Indonesien - Europäische Gemeinschaft Strategiepapier 2007-2013 1 INHALTSVERZEICHNIS 1. ABKÜRZUNGEN ............................................................................................ 3 2. ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................. 3 3. POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE, GESELLSCHAFTLICHE UND ÖKOLOGISCHE LAGE................................................................................................... 4 3.1. POLITISCHE LAGE ................................................................................................................ 4 3.2. WIRTSCHAFTLICHE LAGE..................................................................................................... 7 3.3. SOZIALE LAGE ................................................................................................................... 10 4. DIE POLITISCHE AGENDA DES EMPFÄNGERLANDES................... 13 4.1. POLITISCHE AGENDA ......................................................................................................... 13 4.2. WIRTSCHAFT UND HANDEL................................................................................................ 14 4.3. SOZIALES / ARMUTSBEKÄMPFUNG ..................................................................................... 15 4.4. UMWELTPOLITIK ................................................................................................................ 15 5. ÜBERSICHT ÜBER DIE BISHERIGE UND LAUFENDE ZUSAMMENARBEIT, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ MIT DER EG .... 16 5.1. WIRTSCHAFT UND HANDEL (SIEHE ANHANG 5) ................................................................. 18 5.2. VERANTWORTUNGSVOLLE STAATSFÜHRUNG (SIEHE ANHANG 6) ...................................... 18 5.3. SOZIALES (SIEHE ANHANG 7)............................................................................................. 18 5.4. UMWELT (SIEHE ANHANG 8).............................................................................................. 19 5.5. THEMATISCHE UND REGIONALE PROGRAMME (SIEHE ANHANG 9) ..................................... 20 5.6. BISHER GEMACHTE ERFAHRUNGEN.................................................................................... 21 6. DIE ANTWORTSTRATEGIE DER EG ..................................................... 21 6.1. SCHWERPUNKTSEKTOR BILDUNGSWESEN .......................................................................... 22 6.2. BEREICH 2: HANDEL UND INVESTITIONEN ......................................................................... 25 6.3. BEREICH 3: RECHTSDURCHSETZUNG UND JUSTIZ ............................................................... 27 6.4. SEKTORÜBERGREIFENDE THEMEN ..................................................................................... 28 6.5. KOHÄRENZ MIT THEMATISCHEN UND REGIONALEN PROGRAMMEN .................................... 29 2 1. ABKÜRZUNGEN ADI ASEAN CHS ECIFP EIDHR FLEGT FTE IKT JCLEC LSP MEZ NRP SWAP TREATI 2. Ausländische Direktinvestitionen Vereinigung südostasiatischer Staaten Community Health Services (kommunale Gesundheitsdienste) European Community Indonesia Forest Programme (Waldsektorprogramm der Europäischen Gemeinschaft für Indonesien) Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte Forest, Law Enforcement, Governance and Trade (Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor) Forschung und technologische Entwicklung Informations- und Kommunikationstechnologien Jakarta Centre for Law Enforcement Co-operation - Zentrum für die Zusammenarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung in Jakarta Länderstrategiepapier Millennium-Entwicklungsziele Ziel 1 Beseitigung von Hunger und extremer Armut Ziel 2 Eine allgemeine Grundschulbildung für alle Kinder Ziel 3 Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter und Empowerment der Frauen Ziel 4 Verringerung der Kindersterblichkeit Ziel 5 Verbesserung der Gesundheit von Müttern Ziel 6 Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen Krankheiten Ziel 7 Gewährleistung ökologischer Nachhaltigkeit Ziel 8 Aufbau einer weltweiten Partnerschaft für Entwicklung Nationales Richtprogramm Sector Wide Approach (umfassender Sektoransatz) Trans-Regional EU-ASEAN Trade Initiative (transregionale Handelsinitiative EU-ASEAN) ZUSAMMENFASSUNG Indonesien hat auf dem Weg zur vollen Wiederherstellung der Demokratie, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit erhebliche Fortschritte gemacht. Die 2004 abgehaltenen Parlamentsund Präsidentschaftswahlen waren transparent und verliefen friedlich, was einen bedeutenden Schritt bei der Konsolidierung dieses Prozesses darstellt. In makroökonomischer Hinsicht wurden durch eine Verringerung der Verschuldung und des Haushaltsdefizits Fortschritte bei der Stabilisierung der Wirtschaft erzielt. Angesichts eines Arbeitsmarkts, auf den jährlich 2,5 Mio. neue Arbeit Suchende drängen, benötigt Indonesien ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum von 6-7 % pro Jahr, um die Arbeitslosigkeit wirkungsvoll in Angriff zu nehmen. Mehrere Jahre nach der Asienkrise lebt die Mehrheit der indonesischen Bevölkerung weiterhin in Armut. Schätzungen zufolge müssen 52 % der Bevölkerung mit weniger als 2 USD pro Tag auskommen. Die Maßnahmen für das Erreichen der MillenniumEntwicklungsziele (MEZ) müssen in erster Linie auf die ärmsten Bevölkerungsgruppen ausgerichtet sein. 3 Ferner steht Indonesien in etlichen Bereichen vor großen umweltpolitischen Herausforderungen, zum Beispiel in der Forstwirtschaft, im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung, dem fehlenden Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen sowie der industriebedingten Umweltverschmutzung. Die verantwortungsvolle Staatsführung ist weiterhin ein zentrales Thema. Unzulänglichkeiten auf diesem Gebiet wirken sich negativ auf die wirtschaftliche Lage aus, wobei Korruption und mangelnde Rechtsdurchsetzung die Hauptprobleme darstellen. Im Einklang mit den Prioritäten der indonesischen Regierung im Rahmen der mittelfristigen Entwicklungsstrategie (2005-2009) bestehen die wichtigsten Ziele der Unterstützung der EG im Zeitraum 2007-2013 in der Verringerung der Armut, der Förderung des Wirtschaftswachstums durch Handel und Investitionen sowie der Förderung einer verantwortungsvollen Staatsführung durch eine bessere Rechtsdurchsetzung. Im Rahmen des Instruments für die Entwicklungszusammenarbeit wurde eine voraussichtliche Dotierung in Höhe von 494 Mio. € für Indonesien im Zeitraum 2007-2013 vorgesehen. Diese Dotierung kann durch relevante regionale und thematische Programme ergänzt werden. Die Bekämpfung der Armut und die Erreichung des Ziels "Bildung für alle" sind sowohl MEZ als auch Prioritäten der Regierung. Als erster Bereich wird das Bildungswesen unterstützt werden, wobei ein umfassender Sektoransatz („SWAP“) angewandt wird. Der zweite Bereich, auf den sich die Unterstützung konzentrieren wird, ist der Handel, um in Indonesien das Investitionsklima zu verbessern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Der dritte Schwerpunkt der Unterstützung wird durch eine Reform des Justizsektors und den Ausbau der Kapazitäten der Gesetzesvollzugsbehörden auf eine Verbesserung der Staatsführung abzielen. Angesichts der vorgeschlagenen Konzentration der Unterstützung auf eine beschränkte Anzahl von Bereichen, wodurch die Wirkung der EU-Hilfe maximiert werden soll, werden die wichtigsten sektorübergreifenden Themen, insbesondere Umwelt, Konfliktverhütung, geschlechtsspezifische Aspekte, Menschenrechte und verantwortungsvolle Staatsführung, in alle vom vorliegenden Länderstrategiepapier behandelten Bereiche einbezogen. Der Tsunami, der am 26. Dezember 2004 den westlichen Teil des Landes verwüstete, hat sich dauerhaft auf die Entwicklung von Aceh und Nordsumatra ausgewirkt. Dadurch sind möglicherweise Anpassungen in der Strategie der Unterstützung der EG für Indonesien erforderlich. Darüber hinaus wird auch der Friedensprozess in Aceh die allgemeine Strategie für das Land beeinflussen und eine weitere Abstimmung der in diesem Dokument festgehaltenen Prioritäten bedingen. 3. 3.1. POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE, GESELLSCHAFTLICHE UND ÖKOLOGISCHE LAGE Politische Lage 4 Nach der Abhaltung der historisch bedeutenden Wahlen in den Jahren 1998 und 2004 ist Indonesien dabei, einen der effizientesten Übergänge von einem autokratischen Regime zu einer demokratischen Staatsform in der modernen Geschichte zu bewältigen. Die EUWahlbeobachtermission von 20041 zollte Indonesien Anerkennung für die Durchführung äußerst komplexer Urnengänge, einschließlich der ersten Direktwahl des Präsidenten, unter friedlichen, freien und gerechten Rahmenbedingungen. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man die überaus große kulturelle, ethnische, sprachliche und religiöse Vielfalt Indonesiens bedenkt. Im Oktober 2004 wurde Susilo Bambang Yudhoyono mit 61 Prozent der Stimmen in Direktwahl zum Präsidenten des Landes gewählt. In seiner fünfjährigen Amtszeit werden hohe Erwartungen an ihn gestellt: Man hofft, dass seine Regierung die allgegenwärtige Korruption eindämmen, den Trend der zunehmenden Arbeitslosigkeit umkehren und das Wachstum zugunsten der armen Bevölkerung in den ländlichen Gebieten des ausgedehnten Inselstaates ankurbeln wird. Im Parlament sind 16 Parteien vertreten, von denen nur zwei mehr als 20 Prozent aller Sitze auf sich vereinigen. Die Rechenschaftspflicht gegenüber den Wählern hat sich ein wenig gebessert, was auf ein neues, teilweise offenes Wahlsystem zurückzuführen ist. Allerdings werden die meisten Parteien von mächtigen Gründern oder Vorsitzenden dominiert, die die jeweilige Parteipolitik bestimmen. Innerhalb der meisten Parteien stellen die demokratischen Prozesse weiterhin große Herausforderungen dar. Der Großteil der politischen Parteien orientiert sich an einem islamischen Weltbild, aber nur wenige von ihnen streben offen die Bildung eines islamischen Staates an. Parteien mit ausdrücklich religiösen oder extremistischen Programminhalten finden nur wenige Wähler und spielen weiterhin eine eindeutig marginale Rolle. Die meisten politischen Hauptströmungen sind gemäßigte islamisch-orientierte oder säkularistisch-nationalistische Parteien. In mehreren Provinzen und Bezirken kann eine besorgniserregende Zunahme von religiöser Intoleranz verbunden mit geschlechtsbezogener Diskriminierung beobachtet werden. Diese Tendenzen werden in der Regel durch kleine, aber lautstarke Gruppen angeheizt, die in Missachtung des verfassungsrechtlich verankerten multikonfessionellen und toleranten Charakters des Staates dem religiösen Extremismus anhängen. Seit 2001 wurden den Gouverneuren und den leitenden Organen der Bezirksverwaltungen im Zuge einer ehrgeizigen und umfassenden Dezentralisierung erhebliche Befugnisse übertragen. Dieser Prozess war für rohstoffreiche Provinzen wie Riau, Ost-Kalimantan und Papua besonders vorteilhaft. In mehreren Provinzen gibt es ermutigende Anzeichen dafür, dass die Dezentralisierungsgesetze und -programme auch die Rechte und Ansprüche von indigenen Gruppen und Minderheiten (im Allgemeinen als „Adat-“ oder „Traditionsgemeinschaften“ bezeichnet) berücksichtigen.2 Der rechtliche Rahmen für den Schutz der Adat1 Der Bericht der EU-Wahlbeobachtermission ist unter folgender Adresse zu finden: http://www.id.eueom.org/final_reports.html. 2 In Indonesien leben ca. 500 Volksgruppen mit mehr als 600 Sprachen. Diese ethnische Vielfalt wird als wertvolles Gut empfunden, was durch den nationalen Wahlspruch Bhinneka Tunggal Ika („Einheit in der Vielfalt“) wiedergegeben wird. Auch wenn es keine allgemein gültige Definition für indigene Völker oder Minderheiten gibt, werden die „Traditionsgemeinschaften“ in der 2002 geänderten Verfassung (Artikel 18B) als auf „Adat-Recht“- (oder Gewohnheitsrecht) beruhende Gemeinschaften anerkannt. Andere Rechtsvorschriften oder Gesetze sprechen von „isolierten Gemeinschaften“, wobei die Marginalisierung oder Abgeschiedenheit einiger Gemeinschaften, insbesondere in entlegenen Gebieten des indonesischen Inselstaats zum Ausdruck kommt. Siehe Bericht der Asiatischen Entwicklungsbank: Indigenous Peoples/Ethnic Minorities and Poverty Reduction – Indonesia, Juni 2002. 