Sternaufbau Für eine theoretische Modellierung des Sternaufbaus werden zunächst elementare Vereinfachungen und Idealisierungen getroffen. Der Stern sei ein kugelsymmetrischer Körper und befinde sich im hydrostatischen Gleichgewicht. Diese Bedingung ist für alle Sterne gegeben, wenn sie sich in der Hauptreihenphase ihres Lebens aufhalten. Abweichungen von der Kugelsymmetrie werden oft durch hohe Rotationsraten bedingt, die zu einem geschwindigkeitsabhängigen Abplatten an den Polen führen. Wir nehmen weiterhin an, dass keinerlei magnetische Kräfte auf den Stern wirken und sein Zustand durch ein ideales Gas beschrieben werden kann. Darüber hinaus wird seine Masse als konstant angenommen, und lokales thermisches Gleichgewicht postuliert. Dabei gibt jeder beliebig gewählte Punkt im Sterninnern genau so viel Energie durch Abstrahlung ab, wie durch Wärmeaustausch auf. Aufgrund der im Verhältnis zur Temperaturänderung kleinen freien Weglänge der Photonen, ist diese Näherung insbesondere im tiefen Sterninnern hinreichend gut gegeben. Magnetische Kräfte spielen bei massearmen G, K und M-Sternen eine wichtige Rolle, da sie die Dynamik der Sternmaterie beeinflussen. Die Massenfunktion der Sterne ist strenggenommen ebenfalls nicht konstant, sondern ändert sich durch strahlungsgetriebene Winde und nukleare Energieerzeugungsraten, insbesondere sehr stark, bei den massereichen Sternen. Wir betrachten nun einen kugelsymmetrischen Körper mit der Masse M und dem Radius R. Zur genaueren Abschätzung über die Zustandsgrößen im Sterninnern, wird der Stern selber in Kugelschalen unterteilt. Eine Kugelschale habe die Dicke dr und die Masse dm. Sie befindet sich außerdem in einem Abstand r vom stellaren Zentrum, und wird von der unter ihr eingeschlossenen Masse m gravitativ beeinflusst. Nach den Gesetzen der Physik gilt allgemein: M =ρ V (1) M =V ∘ρ (2) Und damit weiterhin: Die innerhalb der Kugelschale eingeschlossene Masse ergibt sich mit ihrem Volumen damit zu: dm =4 π r²∗ρ(r ) dr (3) Diese erste Grundgleichung des Sternaufbaus beschreibt das Prinzip der Massenerhaltung. Eine Integration über den gesamten Radius R, lieferte die Gesamtmasse M. Eine weitere Gleichung beschreibt den pro Fläche Sternmaterie ausgeübten Druck in der Kugelschale. Nach dem Birkhoff-Theorem, trägt nur diejenige Masse M(r) zur Gravitationsbeschleunigung g bei, die sich noch innerhalb von r befindet. Im allgemeinen Fall gilt für g: g ( r )= G∗m(r ) r² (4) Da die Gravitationskraft vektoriell auf das Zentrum des Sterns zielt, und die Dichte der Kugelschale nicht zu vernachlässigen ist gilt: dp −ρ∗G∗m( r ) = dr r² (5) Dieser auch als hydrostatische Gleichung bekannte Ausdruck beschreibt schließlich die Druckverteilung in der betrachteten Schichtung. Er stellt die zweite wichtige Grundgleichung des Sternaufbaus dar. Unsere weitere Argumentation besteht in der Annahme einer Druckdifferenz zwischen dem oberen (Pe) und dem unteren Ende (Pi) der betrachteten Kugelschale. Wenn die in der Schichtung enthaltenen Massenelemente in keine Beschleunigung versetzt werden sollen, muss für die Druckdifferenz über eine Wegstrecke dr gelten: Pi−Pe= −Δ P ∗dr Δr (6) Neben der Druckdifferenz muss die Gravitationsbeschleunigung berücksichtigt werden. Im Falle des hydrostatischen Gleichgewichtes kompensieren sich beide Kräfte, und die Materie verharrt im Ruhezustand. Nach dem Gleichsetzen finden für die Bedingung des hydrostatischen Gleichgewichts im Sterninnern: Δ P −G∗m = Δ m 4πr4 (7) Aus dieser Bedingung können wir unter Verwendung eines Dichtegesetzes bereits elementare Abschätzungen über die Zustandsgrößen im Sterninnern gewinnen. Unter der Annahme einer konstanten Sterndichte erhalten wir aus Gleichung 7, durch das Ersetzen von m und r durch m/2 und r/2: Pc= 2GM² π R4 (8) Unter der Annahme eines idealen Gases gilt für die mittlere Dichte des Sterns: ϱ= 3M 4 π R3 (9) Für die Zentraltemperatur im Sternkern muss gelten: Tc= Pc μ μ ϱ 4 π r³ =Pc Μ Μ ϱc ϱ c 3M (10) Ist ein Teil der Gravitationskraft in der Bedingung des hydrostatischen Gleichgewichts, nicht durch entsprechende Druckkräfte