E Erschienen im April 1988 Das im Untergeschoß des Institut du Monde Arabe in Paris gestaltete Hypostyl, die Säulen halle aus verkleideten Klimakanälen und realen Stützen, dieser illusionistische Raum, wurde bedeutungsvolle Wirklichkeit durch die Anwesenheit von Mitgliedern arabischer Staaten in ihren bunten Galabiyas, die sie zur feierlichen und fröhlichen Eröffnung ihres Institutes angelegt hatten. Lichtbericht 29 Inhalt Zu diesem Heft IMA Institut du Monde Arabe, Paris Zeppelin oder Porsche? Gantry Axis Berlin mit Esprit Chemisse, Barcelona Cortes de Aragón, Zaragoza Kann man Mondlicht sehen? Yves Saint Laurent, Mailand Lichtplaner vorgestellt: Hans T. von Malotki Lichtdesign, Köln Schlußlichter Zu diesem Heft 1 2-6 7 7-10 11-13 14-15 16-17 18-21 22-25 26-27 28-31 32-33 Fotos: Luc Bernard (Ul, S. 2-6, 14/15, 28-31), Lars Christ/ERCO (S. 32/33), Helmut Claus (S. 1), Hans Hansen (S. 7-13), Andreas Horlitz (U4), Thomas Mayer (S. 22-25), Dorothea Schmid (S. 28-31), Michael Welt (S. 16-21, 26/27). © 1988 ERCO Printed in W-Germany, Druckhaus Maack GmbH & Co. KG, 5880 Lüdenscheid, 6298804 Wenn man bei der Entwicklung einer Leuchte das Design am technisch Notwendigen und nicht am ästhetischen Effekt orientiert, erhält man ein Produkt, das die Qualität eines Instrumentes hat und dessen Nützlichkeit sich unmittelbar erschließt. Das technisch Notwendige, das technisch Richtige zu definieren, setzt voraus, daß man die spätere Nutzung des Produktes bewertet. Die Richtigkeit der Überlegungen ist nachprüfbar, nachmeßbar, nachrechenbar. Fehler, spekulative Denkansätze werden als solche sofort erkannt und als redundant empfunden. Es entsteht eine Ästhetik des technisch Richtigen, die nur durch technischen Fortschritt einer Änderung bedarf, aber nicht durch eine Veränderung modischer Attitüde. Anwendungsnutzen, Gebrauchsnutzen für ein Produkt genau zu definieren und einer technischen Lösung zuzuführen, ergibt ein Design, das der Haltung von ERCO sehr entspricht. Wie schon gesagt, wir legen Wert auf eine Ästhetik des technisch Richtigen, aber nicht auf eine Ästhetik, die beflissen dem Zeitgeist zu entsprechen sucht. Diese Haltung prägt seit vielen Jahren unsere Produkte, und auch Neuentwicklungen werden von dieser Einstellung geprägt. Prägt das technisch Richtige unser Design, dann ist das technisch Notwendige die Richtschnur für unsere Produktentwicklungsstrategie. So hat sich als notwendig erwiesen, in Zusammenarbeit mit Architekten, immer wieder Lösungen zu entwickeln, mit denen Stromschienen weit gespannt werden können. Sei es, daß Glasdächer frei unterspannt werden sollten, sei es, daß nur weit auseinanderliegende Aufhängepunkte zur Verfügung standen, oder daß raum-bildende Strukturen für eine optimale Raumnutzung gewünscht wurden. Diese Aufgabenstellungen einer optimalen, technisch richtigen Lösung zuzuführen, war der Auftrag, den wir dem britischen Architekten Roy Fleetwood stellten. Dabei entstanden zwei Produktprogramme, die unter dem Namen Gantry und Axis in diesem Heft vorgestellt werden. Bei Gantry wird die Stromschiene zum Gitterträger, der über 9,50 m frei gespannt werden kann. Aus diesem Trägersystem lassen sich Strukturen an der Decke bilden, Portalkonstruktionen bauen, oder es kann zwischen Wände eingespannt werden. Die Statik wurde von Ove Arup gerechnet und die Einzelteile noch einmal im Materialprüfungsamt überprüft. Auch für das System Axis wurde die Statik von Ove Arup gerechnet, das als raumbildendes System mit großer Spannweite (max. 12 Meter) genutzt wird. Beide Systeme wurden nach den eingangs beschriebenen Designkriterien entwickelt. Ihre Ästhetik ist die Ästhetik des technisch Richtigen. Formale Effekthaschereien ver- boten sich von selbst durch die Komplexität der gestellten Aufgabe. Wir sind überzeugt, daß wir mit der Umsetzung von Gestaltungsprinzipien, die in der Architektur entwickelt wurden, auf das Produktdesign einen Weg beschreiten, der die Produktentwicklung der Zukunft weiterhin stark prägen wird. Die Richtigkeit dieser Behauptung und ihre Umsetzung in Produktwirklichkeit gilt es in der Zukunft zu beweisen. Bis zum nächsten Heft. Klaus J. Maack 1 IMA Institut du Monde Arabe, Paris Architekt: Jean Nouvel, Partner: Lezenes, Soria u. Architecture Studio Lichtplanung: Lichtdesign, Köln H. v. Malotki, Dr. H. Kramer, L. Bernard Bücherturm bei Nacht - die Zikkurat aus Beton wird durch 1000 W-Halogen-Uplights angestrahlt. Beleuchtung der Bücherrampen durch der Kontur folgende Niedervolt-Richtstrahler 20 W/12 V Zeichnung IMA: Grundriß 4. OG 1 - Museum 2 - Galerie 3 - Bibliothek-Luftraum 4 - Bücherturm 5 - Aufzugshalle/ Treppenhaus 6 - Patio 2 Am 30. November 1987 wurde das Gebäude des Instituts du Monde Arabe (IMA) durch den Präsidenten der Französischen Republik, Francois Mitterrand, seiner Bestimmung übergeben. Es soll nach dem Willen der von 20 arabischen Staaten und der französischen Republik gegründeten Stiftung die Kenntnis und das Verständnis der arabischen Welt vertiefen, eine tiefgreifende Forschung der Sprache, ihrer kulturellen und geistigen Werte anregen und den Austausch und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik zwischen Frankreich und der arabischen Welt unterstützen - und gleichzeitig die Entwicklung der Beziehungen zwischen den arabischen Staaten und Europa fördern. Das neu entstandene Hauptquartier des IMA umfaßt ein 5000 m² großes Museum, eine Mediothek, ein Auditorium, Empfangsbereiche, eine Bibliothek für 100 000 Bände, Konfe renzräume, eine Cafeteria und Büros für die Stiftung. Das Projekt wurde vom französischen Staat im Rahmen eines groß angelegten, über Jahrzehnte gehenden Kulturprogramms in einem Wettbewerb ausgeschrieben, den die Architekten - Jean