Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
1. Die Kernspaltung
................................................................................................... Se
ite 2
Kettenreaktion
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2. Fundorte, Förderung und Aufbereitung des Urans
Seite 3
3. Das Atomkraftwerk
Seite 3
4. Kernreaktoren
Seite 3
Druckwasserreaktor
Seite 4
Siedewasserreaktor
Seite 5
Fortgeschrittene Reaktortypen
Seite 6
Brutreaktoren
Seite 7
Thorium-Hochtemp.reaktoren
Seite 7
5. Die Sicherheitstechnik im Kernkraftwerk
Seite 9
Sicherheitsbarrieren gegen das Austreten
radioaktiver Stoffe
Seite 9
© André Gastreich
1
Der Brennstab
Seite 10
Reaktordruckgefäß
Seite 11
Sicherheitsbehälter
Seite 12
Rückhalteeinrichtungen für flüssige und
gasförmige radioaktive Stoffe
Seite 12
6. Wiederaufbereitung - Entsorgung - Entlagerung
Seite 13
2
© André Gastreich
Die Kernspaltung
Zur Spaltung von Atomkernen sind Neutronen besonders gut
geeignet, weil sie keine elektrische Ladung haben und von den
positiv geladenen Teilchen nicht abgestoßen werden.
Die Erzeugung freier Neutronen gelang erstmals dem Engländer
Chadwick 1932 beim Beschuß von Beryllium mit Alphateilchen.
Die deutschen Chemiker Hahn und Straßmann entdeckten 1938,
daß ein Kern des Uran-235 durch den Beschuß mit langsamen
Neutronen in zwei mittelschwere Trümmerkerne auseinanderfällt.
Genauere Untersuchungen ergaben, daß dabei 2-3 weitere
Neutronen und ein Teil der im Kern gespeicherten Energie frei
werden.
Kettenreaktion
D
ie bei der Spaltung von Uran-235 frei werdenden Neutronen
können nun ihrerseits weitere Urankerne spalten.Wenn nun
nach jeder Spaltung 2 freie Neutronen zur Verfügung stehen, sind
es in den weiteren Schritten 4,8,16,32,64,128... Wenn genügend
Urankerne vorhanden sind, keine Neutronen nach außen verloren
gehen oder absorbiert werden, steigt die Anzahl der
Kernspaltungen
von
Neutronengeneration
zu
Neutronengeneration stark an. Eine Kettenreaktion läuft ab, bei
der ungeheure Mengen Kernenergie frei werden.
Bei der vollständigen Spaltung von 1 kg Uran-235 werden 24 000
000 kWh Energie frei. Die freisetzung dieser Energie entspricht
einer Verbrennung von 3 000 000 (!) kg Kohle.
Da bei der Kettenreaktion die Atome der umgebenden Materie in
heftige Schwingungen versetzt werden, wandelt sich die
Bewegungsenergie in Wärme um. Diese kann über die Erzeugung
von Dampf oder heißen Gasen mit Hilfe einer Turbine und eines
Generator in elektrische Energie umgewandelt werden.
© André Gastreich
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Für eine Kettenreaktion müssen bestimmte Voraussetzungen
erfüllt sein.
Es müssen genügend spaltbare Urankerne zur Verfügung stehen.
Wenn die Uranmenge zu gering und die Geometrie zu ungünstig
ist, gehen zu viele Neutronen durch die im Verhältnis zum
Volumen relativ große Oberfläche verloren. Die für die Einleitung
einer Kettenreaktion erforderliche Mindestmasse heißt „kritische
Masse“ und beträgt für reines Uran-235 ca. 50 kg (eine Kugel mit
8,4 cm Radius). Es gibt Möglichkeiten, die kritische Masse zu
verkleinern, indem man den spaltbaren Stoff z. B. mit einem
Reflektor umgibt, der einen Teil der austretenden Neutronen
wieder in das Uran zurücklenkt.
Fundorte, Förderung und
Aufbereitung des Urans
U
ranerzvorkommen findet man an vielen Stellen in der Welt.
Uran ist, im Gegensatz zu Öl gleichmäßiger verteilt. Vorräte
von Uran findet man in Nordamerika, Afrika, Australien und
Westeuropa. Die bis heute gesicherten und wirtschaftlich
gewinnbaren Uranerzvorkommen der westlichen Welt enthalten
insgesamt etwa 2 Millionen Tonnen Natururan. Die Kontinente
sind jedoch noch lange nicht so gut nach Uran abgesucht wie nach
Erdöl. Geologen vermuten weitere Lagerstätten mit min. 5-6
Millionen Tonnen Natururan. In der Welt werden pro Jahr etwa
40 000 Tonnen Uran benötigt. So dürfte in den nächsten 50-100
Jahren kein Mangel an Uran bestehen.
