Frieden in Palästina? Ein Planspiel zum Nahost

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Frieden in Palästina?
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Internationale Politik und globale Fragen • Beitrag 21
Planspiel zum Nahost-Konflikt
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Zeichnung: © Klaus Stuttmann
Frieden in Palästina?
Ein Planspiel zum Nahost-Konflikt
Planspiel von Jonas Gasthauer, M.A.
Dauer
2 bis 4 Stunden
Inhalt
Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts; Teilungsplan der UNO; Besiedlungs- und Verwaltungsstruktur im Gazastreifen und Westjordanland; Diskussion einer
Zwei-Staaten-Lösung; Parteien und Parlamentswahlen in Israel; Hamas und Fatah
als Repräsentanten der Palästinenser; Friedensorganisationen „Peace now“ und
„Breaking the Silence“; Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien; Thesen zur
Diskussion
Ihr Plus
Hintergrundinformationen zu den anstehenden Neuwahlen in Israel
34 RAAbits Politik • Berufliche Schulen • März 2015
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Planspiel zum Nahost-Konflikt
Internationale Politik und globale Fragen • Beitrag 21
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Fachliche Hinweise
Alltagsleben und politischer Wettbewerb im Zeichen des Dauerkonflikts
Zum ersten Krieg gegen die arabischen Nachbarstaaten kam es bereits unmittelbar nach der Staatsgründung Israels 1948. Seither ist die Sicherheitslage der bestimmende Faktor im Leben der Menschen in dieser Region. Die ständige militärische Konfrontation zwischen beiden Seiten, die immer
wieder von Phasen der Verhandlung und vorsichtiger Annäherung begleitet war, verdeckt jedoch,
dass es innerhalb Israels wie auch aufseiten der Palästinenser stets auch einen Wettbewerb verschiedener Akteure um die politische Macht gegeben hat und gibt, der mit Rückgriff auf „ganz normale“ politische Fragen geführt wird. Beide Seiten sind in den letzten Jahren zudem verstärkt von
wirtschaftlichen Problemen betroffen. Auf palästinensischer Seite bedingt durch Besatzung,
geschlossene Grenzen und im Fall des Gazastreifens durch die Zerstörungen, welche die israelischen Militäroperationen der Jahre 2008/09, 2012 und 2014 mitgebracht haben.
Auf israelischer Seite verschlingt der Verteidigungsetat bis zu 20 Prozent des Staatshaushalts, der
Lebensunterhalt wird immer teurer, da kaum mit den verfeindeten Nachbarstaaten Handel getrieben wird und viele Güter teuer importiert werden müssen. Zudem ist Israel stark von den Folgen der
Wirtschaftskrise ab 2008 betroffen, immer mehr Menschen leben an oder unter der Armutsgrenze.
Die Wirtschafts- und Sozialpolitik war bereits bei den letzten Wahlen zum israelischen Parlament,
der Knesset, im Januar 2013 das wichtigste Politikfeld und wird es auch bei den Neuwahlen am
17. März 2015 sein.
Warum kam es zu Neuwahlen?
Eine Folge des Gazakrieges war die signifikante Belastung des Staatshaushaltes. Um die erhöhten
Militärausgaben zu decken, sollten Steuerhöhungen und eine Kürzung der Sozialausgaben helfen.
Die Mitte-Links-Parteien in der Regierung lehnten dies strikt ab. Sie hatten nach der Wahl 2013 versprochen, die hohen Lebenshaltungskosten zu bekämpfen, und sind bisher daran gescheitert. Bis zu
40 Prozent der Israelis geben an, in schwieriger finanzieller Lage zu leben – ein nicht zu vernachlässigendes Wählerpotenzial.