Nouvel, Gilbert Lezenes, Pierre Soria und Architecture Studio - 1981 gewonnen haben. Das Programm war relativ einfach, die städtebauliche Situation komplex. Gegenüber der Ile Saint Louis, am Ende des Boulevards St. Germain liegend, ist das IMA der Versuch, eine Reihe von Gegensätzen aufzuheben, eine Verbindung zwischen dem alten und neuen Paris zu suchen, der arabischen und westlichen Kultur, dem Universitäts- und Stadtleben. Die Architekten haben mit diesem Dualismus gearbeitet, ihn aufgedeckt und dann in ihrem Entwurf gelöst, die politi- sche Signifikanz des IMA durch seine physische Präsenz ausgedrückt. Die Transparenz des Gebäudes unterstreicht die Absicht des Architekten, das Gebäude als Schaufenster einer fremden Kultur zu sehen - ein Gebäude, das sich nach außen öffnet. Jean Nouvel versteht seinen Bau als Referenz an die Modernität — unter Verwendung von Zeichen - unter Wahrung einer gewissen Distanz -als Widmung an die arabische Kultur. Das Gebäude verfolgt im Norden in einer Kurve die Linie der Seine, im Westen verläuft es parallel zu den Gebäuden der Universität. Der sich zwischen beiden Gebäuden bildende Spalt liegt in gerader Linie zu den Türmen von Notre-Dame und endet in einem Innenhof aus transluzentem Marmor. Die Beziehung von Innenhof und Kathedrale, Osten und Westen, ist die zentrale Metapher vom IMA. Auch andere Bauelemente zitieren als Zeichen arabische Stilelemente wie die Geschlossenheit des Patio oder die graphischen Elemente der Alhambra, Polygone, Sterne und Kreise in einem Quadrat als quasi Grundgeometrie des Gebäudes. Der Bücherturm aus Beton, umgeben von Glas und Aluminium, an der Westspitze des Gebäudes, ist ein Zitat der Zikkurat. Die spiralenförmige Rampe erschließt in den unteren Bereichen den Blick auf die Seine, und weiter nach oben gehend wird der Blick frei auf die Dächer von Paris. Die Säulenhalle im Basement ist ein illusionistischer Raum, gebildet aus verkleideten vertikalen Klimaschächten und realen Stützen - eine Reminiszenz an das Hypostyl eines Tempels. Der technische und metaphorische Ausdruck des Gebäudes wird jedoch ganz we- 3 bindung wird artikuliert. Das erfordert akribische Detailgenauigkeit, die an die Grenzen der technischen Möglichkeiten der französischen Bauindustrie ging. Kein Gebäude in Paris hat soviel Diskussionen und Erwartungen erzeugt wie das Institut du Monde Arabe, als das physische Symbol der manchmal fragilen Freundschaft zwischen Frankreich und der arabischen Welt. Mit ihm bieten die Architekten nach dem Centre Pompidou eine alternative Vorstellung einer High-Tech-Modernität, die auf realer technischer Erfindung basiert und nicht auf die abgedroschene Dekoration zur Schau gestellter Klimakanäle abhebt. Durch die kühne Verwendung von Glas und Aluminium haben sie eine elegante Glasbox geschaffen, die die Stadt reflektiert - ihr wie ein Spiegel vorgehalten wird. Lichtdesign wurde zu einem relativ späten Zeitpunkt für bestimmte Bereiche, insbesondere die Museumsbereiche des Projektes, hinzugezogen. Es galt, die sich aus der Fassadenkonstruktion ergebenden Tages- lichtquotienten zu ermitteln und, unter Berücksichtigung konservatorischer Aspekte, Lichtdämpfungsmaßnahmen vorzuschlagen, die in ihrer Ausbildung mit der architektonischen Absicht zusammengehen. Das geschieht mit beweglichen, textilen Geweben in mehreren Schichten, die sich zu einem Moiré überlagern. Durch die gewählte metallischgraue Farbe entsteht ein harmonischer Zusammenhang zu den verwendeten Materialien, wie Aluminium und Glas, auch zum gesamttechnischen Ausdruck des Gebäudes. Der Tageslicht quotient, der im Bereich der Nordfassade bei 11 % liegt und sich in Raumtiefe auf 1,5 % abbaut, ist durch diese Maßnahme in Stufen auf 1/3 dieser Werte zu reduzieren. Hinter der Südfassade, die bei direkter Sonneneinstrahlung aufgrund der Diaphragmen jene Muster projiziert, die der Architekt sich vorgestellt hat, wurde ein textiler, transluzenter, beweglicher, weißer Vorhang vorgesehen, der diffundiert und die Projektion der Pattern auf Gegenständen, dort wo es nicht tung wurden Downlights mit horizontal angeordneten 18 W bzw. 26 W-Kompaktleuchtstofflampen mit warmer Lichtfarbe und einem Cut- off von 40° in Längs- und Querrichtung entwickelt. Über Gruppentransformatoren gespeiste Stromschienen und Strahlerleuchten von 15100W sind oberhalb der Streckmetalldecke angeordnet. Die Beleuchtungsatmosphäre ist je nach Tageslichtzustand variierbar. Entweder als flächige, das Tageslicht unterstützende Allgemeinbeleuchtung oder als dramatische Akzentbeleuchtung. Die Allgemeinbeleuchtung ist für ein Niveau von Em= 200 lx ausgelegt. Mit NiedervoltStrahlern lassen sich Beleuchtungsstärken von 50-1000 lx, je nach Empfindlichkeit des Ausstellungsobjektes, einrichten. Die Museographie ist nicht unproblematisch, weil der im Einklang mit der Gesamtinnenraumgestaltung gewählte, dunkle, metallische Untergrund für die Ausstellungsobjekte und für viele horizontale Glasflächen Reflexe nicht immer ausschließen kann. Architekturornament Darstellung der Kaaba, Mekka, 17 Jh., Türkei, Keramik. sentlich durch den außergewöhnlichen Sonnenschutz der Südfassade bestimmt. Die 30 x 80 m große Fassade wirkt durch ihre 27 000 Diaphragmen, die in 113 Paneelen zusammengefaßt sind, wie eine gigantische Moscherabia. Das wirkt zunächst als Dekor, aber erklärt sich als wirksame Lichtfunktion. Die Diaphragmen arbeiten, durch Fotozellen elektropneumatisch gesteuert, wie eine Kamerablende, die einen Tages lichteinfall von 10-30 % gestattet. Die polygonalen Blendenöffnungen reflektieren arabische Geometrie. „Der Besucher des Gebäudes soll wissen, daß dies ein arabisches Gebäude ist“, sagt Jean Nouvel. Er und seine Partner haben auf die unterlegte