Das Atomkraftwerk
(Schema eines Atomkraftwerkes : Anlage I)
Z
uerst einmal zur Frage, wie ein Atomkraftwerk funktioniert :
in einem Reaktor wird eine Kettenreaktion gestartet. Bei
dieser Reaktion entsteht Wärme, die Wasser in Dampf
umwandelt. Dieser Dampf treibt die Turbinen an, welche einen
4
© André Gastreich
Generator betreiben. Dadurch wird Strom erzeugt. Die Erzeugung
von Strom durch Kernkraft ist wesentlich günstiger als die durch
Verbrennung von Wärme. Die Sicherheit spielt im Bereich der
Kernkraft durch die radioaktive Strahlung eine sehr große Rolle.
Deutschland ist im Bereich der Sicherheitstechnik eines der
führenden Länder.
Kernreaktoren
Vorrichtungen, in denen eine gesteuerte Kettenreaktion abläuft,
heißen Reaktoren. Nach ihrem Hauptverwendungszweck
unterscheidet man
• Leistungsreaktoren
zur Energieerzeugung
• Forschungsreaktoren
für Kern- und materialtechnische Untersuchungen sowie
Unterrichtszwecke
• Reaktoren zur Erzeugung radioaktiver Isotope
Die wesentlichen Teile eines Reaktors sind die Brennelemente
(spaltbares Material), der Moderator (Bremsmittel), das Kühlmittel
und die Strahlenabschirmung. Sind Brennstoff und Moderator
voneinander getrennt, spricht man von einem heterogenen
Reaktor, sind sie innig miteinander vereint, von einem
homogenen Reaktor. Die im Reaktor erzeugte Wärme wird zur
Dampferzeugung verwendet. Mit dem gewonnenen Dampf
werden Turbinen angetrieben, die einen Generator in Bewegung
setzen. Der Reaktor eines Kernkraftwerkes ersetzt also den
befeuerten Dampfkessel eines herkömmlichen Wärmekraftwerkes.
Bei den Leichtwasserreaktoren (LWR) wird normales (leichtes)
Wasser (H2O) als Moderator und Kühlmittel verwendet. Ihr
Einsatz hat sich als besonders wirtschaftlich erwiesen, so daß sie
heute bevorzugt gebaut werden. Bei den Leichtwasserreaktoren
wird zwischen dem Druckwasser- und dem Siedewasserreaktor
unterschieden.
Druckwasserreaktor
© André Gastreich
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(im Beispiel : Kernkraftwerk Stade)
(Schema eines Druckwasserreaktors : Anlage II)
Durch das Wasser wird die in den Brennelementen erzeugte
Wärme abgeführt. Um ein Sieden zu verhindern, wird der
Betriebsdruck im Hauptkühlkreis auf ca. 158 bar heraufgesetzt
und durch einen Druckhalter geregelt. Das Kühlmittel tritt mit
einer Temperatur von 288 °C in den Reaktor ein und verläßt ihn
wieder mit einer Temperatur von 316 °C. Etwa 44.000 t Kühlmittel
werden je Stunde durch den Reaktor bewegt.
Das erhitzte Wasser gibt nun seine Wärem in 4 Dampferzeugern
an das Wasser des Sekundärkreises ab.Aufgrund der hohen
Temperatur und des niedrigen Druckes verdampft es im
Sekundärkreis und liefert pro Stunde insgesamt 3592 t Sattdampf
1von 265 °C und einem Druck von ca. 52 bar. Durch ein solches
Zweikreissystem wird erreicht, daß die im Reaktorkühlmittel
auftretenden radioaktiven Stoffeauf den ersten Kühlkreislauf
beschränkt bleiben und nicht in die Turbine und den Kondensator
gelangen.
Mit Hilfe des erzeugten Dampfes wird eine Turbine betrieben, die
direkt mit einem Drehstrom-Synchrongenerator gekoppelt ist. Der
Generator liefert an den Klemmen eine Leistung von 662
Megawatt bei einer Spannung von 21 kV.
Im Kondensator wird der aus der Turbine austretende Dampf
wieder verflüssigt. Dazu sind etwa 107 000 t Kühlwasser pro
Stunde erforderlich, die hier im Beispiel Stade der Elbe
entnommen werden. Das Kondensat wird durch eine
Speisewasserpumpe einer Vorwärmanlage zugeführt, auf 207 °C
vorgewärmt und anschließend in den Dampferzeuger
zurückgeleitet.
