Natur und Technik Arznei im Schimmelpilz Die Entdeckung des Penicillin Glossar 1 Antibiotika Antibiotika sind biologisch aktive Substanzen, die krankheitserregende Bakterien abtöten oder deren Vermehrung bzw. Wachstum hemmen. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie unverzichtbar für die Behandlung von Infektionskrankheiten. Natürliche Antibiotika wie das Penicillin sind Stoffwechselendprodukte, die von Pilzen oder Bakterien (Mikroorganismen) gebildet werden. Synthetische Antibiotika werden chemisch hergestellt, halbsynthetische Antibiotika entstehen aus chemisch veränderten Naturstoffen. Der entscheidende Vorteil aller Antibiotika besteht darin, dass sie nur dem Erreger, jedoch nicht der menschlichen Zelle schaden. Voraussetzung dieser spezifischen Wirksamkeit sind grundlegende Bau- und Stoffwechselunterschiede von menschlichen Zellen und Bakterien. Wegen der großen biologischen Differenzen greifen Antibiotika ausschließlich bakterielle Mechanismen bzw. Strukturen an. Sie bekämpfen Bakterien auf dreierlei Weise: Bakterizide Typen töten Bakterien ab. Bakteriostatische Typen hemmen die Vermehrung der Bakterien. Bakteriolytische Typen töten Bakterien ab und lösen deren Zellwand auf. Da Bakterien hinsichtlich ihres Aufbaus und ihres Stoffwechsels stark voneinander abweichen, ist die Wirksamkeit eines Antibiotikums beschränkt. Schmalspektrum-Antibiotika schädigen nur wenige Bakterienarten, während Breitband-Antibiotika gegen mehrere unterschiedliche Erreger eingesetzt werden. Bakterien Bakterien sind kugel-, stäbchen- oder schraubenförmige, einzellige Lebewesen ohne echten Zellkern. Die Erbsubstanz ist im Zellinneren als ringförmiger Molekülfaden verknäult, die Vermehrung erfolgt durch Querteilung (Spaltung, Zweiteilung) oder Sprossung. Da Bakterien abgestorbene organische Substanzen zersetzen, sind sie für eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen, beispielsweise im Verdauungstrakt oder im Mund und als Schutz gegen andere Erreger unverzichtbar. Neben diesen gutartigen Symbionten gibt es eine begrenzte Anzahl von Bakterien, die giftige Stoffwechselprodukte erzeugen und dadurch im Blut, im Gewebe oder im Gehirn lebensbedrohliche Infektionskrankheiten auslösen können. Sie werden durch Antibiotika bekämpft. Penicillin Penicilline sind natürliche, von Schimmelpilzen der Gattung Penicillium gebildete Stoffwechselprodukte die das Wachstum von Bakterien hemmen und ihren Tod herbei führen. Bei der technischen Produktion kommen vor allem Stämme der Arten Penicillium notatum und Penicillium chrysogenum zum Einsatz. Penicilline schwächen den Zellwandaufbau von Bakterien, indem sie das hierfür nötige Enzym Transpeptidase blockieren. Beim Wachstum und der Vermehrung der Krankheitskeime führen die so entstandenen Schwachstellen in der Zellhülle zum Einreißen der Bakterienwand und zum Tod des Erregers. Resistenz Resistenz (von lat. resitere = widerstehen) ist die durch natürliche Mutation, durch den Austausch von Resistenzgenen mit anderen Bakterien oder durch Behandlungs- und Einnahmefehler erworbene Unempfindlichkeit von Bakterien gegen Antibiotika. Resistente Bakterien erschweren und verhindern die Therapie von Infektionskrankheiten. Multiresistente Bakterien sind widerstandsfähig bzw. vollkommen unempfindlich gegen viele oder sogar gegen alle Antibiotika.