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Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über die Biodiversität in den Alpen
Natur in
Hochform
© WWF-Canon / Anton VORAUER
© viernullvier
© WWF-Canon / Anton VORAUER
© ACADEMA
© WWF SUISSE
Artenvielfalt in den Alpen
2
© WWF-Canon / Anton VORAUER
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
© WWF-Canon / Edward PARKER
Biodiversität:
Ein Reichtum in Gefahr
„Wir erleben eine Zeit des massiven
dere Verantwortung. Aus diesem Grund
Aussterbens”: So lautet die Feststellung
zählt dieses Gebiet zu den vom WWF
zahlreicher ExpertInnen angesichts der
ausgewählten 200 Ökoregionen. Zu-
Anzahl Arten, die weltweit vom Ausster-
sammen mit dem französischen,
ben bedroht sind oder schon ausgerot-
italienischen, österreichischen und
tet wurden. In der Schweiz schwindet die
deutschen WWF hat der WWF Schweiz
Biodiversität weiterhin, und der Prozent-
ein gemeinsames europäisches Alpen-
satz der bedrohten Tier- und Pflanzen-
programm gestartet mit dem Ziel, die
arten liegt über dem europäischen
natürliche Biodiversität und die Schön-
Durchschnitt. Die Lage wird als alarmie-
heit des Alpenraums zu erhalten. Für
rend beurteilt. Was tun?
diese Arbeit wird der WWF unterstützt
© WWF-Canon / Helen MORF
von Partnerorganisationen wie dem
Ziel des WWF ist es, diese Entwicklung
Netzwerk Alpiner Schutzgebiete (Alparc),
zu stoppen und eine Zukunft zu gestal-
dem Internationalen Wissenschaftlichen
ten, in der die Menschen im Einklang mit
Komitee Alpenforschung (Iscar) und der
der Natur leben können. Deshalb setzt
Internationalen Alpenschutzkommission
sich der WWF weltweit für die Erhaltung
(Cipra).
© WWF-Canon / Anton VORAUER
der biologischen Vielfalt ein, für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen
Dieses Lehrmittel behandelt das Thema
Ressourcen und für die Eindämmung
der biologischen Vielfalt im Alpenraum.
von Umweltverschmutzung und schädli-
Es nimmt Sie mit auf eine Reise in die Ge-
chem Konsumverhalten.
schichte der Biodiversität und lädt Sie ein,
Konkret hat der WWF 1999 das Pro-
Ihnen, Ihre SchülerInnen für den Reich-
die alpine Umwelt zu entdecken. Es hilft
gramm Global 200 initiiert, um dem
tum der Natur zu sensibilisieren und
weltweiten Schwund der Biodiversität
ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, auf die
entgegenzuwirken. Es wurden über 200
sich stellenden Probleme zu reagieren.
© WWF-Canon / Roger LeGUEN
Ökoregionen identifiziert, die für die Erhaltung der biologischen Vielfalt als be-
Die SchülerInnen lernen, unter welchem
sonders wichtig eingestuft werden.
Druck die alpine Umwelt steht und können Lösungen erarbeiten, um den
Als höchste und grösste Bergkette
schädlichen menschlichen Einfluss zu
Westeuropas stellen die Alpen einen ex-
verringern und um diesen in Europa ein-
trem vielfältigen Lebensraum dar, der
zigartigen Lebensraum zu erhalten.
eine sehr reiche Flora und Fauna beher-
Denn nur eine nachhaltige Nutzung des
bergt. Die Schweiz und die Gruppe der
alpinen Lebensraums macht es möglich,
Alpenländer tragen gegenüber dem
ihn für die kommenden Generationen zu
Schutz dieser Reichtümer eine beson-
bewahren!
3
© WWF-Canon / Anton VORAUER
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
Inhalt
I.
Biodiversität
1.1 Biodiversität kurz erklärt
5
1.2 Geschichte der Artenvielfalt: Diversifizierung und
© WWF SUISSE
biologische Krisen
© ACADEMA
II.
© WWF-Canon / Anton VORAUER
III.
© viernullvier
IV.
8
1.3 Warum soll die Biodiversität erhalten werden?
11
Aktivität
13
Die Alpen
2.1 Die Alpen, ein Biodiversitätsreservoir
19
2.2 Die Entstehung der Alpen
19
2.3 Die Vielfalt der Lebensräume
20
2.4 Die Flora und Fauna der Alpen
22
Aktivität
29
Die Bedrohungen
3.1 Die Veränderung der land- und weidewirtschaftlichen Lebensräume
37
3.2 Die Gewässerbau-Infrastruktur
38
3.3 Der Tourismus
39
3.4 Der Verkehr
40
3.5 Der Klimawandel
41
Aktivität
42
Schutz
4.1 Internationale Ebene
47
4.2 Nationale Ebene
48
4.3 Die NGOs
50
4.4 Und was kann ich tun?
53
4.5 Zum Abschluss
54
Aktivität
55
Bibliographie
58
Dank
59
persönliche Notizen
4
5
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
I.
© WWF SUISSE
Natur in Hochform
Biodiversität
1
Art
Grundlegende Kategorie der
Taxonomie. Eine Art besteht aus
der Gesamtheit sich stark
ähnelnder Lebewesen, die durch
eine vergleichbare Morphologie
(Gestalt) und Physiologie
gekennzeichnet sind und sich
untereinander fortpflanzen
können.
1.1
Biodiversität kurz erklärt
Immer häufiger begegnet man dem
schrieben, die in einer gegebenen Re-
Begriff Biodiversität. Oft wird er in
gion leben. Doch dies greift zu kurz,
einem Atemzug mit Nachhaltigkeit ge-
denn um wirklich erfassen zu können,
nannt; diese steht im Mittelpunkt der
wie komplex und vielfältig die lebendige
Umweltpolitik auf nationaler und inter-
Welt ist, muss man zwei Ebenen be-
Population
Alle Individuen der gleichen Art,
welche zum selben Zeitpunkt im
selben Lebensraum leben und sich
untereinander fortpflanzen können.
nationaler Ebene. Doch was bedeutet
trachten. Einerseits die molekulare
der Begriff Biodiversität genau?