Einige technische Daten des Druckwasserreaktors in Stade :
Kernbrennstoff
Kernbrennstoffmenge
Anreicherung an Uran-235
Urandioxid
63,5 t
3,2 %
1Als
Sattdampf wird der Dampf bezeichnet, dessen Temperatur der Siedetemperatur
entspricht, die zu dem herrschenden Druck gehört
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© André Gastreich
Zahl der Brennelemente
Zahl der Brennstäbe je Element
Brennstablänge
Brennstabdurchmesser
Zahl der Regelstäbe
Absorbermaterial
Kühlmittel und Moderator
157
205
ca. 3,3 m
ca. 1 cm
49
Ag In Cd
H2O (völlig entsalzt)
Siedewasserreaktor
(im Beispiel : Kernkraftwerk Brunsbüttel)
(Schema eines Siedewasserreaktors : Anlage III)
Die Brennelemente, die das Urandioxid enthalten, befinden sich in
dem zu etwa zwei Drittel mit Wasser gefüllten Druckbehälter. Das
Wasser strömt von unten nach oben durch den Reaktorkern und
führt dabei die in den Brennstäben entwickelte Wärme ab. Ein Teil
des Wassers verdampft.
Nach einer Dampf-Wasser-Trennung im oberen Teil des
Druckbehälters wird der Sattdampf mit einer Temperatur von 286
°C und einem Druck von ca. 71 bar direkt der Turbine zugeführt.
Es sind bis zu 4500 t Dampf pro Stunde. Die Turbine ist mit einem
Drehstromgenerator gekoppelt, der an den Klemmen eine
Leistung von 806 Megawatt bei einer Spannung von 27 kV liefert.
Das im Druckbehälter nicht verdampfte Wasser fließt in dem
Ringraum zwischen Druckbehälter und Reaktorkern wieder nach
unten, wobei es sich mit dem Speisewasser vermischt. Die im
Behälter vorhandenen Pumpen wälzen das Kühlmittel um. Durch
eine Veränderung der Drehzahl dieser Pumpen kann die
Umwälzmenge des Kühlmittels geändert
und dadurch die
Reaktorleistung geregelt werden. Bei der Nennleistung des
Reaktor strömen pro Stunde 34.000 t Kühlmittel durch den Kern.
Der aus der Turbine austretende Dampf wird im Kondensator
verflüssigt. Dazu sind pro Stunde etwa 118 000 m3 Kühlwasser
nötig, die der Elbe entnommen werden. Das Speisewasser wird
durch Vorwärmanlagen auf eine Temperatur von 215 °C gebracht
und dem Reaktor wieder zugeführt.
Die 129 Regelstäbe, die das neutronenabsorbierende Material
enthalten, werden elektromotorisch oder hydraulisch von unten in
den Reaktorkern eingefahren.
© André Gastreich
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Aus dem Sicherheitsbehälter führen die Rohrleitungen nach außen
in das Maschinenhaus. Da der Dampf nicht frei von radioaktiven
Verunreinigungen ist, muß auch das Maschinenhaus in eine
Sicherheitsabschirmung einbezogen werden. Außerdem sind eine
Reihe weiterer Sicherheitsvorrichtungen eingebaut, um bei einer
Störung eine sofortige Trennung des Reaktors vom
Maschinenhaus zu erreichen.
Das Reaktordruckgefäß mit den Brennelementen ist ein
zylindrischer Stahlbehälter. Er ist mit einem Betonschild
abgeschirmt und befindet sich zusammen mit einer Reihe weiterer
Anlagenteile
und
Sicherheitseinrichtungen
in
einem
kugelförmigen Sicherheitsbehälter.
Einige technische Daten des Siedewasserreaktors in Brunsbüttel :
Kernbrennstoff
Kernbrennstoffmenge
Anreicherung an Uran-235
Zahl der Brennelemente
Zahl der Brennstäbe je Element
Brennstablänge
Brennstabdurchmesser
Zahl der Regelstäbe
Absorbermaterial
Kühlmittel und Moderator
Urandioxid (UO2)
98 t
2,66 %
532
63
ca. 4 m
1,25 cm
129
Borcarbid (B4C)
H2O (völlig entsalzt)
Fortgeschrittene Reaktortypen
In Siede- und Druckwasserreaktoren kann von den in der Natur
vorhandenen Uranisotopen nur das Uran-235 gespalten werden.
Es ist im natürlich Uran mit 0,7 % enthalten und in den
Brennelementen auf bis zu 3,5 % angereichert. Das Uran-238 ist in
diesen Reaktortypen als Spaltstoff nicht zu verwenden. Der Kern
eines Atoms Uran-238 kann aber ein Neutron aufnehmen und sich
anschließend in mehreren Stufen zu Plutonium-239 umwandeln.
Dies wird am effektivsten durch schnelle Neutronen gespalten
und ist deshalb als Spaltstoff geeignet.
