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Krebserkrankungen bei Kindern
und Jugendlichen – welche
Therapiemöglichkeiten gibt es?
Fast alle bösartigen Tumore und Leukämien sprechen auf eine Behandlung
mit einer Chemotherapie an. Aus diesem Grund steht, von einigen wenigen
Ausnahmen abgesehen, die Chemotherapie als Hauptbehandlungssäule
vieler Erkrankungen im Vordergrund. Zusätzliche Therapieelemente stellen
die operative Therapie sowie strahlentherapeutische Behandlungen dar.
Bei der Behandlung einer Krebserkrankung kommen heute aber zunehmend auch neuere Therapieverfahren zum Einsatz. Bei den sogenannten
»zielgerichteten Therapien« (targeted therapies) schädigen die verwendeten
Substanzen nicht wie bei einer Chemo- oder Strahlentherapie relativ willkürlich alle sich teilenden Gewebe, sondern sollen gezielt möglichst nur
die Tumorzellen angreifen. Zu diesen »zielgerichteten Therapien« gehören
beispielsweise die Antikörpertherapie oder auch der Ansatz, durch bestimmte Moleküle die Blutversorgung der meist rasch wachsenden Tumore
zu hemmen. Diese Therapien bilden zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch
lediglich bei einigen Krebserkrankungen eine Ergänzung zur herkömmlichen Therapie und können eine Chemotherapie, die Bestrahlung oder eine
Operation nicht ersetzen. Zudem sind auch diese modernen Therapien nicht
ohne Nebenwirkungen. Eine Krebstherapie ist und bleibt immer eine sehr
belastende und potenziell lebensbeeinträchtigende Behandlung.
Operative Eingriffe
Im Gegensatz zu den im ganzen Körper verteilten Krebszellen bei einer
Leukämie können die meisten soliden – d.h. an einer bestimmten Stelle
wachsenden – Tumore (z.B. Hirn- oder Knochentumore) entweder gleich
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Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
zu Beginn der Behandlung oder nach einer Vorbehandlung chirurgisch
entfernt werden. Häufig wird eine chemotherapeutische Vorbehandlung vor
der Operation durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern und dann besser
operieren zu können. In den seltensten Fällen jedoch reicht eine alleinige
chirurgische Entfernung eines bösartigen Tumors im Kindesalter aus.
Strahlentherapie
Das Ziel einer Strahlentherapie ist es, das Erbgut der Krebszellen so zu schädigen, dass die Zellen nicht mehr vermehrungsfähig sind und bestenfalls
abgetötet werden.
Normale, gesunde Zellen sind – im Gegensatz zu Krebszellen – durch
ihre geringere Teilungsrate hiergegen weniger empfindlich; darüber hinaus
haben diese Zellen ein Reparatursystem, das Strahlenschäden ganz oder
zumindest teilweise wieder reparieren kann.
Die therapeutisch eingesetzte Strahlung lässt sich mit den Strahlen einer
Röntgenuntersuchung vergleichen – nur hat die therapeutische Strahlung
eine viel höhere Energie. Sie ist aber wie Röntgenstrahlung weder sicht- noch
spürbar. Da die Strahlung meist aus mehreren Richtungen auf das Zielareal
gelenkt wird, ist es außerordentlich wichtig, dass das Kind während der
Bestrahlung, die nur wenige Minuten pro Sitzung dauert, still liegt. Daher
kann es notwendig werden, kleinere Kinder für eine solche Bestrahlung
medikamentös »ruhig zu stellen« (zu sedieren) oder auch eine kurzzeitige
Narkose zu verabreichen. Bei Tumoren im Kopfbereich müssen die Kinder in
der Regel eine Bestrahlungsmaske tragen, damit das erkrankte Areal sicher
bestrahlt werden kann.
Nebenwirkungen der Strahlentherapie
Häufige Akutsymptome einer Strahlentherapie sind:
• Hautveränderungen mit Rötungen und Juckreiz,
• Übelkeit und
• Kopfschmerzen.
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Strahlentherapie
Wird im Kopf-Hals-Bereich oder im Bereich der Wirbelsäule bestrahlt, können Entzündungen der Mundschleimhaut oder der Speiseröhre auftreten,
die schmerzlindernde Maßnahmen notwendig machen. Es kann auch zu
Hustenreiz oder Mundtrockenheit kommen. Bestrahlungen im Bauchraum
können Durchfälle, Blähungen, Entzündungen der Magenschleimhaut oder
der Harnblase verursachen.
Tipp
Bei einigen Nebenwirkungen können Sie Ihrem Kind mit Hausmitteln Linderung verschaffen. Beraten Sie sich mit dem behandelnden Arzt, welche
Methoden hier sinnvoll sind. In manchen kinderonkologischen Krankenhäusern wird man Ihnen ggf. auch begleitende Therapien vorstellen (wie z.B.
Homöopathie, Akupunktur, Aromatherapie, Anthroposophische Medizin).
