Reise Check Kanaren Wahrzeichen von Gran Canaria: Die sechs Kilometer langen Dünen von Maspalomas sind ein einzigartiger Naturraum. Von Timo Teggatz R 38 Urlaubperfekt 3/11 Ab auf die Kanaren In dieser Saison locken die Kanarischen Inseln nicht nur mit endlosen Stränden, atemberaubender Natur und neuen Top-Hotels. Besonders Naturfreunde, Sportler und Kulturinteressierte entdecken mehr Vielfalt als jemals zuvor. Urlaub Perfekt verrät die schönsten Überraschungen und aktuellsten Tipps für tolle Ferien. Foto: ©TURESPAÑA-Frankfurt aus dem Regen, rein ins Sommervergnügen: Nur vier Flugstunden sind es aus dem grauen deutschen Herbst und Winter auf die sonnenverwöhnten Kanarischen Inseln. Strandurlaub steht hier traditionell an erster Stelle. Breite Sandstreifen säumen zahllose Kilometer Küste auf allen sieben Inseln. Berühmt sind die unter Naturschutz stehenden Dünen von Maspalomas auf Gran Canaria und die trubelige Playa de las Americas an Teneriffas Südspitze. Reisende mit Kindern zieht es besonders gern nach Fuerteventura, weil die Ferienanlagen bestens auf Familien eingestellt sind. Aber Sonne und Sand sind nicht alles. Die Inseln entwickeln sich immer mehr zum Ferienziel für Naturfreunde, Sportler und Kulturinteressierte. „Das große Angebot überrascht viele Gäste“, sagt etwa Marlene Gabb, Produktmanagerin beim Reiseveranstalter FTI. Sie hat bereits eine „steigende Nachfrage“ nach dem „etwas anderen Kanarenurlaub“ ausgemacht. Für die neue Saison wurde massiv in den Ausbau der Strandalternativen investiert. Als Beispiele seien hier nur das neu ausgebaute Radwegenetz auf Lanzarote und die perfekt eingerichteten Wanderwege auf Teneriffa und Gran Canaria genannt. Ideal, um Landschaft und Natur weitab der großen Touristenströme aktiv zu genießen – und sich abends vom Komfort und Service der exzellenten Ferienhotels verwöhnen zu lassen. Und am nächsten Tag vielleicht ein Museum zu besuchen. Oder – zwischen dem 10. Januar und dem 19. Februar 2012 – eine der Aufführungen des hochklassig besetzten kanarischen Musikfestivals. Urlaub Perfekt zeigt auf den folgenden Seiten die neuen, ungewohnten Seiten des beliebten Sonnenziels. Urlaubperfekt 2/11 39 Reise Check Kanaren Sieben Inseln für jeden Urlaubstyp Fuerteventura Surfen und Entdecken Im Süden sind die Strände traumhaft schön – auch wenn kräftiger Wind den Sand manchmal aufwirbelt. Dort stehen auch die meisten der exzellenten All-inclusive-Hotels, die die Insel zum idealen Familienziel machen. Dank der hochprofessionellen Surfschulen – wie das Pro Center des Schweizers René Egli – kommen selbst Teenager auf ihre Kosten. Unbedingt auch einmal im Mietwagen die landschaftlich reizvollen Steilküsten im Westen der Insel besuchen, etwa in La Pared, dem Paradies für Surfer aus aller Welt. Baden ist dort wegen starker Strömung allerdings nicht ratsam – und mancherorts sogar lebensgefährlich. Der Massentourismus hat viele der kleinen Orte noch nicht erreicht: Eine gute Gelegenheit, bei einem Café solo mit den Einheimischen an der Bar ins Gespräch zu kommen. Standhaft im Wind: Was dem Surfer heute den Spaß bringt, erleichterte in alten Zeiten dem Müller die Arbeit. Gemahlen wurden auf der Insel traditionell Gerste, Mais und Weizen. Aus dem Mehl der gerösteten Körner bereiteten schon die Ureinwohner, die Guanchen, das kanarische Nationalgericht Gofio zu. 40 Urlaubperfekt 3/11 A Fotos: ©turismolanzarote.com, ©TURESPAÑA-Frankfurt Hart am Passat: Vor Fuerteventura weht der Nordostpassat meist parallel zur Küste. Ideale Bedingungen für Windsurfer – vom Einsteiger bis zum