Wohnen an der Barnimkante - Forum

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5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Wohnen an der Barnimkante - Bauen mit Holz im innerstädtischen Kontext | S. Scharabi
Wohnen an der Barnimkante
Bauen mit Holz im innerstädtischen
Kontext
Susanne Scharabi
Architekturbüro
Susanne Scharabi
DE-Berlin
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5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
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Wohnen an der Barnimkante - Bauen mit Holz im innerstädtischen Kontext | S. Scharabi
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Wohnen an der Barnimkante - Bauen mit Holz im innerstädtischen Kontext | S. Scharabi
Wohnen an der Barnimkante
Bauen mit Holz im innerstädtischen
Kontext
1.
Aufgabenstellung / Konzeption
1.1. Städtebauliche Situation
Die Aufgabenstellung war ein 7- geschossiges Mehrfamilienhaus bestehend aus Vorderhaus und Seitenflügel im gründerzeitlichen Berliner Bezirk Prenzlauer Berg zu planen.
Das Lückengrundstück inmitten eines Wohnblocks grenzt straßenseitig an einen Stadtplatz. Der rückwärtige Grundstücksteil ist Teil des Blockinnenbereiches, der nach Süden
abfällt, da er topographisch an der sogenannten Barnimkante, einem eiszeitlichen Urstromufer gelegen ist. Zielgruppe für die neuen Bewohner der 10 Wohnungen sind junge
Familien. Als Neubau mitten im steinernen Berlin sollte das Haus als Niedrigenergiehaus
konzeptioniert werden; eine Holzkonstruktion schien dieser Aufgabe am ehesten gerecht
zu werden.
Abbildung 1: Lageplan
1.2. Prozess der Konzeptfindung
Der Baustoff Holz faszinierte uns, da er als „Naturbaustoff“ quasi ein Gegenbild zum
„Städtischen“ darstellt. Wichtig war daher von Anfang an auch die ästhetische Komponente, das Sichtbarlassen des Materials Holz.
Zunächst war eine komplette, tragende Holzkonstruktion aus Dickholzelementen geplant.
Das Projekt war bereits bautechnisch und brandschutztechnisch recht weit entwickelt, als
sich Bauherr und Architekten doch für eine Mischbauweise entschieden.
Die Auflagen des Brandschutzes verhinderten das ursprünglich geplante Sichtbarlassen
der Oberflächen im Gebäudeinneren. Zudem waren die Geschosshöhen sowie die Grundrissflexibilität in der Massivholzbauweise nicht im gewünschten Umfang zu realisieren.
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2.
Konstruktion
2.1. Die Hybridkonstruktion
Die gesetzten Entwurfsschwerpunkte führten schließlich zu einer Hybridkonstruktion aus tragenden Stahl- und Betonstützen, Spannbetonfertigteildecken mit nur
18 cm Stärke, einer tragenden Holzkonstruktion des Dachgeschosses, sowie einer Gebäudehülle aus nichtragenden Holztafelelementen.
Eine Bauweise aus Fertigteilen und vorgefertigten Elementen ist gerade für innerstädtische Bausituationen besonders gut geeignet, da so ein schnelles, weitgehend staubfreies
und trockenes Bauen möglich ist.
Abbildung 2: Baustellenfoto
Foto: Matthias Broneske
2.2. Grundrissflexibilität
Durch die gewählte Konstruktion konnten die Grundrisse der Wohnungen stützenfrei und
individuell gestaltet werden. Die Anordnung mehrerer Stränge ermöglichte die Lage der
Bäder und Küchen den gewünschten Grundrissen anzupassen.
Abbildung 3: Wohnungsgrundriss 1.OG
Abbildung 4: Wohnungsgrundriss 3.OG
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3.
Die Fassaden
3.1. Straßenfassade
Als Fassadenbekleidung wurden vorgehängte Fassaden gewählt, um das Elementhafte
auch hier fortzuführen. Die Materialien der Bekleidung von Straße und Hofbereich unterscheiden sich jedoch. Die Straßenfassade welche gleichzeitig die „Außenfassade“ des
Blocks darstellt, erhielt eine Bekleidung aus naturgrauen zementgebundenen Fassadentafeln. Die Fenster der Regelgeschosse haben nur ein Fensterformat. Eine Differenzierung
wird hier durch leichtes Verschieben der Fenster zueinander erreicht. Eine horizontale
Gliederung durch Fassadenbleche zitiert die starken Horizontalen der beiden denkmalgeschützten Nachbarhäuser.