Ebene: Biodiversität wird hier durch die
Bio kommt vom griechischen Wort
Art, einer Population2 oder eines Indi-
3
bios, Leben. Biodiversität heisst also
viduums3 definiert: Die Gene4 bestim-
2
genetische Vielfalt innerhalb einer
biologische Vielfalt, Vielfalt des Lebens.
men den einzigartigen Charakter jedes
Doch was genau ist mit dieser Vielfalt
Individuums innerhalb einer Art. Die ge-
des Lebens gemeint? Unter Biodiver-
netische Vielfalt ist wichtig, damit sich
sität versteht man die Vielfalt der
Arten an die wechselnden Umweltbe-
verschiedenen Arten sowie ihrer ge-
dingungen anpassen können. Anderer-
genseitigen Beziehungen. Das Leben
seits spricht man, auf einer höheren
ist nicht starr und statisch, sondern
Ebene, von der Vielfalt der Ökosys-
dynamisch, in ständiger Weiterent-
teme5. Damit ist die Gesamtheit der
wicklung, und es reagiert auf äussere
Gemeinschaften6 gemeint, in denen
Einflüsse.
die Arten leben, sowie die komplexen
Die Biodiversität umfasst verschiedene
schen den Arten in und mit ihrem Le-
Organisationsstufen des Lebens.
bensraum.
4
Gen
Geordnete Sequenz auf einem
DNA-Strang
(DNA = Desoxyribonukleinsäure),
die einer spezifischen
vererbbaren Eigenschaft
(Erbanlage) entspricht. Die Gene,
die Grundeinheiten der
Erbinformation, sind in grosser
Zahl auf den Chromosomen
angeordnet.
© WWF-Canon / Helen MORF
© WWF-Canon / Martin HARVEY
Lebewesen, Individuum oder
Organismus
Einzelnes Wesen – einzellig oder
mehrzellig – das dank seiner
Organe lebt, welche voneinander
abhängig sind und die lebenswichtigen Funktionen erfüllen.
ökologischen Wechselbeziehungen zwi-
Oft wird Biodiversität auch als Arten-
Wenn man die Biodiversität messen
vielfalt1 von Tieren und Pflanzen be-
und vor allem erhalten will, muss man
6
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
den. Ein Beispiel für die Funktionsweise
die
dieses Netzwerks der Wechselbezie-
Biodiversität vollständig zu erfassen. Tat-
genügt
nicht,
um
hungen und Abhängigkeiten ist die Nah-
sächlich sind einige Arten genetisch ge-
rungskette,
sehen reicher an Diversität als andere.
Element seine Funktion hat und zum
innerhalb
derer
jedes
Es wird ihnen deshalb leichter fallen,
Gleichgewicht eines Lebensraums bei-
sich an die Umweltveränderungen an-
trägt. Jede Tier- oder Pflanzenart spielt
zupassen. Zudem hängt der Reichtum
eine wichtige Rolle, indem sie für dieje-
einer Gemeinschaft oder eines Ökosys-
nigen Lebewesen, welche sich über ihr
tems nicht nur von der Anzahl vorhan-
in der Kette befinden, Nahrung ist und
6
Gemeinschaft
Ansammlung von Populationen
verschiedener Arten, die nebeneinander im selben Ökosystem
bestehen.
© Fabien FIVAZ
© Emmanuelle et Glenn YANNIC
Biodiversität
5
Ökosystem
Bezeichnet die verschiedenen
auf der Erde vorkommenden
Lebensräume oder Gegenden:
Wüsten, Wälder, Feuchtgebiete, Seen, usw. Jedes
Ökosystem umfasst
eine Reihe von komplexen Beziehungen
zwischen den
lebenden Elementen (der Gemeinschaft)
und ihrem
physikalischen
und chemischen Umfeld
(dem Biotop:
ein Lebensraum, der
relativ beständige Lebensbedingungen
bietet), wie das
Sonnenlicht,
die Luft, die
Nährstoffe etc.
als ein „Netz des Lebens” gedacht wer-
tenvielfalt
Natur in Hochform
I.
all diese Ebenen und Parameter berücksichtigen. Denn der Begriff der Ar-
dener Arten ab, sondern auch von den
indem sie die Populationen derer, von
typischen Merkmalen dieser Arten und
denen sie sich ihrerseits ernährt, regu-
welche
liert. Wenn sich ein Teil dieses Netzes
jedem Ökosystem seine eigene Dynamik
ihren
Wechselbeziehungen,
verschlechtert, so kann unter Umstän-
verleihen. Das Leben auf der Erde kann
den die Zukunft des Lebens auf der Erde
insgesamt in Gefahr geraten.
Hätten Sies gewusst
Ein gutes Beispiel für die Schäden, welche durch die Nichtbeachtung des (natürlichen) Gleichgewichts entstehen können, lie-
?
Der messbarste Aspekt der Biodiversi-
tät ist die Artenvielfalt. Sie ist zwar, wie
nun klar ist, nicht der einzige, aber ein
fert die Einführung des Kaninchens in Australien. Mitte des 19.
wichtiger Indikator für Biodiversität. Die
Jahrhunderts aus Grossbritannien importiert, hat dieses Nagetier eine
Artenvielfalt ist nicht überall auf der Erde
echte ökologische Katastrophe verursacht. Da es keinen natürlichen
gleich hoch, und einige Gruppen sind
Feind auf dem neuen Kontinent besass, erreichte seine Population bereits
vielfältiger als andere. So sind ungefähr
sechs Jahre nach seiner Einführung 22 Millionen Tiere und breitete sich
zwei Drittel aller Landlebewesen in den
sehr schnell auf zwei Dritteln des australischen Kontinents aus. Die Kaninchen tru-
tropischen Regenwäldern beheimatet.
gen massiv zur Bodenerosion bei und gefährdeten die anderen in diesen Gegenden
Unter den besonders artenreichen
lebenden Arten. In nächster Zeit könnte auch in der Schweiz das Problem der gewollt
Gruppen tun sich die Käfer speziell her-
oder zufällig eingeschleppten Arten weiter an Bedeutung gewinnen und das Gleich-
vor: Bisher wurden über 300’000 Kä-
gewicht unserer Ökosysteme stören.
ferarten beschrieben.
