Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Arbeitsbereich Krankenhaushygiene Juni 2011 Die Krankenhaushygiene informiert Hygienemaßnahmen beim Auftreten von multiresistenten gramnegativen Erreger (MRGN) 1. Allgemeines • Bei Multiresistenz gramnegativer Erreger sind nur noch einzelne oder gar keine Antibiotika mehr therapeutisch wirksam. Multiresistente gramnegative Erreger treten vor allem im Krankenhaus auf. Sie werden durch die häufige Anwendung breit wirksamer Antibiotikatherapien begünstigt. Resistente Stämme werden entweder aus einer physiologischen Mischflora selektiert oder Resistenzmechanismen werden unter Therapie induziert. Multiresistente gramnegative Erreger entstammen meistens der patienteneigenen Flora, seltener Reservoiren der Umgebung. Bei epidemischem Auftreten werden sie dabei von Patient zu Patient direkt oder über Zwischenstationen in der Umgebung übertragen. Aus praktischen Erwägungen sind zwei Gruppen zu unterscheiden: Erreger, die natürlicherweise eine Resistenz gegen viele Antibiotika aufweisen und unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen sind: • • • • Stenotrophomonas maltophilia, Acinetobacter baumannii • Erreger, die als Träger bestimmter Resistenzgene multiresistent und häufig Verursacher nosokomialer Infektionen sind: Pseudomonas aeruginosa, Enterobacter cloacae, Serratia marcescens, Klebsiella pneumoniae, E. coli • Infektionsquelle ist in der Regel der kolonisierte oder infizierte Patient: Der Nachweis dieser Erreger ist nicht zwangsläufig mit einer Infektion gleichzusetzen, vielmehr handelt es sich nicht selten um eine Besiedlung (Kolonisation) ohne Infektionszeichen. Aber auch der besiedelte Patient ist ein Keimreservoir und stellt eine Gefährdung für andere Patienten dar. Alle o.g. Keime sind auch Erreger schwerster nosokomialer Infektionen. Im Falle einer Infektion verbleiben dann wenige oder gar keine Antibiotika zur Therapie. • Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über die Hände des medizinischen Personals: Flächen und Geräte in der Umgebung des Patienten können nach Kontamination oder unzureichender Aufbereitung zur Infektionsquelle werden. Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Arbeitsbereich Krankenhaushygiene Tel. 532-5123 od. 532-5833 1 2. Hygienemaßnahmen gegen die Weiterverbreitung von multiresistenten, gramnegativen Erregern 2.1 Information des gesamten, am kolonisierten oder infizierten Patienten tätigen Personals über das Vorhandensein des Problemerregers. Einhaltung der nachfolgend aufgeführten Isolierungsmaßnahmen vom gesamten medizinischen Personal (Ärzte, Pflegepersonal, Reinigungspersonal, Techniker, Laborpersonal, Physiotherapeuten, Studenten usw. ) 2.2. Die Notwendigkeit einer systemischen Therapie ist zwischen Klinik und Mikrobiologen abzustimmen. Die Krankenhaushygiene informiert 2.3 Patientenorientierte Maßnahmen bei Infektion oder Kolonisation mit multiresistenten Keimen: • Unterbringung des Patienten in einem Einzelzimmer. Wenn kein Einzelzimmer vorhanden ist, (und auch keine Kohortenisolierung möglich ist) sollten die Epidemiologie des Erregers und der Grad der Gefährdung anderer Patienten berücksichtigt werden, wenn über die Unterbringung des Patienten entschieden wird. Bei der Entscheidung sollte das Hygienepersonal konsultiert werden. • Die Hygienemaßnahmen inklusive Isolierung gelten bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Kolonisierte Patienten in der Rekonvaleszenz können bei Einhaltung von Schutzmaßnahmen (Händedesinfektion) das Krankenzimmer verlassen. • Endisolierung: Die Isolation kann nur nach 3 negativen Kontrollabstrichen (wöchentlicher Abstand, Rektalabstriche bzw. erster Nachweisort) aufgehoben werden. MRGN-wirksame Antibiotikatherapien müssen vor Abnahme der Kontrollen abgeschlossen sein. • Müssen kolonisierte/infizierte Patienten aus dringender Indikation transportiert werden, sollten sie in einem frisch bezogenen Bett oder auf einer Trage transportiert werden. Die Information über den Kolonisationsstatus ist bei Anmeldung in anderen Abteilungen mitzuteilen, die Hygieneregeln müssen auch außerhalb der Station (z.B. CT, Endoskopie) unbedingt befolgt werden. • Vor und nach allen Manipulationen am Patienten ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Einmalhandschuhe tragen! Im Isolierzimmer dort befindlichen Schutzkittel anziehen. Unbedingt Händedesinfektion vor Verlassen des Zimmers ! • Laufende Desinfektion aller Flächen und Geräte nach den in der MHH-Liste aufgeführten Verfahren. Nach Entlassung erfolgt eine Schlußdesinfektion (Keine Raum-Sprüh-Desinfektion!). • Besucher betroffener Patienten müssen sich beim Pflegepersonal melden und über die Hygieneregeln informiert werden. Sie sollten tgl. einen neuen Schutzkittel anlegen und vor Verlassen des Zimmers die Hände desinfizieren. • Bei Verlegung infizierter oder kolonisierter Patienten auf eine andere Station ist der weiterbehandelnde Arzt über den Status zu informieren, Befunde und dieses Merkblatt sind dem Verlegungsbericht beizufügen. • AUSNAHME: Patienten mit multiresistentem Stenotrophomonas maltophilia müssen nur auf Intensivstationen isoliert werden. Auf Normalstation sollten sie nicht mit immunsupprimierten Patienten zusammen liegen. Zur Klärung der Epidemiologie bei gehäuftem Auftreten von multiresistenten gramnegativen Erregern nehmen Sie bitte Kontakt mit der Krankenhaushygiene (Tel. 5123, 5833 od. 5147, 8675) oder mit der Medizinischen Mikrobiologie (Tel.: 4344) Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Arbeitsbereich Krankenhaushygiene Tel. 532-5123 od. 532-5833 2