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MA-Verlag
POLITIK / REDAKTION
KIRIBATI: Präsident kauft Land
in Fidschi für Klimaflüchtlinge
von Christopher Pala
Naviavia, Fidschi­Inseln, 10. Juni
(IPS) ­ Naviavia ist ein kleines abge-
legenes Dorf auf der zweitgrößten
Fidschi-Insel Vanua Levu, das im
Fall der Fälle zu einer Anlaufstelle
für Klimaflüchtlinge aus dem Nachbarland Kiribati werden soll. Die hier
lebenden Menschen sind Nachfahren
von Salomonern, die im 19. Jahrhundert auf die Fidschi-Inseln kamen,
um auf den dortigen Kokosnussplantagen zu arbeiten ... (Seite 12)
Elektronische Zeitung Schattenblick
Donnerstag, 12. Juni 2014
Wohnstube Meer - Plastik zum Dessert ...
Nadja Ziebarth (BUND) im Gespräch
"Ein anderes Meer ist möglich!"
Zur Konferenz "über die Grenzen des Blauen Wachstums und
die Zukunft der Meere" eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses
vom 15. ­ 17. Mai 2014 im Konsul­Hackfeld­Haus in Bremen
BUND-Meeresschutzreferentin Nadja Ziebarth über
lebensgefährliches Treibgut und die Notwendigkeit,
den Meeresschutz auf dem Festland zu beginnen
IPS-Inter Press Service
Deutschland GmbH
Kooperationspartner
von Schattenblick
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH berichtet seit 30 Jahren über die Belange der Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost. Schwerpunkt
der Nachrichtenagentur sind Themen der menschenwürdigen und
nachhaltigen Entwicklung, der
Völkerverständigung sowie der
internationalen Zusammen-arbeit
für eine 'faire Globalisierung'.
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Auf dem BUND­Poster ist eine Kar­
te der Weltmeere abgebildet, darauf
die Wege der Plastikentchen, die mit
den Meeresströmungen über die
ganze Welt verteilt werden. ­
Nur einer von vielen 'Schmutz'­Ein­
trägen ins offene Meer und Sinnbild
für deren Verteilung in alle Welt
Foto: © 2014 by Schattenblick /
Grafik: BUND
Wenn das Quietscheentchen sprechen könnte, welches, wie "der Spiegel" [1] seinerzeit berichtete, 2003
auf den schottischen Hebriden als
Treibgut geborgen wurde, dann hätte es unter lautstarkem Geschnatter
von vielen Dingen zu berichten, die
kennenzulernen für die in China gefertigte und in die USA verschickte
Babybadewannengrundausstattung
Marke "Friendly Floaties" eigentlich
nicht vorgesehen war: von Salzwasser und sengender Sonne, von Eis in
Alaska, von peitschenden Winden
und hohen Wellen, dem Pazifik und
dem Atlantik, wie auch von der
glubschäugigen Aufmerksamkeit
sporadisch vorbeischwimmender
Meeresbewohner, nur von einem
Elektronische Zeitung Schattenblick
nicht: von der vielbesungenen Ein- sechsmal mehr Plastik als Plankton - 100.000 Meeressäugern das Leben.
samkeit der hohen See, von diesem eine tödliche Gefahr für die faszinie- Offiziell spricht man von 136 betrofNichts außer Wellen so weit das Au- rende Artenvielfalt der Ozeane.
fenen Tierarten, doch läßt sich die
ge reicht ...
Denn die 15 Jahre lange Geschichte
des Quietscheentchens und seiner etwa 29.000 Kollegen, die das Schicksal nach dem Sturz ihres Frachtcontainers am 10. Januar 1992 in den
Ostpazifik beinahe um die ganze
Welt treiben ließ, gibt, wie ein Poster
des BUND verdeutlicht, geradezu
beispielhaft das endlose Treiben des
unverrottbaren Plastikmülls im Meer
wieder, der sich aufgrund der Meeresströmungen in immer größer werdenden Müllwirbeln sammelt und
eher mehr als weniger zum neuen
Meeresalltag wie auch zur Meeresoberfläche gehört. Die Entenjagd, zu
welcher der Hersteller aufgerufen
hatte, der jedes gefundene und durch
die Firmenprägung "Frist Years Inc."
eindeutig zu identifizierende Plastik- Treibender Müll auf der Meeres­
tier mit einem "Kopfgeld" von 50 oberfläche von unten betrachtet ­
Pfund honoriert, sollte der For- Foto: NOAA/Marine Debris
schung zugute kommen. An einem Program (gemeinfrei)
neuralgischen Punkt in den Strömun- Aus Sicht der Meeresbewohner: we­
gen der Weltmeere ausgesetzt, trie- nig Sinn, aber unüberschaubarer
ben zwei Drittel der Enten nach Sü- Schaden für die Meeresumwelt.
den, einige Exemplare wurden in Foto: NOAA/Marine Debris
Australien, Indonesien und Südame- Program (gemeinfrei)
rika gefunden. Etwa 10.000 der Figuren gelangten in nördlicher Rich- Die Reste der Zivilgesellschaft kotung durch das Beringmeer in Rich- sten jährlich Millionen von Meerestung Alaska, wo einige im Eis fest- tieren, einer Millionen Vögeln und
froren und andere strandeten. Im Jahr
2000, acht Jahre nach dem Unglück,
wurden einige Plastikenten im Nordatlantik zwischen Maine und Massachusetts gesichtet. Der größte Teil
des Entengeschwaders treibt immer
noch um die Welt, in bunter, fröhlicher, auf den Wellen tanzender Gesellschaft von Haarspraydosen, Plastiktüten, Getränkeflaschen, Benzinkanistern, Fischereinetzen, Styroporresten, und, und, und ...
Beeinträchtigung der marinen Ökosysteme nicht mit Zahlen abgrenzen,
kennt man ja nicht einmal die genaue
Verweildauer von Kunststoffen in
der Natur, da noch bei keinem der in
den 50er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts entwickelten Chemieprodukte sein natürliches Ableben
Fisch im Todeskampf in einem
Geisternetz gefangen. ­ Todesfallen
Foto: © 2011 by Sijmon de Waal/
Marine Photobank
Laut Schätzungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) schwimmen bis
zu 18.000 Plastikteile auf jedem
Quadratkilometer Wasseroberfläche,
in manchen Regionen konzentriert
sich die plastifizierte Invasion auf
Seite 2
www.schattenblick.de
Do, 12. Juni 2014
Elektronische Zeitung Schattenblick
beobachtet werden konnte, mit dem
man wohlwollend durch den Einfluß
von Salzwasser, Sonne und Reibung
in etwa 450 Jahren rechnet.
träge über kommunale Abwässer,
Mülldeponien (wovon die Referentin Bremen ausschließen konnte), illegale Entsorgung und Tourismus ins
Meer.
Todesfallen bedeuten verloren gegangene oder illegal entsorgte Fischernetze, sogenannte Geisternetze
und Langleinen für alle Fische, Meeresschildkröten, Robben und Delfine, die damit in Berührung und dann
nicht mehr heraus kommen.
Meerestiere verwechseln Plastikteile
aber auch mit ihrer natürlichen Nahrung, an denen sie ersticken oder bei
gefülltem Magen verhungern. Zudem
adsorbieren die Kunststoffteile Umweltgifte wie Insektizide, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und andere lipophile, fettliebende Schadstoffe auf
ihrer Oberfläche, so daß eine unbeschadet überstandene Plastikmahlzeit
dennoch belastend, schwächend oder
letztlich tödlich enden kann. Und
schließlich geht von den im Plastik
enthaltenen Inhaltstoffen oder Hilfsstoffen wie Bisphenol A und anderen
Weichmachern, die ins marine Nahrungsnetz gelangen, eine schleichende toxische Schädigung des Erbgutes
und des Hormonhaushaltes der Tiere
aus, die sich - wie Wissenschaftler
vermuten - bis zum Menschen in
Hormon- und Fortpflanzungsstörungen auswirken kann.