Die befürchteten Konflikte innerhalb der Koalition mit fünf Parteien aus dem gesamten politischen
Spektrum brachen vollends aus. Ein von den Mitte-Rechts-Parteien vorgeschlagenes „Nationalitätengesetz“, das Israel als jüdischen Staat definieren würde und der knapp 21 Prozent der israelischen Bevölkerung umfassenden arabischen Minderheit weitere Rechte entzogen hätte, ließ die
Koalition zerbrechen. Premierminister Netanjahu entzog den Spitzen der Mitte-Links-Parteien Tzipi
Livni und Jair Lapid ihre Ministerposten. Beobachter sprechen von einem von allen Seiten durchdachten „Drehbuch für das Scheitern“ (Peter Münch, in: Süddeutsche Zeitung. 3.12.2014. S. 18).
Warum? Alle Parteien erhoffen sich eine Stärkung ihrer Stellung in den Neuwahlen. Im Parteiensystem mit etwa zwölf Parteien haben komplexe Aushandlungsprozesse über zukünftige Koalitionen und Ministerposten bereits begonnen.
Premierminister Netanjahu kämpft um eine weitere, vierte Amtszeit. Obwohl die Bilanz seiner Amtszeit bescheiden ist und auch seine Beliebtheit nur mäßig, kann er sich Hoffnungen auf einen Verbleib im Amt des Regierungschefs machen. Netanjahus Vorteil ist die Schwäche der zersplitterten
Opposition. Deren einzige Gemeinsamkeit ist scheinbar der Slogan „Alles, nur nicht Bibi!“ – womit
Netanjahu gemeint ist – ihm soll eine weitere Amtszeit verwehrt bleiben. Der Chef der Arbeitspartei
Jitzak Herzog bildete ein Bündnis mit Livni. Die beiden planen, sich im Amt des Premierministers
abzuwechseln. Doch solange der Ex-Finanzminister Lapid, der ebenfalls Chef werden will, dem
Bündnis nicht beitritt, dürfte es für eine entsprechende Mehrheit nicht reichen – auch weil man mit
den religiösen und rechten Parteien nicht koalieren will. Weiter rechts im politischen Spektrum loten
Liebermann und Bennett ihre Optionen aus. Beide möchten selbst Premier werden – das geht nur
ohne Netanjahu.
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Internationale Politik und globale Fragen • Beitrag 21
Planspiel zum Nahost-Konflikt
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Der israelisch-palästinensische Konflikt und die politische Situation heute
Mehr als 20 Jahre sind vergangen seit der historischen Oslo-Ära von 1993, die in einer Reihe von
Abkommen Lösungen für alle wichtigen Streitfragen finden sollte. Heute sind die Positionen im
Nahostkonflikt zunehmend verhärtet. Maximalforderungen und unvereinbare Extrempositionen auf
beiden Seiten prägen das politische Klima. So beharrten beispielsweise die palästinensischen Vertreter auf einem vorherigen Siedlungsstopp im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland, während die israelische Seite daran festhielt, nicht mit der als terroristische Organisation eingestuften
Hamas zu verhandeln. Die palästinensische Seite wäre aber zu einem Gebietstausch bereit, sodass
große israelische Siedlungen dem israelischen Territorium angegliedert und einem palästinensischen Staat im Gegenzug gleich große Teile Israels zugeteilt werden könnten. Am 24. April 2014
wurden die 2013 wieder aufgenommenen Gespräche von israelischer Seite offiziell als beendet
erklärt, nachdem zuvor Fatah und Hamas, die beiden großen konkurrierenden Palästinenserorganisationen, ein Versöhnungsabkommen und die Bildung einer „Regierung der Nationalen Einheit“
bekannt gegeben hatten. Im November 2013 brachen die Verhandlungen faktisch zusammen.
Danach kam es zu keinem weiteren persönlichen Treffen mehr zwischen Israelis und Palästinenser,
es wurde nur indirekt verhandelt.
Vermittlungsversuche der letzten Jahre durch die USA, die Arabische Liga und die Europäische
Union verliefen ergebnislos. Auf dem Weg zur international anerkannten Staatlichkeit Palästinas in
Form der „Zwei-Staaten-Lösung“ (also neben dem Staat Israel) sind faktisch kaum Erfolge zu verzeichnen. Der Frust der palästinensischen Bevölkerung über das „Nicht-Erreichte“ wird immer größer und schmälert die Bereitschaft, gemäßigte Akteure und weitere Verhandlungen zu unterstützen.