5 Gemeinschaften ist jedoch nach wie vor unzureichend, und die Beteiligung dieser Gruppen an der Entscheidungsfindung könnte verbessert werden. Mitte 2005 riefen die Regionalregierungen erstmals zu Direktwahlen für Gouverneure, Bezirksleiter und Bürgermeister auf. Diese Wahlen verheißen letztendlich ein höheres Niveau an Rechenschaftspflicht auf lokaler Ebene. Aufgrund der strengen Kriterien für das passive Wahlrecht kommen die meisten Kandidaten für Führungspositionen auf regionaler Ebene aus dem Establishment und sind keine unabhängigen Außenstehenden. Dennoch trägt das Wahlsystem zur Eindämmung mächtiger Sonderinteressen bei. Die Menschenrechtslage hat sich mit der Demokratisierung Indonesiens wesentlich gebessert,3 insbesondere im Bereich der Meinungs- und Pressefreiheit. Verschiedene NRO sind aktiv und spielen eine wichtige Rolle, auch wenn die Ermordung des führenden Menschenrechtsaktivisten Munir im Jahr 2004 die latent vorhandenen Gefahren verdeutlichte. Gelegentlich kommt es zu Versuchen, die Pressefreiheit einzuschränken, die jedoch auf den entschlossenen Widerstand der Öffentlichkeit und der gerichtlichen Kontrolle stoßen.4 Bei der Bestrafung von Menschenrechtsverletzungen aus der Vergangenheit wurden bisher hingegen nur langsam Fortschritte gemacht. Obwohl spezielle Gerichtshöfe für Menschenrechte eingerichtet wurden, wurden die Ermittlungen fast immer abgebrochen und die wenigen erzielten Verurteilungen im Berufungsverfahren aufgehoben. Sowohl der ständige Gerichtshof für Menschenrechte, der 2000 durch ein Gesetz geschaffen wurde, als auch die 2004 per Gesetz eingesetzte Wahrheits- und Aussöhnungskommission verfügen nur über ein schwaches, eingeschränktes Mandat. Auch die Abschaffung der Folter in Gefängnissen ist noch nicht erfolgt. Die Todesstrafe ist in Südostasien für Drogendelikte üblich, und viele Indonesier vertreten die Ansicht, dass sie abschreckend wirkt. Im August 2004 wurde in Indonesien die Vollstreckung der Todesstrafe (mit Beendigung eines De-factoMoratoriums) wieder aufgenommen. Ein entscheidender Faktor, der den Fortschritt im Bereich der Menschenrechte behindert, ist die institutionelle Schwäche der Justiz- und Gesetzesvollzugsbehörden. Die Demokratisierung und Modernisierung des Sicherheitssektors wurde 2000 mit der formalen Trennung von Polizei und Streitkräften begonnen, aber in den letzten Jahren wurden dabei kaum Fortschritte gemacht. Eine Verbesserung der Menschenrechtslage ist auch in Hinblick auf die Wahrung des nationalen Zusammenhalts von wesentlicher Bedeutung. Dies gilt insbesondere für Aceh und Papua, wo empfundene und tatsächliche Ungerechtigkeiten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart zu Abspaltungstendenzen führen. Die deutliche Verbesserung der Situation in Aceh zeigt, wie Konfliktbeilegung und Fortschritte im Bereich der Menschenrechte sich gegenseitig verstärken können. Die allgegenwärtige Korruption ist das größte Hindernis für eine Wirtschaftspolitik zugunsten der armen Bevölkerung, welche die Wiederherstellung eines attraktiven Investitionsklimas, die Verbesserung des mangelhaften Rechtssystems, die Reform der Polizei und der Streitkräfte sowie eine sozial verantwortungsvolle Verwaltung von Indonesiens einzigartigem Naturerbe umfasst. Mit neuen Gesetzen wurden unabhängige Überwachungsstellen oder „Kommissionen“ für Justiz, Staatsanwaltschaft und Polizei 3 Die vor kurzem durchgeführte Ratifzierung des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte ist ein weiteres Zeichen für Indonesiens Absicht, internationale Menschenrechtsstandards einzuhalten. 4 In einer Entscheidung des Verfassungsgerichts vom Dezember 2006 wurde eine Reihe von Gesetzen, welche die indonesische Führung vor friedlicher politischer Kritik schützten, für verfassungswidrig erklärt. 6 eingesetzt. Inzwischen erzielen der Generalstaatsanwalt und eine spezielle Kommission zur Bekämpfung der Korruption bei der Verfolgung von Korruptionsfällen kontinuierliche Fortschritte. Die Bekämpfung der Korruption wird durch die Vetternwirtschaft, die über fünfzig Jahre lang für das politische Gemeinwesen Indonesiens prägend war, erschwert. Infolge der Terroranschläge auf Bali und in Jakarta gilt Indonesien seit 2002 als Ausgangspunkt und Ziel von terroristischen Aktivitäten religiöser Fanatiker. Es ist eine große Herausforderung, einen offenen und riesigen Inselstaat wie Indonesien gegen Terroranschläge abzusichern. Mit der Hilfe von Partnern konnte die indonesische Polizei die terroristischen Netze weitgehend zerschlagen, aber von kleinen terroristischen Gruppen, die möglicherweise autonom agieren, geht weiterhin Gefahr aus. Die grenzüberschreitende Kriminalität ist ein generelles Problem in Indonesien, insbesondere die Piraterie in der Straße von Malakka, der illegale Holzeinschlag, Geldwäsche, Drogen- und Menschenhandel. Der Tsunami vom 26. Dezember traf die indonesische Region Aceh am härtesten von allen Gebieten, die von der Flutkatastrophe betroffenen waren: die Bilanz sind rund 230 000 Todesopfer und Vermisste sowie über eine halbe Million Menschen, die ihr Zuhause verloren haben. Noch dazu hatte diese Provinz bereits seit drei Jahrzehnten unter separatistischen Unruhen gelitten, wodurch Zehntausende getötet wurden oder ins Exil flüchten mussten. Durch diesen Konflikt war die an sich reiche Region schon vor dem Tsunami völlig verarmt. Der Tsunami erhöhte die Chancen auf eine Beilegung des Konflikts durch Verhandlungen und ebnete den Weg für ein Friedensabkommen zwischen der indonesischen Regierung und der Bewegung Freies Aceh (GAM - Gerakan Aceh Merdeka) am 15. August 2005. Die EU unterstützte die Vermittlungsbemühungen des früheren Präsidenten Martti Ahtisaari und spielte - gemeinsam mit etlichen ASEAN-Ländern - eine führende Rolle bei der Umsetzung des Friedensabkommens durch die Aceh-Beobachtermission sowie durch die Unterstützung in den Bereichen Staatsführung und Rechtsstaatlichkeit sowie bei den Wahlen in Aceh. Unmittelbar nach dem Tsunami entwickelte die Regierung mit Unterstützung von multilateralen Organisationen einen umfassenden Wiederaufbauplan und richtete eine eigene Agentur zur Koordinierung der vielen verschiedenen Aktivitäten ausländischer Geber ein, die über 6 Mrd. € für den Wiederaufbau zugesichert hatten. Die EU stellte über ECHO ungefähr 40 Mio. € für unmittelbare humanitäre Hilfe bereit und sicherte für 2005-2006 zu, ca. 210 Mio. € zu einem 500 Mio. € umfassenden Gebertreuhandfonds beizusteuern, so dass in einem Zeitraum von fünf Jahren der Wiederaufbau erfolgen kann. 3.2. Wirtschaftliche Lage Die makroökonomische Leistung Indonesiens in der letzten Zeit deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaft endlich von der asiatischen Finanzkrise 1997 erholt hat. Die Herausforderung hat sich nun von der Wirtschaftsbelegung auf die Aufrechterhaltung einer Wachstumsrate von 6-7 % verlagert. Die Regierung strebt für 2009 ein Wirtschaftswachstum von 7,2 % und im Zeitraum 2005-2009 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6,5 % an. Die jüngsten Strategien trugen zum Erreichen einer makroökonomischen Stabilität bei, aber im Bereich der Strukturreformen sind noch weitere Bemühungen erforderlich. Indonesien hinkt hinter einigen seiner regionalen Partner her und schöpft aufgrund von Schwächen bei der Investitionstätigkeit und im Export das Wachstumspotenzial beim BIP nicht voll aus. Die im Vergleich zu einigen anderen asiatischen Ländern schlechteren Ausfuhrergebnisse sind auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, insbesondere auf den 7 Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Ausfuhrsektoren und die wachsenden Lohnstückkosten, die die Kostenwettbewerbsfähigkeit im produzierenden Gewerbe untergraben. Eine zentrale Herausforderung ist die Schaffung von genügend Arbeitsplätzen, um den Anstieg der Erwerbsbevölkerung zu absorbieren, der auf 2,5 Mio. jährlich geschätzt wird. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten in Indonesien beträgt nun 41,6 Mio. oder 40,4 % der Arbeitskräfte (bei einer offiziellen Arbeitslosenrate von 9,5 %). Die Arbeitslosigkeit ist seit 1997 insbesondere aufgrund der abnehmenden Beschäftigung im regulären Sektor gestiegen, wovon vor allem junge Arbeitskräfte aus ärmeren Bevölkerungsschichten mit geringen Qualifikationen betroffen sind.5 Einige Schlüsselmaßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen sind: Förderung von Investitionen und unternehmerischer Initiative, Steigerung der Attraktivität des regulären Sektors durch Reformen der arbeitsrechtlichen Vorschriften, Verbesserung der Qualifikationen der Arbeitnehmer durch Grund- und Berufsausbildung, Erleichterung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt und Sicherstellung der Chancengleichheit.6 Im Jahr 2004 überschritt Indonesiens BIP mit 207 Mrd. € bei einem BIP pro Kopf von 937 € erstmals nach acht Jahren den Wert vor der Krise. Die Dynamik des Wirtschaftswachstums wurde in den letzten Jahren durch die stabilisierte makroökonomische Lage verstärkt. Das BIP wuchs 2005 real um 5,6 %, während die Inflationsrate 10,5 % betrug.7 Das Haushaltsdefizit sank stetig auf unter 1 % des BIP, und das Verhältnis zwischen Staatsverschuldung und BIP fiel auf unter 50 %. Mehrere Schocks für die Wirtschaft haben allerdings den Fortschritt verlangsamt, insbesondere der steile Anstieg der Ölpreise in Verbindung mit einem Rückgang der Treibstoffsubventionen, was Ende 2005 zu einer zunehmenden Inflation und finanzieller Instabilität (und zu einer markanten Abwertung der Rupiah) führte, wodurch in den letzten Monaten des Jahres 2005 erhebliche Zinssatzerhöhungen erforderlich wurden. Die Tsunami-Katastrophe Ende 2004 sowie das Erdbeben von 2006 in Yogyakarta hatten nur geringfügige Auswirkungen auf das BIP Indonesiens. Durch den vom Pariser Club gewährten Schuldenaufschub ersparte sich die Regierung 2005 Schuldenrückzahlungen in Höhe von 2,6 Mrd. USD, was sich positiv auf die Finanzlage und die Devisenreserven des Landes auswirkte. Trotz dieser positiven Trends steht Indonesien in zentralen Bereichen noch immer vor großen Herausforderungen, z. B. bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Verbesserung des Investitionsklimas und der Gewährleistung des vollen Nutzens aus der Integration in das internationale Handelssystem. Die Verbesserung des Investitionsklimas ist für eine anhaltend hohe Wachstumsrate von entscheidender Bedeutung. Die gesamten ausländischen Direktinvestitionen (ADI) haben sich seit der Zeit vor der Krise von 1998 nicht erholt, und die tatsächlichen Kapitalströme waren bis 2003 negativ, was auf den Verkauf von Anlagen durch Nichtinländer hinweist. Erst 2004 stiegen die ADI etwas und lagen knapp über 1 Mrd. USD. Nachteilige Faktoren, die es in 5 Die Arbeitslosenrate ist bei jungen Männern auf über 25 %, und bei jungen Frauen auf über 30 % gestiegen. Darüber hinaus arbeiten fast 60 % der Jugendlichen in der Schattenwirtschaft, meist auf Arbeitsplätzen in Bereichen mit geringer Produktivität und niedrigen, instabilen Löhne. Im Gegensatz dazu bietet der reguläre Sektor jungen Arbeitskräften bessere Stellen, höhere Gehälter und angenehmere Arbeitsbedingungen. 6 Weltbank, „Creating Jobs“ (Indonesia: Ideas for the Future – Indonesia Policy Briefs, 2005); Mittelfristiger Entwicklungsplan 2005-2009; Indonesischer Aktionsplan für die Beschäftigung der Jugend 2004-2007. 