst sein, das heißt, der Eintrag muß auf Null reduziert werden. Um den Eintrag von Land zu verringern, müssen effektive Maßnahmen im Bereich der Ressourceneffizienz, des Produktdesigns und der Abfall- und Recyclingwirtschaft in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen entwickelt und mit den regionalen Meeresschutzübereinkommen vorangetrieben werden. Die 2011 verabschiedete "HonoluluStrategie", die Message from Berlin (2013) und die auf der Rio+20-Konferenz begründete "UN-Partnership on Marine Litter" sollen vorangetrieben werden. [4] Statt den kunststofflichen "Beifang" wieder ins Meer zurückzuwerfen, was früher gängige Praxis war, wird der Müll in speziellen Säcken an Bord der Fischer gesammelt und in den Häfen zur Entsorgung abgegeben. Fishing for Litter, ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Fischerei und den Häfen, mit dem durch das Sammeln von Meeresmüll vor allem die Zivilgesellschaft auf das Problem aufmerksam gemacht werden, aber auch Material für die weitere Erforschung des Mülls generiert werden soll. Letzteres dient vor allem dazu, die Eintragswege zurückzuverfolgen und die eigentlichen Quellen zu schließen. Mehr darüber finden Sie hier: http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/projekt/index.html http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/fishingforlitter/ [5] Müllkampagne Mikroplastik http://www.bund.net/themen_und_projekte/meeresschutz/muellkampagne/mikroplastik/ Do, 12. Juni 2014 Mikroplastik neigt dazu, organische Schadstoffe an seiner Oberfläche zu sammeln. Aufdiese Weise nimmt der Mensch, der Meereslebewesen ißt, die Mikroplastik mit ihrer Nahrung aufgenommen haben, sehr viel mehr Schadstoff auf, als gewöhnlich in Meeresfrüchten enthalten ist, plus dem Plastikanteil. INFOPOOL → UMWELT → REPORT → BERICHT und INFOPOOL → UMWELT → REPORT → INTERVIEW unter dem kategorischen Titel "Wohnstube Meer" erschienen: BERICHT/073: Wohnstube Meer ­ verletzt man nicht ... (SB) INTERVIEW/104: Wohnstube Meer - Messies, Müll und Therapien ... Kai Kaschinski im Gespräch (SB) INTERVIEW/105: Wohnstube Meer - Pflege, Sorge, Schutz und Leben ... Thilo Maack im Gespräch (SB) INTERVIEW/106: Wohnstube Meer - erst sterben die Fische ... David Pfender (WDC) im Gespräch (SB) INTERVIEW/107: Wohnstube Meer - Mitgeschöpfe ... Tharaka Sriram im Gespräch (SB) INTERVIEW/108: Wohnstube Meer - Forschung tut not ... Meeresbiologin Antje Boetius im Gespräch (SB) INTERVIEW/109: Wohnstube Meer Aktuelle Produktliste (wird ergänzt) - Umsicht, Rücksicht, starke Regeln zu Mikroplastik enthaltenen Kosme- ... Prof. Dr. Uwe Jenisch im Gespräch (SB) tika: INTERVIEW/110: Wohnstube Meer http://www.bund.net/filead- fragen, bitten und nicht nehmen ... min/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mi- Rosa Koian aus Papua-Neuguinea im Gespräch (SB) kroplastik_produktliste.pdf Der Inhalt von Mikroplastik muß zwar unter den Inhaltstoffen angegeben werden, ist aber für den Laien durch die Nennung von Abkürzungen meist nicht transparent. Der BUND fordert auf, Kosmetika zu melden, die mit den folgenden Abkürzungen angegeben werden: Polyethylen (PE), Copolymere von Acrylnitril und anderen Acrylaten (ANM), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Polyester (PES), Polyamid (PA), Polyurethan (PUR), Ethylen-Vinylacetat-Copolymere (EVA) und Polyimid (PI). Zur Konferenz "Ein anderes Meer ist möglich!" sind bisher in den Pools http://www.schattenblick.de/ infopool/umwelt/report/ umri0114.html BOULEVARD / TEST & SPASS / TAGESSPALT Kurzweiliges für Donnerstag, den 12. Juni 2014 Krieg und Frieden Es gab noch nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden. (Benjamin Franklin) Weil das eine des anderen Schatten ist. HB