Brutreaktoren
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© André Gastreich
(Technische Daten siehe Anlage IV)
In Brutreaktoren laufen beide Vorgänge ab.
• Es finden Kernspaltungen statt, wodurch Energie freigesetzt
wird.
• Ein Teil des Uran-238 wird in spaltbares Plutonium-239
umgewandelt (Brutvorgang).
Der Reaktorkern eines Schnellen Brüters besteht aus zwei Zonen.
Im Innern befinden sich Brennstäbe mit einer Mischung von etwa
80 % UO2 und 20 % PuO2. In dieser Zone kommt es vorwiegend
zu Kernspaltungen. In einem Mantel aus UO2, der den inneren
Bereich umgibt, wird Uran-238 in Plutonium umgewandelt.
Bei Brutreaktoren ist eine hohe Konzentration an spaltbarem
Plutonium notwendig, weil schnelle Neutronen verwendet
werden. Sie führen mit geringerer Wahrscheinlichkeit zu
Kernspaltungen als langsame.
Da in Brutreaktoren der Einsatz von Wasser als Kühlmittel die
Abbremsung der Neutronen zur Folge hätte, benutzt man hier
flüssiges Natrium.
Das erste Kernkraftwerk mit einem Brutreaktor war das von 1951
bis 1963 in den USA betriebene Versuchskraftwerk EBR I
(Experimental Breeder Reaktor). Zur Zeit wird in der
Bundesrepublik an dem Schnellen Brutreaktor SNR 300 in Kalkar
am Niederrhein gebaut. Seine elektrische Leistung wird etwa 300
MW betragen (technische Daten siehe Anlage)
Thorium-Hochtemperaturreaktoren
(Technische Daten siehe Anlage V)
Eine weitere Möglichkeit zur Erzeugung elektrischer Energie
bietet der Hochtemperaturreaktor. In diesem werden, wie der
Name schon sagt, relativ hohe Temperaturen erzeugt. Während
im Leichtwasserreaktor die Kühlmitteltemperaturen 330 °C und
im
Schnellen
Brüter
550
°C
betragen,
liegen
im
Hochtemperaturreaktor die Kühlmitteltemperaturen bei 750 °C
und darüber. Hier kann nicht nur Dampf zum Antrieb von
© André Gastreich
9
Turbinen dienen, sondern auch Prozeßwärme (z. B. zur
Kohlevergasung) erzeugt werden.
Die Brennelemente in dem bei Hamm/Uentrop errichteten
Hochtemperaturreaktor THTR-300 sind Graphitkugeln mit einem
Durchmesser von 6 cm. Sie enthalten als Spaltstoff etwa 1 g Uran235 und als Brutstoff ca. 10 g Thorium-232 in Form beschichteter
Teilchen von 0,5 bis 0,7 mm Durchmesser. Etwa 35000 solcher
umhüllten Teilchen sind in einer Kugel untergebracht.
Das Uran-235 läßt sich durch langsame Neutronen spalten. Aus
dem Thorium-232 wird Uran-233 erbrütet, das ebenfalls durch
langsame Neutronen spaltbar ist. Während des Betriebes erzeugt
sich der Thorium-Hochtemperaturreaktor also einen Teil des
Spaltstoffes selbst. Bei diesem Reaktortyp wird Graphit als
Moderator verwendet. Da Spalt- und Brutstoff und Moderator
miteinander gemischt sind, spricht man hier von einem
homogenen Reaktor. Rund 675 000 kugelförmige Betriebselemente
sind in dem bei Schmehausen errichteten Reaktor untergebracht.
Diese Erstbeladung besteht aus ca. 360 000 Brennelementkugeln,
ca. 280 000 Graphitkugeln (zusätzlicher Moderator) und ca. 35 000
borhaltigen Kugeln (Absorber). Die Brennelementkugeln befinden
sich in einem Behälter aus Graphitkugeln mit einem Durchmesser
von 5,6 m und einer Höhe von 6 m. Er stützt den Kugelhaufen ab
und dient gleichzeitig als Neutronenreflektor. Um die bei den
Kernprozessen auftretende Gammastrahlung abzuschirmen, ist
der Graphitbehälter von einem eisernen Schild umgeben.
Die im Reaktor erzeugte Wärme wird durch das Edelgas Helium
nach außen abgeführt. Es strömt von oben mit einer Temperatur
von 250 °C in den Reaktor und verläßt ihn unten mit einer
Temperatur von 750 °C.In den Dampferzeugern gibt das Helium
seine Wärme an einen Wasser-Dampf-Kreislauf ab. Zur Regelung
und Abschaltung des Reaktors können 42 Regelstäbe in den
Kugelhaufen eingefahren werden.