Verwandtschaft zwischen moderner und arabischer Architektur gesetzt, die Verbindungen zwischen beiden auf dem abstrakten Niveau von Raum und Geometrie geformt und mit dem Ausdruck einer modernen Technologie eine faszinierende, subtile Interpretation der arabischen Welt gefunden. Jedes Konstruktionselement ist gezeigt, und jede Ver- 4 Epitaph, Elegie an Oulai Geliebte von Khalaf, Ägypten 877, Marmor Salle du Haut Conseil. Projektion der Blendendöffnungen der Südfassade. Ausstellung „Der Islam und seine historische Entwicklung“ im 6. OG. Akzentuierung der Objekte durch Niedervolt-Strahler aus der transparenten Decke. gewünscht wird, vermeidet. Es war der Wunsch des Architekten, das zur Beleuchtung und Akzentuierung der einzelnen Objekte notwendige Equipment, wie Niedervolt-Strahlerleuchten unterschiedlicher Lichtverteilung, Leistung und Form sowie Downlights für die Allgemeinbeleuchtung am Tage, durch eine gewölbt - konvex -ausgebildete, aluminiumfarbene Streckmetalldecke zu kaschieren, sie praktisch durch einen Schleier zu verdecken und in der Nacht auf der Decke, ähnlich wie bei der Südfassade, Lichtpattern zu erzeugen. Die Decke ist in Segmenten abklappbar ausgebildet, um die Wartung der Strahler zu ermöglichen. Für die Allgemeinbeleuch- Trotz aller Zurückhaltung in der Vielfalt von Leuchtentypen und Beleuchtungstechniken entsteht innerhalb des Gebäudes ein abwechslungsreiches, funktionsbezogenes Lichtklima, das keine Langeweile aufkommen läßt und den Besucher auf dem Höhepunkt seines Interesses hält. Hans T. von Malotki 5 Zeppelin oder Porsche? Den ästhetischen Eindruck eines Produktes bezeichnet man gemeinhin als Design. Dieser Eindruck ist entweder das Ergebnis einer ästhetischen Anstrengung und damit ein Effekt, oder er resultiert aus einer konstruktiven Möglichkeit, ein technisches Problem zu lösen. Das Resultat einer ästhetischen Anstrengung sollte man besser Mode nennen. Erst die Gestaltung einer konstruktiven Möglichkeit, ein technisches Problem zu lösen, kann Design ergeben. So entsteht neues Design eigentlich immer erst dann, wenn es auf einer Innovation beruht, also aus einer neuen Lösung einer Aufgabenstellung. Designlösungen, die innerhalb einer speziellen Industriebranche entwickelt wurden, ergeben eine Formensprache, die - weil angemessen - in gewissen Industriezweigen besonders häufig anzufinden ist, z. B. in der Unterhaltungselektronik oder in der Haushaltsgeräteindustrie. Solche Formensprachen werden in anderen Industrien möglicherweise überhaupt nicht benutzt, da dort anders gedacht wird. Design wäre somit das Resultat einer Denkhaltung. Wenn die Denkhaltung sau- Die zur Eröffnung des IMA gereichten arabischen Süßigkeiten gab es während des Bauens nicht. Die Durchsetzung der Idee im Rahmen eines engen Budgets und einer technisch hochgradig geforderten Bauindustrie war für den Architekten Jean Nouvel und seine Kollegen eine Tour de Force, die sich am Ende durch zahlreiche Ehrungen wie den Grand Prix de l‘ Architecture und das Silberne Dreieck von Moniteur ausgezahlt hat. Die Eröffnung mit Reden, Glückwünschen, Interviews und Händeschütteln hochrangiger Persönlichkeiten aus Regierung, Diplomatie und Kultur, Presse und Fernsehen, sah einen glücklichen Architekten, dem die zusammenfassenden Bemerkungen seines Präsidenten offensichtlich gefallen haben. „Glückwünsche zunächst an Jean Nouvel und Architecture Studio. Indem sie die drei außergewöhnlichen Materialien Glas, Metall und Licht -gestaltet haben, bieten sie uns eine moderne Struktur, die den Ort erhebt, sich harmonisch in das Stadtbild einfügt, eine Fülle von Anspielungen an die arabische Architektur enthält und dabei glücklicherweise jedes Klischee vermeidet.“ Im Salle du Haut Conseil, am höchsten Punkt des Bücherturms, mit Blick auf Notre-Dame, gibt der französische Staatspräsident Francois Mitterrand ein Interview vor Presse, Funk und Fernsehen. Gantry Design: Roy Fleetwood Statik: Ove Arup „Auf jeden Fall wird sie viel komplexer sein, als Sie denken“, antwortete Richard Rogers auf die Frage, wie die Architektur des nächsten Jahrhunderts aussehen wird. Heute werden Gebäude zunehmend mit einer Haltung wie bei der Herstellung von Großraumflugzeugen entworfen. Sie sind damit vielfach eher ein Ingenieursprodukt denn ein Produkt der Architekten. Die Hongkong and Shanghai Bank von Norman Foster oder das Centre Pompidou von Rogers und Piano sind nur zwei Beispiele für eine neue Art von Architektur, welche Funktion und konstruktive Merkmale nicht versteckt, sondern bewußt herausstellt. Für ERCO ist diese Entwicklung von besonderem Interesse. Mit unseren Leuchten verfügt der Architekt schon seit Jahren über Lichtinstrumente, die sich in jede Art von Architektur einfügen. Die Entwicklung von Gantry, dem neuen StromschienenGitterträger, ist die folgerichtige und logische Fortschreibung dieses Innovations- Nach dem Rundgang mit Präsident Mitterrand, Premierminister Chirac und Paul Carton, Präsident des IMA, wurden arabische Köstlichkeiten gereicht. ber ausformuliert ist, müßte ein Design des technisch Notwendigen und eine Ästhetik des technisch Richtigen entstehen. Beispiel: Die Stahlindustrie des 19. Jahrhunderts ermöglichte es Ingenieuren und Architekten, ein Material einzusetzen, das in den Jahrhunderten davor in der Form nicht zur Verfügung stand. Das Ergebnis war eine neue Architektur, wie sie sich im Kristallpalast in England oder im Eiffelturm zeigte. Um die Jahrhundertwende zeichnete sich dann ab, daß der Traum vom Fliegen machbar wurde, da ein völlig neues Material zur Verfügung stand, mit dem Leichtbaukonstruktionen möglich wurden, und das Festigkeiten aufwies, die für die Entwicklung der neuen Flugapparate notwendig waren. Graf