Projektbeschreibung: Adat oder Agama?

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Projektbeschreibung: Adat oder Agama?
Die Globalisierung des westlichen Konzepts der Moderne geht mit der Ausbreitung eines
spezifischen Religionsbegriffs einher. Religion und Staat sind diesem Konzept zufolge
voneinander getrennt, der religiöse Glaube private Angelegenheit jedes Einzelnen. Darüber
hinaus ist Religion in der Moderne vor allem eine monotheistische Religion, die auf einen
Schriftenkanon verweisen kann und mit einem Glaubensbekenntnis einhergeht. Die
Globalisierung dieses westlichen Konzepts einer modernen Religion in einem modernen Staat
lässt sich am Beispiel der Republik Indonesien veranschaulichen. Dort haben nur diejenigen
Religionsgemeinschaften offizielle Anerkennung gefunden, die als monotheistisch gelten und
eine offenbarte Schrift vorweisen können. Allen anderen Glaubenssystemen fällt in
Indonesien der Status des Vorreligiösen (belum agama) oder Brauchtums (adat) zu.
Die Übernahme dieses westlichen Konzepts von Religion in der Moderne setzt andere
religiöse Glaubenssysteme unter Druck und stellt lokale Ritualpraktiken in Frage. Dazu
gehören Rituale, die auf Glaubensvorstellungen aufruhen, die auf eine Zeit vor der
Ausbreitung von Islam und Christentum im indonesischen Archipel zurückgehen und im
weitesten Sinne als orthopraktisch, synkretistisch, multireligiös oder ökumenisch zu
bezeichnen wären. Es liegt auf der Hand, dass solche Ritualpraktiken weder mit dem
westlichen Konzept einer modernen Religion in einem modernen Staat noch mit einer
fundamentalistischen Auslegung von Christentum und Islam zu vereinbaren sind.
Die beiden in Indonesien angelegten Teilprojekte zielen auf folgende Fragen:
1.) Wie gelingt es lokalen Gemeinschaften in Zentralindonesien angesichts der Globalisierung
eines westlichen Konzepts von Religion, eine multireligiöse oder ökumenische Ritualpraxis
aufrecht zu erhalten? Diese Frage soll am Beispiel des Lingsar-Festivals und anderer
multireligiöser Veranstaltungen auf Lombok untersucht werden, an denen nicht nur
moslemische Sasak beteiligt sind, sondern auch Balinesen, die sich zu einer lokalen Form des
Hinduismus bekennen. Im Einzelnen soll untersucht werden, wie sich der wachsende
Modernisierungsdruck auf die Durchführung dieses Festivals auswirkt und das Verhältnis der
beteiligten Gruppen beeinflusst.
2.) Gibt es Ansätze zur Revitalisierung lokaler Varianten des Hinduismus im heutigen Bali?
Diese Frage soll im Hinblick auf die politisch lancierten, modernen Formen eines
internationalen Hinduismus untersucht werden. Wie positionieren sich lokale Varianten
gegenüber modernen Formen des Hinduismus? Welche sozialen Gruppen auf Bali und in
Indien spielen dabei eine dominierende Rolle?
Die Ergebnisse der beiden Forschungsprojekte sollen aufeinander bezogen werden, um zu
allgemeinen Aussagen über die religiöse Dynamik in Indonesien zu gelangen.
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