7
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Je nach Quelle variiert die Angabe zur
Natur in Hochform
Biodiversität
7
Protisten
Einzellige Wesen, die entweder
dem Pflanzenreich angehören
(zum Beispiel die Algen), dem
Tierreich (zum Beispiel die
Protozoen) oder dem Reich der
Pilze (zum Beispiel die pilzförmigen Protisten).
?
schen 1,4 und 1,8 Millionen. Obwohl die
Die tropischen Käfer machen
meisten Säugetiere, Vögel, Reptilien,
einen beträchtlichen Teil der Lebens-
Amphibien und Blumenpflanzen be-
formen auf der Erde aus. Von allen bis
schrieben worden sind, ist ein grosser
heute erfassten Arten sind die Hälfte
Prozentsatz von Lebewesen immer
Insekten, zu denen wiederum ungefähr
noch unbekannt. Dazu zählen haupt-
300’000 Käferarten zählen. Auch die
sächlich Mikroorganismen (Protisten7
Bakterien sind sehr vielfältig: Norwegische Wis-
und Bakterien), aber auch Würmer,
senschaftler haben zwischen 4’000 und 5’000
Pilze, Milben und Insekten. Hier hat die
Bakterienarten in einem einzigen Gramm Boden
8
Taxonomie noch weisse Flecken. Es
entdeckt.
gibt Modelle, welche die Gesamtzahl der
Arten auf der Erde abzschätzen helfen.
Diese Modelle liefern Resultate, die von
8
Taxonomie
Wissenschaftliche Erfassung und
Einteilung der Lebewesen in
Kategorien (Familien, Gattungen,
Arten, usw.) - in sogenannte Taxa
(Singular Taxon), um sie benennen und einordnen zu können.
3 bis 100 Millionen Arten reichen.
Das „Global Biodiversity Assessment” der Vereinten Nationen schätzt die Anzahl
beschriebener Arten auf 1,75 Millionen und die Anzahl der gegenwärtig auf der
Erde lebenden Arten auf 13,6 Millionen (Tabelle 1). Jedes Jahr werden ungefähr
© WWF-Canon / Roger LeGUEN
13’000 neue Arten erfasst.
© WWF-Canon / Karin JACOBI
I.
zenarten gewaltig, sie liegt irgendwo zwi-
Hätten Sies
gewusst
Anzahl der bekannten Tier- und Pflan-
Tabelle 1: Ungefähre Anzahl Arten in den Hauptgruppen
(Unep, Global Biodiversity Assessment, 1995)
Gruppe
Anzahl beschriebener Arten
Viren
4’000
Bakterien
4’000
Pilze
72’000
Einzeller
40’000
Algen
40’000
Pflanzen
270’000
Fadenwürmer
25’000
Krustentiere
40’000
Spinnentiere
75’000
Insekten
950’000
Weichtiere
70’000
Wirbeltiere
45’000
Andere
115’000
Gesamt
1’750’000
Anzahl geschätzter Arten
400’000
1’000’000
1’500’000
200’000
400’000
320’000
400’000
150’000
750’000
8’000’000
200’000
50’000
250’000
13’620’000
8
1.2
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
Geschichte der Artenvielfalt: Diversifizierung und biologische Krisen
Um besser zu verstehen, wie sich
Millionen verschiedene Formen ange-
solch eine Vielfalt entfalten konnte,
nommen. Wie ist diese ungeheure Viel-
werfen wir einen Blick zurück, bis zum
falt entstanden?
Anfang des Lebens auf der Erde.
I.
Biodiversität
9
Ma
Masseinheit, die bezeichnet, vor
wie vielen Millionen Jahren vor
heute ein Ereignis stattfand. Sie
ist ein Akronym von Mega annus.
Man begegnet auch der
Abkürzung „mya” (million years
ago), die aber immer seltener
verwendet wird.
10
Prokaryoten
Die Bezeichnung Prokaryoten
bezieht sich auf eine spezielle
Zellstruktur, die weder Kern noch
Organell (Mitochondrien, ...)
vorweist. Es handelt sich um
Bakterien. Im Gegensatz dazu
steht der Ausdruck Eukaryoten,
welcher die Protisten, die Tiere,
die Pflanzen und die Pilze
zusammenfasst.
11
Evolution
Schrittweise Veränderung (von
Generation zu Generation) einer
lebenden Art, die zur Entstehung
einer neuen Art führt. Diese
Verwandlung vollzieht sich durch
leichte Veränderungen in den
Genen, welche an die folgenden
Generationen weitergegeben
werden. Das ermöglicht den
Arten, sich besser an die
wechselnden Umweltbedingungen
anzupassen. Dank dieser
Anpassungsfähigkeit können die
Arten trotz Veränderungen in
ihrem Lebensraum weiter
bestehen.
Biodiversität
Anzahl
Familien
Präkambrium
Kambrium
Der heutige Reichtum ist das Ergebnis
Die Erde entstand vor etwa 4,6 Milli-
der Evolution11 über eine Zeitspanne von
arden Jahren durch die Verdichtung
mehr als 3,5 Milliarden Jahre hinweg.
von Gasen und Staub aus dem Weltall.
Die Geschichte des Werdens und Verge-
Während dem ersten geologischen
hens der Arten verläuft nicht ruhig und
vor
gleichmässig, sondern wurde geprägt
4’600 bis 542 Ma9) kühlte sich die
durch Episoden grosser Diversifizierun-
Zeitalter
(das
Präkambrium:
Erde ab, und die Ozeane und Kontinente
gen und solcher des Massenausster-
bildeten sich. Leben taucht bereits zu
bens12 (die fünf grossen biologischen
diesen Zeiten auf, wie es die ältesten,
Krisen). Ganz wie Geburt und Tod zum
auf 3,5 Milliarden Jahre datierten Fos-
Kreislauf des Lebens gehören, sind auch
silien bezeugen: Sie weisen darauf hin,
das Auftreten und das Aussterben ge-
dass einzellige Wesen, die Prokaryo-
wisser Arten Teil des Evolutionsprozesses.