Zeppelin entwickelte leichte Trägerkonstruktionen, über die er die Hülle seines Luftschiffes spannte. In Friedrichshafen sind diese Trägerkonstruktionen heute noch zu besichtigen. Sie bestätigen eindrucksvoll die Qualität des ingenieurmäßigen Denkens, die der Entwicklung dieser Luftschiffe zugrunde lag. Die Sehnsucht nach höheren Geschwindigkeiten machte stromlinienförmige Konstruktionen notwendig. Die Entwicklung windschlüpfriger Konstruk- tionen prägte die Automobil- und die Flugzeugindustrie. Design für den schnellen Transport. Doch nun zu ERCO: Die Abteilung Sonderkonstruktion in unserem Hause wurde immer wieder vor das Problem gestellt, Stromschienen so zu gestalten, daß größere Spannweiten erreicht werden können. Wir wollten deshalb die Aufgabe professionell lösen und weitgespannte Lichtstrukturen entwickeln. Zwei Systeme sind entstanden. Das eine, Gantry genannt, ist eine Gitterträgerstruktur, das andere, Axis genannt, ist ein raumbildendes Modulsystem. Die Ästhetik beider Systeme entwickelt sich aus dem technisch Notwendigen und Richtigen. Die Vorbilder waren Konstrukteure wie Graf Zeppelin oder die Gebrüder Wright. Statik und Konstruktion sind ablesbar und nicht durch eine windschnittige Verpackung kaschiert. So gesehen war Graf Zeppelin für uns der wichtigere Anreger zur Lösung der Aufgabenstellung als sein späterer Kollege, der Ingenieur Porsche. Klaus J. Maack prozesses. Der Designer von Gantry, Roy Fleetwood, war über ein Jahrzehnt bei Foster Associates tätig und bauführender Architekt der Hongkong and Shanghai Bank, bevor er sein Designbüro eröffnete. Für die statische Sicherheit dieses neuen Systems bürgt das Ingenieurbüro Ove Arup, das alle Berechnungen dafür durchgeführt hat. Ove Arup zählt zu den besten Statikbüros der Welt und führte die Berechnungen für viele statisch anspruchs- Erst die Gestaltung einer konstruktiven Möglichkeit, ein technisches Problem zu lösen, kann Design ergeben. Roy Fleetwood, Jahrgang 1946, studierte Architektur in Liverpool und Rom. Nach Mitarbeit bei ABK Architects, London, 1973-1986 Mitarbeit bei Foster Associates, London, zuletzt als bauführender Architekt bei der Errichtung der Hongkong and Shanghai Bank in Hongkong. 1986 Gründung eines eigenen Büros in Cambridge, das seit 1988 unter dem Namen „Office for Design Strategy“ arbeitet. 1986-1988 Entwicklung der weitgespannten Lichtstrukturen Axis und Gantry. Ein nachdenklicher Jean Nouvel. Nach mehr als drei Jahren Bauzeit verschlang das IMA einschließlich Einrichtung 341 Millionen FF. 6 7 volle Gebäude durch, wie z. B. das Sydney Opera House, das Centre Pompidou, das Renault Ersatzteillager in Swindon und die Hongkong and Shanghai Bank. Im Unterschied zu den bereits bestehenden Tragsystemen handelt es sich bei Gantry um eine Substruktur mit integrierter Energieversorgung. Grundlage der Überlegungen war die Suche nach einer intelligenten Möglichkeit, eine Stromschiene sehr weit zu spannen und dabei die Durch -biegung unter Last möglichst gering zu halten. Kernstück des Systems ist der Gitterträger, eine Sonderform des Fachwerk trägers, der sich durch hohe Tragkraft bei geringem Eigengewicht und Materialverbrauch auszeichnet. Er arbeitet mit einem Obergurt, einem Untergurt und Kreuzstreben zur Aussteifung. Die Profile bestehen aus stranggepreßtem Aluminium, die Kreuzstreben und Abschlußstücke aus Aluminiumdruckguß, die mechanischen Verbindungselemente aus Stahlfeinguß bzw. Aluminium-Kokillenguß. Um weitgespannte komplexe Strukturen zu bilden, muß je nach Aufgabenstellung mit unterschiedlichen Trägerversionen gearbeitet werden: Die Hauptträger werden durch 28,6 cm hohe Kreuzstreben ausgesteift. Eine Modullänge entspricht dabei 50 cm. Die Kreuzstreben der Nebenträger haben eine Höhe von 21,2 cm bei gleicher Modul länge, so daß die Nebenträger insgesamt niedriger sind als die Hauptträger und diese durchdringen können. Wichtig ist, daß Hauptträger in Abständen von max. 2,50 m und Nebenträger max. alle 2 m seitlich ausgesteift werden müssen, um ein Ausknicken der Träger zu verhindern. Das statische Problem bei Strukturen dieser Art liegt viel weniger in der Durchbiegung unter Last als in dem seitlichen Ausweichen der Träger. Eine Möglichkeit der Aussteifung ist die Verbindung von Haupt- und Nebenträgern zu einem Rechteckraster. Es ergibt sich hierbei also ein Rastermaß von max. 2,50 x 2 m. Ein weiteres Mittel, um die Aussteifung zu erzielen, ist die Bildung eines Kastenträgers. Dazu werden zwei nebeneinander angeordnete Hauptträger miteinander verbunden. Dies geschieht durch Kreuzstreben der Nebenträger, die in horizontaler Anordnung mit den Kreuzen der Hauptträger verschraubt werden. Mit Gantry können Lichtstrukturen gebildet werden, welche Distanzen bis zu 9,50 m frei überspannen. Die Tragfähigkeit reicht von mindestens 18 kg/m bei größter Spannweite bis weit über 100 kg pro laufendem Meter je nach Länge bzw. System aufbau. Die Montage erfolgt entweder an Stahlseilen abgehängt oder von Wand zu Wand. Darüber hinaus arbeitet die Standversion nur mit Trägern (sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Anordnung) und verzichtet auf jegliche Wand- oder Deckenanschlüsse. Das ganze System ist Von der Decke abgehängt, kann Gantry überall dort eingesetzt werden, wo große Spannweiten erforderlich sind oder wo innerhalb einer bestehenden Architektur eine Substruktur gebildet werden soll. Das Gantry Standsystem ermöglicht die Abgrenzung von Räumen, z. B. in Museen, Ausstellungsbereichen oder auf Messen. Gleichzeitig bietet Gantry durch die integrierte Stromschiene große Flexibilität bei der Beleuchtung. 