Zu den ökologischen Folgen kommen sozioökonomische Probleme
und hohe Kosten für die Reinigung
von Stränden, Häfen und Küsten. Für
Schifffahrt und Fischerei oder Industrie, mithin Verursacher des Problems, entstehen Schäden an Bootsantrieben, Schiffsrümpfen, Netzen
und Filteranlagen, die weitere Kosten verursachen. [2]
Für Nadja Ziebarth, die auf der Bremer Konferenz "Ein anderes Meer ist
möglich!" am 16. Mai 2014 im Konsul-Hackfeld-Haus den Workshop
"Plastik - Weniger ist Meer" leitete,
ist diese Problematik, die oft gemeinsam mit anderen relevanten
ökologischen Folgen des Blue
Do, 12. Juni 2014
Um in der gemeinsamen Diskussion
des Workshops gleich in medias res
zu gehen oder gewissermaßen auf
den Punkt 3 der gemeinsamen Erklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zivilgesellschaftlichen
Konferenz zum Europäischen Tag
des Meeres 2014 zu kommen, der
"Schluss mit der Vermüllung" [3]
fordert, standen die Gewohnheiten
unserer Konsum- beziehungsweise
Wegwerfgesellschaft im Zentrum der
Debatte: Verpackungen.
Plastikmüll an der Küste von Pana­
ma, Taboga (Blumeninsel), Insel im
Pazifischen Ozean, 20 Km von Pa­
nama Stadt entfernt. Zu den ökologi­
schen Auswirkungen kommen sozio­
ökonomische Probleme.
Foto: © 2010 by J.M. van
Coutren/Marine Photobank
Growth genannt wird, etwas, das weniger mit dem Meer als mit dem
Land beziehungsweise mit dessem
"menschlichen Befall" zu tun hat.
Tatsächlich steht der weltweiten Produktion von 288 Millionen Tonnen
Plastik im Jahr ein unzureichendes
Abfallwirtschaftssystem gegenüber.
Das bedeutet, daß jeden Tag mehrere tausend Tonnen weltweit in die
Meere gelangen und dort für mehrere hundert Jahre verweilen. Die offiziellen Zahlen des United Nations
Environment Programme (UNEP)
sprechen noch von 6,4 Millionen
Tonnen, die auf diese Weise jedes
Jahr ins Meer verklappt werden. Nadja Ziebarth ergänzte, daß neuere
Schätzungen inzwischen von 10 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer
ausgehen. Neben seebasierten Quellen wie Schifffahrt, Fischerei und
Offshore-Industrie, die gemeinsam
nur 20 Prozent des Meeresmüllproblems erzeugen, gelangen 80 Prozent
der menschlichen Plastikmüll-Einwww.schattenblick.de
Während es für viele Abfüllbehältnisse, Mehrwegsysteme oder Recyclemöglichkeiten gibt, war es für Nadja Ziebarth ein besonderes Anliegen,
aufdas nach wie vor akute Problem
des jährlichen Plastiktütenverbrauchs
(insgesamt eine Billionen Tüten) hinzuweisen, der, allein aus deutschen
Landen gewonnen und hintereinandergelegt, 39 mal eine Bahn um die
Erde bepflastern könnte, bei einer
durchschnittlichen Nutzung eines
Exemplars von 25 Minuten. Bei einem Produkt dieser Größenordnung,
von dem 90 Prozent im Müll landen,
6,6 Prozent recyclet, 39 Prozent energetisch verwertet und 50 Prozent verbrannt werden, ist der Restanteil von
4,4, der in der Umwelt und damit im
Meer landet, noch viel zu groß.
Nadja Ziebarth sammelte pragmatische Vorschläge der Diskussionsrunde an den Bremer Senat, die über das
der Nutzung angepaßte Entleeren
von offenen Müllbehältern an öffentlichen Knotenpunkten, über festeres Material bei "Gelben Säcken"
bis hin zu einer Ergänzung des Mülltrennungssystems für recyclebaren
"Wertmüll" in festen Containern gingen. Dabei kam auch immer wieder
das Problem zur Sprache, warum die
Entscheidungsträger ihre politischen
Werkzeuge nicht stärker nutzen würden, um die Produktion theoretisch
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
überflüssiger Verpackungsprodukte,
für die der Verbraucher durchaus andere Lösungen finden würde, wenn
er muß, von vornherein einzuschränken oder ganz zu unterbinden. Würden hier nicht ganz offenbar andere
Interessen mit Vorzug bedient, wogegen der Moralappell an den einzelnen
Bürger, seinen Müll zu hüten, bestenfalls Feigenblattfunktion habe und
das Meer und seine Bewohner letztlich die Leidtragenden sind, war die
Frage einiger Diskussionsteilnehmer.
29.000 Quietscheentchen aus einem
Frachter, die in Hongkong produziert
wurden, um in Tacoma im US-Staat
Washington in den Kinderbadewannen zu schwimmen, sind vielleicht
ungewollt auch ein Beispiel für Produktionsbedingungen, die nichts mit
dem "Blauen Wachtsum" zu tun haben, aber doch aus Sicht der Meeresbewohner wenig Sinn, aber unüberschaubaren Schaden ergeben.
weil sie ihn einfach an ihrer Küste
vorfinden. Aber viele Leute haben
noch kein Bewußtsein dafür, was unsere Sorglosigkeit eigentlich bewirkt, wenn wir Müll in der Umwelt
liegen lassen und er durch die Gegend fliegt und schließlich im Meer
landet - von daher: "Ein anderes
Meer ist möglich" heißt für mich
auch ein Meer mit weniger Müll oder
am besten mit gar keinen. Und das
fängt auf dem Land an.
SB: Die Kunststoffe, die bereits im
Meer sind, werden sich über Jahrhunderte nicht abbauen. Der Müll,
der von den Küsten abgesammelt
werden kann, stellt, wie Sie im
Workshop erwähnten, nur die Spitze
des Eisbergs dar, 15 Prozent. Die
restlichen 85 Prozent treiben im
Wasser oder landen auf dem Meeresboden. Was halten Sie von den Überlegungen, den Müll aktiv aus dem
Meer herauszuholen?
Den Müll, der bereits drin ist, werden wir nicht so leicht wieder rauskriegen. Da können wir nur durch
Strand- oder Müllsammelaktionen
versuchen, den angespülten Müll
aufzusammeln und richtig fachgerecht zu entsorgen. Das ist eigentlich
die einzige Möglichkeit, um davon
wieder etwas aus dem Ökosystem
Meer rauszukriegen. Aber 'anders
möglich' wäre auf jeden Fall, daß gar
nicht mehr die Mengen in die Meere
Im Anschluß an die Diskussion ergab kommen, wie sie es jetzt tun.
sich für den Schattenblick noch die
Gelegenheit zu einigen Fragen an die
Meeresschutzreferentin des BUND.
NZ: Es gibt immer wieder Überlegungen und Vorschläge, daß man ich sag' mal - mit einem Netz durchgeht und das alles auf- oder rausfischt. Das halten wir für keine vernünftige Lösung, weil man natürlich
dann nicht nur den Müll raussammelt, sondern auch alle anderen Lebewesen. Wir haben es ja sowieso
schon mit Überfischung zu tun, da
müssen wir jetzt nicht noch einen
zusätzlichen Druck auf das Ökosystem ausüben, indem wir flächen-
'Ein anderes Meer ist möglich' heißt
für mich auch, ein Meer mit weniger
Müll oder am besten mit gar keinem.
Nadja Ziebarth (BUND)
Foto: © 2014 by Schattenblick
Schattenblick (SB): Wenn Sie das
Motto dieser dreitägigen Konferenz
wörtlich nehmen, welches "andere
Meer" würde sich die Meeresschutzexpertin und -referentin des BUND
wünschen?
Nadja Ziebarth (NZ): Müll, denke
ich, ist bezogen auf das Meer ein
Thema, das für die Leute, die ja an
der Küste wohnen, immer präsent ist,
Seite 4
Meeresvögel am Strand des Papaha­
naumokuakea Marine National Mo­
nument im Nordwesten Hawaiis. ­
Für die Leute, die an der Küste woh­
nen, ist Müll immer präsent, selbst
im zweitgrößten Meeres­Natur­
schutzgebiet der Welt.
Foto: 2006 by Claire Fackler /NO­
AA National Marine Sanctuaries
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deckend durch die Meere gehen und
versuchen, den Müll rauszufangen.
