Interview Moderne Architektur mit historischem Anstrich Objektbeschrieb • Freistehendes Mehrfamilienhaus • Baujahr 1999 • Flachdachbau ohne Vordach • Holzbau mit Schichtbrettkonstruktion Holz erlebt zur Zeit als Baustoff Hochkonjunktur. Der Witterung ausgesetzt, leidet unbehandeltes Holz sehr stark unter der UV- und Wassereinwirkung. Innert Jahresfrist ist die Fassade unansehnlich. Das Lignin wird grau und baut sich ab. Wo der konstruktive Holzschutz ungenügend ist, leidet die Holzschalung zudem schnell an Fäulnis. Nicht immer der «billigste» ist der Günstigste. «Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, was nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und Menschen die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechten Opfer solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter zu wenig zu bezahlen.» John Ruskin, englischer Sozilalphilosoph (18191900) Würden wir als Konsumenten mehr nach diesem Leitsatz leben, blieben uns manche negativen Erfahrungen erspart. Eine optimale Beratung durch einen gut ausgebildeten Maler- oder Gipsermeister kann uns bereits im Vorfeld einer Renovation, eines Umbaus oder eines Neubaus von grossem Nutzen sein. Absprachen können getroffen werden, Terminpläne können gemeinsam erstellt und Überschneidungen vemieden werden. Fazit: Richtige fachliche Beratung – Fairer Preis für eine gute Arbeit. Die meisten konventionellen Anstrichmittel bilden leider einen dicken Film auf dem Holz und lassen den Untergrund schlecht atmen. Nach Jahren beginnen die Dick-Schichtlasuren zudem abzuschälen. Wir suchten nach Alternativen. Dabei sind wir auf ein altes Rezept gestossen. Auf der Basis von Roggenmehl haben wir eine Lösung gefunden. Bei diesem Farbanstrich für Holzschalung handelt es sich um ein schwedisches Rezept. Zur Herstellung werden neben Roggenmehl als Bindemittel, ausschliesslich Erdpigmente verwendet. Der Holzbauarchitekt Paul Artaria hat diesen Farbanstrich oft für seine projektierten Bauten verwendet. Da diese Naturfarbe auf sägerohes Holz appliziert werden muss, verleiht sie dem Objekt ein seidiges, weiches Aussehen. Neben Renovationen mit der Roggenmehllasur konnten wir vor drei Jahren diese Technik an einem Neubau anwenden. Fragen an den Bauherrn Ch. Lutz, Künstler Welche bauphysikalischen und baubiologischen Grundsätze waren für Sie bei der Materialienwahl wichtig? Charlie Lutz: Für meine Frau und mich mussten die gewählten Materialien in ihrer Herstellung als auch im zukünftigen Abbau ökologisch vertretbar sein. Die Farben, die wir zum Schutz für unsern Holzbau verwendet haben, durften auch keine toxischen Inhaltstoffe und Lösungsmittel enthalten. Da wir kleine Kinder haben, legten wir zudem Anforderungen an die Reinigungsmöglichkeiten. Wie sind Sie auf dieses Anstrichmittel gestossen? Herr Hossli ist Besitzer der Liegenschaft an der Tottikonerstrasse in Stans. Dieses Haus wurde vor etwa 60 Jahren erbaut und mit dieser Farbe behandelt. Weshalb haben Sie sich für diese Behandlung entschieden? Die ökologische Konsequenz war mitentscheidend bei der Materialwahl. Zudem gefiel uns die Ausstrahlung der Oberfläche. Das weiche, samtige Aussehen wird durch die sägerohe Schalung noch verstärkt. Zudem ist die Wirkung je nach Wetter und Beleuchtung anders. Nach selber durchgeführten Tests war ich auch von der Farbechtheit überzeugt. Der voraus erwähnte Bau in Stans musste nach Aussage von Herrn Hossli erst nach 50 Jahren renoviert werden. Somit hatten wir auch eine Langzeiterfahrung. Seit fast drei Jahren leben Sie nun in Ihrem Haus. Konnten Sie auch Nachteile feststellen? Im nassen Zustand ist die Lasur leicht reversibel und deshalb auf mechanische Verletzung anfälliger. Sind für Sie durch die Verwendung dieser atmungsaktiven Lasur grosse Mehrkosten entstanden? Die Kosten sind etwa zehn Prozent höher als bei konventionellen Lasuren. Berücksichtigt man aber die leichte Renovierbarkeit, so ist der Anstrich mit Roggenmehllasur auf Jahre gesehen günstiger.