www.schattenblick.de Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick NATURWISSENSCHAFTEN / TECHNIK / RAUMFAHRT Äthiopien: Griff zu den Sternen Entwicklungsland will Weltraumforschungszentrum Afrikas werden IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH IPS­Tagesdienst vom 10. Juni 2014 von James Jeffrey chen als auch den privaten Sektor voranbringen. Wenn Josef Huber, Systemingenieur der deutschen Firma 'Astelco Systems', die die Teleskope für das Entoto-Observatorium gebaut und installiert hat, über die Möglichkeiten der Sternforschung spricht, kommt er ins Schwärmen. Sie wirke nicht nur entwicklungs-, sondern friedensfördernd, meint er. Solomon Belay, Leiter des Entoto­ Observatoriums und Forschungs­ zentrums, neben einem der beiden Teleskope der Sternwarte in den äthiopischen Entoto­Bergen Bild: © James Jeffrey/IPS Addis Abeba, 10. Juni (IPS) ­ Hoch aussetzung für Entwicklung in relevanten Bereichen wie Gesundheit, Energie, Ernährungssicherheit und Umweltmanagement." Das äthiopische Hochland ist als Standort für die Sternwarte ideal. Hier, in 3.200 Meter Höhe, ist die Luft dünn und die Wolkenbildung ist über das ganze Jahr hinweg gering. In der Nähe von Lalibela, Standort der berühmten äthiopischen Felsenkirchen, ist in 4.200 Meter Höhe ein weiteres Observatorium geplant. oben in den äthiopischen EntotoBergen sind die Arbeiten am ersten Observatorium des Landes so gut wie abgeschlossen. Hier, auf einem Hochplateau, das den Blick auf die Hauptstadt Addis Abeba freigibt, sollen künftig die Sterne und Galaxien zum Wohl des Landes und der Region studiert werden. Arbeiten an Forschungskultur "Weltraumtechnologie wird oft als Luxus betrachtet, der lediglich den Industriestaaten vorbehalten ist", meint Solomon Belay, Leiter des Entoto-Observatoriums und Forschungszentrums. "Doch tatsächlich ist sie eine elementar wichtige VorSeite 10 "Wenn Menschen zum ersten Mal den Saturn sehen, sind sie wirklich beeindruckt, gerade weil sich ihr normales Leben häufig auf ihr Heimatland und die Nachbarstaaten beschränkt", meint Huber, Mitglied des Vereins der Bayerischen Sternwarte München. "Wer die Möglichkeit hat, jenseits dieser Welt zu blicken, wird sich nicht mehr mit den Nachbarn streiten wollen - gerade weil er erkennt, dass ein Stern explodieren und eine ganze Galaxie auslöschen kann." Die äthiopischen Sternwarten sollen Studenten von 33 lokalen Universitäten die Möglichkeit geben, sich fortzubilden und praktische Erfahrungen zu sammeln. Außerdem sollen sie internationale Wissenschaftler und Experten anziehen und Äthiopien für Afrika zu dem werden lassen, was Chile für Lateinamerika Von beiden Sternwarten verspricht ist: ein regionales Astronomie- und man sich eine neue Wissenschafts- Forschungszentrum. kultur, die die sozioökonomische Entwicklung des Landes befeuern Doch stößt das Projekt in dem ostsoll, wie die Projektbeteiligten be- afrikanischen Land auch auf Kritik. teuern. Denn die Weltraumfor- Die Medien bemängeln die Millioschung könne sowohl den öffentli- nen-Ausgaben für die Weltraumforwww.schattenblick.de Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick der Weltraumprogramme erforder- wirtschaft und der Bau großer Infralich sind", versichert Abinet. strukturmaßnahmen wie dem Renaissance-Millenniumsdamm beob"Die Astronomie wird dazu führen, achten. Das 2011 angekündigte Wasdass sich junge Menschen mehr für serkraftwerk ist aufgrund seiner Wissenschaft und Technologie inter- möglichen negativen Auswirkungen essieren", ist Belay überzeugt. "Und auf die Umwelt umstritten. Bisher ist Das vier Millionen Dollar teure En- ein Weltraumprogramm kann in be- Äthiopien auf ausländische Satelliten toto-Observatorium verfügt über deutendem Maße dazu beitragen, angewiesen und muss für die dadurch zwei Teleskope