Die Hauptkomponenten (Kugelhaufen, Neutronenreflektor, Schild
aus
Eisen,
Dampferzeuger,
Kühlmittelgebläse
sowie
Einrichtungen zur Reaktorregelung und Reaktorabschaltung) sind
in einem berstsicheren Spannbetonbehälter mit einer Wandstärke
von 4,5 bis 5 m untergebracht. Er hält dem Innendruck von etwa
10
© André Gastreich
40 bar stand und dient gleichzeitig zur Abschirmung der
Neutronen- und Gammastrahlung.
Im Reaktordruckbehälter ist auch die Beschickungsanlage
untergebracht. Sie ermöglicht eine fortlaufende Entnahme und
Zugabe der kugelförmigen Brennelemente. Bei Vollast werden an
einem Tag 3700 Kugeln umgesetzt und etwa 620 abgebrannte
Brennelemente durch neue ersetzt. Die 620 abgebrannten
Brennelemente bleiben im Mittel ungefähr drei Jahre im Reaktor
und durchlaufen ihn in dieser Zeit rund 6 mal.
Mit dem in den Wärmetauschern erzeugten Dampf wird eine
Turbine angetrieben, die mit einem Generator gekoppelt ist. Zur
Verflüssigung des Dampfes wird bei dem ThoriumHochtemperaturreaktor in Schmehausen ein sog. NaturzugTrockenkühlturm
verwendet.
Die
durch
den
Turm
emporsteigende Luft führt die Wärme ab. Der Turm gibt also
keinen Wasserdampf, sondern lediglich erwärmte Luft ab.
Seit 1967 ist in Jülich das Versuchskraftwerk AVR
(Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor) mit einer Leistung von 15
MWel in Betrieb. Es enthält 80 000 Brennelementkugeln und
erreichte eine Gasaustrittstemperatur von 950 °C. In Schmehausen
bei Hamm ist der Thorium-Hochtemperaturreaktor THTR-300 mit
einer Leistung von 300 MWel 1985 fertiggestellt worden
(technische Daten siehe Anlage).
Die Sicherheitstechnik im
Kernkraftwerk
D
ie Sicherheitstechnik eines Kernkraftwerkes spielt eine sehr
große Rolle, da niemals radioaktive Strahlung nach außen
austreten dürfen. Hierbei müssen alle Aspekte beachtet werden,
der Reaktor muß selbst einem Flugzeugabsturz oder einem
Erdbeben standhalten. Deutschland ist auf dem Gebiet der
Sicherheitstechnik eines der führenden Länder. Die Leute in der
Umgebung eines Kernkraftwerkes brauchen heutzutage keine
Angst mehr vor Zwischenfällen zu haben. Kernkraft ist eine
günstige Art der Energieherstellung, wir müssen lernen, damit zu
leben.
© André Gastreich
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Sicherheitsbarrieren gegen das Austreten radioaktiver
Stoffe
Kernkraftwerke besitzen eine Reihe von Barrieren, die zwei
Funktionen erfüllen. Sie schirmen die Direktstrahlung ab und sie
verhindern das Austreten radioaktiver Stoffe. Alpha- und
Betastrahlen werden durch das Kühlwasser abgeschirmt. Das
Reaktordruckgefäß verringert die Gammastrahlung auf den 100
000sten Teil der Strahlung im Reaktorkern. Eine fast vollständige
Abschirmung der verbleibenden Gammastrahlung und der
Neutronenstrahlung geschieht durch einen 2 m dicken Schild aus
Stahlbeton,
der
das
Reaktordruckgefäß
umgibt.
Sicherheitsbehälter und Reaktorgebäude bilden weitere Barrieren,
so daß außerhalb des Reaktors kaum direkte Strahlung aus dem
Reaktor austritt.
Das Reaktorgebäude erfüllt auch gleichzeitig den Schutz von
äußeren Einwirkungen wie Flugzeugabsturz, Erdbeben oder
Explosionsdruckwellen.
Einige der Barrieren zur Strahlenabschirmung sind gleichzeitig
Sicherheitsbarrieren gegen das Austreten radioaktiver Stoffe. Es
sind im einzelnen :
• das Kristallgitter des Brennstoffes selbst,
• die Brennstabhülle,
• das Reaktordruckgefäß mit dem angeschlossenen Rohrsystem
des Primärkühlkreises,
• der Sicherheitsbehälter mit Dichthaut,
• Rückhalteeinrichtungen für flüssige und gasförmige radioaktive
Stoffe.
Im folgenden werden die einzelnen Barrieren näher beschrieben :
Der Brennstab
Für die Kernspaltung in Leichtwasserreaktoren wird heute fast
ausschließlich Uran-235 verwendet. Es ist in dem in der Natur
vorkommenden Uran mit einem Anteil von etwa 0,7 % enthalten
und wird in dem sog. Kernbrennstoff auf 2 bis 3,5 % angereichert.