Weltcup-Profi. Besichtigungstipp: Im Inselinneren wurde die frühere Bauernsiedlung La Tefia als Museumsdorf gestaltet. Besucher erfahren viel über das Leben auf der Kanareninsel vor Beginn des Massentourismus. In einzelnen Häuser zeigen Kunsthandwerker ihre traditionellen Fertigkeiten. Ausflugstipp: Im Glasbodenboot ab Corralejo zur unter Naturschutz stehenden Insel Los Lobos. Prächtige Unterwasserwelt auf dem Weg und am Ziel abwechslungsreiche Natur. Proviant mitnehmen. Auf Los Lobos gibt es nur ein Restaurant, dafür viel Einsamkeit und keien Autos. hoteltipp: Gran Hotel Atlantis Bahia Real (fünf Sterne) im Neo-Mudejar-Stil direkt am Meer. Das Haus verfügt über ein spanisches, ein japanisches und ein Gourmet-Restaurant. Sieben Übernachtungen inklusive Halbpension und Flug ab 908 Euro pro Person (Jahn Reisen). Reise Check Kanaren Teneriffa Berg und Wal Markantes Wahrzeichen aus vulkanischer Zeit: Der Roque Nublo besteht aus erstarrter Lava. Das Naturdenkmal ist ein beliebtes, gut erreichbares Wanderziel. Am besten bis zum Sonnenuntergang bleiben – dann färbt sich das Meer in Richung Teneriffa langsam rot und der Ort bekommt etwas Magisches. Gran Canaria Strand und Schnee Immer noch ein bisschen Fischerdorf: In Puerto Mogan dürfen Häuser nicht mehr als drei Stockwerke haben. So bleibt die dörfliche Atmosphäre erhalten. Gewagter Sprung: Mithilfe eines langen Stabes hielten Hirten mit ihrem Vieh im Fels Schritt. Der Hirtensprung ist heute lokale Sportart und Touristenattraktion. Eine einzigartige Naturerfahrung bietet sich Wanderern auf der Insel, die sich selbst gern „der kleine Kontinent“ nennt: Auf dem höchsten Berg, dem 1813 Meter hohen Pico de las Nieves, durch den Schnee stapfen – und am selben Tag in die warmen Atlantikfluten springen. Wanderer erkunden das Inselinnere auf den neu instand gesetzten Caminos Reales, den alten Königswegen. Kleterer finden um den Roque Nublo zwölf neue Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Auf Meereshöhe nicht verpassen: Ein Spaziergang durch die Dünen von Maspalomas bleibt ein unvergessliches Naturerlebnis. Schon nach wenigen Hundert Metern sind der Strand und der Trubel der Hotelsiedlungen von Playa del Inglés ganz weit weg. Die Keimzelle des Kanarentourismus lockt dann eher für wildes Abendvergnügen. Und wer es lieber maritim-gemütlich mag, der bummelt durch den Hafen von Puerto Mogan mit seinen zahlreichen netten Cafés und Restaurants. Fotos: ©TURESPAÑA-Frankfurt Besichtigungstipp: Vier Museen in Las Palmas: Das Museo Canario für die ältere Geschichte, das Wohnhaus vom Christoph Kolumbus, das Centro Atlantico de Arte Moderno für Gegenwartskunst und das Diözesanmuseum mit dem mumifizierten Leichnam von Bischof Codina im Glassarg. Ausflugstipp: Windsurfen wie der neue Weltmeister: Philipp Kösters Heimatrevier ist die Playa de Vargas unweit des Flughafens. Der Strand ist alles andere als idyllisch: Wer aufs Brett will, muss Geröll und fußballgroße Steine überwinden. REISEtipp: 8-Tage-Wanderreise „Gran Canaria – Perle im Atlantik“ mit Touren über die Königspfade und den Roque Nublo. Inklusive ASI-Bergwanderführer, Übernachtung im 4-Sterne-Hotel, Halbpension und Flug ab 1633 Euro pro Person (ASI Wanderreisen). 42 Urlaubperfekt 3/11 Ein Klassiker ist die Reise mit der Seilbahn auf den Gipfel des höchsten Berg Spaniens. 