Es gibt vielleicht ein paar Überlegungen, mit irgendwelchen Spezialgeräten, mit denen versucht wird,
den Müll an irgendwas passiv, beispielsweise elektrostatisch, zu binden. Selbst wenn es darunter sicherDo, 12. Juni 2014
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lich auch ein paar interessante Ideen
gibt, sind sie letztlich angesichts der
Dimension, über die wir im Vergleich zum Mülleintrag sprechen,
nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Von daher kann ich mir keine gute
Lösung vorstellen, wie wir den Müll
wieder rauskriegen. Allerdings gibt
es durchaus Ansätze, daß er da, wo
er sowieso auftaucht, beispielsweise
in den Netzen der Fischer, eben nicht
wieder zurück ins Meer geworfen
wird, sondern wie bei dem Projekt
"Fishing For Litter" [4], dann von
den Fischern mit in den Hafen genommen und dort entsorgt wird.
Das halte ich für genau so sinnvoll,
wie daß man auch außerhalb der Aktionstage, halt auch all das, was wir
am Strand finden, versucht, möglichst systematisch immer wieder
aufzusammeln und es nicht einfach
liegen läßt, bis es vielleicht beim
nächsten Sturm wieder ins Meer zurückgespült wird. Oder auch wenn
man Müll in den Dünen oder am
Strand oder überall dort findet, wo
sich Tiere verletzen können, also diese akuten Gefahren auszuschließen,
halte ich eigentlich für die einzige
Möglichkeit, daß man selbst einen
Zugriff auf den Müll bekommt.
ben, zu sagen, dann nehmen wir es
aus dem System raus. Wir schmeißen
es nicht einfach wieder rein, wie es
früher vielfach gehandhabt wurde,
sondern wir entsorgen es richtig.
es besser nicht nachmachen sollte. In vielen Bereichen ist Plastik heutzutage unverzichtbar. Was halten Sie
von der oft diskutierten Alternative,
die chemische Zusammensetzung des
Ausgangsmaterials dahingehend zu
Das Zurückschmeißen wäre ja eigent- verändern, daß die Kunststoffe leichlich schon fast eine doppelte Ver- ter abbaubar, verrottbar oder einfach
schmutzung. Das ist im Prinzip das nur umweltfreundlicher sind.
gleiche, wie mein Vorschlag im
Workshop, als ich von den Weser- NZ: Also es gibt diesen sogenannten
Wehren sprach oder überhaupt von kompostierbaren Kunststoff, der
Wehren, auch in anderen Gewässern, auch häufiger in Bioläden zu finden
daß man die als eine Möglichkeit nut- ist. Den kann man dann sogar in der
zen könnte, um den Müll, der sich "Bio-Tonne" entsorgen. Dazu hat der
darin sammelt, zu entsorgen. Alle die- BUND eine ganz klare Position. Wir
se Wehre haben so eine Art Rechen sehen das nicht als eine Alternative.
davor, in dem sich der Müll fängt, da- Zum einen, da die Herstellung dieser
mit der Müll nicht in die Turbinen ge- kompostierbaren Produkte auch eine
rät. Den müßte man also eigentlich Konkurrenz zur Lebensmittelpronur davon absammeln, statt ihn, wie duktion darstellt. Denn was die Plaes momentan gemacht wird, zur Sei- stiktüten dann letztlich abbaubar
te zu schieben und dann vorbei in den macht, sind Stärkeprodukte, also
unteren Teil zu leiten und weitertrei- Nährstoffe. Darüber hinaus passen
ben zu lassen. Es gab Überlegungen, diese Produkte überhaupt nicht in
ihn vorher rauszuholen und zu unter- unser Müllsystem.
suchen. Das wurde dann aber verworfen, denn in dem Moment, wo man Eine Knäuel Nylonschnur, achtlos
ihn rausnimmt, ist die Stadt in der auf der Seebrücke von Wustow lie­
Pflicht, ihn zu entsorgen, weil der gengelassen, kann ­ mit Nistmaterial
Müll dann einen anderen Status be- verwechselt ­ ein Kükenleben kosten.
kommt. Wenn man ihn aber nur zur Treibgut, das in die Hand genommen
Seite schiebt und drumherumleitet, und aufgehoben wird, könnte einen
kostet es die Stadt nichts ...
anderen Status bekommen. Liegen­
SB: Können damit gewissermaßen
im nebenherein nennenswerte Men- SB: Ein schönes Beispiel für "verantgen Müll herausgeholt werden?
wortungsvolles" Handeln, wie man
gelassen wird es in jedem Fall zum
potentiellen Mordinstrument.
Foto: © 2014 by Schattenblick
NZ: Naja, auch die 15 Prozent, die
wieder am Ufer angespült werden,
sind angesichts der Mengen, die ins
Meer eingebracht werden, natürlich
auch nicht 'Nichts', und wenn ich das
konsequent und systematisch beseitige ...
SB: Ich hatte jetzt vor allem an das
Projekt 'Fishing For Litter' gedacht.
NZ: Auch das ist im Vergleich zu
dem, was insgesamt da ist, beispielsweise 600.000 Kubikmeter Müll allein auf dem Meeresboden der Nordsee, natürlich nicht viel, aber es ist
eine Möglichkeit, wenn wir das gewissermaßen schon in der Hand haDo, 12. Juni 2014
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Ob das in den Biomüll soll oder in
den gelben Sack, können Müllsortieranlagen nicht erkennen. Die würden das dann alles in den Restmüll
schmeißen.
Dann brauchen einige dieser Stoffe
anspruchsvolle Bedingungen, um
auch wirklich zu verrotten, also besondere Temperaturverhältnisse, eine bestimmte Feuchtigkeit und, und
und... Und das gibt unsere Abfallwirtschaft im Augenblick gar nicht
her. Dafür ist sie nicht eingerichtet.
Also genauer gesagt handelt es sich
dabei um Stoffe, die zwar theoretisch
verkompostierbar wären, aber faktisch keinen Platz in unserem Abfallsystem finden.
Ob das Verhalten dieser Stoffe im
Meer erprobt worden ist, weiß ich,
ehrlich gesagt, nicht. Da wäre es sicherlich eine Alternative, wenn es
nur drei Wochen braucht, um zu verrotten und nicht 300 Jahre, wie alle
gängigen Kunststoffe. Aber wie will
man dem Müll jetzt sagen: "Du
kommst ins Meer und du nicht..."
SB: Das würde ganz sicher den gedankenlosen Umgang mit dem Müll
befördern, gegen den Sie ja zum Beispiel mit Aufklärungsaktionen wie
"Nothing Overboard" - "Nix geht
über Bord"-Comics, entgegensteuern
wollen.
Allerdings greifen die Entsorgungs-,
Aufräum- oder Müll-aus-dem-MeerBeseitigungskonzepte noch lange
nicht weit genug. Was müßte sich Ihrer Meinung nach als erstes im
menschlichen oder auch gesellschaftlichen Bewußtsein ändern, um
hier wirklich ein Stück voranzukommen, damit das Meer nicht zur Plastikmüllkippe verkommt?
NZ: Auf jeden Fall das Verpackungsdesign. Ich finde, wir aasen geradezu mit Verpackungen rum. Wenn ich
mir manche Dinge ansehe, zum Beispiel USB-Sticks. Viel zu häufig sind
die Verpackungen doppelt so groß
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wie ihr Inhalt. Das muß einfach nicht Regulierungen. Eine Änderung alsein.
lein reicht da nicht.
Dann würde ich auch viel mehr den
Mehrweg anstreben, daß nicht nur
bei öffentlichen Veranstaltungen
wieder mehr Mehrweg-Produkte
beim Catering benutzt werden, sondern auch generell nochmal prüfen,
wo kann man bei Alltagsprodukten
an Verpackungen sparen, wo kann
man vielleicht auch in der Logistik
eingreifen, daß beispielsweise für
Waren, die durch die Gegend transportiert werden, nicht mehr diese offenen Gitterwägen verwendet werden, in denen die Paletten dann einzeln in Folie eingewickelt werden.