8 9 Axis Design:Roy Fleetwood Statik: Ove Arup so angelegt, daß an Hand von vorgefertigten Einzelteilen voll elektrifizierte Einzelträger und Rastersysteme gebildet werden können. Die maximale Fertigungslänge bei Hauptträgern beträgt 4 m, bei Nebenträgern 2 m. Trägerlängen von mehr als 4 m müssen zusammengesetzt werden. An den Stoßstellen der Trägerelemente nehmen Verbindungsteile die auftretenden Kräfte auf, ohne dort abgehängt oder abgestützt werden zu müssen. Gantry ist weit mehr als eine licht-technische Lösung, sie reflektiert in gewisser Weise eine neue Designauffassung. Gantry muß in Anbindung an die Architekturmoderne gesehen werden. Eine Moderne, deren Zukunft Norman Foster mit seiner Hongkong and Shanghai Bank deutlich gemacht hat und die das gesamte Gebäude sowohl im Innen- als auch im Außenbereich durchdringt, die nach funktionalen Kriterien arbeitet und die Menschen in ihre Architektur einbindet. Als Architektur in der Architektur kann Gantry überall dort eingesetzt werden, wo die räumlichen Gegebenheiten weitgespannte Lichtstrukturen erfordern, sei es in Einkaufszentren oder Hotelhallen, Firmengebäuden oder Flughäfen, öffentlichen Gebäuden oder Museen, in Messehallen und auf Messeständen. Bei allen Montagearten beträgt die maximale Spannweite der Gantry Gitterträger 9,50m. Die Aussteifung wird sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen durch Drahtseilverspannungen erreicht. Die Axis Lichtstruktur besteht aus ausgesteiften Modulen, die zu einem Rastersystem zusammengesetzt werden. Vorteile sind die große Spannweite und die volle Elektrifizierbarkeit. Zur Queraussteifung der Hauptträger werden Nebenträger eingesetzt. Der maximale Abstand dieser Nebenträger beträgt 2,50m. 10 Als deckenbildendes Element stehen Baldachine aus durchscheinendem Stoff zur Verfügung. Entwicklungen in der Architektur sind abhängig von den Materialien und Methoden, die den Architekten für ihre Bauwerke zur jeweiligen Zeit zur Verfügung stehen. Fortschritte in der Materialtechnologie und optimierte, computerunterstützte Verfahren, selbst komplexe Strukturen in ihrem statischen Verhalten vorauszuberechnen, sind zwei Gründe dafür, daß in der heutigen Architektur vermehrt große, frei überspannte Räume gebildet werden. Das bringt zum einen die Notwendigkeit mit sich, diese Räume durch Einbringen einer Untergliederung überschaubar zu machen, zum anderen ist es unter Umständen erforderlich, spezifischen Bereichen des Raumes Energie zuzuführen, sei es für Beleuchtung, sei es für andere Dinge, die in diesen Bereichen genutzt werden sollen. Die erste dieser beiden Problemstellungen wurde bereits von mehreren Herstellern erkannt und in Systeme zur Bildung variabler Strukturen umgesetzt. Dabei handelt es sich bis jetzt ausschließlich um statische Systeme, die die Notwendigkeit der integrierten Energieversorgung nicht lösen. Eine formal ansprechende Lösung der zweiten Aufgabe - nämlich eine Struktur mit integrierter Stromversorgung -wurde bisher noch in keinem Fall geboten. Überlegungen zur Lösung dieser Aufgaben führten bei ERCO zur Entwicklung von Axis. Axis ist ein Tragsystem, das es erlaubt, unter Verwendung einer geringen Zahl verschiedener Einzelteile, Strukturen zu bilden. Dabei sind die Beleuchtung wie auch die elektrische Versorgung voll integriert. Mit der Entwicklung von Axis wurde der englische Architekt Roy Fleetwood beauftragt, der vor der Gründung eines eigenen Designbüros zuletzt als leitender Architekt der Hongkong-Niederlassung von Foster Associates arbeitete. Die statischen Berechnungen führte das Büro von Ove Arup durch. Axis besteht aus ausgesteiften Modulen, die jeweils einen quadratischen Grundriß mit einem Achsmaß von 2,40 m haben und beliebig zu größeren Rasteranordnungen addiert werden können. Ein Modul wird definiert durch 4 Druckelemente in Form von 60-mm-Rohren, die die Seiten eines Quadrates bilden und dessen Ecken durch Knoten miteinander verbunden sind. Dieses Quadrat wird ausgesteift durch diagonale Zug -stäbe, welche die Knoten mit dem oberen und unteren Ende einer vertikalen Luft -stütze verbinden, die im Zentrum des Quadrates schwebt. Bei der Bildung von Rastern benötigt nur jedes zweite Modul eine solche Aussteifung, die dann schachbrettartig angeordnet sein muß. Benachbarte Aussteifungen werden durch Zugstangen verbunden, die an den Enden der Luftstützen verschraubt sind und so einen Horizontalverbund bilden. Das System kann auf Stützen gestellt oder auch von der Decke abgehängt werden. Die größtmögliche stützenfreie Spann- Ein System aus leichten Stellwänden dient zur Abtrennung kleinerer Räume oder als Träger für Displays, Ausstellungsmaterial und Fotos. 11 weite ergibt sich bei einem Raster aus 5x 5 Modulen, gleich 12 x 12 Meter. Hierbei werden nur die Außenkanten unterstützt. Eine zusätzliche Auskragung von einem Modul um das gesamte Raster ist möglich. Die 60-mm-Rohre können sowohl mit Leuchtstoffleuchten als auch mit Stromschienen oder mit dekorativen Lichteinsätzen versehen werden. Die Tragfähigkeit beträgt bis zu 30 kg pro laufendem Meter Rohr. Als Zubehör werden Segeltuchbespannungen als deckenbildendes Element sowie leichte Trennwände angeboten. Mögliche Einsatzgebiete von Axis sind Kongreßcenter, Verkaufsräume, Flughäfen, Ladenstraßen, Mehrzwecksäle, Präsentationsräume, Diskotheken, Museen, Messen, Shoppingcenter, Aktionsflächen und Lobbies. Technische Daten Knoten: Aluminium-Druckguß mit 4 Anschlüssen für abgehende Rohrprofile sowie 8 Gewindeeinsätzen für Spannstangen. Luftstütze: 27 mm Aluminiumstange mit Druckgußknotenelementen zum Anschluß von Spannstangen. Druckelemente: Extrudiertes Aluminiumprofil mit 60 mm Durchmesser als geschlossenes Leerrohr oder als C-Profil zum Einsetzen von Stromschienen, LL- Armaturen mit Acryl- oder Rasterabdeckungen, Kleinlampen- oder E 14-Einsätzen. 