7 Alle Zahlen stammen aus Quellen des IWF. 8 Angriff zu nehmen gilt, sind: (i) umständliche Investitionsverfahren sowohl auf zentraler als auch lokaler Ebene; (ii) mangelhafte Rechtsdurchsetzung; (iii) Probleme in der Verwaltung, insbesondere bei den Zoll- und Steuerbehörden, denen es nicht gelingt, Einnahmen für den Staat zu erzielen und faire Bedingungen für Investoren zu bieten; (iv) unattraktive Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Für die Investitionen aus der EU in Indonesien zeigen die verfügbaren Zahlen einen starken Rückgang (2 Mrd. € 2005 gegenüber 11,6 Mrd. € 1997) und eine Abnahme des Anteils an den gesamten ADI (20 % der gesamten ADI in Indonesien im Jahr 2005 im Vergleich zu 34 % im Jahr 1997). Diese Daten belegen, dass die EU nach wie vor ein wichtiger Investor ist, dass aber die Gefahr besteht, dass sich ihre Position im Vergleich zu regionalen Wirtschaftsakteuren wie China, Japan und anderen ASEAN-Ländern verschlechtert. Bezüglich der Handelspolitik ist Indonesien für den Außenhandel offen. Der gesamte Warenverkehr mit dem Ausland betrug 2004 56 % des BIP. Indonesien ist bei der Handelspolitik innerhalb relativ kurzer Zeit von einem starken Protektionismus auf Offenheit umgeschwenkt und hat bedeutende unilaterale Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels vorangetrieben, obwohl von der mangelnden Konsistenz zwischen tarifären und nichttarifären Strategien widersprüchliche Signale bezüglich der Unterstützung für den Handel ausgehen. Die größten Hindernisse für eine volle Integration Indonesiens in das internationale Handelssystem bestehen im Fehlen einer klar definierten Handelsstrategie und einer richtigen Koordinierung der betroffenen Akteure (Ministerien auf zentraler Ebene, lokale Behörden, Wirtschaft). Die Konzentration der Bemühungen in wettbewerbsfähigen Ausfuhrsektoren ist unzureichend, und die Exportförderungsdienste sind schwach. Darüber hinaus sind mehrere Ausfuhrsektoren Indonesiens mit zunehmender Konkurrenz aus China konfrontiert. Die Kosten und die Dauer des Transports sowie der Ein- und Ausfuhrkontrollverfahren sind erheblich, und es bestehen Schwierigkeiten bei der Einhaltung der internationalen Anforderungen in technischer und sanitärer Hinsicht sowie in Hinblick auf die Tier- und Pflanzengesundheit. Auch verfügen die KMU in den Bereichen Export und Marketing nur über unzureichende fachliche Qualifikationen.8 Die Struktur des Handels Indonesiens mit seinen Partnern zeichnet sich durch eine relativ starke Konzentration aus. Die EU ist ein wichtiger Handelspartner und war 2005 der wichtigste Bestimmungsort indonesischer Ausfuhren (außer Öl und Gas; der gesamte Handel mit der EU betrug 15 % des gesamten Warenverkehrs Indonesiens mit dem Ausland).9 Japan ist ein weiterer wichtiger Handelspartner Indonesiens (ebenfalls mit fast 15 % des gesamten indonesischen Handels im Jahr 2005). Gemeinsam sind die ASEAN-Staaten mit fast 25 % von Indonesiens Handelsverkehrs der größte Partner.10 Indonesien ist als Gründungsmitglied der ASEAN in der regionalen Integration aktiv, hat eine präferenzielle Handelspolitik gegenüber den anderen ASEAN-Staaten umgesetzt und nimmt an der Freihandelszone der ASEAN-Länder (AFTA) teil. Abgesehen von den Initiativen der ASEAN für Handelsabkommen, einschließlich der Freihandelsabkommen mit China und 8 Weltbank, „Making Indonesia Competitive: Promoting exports, managing trade” (Nov. 2004); Weltbank „Raising Investment in Indonesia: a second wave of reforms” (Feb. 2005). 9 Es besteht ein Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen zwischen der EU und Indonesien: Indonesiens Ausfuhren in die EU betrugen 2005 10,1 Mrd. € und die Einfuhren nur 5,7 Mrd. €, was einen beträchtlichen Handelsüberschuss in Höhe von 4,4 Mrd. € ergibt. 10 Die spezifische Rolle und der Stellenwert Singapurs für den indonesischen Handel und seine Funktion als wichtiges Handelszentrum für die gesamte Region könnten jedoch zu einer Überbewertung der Bedeutung der ASEAN-Länder führen. 9 Indien, führt Indonesien derzeit Verhandlungen und Gespräche mit den USA, Australien, Japan, Südkorea und China. In Anbetracht der Bedeutung der EU als Handelspartner ist die Aussicht auf ein Freihandelsabkommen zwischen ASEAN-Ländern und der EU für Indonesien von Interesse. 3.3. Soziale Lage Armut Laut dem Bericht über die menschliche Entwicklung für 2005 liegt Indonesien auf dem weltweiten Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) auf Platz 110 unter 177 Ländern und gehört somit zu den Ländern der Kategorie "mittlere menschliche Entwicklung". Indonesiens Ergebnisse bei der Erreichung der MillenniumEntwicklungsziele (MEZ) sind unterschiedlich. In mehreren Schlüsselbereichen ist Indonesien auf dem richtigen Weg, die MEZ zu verwirklichen. Das Ziel der Halbierung des Anteils der Menschen, die von weniger als 1 USD pro Tag leben, wurde erreicht, auch wenn nach wie vor ca. 7,5 % der Bevölkerung in diese Gruppe fallen. Bei der Einschulungsrate auf der Primarstufe hat sich nichts geändert, aber mehr 16-jährige haben die Grundschule abgeschlossen, und auch das Verhältnis Jungen/Mädchen entwickelt sich positiv. Während die Erreichbarkeit von MEZ 211 für Indonesien bis 2015 sehr wahrscheinlich ist, ist es absolut notwendig, sich um eine Verbesserung der Qualität zu bemühen, um eine Verwässerung dieser potenziell wichtigen Leistung zu vermeiden.12 Die Armut bleibt eine Herausforderung, solange Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung vorherrschen. Mehr als 110 Mio. Indonesier (fast 50 % der Bevölkerung) leben von weniger als 2 USD am Tag und sind stark gefährdet, unter die Armutsgrenze zu fallen.13 Im ländlichen Raum ist die Armut besonders besorgniserregend und betrifft in erster Linie abgelegene Siedlungen und Adat-Gemeinschaften. Vor kurzem wurde in Indonesien zwar ein Gesetz über den Sozialschutz angenommen, das auch ein Krankenversicherungssystem umfasst; aber seine Umsetzung erfordert weitere regionale und nationale Vorschriften und maßgebliche technische Unterstützung, damit es angewandt werden kann. Der geschlechtsbezogene Entwicklungsindex14 weist darauf hin, dass Frauen immer noch mit zahlreichen gesellschaftlichen Hindernissen konfrontiert sind, obwohl sich die Situation in Bezug auf die Vertretung der Frauen im Parlament sowie den Frauenanteil unter höheren Beamten und qualifiziertem Fachpersonal gebessert hat. Bildung und Gesundheit Das nationale Bildungswesen Indonesiens umfasst öffentliche und private weltliche Schulen, die dem Bildungsministerium unterstehen, sowie öffentliche und private islamische Schulen, 11 Eine allgemeine Grundschulbildung für alle Kinder. Bei der Überprüfung des Bildungssektors im Jahr 2003 wurde festgestellt, dass sich an den Grundschulen zwar die Einschulungsquoten verbessert und die Kluft zwischen den Geschlechtern verringert hatte, dass aber „auf der Sekundarstufe I und II nach wie vor gravierende Ungleichheiten bestehen.“ Ferner wurde festgehalten, dass die Qualität der Ausbildung weiterhin eine große Herausforderung darstellt. 13 Weltbank, „Reducing Poverty“ (Indonesia: Ideas for the Future – Indonesia Policy Briefs, 2005). 14 Der geschlechtsbezogene Entwicklungsindex für Indonesien ist aufgrund der Unterschiede in der Alphabetisierungsquote (86 % der Frauen können lesen und schreiben im Gegensatz zu 95 % der Männer) niedriger als der HDI. 12 10 so genannte Madrasah, die vom Kultusministerium verwaltet und geregelt werden. Das neue Bildungsgesetz aus dem Jahr 2003 hat die Grundlage für ein nationales Bildungssystem mit Standards geschaffen, die für alle Anbieter gelten und vom Bildungsministerium festgelegt und durchgesetzt werden. Die dem Bildungsministerium unterstehenden öffentlichen Schulen sind mit Abstand die größten Bildungsanbieter.15 Die Unterschiede zwischen Reich und Arm sowie zwischen Stadt und Land sind groß. Eine erhebliche Zahl von indonesischen Jugendlichen ist aufgrund des fehlenden Schulzugangs, Analphabetismus und der Notwendigkeit zu arbeiten entrechtet.16 Indigene Volksgruppen oder Minderheiten fallen in der Regel aufgrund ihrer Isolierung und Benachteiligung in diese Gruppe. Von ca. 38 Mio. Kindern im Alter von 7 bis 15 Jahren gehen 3,3 Mio. nicht zur Schule. Schätzungsweise 1,5 Mio. Kinder (zwischen 10 und 14 Jahren) arbeiten, und 10 % sind im Alter von 15 Jahren Analphabeten. 2003 besuchten nur 51 % der Kinder Sekundarschulen, und 14 % Hochschulen. Im Vergleich zu anderen Ländern in der Region waren die Investitionen Indonesiens in sein Bildungssystem bisher gering: Beim Anteil der Staatsausgaben für die Bildung am BIP nimmt Indonesien unter seinen asiatischen Nachbarländern einen niedrigen Platz ein (auch wenn dieser Anteil nun rund 2,5-2,7 % erreicht hat, ist er im Vergleich zu Thailand und Malaysia immer noch niedrig). 2004 waren im Staatshaushalt für den Bildungssektor ca. 1314 % der gesamten staatlichen Finanzmittel vorhergesehen. Dies sollte mit den Zahlen aus Malaysia, Korea und Thailand (alle über 20 %) verglichen werden. Das vom Bildungsgesetz 2004 und der geänderten Verfassung aus dem Jahr 2002 vorgegebene Ziel beträgt 20 %. Auf die staatlichen Gesundheitsaufwendungen entfallen nur 25 % der gesamten Ausgaben im Gesundheitsbereich, was unter dem Durchschnitt für Ostasien und den Pazifikraum (39 %) liegt. Nachdem private Aufwendungen eher den reicheren Bevölkerungsschichten zugute kommen, trägt dies zu signifikanten Unterschieden bei, wobei die medizinische Grundversorgung die armen Bevölkerungsschichten nicht erreicht. So ist zum Beispiel die Säuglingssterblichkeit unter den Armen drei Mal so hoch wie bei den Reichen. Ein weiterer besorgniserregender Gesundheitsaspekt ist die Müttersterblichkeit: jedes Jahr sterben ca. 20 000 Frauen an den Folgen einer Geburt.17 Andere Gesundheitsindikatoren haben sich seit den Siebziger Jahren erheblich verbessert. Die Säuglingssterblichkeitsrate sank von 118 Todesfällen pro Tausend Lebendgeburten im Jahr 1970 auf 30 im Jahr 2004. Ungefähr 170 000 Erwachsene waren 2005 HIV-positiv.18 Zu den gefährdeten Gruppen zählen insbesondere Drogenabhängige und Prostituierte, doch es besteht die Gefahr, dass sich das HIV-Virus auf größere Teile der Bevölkerung ausbreitet.19 Im ganzen Land besteht ein umfassendes Netz gut verteilter öffentlicher Gesundheitseinrichtungen, das jedoch unterfinanziert und oft von schlechter Qualität ist - dies ist einer der Gründe, warum die Nutzungsrate der öffentlichen Gesundheitsdienste niedrig ist und sich viele für private medizinische Versorgung entscheiden. Durch das Fehlen eines 15 72,3 % der indonesischen Schüler besuchen öffentliche Schulen des Bildungsministeriums, 14,7 % private Schulen, die dem Bildungsministerium unterstehen, und 12,5 % private und öffentliche Madrasah. 16 94 % der Kinder zwischen 13 und 15 Jahren des reichsten Bevölkerungsviertels gehen zur Schule, während dies nur für 67 % des ärmsten Viertels zutrifft. 76 % der Kinder zwischen 13 und 15 Jahren auf dem Land besuchten 2003 eine Schule, in den Städten waren es dagegen 89 %. 17 Der Anteil der Schwangeren, die bei der Geburt von einer ausgebildeten Person betreut werden, liegt bei 21 % unter den ärmsten und bei 89 % unter den wohlhabendsten Frauen. 18 Daten von UNAIDS, 2006. 19 Dies ist vor allem in der Provinz Papua der Fall, wo die Prävalenz von HIV besonders hoch ist. 11 allgemeinen Sozialversicherungssystems befinden sich die Armen in einer extrem verletzlichen Position. Die Dezentralisierung bot zwar neue Möglichkeiten, hat aber in vielen Fällen die bestehenden Problem nur verstärkt. Das Gesundheitssystem Indonesiens ist einem weiteren Bevölkerungswachstum und einer Zunahme von nichtübertragbaren Krankheiten, die derzeit in 60 % der Todesfälle die Ursache sind, nicht gewachsen. 