10
ten , in den Ozeanen lebten. Nach
Dennoch bleiben diese Massenausster-
und nach entwickelten sich dann kom-
ben, während derer sehr viele Arten in
plexere, aus mehreren Zellen beste-
sehr kurzer Zeit verschwunden sind, aus-
hende Lebewesen, wie zum Beispiel die
sergewöhnliche Ereignisse.
Blaualgen, welche als erste Lebewesen
Sauerstoff produzierten. Dies verän-
Zu Beginn des Kambriums (542 bis
derte die Zusammensetzung der At-
490 Ma), dem zweiten geologischen
mosphäre der Erde grundlegend und
Zeitalter, fand eine förmliche Explosion
ermöglichte immer komplexerer Le-
von Lebensformen statt – Vorläufer der
bensformen. So hat sich das Leben
Seesterne, Weichtiere und Quallen
vom Zeitpunkt seiner ersten Erschei-
tauchten auf. Die ersten Wirbeltiere er-
nung an immer weiterentwickelt und
schienen in Form von aalartigen Fi-
Erstes
Zweites
Massenaussterben
M.
Eroberung
Eroberung
des
der
Landes
Lüfte
Ordovizium
Silur und Devon
Karbon
Drittes
M.
Perm
Viertes
M.
Trias
Jurazeit
Kreidezeit
900
600
300
0
--4600
Millionen
Jahre
--550
--500
-- 450
--400
-- 350
-- 300
-- 250
-- 200
-- 150
-- 100
9
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
I.
?
Während der darauf folgenden Peri-
oden (Silur: 440 – 416 Ma und Devon:
Hätten
Sies
gewusst
flügellosen Insekten auf sowie Amphi-
Auf 2’400 m Höhe, im
bien und die ersten Landpflanzen, die
416 – 360 Ma) setzte wieder eine Di-
versifizierung ein. Es tauchten die ersten
Vallon du Vieux-Emosson
Farne. Nach den Ozeanen hatte das
Biodiversität
im Wallis, kann man
Leben nun auch das Land erobert.
12
mehr als 600 fossile Di-
Doch ein erneutes Massenaussterben
nosaurierspuren sehen. Dinosaurier
ereignete sich. Mehr als 70% der Arten
auf 2’400 m – heisst das etwa, dass
verschwanden, hauptsächlich diejenigen
Massenaussterben
Biologische Krise, die dadurch gekennzeichnet ist, dass eine
grosse Anzahl von Arten auf
einer weiten Fläche und in relativ
kurzer Zeit aussterben.
13
Trilobiten
Gruppe von Gliederfüssern, die im
Meer lebten und nur während des
ersten Zeitalters (540 – 245 Ma)
vorkamen. Dank dem Vorhandensein zahlreicher Fossilien konnten
zwischen 10’000 und 15’000
Arten beschrieben werden.
Ihr Körper war durch einen Panzer
geschützt und der Länge nach in
drei Lappen, sowie in drei Teile von
vorne nach hinten, gegliedert: der
Kopf, der Thorax (Körperbereich)
und das Pygidium (Schwanzschild).
Sie besassen Facettenaugen, die
komplexer und viel wirkungsvoller
waren als die der modernen
Krustentiere. Die heutigen
Gliederfüsser umfassen die
Krustentiere, die Spinnen und die
Insekten.
Fünftes
M. (Dinosaurier
verschwinden)
Sechstes
M.
es
in den warmen Gewässern.
Bergbewohner/Bergler
Diese Krise ist vermut-
unter ihnen gab? Nicht
lich
unbedingt, denn die
Abdrücke
ebenfalls
eine
sind
auf
Abkühlung
über 230 Millio-
des Klimas zu-
nen Jahre alt,
rückzuführen.
wohingegen die
Dennoch ging
Alpen viel jün-
das Leben wei-
ger sind (unge-
ter
und
er-
oberte die Lüfte
fähr 80 Millio-
in Form der ers-
nen Jahre). Falls
ten geflügelten In-
die Dinosaurier tat-
sekten während des
sächlich die Gegend
Karbons (360 – 300
bewohnten, in der sich
heute die Alpen erheben, müssen
Ma). Tausendfüssler besiedel-
wir uns die Landschaft sehr von der
ten die Nadelbaumwälder und Haie be-
heutigen verschieden vorstellen: Da-
herrschten die Meere. Die Ausbreitung
mals gehörte unsere Region zu
der Reptilien begann einige Millionen
einem weiten, von einer mehr oder
Jahre später, im Verlaufe des Perm
weniger grossen Wasserfläche über-
(300 – 250 Ma).
deckten Gebiet. Die Platte, auf der
Danach ereignete sich das dritte mas-
man heute die Abdrücke sehen
sive Aussterben – das wichtigste der
kann, war damals ein Sandstrand,
Geschichte, während dem mehr als
auf dem hauptsächlich pflanzen-
90% der Arten verschwanden. Die
fressende Reptilien unterwegs waren.
Gründe dafür sind noch weitgehend un-
Die Dinosaurier gingen also nicht in
bekannt: Die wichtigsten Hypothesen
die Berge, sondern zum Strand!
gehen von einem Klimawechsel, von Vulkanausbrüchen oder vom Treibhausef-
Tertiär
-- 50
Quartär
-- 2
20.
Jahrhundert
fekt aus. Die überlebenden Arten,
schen, den heutigen Neunaugen (Lam-
hauptsächlich Reptilien, nutzten den frei
preten) ähnlich.
gewordenen Raum, um sich während
Im Verlaufe des Ordoviziums (490 –
der Trias (250 – 200 Ma), dem Zeit-
440 Ma) diversifizierte sich das Leben
alter der ersten Dinosaurier und Säuge-
in den Ozeanen weiter. Am Ende dieser
tiere, weiterzuentwickeln. Es folgte die
Periode ereignete sich das erste Mas-
vierte grosse Krise, welche den grossen
senaussterben. Ursache dafür war
Reptilien, wie den Dinosauriern, die Bahn
vermutlich eine Eiszeit, welche ein Ab-
frei räumte für ihre Eroberung des Fest-
sinken des Meeresspiegels mit sich ge-
landes in der Jurazeit (200 – 145 Ma).
zogen
Arten
Die Dinosaurier lebten sowohl auf dem
verschwanden, darunter die ganze
Land als auch im Wasser und in der
Gruppe der Trilobiten13.