Nach fast fünfzig Jahren Besatzung machen sich Resignation und Verzweiflung breit, bei Verhandlungen geweckte Hoffnungen sind zu oft enttäuscht worden. Zudem haben sich die Lebensverhältnisse in den letzten 20 Jahren zunehmend verschlechtert. Auch deswegen kommt es in regelmäßigen
Abständen zu militärischen Konfrontationen.
Nur Nebengeräusche? Von Krieg zu Krieg
Meinungsumfragen ergaben auf beiden Seiten eine erhöhte Zustimmung der jeweiligen Bevölkerung zu einem stärker konfrontativen Vorgehen – „Hardliner“ profitieren von einer wahrgenommenen Bedrohung und dominieren häufig die politischen Debatten. Die Journalistin Andrea Böhm
stellte inmitten des letzten Gazakriegs knapp fest: „In Gaza dominieren die Hardliner, in Israel auch.“
(in: Die Stunde der Radikalen, in: Die Zeit. 24.7.2014. S. 1). In Israel ist die Unterstützung für die
Kriege in der Regel hoch, große Teile der Bevölkerung fühlen sich bedroht, friedensbereite Akteure
sind vollkommen marginalisiert. 2012 gaben 40 Prozent der Israelis an, einen zweiten Holocaust zu
fürchten, 43 Prozent sahen die Gefahr, der israelische Staat könne zerstört werden. Viele scheuten
auch deswegen bisher ein Abkommen mit den Palästinensern, mit dem Status Quo hingegen hat
man sich arrangiert. Jede grundlegende Veränderung brächte unmittelbare Risiken mit sich. Auf
beiden Seiten folgen radikale Akteure einer Vergeltungslogik, in der Nachgeben und Beginn von
Verhandlungen als Zeichen von Schwäche interpretiert werden.
Um den Nahostkonflikt zu lösen, sei die Gründung eines eigenen palästinensischen Staates notwendig, sagte im November 2014 die neue EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bei ihrem Besuch
im Gazastreifen. „Das ist das ultimative Ziel und das ist die Position der gesamten Europäischen
Union“, betonte Mogherini. Abschließend sollte betont werden: „Es gibt im Nahen Osten keinen
Mangel an Friedensplänen, sondern einen Mangel an politischem Willen, sie in Angriff zu nehmen
und umzusetzen.“ (In: Böhme / Sterzing 2014: Seite 152. Siehe Literatur auf folgender Seite.)
Didaktisch-methodische Hinweise
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist ein hochkomplexes Thema. Bei allen, die sich mit ihm
beschäftigen, kann es zu Verwirrungen hinsichtlich der zahlreichen Kriege, der beteiligten Gruppen
und Staaten sowie der Kriegsfolgen kommen. Insbesondere bei Schülerinnen und Schülern, die
über wenig Hintergrundwissen zu diesem Thema verfügen, kann leicht Frustration entstehen.
Gleichzeitig ist das Thema ein politisch sehr sensibles, in höherem Grade als viele andere Themen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Gruppe der Lernenden Personen mit stark vorgeprägten Meinungen und Vorurteilen gibt, ist nicht gering. Hier gilt es für die Lehrkraft, Ruhe zu bewahren, Meinungen Raum zu geben und Vorurteile zu hinterfragen.
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Planspiel zum Nahost-Konflikt
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Grundüberlegung bei der Konzeption dieses Planspiels, das ohne tiefergehende historische Hinführung und detaillierte Einführung in die wichtigsten Streitpunkte im israelisch-palästinensischen
Konflikt auskommen muss, ist, dass Machtkämpfe innerhalb der Parteienlandschaft Israels wie auch
zwischen verschiedenen palästinensischen Gruppen in den letzten Jahren entscheidende Gründe
dafür waren, dass der Konflikt häufig als „politische Waffe“ eingesetzt wurde, sei es zum eigenen
Stimmengewinn bei Wahlen oder zum Schaden konkurrierender Akteure.