3.4 Umweltsituation Die Umweltsituation ist aus mehreren Gründen weiterhin besorgniserregend. Die wichtigsten davon sind das Bevölkerungswachstum, die rasche Verstädterung und die fehlende Umsetzung der existierenden Umweltvorschriften. Die Auswirkungen der Finanzkrise von 1997 waren im ländlichen Raum und für diejenigen, die von der Waldwirtschaft leben, besonders schlimm. Die Notwendigkeit, kurzfristige Bedürfnisse abzudecken, erhielt größere Bedeutung, und die Auswirkungen auf die Umwelt verstärkten sich. Die Verstädterung führt zu stärkerer Luftverschmutzung, die Fahrzeugemissionen (vor allem aufgrund des Bleigehalts von Benzin) fossiler Energieträger in Kraftwerken verursacht wird. Die Entsorgung führt zu einer großflächigen Verschmutzung von Oberflächen- und Müllverbrennung verschlechtert die Luftqualität zusätzlich. weitgehend durch sowie den Einsatz von Haushaltsmüll Grundwasser. Die Derzeit haben 78 % der Bevölkerung Zugang zu verbessertem Trinkwasser, und ungefähr die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen.20 Der Wasserbedarf steigt mit einer prognostizierten Rate von 6,7 % pro Jahr, was die Kapazitäten der Grund- und Oberflächenwasserquellen belastet. Angesichts von Verschmutzung, Übernutzung des Grundwassers und der Verschlechterung der Wassereinzugsgebiete ist es schwierig, den wachsenden Bedarf zu decken. Die Umweltbelastung durch die Industrie und fehlende Kapazitäten für die Verwertung von gefährlichem Abfall geben ebenfalls Anlass zu Besorgnis. Der Bergbau und insbesondere der Tagebau verursachen weiterhin Probleme für die Umwelt. Eine schlechte Raumplanung in ländlichen und städtischen Gebieten verschlimmert viele Umweltprobleme. Die Zerstörung der Wälder durch illegalen Holzeinschlag schreitet in einem geschätzten Ausmaß von 2,8 Mio. ha pro Jahr weiterhin voran.21 Dadurch werden die Umweltleistungen solcher Gebiete wie sauber und zuverlässige Oberflächengewässer sowie die Existenzgrundlage der Menschen direkt beeinträchtigt. Der Umweltsektor krankt an der schwachen Durchsetzung der Umweltvorschriften, widersprüchlichen Vorschriften auf Staats-, Provinz- und Bezirksebene und zu milden Sanktionen für Gesetzesverstöße. Diesem Bereich wurde nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die nötig ist, um umfassende und vollstreckbare rechtliche Rahmenbedingungen für den Umweltschutz zu schaffen. Die natürlichen Ressourcen sind für die politische Entwicklung Indonesiens wichtig. Die 2001 eingeführte regionale Autonomie wurde großteils von der Notwendigkeit einer 20 Quelle: Website von UNICEF Indonesien. Quelle: Ministerium für Forstwirtschaft, 2005. Dies stellt einen Anstieg gegenüber dem Zeitraum 1997-2001 dar, als 2,1 Mio. ha Wald pro Jahr verloren ging. 21 12 gerechteren Verteilung der Einnahmen aus natürlichen Ressourcen zwischen dem Staat und den Regionen bestimmt. Die politische Macht beruht in einigen Teilen des Landes auf der Kontrolle der natürlichen Ressourcen. Das Militär, das zu 70 % aus Mitteln finanziert wird, die nicht aus dem Staatshaushalt kommen, hat enormes Interesse an der Nutzung der natürlichen Ressourcen. Von wesentlicher Bedeutung sind die natürlichen Ressourcen auch für den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung, insbesondere der indigenen Volksgruppen, die zwar in rohstoffreichen Gebieten leben, aber oft von deren wirtschaftlichen Vorteilen ausgeschlossen sind. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 lebten 58 % der Indonesier in ländlichen Gebieten, und laut Schätzungen waren 2002 40,6 Mio. in der Landund Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei beschäftigt. Indonesien ist vom Klimawandel besonders gefährdet. Dieser kann zu mehr extremen Wetterereignissen, einem Anstieg des Meeresspiegels und zunehmenden Dürren führen und somit die Ernährungssicherheit beeinträchtigen. Die größte Quelle von Treibhausgasemissionen ist die Rodung von Wäldern (Indonesien ist für ungefähr ein Zehntel der weltweiten Emissionen infolge von Rodungen verantwortlich). 4. DIE POLITISCHE AGENDA DES EMPFÄNGERLANDES Das Programm der Regierung unter Präsident Yudhoyono legt in der mittelfristigen Entwicklungsstrategie (2005-2009)22 den Schwerpunkt auf drei zentrale Prioritäten: erstens die Förderung von Frieden und Sicherheit durch die Lösung der Konflikte mit den Separatisten in Aceh und Papua und die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität, insbesondere des Terrorismus, zweitens die Förderung von Justiz und Demokratie durch die Verbesserung der Staatsführung sowie durch eine reformierte öffentliche Verwaltung, eine bessere Strafverfolgung und dezentralisierte öffentliche Dienste, und drittens die Anhebung von Wohlstand und Wohlfahrt mit der Schaffung von Arbeitsplätzen als wichtigstem Ziel und der Verringerung der Armut durch das Wirtschaftswachstum, um bis 2009 die Arbeitslosigkeit und Armut um die Hälfte zu senken. Die Regierung betont auch ihren Wunsch, der Umweltverschlechterung Einhalt zu gebieten. 4.1. Politische Agenda Um ihre Ziele zu erreichen, wird es der neuen Regierung insbesondere gelingen müssen, das Justizwesen und die Kapazitäten der Gesetzesvollzugsbehörden im Allgemeinen zu verbessern und die allgegenwärtige Korruption einzudämmen. Die beachtliche Erhöhung der staatlichen Mittelzuweisungen für die Gesetzesvollzugsbehörden in den letzten Jahren ist als Zeichen eines allgemeinen politischen Bekenntnisses zu Reformen zu werten. Das Konzept der Regierung für die Bekämpfung der Korruption basiert allerdings auf langfristigen institutionellen Maßnahmen und Reformen und konzentriert sich nicht nur auf den Strafvollzug. Das Parlament hat neue Überwachungsstellen oder „Kommissionen“ für die Justiz, die Polizei und die Staatsanwaltschaft eingerichtet. Inzwischen erzielen der Generalstaatsanwalt und eine spezielle Kommission zur Bekämpfung der Korruption bei der Verfolgung von Korruptionsfällen kontinuierliche Fortschritte. Die Bekämpfung der 22 Republik Indonesien - Bappenas [Nationale Behörde für Entwicklungsplanung], 2005, Indonesia’s Medium Term Development Strategy 2004-2009. 13 Korruption wird durch die Vetternwirtschaft, die über fünfzig Jahre lang für das politische Gemeinwesen Indonesiens prägend war, erschwert. Verbunden mit den Plänen der Regierung für institutionelle Reformen ist die Politik der Militärreform, bei der sich die Streitkräfte im Einklang mit dem Militärgesetz von 2004 nach und nach aus der Wirtschaft zurückziehen. Begleitend dazu verfolgt die Regierung das Ziel, sämtliche Kosten der Armee aus dem Staatshaushalt zu finanzieren, nicht zuletzt um eine vollständige Kontrolle des Militärs durch den zivilen Bereich zu erreichen. In der Außenpolitik trachtet die neue Regierung danach, ihren jüngst gestärkten demokratischen Ruf zum Tragen zu bringen. Die Regierung ist sehr daran interessiert, ausgehend von den im Rahmen der ASEAN Security Community festgelegten gemeinsamen politischen Zielen, zu denen die Förderung so genannter „demokratischer Mindeststandards“ gehört, die Integration in der ASEAN zu beschleunigen. Ferner erwägt Indonesien mögliche Ansätze, mit denen das wachsende wirtschaftliche und politische Gewicht Chinas in der Region ausgeglichen werden könnte. Daher verfolgt es eine aktive Politik, um Schlüsselmächte in der Region wie Australien und Japan als Partner zu gewinnen. Ein wesentliches außenpolitisches Anliegen ist die Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, unter anderem durch Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik. Im Falle Australiens und der USA bringt diese Politik jedoch Gefahren in der Innenpolitik mit sich, insbesondere im Zusammenhang mit einigen islamitischen oder reformistischen Verbündeten im Parlament, die gegen eine in ihren Augen allzu pro-westliche Haltung sein könnten. Hier werden die Beziehungen zur EU als ausgleichender Faktor in einem Kontext großer strategischer Veränderungen in Asien eingestuft. Auch wenn die EU in erster Linie als wichtiger Handelspartner angesehen wird, wird sie in Anbetracht ihres „Soft Power-Image“ und des von ihr angebotenen Modells für die politische Zusammenarbeit auch immer mehr als Partner in politischen Fragen und Sicherheitsbelangen betrachtet. Die Aufnahme der Verhandlungen über ein neues bilaterales Kooperations- und Partnerschaftsabkommen verdeutlicht das Interesse Indonesiens an einer Intensivierung der Beziehungen mit der EU. 4.2. Wirtschaft und Handel Die Regierung ist sich dessen bewusst, dass das dringendste wirtschaftliche Problem die Schaffung von Arbeitsplätzen ist, um die 2,5 Mio. neuen Arbeitskräfte, die jedes Jahr auf den Arbeitsmarkt drängen, zu beschäftigen. Die allgemeinen Ziele sind die Beschleunigung des Exportwachstums, die Ausweitung des Marktzugangs, die Diversifizierung der Exporte und die Steigerung der Wertschöpfung der Ausfuhren. Weitere Prioritäten sind die Verbesserung des Binnenhandels und des Unternehmensumfelds, einschließlich der rechtlichen Rahmenbedingungen, des Verkehrs, des Vertriebssystems und des Versicherungswesens. Die Politik der Regierung konzentriert sich auf die Stabilisierung der makroökonomischen Lage: Verbesserung der Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt durch mehr Flexibilität, Anhebung der Qualifikationen der Arbeitnehmer, insbesondere durch Steigerung der Qualität der Schulbildung; Verbesserung des Umfelds für Ausfuhren durch Exportförderung und exportunterstützende Dienste; Schaffung eines attraktiven Investitionsklimas, einschließlich 14 der Beschleunigung des Aufbaus der Infrastruktur; Unterstützung der Erholung des KMUSektors. Der schleichende Protektionismus in einigen Sektoren droht die Wirtschaftspolitik der Regierung zu untergraben. Als ersten Beweis seiner Entschlossenheit zu wirtschaftlichen und sozialen Reformen setzte Präsident Yudhoyono im März und September 2005 äußerst unpopuläre Kürzungen der Treibstoffsubventionen durch. Die Regierung stellte allerdings sicher, dass ein Teil der Haushaltsersparnisse Sozialprogrammen für die Armen zugewiesen würde. In Bezug auf Infrastrukturinvestitionen hat die Regierung nach den InfrastrukturGipfeltreffen im Januar 2005 und November 2006 damit begonnen, zentrale Vorschriften (z. B. Grunderwerb) zu erlassen, die bereits zu einer Ankurbelung der Investitionstätigkeit in diesem Bereich geführt haben. Ihre Umsetzung bleibt für die Wirksamkeit der Reform bei den Investitionsregelungen entscheidend. Die Rechtssicherheit ist ein weiterer wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und stellt auch einen Schwerpunkt des mittelfristigen Entwicklungsplans dar, in dem die Notwendigkeit, die Rechtsreform - insbesondere im Bereich der Handelsgerichtsbarkeit - fortzusetzen, betont wird. 4.3. Soziales / Armutsbekämpfung Die Verringerung der Armut wird eine große Herausforderung darstellen. In der mittelfristigen Entwicklungsstrategie (2005-2009) verfolgt die Regierung das Ziel, die Armutsquote des Landes von 16,7 % der Bevölkerung, d. h. 36,1 Mio. Menschen im Jahr 2004, auf 8,2 % im Jahr 2009 zu senken. Die Regierung hat ferner vor, die Arbeitslosenrate von 9,5 % der Erwerbsbevölkerung 2003 auf 6,7 % im Jahr 2009 zu senken. Zur Erreichung dieser Ziele sind ein ausreichendes Wirtschaftswachstum sowie die Finanzierung der Entwicklungsprogramme erforderlich. Die Strategie zur Armutsbekämpfung ist ein wesentlicher Bestandteil des mittelfristigen Entwicklungsplans. Ihre Schwerpunkte sind die Schaffung von Arbeitsplätzen und Geschäftschancen, Ermächtigung und Aufbau von Kapazitäten für die Armen sowie Sozialschutz. Die Regierung beabsichtigt weiters, auch der nötigen Arbeit an anderen Dimensionen der Armut - einschließlich des Zugangs zu hochwertiger Schuldbildung, Gesundheitsdiensten, sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen - Aufmerksamkeit zu schenken und die sozialen Rechte der Armen, wie Rechtsschutz und Beschäftigung, zu stärken. Das Bildungsministerium hat ein Strategiepapier zur Bildung ausgearbeitet. Darin werden mit einer neunjährigen Schulpflicht bis 2010 bedeutende Schritte in Richtung auf das Ziel „Bildung für alle“ gesetzt und durch die Einführung von Mindeststandards der Schwerpunkt auf die Verbesserung der Qualität der Bildung gelegt Zur Finanzierung dieser Politik wird die Regierung bis 2009 die Ausgaben für die Bildung auf ca. 5 Mrd. €, d. h. 20 % der gesamten öffentlichen Ausgaben, erhöhen, wovon 2/3 den Regionen zugeteilt werden sollen. 