12 Diagonalverspannung: 12 mm Edelstahl stange mit Spannvorrichtung in den Anschlüssen an Knoten bzw. Luftstützenkopf. Horizontalverspannung: 16 mm Edelstahlstange bzw. 27 mm Aluminiumstange für Raster 5 x 5. Stütze: Extrudiertes Aluminiumprofil mit 60 mm Durchmesser mit Anschluß an bei einem Raster 9 x 9 im Zentrum eine Fläche von 3 x 3 Modulen ausgespart bleiben muß. Sollte dies unerwünscht sein, stehen für die Zusammenfügung von mehreren kleineren Systemen Verbindungsprofile zur Verfügung, die die auftretenden Spannungen ausgleichen. Axis in Stichworten Rastermaß 2,40 m x 2,40 m Maximale Last 30 kg pro Meter Rohr Spannweite maximal 12 m x 12 m Auskragung ein Modul= 2,40 m Stützenhöhe 2,85 m Textile Deckensegel Trennwände Energiezufuhr durch Stützen oder von der Decke Verdrahtung beliebig in den Knotenpunkten Leuchtstoffleuchten, dekorative Lichteinsätze oder Stromschienen in den Rohren einsetzbar Knoten und Stützenfuß aus AluminiumKokillenguß. Vertikalverspannung: 3 mm Edelstahlseil mit Gabelterminals und Spannschloß. Durch die gleichzeitige Verwendung von Stahl und Aluminium werden bei Rastern ab einer gewissen Größe die Spannungen durch thermische Längenänderung zu groß. Das hat zur Folge, daß zum Beispiel 13 Die ursprünglichen Fensteranlagen in der rückwärtigen Fassade wurden ganz und gar geschlossen, um mit Hilfe einer architekturbezogenen Beleuchtung den Innenraum zu dramatisieren. Die darin präsentierten Produkte werden mit einer entsprechenden Akzentuierung in Szene gesetzt. Die einzige Verbindung zum Außenraum stellen die neu gestalteten Fensteranlagen in der historischen Fassade dar. Unter Berücksichtigung eines jeden Details wurde nicht die Architektur des Objektes beleuchtet, sondern die Architektur übernimmt die Aufgabe, sich lichttechnisch selbst zu inszenieren. Angefangen mit dem in der Terrazzoschale integrierten Uplighting, über in Deckenrücksprünge integriertes Wallwashing als weichzeichnender Hintergrund der DisplayElemente bis hin zur dramatischen Beto nung der architektonischen Stilmittel. Soweit es irgendwie möglich war, wurde jede Art von Beleuchtung mit der Architektur zu einem Element verquickt. Nur im zentralen Bereich werden selbständige, rein funktionelle Elemente eingesetzt. Beleuchtungstürme mit integrierten Strom schienen, von allem unabhängig, wie ein Möbel losgelöst. Die einzelnen lichttechnischen Funktionsgruppen, wie Projektoreinheiten für Highlights auf den Produkten oder die unterstützenden Downlights für den zweigeschossigen Bereich, sind zu Bändern bzw. Quadraten zusammengefaßt und in der gestuckten Decke soweit zu- Berlin mit Esprit Architekten: Ettore Sottsass & Associati, Mailand Lichtplanung: Lichtdesign, Köln Ihre Mode ist jung und farbenfroh, verkörpert einen eigenen Lebensstil. Sie hat „Esprit“. Wie kann sie besser präsentiert werden als im Vergleich mit dem Gegensätzlichen. Oder einfacher: Man setzt die klassizistische Überheblichkeit dem alles verbindenden Geist von heute aus. Für diese Demonstration gibt es wohl keine bessere Stadt, keine geeignetere Straße, keinen günstigeren Anlaß als 750 Jahre Berlin, Berlin Kurfürstendamm. Das Objekt: Café Wien. Damit verbindet der Berliner ein mit vielen Erinnerungen verbundenes Gebäude hinter einer klassizistisch angehauchten Fassade im großen Stil, zwischen Kranzler und Kempi(nski). Einst Tanzpalast, Tempel der Förmlichkeit, heute Umschlagplatz für neueste Trends in Sachen Mode. Durch geschicktes Umsetzen eines bereits mehrfach in verschiedenen Pilotprojekten von Lugano bis Kopenhagen verwirklichten Architekturkonzeptes erreichte Mit „ Esprit“ ist auch die Beleuchtungsaufgabe gelöst worden: Frech wie die Mode sind die Beleuchtungstürme, bestückt mit ERCO TM -Strahlern und integrierter Stromschiene, die, locker im Verkaufsraum verteilt, wie Teile der Einrichtung wirken. das Mailänder Designer-Team um Ettore Sottsass die Beseitigung der durch Mißrenovation und Schankanbau bedrückenden, nach dem Empfinden von heute einschränkenden Atmosphäre. Der Innenraum stellt sich als Terrazzobecken mit darüber gestülpter weißer Schale dar. Auf der einen Seite will sie den Raum nach oben hin klar definieren, aber andererseits das Gesamtvolumen uneingeschränkt bezüglich seiner enormen Dimension unterstreichen. Seine Ebenen teilen den Raum in verschiedene Zonen: Der Eingangsbereich mit schräg nach hinten abfallender Decke läßt die Zweigeschossigkeit des darauf folgenden zentralen Verkaufsbereiches noch beeindruckender wirken, dahinter angeordnet ein Podium, durch großzügige Treppen mit dem Hauptraum verbunden. Weiter in der Raumfolge erreicht man durch tunnelförmig umschlossene Treppen die eingestellten Galeriebereiche mit einer sie verbindenden Brücke. Bestückt mit den unterschiedlichsten Leuchtmitteln, ist das TM -Strahler-System von ERCO in der Lage, selbst komplizierte Beleuchtungsaufgaben zu lösen. Angereichert ist das Programm mit einem vielfältig-variablen Zubehör, das vom Skulpturenvorsatz über Kreuzraster, Blendschutzklappen und Wandfluter bis hin zu Filterhaltern, Floodlinsen und Farbrädern reicht. 