240 Naturmuseum 241 Naturmuseum Neue Sonderausstellung SPINNEN ders faszinierend. Sie bestehen nicht nur aus besonders starken Fäden, sondern können mit ihrer starken Klebkraft auch große Tiere einwickeln, wie zum Beispiel kleine Eidechsen. Auch die Seidenspinnen produzieren solche starken Fäden. Mit eini­ gen dieser Fäden hat der Künstler Tomas Saraceno sogar ein Instrument gebaut. D as Senckenberg zeigt Spinnen! Für manche Besucher einfach ein spannendes Erlebnis, für andere die Gelegenheit, sich mit einer lang gehegten Phobie auseinanderzuset­ zen – auf vielerlei ­Arten. Im Wolfgang-Steubing-Saal des Naturmu­ seums zeigt der Fotograf Nicky Bay ein­ drucksvolle Makroaufnahmen mit Details, die mit dem bloßen Auge kaum zu erken­ nen sind. Daneben erwarten die Besu­ cher lebende Spinnentiere, sicher ver­ wahrt in Terrarien. Hier findet sich etwa die größte Spinne der Welt oder die gifti­ ge Schwarze Witwe. In einem anderen Raum verwandelt der international be­ kannte Künstler Tomás Saraceno Spinnen­ netze in Kunstinstallationen, die in der Dunkelheit strahlen und klingen. Was ist für Sie das Besondere an der Ausstellung? Spinnen wird von der älteren an die jün­ gere Generation weitergegeben, d. h., ein spitzer Schrei kann einem Kind in der Prä­ gungsphase den Spaß an Spinnen lang­ fristig verderben. Solche erlernten Mus­ ter können allerdings wieder rückgängig gemacht werden. Kann die neue Sonderausstellung dabei helfen, Vorbehalte oder gar Ekel gegenüber Spinnen abzubauen? Auf den Weg gebracht hat „Spinnen“ der Arachnologe Dr. Peter Jäger in Zusam­ menarbeit mit der Abteilung für Zentrale Museumsentwicklung. Im folgenden In­ terview geht der Spinnenforscher kurz auf die Inhalte der Ausstellung ein. Unbedingt. Viele Tiere lassen sich aus al­ lernächster Nähe bestaunen, denn in der Ausstellung sind alle lebenden Spinnen sicher verschlossen. Außerdem werden mit Fotos und Installationen viele faszi­ nierende Aspekte der Achtbeiner gezeigt. Das hilft, diese nützlichen Tiere mit ande­ ren Augen zu sehen. Herr Jäger, das Thema Spinnen ist ja durchaus mit gewissen Ängsten besetzt. Warum ist das so? Welche der ausgestellten Spinnen­ arten fasziniert Sie persönlich am meisten? Spinnen gehören nicht zu den beliebtes­ ten Tiergruppen. Allerdings gibt es in Deutschland keine für den Menschen ge­ fährlichen Spinnen, daher ist die Angst vollkommen unbegründet. Der Ekel vor Die großen und behaarten Vogelspinnen haben mich als Kind genauso begeistert wie vielleicht heute den Großteil des Publi­ kums. Die effektiven Fangnetze der Schwarzen Witwe finde ich aber beson­ Senckenberg | natur • forschung • museum 146 | 7/8 2016 Die Verbindung zwischen Natur und Kunst. Allerdings zeigen wir die Exponate in zwei separaten Räumen: Lebende Vo­ gelspinnen und hervorragende Fotografi­ en vermitteln in einem Saal Faszination pur, sozusagen Dschungel-Feeling. In ei­ nem anderen Raum präsentieren wir Kunstwerke aus Spinnennetzen und eine Installation aus (Spinnen)Seidenfäden, die Musik produziert und diesem Teil der Ausstellung etwas Ehrfürchtiges verleiht. Wer die „Spinnen“ besuchen möchte: Vom 15. Juli 2016 bis zum 8. Januar 2017 ist die Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen. Peter Jäger an seinem Lieblingslebensraum: Laotische Höhlen. Die Käscherspinne ­(Deinopis sp.) hat ein Netz „to go“ entwickelt und wirft dieses nachts auf ­vorbeilaufende Insekten. Senckenberg | natur • forschung • museum 146 | 7/8 2016