Luft. Im Verlaufe des nächsten Ab-
hatte.
85%
der
10
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
Biodiversität
der Zeit nicht konstant blieb. Sie stieg
auch nicht schrittweise an, sondern er-
pflanzen und Vögel auf der Bildfläche.
lebte Perioden der Entfaltung, gefolgt
Zu dieser Zeit wurde die Welt von den
von Krisen, in denen die Artenvielfalt
Dinosauriern dominiert, doch ihre Herr-
immer wieder Tiefstände erreichte. Es
schaft fand mit der fünften biologischen
ist der Evolution, dem Anpassungsver-
Krise ein Ende. Zurückzuführen ist diese
mögen der Arten zu verdanken, dass
entweder auf einen Meteoritenein-
sich die Artenvielfalt immer wieder von
?
Hätten
Sies
gewusst
schlag, der Tonnen von Materie in die
diesen grossen Krisen erholen konnte.
Atmosphäre schleuderte und sie da-
Es stellt sich die Frage, warum der
durch verdunkelte, oder auf Lavaflüsse,
heute zu beobachtende Artenrückgang
welche einen Klimawechsel verursach-
alarmierend ist. Die Antwort liefert die
Wenn wir die gesamte
ten, oder auch auf die Wirkung beider
Aussterbensrate: Sie liegt 1’000 bis
Geschichte des Lebens
Phänomene zusammen. Ungefähr 50%
auf die Zeitspanne eines
aller Arten verschwanden, hauptsäch-
Jahres verteilt erzählen
lich die grossen Reptilien. Ihr Ausster-
müssten, dann hätte sie sich so zuge-
ben hinterliess eine Leere, welche
tragen: Die Erde entstand am 1. Ja-
während des Tertiärs (65 – 1,8 Ma) die
?
Hätten
Sies
gewusst
Lebensformen
Ausbreitung der Blumenpflanzen, Vögel
Wissenschaftliche Mo-
erschienen im April und die ersten
und Säugetiere sowie das Auftreten der
delle
nuar;
die
ersten
prognostizieren,
Landpflanzen im November. Gegen
Menschenartigen begünstigte.
dass 20% der gegen-
Mitte Dezember traten die Dinosaurier
Es folgte jenes Zeitalter, in dem wir
wärtigen
zu Tage, um an Weihnachten wieder zu
gewärtig leben, das Quartär (1,8 Ma
2025 verschwunden sein werden.
verschwinden. Der Mensch taucht erst
– heute). In diesem Zeitalter haben
Bis 2050 könnte dieser Verlust an
am 31. Dezember um 23 Uhr 25 auf.
die Eiszeiten einen wichtigen Einfluss
Biodiversität sogar 50% erreichen,
auf die Lebensformen ausgeübt: Die
wenn wir unseren Lebensstil und die
Arten
bis
gut an die Kälte angepassten Arten wie
Art und Weise, wie wir mit den na-
das Mammut gediehen zu dieser Zeit.
türlichen Ressourcen umgehen, nicht
Die Vorfahren des modernen Menschen
ändern.
erschienen und nach langer Weiterentwicklung ging der Vorhang auf für den
10’000 Mal höher als die natürlicher-
Homo sapiens sapiens. Er wird, wie es
weise zu erwartende Aussterbensrate.
einige nennen, für die sechste biologische
Krise verantwortlich sein – für diejenige,
die sich gegenwärtig anbahnt.
Die Arten verschwinden in noch nie
dagewesenem Tempo! Der Mensch ist
© WWF-Canon / Homo ambiens / R. ISOTTI - A.CAMBONE
im Begriff, seine Umwelt zu verändern –
Der Blick auf die Erdgeschichte zeigt,
eine Umwelt, zu der er gehört und die
dass die Anzahl der Arten im Verlauf
er braucht.
© WWF-Canon / Edward PARKER
I.
schnittes, der Kreidezeit (145 – 65 Ma),
erschienen zum ersten Mal Blumen-
11
1.3
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Warum soll die Biodiversität
erhalten werden?
Warum ist die Biodiversität wichtig?
diverisität?
1997 schlossen sich Wirtschafts-
Für die Erhaltung einer reichen Biodi-
um den Preis der Biodiversität und
versität sprechen zahlreiche Argumente
der Leistungen der Ökosysteme zu
ethischer, ästhetischer, philosophi-
bestimmen. Der Wert der Ökosys-
che Biodiversität einsetzen? Was
Biodiversität
experten und Ökologen zusammen,
scher, wissenschaftlicher und sogar
temleistungen wurde im Schnitt auf 33’000
wirtschaftlicher Natur.
Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt, wohingegen das damalige weltweite Bruttoinland-
Biodiversität bemisst sich nicht nur in
produkt sich auf 18’000 Milliarden Dollar
der Anzahl der Arten, wichtig sind
belief.
auch die Vielfalt der Ökosysteme und
alle in den Ökosystemen enthaltenen
14
Photosynthese
Die Pflanzen produzieren ihre
eigene Nahrung durch
Photosynthese. Sie benützen das
Sonnenlicht als Energie, um
Kohlendioxid (in der Luft
enthalten) und Wasser (durch die
Wurzeln geliefert) in Zucker
umzuwandeln. Ein wichtiges
Nebenprodukt dieser Reaktion ist
Sauerstoff, welcher in die
Atmosphäre ausgestossen wird
und für den Grossteil der Arten
lebensnotwendig ist.
© Guillaume EVANNO
© Arno MOHL/WWF Austria
I.