Stundenverlauf
Stunde 1/2
Intention
Materialien
M 1–M 4
Der israelische-palästinensische Konflikt: Eine kurze Einführung
Die Lernenden sollen ein Grundverständnis für den Konflikt und die Akteure
bekommen
In M 1 erhalten die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Überblick über die
territoriale Entwicklung Israels und der Palästinensergebiete seit dem Teilungsplan von 1947. Der Hintergrund kann mit einem Filmbeitrag aus der ARDMediathek zusätzlich veranschaulicht werden. Außerdem erfahren sie mehr
über den unterschiedlichen Entwicklungsstand Israels und der palästinensischen Gebiete.
M 2 und M 3 ermöglichen ein Kennenlernen der wichtigsten Akteure auf israelischer und palästinensischer Seite. In M 4 beschäftigen sich die Lernenden mit
der aktuellen Ausgangslage vor den anstehenden Wahlen im März 2015 (Stand:
Anfang 2015).
Stunde 3/4
Intention
Materialien
M 5–M 8
Gibt es Perspektiven für eine friedliche Lösung? Durchführung des Planspiels
Im Rollenspiel vertreten die Lernenden zentrale Akteure auf beiden Seiten des
israelisch-palästinensischen Konflikts.
Mit M 5 erhalten die Schülerinnen und Schüler jeweils eine Rollenkarte mit den
Hintergrundinformationen zu dem Akteur, dessen Rolle sie einnehmen sollen.
Sie erarbeiten sich die Position und die wichtigsten Forderungen bzw. Punkte,
die sie ablehnen. In M 6 ist der Ablauf des Planspiels skizziert. Die Suche nach
einem Kompromiss unter den am Konflikt beteiligten Parteien erfolgt auf der
Grundlage von zwölf ausgewählten Thesen (M 7), mit denen sich die Gruppen
im Vorfeld auseinander setzen.
Das Glossar in M 8 ist als Ergänzung für alle Stunden sinnvoll.
Ergänzende Materialien
Böhme, Jörn und Christian Sterzing: Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts,
Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag, 7. Auflage, 2014.
In diesem Band stellen die beiden Israelkenner in konzentrierter Form die wesentlichen Informationen zum israelisch-palästinensischen Konflikt dar. Dank der etwa einmal pro Jahr erscheinenden
erweiterten und aktualisierten Neuauflage ist er das Standardwerk zu diesem Thema. Die jüngste
Ausgabe schließt Ereignisse bis August 2014 mit ein.
Kinet, Ruth: Israel. Ein Länderportrait, Berlin: Ch. Links Verlag, 2014.
Die deutsche Journalistin lebte von 2007 bis 2012 in Israel und liefert in ihrer Monografie eine
anschauliche Einführung in Identität und Leben der Israelis.
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Planspiel zum Nahost-Konflikt
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Internet
Israel Palästina – Blog des ARD-Studios Tel Aviv: blog.br.de/studio-tel-aviv/
Regelmäßig aktualisiertes Blog der vier ARD-Korrespondenten, die „von ihren persönlichen und
politischen Alltags-Erlebnissen in einer besonderen Region“ erzählen. Meist kurze Posts und verlinkte Audio- und Video-Stücke, die aus dem Studio Tel Aviv für das Programm der ARD produziert
werden. Besonders empfehlenswert sind die Videoblogbeiträge aus der Reihe „Zwischen Mittelmeer und Jordan“.
Friedrich Ebert-Stiftung, Büro Israel: www.fes.org.il/
Neben unregelmäßigen Formaten erscheint vierzehntägig eine englischsprachige Zusammenstellung über aktuell in israelischen Medien diskutierte Themen unter dem Titel Schlaglicht Israel.
Friedrich Ebert-Stiftung, Büro Palästinensische Gebiete: www.fespal.org
Ein monatlich erscheinender Newsletter mit dem Titel CHECK.Punkt kann kostenfrei abonniert werden. Neben knappen Zusammenfassungen der jüngsten Entwicklungen werden Medienbeiträge der
Mitarbeitenden verlinkt.
Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslandsbüro Palästinensische Gebiete:
www.kas.de/palaestinensische-gebiete
Regelmäßige Publikationen, die unter anderem auf Meinungsumfragen in den Palästinensergebieten beruhen.
Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslandsbüro Israel: www.kas.de/israel
Auch das Büro Israel bietet in Länderberichten Analysen, Hintergrundinformationen und Einschätzungen an.
Materialübersicht
Stunden 1/2
Der israelische-palästinensische Konflikt: Eine kurze Einführung
M 1 (Ab)
Zeitraffer: Der israelisch-palästinensische Konflikt in Karten
M 2 (Tx)
Parteien und Parlament in Israel: Die 19. Knesset
M 3 (Tx)
Politische Repräsentanten der Palästinenser: Fatah und Hamas
M 4 (Tx)
Der israelisch-palästinensische Konflikt – die Ausgangslage
Stunden 3/4
Gibt es Perspektiven für eine friedliche Lösung? Durchführung des Planspiels
M 5 (Tx)
Rollenkarten – die zentralen Akteure und ihre Positionen
M 6 (Tx)
Ablaufplan Planspiel
M 7 (Ab)
Sind Sie dafür oder dagegen? – Zwölf Thesen zur Diskussion
M 8 (Gl)
Glossar
Minimalplan
Wenn Sie nur zwei Stunden für das Thema zur Verfügung haben, können Sie folgende Materialien einplanen:
Stunde 1
Von Krieg zu Krieg – die Geschichte des Nahost-Konflikts
M 1, M 4
Stunde 2
Unvereinbare Gegensätze? – Thesen zur Diskussion
M 2, M 3, M 7
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Internationale Politik und globale Fragen • Beitrag 21
Planspiel zum Nahost-Konflikt
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Erläuterung (M 1)
Die Materialien M 1 bis M 4 vermitteln das Hintergrundwissen zur Einführung in das Planspiel. Falls
Sie nur wenig Zeit zur Verfügung haben, können Sie auch das nötige Hintergrundwissen im Vorfeld
erarbeiten, indem die Schülerinnen und Schüler den folgenden Film anschauen und sich Notizen zu
den Fragestellungen aus M 1 machen. In der Mediathek der ARD finden Sie hier den Beitrag „Hintergründe des Nahostkonflikts“ (Filmlänge: 6:33 Minuten; verfügbar bis 14.10.2019):
Linktipp: www.ardmediathek.de/tv/LexiTV/Hintergr%C3%BCnde-des-Nahostkonflikts/MDR-Fernsehen/Video?documentId=24078654&bcastId=7545188
Zu Aufgabe 1: Die Karte zeigt, dass sich die Grenzen Israels und der Palästinenser-Gebiete von 1947
bis heute stark verändert haben. Deutlich erkennbar ist auch, die zunehmende „Zerstückelung“ des
Westjordanlands, was ein zentrales Problem für das Staatsgebiet eines zukünftigen palästinensischen Staates ist.
Zu Aufgabe 2: Bereits bei der Gründung des Staates Israel existierte ein Teilungsplan vonseiten der
UN, der einen jüdischen und einen arabischen (also palästinensischen) Staat vorsah. Die Palästinenser bemühen sich seit Jahrzehnten um die Anerkennung eines Staates, zu dem das Westjordanland,
der Gazastreifen sowie Ost-Jerusalem als Hauptstadt gehören sollen.