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© André Gastreich
Die Stäbe haben z. B. bei den heute üblichen Siedewasserreaktoren
eine Länge von ca. 4 m und einen äußeren Durchmesser von ca.
12,5 mm. Die Umhüllung besteht aus Zirkoloy (ZirkoloniumLegierung) 2. mit einer Wandstärke von 0,81 mm. Das Material der
Brennstäbe soll den Kernbrennstoff von dem Kühlmittel des
Primärkreislaufes trennen und außerdem verhindern, daß die bei
der Kernspaltung entstehenden Spaltprodukte in das Kühlmittel
gelangen. Weitere Anforderungen sind mechanische Festigkeit,
Korrosions- und Hitzebeständigkeit sowie eine geringe
Neutronenabsorption. Die aus Urandioxid (UO2) gepreßten,
gesinterten 3 und geschliffenen Pellets 4 werden in das mit einer
Endkappe verschlossene Rohr eingebracht. Eine Schraubenfeder
drückt von oben auf die Pellets und hält sie in einer Säule fest
zusammen.
Dadurch
wird
gleichzeitig
oberhalb
des
Kernbrennstoffes ein Raum für die bei der Kernspaltung
entstehenden Edelgase geschaffen. Der Spaltgasraum verhindert
somit ein unzulässiges Anwachsen des Gasdruckes im Brennstab
bei einer sehr starken Erwärmung.
Eine größere Zahl von Brennstäben wird zu einem quadratischen
Brennelement mit Hilfe von Abstandhaltern zusammengefaßt.
Beim Kernkraftwerk Brunsbüttel sind 63 Brennstäbe in einem
Element angeordnet. Insgesamt befinden sich bei diesem
Kernreaktor 532 Brennelemente mit einer Gesamtmenge von 98 t
Urandioxid im Reaktorkern. 113 Brennelemente werden hier
jährlich ausgewechselt. Das als Kühlmittel und Moderator
dienende Wasser strömt von unten an den durch die
Kernspaltung erhitzten Brennstäben vorbei und führt somit die
Wärme ab.
Reaktordruckgefäß
Das Reaktordruckgefäß mit dem angeschlossenen Rohrsystem für
das Kühlmittel bildet die dritte Barriere.
Zirkonium ist ein chemisches Element mit einer gegenüber Eisen vergleichbar
geringen Neigung zum Einfang langsamer (thermischer) Neutronen.
3 unter „Sintern“ versteht man das Zusammenbacken feinkörniger Substanzen
durch Erhitzen bis auf Temperaturen, bei denen die Substanzen weich werden.
4 Pellet (engl.) = Tablette
2
© André Gastreich
13
Das Reaktordruckgefäß eines modernen Siedewasserreaktors (z. B.
Brunsbüttel) ist ein zylindrischer Stahlbehälter mit einer lichten
Höhe von 21 m und einem Innendurchmesser von 5,6 m. Seine
Wandstärke beträgt 14 cm und sein Gewicht beläuft sich auf 550 t.
Das Druckgefäß steht in einer Betonkammer (mit besonderer
Kühlung), die die Funktion einer Strahlenabschirmung hat (sog.
biologischer Schild). Bei der Vielzahl der Brennstäbe, die in
diesem Kernreaktor enthalten sind (über 33 000), können
vereinzelnte Undichtigkeiten nicht ausgeschlossen werden. Ein
geringer Anteil der im Brennstoff entstandenen radioaktiven
Substanzen kann so in das Kühlmittel gelangen. Außerdem
befinden sich im Wasser z. T. durch Neutronen aktivierte
Korrosionsprodukte. Ein Austreten dieser Aktivitäten wird durch
das Reaktordruckgefäß und die Wandungen des Kühlmittelkreises
verhindert. Darüber hinaus wird dem Reaktorkühlkreislauf
fortlaufend Wasser entnommen, von Korrosions- und
Spaltprodukten befreit und dann gereinigt dem Kreislauf wieder
zugeführt.
Die einzelnen Teile des Kühlmittelkreises sind im allgemeinen
durch Schweißnähte miteinander verbunden. Ihre Dichtigkeit
wird
durch
besondere
Prüfverfahren
(Ultraschall,
Röntgenstrahlen) in regelmäßigen Zeitabständen nachgewiesen.
Sind
an
einzelnen
Stellen
des
Kühlmittelkreislaufes
Durchführungen nach außen erforderlich, z. B. für Pumpen,
Ventile, Absperrschieber oder Turbinenwellen, so werden
geeignete Maßnahmen vorgesehen, damit das Kühlmittel nicht
austreten kann. Hierzu gehört beispielsweise die Verwendung
spezieller Stopfbuchsen.