?
bringt uns Menschen eine reiche Bio-
Hätten
Sies
gewusst
Warum müssen wir uns für eine rei-
Natur in Hochform
Abläufe und Beziehungen. Eine reiche Biodiversität ist für uns Menschen in dreifacher Hinsicht wichtig: Durch das, was die Ökosysteme als Ganzes leisten, durch
ihre natürlichen Ressourcen, und nicht zuletzt durch den reichen gesellschaftlichen
Nutzen, den sie uns bieten.
Reiche und funktionierende Ökosysteme sind wichtig für
–
die Regulierung des Gewässersystems und eine gute Trinkwasserqualität.
Wälder und Feuchtgebiete filtern das Wasser und machen es trinkbar.
–
die Erhaltung der Nahrungskreisläufe. Ein Baum zum Beispiel kann einer
Menge verschiedener Arten Nahrung spenden: Insekten, Vögeln, Pilzen etc.
–
die Bestäubung der Pflanzen vorwiegend durch Insekten, Vögel und in den
Tropen durch Fledermäuse;
–
die Regulierung des Klimas und die Sauerstoffproduktion. Die Pflanzen absorbieren einen Teil des Kohlendioxids aus der Atmosphäre und führen ihr
über die Photosynthese14 Sauerstoff zu.
–
das Recycling der organischen Abfälle und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
durch zahlreiche Lebewesen wie Regenwürmer und Bakterien.
–
Kontrolle der Krankheiten.
–
und vieles mehr.
12
Natur in Hochform
I.
Biodiversität
Wir sind auf zahlreiche Ressourcen
Schliesslich ziehen wir aus einer rei-
angewiesen, welche uns die Ökosys-
chen Biodiversität auch einen gesell-
teme liefern: Nahrung, Medikamente,
schaftlichen Nutzen, einen nicht-
Baumaterialien, Fasern für Textilien,
materiellen Gewinn. Wer schätzt es
Heizstoffe etc. Dazu kommen die zu-
nicht, im Wald zu spazieren oder zu
künftigen Ressourcen, welche uns noch
joggen, in den Bergen zu wandern,
unbekannte Arten liefern könnten. Mehr
neue Landschaften zu entdecken? Die
als 300’000 Pflanzenarten sind bisher
Natur, die Pflanzen und die Tiere haben
beschrieben worden, aber nur 5’000
auch in unserer Kultur einen sehr wich-
davon wurden zum Beispiel für medizi-
tigen Platz, zum Beispiel in unseren
nische Zwecke erforscht. Unter den
Märchen und Legenden.
unerforschten Arten verstecken sich
vielleicht Heilmittel gegen heute noch
Je artenreicher die Ökosysteme sind,
unheilbare Krankheiten.
desto besser können sie auf wechselnde
Umweltbedingungen und menschliche
Einflüsse reagieren. Deshalb ist es
wichtig, die biologische Vielfalt der uns
umgebenden Ökosysteme zu erhalten,
damit wir weiterhin von ihnen profitieren können.
© Fabien FIVAZ
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
AKTIVITÄT
13
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
I GRUPPENARBEIT
Ziel
Die verschiedenen Ebenen der Biodiversität (genetische Vielfalt, Artenvielfalt
und Vielfalt der Ökosysteme) verstehen.
Natur in Hochform
Material
Arbeitsblätter 1A und 1B (Kopiervorlagen auf den Seiten 15 und 16).
Ablauf
I.
Biodiversität
Den SchülerInnen werden die verschiedenen Definitionen (Arbeitsblatt 1A) näher
gebracht. Danach beantworten sie die entsprechenden Fragen. Hierzu dienen
die Tafeln „Weiher” und „Wald” (Arbeitsblatt 1B) als Arbeitsgrundlage.
Zum Abschluss der Gruppenarbeit findet eine Diskussionsrunde statt. Diskutiert werden folgende Fragen:
–
Ist, genetisch gesehen, jede(r) SchülerIn ein einzigartiges Individuum oder
nicht?
–
Auch der Mensch ist eine Art (Rassen existieren nicht, wir sind alle Homo
sapiens). Gibt es andere lebende Arten im Klassenzimmer?
–
Wie kann man das „Ökosystem” der Klasse definieren? (Lebensraum = Gebäude, Luft, Einrichtung; Gemeinschaft = Kinder, Lehrperson sowie alle
anderen, im Klassenzimmer lebenden Arten).
II EXPERIMENT
Ziel
Die Artenvielfalt eines Weihers (oder eines Flusses) mit blossem Auge und unter
der Lupe beobachten. Die SchülerInnen entdecken die Bedeutung der Biodiversität, indem sie Lebewesen beobachten, die sie bereits gut kennen (Wirbeltiere,
Insekten, Pflanzen), und solche, deren Vorhandensein einem oft nicht bewusst
ist, da sie von blossem Auge nicht zu sehen sind (einzelliege Algen, Einzeller).
Material
Behälter,
Käscher,
Mikroskop,
Schreib- und Zeichnungsmaterial, Naturführer mit Bildern.
Ablauf
Besichtigen Sie einen Weiher in der
Nähe Ihrer Schule. Als erstes zeichnen die SchülerInnen den Teich und
seine Umgebung und beschreiben
den Lebensraum, in dem sie sich aufhalten. Anschliessend beobachten sie
die Tiere, die sich dort befinden (Amphibien, Wasserkäfer, Libellen etc.),
und listen diese schriftlich auf. Zum
Schluss wird ein Tropfen Wasser aus
dem Teich unter dem Mikroskop untersucht, um die gesamte in einem
Wassertropfen enthaltene Biodiversität zu beobachten.
AKTIVITÄT
14
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
III AKTIVITÄT
Ziel
Besichtigung des Vallon du Vieux-Emosson im Wallis, um die Dinosaurierspuren zu beobachten und das heutige, alpine Umfeld näher kennen zu
Natur in Hochform
lernen. Die Gegend weist die grössten Vorkommen dieser Art in Europa auf.
Anreise
Emosson ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Für weitere In-
I.
Biodiversität
formationen bezüglich der Gegend und der Anreise, schauen Sie auf der Website des Fremdenverkehrsbüros von Finhaut nach: www.finhaut.ch/francais/
dinosaures.html [nur französisch].