Auf dem Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung? Hintergrundinformation
1988 proklamierte der damalige Palästinenserführer Jassir Arafat im Exil den Staat Palästina. Bis
heute haben mehr als zwei Drittel aller UN-Mitglieder einen Staat Palästina anerkannt. Mit der
Annahme der Resolution 67/19 am 29.11.2012 durch die UN-Generalversammlung wurden die
palästinensischen Gebiete mit den Stimmen von 138 Staaten im UN-System zum „beobachtenden
Nicht-Mitgliedsstaat“ aufgewertet. Dieser führt seither die Bezeichnung „State of Palestine“, also
Staat Palästina. Seit dem Ende des dritten Gazakrieges 2014 bemüht sich Palästinenserpräsident
Abbas verstärkt darum, auf internationaler Ebene eine diplomatische Allianz zu schmieden, um die
internationale Anerkennung der Staatsgrenzen und damit eines eigenen palästinensischen Staates
zu erreichen.
Schweden kündigte im Herbst 2014 an, einen palästinensischen Staat in absehbarer Zeit anzuerkennen. Es wäre der erste europäische Staat, der diesen Schritt als EU-Mitglied unternimmt. Polen,
Ungarn und die Slowakei hatten dies bereits getan, bevor sie der EU beigetreten waren. In der EU
haben 2014 zudem die Parlamente von Frankreich, Spanien und Großbritannien für diesen Schritt
gestimmt, die endgültige Entscheidung liegt jedoch bei den jeweiligen Regierungen. In Belgien,
Dänemark, Italien, Portugal und Slowenien stehen ähnliche Abstimmungen bevor. In Deutschland
gibt es im Bundestag bisher keine ähnlichen Initiativen.
Zu Aufgabe 3: Die Lebensbedingungen sind sehr unterschiedlich. Das macht auch ein Blick auf die
folgenden wirtschaftlichen Kennzahlen in Israel im Vergleich zu den Palästinensergebieten deutlich:
Israel und die Palästinensergebiete im Vergleich –Hintergrundinformation
Israel
Fläche
Einwohner
20 330
km2
Gazastreifen
365
km2
Westjordanland
5 655 km2
8,22 Millionen
1,8 Millionen
2,7 Millionen
mittleres Alter
29,9 Jahre
18,1 Jahre
22,0 Jahre
Arbeitslosenquote
6,9 Prozent
31,0 Prozent
19,0 Prozent
Bruttoinlandsprodukt
291 Mrd. US-Dollar
Bevölkerung unterhalb
der Armutsgrenze
21 Prozent*
10,72 Milliarden US-Dollar
30,8 Prozent**
18,3 Prozent**
* als Grenze gilt der Betrag von 7,30 US-Dollar pro Tag und Person; ** als Grenze gilt der Betrag von 4 US-Dollar pro Tag
und Familie: zwei Erwachsene und drei Kinder
Quellen: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, Palestinian Central Bureau of Statistics
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Der israelisch-palästinensische Konflikt –
die Ausgangslage
Foto: Philippe Wojazer/AFP/Getty
Gemeinsam und doch getrennt
Ein Bild mit Seltenheitswert: Der israelische Premierminister Netanjahu (erste Reihe, 1. v. l.) und PA-Präsident Abbas
(erste Reihe, 1. v. r.) bei der Demonstration in Erinnerung an die Terroranschläge in Paris am 11. Januar 2015.
2014 – Ein schwieriges Jahr auf dem Weg zur Zwei-Staaten-Lösung
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Drei Kriege haben Israel und die Hamas sowie andere militante Gruppierungen im Gazastreifen zwischen 2008 und 2014 geführt.1 Bereits die Operationen »Cast Lead« („Gegossenes Blei“, 2008/2009)
und »Pillar of Defense« („Wolkensäule“, 2012) hatten die Zivilbevölkerung hart getroffen. 2014 dauerte der Krieg fünfzig Tage lang, vom 7. Juli bis zum Waffenstillstand am Abend des 26. August –
der längste Krieg, den Israel je geführt hat. Während die israelische Armee den Gaza-Streifen im
Rahmen der Operation »Protective Edge« („Schutzlinie“) bombardierte und auch mit Bodentruppen
vorrückte, beschossen die palästinensischen bewaffneten Organisationen, allen voran die der
Hamas und des Islamischen Jihad, Israel mit tausenden meist selbstgebauten Raketen, die auch Tel
Aviv, Jerusalem und Eilat erreichten.2 Die Opfer im mit 1,8 Millionen Menschen dicht besiedelten
Gazastreifen waren vor allem Zivilisten, zwischen 70 und 80 Prozent der über 2 100 Getöteten. 11 000
wurden verletzt und 100 000 intern vertrieben. Bereits vor der jüngsten Auseinandersetzung litt der
Gazastreifen unter einem Entwicklungsdefizit, dass die zivile Infrastruktur an den Rande des Zusammenbruchs führte. Auf der israelischen Seite wurden 66 Soldatinnen und Soldaten in direkten Auseinandersetzungen mit palästinensischen Militanten getötet. Sechs Zivilpersonen starben durch
palästinensische Raketen.
