Im dritten Workshop der Reihe werden die Techniken, Verfahren und Darstellungsmodi untersucht, mit denen epigenetisches Wissen gegenwärtig erzeugt und angewandt wird. Leitend ist die Frage, wie das Wissen um epigenetische Prozesse in Forschungslabor und Öffentlichkeit zwischen techne und logos hervorgebracht wird. Das schließt sowohl die technischen, historischen und konzeptionellen Voraussetzungen dieser Verfahren ein, als auch die Art und Weise, wie Epigenetik als Wissenschaft und wie ihre Befunde kulturell und sozial verankert bzw. zur Darstellung gebracht werden. Kontakt: Vanessa Lux ([email protected]) und Jörg Thomas Richter ([email protected]) 30. November/1. Dezember 2012 Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Schützenstr. 18 10117 Berlin Seminarraum 303/Tagungsraum 308 Workshop Die biowissenschaftliche Forschung hat unter dem Stichwort der Epigenetik begonnen, sich nichtgenetischen, gleichwohl stabilen und wiederholten Übertragungsprozessen entlang ethologischer, psychologischer, ökologischer und im weiteren Sinne soziokultureller Linien zu öffnen. Die Workshop-Reihe zu den „Kulturellen Faktoren der Vererbung“ untersucht die hieraus resultierenden Grenzverschiebungen zwischen Biologischem und Kulturellem sowie damit verbundene epistemologische und methodische, aber auch ethische und handlungspraktische Herausforderungen. Kulturelle Faktoren der Vererbung III: Verfahren Sonnabend 1. Dezember 2012 Freitag 30. November 2012 1 14.00 Jörg Thomas Richter/Vanessa Lux (ZfL): Begrüßung und Einführung 14.15 Imaginieren 9.00 Vanessa Lux (ZfL) Transgenerationalität modellieren Jörg Thomas Richter (ZfL) Epigenetik jenseits des Labors 15.00 15.30 Urte Helduser (Marburg) Kulturelle Vorstellungen pränataler Prägung vom 16. bis zum 19. Jahrhundert Kaffeepause Anwenden 10.30 Kaffeepause 11.00 Rekonstruieren Heiner Niemann (FLI Mariensee) Somatische Klone, Transgene und Stammzellen: Wie „Dolly“ die Biologie verändert hat Jörg Niewöhner (HU Berlin) Umweltepigenetik – Herausforderungen einer molekularen Biologie sozialer Position Astrid Mach-Aigner (Wien) Burnout in der Biotechnologie: Stammdegeneration mit epigenetischen Ursachen? 16.45 Kaffeepause 17.15 Testen und Individualisieren Tamara Fischmann (Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M.) Moderne Biotechnologie und die psychologischen Auswirkungen 12.30 Mittagspause 13.45 Partizipieren Christoph Bock (CeMM Wien/MPI Informatik Saarbrücken) Quantitative Modellierung des Epigenoms im Kontext der Zelldifferenzierung und der Entstehung von Krebs Viktoria Röntgen (Tübingen) Epigenetic Profiling Assays – ethische Implikationen einer neuen Technologie Sebastian Schuol (Tübingen) Mehr Eigenverantwortung? Zur ethischen Dimension der Epigenetik Regine Kollek (Hamburg) RESET! Zur Dialektik von technischer Innovation, Repräsentation und Intervention im Kontext der Epigenetik 18.45 19.15 Kaffeepause Artist Talk* Ursula Damm (Weimar) Engineering the future *in Raum 308 Übertragen 15.15 Abschlussdiskussion Ohad Parnes (ZfL/Tel Aviv) Verfahren der Epigenetik: Kommentar zu den Tagungsbeiträgen Ursula Damm, Professorin für die Gestaltung medialer Umgebungen an der Bauhaus-Universität Weimar. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt im Bereich zwischen Wissenschaft und Kunst. Einzelausstellungen u.a. im Goethe House New York, dem NeuenAachenerKunstverein, der Kunstsammlung NRW Düsseldorf K20, daneben Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Festivals. Tamara Fischmann, Priv.