Weitere Möglichkeiten, Dinosaurierspuren und -fossilien zu entdecken:
– Moutier, Montbautier und La Heutte (www.jurabernois.ch/d/decouvertes/?sub=46).
– Courtedoux im Jura (Besuch nur mit Reservation; [email protected]).
– Schweizer Nationalpark, GR (www.nationalpark.ch: Besucherinformation > Wandern > Wanderrouten >
Route 8: Murtersattel; www.nationalpark.ch/download/dwn/D_Saurier.pdf).
– Sauriermuseum Frick, AG (www.sauriermuseum-frick.ch) und Sauriermuseum Aathal, ZH
(www.sauriermuseum.ch); Fossilienmuseum Meride, TI (www.lugano-tourism.ch/framework/
DesktopDefault.aspx?menu_id=871).
IV GRUPPENARBEIT
Ziel
Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Arten in einer Nahrungskette
verstehen und sich der Komplexität der Wechselbeziehungen innerhalb eines
Ökosystems bewusst werden.
Material
Arbeitsblatt 2; Kopiervorlage auf Seite 17.
Graphik der Nahrungskette des Luchses
Ablauf
Die SchülerInnen vervollständigen die Zeichnung durch Pfeile, die „wird gefressen von” bedeuten. Mehrere Pfeile können auf denselben Ort oder von ihm
weg zeigen, falls das betroffene Lebewesen verschiedene natürliche Feinde hat
oder auf unterschiedliche Beute aus ist. Sobald die Gruppenarbeit beendet ist,
korrigieren alle zusammen die Zeichnung und besprechen den Platz jedes dieser Elemente in der Nahrungskette. Ist jede Art unentbehrlich oder könnte sie
durch eine andere ersetzt werden?
Lösung für Lehrpersonen
Die Ernährung der Luchse besteht zu 88% aus kleinen Huftieren (Rehe, Gämsen);
sie fressen auch Füchse (zu 4,3%) und anderes (doch zu einem geringeren Teil).
Rehe fressen hauptsächlich Triebe und Blätter von Bäumen, Dornenzweige, Himbeerbüsche, Efeu, Haselnusssträucher und an zweiter Stelle krautige Pflanzen.
Auch Pilze, Eicheln, Bucheckern und angebaute Pflanzen werden von ihnen verzehrt.
Gämsen fressen krautige Wiesenpflanzen oder, im Winter, Blätter und Triebe
von grossen und kleinen Bäumen, Nadeln, Moos, Flechten, Rinden etc.
Bei den Füchsen stehen Nagetiere, Hasen, Vögel, Insekten (vor allem Käfer),
Eier, Regenwürmer und sogar Igel auf dem Speiseplan. Im Sommer und im Herbst
fressen sie Fallobst (Äpfel, Pflaumen, usw.) und Beeren (vor allem Brombeeren).
Alle Elemente, die farbig und gefettet sind, figurieren auf dem Arbeitsblatt.
T
AKTIVITÄT
15
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Arbeitsblatt 1A
I GRUPPENARBEIT
Lies die unten stehenden Definitionen aufmerksam
durch und versuche sie zu verstehen:
Natur in Hochform
I.
Biodiversität
Gen
im Jura leben, gehören derselben
Alle Lebewesen bestehen aus winzig
Art an und gleichen sich, obwohl sie
kleinen Teilen, welche man Zellen
in unterschiedlichen Gebieten leben.
nennt. Die Gene sind noch kleiner und
Hingegen gleicht die Gämse aus
befinden sich in den Zellen. Die Gene
dem Alpengebiet dem Steinbock
sind dazu da, dich bis in die kleinsten
nicht, obwohl sie beide in den Alpen
Details zu definieren (deine Augen- und
leben.
Haarfarbe, deine Grösse usw.). Wir
besitzen alle verschiedene Gene, was
Gemeinschaft
uns zu einzigartigen Wesen macht –
Sie umfasst die Individuen aller Arten,
ausser den eineiigen Zwillingen: Sie
die an einem Ort leben und Beziehun-
haben die exakt gleichen Gene.
gen untereinander haben. Beispiel:
eine Pflanze, eine Gämse und ein
Individuum
Luchs, die im gleichen Tal leben. Die
Jedes lebende Wesen ist ein Indivi-
Gämse kann die Pflanze fressen und
duum.
der Luchs wiederum die Gämse.
Art
Ökosystem
Individuen, die sich untereinander
Dazu gehören alle Lebewesen, die in
fortpflanzen können, gehören zur
einem bestimmten Gebiet leben,
selben Art. Die Individuen derselben
sowie deren Lebensraum (Wasser,
Arten gleichen einander. Beispiel:
Fels, Erde, Luft). Beispiele: ein Wei-
Die Gämsen, die in den Alpen oder
her oder ein Wald.
Beantworte anhand der Definitionen und der Zeichnungen vom Wald
und vom Weiher die folgenden Fragen:
Frage 1
Nenne die verschiedenen Tiergruppen (Säugetiere, Insekten, Vögel), Pflanzen sowie weitere Gruppen (z.B.
Pilze), die man im Wald und im Weiher vorfindet. Versuche, die verschiedenen Arten wiederzuerkennen.
Frage 2
Die drei vierbeinigen, gehörnten Tiere, die im Wald leben, sind völlig identische Individuen. Richtig oder
falsch? Warum?
Frage 3
Setzt sich eine Gemeinschaft aus Individuen einer einzigen Art oder mehrer Arten zusammen?
Frage 4
Welche Teile des Waldes und des Weihers sind nicht lebendig?
Frage 5
Du hast soeben zwei verschiedene Ökosysteme gesehen: einen Wald und einen Weiher. Kannst du weitere
Ökosysteme nennen, die es bei dir in der Nähe gibt? Oder welche, die du vielleicht in deinen Ferien gesehen hast? Welche Tiere hast du dort gesehen? Welche Tiere könnten dort leben?
16
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
I.
Biodiversität
AKTIVITÄT
Arbeitsblatt 1B
I GRUPPENARBEIT
T
17
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
I.