Warum können das nicht geschlossene Fahrzeuge sein - letztlich wiederverwertbare logistische Systeme, die
sozusagen verwandt sind? Da gibt es
sehr viele Ansatzpunkte, wo man etwas machen könnte.
Aber es gäbe auch Regulierungen,
die sehr viel bewirken könnten. Beispielsweise eine Maßgabe für die
Kosmetikindustrie, die dafür sorgen
würde, daß kein Mikroplastik mehr
in Kosmetikartikeln verwendet wird.
Dann hätten wir das Mikroplastik
auch nicht mehr in den Abwässern,
es würde nicht mehr ins Meer gelangen und man hätte bei dieser Verschmutzung dann ganz klar an der
Quelle angesetzt.
SB: Der BUND macht auf seiner
Webseite auf mehrere "Müllkampagnen" aufmerksam. Ein Thema des
Workshops gerade war die Kampagne, in der der BUND über die Quellen von Mikroplastik in Kosmetika
aufklärt und dafür Hersteller und die
jeweiligen Produkte nennt. [5] Sie
fordern auch auf, Produkte in denen
man die Angaben PE, PP, PET, PES
usw. findet, für die Mikroplastikliste
des BUND zu melden. Haben sich
die Kosmetikhersteller bei Ihnen eigentlich schon mal beschwert, daß
sie ihre Peeling Masken, aber auch
Shampoos, Fußpflegeartikel, also
Produkte, in denen man keine mikroskopisch kleinen Schmirgelkörper erwarten würde, verunglimpfen?
Ich halte die Industrie für mitverantwortlich und deshalb müßte sich die
in erster Linie dazu Gedanken machen, wie sie den Müll reduziert. Das
Interesse der Industrie besteht natürlich darin, ihr Produkt zu verkaufen,
es nicht weniger zu verkaufen sondern mehr. Das muß aber kein Widerspruch sein, daß man dafür die
Verantwortung übernimmt, daß das
Zeug nicht nutzlos in unserer Welt
rumschwebt und schließlich im Meer NZ: Nein, wir hatten eigentlich auslandet.
schließlich nur positive Rückmeldungen. Die Hersteller haben sehr
In Bremen haben wir viel mit dem konstruktiv reagiert und waren eiWind zu tun, dort müssen einfach im gentlich sehr damit beschäftigt, uns
öffentlichen Raum alle Mülleimer zu erklären, daß sie aussteigen wolDeckel haben, so daß weder die Krä- len. Also von daher haben wir eihen rankommen, noch die Möwen gentlich keine negativen Reaktionen
etwas rausholen können, geschwei- erhalten. Natürlich haben sich einige
ge denn der Müll von sich aus da- Hersteller zum Beispiel von Reinivonfliegen kann. Die Plastiktüten für gungsmitteln wie Bodenreinigern
den recyclebaren Müll sind für die rechtfertigen wollen und uns erklärt,
Wetterverhältnisse einfach viel zu das sei gar kein Mikroplastik in ihdünn, reißen schnell auf und man ren Produkten. 'Das ist ein flüssiger
kann schon von weiten an den her- Kunststoff und der macht überhaupt
umfliegenden Fetzen erkennen, wo nichts', hieß es da. Doch dieses Thein Bremen der "gelbe Sack" abgeholt ma auf diese Weise zu verschleiern
wird. Das Thema Müllvermeidung halte ich für einen absolut absurden
oder Müllbeseitigung braucht einen Fehlweg. Solch einen Quatsch läßt
ganzen Strauß von Maßnahmen und sich heute auch niemand mehr erwww.schattenblick.de
Do, 12. Juni 2014
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zählen, dazu ist die Öffentlichkeit in- teilchen könnten vielleicht in noch
viel kleinere Teilchen zermörsert
zwischen viel zu aufgeklärt.
werden, in "Nanoplastik". Wenn NaSB: War den Firmen möglicherwei- noplastik Molekülgröße bekommt,
se die Gesamtproblematik noch gar könnte es dann in die Zellen von Organismen eindringen und dort auf
nicht bewußt?
ganz andere Weise zur Wirkung oder
NZ: Also wie ich vorhin an der Mail Schädigung gelangen, als man sich
der Gaba GmbH gezeigt habe, ist de- das bislang vorstellen konnte?
nen das Problem schon seit 2012 bewußt gewesen. Also das Thema ist
keineswegs neu, selbst in der Umweltdiskussion kursiert es schon seit
etwa eineinhalb Jahren und hat jetzt
gerade eine starke Dynamik bekommen, weil nun auf einmal vielen
Leuten klar wird, wo dieses Mikroplastik überall drin sein kann, und
daß es praktisch mit dem Abwasser
weggespült wird und dann unkontrolliert in der Natur herumschwirren
kann usw. bis dahin, daß wir es
schließlich komplett und mit Schadstoffen angereichert in unserer Nahrung wiederfinden.
SB: Keine besonders gute Publicity
für das Produkt.
NZ: Die Hersteller haben ihre Vorgaben natürlich abgehakt. Mikroplastik
ist, an sich gesehen, kein gesundheitsschädliches Produkt. Das haben
sie uns auch ganz klar gesagt. Es ist
gesundheitlich unbedenklich und damit genehmigt. Das ist alles okay.
Das haben sie sozusagen durch die
Zulassung des Produkts klar abgearbeitet und somit war das Thema für
sie eigentlich vom Tisch. Erst durch
die öffentliche Diskussion wurde ihnen klar, daß sie nicht mehr einfach
sagen können: 'Ist mir doch egal, was
danach passiert", sondern es gab diesen Druck von der Zivilgesellschaft,
auf den sie jetzt reagieren mußten.
Wenn also die Vertreterin vom Verband der Kosmetikindustrie inzwischen behauptet, daß ihnen jetzt erst
das Problem wirklich bewußt wird,
dann glaube ich das schon.
NZ: Die ganze Nanodiskussion auch was andere Nanoteilchen betrifft, die ja auch, wenn das zunimmt,
ins Meer gelangen könnten - ist zumindest für mich noch mit sehr vielen Fragezeichen behaftet. Also wir
wissen inzwischen, daß man Muscheln untersucht hat und Nanoteilchen in ihren Zellen feststellen konnte. Dann wurde überlegt, was könnte das denn sein und hat es sozusagen zurückverfolgt. Das ist definitiv
ein Thema, was bisher nur ganz wenige auf dem Plan haben, was eigentlich überhaupt noch nicht untersucht
ist und ich glaube, ehrlich gesagt,
daß da noch Horrornachrichten auf
uns zukommen werden. Aber momentan wissen wir noch nichts.
SB: Wird diesen Fragen, was diese
Stoffe in den Meerestieren und
schließlich auch im Menschen bewirken, denn jetzt wissenschaftlich
SB: Neben den industriell erzeugten nachgegangen?
Mikroplastikteilchen entsteht ja auch
eine ganze Menge davon einfach NZ: Über die Frage der Zellgändurch Abrieb im Meer. Und Mikro- gigkeit bei Meeresorganismen
Do, 12. Juni 2014
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wird meines Erachtens nur geredet. Ob es tatsächlich bereits konkrete Untersuchungen gibt, beispielsweise an Muscheln oder so,
weiß ich leider nicht. Und was das
schließlich für den Menschen bedeutet, der die Meerestiere ißt? Ich
glaube nicht, daß das untersucht
wird.
Ein vermutlich durch eine selbstge­
baute und verlorengegangene An­
kervorrichtung von Krabbennetzen
strangulierter Seelöwe treibt auf dem
Rücken vor der kalifornischen Küste.
Opfer der Nachlässigkeit
Foto: Nina Kristin Nilsen/Marine
Photobank
SB: Welche Einflußmöglichkeiten
hat eine Organisation der Zivilgesellschaft wie der BUND, um politisch etwas für den Meeresschutz zu
tun? Sie haben hier Überlegungen
vorgestellt und Vorschläge gesammelt, die vernünftig sind, aber auch
ein generelles gesellschaftliches
Umdenken voraussetzen oder einfordern. Wie setzt man das durch?