ausgeglichen, so wird die dort befindliche Materie in eine Beschleunigung versetzt. Die Bewegungsgleichung für sphärisch symmetrische Körper geht dann über zu: E=mc2 (11) Wird die Stabilitätsbedingung durch die Anregung innerer Freiheitsgrade verletzt, so findet durch den Entfall der Gravitationskraft eine Beschleunigung der Sternmaterie, in Form eines freien Falls ab. Die Dauer des Sternkollaps wird abgeschätzt, indem die hydrostatische Grundgleichung um den Beschleunigungsterm aus 11 erweitert wird. Dann gilt für die Freifallzeit tff: tff ≈ √ 1 Gϱ (12) Für unsere Sonne finden wir einen Wert von etwa 1 Stunde. Für einen Roten Riesen wird tff anlässlich der geringeren Dichte wesentlich größer. Zusätzlich zur dynamischen Zeitskala führen wir eine weitere Größe ein, die beschreibt, wie lange ein Stern Strahlungsverluste durch die potenzielle Energie des Gravitationsfeldes decken kann. Die Gravitationsenergie wird nach dem Virialsatz eng mit seiner thermischen Energie verknüpft. Bei Systemen mit gravitierenden Massenpunkten ist im Zeitintervall die kinetische Energie auf folgende Weise mit der potenziellen Energie verknüpft: Ekin= −1 Epot 2 (13) Im Fall einer homogenen Kugel wird die potenzielle Energie des Gravitationsfeldes somit: Epot = GM² R (14) Eine völlige Ausschöpfung der Gravitationsenergie über ein Zeitintervall t führt auf die Zeit in der ein Stern Leuchtkraftverluste alleine durch seine Gravitationsenergie decken kann. Für die Kelvin-Helmholtz-Zeit findet man: tkh≈ GM² RL (15) Diese Zeitskala ist insbesondere für junge Protosterne und T-Tauri-Veränderliche relevant, die im Kern nach Gleichung 10 noch nicht heiß genug sind um thermonukleare Fusionsketten zu zünden. Sie decken ihre Strahlungsverluste durch die Gravitationsenergie. Für die Sonne ist tkh von der Größenordnung ~ 15 Millionen Jahre. Der Virialsatz zeigt uns, dass bei einer Kontraktion des Sterns, die Hälfte seiner Gravitationsenergie in Strahlung umgewandelt wird, und die andere Hälfte zur inneren Aufheizung verwendet werden kann. Kommen wir noch auf die Bedeutung der Zustandsgleichung zu sprechen. Diese Gleichung verbindet im Stern, Temperatur, Druck und Dichte miteinander. Im Fall von Hauptreihensterne, darf dafür die allgemeine Gasgleichung verwendet werden. ρκT pg = μ (16) Dabei ist u die mittlere molare Masse, die in erster Linie vom Ionisationsgrad der Sternmaterie abhängt. Im Innern eines Sterns ist vollständige Ionisation grundsätzlich vollständig gegeben. In den äußeren Schichten, insbesondere bei Sternen der Spektralklasse K oder M, sind die Elemente vielfach nur noch teilweise ionisiert. Der Wert von u ist darum schwierig zu ermitteln und häufig nur numerisch herzuleiten. Der Gasdruck pg ist mathematisch gesehen, das erste Argument, dass in der Bedingung des hydrostatischen Gleichgewichts, der Gravitationskraft entgegenwirkt. Im Fall eines massereichen Sterns (ab etwa 5 Sonnenmassen), wird neben dem Gasdruck aber auch der Strahlungsdruck relevant, der alleinige Funktion der Temperatur ist. Als allgemeine Bedingung erhält man aus den obigen Gleichungen: L ~ M^3,5 T ~ M^0,6 r ~ T^2/3 Wie wir sehen, steigt die Temperatur eines Sterns also proportional zur Masse hoch 0,6. Da der Strahlungsdruck alleinige Funktion der Temperatur ist, gilt für ps: 1 4 Ps= a T 3 (17) Kommen wir nun auf die Mechanismen des Energietransports zu sprechen. Die Temperaturschichtung des Sterns ist empfindlich davon abhängig. Im allgemeinen führt schlechter Energietransport zu einem steilen Temperaturgradienten, guter Energietransport zu einem flacheren Temperaturgradienten. Energietransport über Strahlung erfolgt in Bereichen, in denen der adiabatische Temperaturgradient den radiativen Gradienten im Wert übersteigt. Umgekehrt kommt es zu Konvektionsprozessen, wenn der radiative Gradient, den adiabatischen Wert übersteigt. Radiativer Transport kann über die Diffusionsnäherung beschrieben werden, da im allgemeinen von einem isotropen Strahlungsfeld im Sterninnern auszugehen ist. Die gesamte Strahlungsenergie, die in einer Zeiteinheit durch eine Kugelfläche vom Radius r transportiert