14 rückgesetzt, daß der typische Charakter einer abgehängten Decke mit darin eingeschnittenen bzw. darunter gehängten Elementen vermieden wird. Trotz der großen Flexibilität der einzelnen Systeme unterliegt auch die zufälligste Bestückung der Stromschienen mit Niedervolt-Halogenstrahlern dem vorgegebenen und gewollten Ordnungsprinzip, welches sich bis hin zu den nach Farben sortierten und kombinierten Produkten fortsetzt und somit zum Erfolg des Gesamtprojektes Esprit beiträgt. Alles in allem ein durch die Nachfrage honoriertes Marketing-Konzept. Es basiert auf der uneingeschränkten Harmonie von Produkt und dessen Präsentation und steht in unmittelbarer Wechselbeziehung zu der Identifikation des Verbrauchers. Siegfried Kolbe Warenpräsentation bei Esprit: keine Massendarbietung mit endlosen Ständerreihen und Regalen, sondern eher ein dramatischer Aufbau, eine Mischung aus Dekoration und Präsentation - durch das Licht wirkungsvoll unterstrichen. Jedes Geschäft spiegelt durch seine Außen- und Innenarchitektur, durch seine Produkte und die dazugehörige Präsentation eine Form von Alltagskultur wider Persönliches Flair ist dabei wichtiger als Anonymität. Entsprechende Warenpräsentation - Übersichtlich, originell, anregend erleichtert die Kommunikation mit dem Kunden. 15 Chemisse, Barcelona Architekt: P. Casas, Barcelona Beleuchtungsplanung: ERCO Spanien Die Gestaltung von Verkaufsräumen und Schaufenstern ist für Innenarchitekten und Lichtplaner nichts Ungewöhnliches. Sofern es sich nicht um eine Musikbar handelt, die in ein elegantes Geschäft für Konfektionskleidung umgewandelt werden soll. Von ihrer früheren Existenz als Bar ist der Boutique Chemisse in Barcelona nichts mehr anzusehen, vielmehr stellt sie ein vorzeigbares Beispiel gelungener Innenraumgestaltung dar. Wie der Name schon verrät, verfügt Chemisse neben Prêt-à-porter für Damen und Herren über ein gut sortiertes Angebot an Herrenhemden. Das Konfektionsgeschäft liegt in der geschäftigen Rambla de Catalunya und sticht durch seine hohen Glasvitrinen, die vom Boden bis zur Decke reichen und dem Innenraum Transparenz verleihen, sofort ins Auge. Die Schaufenster sind unmittelbar in die Verkaufsräume einbezogen. Verkaufspsychologisch ist Raum- und Architekturformen wie Treppenlandschaften, Einbeziehung der Schaufenster in den Verkaufsraum und geschickte Plazierung von Freiräumen zum Verweilen verleihen der Boutique Individualität. Hiermit verbunden ist eine entsprechende Warenpräsentation. 16 dies von großer Bedeutung, da Schwellen ängste abgebaut werden und der Kunde aufgefordert wird, das Geschäft zu betreten. Die Einbindung von Schaufenstern in Verkaufsräume wird auch durch die richtige lichttechnische Verbindung zum Ausdruck gebracht. Das Licht weckt Interesse und leitet den Betrachter förmlich ins Ladeninnere. Es unterstreicht den eigenständigen Charakter des Schaufensters und stellt dennoch die Verbindung zum Innenraum her. Berücksichtigt wurde dabei die Überlegung, daß die Gestaltung von Verkaufs räumen und Schaufenstern, die Art der Präsentation der Waren, neben dem Warenangebot selbst das wichtigste Mittel ist, ein Geschäft aus der Anonymität der Konkurrenz hervorzuheben. Prägt doch die individuelle Gestaltung eines Verkaufs -raumes nachhaltig das Image des jeweiligen Unternehmens. Dem Licht kommt in diesem Fall eine besondere Bedeutung zu, denn es unterstreicht wesentlich die Ausstrahlung und damit den Erinnerungs- und Erlebniswert eines Geschäftes. In der Boutique Chemisse sind es ERCO Optec Wandfluter, Druckgußstrahler und Downlights, die eine solch abwechslungsreiche, je nach Bedarf dezente, gleichmäßige oder akzentuierte Lichtatmosphäre schaffen. Daneben trägt die Beleuchtung dazu bei, die Verkaufsfläche der Boutique im Innern klar zu gliedern. Im Parterre wird ausschließlich Herrenkleidung angeboten, während die erste Etage den Damen vorbehalten ist. Die Konzeption sieht eine klare Trennung der einzelnen Verkaufs -bereiche vor, die insgesamt jedoch eine Einheit darstellen. Das gesamte Erscheinungsbild ist auf den Stil der Boutique abgestimmt: zeitlos modern, elegant, komfortabel und wirtschaftlich, ein harmonisches Zusammenspiel von Architektur, Mobiliar, Ware und Beleuchtung. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Beleuchtung von Textilgeschäften ist, daß der Kunde sein Kleidungsstück unter der Beleuchtung auswählen kann, bei der er sie am meisten trägt: Kleidung für zu Hause, z. B. bei warm-weißem Leuchtstoff- oder Glühlampenlicht, festliche Abendkleidung bei Glühlampenlicht. 17 unter der Leitung des Mudejar-Meisters Faraig de Gali umbauen. Gleichzeitig wählen die Monarchen das Jahr 1492 als symbolisches Datum für die Errichtung ihrer Residenz, in deren Nebengebäuden schon 6 Jahre früher das Inquisitionstribunal eingerichtet wurde. Spaniens Aufstieg zur Weltmacht und der Niedergang im 17./18. Jahrhundert lassen den christlichen Palast in Zaragoza nicht unberührt. Während des Erbfolge- Cortes de Aragón, Zaragoza Architekten: Luis Franco Lahoz/Mariano Pemán Gavin, Zaragoza Beleuchtungsplanung: ERCO Spanien Die neue Heimat des autonomen Parlaments von Aragonien (Cortes de Aragón), die Aljaferia in Zaragoza, wurde mit großer Sorgfalt ausgewählt. Galt es doch, in der Hauptstadt der spanischen Region Aragonien ein würdiges Szenarium für die Arbeit dieser Institution zu schaffen, auf die Spanien zu Recht stolz sein kann. Gewaltenteilung, allgemeines Wahlrecht, Rede- und Versammlungsfreiheit sowie eine Presse frei von Zensur sind in vielen westlichen Demokratien selbstverständlich. Nicht so in Spanien, wo bis 1975 das Franco-Regime waltete und mit Hilfe der Polizei jeglichen Widerstand unterdrückte. Erst nach dem Tode Francos konnte sich der spanische Staat mit dem Gesetz über die politische Reform vom 4. Januar 1977 zu den Grundsätzen der Volkssouveränität, des Rechtstaates, der Menschenrechte und der konstitutionellen Monarchie wieder voll bekennen. In die- sem Zusammenhang sind die Cortes als Landesparlamente zu verstehen, ähnlich den Landesregierungen in der Bundesrepublik Deutschland. 