NZ: Zum einen durch das große öffentliche Interesse. Es besteht augenblicklich eine starke Sensibilität
für das Thema und das schafft auch
eine gewisse Vorsicht bei den einzelnen. Ich glaube nicht, wenn wir jetzt
mit diesem Thema an die Politik, also an die Parteien herantreten oder
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Elektronische Zeitung Schattenblick
hier in Bremen dann an die Staatsräte, daß die sagen werden, bleibt uns
weg mit dem Quatsch. Dafür wird
das Thema bereits zu sehr an der Öffentlichkeit diskutiert. Von daher
wird es Gespräche zwischen Politik
und Zivilgesellschaft geben und wir
werden natürlich auch darauf drängen, daß Umsetzungsmaßnahmen
daraus folgen - sowohl konkret in der
Stadt Bremen, aber auch natürlich
bundesweit.
Da gibt es verschiedene Instrumente.
Ich habe die Meeresstrategierahmenrichtlinie bereits genannt. Sie ist sozusagen für uns ein Aufhänger für
den Meeresschutz. Und wir werden
parallel dazu auch weiter Öffentlichkeitsarbeit machen, denn die öffentliche Wahrnehmung ist ein nicht zu
unterschätzendes Druckmittel für die
Politiker und Politikerinnen. Ohne
dieses öffentliche Interesse und den
dadurch generierten Druck würde der
Meeresschutz nicht genug Brisanz
haben, um politisch etwas zu bewirken. Allein, daß die Grünen ihn zum
Beispiel jetzt auch in ihr Programm
aufgenommen haben und thematisieren, finde ich großartig, aber natürlich müssen wir auch die Regierungsparteien für dieses Thema gewinnen.
SB: Sie sprachen anläßlich der Meeresstrategierahmenrichtlinie von einer Monitoring-Gruppe, in der Sie
aktiv sind. Was wird von dieser
Gruppe erwartet und welche Aufgaben übernimmt sie?
ne Vertreterin eines Umweltverbandes sitzt. Ich glaube, das liegt
daran, daß das Thema Müll ein eigentlich noch sehr neues Thema ist
und daß es nicht so viele Leute mit
entsprechender Fachexpertise gibt.
Da haben die einfach alle zusammengesammelt, die es gibt, und so
bin ich dann auch in diese Arbeitsgruppe gelangt, die sehr offen ist.
Eigentlich wird hier deutlich, daß
wir alle ganz wild darauf sind, hier
endlich etwas zustande zu bringen.
Da ziehen wir alle an einem
Strang.
NZ: Also ich bin in einer sogenannten Facharbeitsgruppe, die im Rahmen der Meeresstrategierahmenrichtlinie die verschiedenen Schritte
sozusagen diskutiert. Ein Schritt davon ist eben, ein Monitoring einzurichten, also Methoden für eine Bestandsaufnahme und Einschätzung
darüber zu finden, welche Mengen
an Plastik in der Meeresumwelt vor- SB: Sie sind Meeresbiologin und
handen sind.
Vertreterin einer NGO. Wer sind die
anderen in der Gruppe? Sind das
Das heißt, dafür wird sozusagen auch Wissenschaftler?
Sand vom Strand genommen und untersucht. Es werden Wasser- und Bo- NZ: Die anderen sind Wissenschaftdenproben aus dem Meer genom- ler, kommen aber als Vertretung von
men, Vögel und Fische untersucht, den verschiedenen Landes- und
auch Seehunde und so weiter. Das Bundesbehörden der Nord- und Ostgeschieht dann an unterschiedlichen see und auch zum Beispiel von der
Orten wie Flußmündungen oder auf Nationalparkverwaltung.
den Inseln weiter draußen.
SB: Vielen Dank, Nadja Ziebarth,
Darüber haben wir diskutiert und das Sie sich die Zeit genommen hajetzt geht es um Maßnahmen. Es ben.
ist eher ungewöhnlich, daß in solchen Facharbeitsgruppen auch eiFußnoten:
[1] http://www.spiegel.de/reise/aktuell/nach-15-jahren-auf-see-tausende-quietsche-enten-nehmen-kursauf-england-a-491506.html
Blick auf den unverschmutzten Ostseestrand bei Wustrow
(Mecklenburg­Vorpommern) Meer ohne Müll nur eine Illusion?
An deutschen Stränden wird für den Tourismus täglich 'aufgeräumt'
Foto: © 2014 by Schattenblick
Seite 8
www.schattenblick.de
[2] Mehr zum Thema Plastikmüll,
seine Auswirkungen auf die Ökosysteme der Ozeane, sowie seine sozioökonomischen Folgen siehe auch
UMWELT → REPORT →
BERICHT/066: Zukunft der Meere Vermüllung und der verdrängte Rest
(SB)
Die Zukunft der Meere - Umwelt und
Entwicklung auf See
Tagung im Konsul-Hackfeld-Haus in
Bremen am 7. Dezember 2013
Die unendliche und kuriose Geschichte einer Plastiktüte im Meer
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0066.html
Do, 12. Juni 2014
Elektronische Zeitung Schattenblick
[3] Die Mülleinträge ins Meer sollen
bis 2020 um mindestens 50% reduziert werden, in Anlehnung an den zu
erreichenden Guten Umweltzustand
nach der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Bis spätestens 2035
muß das Problem der "Müllkippe
Meer" endgültig gelöst sein, das
heißt, der Eintrag muß auf Null reduziert werden. Um den Eintrag von
Land zu verringern, müssen effektive Maßnahmen im Bereich der Ressourceneffizienz, des Produktdesigns und der Abfall- und Recyclingwirtschaft in enger Zusammenarbeit
mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen entwickelt und mit
den regionalen Meeresschutzübereinkommen vorangetrieben werden.
Die 2011 verabschiedete "HonoluluStrategie", die Message from Berlin
(2013) und die auf der Rio+20-Konferenz begründete "UN-Partnership
on Marine Litter" sollen vorangetrieben werden.
[4] Statt den kunststofflichen "Beifang" wieder ins Meer zurückzuwerfen, was früher gängige Praxis
war, wird der Müll in speziellen
Säcken an Bord der Fischer gesammelt und in den Häfen zur Entsorgung abgegeben. Fishing for Litter,
ist ein Projekt in Zusammenarbeit
mit der Fischerei und den Häfen, mit
dem durch das Sammeln von Meeresmüll vor allem die Zivilgesellschaft auf das Problem aufmerksam
gemacht werden, aber auch Material für die weitere Erforschung des
Mülls generiert werden soll. Letzteres dient vor allem dazu, die Eintragswege zurückzuverfolgen und
die eigentlichen Quellen zu schließen.
Mehr darüber finden Sie hier:
http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/projekt/index.html
http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/fishingforlitter/
[5] Müllkampagne Mikroplastik
http://www.bund.net/themen_und_projekte/meeresschutz/muellkampagne/mikroplastik/
Do, 12. Juni 2014
Mikroplastik neigt dazu, organische
Schadstoffe an seiner Oberfläche zu
sammeln. Aufdiese Weise nimmt der
Mensch, der Meereslebewesen ißt,
die Mikroplastik mit ihrer Nahrung
aufgenommen haben, sehr viel mehr
Schadstoff auf, als gewöhnlich in
Meeresfrüchten enthalten ist, plus
dem Plastikanteil.
INFOPOOL → UMWELT →
REPORT → BERICHT
und
INFOPOOL → UMWELT →
REPORT → INTERVIEW
unter dem kategorischen Titel
"Wohnstube Meer" erschienen:
BERICHT/073: Wohnstube Meer ­
verletzt man nicht ... (SB)
INTERVIEW/104: Wohnstube Meer
- Messies, Müll und Therapien ... Kai
Kaschinski im Gespräch (SB)
INTERVIEW/105: Wohnstube Meer
- Pflege, Sorge, Schutz und Leben ...