Abbildung 5: Straßenansicht
Foto: Matthias Broneske
3.2. Hoffassaden
Die Fassaden des Blockinnenbereichs erhielten Fassadenbekleidungen aus vertikalen Lärchenholzprofilen. Der halböffentliche Begegnungsraum und Spielbereich der Kinder profitiert von der Atmosphäre, die von den Holzoberflächen der den Hofraum begrenzenden
Wände ausgeht.
Die Fensteranordnung der Seitenflügelfassade spiegelt die dahinter-liegenden unterschiedlichen Grundrissvarianten.
Abbildung 6: Hoffassaden
Foto: Matthias Broneske
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3.3. Fassadenaufbau
Die Fassaden erreichen mit einer Wandstärke von nur 30 cm einen
U- Wert von 0,18 W/qm K. Die Brandschutzanforderungen der Holzfassadenbekleidung
konnten durch ein Brandüberschlagsblech in Geschoss-deckenhöhe erreicht werden. Die
tragenden Stahlträger- und Stützen binden in die Holztafelelemente ein und erreichen
mit einer Bekleidung aus Steinwolle die brandschutztechnische Anforderung F 90.
Abbildung 7: Horizontalschnitt Fassade
Abbildung 8: Vertikalschnitt Fassade
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4.
Energiekonzept
Mit Hilfe der hochgedämmten Fassaden, der Einbringung einer Dreifachverglasung sowie
dem Einbau einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit einem Wirkungsgrad von
95% konnte ein Gebäude errichtet werden, dessen Primärenergiebedarf unter 40 kWh/qm
a liegt. Der Wärmebedarf des Gebäudes kann mit einer Brennwerttherme von nur 60 kW
erzeugt werden.
Durch großzügige Öffnungen nach Süden kann die Sonnenenergie zur passiven Energiegewinnung genutzt werden.
Abbildung 9: Innenraumfoto
5.
Foto: Matthias Broneske
Ausblick
In circa 400 m Luftlinie des Gebäudes „Wohnen an der Barnimkante“ konnte unser Büro
ein weiteres Gebäude in Holz realisieren.
Hier wurde jedoch eine ganz andere Konzeption verfolgt. Es handelt sich hier um einen
dreigeschossigen Anbau an eine denkmalgeschützte Schule in Berlin Mitte. Hier wurde
Holz in Außenwänden und Decken als tragende Konstruktion verwendet.
Neben Gründen der Nachhaltigkeit war hier die kurze Bauzeit ein Entscheidungskriterium
für den Baustoff Holz.
In den Innenräumen konnten die Holzoberflächen der Brettsperrholz-elemente teilweise
sichtbar bleiben.
Das Bauen mit Holz in der Stadt hat also Zukunft!
Der Einsatz der Holzkonstruktionsart muss jedoch den Anforderungen der jeweiligen
Bauaufgabe entsprechen. Für jedes Projekt sollte eine neue Antwort auf die Frage gefunden werden, wie Holz in der geeignetsten Weise eingesetzt werden kann.
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Abbildung 10: Anbau aus Massivholzkonstruktion, Freie Waldorfschule Berlin-Mitte
Foto: Matthias Broneske
Bauen mit Holz in im innerstädtischen Bereich erfordert von den Architekten und Planern
einen deutlich erhöhten Planungsaufwand. Entscheidend für das Gelingen des mehrgeschossigen Holzbaus in der Stadt ist eine gut aufeinander abgestimmte und sich ergänzende Gesamtkonzeption aus Architektur, Brandschutz, Haustechnik und Statik.
Ziel sollte dabei sein auch der atmosphärischen Wirkung des Baustoffes Holz im Gebäudeinneren und im Stadtraum mehr Raum zu geben!
Abbildung 11: Hofsituation Wohnen an der Barnimkante
Foto: Matthias Broneske
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