der Ein-Meter-Klas- dass sich Studenten plötzlich für bereitgestellten Leistungen bezahlen. se, die jeweils sechs Tonnen schwer sind und etwa 1,5 Millionen Dollar gekostet haben. Es ist das Ergebnis der Bemühungen der vor zehn Jahren gegründeten Äthiopischen Gesellschaft für Weltraumforschung (ESSS), der es darum geht, im Land das Interesse an der Weltraumforschung zu wecken. schung mit dem Hinweis darauf, dass Äthiopien ein nach wie vor armes Land sei. So müssen schätzungsweise 29 Prozent der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. "Als die ESSS ihre Arbeit aufnahm, waren die meisten äthiopischen Politiker für die Weltraumforschung noch nicht empfänglich", meint der ESSS-Pressesprecher Abinet Ezra gegenüber IPS. "Die wissenschaftliche Entwicklung ist in Afrika kein leichtes Unterfangen. Wissenschaft bedarf eines gewissen Maßes an politischer Sichtbarkeit, um von der physikalische und chemische ZuPolitik ernst genommen und geför- sammenhänge interessieren." dert zu werden." "Schon als Kind wollte ich den WeltBisher haben nur einige wenige afri- raum erforschen, konnte aber keinen kanische Länder wie Ägypten, Ma- Ort in diesem Land finden, an dem rokko, Nigeria und Südafrika eigene dies möglich gewesen wäre", meint Weltraumprogramme gestartet, um der 24-jährige Eyoas Ergetu, der derSatelliten ins All schießen zu kön- zeit Mechanikingenieurswesen an nen. Doch werden sie bald Gesell- der Universität von Addis Abeba stuschaft bekommen. Neben Äthiopien diert und zum Team der Mitarbeiter haben auch Ghana und Uganda sol- am Entoto-Observatorium gehört. che Vorhaben gestartet. Angenom- "Auch deshalb ist es für mich sehr men wird, dass sie in einigen Jahren spannend, hier zu arbeiten." soweit sein werden, Satelliten ins All Der ESSS geht es zunächst darum, zu befördern. Äthiopien auf den Stand anderer afrikanischer Länder zu bringen, die bereits Satelliten ins All geschossen haUmdenken bei Politikern ben. Sie leistet derzeit Lobbyarbeit, "Inzwischen haben Äthiopiens Poli- um zu erreichen, dass die Regierung tiker erkannt, dass die Weltraumfor- das Vorhaben unterstützt und Äthioschung dazu beitragen kann, die Ent- pien innerhalb des nächsten Jahrwicklung des Landes voranzubrin- zehnts über eigene Satelliten verfügt. gen. Deshalb bemühen sie sich um die Gelder, die für den Bau der Ob- Mit Hilfe von Satellitenbildern lassen servatorien und die Durchführung sich Aktivitäten wie Bergbau, LandDo, 12. Juni 2014 www.schattenblick.de Eines der beiden Teleskope am Entoto­Observatorium und Forschungszentrum in den äthiopischen Entoto­Bergen Bild: © James Jeffrey/IPS Eyoas wird nach eigenen Angaben ein Diplomstudium als Weltraumingenieur aufnehmen. "Wenn Äthiopien eigene Satelliten in die Umlaufbahn bringen will, braucht es Experten, die sie entwerfen", sagt er. "Und ich möchte einer von ihnen sein." Erster Satellitenabschuss im nächsten Jahr Die bisherigen Schritte sind vielversprechend. Im nächsten Jahr wird ein kleiner Satellit, der derzeit am Technologieinstitut von Addis Abeba (AAiT) entwickelt wird, der erste Äthiopiens sein, der zusammen mit 49 Satelliten etlicher ausländischer Organisationen im Rahmen des in Europa basierten QB50-ProSeite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick jekts mit einer Rakete ins All beför- das vorsieht, das ostafrikanische Land zum ersten regionalen Knotendert wird. punkt des IAU-Büros für AstronoDie Initiative zielt darauf ab, kleinen mie und Entwicklung zu machen. Dahinter steht das Bestreben der Weltraumforschungsmissionen einen nachhaltigen und bezahlbaren IAU, den Wert der Astronomie zum Zugang zum All zu ermöglichen. Wohl der globalen Gesellschaft zu Das AAiT wurde als erstes afrikani- nutzen. sches Institut für die Teilnahme