Sicherheitsbehälter
D
er Sicherheitsbehälter mit den dazugehörigen Einrichtungen,
wie z. B. schnellschließende Armaturen in den aus dem
Sicherheitsbehälter herausführenden Rohrleitungen, stellt die
vierte Sicherheitsbarriere in einem Kernkraftwerk dar. Sie
umschließt das Reaktordruckgefäß und den unmittelbar daran
anschließenden Teil des Kühlmittelkreislaufes.
14
© André Gastreich
Bei Siedewasserreaktoren wird ein Sicherheitsbehälter mit
Druckabbausystem verwendet. Dadurch wird erreicht, daß der
Behälter für einen niedrigeren Druck, als er sich beim völligen
Ausdampfen des Kühlmittels ergeben würde, ausgelegt bzw.
kleiner ausgeführt werden kann. Dies wird dadurch ermöglicht,
daß der z. B. aus einem Leck möglicherweise austretende Dampf
über Rohleitungen in Wasserbecken geleitet wird und dort
kondensiert.
Der
Sicherheitsbehälter
eines
heutigen
Siedewasserreaktors hat die Form einer Kugel mit einem
Innendurchmesser - z. B. beim Kernkraftwerk Krümmel - von 29,6
m. Seine Wandstärke beträgt max. 30 mm. Da Behälter von solcher
Größe nicht absolut gasdicht hergestellt werden können, befindet
sich in 7 cm Abstand von der Außenwand des
Sicherheitsbehälters noch eine Dichthaut aus Stahl von 4 mm
Wandstärke. Der Zwischenraum wird durch Absaugung ständig
auf Unterdruck gehalten. Dadurch wird eine unkontrollierte
Aktivitätsabgabe verhindert. An geeigneten Stellen sind Personenund Materialschleusen vorgesehen.
Damit bei einem Unfall die Innenwand des Sicherheitsbehälters
durch das Platzen druckführender Anlagenteile nicht beschädigt
werden kann, sind diese Komponenten innerhalb des Behälters
noch besonders gesichert.
Rückhalteeinrichtung für flüssige und gasförmige
radioaktive Stoffe (Beispiel für einen
Siedewasserreaktor)
Beim Normalbetrieb eines Kernkraftwerkes fallen gasförmige,
flüssige und feste radioaktive Substanzen an. Für die Beseitigung
dieser „Abfälle“ sind eine Reihe von Maßnahmen und Verfahren
entwickelt worden, von denen hier die Rückhalteeinrichtungen
beschrieben wird, die vor der zulässigen Abgabe bestimmter
gasförmiger, leichtflüssiger und flüssiger radioaktiver Stoffe an
die Umgebung eingesetzt werden.
Von den bei einer Kernspaltung entstehenden über 200
verschiedenen Spaltprodukten sind 20 % Edelgase. Sie haben die
Eigenschaft, bereits aus kleinsten Undichtigkeiten der
Brennstabhüllen zu entweichen. Weitere radioaktive Gase
entstehen durch Neutronenbestrahlung der Luft im Raum
© André Gastreich
15
zwischen dem Reaktordruckgefäß und dem biologischen Schild.
Bei einem Siedewasserreaktor strömen die im Reaktorwasser
gelösten Gase und leichtflüchtigen Substanzen mit dem Dampf
über die Turbine in die Kondensatoren. Von dort führt man sie
zusammen mit der Einbruchsluft und den Radiolysegasen 5 einer
Aufbereitungsanlage zu. Dort werden die Gase über eine
Verzögerungsleitung
(Sandfilter),
eine
AktivkohleVerzögerungsanlage und ein Absolutfilter geleitet, ehe sie
zusammen mit der Gebäudeluft über den Kamin abgegeben
werden. Beim Austritt aus dem Kamin vereilt sich die
Restaktivität auf ein großes Luftvolumen.
Wiederaufbereitung Entsorgung - Entlagerung
Je nach Stärke der Strahlung und aus Gründen der Handhabung
teilt man die bei der Wiederaufbereitung entstehenden und in
anderen Bereichen anfallenden, radioaktiven Abfälle in drei
Kategorien ein : schwach-, mittel- und hochaktiven Abfall. Mit
etwa 95 % bilden die schwach- und mittelaktiven Abfälle
volumenmäßig den größten Anteil. Ziele der Abfallbehandlung
sind eine weitgehende Verringerung in eine geeignete,
endlagerungsfähige Form. Man bezeichnet diesen Schritt auch als
„Konditionieren“ der Abfallstoffe.