3718 Meter misst der Pico del Teide, vulkanischen Ursprungs und zum Weltnaturerbe der Unesco gehörend. Besonders reizvoll aber ist der Aufstieg in der Nacht, um den Sonnenaufgang über der Insel zu genießen. Der Berg reguliert auch das Klima. Die Wolken bleiben dort hängen und laden ihren Regen im Norden Teneriffas ab. Das Ergebnis: Ein üppig grüner Inselteil und ein trockenheißer Süden. Der Norden ist ein ideales Wanderrevier: nicht zu heiß, viel Schatten, abwechslungsreiche Landschaft – etwa im Orotava-Tal – und weniger überlaufen. Im Süden dagegen liegt das touristische Zentrum der Insel – mit den berühmten Stränden von Los Cristianos und der Costa Adeje. Größte Naturattraktion dort: Eine Schule von rund 300 Grindwalen zwischen Teneriffa und La Gomera. Im Winter passieren bisweilen auch Pottwale und Nordkpaer die Meerenege. Beob- achtungsschiffe müssen einen Abstand von hundert Metern halten, um die Tiere zu schützen. Aber Teneriffa ist mehr als Natur: Die Hotels auf der Insel gehören zu den eleganstesten der ganzen Kanaren. Vor allem in Sachen Wellness-Angeboten und exzellenter Küche zählen sie – hierin dem Teide gleichend – zu Spaniens Spitze. Besichtigungstipp: Als Papageienzoo ist der Loro Parque 1972 gestartet. Heute leben dort 30 000 Tiere unterschiedlicher Arten. Stars sind die fünf Orcas, von denen einer im vergangene Oktober im Park geboren wurde. Ausflugstipp: Zu den Weingütern der Gebiete Tacoronte-Acentejo und Valle de la Ototava führt die kürzlich eingerichtete Ruta del Vino da Tenerife. Ungewöhnlich: Die Reben der Region sind bis zu sieben Meter lang. Hoteltipp: Hotel Sol Puerto de la Cruz (vier Sterne) mit schönem Blick auf den Teide, das Meer und die Stadt. Sieben Übernachtungen inklusive Halbpension und Flug ab 712 Euro pro Person (Schauinsland Reisen). Kanarischer Drachenbaum: Das Harz, Drachenblut genannt, hat heilsame Wirkung. Botanisch gehört der selten gewordene Baum zu den Spargelgewächsen. Einer bunter als der andere: 3000 Papageien flattern durch den Loro Parque. Badespass im Designer-Pool: Der Lago Martiánez wurde von César Manrique entworfen. Reise Check Kanaren La Gomera, El Hierro, La Palma Urwald und Abenteuer Neben den populären großen Inseln sind die kleinen Kanareninsel eine besondere Alternative für Entdecker und Individualisten. Top-Tipp für Wanderer: die knorrigen Lorbeer- Kiefern und Wacholderwälder der kleinsten Kanareninsel El Hierro. Oder entlang der Küste zu Fuß La Palma umrunden – und nachts den Sternenhimmel genießen. Der ist dort so klar, dass auf dem 2426 Meter hohen Roque de los Muchachos die größte Sternwarte der nördlichen Erdhalbkugel errichtet Schwarzer Sand bedeckt die Hänge der Berge des Feuers: Per Kamel erkunden Urlauber die gar nicht so lange erloschenen Vulkane der Montanas del Fuego. Von 1730 bis 1736 dauerten die Eruptionen, 32 neue Krater entstanden. Der letzte größere Ausbruch auf Lanzarote datiert von 1824. Lanzarote Kunst auf dem Vulkan Besichtigungstipp: Ein Muss für Kulturinteressierte ist ein Besuch in der Fundación César Manrique. Die Stiftung im ehemaligen Wohnhaus des Künstlers führt in dessen Werke ein, zeigt aber auch wechselnde Ausstellungen anderer Zeitgenossen. Ausflugstipp: Wie das Salz aus dem Meer auf den Tisch kommt, zeigt die rund 120 Jahre alte Salzgewinnungsanlage Salinas de Janubio in Yaiza. In terrassenförmig angelegten Becken verdunstet das Wasser und hinterlässt rötlich schimmerndes Salz – derzeit urnd 2000 Tonnen pro Jahr. Nettes Mitbringsel! HOteltipp: Iberotel Costa Calero (vier Sterne), nur fünf Kilometer vom Nationalpark Timanfaya entfernt. Bike-Station direkt am Haus. Sieben Übernachtungen inklusive Frühstück und Flug ab 649 Euro pro Person. Berühmtester Sohn: Das Museum für den Künstler und Architekten César Manrique. Märchenhafter Nebelwald: Der Pico de Malpaso auf El Hierro fasziniert mit üppigem Grün. Besichtigungstipp: Die Sternwarte auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma steht Interessierten tagsüber im Rahmen geführter Touren offen - inklusive Blick durch eines der Teleskope. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung zwingen erforderlich (www.iac.es) Ausflugstipp : Der Name Pozo de la Salud auf El Hierro steht für Gesundbrunnen. Aus der einzigen anerkannten Heilquelle der Kanaren sprudelt schwefelhaltiges Wasser, das Kreislauf-, Darm- und Hautbeschwerden lindern soll. hoteltipp: Hotel H10 Taburiente Playa in Los Cancajos auf La Palma, frisch renoviert, nur 300 Meter vom Meer entfernt. Übernachtung mit Halbpension ab 36 Euro pro Person (Olimar). Schwimmen im Industriedenkmal: Ehemalige Bananenwäscherei bei Hermigua auf La Gomera. GUT zu Wissen Stadtstrand Auf Gran Canaria nutzen die Einheimischen in der Hauptstadt Las Palmas den innerstädtischen Strand Las Canteras gerne für ein Nickerchen in der Mittagspause. Oder sie kommen hier zum After-Work-Treff auf ein Gläschen mit Blick aufs Meer zusammen. Hingehen und unters Volk mischen! Hippietreff Auch wenn die Hochzeit der Hippies längst vorbei ist: Auf La Gomera verbreiten die übrig gebliebenen Blumenkinder nach wie vor ein 70er-Jahre-Flair. Etwa, wenn am Strand von Valle Gran Rey abends Trommler und Gitarristen den Sonnenuntergang mit Musik begleiten. partyzone Nachtschwärmer jeder Couleur bevölkern die Clubs und Discos von Playa del Inglés. Besonders beliebt sind das Pacha, die Open-AirDisco auf dem Dach des Einkaufszentrums El Muelle und das Chic in Maspalomas. Den klaren Sternenhimmel im Blick: Auf La Palma steht das größte Spiegelteleskop der Welt. Der Spiegel des Gran Telescopio Canarias hat einen Durchmesser von 10,40 Metern. Ein positiver Nebeneffekt der Wissenschaft: Um die Astronomen nicht zu stören, sind auf der Insel große Lichtreklamen verboten. Radeln und baden: Für beide Sportarten ist die Insel ein ideales Revier. Die Inselregierung hat erst in diesem Jahr eine Reihe von Radwegen durch die sanfte Hügellandschaft neu ausschildern lassen. Fotos: ©TURESPAÑA-Frankfurt Im Nationalpark Timanfaya im Westen der Insel brodelt es. Sogar so heiß, dass das Restaurant El Diablo sein Fleisch mithilfe der Wärme aus einem Loch im Boden grillt. Nicht nur dort ist der vulkanische Ursprung der Insel allgegenwärtig. Magma und Lava haben zum Beispiel den Sand an den kilometerlangen, breiten Stränden dunkel gefärbt. Oder vor 5000 Jahren einen sieben Kilometer langen natürlichen Tunnel ins Gestein gegraben. Die Jameos de Aqua sind heute ein beliebtes Ausflugsziel. Und schließlich lässt sich kaum eine Landschaft vorstellen, in die die Bauten und Kunstwerke des einheimischen Bildhauers, Architekten und Umweltschützers César Manrique (1919–1992) besser hineinpassen. Der energische Künstler setzte schon in den 70er-Jahren durch, dass kein Gebäude auf Lanzarote höher gebaut wird „als die größte Palme“ Das hat die Insel bis heute vor vielen Bausünden ihrer kanarischen Schwestern bewahrt. wurde. Der Berg begrenzt einen riesigen hufeisenförmigen Krater – 28 Kilometer lang, neuen Kilometer breit und im Innern dicht bewaldet. La Gomera zieht mit seinen dichten Wäldern Mountainbiker magisch an, Besonders spektakulär und anstrengend ist die Tour auf endlos langen Serpentinen vom Hauptort Valle Gran Rey aus. Ebenfalls einmalig: eine Seekajaktour entlang der romantischen Küste. Schönstes Dorf La Gomeras ist Agulo mit seinen verwinkelten Gässchen und gepflegten Kolonialbauten. Einmalig dort – der Blick nach Teneriffa.