1 Für Israel gilt aber lediglich die Offensive gegen die Hamas und andere Palästinenserorganisationen im Sommer 2014 ein
Krieg. Zum ersten Mal wurde eine bewaffnete Auseinandersetzung mit den Palästinensern als Krieg eingestuft und zählt
nun zu Israels acht offiziellen Kriegen, darunter der Sechs-Tage-Krieg von 1967 und die beiden Kriege im Libanon von 1982
und 2006.
2 Mindestens 3 300 Raketen wurden laut israelischen Schätzungen aus dem Gazastreifen abgefeuert; der Großteil vom israelischen Luftabwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen und zerstört. Dabei hat die militärische Führung der Hamas und des
Islamischen Jihad bewusst das Leid der eigenen Zivilbevölkerung und die daraus entstehenden medial verwertbaren Bilder in ihrem Kriegshandeln mit einkalkuliert.
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M6
Ablaufplan Planspiel
Ausgangslage: Anders als aktuell in der realen Welt finden Sie sich als Vertreterinnen und Vertreter
israelischer und palästinensischer Akteure zu neuen Friedensverhandlungen ein.
1. Akteursphase
a) Diskutieren Sie alle Forderungen bzw.
Thesen in M 7 aus Sicht Ihres Akteurs.
b) Ordnen Sie die Forderungen danach,
welche Sie aus Sicht Ihres Akteurs für
die wichtigste, die zweitwichtigste und
drittwichtigste halten. Legen Sie sich
ebenso auf zwei Forderungen bzw.
Ziele fest, denen Sie auf keinen Fall
zustimmen können. Tragen Sie dazu
die Wichtigkeit der jeweiligen These in
die Kurztabelle ein.
Beispielsweise auf folgende Weise:
+++, ++ oder +
beziehungsweise
– – –, – – oder –
c) Falls es auch nach intensiver Diskussion nicht möglich sein sollte, Einigkeit über die Streichungen und die Prioritätensetzungen zu finden, dokumentieren Sie das Stimmenverhältnis
und die inhaltlichen Argumente der Mehrheits- und der Minderheitsposition.
d) Bereiten Sie eine Rede von fünf Minuten Länge vor, in der Sie knapp Ihren Akteur und dessen Ziele vorstellen. Gehen Sie zudem auf Ihre Entscheidungen für die Streichungen und
Prioritätensetzungen ein und begründen Sie diese: Welche zwei Forderungen sind für Sie
die wichtigsten? Welche lehnen Sie am stärksten ab?
Sie haben 30 Minuten Zeit.
2. Plenums- und Verhandlungsphase
a) Die Akteure stellen nacheinander ihre Positionen vor und begründen diese (jeweils fünf
Minuten); es findet zunächst keine Diskussion statt.
b) In der sich anschließenden Verhandlungsphase (30 Minuten) haben Sie die Möglichkeit,
sich mit den übrigen Akteuren auszutauschen und zu prüfen, ob es möglich ist, in bestimmten Punkten auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen oder sich zumindest anzunähern.
c) Bereiten Sie mit möglichst vielen Akteuren einen Lösungsansatz vor, der auf den für Sie
wichtigsten Thesen aufbaut und in dem Sie realistische (!) Kompromisse eingehen.
d) Diskussion der Lösungsansätze im Plenum
e) Auswertung
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