4.4. Umweltpolitik 15 Die Regierung hat auch ihre Politik, der Umweltverschlechterung Einhalt zu gebieten und sie nach Möglichkeit rückgängig zu machen, betont. Die Umwelt ist ein Querschnittsthema, so dass verschiedene Institutionen an der Erarbeitung von Vorschriften und der Verwaltung im Umweltbereich beteiligt sind. Das Umweltministerium ist hier die wichtigste Stelle mit direkter Zuständigkeit für den Umweltschutz auf nationaler Ebene, aber auch eine Reihe anderer Ministerien sind mit der Umsetzung von Vorschriften betraut, die mit der Umwelt zusammenhängen. Darüber hinaus teilt die vor kurzem eingeleitete Dezentralisierung die Kompetenzen auf die zentrale Ebene, die Provinzen und die Bezirke auf. Dem Umweltministerium obliegt zwar die Gestaltung, Koordinierung und Überwachung der Politik, aber die Umweltbehörden auf Provinz- und Bezirksebene, die nunmehr von den jeweiligen lokalen Behörden finanziert und geleitet werden, unterstehen ihm nicht mehr. Die Umweltpolitik konzentriert sich derzeit auf fünf Bereiche: • Verbesserung des Zugangs zu natürlichen Ressourcen und Umweltinformationen • Verbesserung der Bewirtschaftung, Erhaltung und Sanierung der natürlichen Ressourcen • Verhütung von Umweltverschmutzung und -schäden • Aufbau institutioneller Kapazitäten und Rechtsdurchsetzung im Bereich der natürlichen Ressourcen • Aufwertung der Rolle der Öffentlichkeit bei der Bewirtschaftung und Erhaltung natürlicher Ressourcen Für den Umweltschutz und die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen standen 2002 0,69 % des Staatshaushalts zur Verfügung. In der Vergangenheit waren die Ausgaben für Umweltaktivitäten nie sehr hoch, und derzeit gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass sie steigen werden. Die rechtliche Rahmenbedingungen für die wichtigen Bereiche wie Luft- und Wasserqualität, Abfallentsorgung sowie Boden- und Waldbewirtschaftung (einschließlich der Artenvielfalt) werden im Allgemeinen als angemessen erachtet. 2004 hat Indonesien auch zahlreiche wichtige multilaterale Umweltabkommen, einschließlich 14 internationale Abkommen, welche die Themen Luft und Atmosphäre, Klimawandel, Meer, Artenvielfalt, gefährliche und giftige Stoffe sowie Forstwirtschaft abdecken, ratifiziert. Die größten Probleme im Bereich der Umweltvorschriften sind unzureichende Finanzmittel, das Fehlen einer angemessenen und konsistenten Rechtsdurchsetzung und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.23 5. ÜBERSICHT ÜBER DIE BISHERIGE UND LAUFENDE ZUSAMMENARBEIT, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ MIT DER EG 23 So ist zum Beispiel seit Juli 2001 verbleites Benzin in Jakarta verboten, und auch in einigen anderen Städte wurde seine Verwendung schrittweise eingestellt. Dennoch überschreiten laut Erhebungen aus dem Jahr 2004 die Emissionen bei 36 % der Benzin- und 60 % der Dieselfahrzeuge in Jakarta weiterhin die gesetzlichen Grenzwerte. Im Bereich der Wasserverschmutzung regelt die Verordnung Nr. 82 der Regierung aus dem Jahr 2002 die Wasserqualität und die Bekämpfung der Wasserverschmutzung und enthält Überwachungsmaßnahmen. Aufgrund dieser Verordnung wurden einige Verstöße gerichtlich verfolgt, aber die Qualität der Oberflächengewässer ist weiterhin schlecht, und die fünf größten Flüsse Javas sind so stark verunreinigt, dass ihr Wasser nicht mehr zu Trinkwasser aufbereitet werden kann. 16 Die gesamte Entwicklungshilfe der EU (einschließlich der Hilfe der EG und der bilateralen Unterstützung der Mitgliedstaaten) macht ca. 20 % der gesamten Unterstützung aus, die Indonesien erhält, wovon ca. 60 % Zuschüsse sind. Dies spiegelt die zentrale Rolle wider, die die EU in Indonesiens Entwicklung spielt. Laut den Zahlen von 2004 wurden die meisten Zuschüsse in die vier Bereiche verantwortungsvolle Staatsführung (20 %), Bildungswesen (14,5 %), Land- und Forstwirtschaft und Fischerei (13 %) und Gesundheitswesen (13 %) investiert.24 Das Länderstrategiepapier 2002-2006 (LSP 2002-2006) der Kommission für Indonesien stellte ein Fünfjahresprogramm für die Zusammenarbeit mit einer voraussichtlichen Dotierung von 216 Mio. € vor.25 Das übergeordnete Ziel des LSP 2002-2006 bestand darin, die Konsolidierung der Demokratie und die gute Staatsführung durch die Hilfe der EG für eine nachhaltige Entwicklung von Indonesiens Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu fördern. Nach der Tsunami-Katastrophe stellte die EG zusätzlich 40 Mio. € an humanitärer Hilfe durch ECHO und 200 Mio. € an Unterstützung für den Wiederaufbau (Teil des Tsunami-Richtprogramms 2005-2006) zur Verfügung. Nach dem Erdbeben in Yogyakarta im Mai 2006 wurde humanitäre Hilfe gewährt (10 Mio. €), und die Kommission beabsichtigt, bis zu 40 Mio. € für den Wiederaufbau und Katastrophenschutz bereitzustellen. Das LSP 2002-2006 hat zu einer ausgewogeneren Mischung von Hilfsmaßnahmen in verschiedensten Bereichen geführt, nachdem jahrelang der Schwerpunkt auf der Forstwirtschaft und den natürlichen Ressourcen lag. Im Juni 2006 lag die gesamte aufrechte Mittelbindung für EU-Hilfe an Indonesien bei 466 Mio. €.26 Über 160 Mio. € sind für Projekte im Bereich der Forstwirtschaft und natürlichen Ressourcen, einschließlich NROProjekte für Tropenwälder, vorgesehen. Dies spiegelt die diesem Bereich bisher zugeordnete Priorität wider. Mit dem Abschluss großer forstwirtschaftlicher Projekte wird dieser Anteil auf ca. 60 Mio. € zurückgehen. Projekte im sozialen Bereich steigen von 35 Mio. € im Jahr 2004 auf 75 Mio. € im Jahr 2006 (35 Mio. € im Gesundheitswesen und 40 Mio. € im Bildungssektor), d. h. ihr Anteil nimmt von rund 10 % auf 30 % der EU-Hilfe zu. In den Bereichen Staatsführung/Rechtsstaatlichkeit/wirtschaftliche Zusammenarbeit wächst das Projektvolumen von ungefähr 50 Mio. € auf 70 Mio. € 2005/2006 bzw. von 15 % auf ca. 30 % der Hilfe. Bezüglich der Durchführung und Auszahlung betrugen im Juni 2006 die noch auszubezahlenden Mittel ca. 297 Mio. € (einschließlich 159 Mio. € für die TsunamiWiederaufbauhilfe). Angesichts der Beschleunigung der Auszahlungen insbesondere bei der Tsunami-Wiederaufbauhilfe wird damit gerechnet, dass die noch auszubezahlenden Mittel bis Ende 2006 auf ca. 191 Mio. € zurückgehen (einschließlich der 100 Mio. € für die TsunamiWiederaufbauhilfe). Der relativ langsame Fortschritt bei der Durchführung und Auszahlung verdeutlicht die Grenzen traditioneller Projektgestaltung, die auf einem dezentralen Durchführungsmodell mit Projektmanagementeinheiten (PME) und einem staatlichen Beitrag 24 Quelle: „Blaubuch“ über die Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union in Indonesien (2005). Voraussichtlich wird die tatsächliche Mittelbindung niedriger sein, nachdem 30 Mio. €, die im Nationalen Richtprogramm (NRP) 2005-2006 vorgesehen waren, für das dringend notwendige Wiederaufbauprogramm nach der Tsunami-Katastrophe in Aceh umgewidmet wurden, wo die EG für 2005 und 2006 200 Mio. € zugesagt hat. Außerdem wurden für den Friedensprozess in Aceh zusätzlich zu den im Rahmen des Nationalen Richtprogramms verfügbaren Mittel 15 Mio. € bereitgestellt. 26 Diese setzen sich aus ca. 230 Mio. € aus der regelmäßigen bilateralen Unterstützung, 200 Mio. € für Hilfe nach dem Tsunami und der Rest aus Haushaltslinien für Hilfe an entwurzelte Bevölkerungsgruppen und zur Förderung der Menschenrechte zusammen. 25 17 basiert. Die Vorbereitung und Durchführung derartiger Projekte ist aufgrund der strengen Anforderungen der EU und der lokalen Verfahren immer aufwendiger geworden. 5.1. Wirtschaft und Handel (siehe Anhang 5) Das Länderstrategiepapier 2002-2006 enthielt als wichtigen Schwerpunkt die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Das dafür zur Verfügung stehende Gesamtbudget betrug 28 Mio. €. Bis Juni 2005 waren bereits 18 Mio. € gebunden worden. Weitere 10 Mio. €, die der Reform der öffentlichen Finanzen zugewiesen wurden, sollen im zweiten Halbjahr 2005 gebunden werden. Im LSP 2002-2006 wurden spezifische Hindernisse für die Handelsströme zwischen EU und Indonesien in Verbindung mit Normung und Qualitätskontrollverfahren hervorgehoben, die die Möglichkeiten indonesischer Unternehmen, in die EU zu exportieren, schmälern. Weitere Bereiche für Handelserleichterungen, wie die indonesischen Zollverfahren, wurden ebenfalls als entscheidende Faktoren bei der Förderung des gegenseitigen Handels eingestuft. Die Verbesserung der Bedingungen für Investitionen der EU in Indonesien, insbesondere der Investitionsgenehmigungsverfahren, stellte eine grundlegende Forderung von Unternehmen aus der EU dar und fand somit auch Eingang in das LSP 2002-2006. Ferner wurde es als notwendig erachtet, dass die wichtigsten Akteure des privaten und staatlichen Sektors enger zusammenarbeiten. 5.2. Verantwortungsvolle Staatsführung (siehe Anhang 6) Im LSP 2002-2006 wurde die Stärkung einer verantwortungsvollen Staatsführung und der Rechtsstaatlichkeit als wichtiges Ziel für die Zusammenarbeit mit Indonesien festgelegt. Das dafür zur Verfügung stehende Gesamtbudget betrug 42,3 Mio. €. Die Politik der EG bestand darin, einen Beitrag zur Entwicklung und Konsolidierung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu leisten sowie die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten zu fördern. Dabei sollte die Rechtsdurchsetzung und die Reform der Justiz unterstützt werden, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Gesetzesvollzugsbehörden wiederherzustellen und die Demokratie zu unterstützen. In der Zeit nach den Terroranschlägen in Indonesien - insbesondere im Oktober 2002 in Bali - hat die EG im Rahmen des Krisenreaktionsmechanismus ihre Hilfe in der Terrorismusbekämpfung durch die Unterstützung von Aktivitäten zur Bekämpfung der Geldwäsche und die Förderung des Zentrums für die Zusammenarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung in Jakarta (JCLEC) begonnen. 5.3. Soziales (siehe Anhang 7) Im Bildungswesen zeichnete sich die Vorbereitung der EU-Hilfe dadurch aus, dass von Anfang an der Schwerpunkt auf die Koordinierung und Zusammenarbeit unter den Gebern gelegt wurde, und die Programme ergänzend zur Hilfe anderer Geber gestaltet wurden. Dieser Ansatz wurde durch die Überprüfung des Bildungssektors im Jahr 2003, einer gemeinsamen Initiative der Regierung und der Gebergemeinschaft in Indonesien, bestätigt. 18 Das auf den Ergebnissen dieser Überprüfung aufbauende Programm zur Stärkung der Kapazitäten im Grundbildungssektor (Beginn 2006) aus dem NRP 2002-2004 war die Vorbereitung für einen umfassenden Sektoransatz (SWAP) auf der Basis der relativ fortgeschrittenen Beziehungen zwischen Gebern und Bildungsministerium.27 Im Gesundheitswesen waren die Maßnahmen der EG vor dem LSP 2002-2006 darauf beschränkt, die Auswirkungen der sozioökonomischen Krise (1997-1998) zu verringern. Das LSP 2002-2006 betonte die Bedeutung der Unterstützung der medizinischen Grundversorgung als Teil der verantwortungsvollen Staatsführung. Daher wurde 2003 das Projekt „Unterstützung für kommunale Gesundheitsdienste“ (CHS - 35 Mio. €) gestartet, das in einem Zeitraum von 54 Monaten durchgeführt werden soll. Die globale Zielsetzung besteht darin, die Gesundheit und Ernährung der Bevölkerung, insbesondere der sozial benachteiligten und armen Schichten, durch den Aufbau von kommunalen Gesundheitsdiensten auf Bezirksebene und darunter zu verbessern. 