Thilo Maack im Gespräch (SB)
INTERVIEW/106: Wohnstube Meer
- erst sterben die Fische ... David
Pfender (WDC) im Gespräch (SB)
INTERVIEW/107: Wohnstube Meer
- Mitgeschöpfe ... Tharaka Sriram im
Gespräch (SB)
INTERVIEW/108: Wohnstube Meer
- Forschung tut not ... Meeresbiologin Antje Boetius im Gespräch (SB)
INTERVIEW/109: Wohnstube Meer
Aktuelle Produktliste (wird ergänzt) - Umsicht, Rücksicht, starke Regeln
zu Mikroplastik enthaltenen Kosme- ... Prof. Dr. Uwe Jenisch im Gespräch (SB)
tika:
INTERVIEW/110: Wohnstube Meer
http://www.bund.net/filead- fragen, bitten und nicht nehmen ...
min/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mi- Rosa Koian aus Papua-Neuguinea im
Gespräch (SB)
kroplastik_produktliste.pdf
Der Inhalt von Mikroplastik muß
zwar unter den Inhaltstoffen angegeben werden, ist aber für den Laien
durch die Nennung von Abkürzungen meist nicht transparent. Der
BUND fordert auf, Kosmetika zu
melden, die mit den folgenden Abkürzungen angegeben werden: Polyethylen (PE), Copolymere von
Acrylnitril und anderen Acrylaten
(ANM), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Polyester
(PES), Polyamid (PA), Polyurethan
(PUR), Ethylen-Vinylacetat-Copolymere (EVA) und Polyimid (PI).
Zur Konferenz "Ein anderes Meer ist
möglich!" sind bisher in den Pools
http://www.schattenblick.de/
infopool/umwelt/report/
umri0114.html
BOULEVARD / TEST & SPASS / TAGESSPALT
Kurzweiliges für Donnerstag, den 12. Juni 2014
Krieg und Frieden
Es gab noch nie einen guten Krieg
oder einen schlechten Frieden.
(Benjamin Franklin)
Weil das eine des anderen Schatten ist.
HB
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Seite 9
Elektronische Zeitung Schattenblick
NATURWISSENSCHAFTEN / TECHNIK / RAUMFAHRT
Äthiopien: Griff zu den Sternen Entwicklungsland will Weltraumforschungszentrum Afrikas werden
IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS­Tagesdienst vom 10. Juni 2014
von James Jeffrey
chen als auch den privaten Sektor
voranbringen.
Wenn Josef Huber, Systemingenieur
der deutschen Firma 'Astelco Systems', die die Teleskope für das Entoto-Observatorium gebaut und installiert hat, über die Möglichkeiten
der Sternforschung spricht, kommt
er ins Schwärmen. Sie wirke nicht
nur entwicklungs-, sondern friedensfördernd, meint er.
Solomon Belay, Leiter des Entoto­
Observatoriums und Forschungs­
zentrums, neben einem der beiden
Teleskope der Sternwarte in den
äthiopischen Entoto­Bergen
Bild: © James Jeffrey/IPS
Addis Abeba, 10. Juni (IPS) ­ Hoch
aussetzung für Entwicklung in relevanten Bereichen wie Gesundheit,
Energie, Ernährungssicherheit und
Umweltmanagement."
Das äthiopische Hochland ist als
Standort für die Sternwarte ideal.
Hier, in 3.200 Meter Höhe, ist die
Luft dünn und die Wolkenbildung ist
über das ganze Jahr hinweg gering.
In der Nähe von Lalibela, Standort
der berühmten äthiopischen Felsenkirchen, ist in 4.200 Meter Höhe ein
weiteres Observatorium geplant.
oben in den äthiopischen EntotoBergen sind die Arbeiten am ersten
Observatorium des Landes so gut
wie abgeschlossen. Hier, auf einem
Hochplateau, das den Blick auf die
Hauptstadt Addis Abeba freigibt,
sollen künftig die Sterne und Galaxien zum Wohl des Landes und der Region studiert werden.
Arbeiten an Forschungskultur
"Weltraumtechnologie wird oft als
Luxus betrachtet, der lediglich den
Industriestaaten vorbehalten ist",
meint Solomon Belay, Leiter des Entoto-Observatoriums und Forschungszentrums. "Doch tatsächlich
ist sie eine elementar wichtige VorSeite 10
"Wenn Menschen zum ersten Mal
den Saturn sehen, sind sie wirklich
beeindruckt, gerade weil sich ihr normales Leben häufig auf ihr Heimatland und die Nachbarstaaten beschränkt", meint Huber, Mitglied des
Vereins der Bayerischen Sternwarte
München. "Wer die Möglichkeit hat,
jenseits dieser Welt zu blicken, wird
sich nicht mehr mit den Nachbarn
streiten wollen - gerade weil er erkennt, dass ein Stern explodieren und
eine ganze Galaxie auslöschen kann."
Die äthiopischen Sternwarten sollen
Studenten von 33 lokalen Universitäten die Möglichkeit geben, sich
fortzubilden und praktische Erfahrungen zu sammeln. Außerdem sollen sie internationale Wissenschaftler und Experten anziehen und
Äthiopien für Afrika zu dem werden
lassen, was Chile für Lateinamerika
Von beiden Sternwarten verspricht ist: ein regionales Astronomie- und
man sich eine neue Wissenschafts- Forschungszentrum.
kultur, die die sozioökonomische
Entwicklung des Landes befeuern Doch stößt das Projekt in dem ostsoll, wie die Projektbeteiligten be- afrikanischen Land auch auf Kritik.
teuern. Denn die Weltraumfor- Die Medien bemängeln die Millioschung könne sowohl den öffentli- nen-Ausgaben für die Weltraumforwww.schattenblick.de
Do, 12. Juni 2014
Elektronische Zeitung Schattenblick
der Weltraumprogramme erforder- wirtschaft und der Bau großer Infralich sind", versichert Abinet.
strukturmaßnahmen wie dem Renaissance-Millenniumsdamm beob"Die Astronomie wird dazu führen, achten. Das 2011 angekündigte Wasdass sich junge Menschen mehr für serkraftwerk ist aufgrund seiner
Wissenschaft und Technologie inter- möglichen negativen Auswirkungen
essieren", ist Belay überzeugt. "Und auf die Umwelt umstritten. Bisher ist
Das vier Millionen Dollar teure En- ein Weltraumprogramm kann in be- Äthiopien auf ausländische Satelliten
toto-Observatorium verfügt über deutendem Maße dazu beitragen, angewiesen und muss für die dadurch
zwei Teleskope der Ein-Meter-Klas- dass sich Studenten plötzlich für bereitgestellten Leistungen bezahlen.
se, die jeweils sechs Tonnen schwer
sind und etwa 1,5 Millionen Dollar
gekostet haben. Es ist das Ergebnis
der Bemühungen der vor zehn Jahren gegründeten Äthiopischen Gesellschaft für Weltraumforschung
(ESSS), der es darum geht, im Land
das Interesse an der Weltraumforschung zu wecken.
schung mit dem Hinweis darauf, dass
Äthiopien ein nach wie vor armes
Land sei. So müssen schätzungsweise 29 Prozent der Bevölkerung mit
weniger als einem US-Dollar pro Tag
auskommen.
"Als die ESSS ihre Arbeit aufnahm,
waren die meisten äthiopischen Politiker für die Weltraumforschung
noch nicht empfänglich", meint der
ESSS-Pressesprecher Abinet Ezra
gegenüber IPS. "Die wissenschaftliche Entwicklung ist in Afrika kein
leichtes Unterfangen. Wissenschaft
bedarf eines gewissen Maßes an politischer Sichtbarkeit, um von der physikalische und chemische ZuPolitik ernst genommen und geför- sammenhänge interessieren."
dert zu werden."
"Schon als Kind wollte ich den WeltBisher haben nur einige wenige afri- raum erforschen, konnte aber keinen
kanische Länder wie Ägypten, Ma- Ort in diesem Land finden, an dem
rokko, Nigeria und Südafrika eigene dies möglich gewesen wäre", meint
Weltraumprogramme gestartet, um der 24-jährige Eyoas Ergetu, der derSatelliten ins All schießen zu kön- zeit Mechanikingenieurswesen an
nen. Doch werden sie bald Gesell- der Universität von Addis Abeba stuschaft bekommen. Neben Äthiopien diert und zum Team der Mitarbeiter
haben auch Ghana und Uganda sol- am Entoto-Observatorium gehört.
che Vorhaben gestartet. Angenom- "Auch deshalb ist es für mich sehr
men wird, dass sie in einigen Jahren spannend, hier zu arbeiten."
soweit sein werden, Satelliten ins All
Der ESSS geht es zunächst darum,
zu befördern.