Sprechen Sie sich aber bitte immer mit Ihrem behandelnden Arzt ab, bevor
Sie selbst – in bestem Glauben – zu Hausmitteln greifen, da viele vermeintlich harmlose Behandlungsmethoden, wie z.B. die zusätzliche Einnahme
pflanzlicher Medikamente oder auch Vitaminpräparate, zum Teil gefährliche
Wechselwirkungen mit der Krebstherapie haben und Tumorzellen vor der
Wirkung der eigentlichen Therapie sogar schützen können.
Mögliche verzögerte Folgen einer Strahlentherapie sind Müdigkeit und
Kopfschmerzen einige Wochen nach der Bestrahlung des Kopfes, der sogenannte »Strahlenkater«, der medikamentös gelindert werden kann.
Spätfolgen (s. hierzu auch S. 16) können Wachstumsstörungen sein, insbesondere nach Bestrahlungen im Bereich der Wirbelsäule bzw. der Arme
oder Beine. Auch gehören mögliche Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit
bei Bestrahlungen im Bereich der Geschlechtsorgane dazu. Doch auch hier
ein Hinweis zu Ihrer Beruhigung: Höhere Bestrahlungsdosen im Bereich
der Fortpflanzungsorgane sind bei Kindern nur äußerst selten notwendig.
`` Hautveränderungen
Bei der Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen treten während oder nach
einer Strahlentherapie Hautrötungen, Juckreiz oder andere Beschwerden
durch sehr trockene Haut auf, die jedoch meist nach einigen Wochen wieder
von selbst abklingen.
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Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Tipp
Wenn Ihr Kind unter den Veränderungen seiner Haut leidet, können Sie ihm
auf unterschiedliche Weise helfen:
• Achten Sie darauf, dass Ihr Kind zusätzliche Sonneneinstrahlung für die
bestrahlten Hautareale vermeidet.
• Verwenden Sie – vor allem während einer laufenden Strahlentherapie – nur Hautpflegeprodukte, die Ihnen von Ihrem Behandlungsteam
empfohlen werden.
• Ziehen Sie Ihrem Kind weiche, weite Kleidung an, damit die Haut geschont wird.
`` Übelkeit
Übelkeit und nachfolgendes Erbrechen können Ihr Kind während der Strahlentherapie sehr belasten. Hinweise, wie Sie Ihrem Kind hierbei Unterstützung oder auch Ablenkung zukommen lassen können, finden Sie im
Abschnitt zu den Nebenwirkungen der Chemotherapie (S. 12).
`` Kopfschmerzen
Kopfschmerzen können insbesondere bei einer Strahlentherapie im Kopfbereich auftreten. Oft erfordern sie eine medikamentöse Schmerzbehandlung
über einen gewissen Zeitraum.
Tipp
Was Sie bei Kopfschmerzen für Ihr Kind tun können:
• Tragen Sie Ihrem Kind kühlendes Minzöl im Bereich der Schläfen auf
(Voraussetzung ist, dass die Schläfen nicht im Bestrahlungsfeld liegen).
• Üben Sie mit Ihrem Kind die Progressive Relaxation (auch Progressive
Muskelentspannung genannt, s. S. 96). Auch imaginierte »Traumreisen«
können wirksam von den Beschwerden ablenken. Ab S. 113 finden Sie
Entspannungsgeschichten, die Sie Ihrem Kind vorlesen können. Diese
Entspannungsgeschichten enthalten Elemente aus dem Autogenen Training, der Progressiven Relaxation und der Imagination. Sie sind auf die
verschiedenen Altersstufen der Kinder genau abgestimmt.
• Die leichte Massage schmerzlindernder Druckpunkte (Akupressur, s. Abbildung auf S. 11) hilft erwiesenermaßen und bestimmt auch Ihrem Kind.
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Chemotherapie
Hegu
Handmassage 1 Die leichte Massage oder das Drücken dieses Muskelpunktes
(Hegu) zwischen Daumen und Zeigefinger hilft gegen Schmerzen, speziell auch
gegen Kopfschmerzen.
`` Schmerzen
Schmerzen, die durch die Erkrankung oder auch das notwendige ruhige Liegen auf einer unbequemen Unterlage während der Bestrahlung bedingt sind, aber auch Schmerzen beispielsweise durch die Entzündung der
Schleimhäute, bedürfen einer sorgsamen Therapie. Heutzutage steht eine
Vielzahl verträglicher Schmerzmedikamente zur Verfügung, so dass kein
Kind unnötige Schmerzen aushalten muss.
Tipp
Sie kennen Ihr Kind am besten! Helfen Sie ihm und den behandelnden Ärzten
durch Ihre Einschätzung möglicher Schmerzen und damit bei der Steuerung
einer Schmerztherapie. Die meisten Kinder sind zudem sehr gut ablenkbar.
Spielen, vorlesen oder einfach da sein und das Gefühl von Nähe vermitteln
– das alles hat spürbar schmerzlindernde Wirkung.
Chemotherapie
Chemotherapeutika wirken auf Zellen, die sich schnell teilen. Die meisten
dieser Medikamente werden über die Vene gegeben. Bei bestimmten Er-
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