aus"Entwicklung ist nicht immer gewählt. nachhaltig", meint Belay. "Doch Und in diesem Jahr hat die Interna- geht sie mit Hilfe von Wissenschaft tionale Astronomische Union (IAU) und Technologie einher, dann ein wichtiges Abkommen mit ihren schon." äthiopischen Partnern geschlossen, (Ende/IPS/kb/2014) Link: http://www.ipsnews.net/2014/06/ethiopia-shootsfor-the-stars-and-galaxies-as-itaims-to-become-space-science-hub/ © IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Quelle: IPS-Tagesdienst vom 10. Juni 2014 http://www.schattenblick.de/ infopool/natur/technik/ ntrau898.html UMWELT / INTERNATIONALES / SOZIALES KIRIBATI: Präsident kauft Land in Fidschi für Klimaflüchtlinge IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH IPS­Tagesdienst vom 10. Juni 2014 von Christopher Pala Die hier lebenden Menschen sind Nachfahren von Salomonern, die im 19. Jahrhundert auf die Fidschi-Inseln kamen, um auf den dortigen Kokosnussplantagen zu arbeiten. 1947 bot ihnen die Anglikanische Kirche an, auf einem 2.331 Hektar großen Grundstück zu leben, das man ihr vererbt hatte. Voraussetzung für das Bleiberecht war die Bereitschaft, den anglikanischen Glauben zu praktizieren. Der pensionierte Lehrer Eparama Kelo berichtete über den Plan, wonach 18.000 bis 20.000 Menschen aus Kiribati in Vanua Levu angesiedelt werden sollen Bild: © Christopher Pala/IPS Seite 12 Naviavia, Fidschi­Inseln, 10. Juni (IPS) ­ Naviavia ist ein kleines abge- legenes Dorf auf der zweitgrößten Fidschi-Insel Vanua Levu, das im Fall der Fälle zu einer Anlaufstelle für Klimaflüchtlinge aus dem Nachbarland Kiribati werden soll. www.schattenblick.de Ende Mai hat die Anglikanische Kirche den größten Teil von 'Natoavatu Estate' an den Inselstaat Kiribati verkauft und somit die 270 Bewohner ihrem Schicksal überlassen. Für landwirtschaftliche Zwecke stehen den Menschen von Naviavia statt der bisher 283 Hektar nur noch 125 Hektar Land zur Verfügung. "Das ist völlig unzureichend", protestiert der Dorfvorsteher Sade Marika. Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick Tongs Amtsvorgänger Teburoro Tito, der sämtliche wissenschaftlichen Abhandlungen über die Folgen des Klimawandels für die Atolle gelesen hat, hält den Landkauf für unsinnig. "Den Forschern zufolge sind unsere Korallenriffe gesund und in der Lage, mit dem Meeresanstieg Schritt zu halten. Somit gibt es keinen Bedarf, Land auf den Fidschis oder sonst wo zu kaufen", meint er und fügt hinzu: "Wie können wir um ausländische Hilfe bitten, wenn wir unser Geld für so unsinnige Dinge ausgeben?" Der Staatspräsident von Kiribati, Anote Tong, rechtfertigt den Land­ kauf als weitsichtige Klimapräventi­ onsmaßnahme Bild: © Christopher Pala/IPS Kiribatis Staatspräsident Anote Tong begründete den Kauf des Grundstücks damit, dass seine 103.000 Landsleute angesichts der Gefahr, dass das aus 33 tiefliegenden Atollen bestehende Kiribati im Meer versinken könnte, Ausweichmöglichkeiten brauchen. "Wir hoffen nicht, dass wir alle auf diesem kleinen Stück Land unterbringen müssen", erklärte er gegenüber den Medien. Seit Jahren weist Tong auf Klimakonferenzen und in Interviews darauf hin, dass der Meeresanstieg im Zuge des Klimawandels der Bevölkerung von Kiribati schon jetzt hohe Opfer abverlangt. Die Küstengebiete erodierten. Gebäude und Ernten würden vernichtet. Ein Dorf habe man evakuieren müssen und eine Insel sei untergegangen. Internationaler Mahner Tong ist Vorstandsmitglied der globalen Umweltorganisation 'Conservation International' (CI), die seine Besorgnis teilt. Die Auswirkungen des Meeresanstiegs seien in Kiribati bereits deutlich spürbar, heißt es auf Do, 12. Juni 2014 der CI-Webseite. Die Bevölkerung stehe an vorderster Klimafront. Auch aufTarawa, der übervölkerten Hauptinsel von