Äthiopien auf den Stand anderer afrikanischer Länder zu bringen, die bereits Satelliten ins All geschossen haUmdenken bei Politikern
ben. Sie leistet derzeit Lobbyarbeit,
"Inzwischen haben Äthiopiens Poli- um zu erreichen, dass die Regierung
tiker erkannt, dass die Weltraumfor- das Vorhaben unterstützt und Äthioschung dazu beitragen kann, die Ent- pien innerhalb des nächsten Jahrwicklung des Landes voranzubrin- zehnts über eigene Satelliten verfügt.
gen. Deshalb bemühen sie sich um
die Gelder, die für den Bau der Ob- Mit Hilfe von Satellitenbildern lassen
servatorien und die Durchführung sich Aktivitäten wie Bergbau, LandDo, 12. Juni 2014
www.schattenblick.de
Eines der beiden Teleskope am
Entoto­Observatorium und
Forschungszentrum in den
äthiopischen Entoto­Bergen
Bild: © James Jeffrey/IPS
Eyoas wird nach eigenen Angaben
ein Diplomstudium als Weltraumingenieur aufnehmen. "Wenn Äthiopien eigene Satelliten in die Umlaufbahn bringen will, braucht es Experten, die sie entwerfen", sagt er. "Und
ich möchte einer von ihnen sein."
Erster Satellitenabschuss
im nächsten Jahr
Die bisherigen Schritte sind vielversprechend. Im nächsten Jahr wird
ein kleiner Satellit, der derzeit am
Technologieinstitut von Addis Abeba (AAiT) entwickelt wird, der erste Äthiopiens sein, der zusammen
mit 49 Satelliten etlicher ausländischer Organisationen im Rahmen
des in Europa basierten QB50-ProSeite 11
Elektronische Zeitung Schattenblick
jekts mit einer Rakete ins All beför- das vorsieht, das ostafrikanische
Land zum ersten regionalen Knotendert wird.
punkt des IAU-Büros für AstronoDie Initiative zielt darauf ab, kleinen mie und Entwicklung zu machen.
Dahinter steht das Bestreben der
Weltraumforschungsmissionen
einen nachhaltigen und bezahlbaren IAU, den Wert der Astronomie zum
Zugang zum All zu ermöglichen. Wohl der globalen Gesellschaft zu
Das AAiT wurde als erstes afrikani- nutzen.
sches Institut für die Teilnahme aus"Entwicklung ist nicht immer
gewählt.
nachhaltig", meint Belay. "Doch
Und in diesem Jahr hat die Interna- geht sie mit Hilfe von Wissenschaft
tionale Astronomische Union (IAU) und Technologie einher, dann
ein wichtiges Abkommen mit ihren schon."
äthiopischen Partnern geschlossen, (Ende/IPS/kb/2014)
Link:
http://www.ipsnews.net/2014/06/ethiopia-shootsfor-the-stars-and-galaxies-as-itaims-to-become-space-science-hub/
© IPS-Inter Press Service
Deutschland GmbH
Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 10. Juni 2014
http://www.schattenblick.de/
infopool/natur/technik/
ntrau898.html
UMWELT / INTERNATIONALES / SOZIALES
KIRIBATI: Präsident kauft Land in Fidschi für Klimaflüchtlinge
IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS­Tagesdienst vom 10. Juni 2014
von Christopher Pala
Die hier lebenden Menschen sind
Nachfahren von Salomonern, die im
19. Jahrhundert auf die Fidschi-Inseln kamen, um auf den dortigen Kokosnussplantagen zu arbeiten. 1947
bot ihnen die Anglikanische Kirche
an, auf einem 2.331 Hektar großen
Grundstück zu leben, das man ihr
vererbt hatte. Voraussetzung für das
Bleiberecht war die Bereitschaft, den
anglikanischen Glauben zu praktizieren.
Der pensionierte Lehrer
Eparama Kelo berichtete
über den Plan, wonach
18.000 bis 20.000 Menschen
aus Kiribati in Vanua Levu
angesiedelt werden sollen
Bild: © Christopher Pala/IPS
Seite 12
Naviavia, Fidschi­Inseln, 10. Juni
(IPS) ­ Naviavia ist ein kleines abge-
legenes Dorf auf der zweitgrößten
Fidschi-Insel Vanua Levu, das im
Fall der Fälle zu einer Anlaufstelle
für Klimaflüchtlinge aus dem Nachbarland Kiribati werden soll.
www.schattenblick.de
Ende Mai hat die Anglikanische
Kirche den größten Teil von 'Natoavatu Estate' an den Inselstaat Kiribati verkauft und somit die 270
Bewohner ihrem Schicksal überlassen. Für landwirtschaftliche
Zwecke stehen den Menschen von
Naviavia statt der bisher 283
Hektar nur noch 125 Hektar Land
zur Verfügung. "Das ist völlig unzureichend", protestiert der Dorfvorsteher Sade Marika.
Do, 12. Juni 2014
Elektronische Zeitung Schattenblick
Tongs Amtsvorgänger Teburoro Tito, der sämtliche wissenschaftlichen
Abhandlungen über die Folgen des
Klimawandels für die Atolle gelesen
hat, hält den Landkauf für unsinnig.
"Den Forschern zufolge sind unsere
Korallenriffe gesund und in der Lage, mit dem Meeresanstieg Schritt zu
halten. Somit gibt es keinen Bedarf,
Land auf den Fidschis oder sonst wo
zu kaufen", meint er und fügt hinzu:
"Wie können wir um ausländische
Hilfe bitten, wenn wir unser Geld für
so unsinnige Dinge ausgeben?"
Der Staatspräsident von Kiribati,
Anote Tong, rechtfertigt den Land­
kauf als weitsichtige Klimapräventi­
onsmaßnahme
Bild: © Christopher Pala/IPS
Kiribatis Staatspräsident Anote Tong
begründete den Kauf des Grundstücks damit, dass seine 103.000
Landsleute angesichts der Gefahr,
dass das aus 33 tiefliegenden Atollen
bestehende Kiribati im Meer versinken könnte, Ausweichmöglichkeiten
brauchen. "Wir hoffen nicht, dass wir
alle auf diesem kleinen Stück Land
unterbringen müssen", erklärte er gegenüber den Medien.
Seit Jahren weist Tong auf Klimakonferenzen und in Interviews darauf hin, dass der Meeresanstieg im
Zuge des Klimawandels der Bevölkerung von Kiribati schon jetzt hohe
Opfer abverlangt. Die Küstengebiete erodierten. Gebäude und Ernten
würden vernichtet. Ein Dorf habe
man evakuieren müssen und eine Insel sei untergegangen.
Internationaler Mahner
Tong ist Vorstandsmitglied der globalen Umweltorganisation 'Conservation International' (CI), die seine
Besorgnis teilt. Die Auswirkungen
des Meeresanstiegs seien in Kiribati
bereits deutlich spürbar, heißt es auf
Do, 12. Juni 2014
der CI-Webseite. Die Bevölkerung
stehe an vorderster Klimafront.
Auch aufTarawa, der übervölkerten
Hauptinsel von Kiribati, wo die
Hälfte der Bevölkerung lebt, hat
Tong in vielen seiner Reden auf die
Gefahr hingewiesen, die der Klimawandel für die Atolle bedeute. Zudem ließ er die Menschen wissen,
dass er alles Erdenkliche unternehmen werde, um von den Industriestaaten für den von ihnen verursachten Klimawandel angemessen entschädigt zu werden. Kiribati verfügt
über ein Pro-Kopf-Einkommen von
1.600 US-Dollar und bezieht im Vergleich zu anderen Pazifikstaaten die
höchste Pro-Kopf-Auslandshilfe.
Auch für Paul Kench, einem AtollGeomorphologen an der Universität
von Auckland, ist die Sorge überzogen. "Wir wissen, dass die gesamte
Riffstruktur um zehn bis 15 Millimeter im Jahr und somit schneller als
der erwartete Meeresanstieg wachsen kann", betont er. "Solange dies
der Fall ist und der Nachschub an
Sand gewährleistet werden kann,
müssen wir uns keine Sorgen machen, dass das Korallenwachstum
hinter den Anstieg des Meeresspiegels zurückfällt."