Biodiversität
AKTIVITÄT
Arbeitsblatt 2
IV GRUPPENARBEIT
58
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Bibliographie
Fachliteratur
Natur in Hochform
–
„Biodiversität in der Schweiz : Zustand, Erhaltung, Perspektiven”.
Baur, B. et al. - Haupt Verlag, Bern 2004.
–
„Tiere der Alpen”.
Gilliéron, J./Morerod, C. - Schweizer Alpenclub SAC, 2005.
Internet-Seiten
Seiten des WWF
www.wwf.ch/schule
–
Landolt, E./Aeschimann, D. - Schweizer Alpenclub SAC, 2005.
–
Seite eines internationalen WWFSchulprojekt über die Biodiversität in
den Alpen. Mit vielen Arbeitsblättern
und Aktivitätsvorschlägen für die
Schule.
Lehrmittel
Lehrmittel des WWF
–
Weitere Lehrmittel
–
www.wwf.ch/de/
Tipps_fuer_den_alltag/
index.cfm
Die Seite des WWF Schweiz für die
Jugendlichen.
www.pandaclub.ch
Die Seite des WWF Schweiz für die
Kinder.
Eidg. Forschungsanstalt WSL (Hrsg.) Birmensdorf 2001.
Einsatz: Mittel- und Oberstufe.
–
–
„Arbeitsblätter zur Sonderausstellung”. Natürlich vernetzt
Kostenloser Download unter www.biodiversitaet.ch.
–
„Lebensräume von Pflanzen und Tiere erforschen”. Feldbuch NaturSpur
Schulverlag blmn AG, Bern 2005.
www.alpinestudies.ch/iscar
Internationales Wissenschaftliches
Komitee Alpenforschung.
„Pflanzen - Tiere - Menschen”. NaturWert
Reihe Natur-Mensch-Mitwelt. Schulverlag blmv, Bern 2007.
–
Das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete.
„Infodienst Wildbiologie & Oekologie”.
Pachlatko, T. Bartgeier. Zürich 1997.
Weitere Seiten
www.alparc.org
„Lernwerkstatt Zottelpelz, Pinselohr und Goldauge : Eine Lernwerkstatt
zur Wiedereinwanderung von Bär, Luchs und Wolf”.
Umwelt-Tips für den Alltag.
www.pandaction.ch
„Die Alpen”. Ein Lehrmittel des WWF zur nachhaltigen Nutzung einer
zentralen Randregion Europas. Zürich 2001.
www.wwf.ch
Die Seite des WWF Schweiz :
Wissenswertes über die Alpen und
weitere Umweltthemen.
„Alpen: sehen - kennen - verstehen”.
Wüthrich, F./Meyer J./Lüthi M. Lebenswelt - Sauerländer, Aarau 2001.
Die Seite des WWF Schweiz für die
Schulen.
www.kids-for-the-alps.net
„Unsere Alpenflora”.
–
„Spurensuche in den Alpen”.
Moroli, M. - Bertelsmann, München 2001.
www.biodiversity.ch
Forum Biodiversität Schweiz.
www.biodiversitymonitoring.ch
„Biodiversitäts-Monitoring Schweiz”
(Projekt des Bundes).
www.cipra.org
Die internationale
Alpenschutzkonvention.
Andere Publikationen
Publikationen des WWF
–
„Smaragd”.
–
„Alpen im Überblick - Natura 2000 und Smaragd”.
WWF Schweiz. Zürich 2004.
www.alpenkonvention.org
Die Alpenkonvention.
www.countdown2010.net
Das Projekts „Countdown 2010”
(englisch).
WWF Schweiz. Zürich 2005.
–
www.iucnredlist.org
„Die Alpen : Das einzigartige Naturerbe”.
WWF Deutschland, Frankfurt/Main, 2004.
Die roten Listen der UICN (englisch).
www.uicn.ch
Weitere Publikationen
Das schweizerische UICN-Komitee.
–
www.kora.ch
Forum Biodiversität Schweiz (Periodikum). Bern 2001.
Programm-Seite von KORA,
eine Programm zum RaubtierManagement in der Schweiz.
www.bafu.admin.ch
Seite des Bundesamtes für Umwelt.
Wissenswertes über Themen wie
Biodiversität, Fauna, Flora,
Rote Listen.
www.pronatura.ch
Empfehlenswert sind die Rubriken
„Naturschutz” und „Umweltbildung”.
„HOTSPOT n°4 : Biodiversität in den Berggebieten”.
Kostenloser Download unter www.biodiversity.ch.
–
„Zustand der Biodiversität in der Schweiz”.
Koordinationsstelle Biodiversitätsmonitoring Schweiz. BAFU, 2006.
59
© WWF-Canon / Anton VORAUER
Ein Lehrmittel des
WWF Schweiz über
die Biodiversität in
den Alpen
Natur in Hochform
Dank
Unser Dank gilt in erster Linie der
, die das WWF-Pandamobil seit 2001 unterstützt.
Dieses Lehrmittel, das für die Pandamobil-Tournee 2008/09 erarbeitet wurde, erscheint auch in romanischer
Sprache. Möglich wurde dies dank der Unterstützung der Stiftungen „Legat Anton Cadonau“ und „Frau Betty und
Dr. Rudolf Gasser Stiftung“.
Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle auch unseren KollegInnen Katia Weibel, Michael von Ledebur, Deborah
Demeter, Andrea Brusa und Anita Mazzetta, die für die Gegenlesung und Bearbeitung der deutschen, italienischen
und romanischen Ausgaben besorgt waren.
Schliesslich wollen wir allen Personen danken, die in irgendeiner Weise zur Entstehung dieses Lehrmittels beigetragen haben.
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1. Auflage 2008
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© WWF Suisse 2008
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© Arno MOHL/WWF Austria
Der WWF will der weltweiten Naturzerstörung Einhalt gebieten und eine Zukunft
gestalten, in der die Menschen im Einklang mit der Natur leben.
Der WWF setzt sich weltweit ein für:
• die Erhaltung der biologischen Vielfalt,
• die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen,
• die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten.
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