Kiribati, wo die Hälfte der Bevölkerung lebt, hat Tong in vielen seiner Reden auf die Gefahr hingewiesen, die der Klimawandel für die Atolle bedeute. Zudem ließ er die Menschen wissen, dass er alles Erdenkliche unternehmen werde, um von den Industriestaaten für den von ihnen verursachten Klimawandel angemessen entschädigt zu werden. Kiribati verfügt über ein Pro-Kopf-Einkommen von 1.600 US-Dollar und bezieht im Vergleich zu anderen Pazifikstaaten die höchste Pro-Kopf-Auslandshilfe. Auch für Paul Kench, einem AtollGeomorphologen an der Universität von Auckland, ist die Sorge überzogen. "Wir wissen, dass die gesamte Riffstruktur um zehn bis 15 Millimeter im Jahr und somit schneller als der erwartete Meeresanstieg wachsen kann", betont er. "Solange dies der Fall ist und der Nachschub an Sand gewährleistet werden kann, müssen wir uns keine Sorgen machen, dass das Korallenwachstum hinter den Anstieg des Meeresspiegels zurückfällt." Laut Kench und anderen hat sich der Anstieg des Ozeans noch auf keinem Pazifikatoll bemerkbar gemacht. Die Bildaufnahmen von Wellen, die über Häusern zusammenbrechen, vermittelten den falschen Eindruck, dass es ständig zu Überschwemmungen komme, sagen sie. Für solche Phänomene seien menschliche Eingriffe wie der Bau von Deichen und Fahrdämmen zwischen den Inseln verantwortlich. In diesem Jahr hat die Regierung auf der Suche nach dem besten KlimaSong einen Gesangswettbewerb organisiert. Gewonnen hat ein Lied mit dem Refrain 'Das wütende Meer wird uns alle töten', das häufig im Hoher Grundstückspreis staatlichen Radio gespielt wird. Tong hat es mit seinen Warnungen im Ausland zu Anerkennung und Popularität gebracht. In seinem Heimatland Kiribati schlägt ihm hingegen Verwirrung und Spott entgegen. "Viele Menschen haben Angst", meint die 20-jährige Studentin Tealoy Pupu, während sie Palmenblätter zum Trocknen auslegt. "Wir wissen einfach nicht, was wir davon halten sollen." www.schattenblick.de Für das Land auf Vanua Levu hat Tong 8,7 Millionen Dollar und damit das Drei- bis Siebenfache dessen bezahlt, was bisher für Grundstücke auf der Fischi-Insel ausgegeben wurde, wie Ex-Präsident Tito berichtet. Er hält den Landkauf für eine PublicityAktion, die zeigen soll, wie sehr sein Amtsnachfolger den Klimawandel ernst nehme. "Und schon jetzt ist Seite 13 Elektronische Zeitung Schattenblick klar, dass die Regierung nicht weiß, bedeckt ist, höchstens einige hundert "Was sollen wir bloß tun, wenn sie was sie mit dem Neuerwerb anfan- Menschen verkraften könnte. alle anrücken?" gen soll." (Ende/IPS/kb/2014) Die Klimaflüchtlinge aus Kiribati Bei der Ankündigung des Kaufs hat- bräuchten auf jeden Fall Wohnstätte Tong erklärt, dass sich ein Komi- ten und Kenntnisse der fidschiani- Links: tee mit der Frage nach der Verwen- schen Agrarwirtschaft. Dort werden http://www.ipsnews.net/2014/06/kidung des Grundstücks auf der Fi- zum Pflügen des Bodens nach wie ribati-president-purchases-worthdschi-Insel befassen werde. In einer vor Ochsen eingesetzt. In Kiribati less-resettlement-land-as-precautiseparaten Mitteilung bezeichnete die hingegen gibt es keine nennenswer- on-against-rising-sea/ Regierung die Entscheidung als te Landwirtschaft. Dort ernähren "Meilenstein" in dem Bemühen, das sich die Menschen hauptsächlich von © IPS-Inter Press Service Land voranzubringen. Die Entwick- Reis, Dosenfleisch und frischen Deutschland GmbH lungspläne sehen den Bau einer Fisch. Fischdosenfabrik, die Zucht von Quelle: Rindern und Geflügel sowie den Der pensionierte Lehrer Eparama IPS-Tagesdienst vom 10. Juni 2014 Obst- und Gemüseanbau vor. Kelo hat aus einer fidschianischen Zeitung erfahren, dass es Pläne für http://www.schattenblick.de/ Tetawa Tatai, ein ehemaliger Ge- die Ansiedlung von 18.000 bis