Laut Kench und anderen hat sich der
Anstieg des Ozeans noch auf keinem
Pazifikatoll bemerkbar gemacht. Die
Bildaufnahmen von Wellen, die über
Häusern zusammenbrechen, vermittelten den falschen Eindruck, dass es
ständig zu Überschwemmungen
komme, sagen sie. Für solche Phänomene seien menschliche Eingriffe
wie der Bau von Deichen und Fahrdämmen zwischen den Inseln verantwortlich.
In diesem Jahr hat die Regierung auf
der Suche nach dem besten KlimaSong einen Gesangswettbewerb organisiert. Gewonnen hat ein Lied mit
dem Refrain 'Das wütende Meer
wird uns alle töten', das häufig im
Hoher Grundstückspreis
staatlichen Radio gespielt wird.
Tong hat es mit seinen Warnungen im
Ausland zu Anerkennung und Popularität gebracht. In seinem Heimatland
Kiribati schlägt ihm hingegen Verwirrung und Spott entgegen. "Viele Menschen haben Angst", meint die 20-jährige Studentin Tealoy Pupu, während
sie Palmenblätter zum Trocknen auslegt. "Wir wissen einfach nicht, was
wir davon halten sollen."
www.schattenblick.de
Für das Land auf Vanua Levu hat
Tong 8,7 Millionen Dollar und damit
das Drei- bis Siebenfache dessen bezahlt, was bisher für Grundstücke auf
der Fischi-Insel ausgegeben wurde,
wie Ex-Präsident Tito berichtet. Er
hält den Landkauf für eine PublicityAktion, die zeigen soll, wie sehr sein
Amtsnachfolger den Klimawandel
ernst nehme. "Und schon jetzt ist
Seite 13
Elektronische Zeitung Schattenblick
klar, dass die Regierung nicht weiß, bedeckt ist, höchstens einige hundert "Was sollen wir bloß tun, wenn sie
was sie mit dem Neuerwerb anfan- Menschen verkraften könnte.
alle anrücken?"
gen soll."
(Ende/IPS/kb/2014)
Die Klimaflüchtlinge aus Kiribati
Bei der Ankündigung des Kaufs hat- bräuchten auf jeden Fall Wohnstätte Tong erklärt, dass sich ein Komi- ten und Kenntnisse der fidschiani- Links:
tee mit der Frage nach der Verwen- schen Agrarwirtschaft. Dort werden http://www.ipsnews.net/2014/06/kidung des Grundstücks auf der Fi- zum Pflügen des Bodens nach wie ribati-president-purchases-worthdschi-Insel befassen werde. In einer vor Ochsen eingesetzt. In Kiribati less-resettlement-land-as-precautiseparaten Mitteilung bezeichnete die hingegen gibt es keine nennenswer- on-against-rising-sea/
Regierung die Entscheidung als te Landwirtschaft. Dort ernähren
"Meilenstein" in dem Bemühen, das sich die Menschen hauptsächlich von © IPS-Inter Press Service
Land voranzubringen. Die Entwick- Reis, Dosenfleisch und frischen Deutschland GmbH
lungspläne sehen den Bau einer Fisch.
Fischdosenfabrik, die Zucht von
Quelle:
Rindern und Geflügel sowie den Der pensionierte Lehrer Eparama IPS-Tagesdienst vom 10. Juni 2014
Obst- und Gemüseanbau vor.
Kelo hat aus einer fidschianischen
Zeitung erfahren, dass es Pläne für
http://www.schattenblick.de/
Tetawa Tatai, ein ehemaliger Ge- die Ansiedlung von 18.000 bis
infopool/umwelt/internat/
sundheitsminister und Abgeordneter, 20.000 Menschen aus Kiribati gebe.
uiso0051.html
kritisiert vor allem das Verhalten der
Anglikanischen Kirche. Er hätte sich
niemals vorstellen können, "dass eine der vertrauenswürdigsten Institutionen der Welt eines der ärmsten
SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX
und isoliertesten Länder der Welt so
übers Ohr hauen könnte".
In einem Interview in Suva wies BischofWinston Halapua, Erzbischof
der Anglikanischen Kirche Polinesiens, den Vorwurf zurück, dass seine
Kirche aus der Unerfahrenheit eines
Käufers, der im Sinne der weltweit
ersten Klimaflüchtlinge gehandelt
habe, Kapital geschlagen habe. Das
Gegenteil sei der Fall gewesen. "Ich
hatte ein gutes Gefühl dabei, denn
Kiribati fällt in meinen Zuständigkeitsbereich", meinte er. "Wir waren
für jedes Angebot offen. Und ein Angebot wurde gemacht."
Kostprobe eines Talents
Die Amerikaner haben das Damenschach zwar nicht erfunden, aber in
den letzten Jahren leistete man auf
der anderen Seite des Ozeans in der
Tat Pionierarbeit. Mit jungen Vorzeige-Athletinnen wie Irina Krush und
Elina Groberman läßt sich in Zukunft jedenfalls einiges bewegen.
Letztere soll im heutigen Rätsel der
Sphinx mit einer kleinen Kostprobe
ihre Talents aufwarten. Gegen ihre
eigentlich erfahrenere Kontrahentin
Olga Sagalchik stand Elina Groberman mit den weißen Steinen recht
Groberman - Sagalchik
optimistisch. Diesen Vorteil positioUSA 2000
neller Natur verwandelte sie umgeBegrenzte
hend in ein taktisches Feuerwerk, als a7xb6 7.d7-d8D - 4.Te5-e7+ Sh6-f7
Aufnahmemöglichkeiten
Schwarz in Verkennung der Gefahr 5.Dc3-e5! - mit der Drohung 6.De5g5+ - 5...Lh7-g6 - das einzige, aber
Der anglikanische Verwalter Koroi zuletzt 1...f7-f5? zog, Wanderer.
es hilft dennoch nicht - 6.h5-h6+
Salacieli, der in Naviavia lebt, beKg7xh6 7.De5xf6 Sf7-g5 8.Te7-g7 klagte unterdessen, dass ihm die KirAuflösung letztes Sphinx­Rätsel:
hier übersah Weiß in der Hektik das
che nicht mitgeteilt habe, wie viele
Menschen aus Kiribati in das fi- Teufelsaustreibung nennt man dies kürzere Matt 8.Sg3-f5+ Kh6-h5
dschianische Dorf ziehen könnten. sinngemäß im Vatikan: 1...Tf2-f6! 9.Te7- h7+! Sg5xh7 10.Df6-h4# Er, andere Dorfbewohner und Exper- 2.Td5-e5! Td8-g8 3.Se6xg7! 8...Tg8xg7 9.Sg3-f5+ Kh6-h5
ten stimmen darin überein, dass das Kh8xg7 - oder 3...Tg8xg7 4.Te5-e8+ 10.Sf5xg7+ Kh5-h4 11.Df6xg6 e3Gebiet, das zu zwei Dritteln mit Wald Sh6-g8 5.Dc3xf6 e3-e2 6.Df6xb6! e2 12.Sg7-f5+ Kh4xh3 13.Dg6-h5#
Seite 14
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Elektronische Zeitung Schattenblick
Do, 12. Juni 2014
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______I n h a l t____________________________________Ausgabe 1126 / Donnerstag, den 12. Juni 2014______
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Wohnstube Meer - Plastik zum Dessert ... Nadja Ziebarth (BUND) im Gespräch
Kurzweiliges für den 12.06.2014 - Krieg und Frieden
Äthiopien - Entwicklungsland will Weltraumforschungszentrum Afrikas werden (IPS)
Kiribati - Präsident kauft Land in Fidschi für Klimaflüchtlinge (IPS)
Kostprobe eines Talents
Zirkus - Balkanpop, Freitag, den 13.06.2014, im Komm du
Und morgen, den 12. Juni 2014
Seite
Seite
Seite
Seite
Seite
Seite
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DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Und morgen, den 12. Juni 2014
+++ Vorhersage für den 12.06.2014 bis zum 13.06.2014 +++
Wenn ein wenig kühler doch
und bei vollem Sonnenschein
bleibt so manches Wasserloch
für Jean-Luc zum Glücklichsein.
© 2014 by Schattenblick
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