5.4. Umwelt (siehe Anhang 8) Die EG ist ein wichtiger Förderer gemeinsamer Initiativen mit der indonesischen Regierung zur Unterstützung von Umweltanliegen vor allem in den Bereichen Forst- und Wasserwirtschaft. Im Rahmen des Waldsektorprogramms der Europäischen Gemeinschaft für Indonesien (ECIFP) konnten in den letzten zehn Jahren die Kapazitäten des Forstwirtschaftsministeriums und der Forstbehörden auf Provinzebene durch eine Reihe von Projekten mit einem Gesamtbudget in Höhe von ungefähr 150 Mio. € die Kapazitäten gestärkt werden. Die Bemühungen der EG und der indonesischen Regierung zur Verbesserung der nachhaltigen Forstwirtschaft wurden bisher durch den anhaltenden illegalen Holzeinschlag und den damit verbundenen Handel sowohl im Inland als auch mit dem Ausland behindert. Daneben konzentrierten sich die Aktivitäten in der Vergangenheit auf Projekte in bestimmten Gebieten und spezifischen Bereichen, die weitgehend auf technischer Unterstützung aus Europa beruhten und in der Partnerschaft mit einer einzigen Regierungsstelle (in der Regel dem Forstwirtschaftsministerium) durchgeführt wurden. Diese Art von Projekten bringt das Risiko einer Marginalisierung mit sich, nachdem die ausschließliche Zusammenarbeit mit einem einzigen Projektpartner die Einbringung der Ergebnisse in einen umfassenderen politischen Prozess verhindert und zur Isolierung der Geber in bestimmten Provinzen führt. Deshalb haben die EG und die indonesische Regierung im Rahmen des NRP 2002-2004 das gemeinsame Projekt zur Unterstützung von Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor (15 Mio. €) entwickelt, das im Zeitraum 2005-2009 durchgeführt werden soll. Diese Initiative konzentriert sich auf die Rechtsdurchsetzung, die verantwortungsvolle Staatsführung und Handelsfragen, um mittel- bis langfristig die Voraussetzungen für die nachhaltige Forstwirtschaft zu schaffen. Dieses Projekt ist Teil eines umfassenderen Ansatzes der EG (Aktionsplan Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor) und anderer Geber, der einerseits auf die Reformen im Bereich der verantwortungsvollen Staatsführung und andererseits auf Maßnamen zur Kontrolle des illegalen Holzhandels abzielt. 27 Das Sektorprogramm mit einem geplanten Budget von 50 Mio. € aus dem NRP 2005/2006 wurde auf 20 Mio. € reduziert, um die Finanzmittel für die Wiederaufbauaktivitäten in der vom Tsunami stark betroffenen Provinz Aceh rasch zur Verfügung zu stellen. 19 5.5. Thematische und regionale Programme (siehe Anhang 9) Neben der Unterstützung im Rahmen der LSP und NRP laufen in Indonesien derzeit 6 horizontale und thematische Haushaltslinien und 11 regionale Programme mit den ASEAN-Staaten oder ganz Asien. Solche Haushaltsinstrumente unterliegen halbjährlichen oder jährlichen Programmierungsprozessen. Von 2000 bis 2005 wurden 42 Mio. € für Projekte horizontaler und thematischer Haushaltslinien in Indonesien gebunden. Es wurden Anstrengungen zur Verbesserung der Synergieeffekte zwischen dem LSP 2002-2006 und den horizontalen Haushaltslinien unternommen. Die unter thematischen und horizontalen Haushaltslinien finanzierten Projekte haben wesentlich dazu beigetragen, dass einige sektorübergreifende Themen der Zusammenarbeit zwischen der EG und Indonesien behandelt wurden, insbesondere: • Konfliktverhütung und Wiederaufbaumaßnahmen nach Konflikten durch die Haushaltslinie „Hilfe für entwurzelte Bevölkerungsgruppen“, was zur Aussöhnung in einer Reihe von konfliktreichen indonesischen Provinzen (Maluku, Zentralsulawesi, Westtimor) beigetragen hat; • Umwelt: Die Haushaltslinie „Tropische Wälder“ umfasst einige forstwirtschaftliche Anliegen ergänzend zu den im LSP vorgesehenen Maßnahmen, z. B. illegalen Holzeinschlag, Zertifizierung, verantwortungsvolle Staatsführung und Forstwirtschaft in Gemeinden; • Menschenrechte: in Anbetracht des lebendigen demokratischen Umfelds Indonesiens wurde die Rolle der Zivilbevölkerung als Kooperationspartner ergänzend zur Zusammenarbeit auf Regierungsebene erheblich gestärkt, vor allem durch die Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte (EIDHR) und die Kleinprojektfazilität. Trotz des eher bescheidenen Ausmaßes der Finanzmittel liefern diese weiterhin einen wesentlichen Beitrag dazu, den Boden für Beziehungen unter den Bürgern zu bereiten, indem sie die Netzwerkbildung zwischen gesellschaftlichen Multiplikatoren erleichtern, zu denen akademische Kreise, Verbraucherschutz und Menschenrechtsaktivisten, Studiengruppen und Organisationen indigener Völker zählen. Die Zusammenarbeit zwischen der EU und Indonesien wurde auch durch eine Reihe regionaler Initiativen, die ganz Asien oder nur die ASEAN-Länder umfassen, ergänzt. Indonesien hat seine Teilnahme an asienweiten Programmen wie Asia Link (15 Projekte in dem Zeitraum), Asia Invest (7 Projekte), Asia Pro Eco (3 Projekte), Asia IT & C (2 Projekte) und Asia Urbs (2 Projekte) intensiviert. Indonesien beteiligt sich an den verschiedenen EU-ASEAN-Kooperationsprogrammen im wirtschaftlichen Bereich. Einige davon, insbesondere die Programme über Normen, runden die bereits umgesetzten bilateralen Maßnahmen ab. Im Lichte zukünftiger Entwicklungen auf regionaler Ebene (vor allem in Hinblick auf eine mögliche Freihandelszone zwischen ASEAN-Ländern und der EU) wird man weiterhin solche Synergieeffekte zwischen regionalen und bilateralen Programmen anstreben. 20 5.6. Bisher gemachte Erfahrungen Ein wesentliches Merkmal des Länderstrategiepapiers 2007-2013 ist der Übergang von einem projektbasierten zu einem sektorbasierten Ansatz („SWAP“), mit dem sektorbezogene Strategien der Regierung unterstützt werden und die Hilfe auf eine beschränkte Anzahl von Sektoren konzentriert wird. Die Grenzen traditioneller Projektgestaltung, die auf einem dezentralen Durchführungsmodell mit Projektmanagementeinheiten (PME) und einem staatlichen Beitrag basiert, liegen auf der Hand. Derartige Projekte werden in ihrer Vorbereitung und Durchführung immer schwerfälliger und haben keinen wesentlichen Einfluss auf politische Reformen. Ein sektorbasierter Ansatz wird die Wirkung der Unterstützung der EG und die Eigenverantwortung der indonesischen Regierung steigern. Dieser Ansatz wird auch mit anderen Gebern genau abgestimmt werden müssen. Zu diesem Zweck werden gemeinsam mit den VN oder anderen multilateralen Organisationen wie der Weltbank Durchführungsmodalitäten erwogen, um eine Beschleunigung von Vertragsabschlüssen, Mobilisierung, Auszahlung und eine größere Hebelwirkung der Hilfe durch die Zusammenführung der Unterstützung mehrerer Geber zu ermöglichen. Die zukünftige Unterstützung der EG im wirtschaftlichen Bereich sollte auf einem gezielteren, institutionalisierten Dialog mit der Regierung und dem Privatsektor beruhen, um den Fortschritt bei Handels- und Investitionsthemen genauer zu verfolgen. Eine neue, dafür offenere Regierung sowie gut organisierte europäische und indonesische Wirtschaftskreise sollten dies möglich machen. In Bezug auf die Forstwirtschaft war es mit den bisherigen Konzepte aufgrund von Problemen in der Verwaltung wie Korruption und mangelnde Kapazitäten in der Anwendung und Durchsetzung von Rechtsvorschriften nicht möglich, den illegalen Holzeinschlag und die nicht nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen einzudämmen.28 Darüber hinaus wurden über 50 Mio. € für Projekte im Bereich Forstwirtschaft und natürliche Ressourcen nicht ausgegeben. Daher wird im Einklang mit dem Umweltprofil des Landes angeregt, den Schwerpunkt auf das zugrundeliegende Problem der Staatsführung zu legen, indem Umweltaspekte effizient in alle relevanten Sektoren (z. B. Rechtsdurchsetzung) einbezogen und möglicherweise durch thematische Haushaltslinien unterstützt werden. Angesichts der vorgeschlagenen Konzentration der Unterstützung auf eine beschränkte Anzahl von Bereichen zur Maximierung der Wirkung der EU-Hilfe wird besonders darauf geachtet, dass wichtige sektorübergreifende Themen, insbesondere Umwelt, Konfliktverhütung, Menschenrechte und verantwortungsvolle Staatsführung, in alle vom Länderstrategiepapier behandelten Bereiche einbezogen werden. 6. DIE ANTWORTSTRATEGIE DER EG 28 Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Evaluierungen durchgeführt, in denen die unzureichende Wirkung der bisherigen Konzepte aufgezeigt wurde. Siehe insbesondere: Review of the EC-Indonesia Forestry Programme (ECIFP), Landell Mills/PCA consultants, Jakarta, Oktober 2004. 21 Die zentralen Ziele der Unterstützung der EG im Zeitraum 2007-2013 sind die Verringerung der Armut, die Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums durch Handel und Investitionen sowie die Förderung einer verantwortungsvollen Staatsführung und der Sicherheit durch eine bessere Rechtsdurchsetzung. Im Rahmen des Instruments für die Entwicklungszusammenarbeit wurde eine voraussichtliche Dotierung in Höhe von 494 Mio. € für Indonesien im Zeitraum 2007-2013 vorgesehen. Diese Dotierung kann durch relevante regionale und thematische Programme ergänzt werden. Die erste Priorität gilt dem Bildungswesen, indem die Arbeit auf der Entwicklung eines umfassenden Sektoransatzes (SWAP) gemeinsam mit der Regierung zur Verringerung der Armut und zur Verwirklichung des Ziels „Bildung für alle“ - Schlüsselziele aus der Millenniumserklärung und gleichzeitig Schwerpunkte der Regierung - beruhen. Die Unterstützung des Bildungswesens wird auch zu einer Verbesserung der Humanressourcen sowie zum Wirtschaftswachstum beitragen. Dieser Bereich ist demnach sowohl für die Verbesserung der sozialen Bedingungen als auch die Qualität des Wirtschaftswachstums von entscheidender Bedeutung. Daher wird vorgeschlagen, die Hilfe auf das Bildungswesen als Schwerpunktbereich zu konzentrieren, wo man mit der besten Wirkung und Reaktionsfähigkeit sowie Aufnahmekapazität rechnen kann. Bis zu 80 % der Hilfe wird an diesen Schwerpunktbereich gehen. In einem zweiten Bereich wird sich die Hilfe auf die Entwicklung des Handels und die Verbesserung des Investitionsklimas konzentrieren, um das Wirtschaftswachstum in Indonesien durch eine Zunahme des Handels und der Investitionen zu fördern und wichtige Handelsbeziehungen zur EU auszubauen. Die verschiedenen Bemühungen zur Stärkung der sozialen Dimension der Globalisierung werden dabei in vollem Umfang berücksichtigt werden.29 Der dritte Schwerpunkt der Unterstützung wird durch eine Reform des Justizsektors und den Ausbau der Kapazitäten der Gesetzesvollzugsbehörden auf eine Verbesserung der Staatsführung und mehr Sicherheit abzielen. Die spezifischen Bedürfnisse, die sich aus dem Wiederaufbau nach der TsunamiKatastrophe (und auch nach dem Erdbeben in Yogyakarta) ergeben können, insbesondere in Hinblick auf Katastrophenschutz und -management sowie die langfristige Konsolidierung des Friedensprozesses in Aceh, können sich auf dieses Strategiepapier auswirken und spezifische Anpassungen erfordern, damit angemessene Maßnahmen ergriffen werden. 6.1. Schwerpunktsektor Bildungswesen 29 Bericht der Weltkommission über die soziale Dimension der Globalisierung (WCSDG) „A Fair Globalisation. Creating Opportunities for All", 24.2.2004; Mitteilung der Kommission „Die soziale Dimension der Globalisierung – der politische Beitrag der EU zu einer gleichmäßigen Verteilung des Nutzens“, KOM(2004) 383 endgültig, 18.5.2004. 