infopool/umwelt/internat/ sundheitsminister und Abgeordneter, 20.000 Menschen aus Kiribati gebe. uiso0051.html kritisiert vor allem das Verhalten der Anglikanischen Kirche. Er hätte sich niemals vorstellen können, "dass eine der vertrauenswürdigsten Institutionen der Welt eines der ärmsten SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX und isoliertesten Länder der Welt so übers Ohr hauen könnte". In einem Interview in Suva wies BischofWinston Halapua, Erzbischof der Anglikanischen Kirche Polinesiens, den Vorwurf zurück, dass seine Kirche aus der Unerfahrenheit eines Käufers, der im Sinne der weltweit ersten Klimaflüchtlinge gehandelt habe, Kapital geschlagen habe. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. "Ich hatte ein gutes Gefühl dabei, denn Kiribati fällt in meinen Zuständigkeitsbereich", meinte er. "Wir waren für jedes Angebot offen. Und ein Angebot wurde gemacht." Kostprobe eines Talents Die Amerikaner haben das Damenschach zwar nicht erfunden, aber in den letzten Jahren leistete man auf der anderen Seite des Ozeans in der Tat Pionierarbeit. Mit jungen Vorzeige-Athletinnen wie Irina Krush und Elina Groberman läßt sich in Zukunft jedenfalls einiges bewegen. Letztere soll im heutigen Rätsel der Sphinx mit einer kleinen Kostprobe ihre Talents aufwarten. Gegen ihre eigentlich erfahrenere Kontrahentin Olga Sagalchik stand Elina Groberman mit den weißen Steinen recht Groberman - Sagalchik optimistisch. Diesen Vorteil positioUSA 2000 neller Natur verwandelte sie umgeBegrenzte hend in ein taktisches Feuerwerk, als a7xb6 7.d7-d8D - 4.Te5-e7+ Sh6-f7 Aufnahmemöglichkeiten Schwarz in Verkennung der Gefahr 5.Dc3-e5! - mit der Drohung 6.De5g5+ - 5...Lh7-g6 - das einzige, aber Der anglikanische Verwalter Koroi zuletzt 1...f7-f5? zog, Wanderer. es hilft dennoch nicht - 6.h5-h6+ Salacieli, der in Naviavia lebt, beKg7xh6 7.De5xf6 Sf7-g5 8.Te7-g7 klagte unterdessen, dass ihm die KirAuflösung letztes Sphinx­Rätsel: hier übersah Weiß in der Hektik das che nicht mitgeteilt habe, wie viele Menschen aus Kiribati in das fi- Teufelsaustreibung nennt man dies kürzere Matt 8.Sg3-f5+ Kh6-h5 dschianische Dorf ziehen könnten. sinngemäß im Vatikan: 1...Tf2-f6! 9.Te7- h7+! Sg5xh7 10.Df6-h4# Er, andere Dorfbewohner und Exper- 2.Td5-e5! Td8-g8 3.Se6xg7! 8...Tg8xg7 9.Sg3-f5+ Kh6-h5 ten stimmen darin überein, dass das Kh8xg7 - oder 3...Tg8xg7 4.Te5-e8+ 10.Sf5xg7+ Kh5-h4 11.Df6xg6 e3Gebiet, das zu zwei Dritteln mit Wald Sh6-g8 5.Dc3xf6 e3-e2 6.Df6xb6! e2 12.Sg7-f5+ Kh4xh3 13.Dg6-h5# Seite 14 www.schattenblick.de Do, 12. Juni 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick Do, 12. Juni 2014 www.schattenblick.de Seite 15 Elektronische Zeitung Schattenblick ______I n h a l t____________________________________Ausgabe 1126 / Donnerstag, den 12. Juni 2014______ UMWELT - REPORT TAGESSPALT NATURWISSENSCHAFTEN UMWELT - INTERNATIONALES SCHACH-SPHINX VERANSTALTUNG DIENSTE - WETTER Wohnstube Meer - Plastik zum Dessert ... Nadja Ziebarth (BUND) im Gespräch Kurzweiliges für den 12.06.2014 - Krieg und Frieden Äthiopien - Entwicklungsland will Weltraumforschungszentrum Afrikas werden (IPS) Kiribati - Präsident kauft Land in Fidschi für Klimaflüchtlinge (IPS) Kostprobe eines Talents Zirkus - Balkanpop, Freitag, den 13.06.2014, im Komm du Und morgen, den 12. Juni 2014 Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 1 9 10 12 14 15 16 DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 12. Juni 2014 +++ Vorhersage für den 12.06.2014 bis zum 13.06.2014 +++ Wenn ein wenig kühler doch und bei vollem Sonnenschein bleibt so manches Wasserloch für Jean-Luc zum Glücklichsein. © 2014 by Schattenblick IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. 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