Während der schwachaktive Abfall in Fässer gepackt wird, muß
der mittelaktive zuerst noch mit Beton vergossen werden, der die
Strahlung nach außen abschirmt. Erst dann dürfen diese Abfälle
transportiert und endgelagert werden. Die schwach- und
hochaktiven Stoffe entstehen nicht nur in Kernkraftwerken,
sondern auch in Versuchslabors und Kliniken. Eine
Endlagerungsstätte ist das Salzbergwerk Asse.
Der hochaktive Abfall setzt durch den Zerfall Wärme frei. Er muß
also so verpackt werden, daß nicht nur die Strahlen vor dem
austreten bewahrt werden, sondern auch die Temperatur nach
außen abgegeben werden kann. Deshalb werden diese
unter Radiolyse versteht man die chem. Spaltung von (Dissoziation) Molekülen
durch Strahlung
5
16
© André Gastreich
hochaktiven Abfälle in Glas geschmolzen und ins Endlager
gebracht.
© André Gastreich
17
Anlagen
I. Schema eines Atomkraftwerkes
II. Schema eines
Druckwasserreaktors
III. Schema eines
Siedewasserreaktors
IV. Technische Daten zum SNR 300
V.
Technische Daten zum THTR 300
VI. Die Sicherheitsbarrieren im
Kraftwerk
VII Der Brennstoff“kreislauf“
VIII.Standorte der Kraftwerke in der
BRD
18
© André Gastreich
Technische Daten des Brutreaktors SNR
300
Thermische Leistung
Elektrische Leistung (netto)
Wirkungsgrad (netto)
Spaltstoff
Spaltmenge (1. Zyklus)
Brutstoff
Masse Brutstoff
Spaltzone
Zahl der Brennstäbe je Brennelement
Zahl der Brennelementpos. im Kern
Brennstablänge
axiale Brutzone (oben und unten)
Brutzone
Zahl der Brutstäbe je Brutelement
Zahl der Brutelemente
Brutstablänge
Absorbermaterial
Zahl der Regeltrimm-und
Abschaltelemente
Frischdampfmenge
Kühlwasserbedarf
Primärkreislauf
Kühlmittel
Eintrittstemperatur
Austrittstemperatur
Druck
Sekundärkreislauf
Kühlmittel
Eintrittstemperatur
Austrittstemperatur
Druck
Wasser-Dampf-Kreislauf
Arbeitsmittel
Eintrittstemperatur
Austrittstemperatur
Druck (Austritt)
762 MW
295 MW
38,7 %
Pu
1124 kg
U-238
12,5 t
166
205
750 mm
800 mm
61
96
1750 mm
B4C
12
346 kg/s
12,3 m3/s
Na
377 °C
546 °C
12 bar
Na
355 °C
520 °C
14 bar
H2O
355 °C
500 °C
167 bar
© André Gastreich
19
Technische Daten des ThoriumHochtemperaturreaktors THTR 300
Thermische Leistung
Elektrische Leistung
Wirkungsgrad (netto)
Spaltstoff
Anreicherungsgrad des Spaltstoffs (U-235
bezogen auf Gesamt-U)
Masse des Spaltstoffes im
Gleichgewichtscore 6
Brutstoff
Masse des Brutstoffes im
Gleichgewichtscore 1
Spaltstoffanteil am Schwermetall
(Thorium, Uran, Plutonium)-Einsatz
Zahl der Kernstäbe
(Abschalt-und Regelstäbe)
Zahl der Reflektorstäbe
(davon 12 für Regelung)
Absorbermaterial
Primärkühlkreis
Kühlmittel
Eintrittstemperatur
Austrittstemperatur
Druck
Wasser-Dampf-Kreislauf
Arbeitsmittel
Speisewassertemperatur
Frischdampftemperatur
Frischdampfdruck
759,5 MW
307,5 MW
40,49 %
U-235
93 %
344 kg
TH-232
6400 kg
5,4 %
42
36
B4C
He
250 °C
750 °C
39,2 bar
H2O
180 °C
530 °C
177,5 bar
Durch Änderung der Erstbeladung (Brennelementwechsel) im Laufe einer
bestimmten Betriebszeit stellt sich ein Gleichgewichtszustand zwischen Brennstoff
und Brutstoff ein (Gleichgewichtszustand).
6
20
© André Gastreich
Sicherheitsbarrieren gegen das Austreten
radioaktiver Stoffe
1
2
4
3
6
5
1
2
3
4
5
6
7
Brennstoff-Kristallgitter
Brennstabhülle
Reaktordruckgefäß
Sicherheitsbehälter mit Dichthaut
Rückhalteeinrichtungen für flüssige und
gasförmige radioaktive Stoffe
Biologischer Schild
Reaktorgebäude
© André Gastreich
7
21
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