22 Die Unterstützung im Bildungswesen wird darauf abzielen, das Erreichen der MEZ 130 und 231 sowie des Ziels „Bildung für alle“ zu gewährleisten, indem Kinder aus armen und benachteiligten Familien eingeschult und durch die neunjährige Grundausbildung begleitet werden.32 Ferner wird angestrebt, das Erreichen von MEZ 833 auf Dauer zu gewährleisten, indem der Zugang zu berufsbildenden Einrichtungen und Hochschulen gefördert wird. Im Rahmen dieser Unterstützung wird es auch möglich sein, die wesentlichen Probleme, die die Krise des indonesischen Bildungssystems verursacht und zu einem Mangel an internationaler Wettbewerbsfähigkeit geführt haben, zu behandeln. Grundausbildung Die EG wird den Großteil ihrer Hilfe auf die Unterstützung eines sektorweiten Ansatzes (SWAP) für die Grundausbildung konzentrieren. In letzter Zeit wurden erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung eines Sektoransatzes erzielt. Derzeit findet ein politischer Dialog auf höchster Ebene zwischen der EG und den wichtigsten indonesischen Behörden zu diesem Thema im Rahmen des laufenden EU-Hilfsprogramms im Bildungsbereich statt. Die Entwicklung eines SWAP wird auf der Arbeit aufbauen, die seit 2001 im Bereich der Koordinierung der Geber geleistet wurde. Die EG beabsichtigt, diesbezüglich und in Hinblick auf den Aufbau und die Fortführung eines politischen Dialogs mit den betroffenen Ministerien eine führende Rolle zu spielen. Seit 2004 wurde die Koordinierung der Geber intensiviert. Eine Kerngruppe, die Arbeitsgruppe für den Bildungssektor, ist mit der Entwicklung eines Ansatzes für den Teilbereich der Grundausbildung, in dem die EG voraussichtlich der größte Geber sein wird, beschäftigt. Zu den Gebern, die bereits ihr Interesse an der Teilnahme an einem SWAP bekundet haben, zählen die NL, die neuseeländische Entwicklungshilfeorganisation NZAID, die Weltbank und die UNESCO. Eine weitere Gruppe von im Bildungssektor aktiven Gebern - darunter USAID, JICA und AusAID - ist zu einer allgemeiner gehaltenen Koordinierung und Unterstützung der Strategie der Regierung bereit. Die gesamten Finanzmittel, die jährlich von Gebern und Kreditgebern an den Bildungssektor gehen, werden auf weniger als 10 % der Staatsausgaben für Bildung geschätzt. Das globale Ziel dieser Aktivitäten, die im Einklang mit der mittelfristigen Entwicklungsstrategie 2005-2009 der neuen Regierung stehen, ist es, zur Durchsetzung einer nachhaltigen Verringerung der Armut durch einen gerechteren Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung beizutragen. Die spezifischen Ziele bestehen darin, einen Beitrag zur Regierungspolitik und -strategie bei der Verbesserung der Grundausbildung zu leisten, insbesondere in Hinblick auf (a) Verwaltungs- und Managementsysteme, (b) die Qualität insgesamt, (c) den Planungsprozess und das Verfahren zur Erstellung des Haushalts im Bildungsbereich sowie die effizientere Nutzung dieser Ressourcen und (d) die Leistung der Lehrer. Die Indikatoren für das Erreichen dieser Ziele sind: höheres Ausbildungsniveau der indonesischen Bürger 30 Beseitigung von Hunger und extremer Armut. Eine allgemeinen Grundschulbildung für alle Kinder. 32 Verstärkte Aufmerksamkeit wird Kindern aus entlegenen Gebieten, indigenen Volksgruppen oder Minderheiten sowie Kindern mit besonderen Bedürfnissen geschenkt werden. 33 In Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern sollen menschenwürdige und produktive Arbeitsplätze für Jugendliche geschaffen werden. 31 23 höhere Anzahl von Indonesiern mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe I und II höhere Anzahl von Hochschulabsolventen höhere Qualität der Ausbildung höhere Relevanz der Ausbildung für die Erfordernisse einer nachhaltigen Entwicklung wirkungsvolleres und effizienteres Management in der Erbringung von Bildungsleistungen In Bezug auf die Einbeziehung von Querschnittsthemen wird diese Strategie durch die Zusammenarbeit mit dem Bildungs- und dem Umweltministerium die ökologische Nachhaltigkeit fördern. Diese beiden Ministerien haben eine Absichtserklärung zur Aufnahme der Umwelterziehung in den Lehrplan für möglichst junge Schüler und der entsprechenden Ausbildung der Lehrer unterzeichnet. Geschlechtsbezogene Aspekte werden ebenfalls berücksichtigt werden, um den geschlechtsbezogenen Entwicklungsindex zu verbessern. Eine Reihe von Herausforderungen und Risiken sind bei der Entwicklung eines sektorumfassenden Ansatzes zu beachten: • Die Dezentralisierung bedeutet eine Herausforderung für diese Strategie, vor allem weil der Prozess der Abstimmung der neuen Aufgaben des Ministeriums auf zentraler Ebene, der Provinzen, der Bezirke/der Gemeinden, der Ebenen unterhalb der Bezirke und der Schule erst vollendet werden muss. Diese Veränderungen sind im Gange und werden vom Programm zur Stärkung der Kapazitäten im Grundbildungssektor unterstützt. • Finanzierung des Bildungssystems: Im Vergleich zu anderen Länder in der Region waren die Investitionen Indonesiens in sein Bildungssystem bisher gering. Die Regierung plant auf der Basis des Bildungsgesetzes aus dem Jahr 2003 und der mittelfristigen Entwicklungsstrategie 2005-2009 eine Erhöhung der Ausgaben für die Bildung. Ein großer Teil davon ist jedoch für laufende Ausgaben, in erster Linie Gehälter, bestimmt, so dass es wenig Spielraum für die Finanzierung eines Ausbaus des Bildungswesens gibt. • Die Reform des öffentlichen Dienstes könnte einen größeren Stolperstein darstellen, zumal auf allen Ebenen wenig Bereitschaft besteht, sich damit auseinander zu setzen. Die zentralen Herausforderungen dabei sind: das beträchtliche Ausmaß der Bürokratie, Korruption, Ineffizienz und niedrige Löhne. • Transparenz: In einem Land, das mit Korruption und schlechter Staatsführung assoziiert wird, müssen angemessene Verwaltungsmechanismen für den Staatshaushalt sowie entsprechende Rechnungsprüfungs- und Kontrollverfahren eingerichtet werden. Hochschulsektor Das wichtigste Ziel der Zusammenarbeit im Hochschulsektor in Asien besteht darin, durch die Erleichterung des Transfers von Know-how und bewährten Verfahren im Bereich der Mobilität von Studenten und Hochschullehrern die Kapazitäten der Universitäten in Drittländern in Hinblick auf internationale Kooperationen zu stärken. Die Europäische Kommission wird zur Finanzierung eines Mobilitätsprogramms zwischen europäischen Universitäten, die im Besitz einer Erasmus-Charta sind, und Universitäten in Drittstaaten beitragen. Dies ist als Ergänzung bereits bestehender Programme im Hochschulsektor gedacht und konzentriert sich auf die Mobilität von: 24 ¾ Studenten: für den Abschluss von Master-, Doktorats- und postdoktoralen Studien ¾ Hochschullehrern: zum Austausch für die Zwecke von Lehre, Forschung und praktischer Ausbildung. Die Kooperationsmaßnahmen im Hochschulsektor werden im Rahmen regionaler Programme für Asien finanziert werden. Berufliche Aus- und Weiterbildung Die Sekundarstufe II teilt sich in beruflich oder allgemein bildende Zweige, die entweder die Schüler für den Einstieg ins Berufsleben oder einen tertiären Bildungsweg vorbereiten. Es besteht ein großer Bedarf, die verfügbaren Qualifikationen mit dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt abzugleichen. Dieses Thema wurde vor kurzem von einigen privaten Unternehmen, die in Indonesien tätig sind, aufgeworfen, zumal gemäß ihren Aussagen Berufsanfänger vor dem Beginn ihrer Tätigkeit immer zusätzliche Schulungen benötigen. Dies beeinträchtigt direkt Indonesiens Wettbewerbsfähigkeit als Land und erklärt teilweise die Tatsache, weshalb Indonesien im Gegensatz zu seinen Nachbarländern in keiner Branche mit hoher Wertschöpfung, wie dem Elektronik- oder Autosektor, präsent ist. Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist hoch. Sie bilden eine der wichtigsten Zielgruppen, für die es menschenwürdige und produktive Arbeitsplätze zu schaffen gilt.34 Zu den Schlüsselmaßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen gemäß einer Reihe von nationalen Programmen zählen die Erleichterung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt, Qualität der Arbeit und Verbesserung der Qualifikationen der Arbeitnehmer durch Grundund Berufsausbildung sowie Sicherstellung der Chancengleichheit.35 In enger Abstimmung mit dem Privatsektor und anderen Gebern (vor allem Deutschland ist in diesem Bereich besonders aktiv) wird die EG das Bildungsministerium und die Provinzen bei der Festlegung einer detaillierteren Strategie und Politik zur Anhebung der Qualifikationen durch berufliche Bildung unterstützen. Kurzfristig werden sich die Maßnahmen der EG auf die Gestaltung der Politik und möglicherweise Pilotprojekte im Rahmen der Komponente „Handel und Investitionen“ beschränken. 6.2. Bereich 2: Handel und Investitionen Zur Bewältigung der Probleme im Bereich Handel und Investitionen bedarf es eines umfassenden gemeinsamen Ansatzes der verschiedenen Geber. Die EG wird sicherstellen, dass ihre Hilfe auf einem politischen Dialog und möglichen gemeinsamen Ansätzen beruht, die in Koordination mit anderen, in diesem Bereich aktiven bilateralen und multilateralen Gebern umgesetzt werden. Die EU-Hilfe wird vom nachdrücklichen Engagement der derzeitigen Regierung für ihre Reformagenda abhängen. 34 Der Begriff der „menschenwürdigen Arbeitsbedingungen“ wird von der IAO definiert. Er umfasst Beschäftigung, Sozialschutz, Grundrechte am Arbeitsplatz einschließlich grundlegender Arbeitsnormen, sozialen Dialog und Gleichstellung von Frauen und Männern. 35 Mittelfristiger Entwicklungsplan 2005-2009; Indonesischer Aktionsplan für die Beschäftigung der Jugend 2004-2007; Indonesiens dreiteiliger Aktionsplan für menschenwürdige Arbeitsbedingungen 2002-2005. 25 Die Antwortstrategie der EG sollte von der großen Bedeutung der Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen EU und Indonesien gestützt werden. Der laufende Dialog zwischen der EG und der ASEAN über Handel und Investitionen im Rahmen der TREATI-Initiative sowie die Möglichkeit einer Freihandelszone zwischen ASEAN-Ländern und der EU wird die Bedeutung der EU als wichtiger Wirtschaftspartner weiter verstärken. Das allgemeine Ziel der Hilfe in diesem Bereich wird darin bestehen, die Wirtschaftsleistung Indonesiens durch die Unterstützung einer nach außen gerichteten Strategie auf der Grundlage einer verstärkten Handels- und Investitionstätigkeit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der soziale Dimension der Globalisierung zu verbessern. Die spezifischen Ziele der Zusammenarbeit zwischen der EG und Indonesien wurden folgendermaßen festgelegt: • Unterstützung der wirtschaftlichen Reformanstrengungen Indonesiens in Hinblick auf seine Integration in das internationale Handelssystem und die Verbesserung seines Investitionsklimas. • Weitere Bekämpfung spezifischer Probleme, die die Handels- und Investitionsströme zwischen der EU und Indonesien beeinträchtigen, durch langfristige bilaterale technische Hilfe einerseits und die Institutionalisierung eines Dialogs auf hoher Ebene zwischen Regierung, Delegation der Europäischen Kommission, EuroCham und der indonesischen Handelskammer (Kadin) andererseits. • Förderung von Kontakten zwischen den Wirtschaftskreisen der EU und Indonesiens in den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Aufgrund der großen Vielfalt an verschiedenen Faktoren, die das Investitionsklima in Indonesien beeinträchtigen und der großen Vielfalt von Beteiligten (zentrale und lokale Regierung, Justiz und Gesetzgebung, Gewerkschaften, Arbeitgebervereinigungen, Unternehmensvertreter) ist es von entscheidender Bedeutung, den Privatsektor und andere Akteure der Zivilgesellschaft gleichermaßen zu involvieren. Besonders erwähnt werden sollte die Dezentralisierung und die noch unklare Festlegung der Modalitäten für die Übergabe politischer und wirtschaftlicher Kompetenzen an die Provinzen und die Bezirke. Nach einer klareren Aufteilung der Funktionen könnte es von Nutzen sein, die Möglichkeiten einer direkten Kooperation mit ausgewählte lokalen Behörden zu prüfen. Die wichtigsten Risiken und Prämissen stehen in Zusammenhang mit der ungewissen Entwicklung des Umfelds für den Welthandel. Im Fall von Indonesien betreffen diese Unsicherheiten das Ergebnis der Verhandlungsrunde der WTO in Doha, die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und die Auswirkungen der präferenziellen Handelsabkommen. Schließlich sollten die Handelsinitiativen der EG in der Region ebenfalls zur Gänze berücksichtigt werden, zumal die TREATI-Initiative durch weitere bilaterale oder regionale Konzepte, wie die vorgeschlagene Freihandelszone mit ASEAN-Ländern, ergänzt werden kann. Bei der Förderung von Handel und Investitionen werden deren Auswirkungen auf die Umwelt und den sozialen Zusammenhalt entsprechend berücksichtigt. Möglichkeiten der Unterstützung im Umweltbereich könnten Folgendes umfassen: Umweltzeichen und 26 Zertifizierungsverfahren, Verbesserung der Umweltstandards, Förderung eines nachhaltigen, zuverlässigen sowie erschwinglichen Zugangs zu Energie und deren Nutzung, Entwicklung von Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien. Im sozialen Bereich könnte sich die Kooperation auf folgende Bereiche konzentrieren: Verbesserung der Arbeitsvorschriften, Entwicklung der beruflichen Bildung, Zusammenarbeit hinsichtlich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Im Hinblick auf die Unterzeichnung eines Luftverkehrsabkommens zwischen der Gemeinschaft und Indonesien sowie die große Bedeutung des Seeverkehrs in dieser Region ist die EG bereit, in diesen Bereichen technische Unterstützung zu bieten und in der Zivilluftfahrt die Harmonisierung der Vorschriften zu forcieren. 