wird, ergibt sich schließlich zu: L(r )=4 π r² F = −16 π acr² T³ dT κ ϱ dr 3 (18) An der Oberfläche des Sterns geht L(r) zur Gesamtleuchtkraft L über. Der radiative Energietransport beschreibt nach dieser Gleichung, wie viel Energie entlang einer Wegstrecke transportiert werden kann, wenn dort eine Temperaturdifferenz vorhanden ist. Die Wechselwirkung an freien Elektronen (Compton-Effekt) und die damit einergehenden Prozesse wie Absorption, Streuung und Reemission fließen alle in die Beschreibungen des Energietransports ein, und unterbinden effizienten schnellen Abtransport nach außen. Wenn in einem bestimmten Intervall die Temperaturdifferenz entlang einer Wegstrecke sehr groß wird, und sie somit den adiabatischen Wert übertrifft, setzt Konvektion in der Schicht ein. Für den adiabatischen Temperaturgradienten finden wir: dT 1 T dP =(1− ) dr y P dr (19) Das ist der Temperaturgradient einer Konvektionszone. Im allgemeinen muss dieser Wert den radiativen Gradienten aus 18 übertreffen um die Schichtung instabil werden zu lassen. Um zu testen, welcher Mechanismus in einer Schichtung im Stern jeweils effizient ist, wird ein Massenelement vom Level dr auf ein höheres Niveau dr + d gehoben. Schließlich bestimmt das weitere Verhalten des Elements über die Stabilität der betroffenen Schichtung. Die erste Möglichkeit für das Element besteht darin, nach dem Aufstieg, wieder abzusinken. Das ist der Fall, wenn die Temperaturänderung im Massenelement über die Aufstiegstrecke d im Vergleich zur Umgebung größer ist. Das Element sinkt schließlich wieder ab, und nimmt aus der Schicht Massenträgheit auf. Am unteren Ende des Niveaus (bei dr) fängt es anlässlich des Exzesses an zu pulsieren. Diese adiabatische Osillation wird mit der Brunt-Väisälä-Frequenz beschrieben. Eine solche Schichtung ist mathematisch gesehen dynamisch stabi. Folglich ist der vorherrschende Energietransportmechanismus die Radiation. Wenn die Temperaturänderung des aufsteigenden Elementes im Vergleich zur Umgebung über die Wegstrecke d kleiner ausfällt, so wird das Massenelement auf dem Lever dr + dr, einen Temperaturexzess besitzen und folglich weiter aufsteigen. Diese Schichtung ist dynamisch instabil. Hier setzen Konvektionsprozesse ein. Für einen ständigen Konvektionsstrom muss die Temperaturänderung des auf- bzw. absteigenden Elementes also kleiner sein, als die durchschnittliche Temperaturänderung in der im Strahlungsgleichgewicht befindlichen Umgebung. Eine Instabilität der Schichtung wird unter anderem durch hohe Werte der Opazität verursacht, die besonders dann in Erscheinung tritt, wenn teilweise Ionisation oder Dissoziation zu einer Verkleinerung von y in Gleichung 19 führt. Eine Herabsetzung des radiativen Gradienten wird beobachtet, wenn in Gleichung 18, das Temperaturgefälle über eine Wegstrecke dr vergleichsweise flach ausfällt. Bei Hauptreihensternen, werden abhängig von ihrer Masse und der damit einergehenden Temperaturschichtung unterschiedliche Fälle beobachtet. Sterne mit einer Masse von M < 0,5 Sonnenmassen sind über alle Volumenelemente gemittel, dynamisch instabil und folglich vollkonvektiv. Sterne zwischen 0,6 und 1,4 Sonnenmassen besitzen Kerntemperaturen, bei denen die Proton-Proton-Reaktion als Energiequelle dominiert. Vom Kern ausgehend finden wir dort einen flacheren Temperaturverlauf. Folglich ist der radiative Gradient klein im Vergleich zum adiabatischen Gradienten. Die Radiation dominiert, bis zu einem Radius von etwa 71%. Danach beginnen die beteiligten Wasserstoffkerne, die individuelle Anziehung zu den Elektronen zu bemerken, was zu einer Verkleinerung der Opazität führt. Sterne wie unsere Sonne besitzen somit einen radiativen Kern, an den eine Konvektionszone anschließt. Schließlich findet man für Sterne mit M > 1,5 Sonnenmassen, Kerntemperaturen von 22 * 10^6 Kelvin aufwärts. Dort dominiert der CNO-Zyklus als dominierende Energiequelle, der in einem sehr schmalen Bereich hohe Energiedichten erfordert um funktionieren zu können. Sterne mit mehr als 1,5 Sonnenmassen besitzen daher einen konvektiven Kern, und einen radiativen Umschlag.