-Doz. Dr. rer. med., Psychoanalytikerin DPV/IPA, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M. mit Schwerpunkt Methoden für psychoanalytisch-empirische Studien, Traumforschung und interdisziplinäre Forschung. Forschungsschwerpunkte: Psychoanalyse und Neurowissenschaften, Psychoanalyse und Bioethik. Urte Helduser, Dr., Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Neuere Deutsche Literatur der Philipps-Universität Marburg. Sie arbeitet zu Literatur- und Medizingeschichte, Disability Studies und Genderkonzepten in ästhetischen Theorien, zur Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit. Weitere Arbeiten zur Literarischen Moderne um 1900 und zum Postdramatischen Theater. Ihr gegenwärtiges Forschungsprojekt: „Missgeburten: Diskurse des Monströsen von der Frühen Neuzeit zur Moderne“. Regine Kollek, Dipl. Biologin, Dr. rer. nat. Seit 1995 Professorin für Technologiefolgenabschätzung der modernen Biotechnologie in der Medizin im Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt der Universität Hamburg. Mitglied u.a. des Nationalen bzw. Deutschen Ethikrates (2001–2012) und der Akademie für Ethik in der Medizin. Forschungsschwerpunkte: Konzeptionelle Aspekte der Technikfolgenabschätzung und -bewertung der modernen Biotechnologie; Wissenschaftstheoretische, -soziologische und ethische Fragen moderner biomedizinischer Entwicklungen. Vanessa Lux, Dr. phil., Dipl.-Psychologin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Kulturelle Faktoren der Vererbung“ am Zentrum für Literaturund Kulturforschung Berlin. Die Vortragenden Christoph Bock, Dr., Principle Investigator am Research Center for Molecular Medicine der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Gastprofessor an der Medizinischen Universität Wien sowie Leiter der Arbeitsgruppe „Computational Epigenetics“ am MPI für Informatik. Für seine Arbeit erhielt er 2008 die Otto-Hahn-Medaille der Max-PlanckGesellschaft. Astrid Mach-Aigner, Dr. tech., Biotechnologin am Institut für Chemical Engineering der Technischen Universität Wien. 2012 ausgezeichnet mit dem Elise-Richter-Stipendium. Mitglied des Management Komitees der COST Action CM0903 “Utilization of Biomass for Sustainable Fuels & Chemicals (UBIOCHEM)”. Sie arbeitet derzeit u.a. an einem Projekt, das sich mit spontaner Degeneration von industriell genutzten Pilzstämmen und den möglicherweise zugrunde liegenden epigenetischen Ursachen beschäftigt. Heiner Niemann, Professor Dr. Dr., Leiter des Instituts für Nutztiergenetik, Forschungsbereichsleiter Biotechnologie am Friedrich-Löffler-Institut Mariensee. Mitglied der Leopoldina seit 2008, vertreten in Expertengremien u.a. der WHO (2007), der EFSA (2007–2010) und der DFG. Forschung zur molekularen Präimplantationsentwicklung beim Säugetier, zu transgenen Tiermodellen, somatischem Klonen, Reprogrammierung und Stammzellen sowie zur genetischen Vielfalt. Jörg Niewöhner, Juniorprofessor am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: ethnographische Perspektiven auf städtische Alltage und Infrastrukturen in den Feldern Gesundheit, Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung. Zum Thema erschienen: J. Niewöhner, „Epigenetics: Embedded bodies and the molecularisation of biography and milieu“, in: BioSocieties 6 (2011), 279– 298. Ohad Parnes, Professor am Department of Natural Sciences der Open University of Israel und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Kulturelle Faktoren der Vererbung“ am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Jörg Thomas Richter, Dr., Amerikanist, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Kulturelle Faktoren der Vererbung“ am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Viktoria Röntgen, Dr., Biologin und Umweltethikerin. Sie promovierte zum Doktor der Humanbiologie am Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik der Universität Ulm und ist derzeit Stipendiatin der DFG am Graduiertenkolleg Bioethik des IZEW in Tübingen. In ihrem aktuellen Projekt befasst sie sich mit den ethischen Aspekten der Anwendung epigenetischer Profiling-Assays. Sebastian Schuol, Mag. art., Stipendiat des Graduiertenkollegs Bioethik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften Tübingen. Sein Promotionsthema lautet „Ethische Konsequenzen eines erweiterten Genbegriffs“.