6.3. Bereich 3: Rechtsdurchsetzung und Justiz Eine verantwortungsvolle Staatsführung und im Besonderen die Rechtsdurchsetzung und die Reform der Justiz bilden weiterhin eine der zentralen Herausforderungen in der mittelfristigen Entwicklung Indonesiens. Die mittelfristige Entwicklungsstrategie (20052009) erachtet die Bekämpfung der Korruption und Reformen für eine verantwortungsvolle Staatsführung einschließlich einer Rechts- und Justizreform als entscheidend für einen Wiederaufschwung der indonesischen Wirtschaft und als geeignetes Mittel, Anreize für die dringend benötigten ausländischen Investitionen zu schaffen. Die Verbesserung der Verwaltung im Land ist auch für die Mobilisierung inländischer Investitionsmittel von erheblicher Bedeutung. Der Kampf gegen die Korruption, grenzüberschreitende Kriminalität und Geldwäsche ist der Schlüssel für stabile Rahmenbedingungen. Auch die Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags wird die Nachhaltigkeit der Entwicklung Indonesiens erhöhen. Der vorgeschlagene Ansatz wird auf dem Dialog im Rahmen der neuen bilateralen Kooperations- und Partnerschaftsabkommen basieren, das auch eine allgemeine Verpflichtung zur Achtung der Menschenrechte sowie zum Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität einschließen wird. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in Hinblick auf verantwortungsvolle Staatsführung, Demokratie, Menschenrechte und Unterstützung der institutionellen Reformen, insbesondere im Zusammenhang mit der Kooperation und der Reform der Politik im Bereich Sicherheit und Justiz, wird die Gemeinschaft Maßnahmen durchführen, die vollständig im Einklang mit den OECD/DACGrundsätzen stehen und auch relevante Schlussfolgerungen des Europäischen Rates berücksichtigen. Das umfassende Ziel der EU-Hilfe ist die Verbesserung der Staatsführung sowie der Rechtsdurchsetzung als Schlüssel für ein reibungsloses Funktionieren des Finanzwesens, der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Vor diesem Hintergrund lassen sich die spezifischen Ziele der Zusammenarbeit zwischen der EG und Indonesien im Bereich der Rechtsdurchsetzung und Justiz folgendermaßen zusammenfassen: • Unterstützung Indonesiens bei der Bekämpfung der Korruption im Einklang mit dem nationalen Plan zur Beseitigung der Korruption als Mittel zur Ankurbelung der 27 inländischen und ausländischen Investitionen und Stützung eines langfristig nachhaltigen Wirtschaftswachstums. • Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse der Gesetzesvollzugs- und Justizbehörden bei der Unterstützung der laufenden Reformen, die unter anderem die Justiz, die Staatsanwaltschaft und die nationale Polizei betreffen, um das Entstehen von Behörden zu fördern, die der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig sind, sich zu einer besseren und effizienteren Verwaltung bekennen und die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität effizienter bekämpfen. • Abdecken der rechtlichen Bedürfnisse von Anlegern und Unternehmen durch den Ausbau der Kapazitäten der Handelsgerichte insbesondere auf regionaler Ebene. • Ausbau des rechtlichen Schutzes der Menschenrechte durch Unterstützung bei der Umsetzung des Nationalen Aktionsplanes für die Wahrung der Menschenrechte 20042009 und insbesondere durch die Ratifizierung internationaler Menschenrechtsinstrumente. Der vorgeschlagene Ansatz wird auf folgenden Prämissen beruhen: • • • makroökonomische und politische Stabilität; anhaltende politische Unterstützung und Engagement für die Reformen im Rechts- und Justizbereich sowie im Sicherheitssektor; verstärkte Zusammenarbeit mit der Regierung im Rahmen des allgemeinen politischen Dialogs und der Weltbank-Konsultativgruppe für Indonesien. Die größten Risiken dabei sind: • • • • mangelnder Fortschritt bei der Bekämpfung der Korruption im Einklang mit dem nationalen Plan zur Beseitigung der Korruption; geschwächtes Engagement bei den Reformen in den Gesetzesvollzugsbehörden; fehlende Kapazitäten der Regierung für die Durchsetzung eines besseren Schutzes der Menschenrechte; Bereitstellung der Gegenwertmittel in unzureichendem Maße oder nicht zeitgerecht. In Anbetracht der demokratischen Rahmenbedingungen in Indonesien wurde parallel und ergänzend zur Zusammenarbeit mit der Regierung die Rolle der Zivilgesellschaft als Kooperationspartner erheblich gestärkt. Diese wird daher bei der Gestaltung zukünftiger Unterstützungsprogramme, insbesondere im Bereich der Menschenrechte, entsprechend berücksichtigt werden. Indonesiens Demokratisierung wurde von der EG durch Gewährung von Wahlhilfe ebenfalls sehr gefördert. Angesichts dieser erfolgreichen Erfahrungen und der politischen Entwicklungen in Indonesien wird die EG in Erwägung ziehen, erneut eine derartige Unterstützung bei den nächsten Wahlen im Jahr 2009 zu bieten. 6.4. Sektorübergreifende Themen 28 Auf der Grundlage der in diesem LSP angeführten zentralen Probleme wird eine Reihe von sektorübergreifenden Themen vorrangig behandelt und in die Gestaltung aller Programme einbezogen. - Umwelt: Im Zuge der Unterstützung des Bildungssektors wird die Aufnahme der Umwelterziehung in den Lehrplan gefördert. Dem Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag wird im Zusammenhang mit der Unterstützung der Rechtsdurchsetzung und der Justizreform sowie in Verbindung mit der Handelsreform (insbesondere im Bereich der Zertifizierung und der Zusammenarbeit im Zollwesen) Priorität eingeräumt werden. Weitere Hilfsaktivitäten könnten die Förderung von Umweltstandards in den produzierenden Sektoren umfassen. - Verantwortungsvolle Staatsführung und Menschenrechte stellen eine weitere Priorität dar, vor allem da Probleme wie die Korruption auf allen Ebenen und in allen Sektoren angegangen werden müssen. Die Notwendigkeit der Stärkung öffentlicher und privater Einrichtungen in den betreffenden Sektoren und die Verstärkung der Transparenz, insbesondere im Bereich der öffentlichen Finanzverwaltung, wird ebenfalls die gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Des weiteren werden die Rechte der indigenen Völker (der marginalisierten Adat-Gemeinschaften und anderer isolierter Gruppen) Beachtung geschenkt. Bei der Gestaltung der verschiedenen Programme werden Kernarbeitsnormen berücksichtigt.36 - HIV/AIDS: Im Rahmen der Antwortstrategie werden die Risiken und Chancen für die Bekämpfung von HIV/AIDS und anderer Krankheiten in den vorgeschlagenen Schwerpunktsektoren geprüft werden. Dies könnte insbesondere auf den Bildungssektor zutreffen. - Soziale Dimension der Globalisierung: Die Stärkung der sozialen Dimension der Globalisierung, einschließlich auf internationaler Management- und Verwaltungsebene, sowie die Förderung der Beschäftigung und menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für alle werden bei der Definition von Hilfsprogrammen entsprechend berücksichtigt. - Die Konfliktverhütung bleibt weiterhin ein wichtiger Punkt, den es bei der Festlegung von Programmen zu berücksichtigen gilt. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Friedensprozess in Aceh und in der Frage der regionalen Autonomie in West-Papua ist die Konfliktverhütung ein Thema, das es nach wie vor zu behandeln gilt. In allen Sektoren, insbesondere im Bildungswesen, in der Rechtsdurchsetzung und in der Justiz, wird den Bedürfnissen von Gebieten, in denen gerade Konflikte stattgefunden haben, besondere Beachtung geschenkt werden. - Gleichstellung von Frauen und Männern: Bei jeder einzelnen im Länderstrategiepapier vorgesehenen Maßnahme wird die volle Beteiligung von Mann und Frau in allen Bereichen des demokratischen Lebens berücksichtigt werden. 6.5. Kohärenz mit thematischen und regionalen Programmen 36 Indonesien hat alle Kernübereinkommen der IAO im Zusammenhang mit Vereinigungsfreiheit, Tarifverhandlungen, Abschaffung von Zwangsarbeit, Diskriminierungsverbot und Abschaffung von Kinderarbeit ratifiziert. 29 Im Zusammenhang mit der Kooperation mit Indonesien und den in diesem LSP dargelegten Prioritäten sowie im Einklang mit den oben hervorgehobenen sektorübergreifenden Themen beabsichtigt die Kommission, in folgenden Bereichen thematische Maßnahmen zu setzen: • Demokratie und Menschenrechte: Die Unterstützung von verantwortungsvoller Staatsführung, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zählt zu den Prioritäten dieses LSP. Das thematische Programm könnte Maßnahmen für staatliche Behörden ergänzen, insbesondere durch Hilfe für die Zivilgesellschaft und Konfliktgebiete (wie Aceh, Papua, Molukken). • Nichtstaatliche Akteure in der Entwicklung: NRO stellen ein dynamisches Element im politischen Übergang und im sozialen Gefüge Indonesiens dar. Spezifische Hilfe für lokale Maßnahmen auf der Ebene der Gemeinden sollte gefördert werden. • Migration und Asyl: Angesichts der laufenden Verhandlungen über das neue Kooperations- und Partnerschaftsabkommen, das einen umfassenden Abschnitt über Dialog und Kooperation in der Migration enthalten wird, wird dieses Thema an Bedeutung gewinnen. Entsprechende Hilfe im Hinblick auf die Steuerung der Migration sollte in Erwägung gezogen werden, insbesondere zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung und des Menschenhandels sowie bei den Grenzkontrollsystemen. • Menschliche und soziale Entwicklung: Nachdem die soziale Entwicklung eine Priorität in diesem LSP darstellt, können flankierende Maßnahmen sowie Pilotprojekte zur Unterstützung der sozialen Reformen oder Programme erforderlich sein. • Umwelt und nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen (einschließlich Energie): Pilotprojekte, insbesondere mit NRO und örtlichen Gemeinschaften, könnten eine sinnvolle Ergänzung der Unterstützung im Rahmen des LSP darstellen. • Ernährungssicherheit: Auch wenn die Bedürfnisse in diesem Bereich voraussichtlich zurückgehen werden, könnte Hilfestellung in armen Regionen sowie Katastrophen- und Konfliktgebieten für einige Zeit notwendig sein. Diese thematischen Aktivitäten ergänzen die strategischen Ziele der Kommission im Rahmen dieses LSP und sind Teil des politischen Dialogs mit Indonesien. Die Finanzierung dafür wird zusätzlich zu den Finanzmitteln des NRP zur Verfügung gestellt werden. Außerdem kann angesichts der konfliktreichen jüngeren Vergangenheit des Landes sowie im Hinblick auf die Notwendigkeit von Unterstützung im Sicherheitssektor (z. B. Terrorismusbekämpfung), im Bereich der verantwortungsvollen Staatsführung und in der Rechtsdurchsetzung davon ausgegangen werden, dass Indonesien von den Maßnahmen profitieren wird, die im Rahmen des „Stabilitätsinstruments“ finanziert werden. Schließlich werden Indonesien auch die Aktivitäten der asienweiten Programme (z.B. Asia Invest) zugute kommen. 30