17 sind es an der Zahl, die Gesetze für die jeweilige Region erarbeiten und beschließen können. Entstanden sind die Cortes bereits im 12. und 13. Jahrhundert als wichtiges Organ der Volksvertretung - eine für die damalige Zeit überraschend fortschrittliche und demokratische Institution. Noch älter ist der neue Sitz der Cortes von Aragonien. Die Ursprünge der Aljaferia in Zaragoza gehen zurück bis ins 9. Jahrhundert, als der maurische König Aben-Alfage ein Lustschloß erbaut, das später als Aljaferia in die spanische Geschichte eingeht. Lust und Leid gehen oft einher, so entsteht im 9./10. Jahrhundert ein denkwürdiger kubischer Festungsturm: „Dort ist der Turm; dort ist er, und verflucht ist sein Geschick, mit Trauer erwartet er seinen Tod, der vielleicht nicht mehr fern ist. Diese düsteren Mauern; diese Gatter und diese Tore; sie öffnen sich nur zum Sarg und sehen Deine letzten Tage !“ Don Manrique de Lara, Geliebter von Dona Leonor de Sesé, bekannt durch die Tragödie „El trovador“, berühmt durch Verdis „Troubadour“, sollte im historischen „Turm des Troubadour“ in der Aljaferia auf seine letzten Tage warten. In einem klassischen Werk der Weltliteratur, Don Quijote de la Mancha, beschreibt Miguel de Cervantes Saavedra einen Turm der Aljaferia, auf dessen Balkon die maurisch gekleidete Melisendra erscheint; den Blick nach Frankreich gerichtet und in Gedanken bei ihrem Ehegatten in Paris. Ihre größte Erweiterung zum islamischen Palast erfährt die Aljaferia unter dem Taifa König Abu Djafar al Muqtadir (10691081), der, wie es heißt, viel Wein trinkt und viele Köpfe abgeschlagen hat. Die kleine Moschee, die in dieser Zeit erbaut wird, hat Vielpaßbögen und übertrifft an phantasievollem Stuckornament selbst die Maksura in Córdoba. Der Streifzug durch die spanische Vergangenheit führt weiter in das Jahr 1492. Ein bedeutsames Jahr für die Geschichtsschreiber. Mit der Eroberung des letzten maurischen Königreiches Granada durch Isabel I. von Kastilien und Fernando II. von Aragonien gilt die Reconquista als beendet, und Spanien ist fest in katholischer Hand. Ein ereignisreiches Jahr auch für die Aljaferia, denn Fernando läßt den Palast 18 kriegs bestimmt Felipe V. die Aljaferia zur Truppenunterkunft, was mit umfassenden Arbeiten am Gebäude verbunden ist. Im darauffolgenden Unabhängigkeitskrieg entstehen zahlreiche Schäden, so daß 1848 angesichts des ruinösen Zustands der Aljaferia erstmals ein Gremium zur Instandhaltung ins Leben gerufen wird. Als der Palast aus dem königlichen Besitztum in die Hände des Kriegsministeriums übergeht, wird ein Plan zur endgültigen Umgestaltung der Aljaferia in ein Militärquartier ausgearbeitet. Dank der neugegründeten Kommission zur Erhaltung der Bauwerke in Zaragoza werden aber zahlreiche kostbare Kunststücke - hauptsächlich aus der Hudi-Periode- gerettet und im Provinzmuseum von Zaragoza sowie im Archäologischen Nationalmuseum von Madrid untergebracht. Die weitere Entwicklung der Aljaferia wird vor allem durch den Architekten Francisco Iniguez Almech geprägt. Nachdem das Gebäude 1931 unter Denkmalschutz gestellt wurde, widmet er 25 Jahre seines Lebens dem historisch und künstlerisch wertvollen Gebäude. Nach seinem Tod im Jahre 1982 setzt Angel Peropadre Muniesa die Renovierungsarbeiten fort. Bis seine Königliche Hoheit, Felipe de Borbón y Grecia, Fürst von Asturien, den Grundstein für den neuen Sitz des autonomen Parlaments von Aragonien legt, vergehen weitere 4 Jahre in denen Verhandlungen über den Sitz der Cortes geführt, archäolo- 19 gische Gutachten erstellt und mehrere Pläne zur Einrichtung der Cortes in der Aljaferia ausgearbeitet werden. Zur Zeit gehören der „Palast der vielen Gesichter“ und die angrenzenden Ländereien mit einer Gesamtausdehnung von 56 151 m² der Stadtverwaltung von Zaragoza. Sie hatte den Komplex 1980 im Rahmen der im spanischen Volksmund bekannten „Operation Quartiere“ für 24 Mio. Peseten erworben, ehe sie im November 1985 endgültig die Abtretung des Südflügels und dessen Verlängerung im West hof zur Nutzung durch die Cortes für einen Zeitraum von 99 Jahren beschloß. Der erste Plan zur Umgestaltung der Aljaferia griff einschneidend in die historische Bausubstanz ein und wurde, unterstützt durch die Medien, blockiert. Die Architekten Luis Franco Lahoz und Mariano Pemán Gavin erarbeiteten ein zweites Konzept, das den historischen Palast der Aljaferia im wesentlichen unbe- rührt läßt: Laut ihrem Bauvorhaben soll zwar die zeitgenössische Architektur Einzug halten, aber dennoch respektvoll mit der alten Bausubstanz verfahren werden. Dies hat zur Folge, daß man auf zusätzliche Wehrtürme verzichtet. Auch die architektonischen Überreste vergangener Zeiten an der Südfront des Palastes bleiben erhalten und sind in die Konzeption einbezogen. Innerhalb der Festungsmauern wird eine Einheit von alter und neuer Architektur angestrebt. Zum einen nutzt man bestehende Gebäudetrakte, um spezielle Bereiche der Cortes unterzubringen, wie z. B. die den Cortes eigene Bibliothek in der Kapelle von San Martin. Zum anderen erhalten Plenarsaal und einige Arbeitsräume ein neues Domizil, das bewußt auf geschichtliche Zitate verzichtet. Die historische und kulturelle Bedeutung der Aljaferia, eingebunden in die aragonisch-spanische Geschichte, ist offensichtlich. Es ist daher nicht verwunderlich, daß man sie als geeigneten und verdienstvollen Platz erdachte, um das autonome Parlament von Aragonien unterzubringen. Schon im Mittelalter wurde der Palast gelegentlich zur Abhaltung der Cortes ausgewählt. Durch ihre neue Bestimmung trägt die Aljaferia als fundamentaler Inbegriff des geschichtlichen und architektonischen Erbgutes von Aragonien dazu bei, die Geschichte wieder aufleben zu lassen und ihr eine neue Präsenz zu verleihen. Im Plenarsaal der Aljaferia, in dem bewußt auf geschichtliche Zitate verzichtet wurde, schaffen Downlights von ERCO eine dezente, unaufdringliche Raumatmosphäre. 20 21 Kann man Mondlicht sehen? Kann man denn überhaupt Licht sehen? Natürlich braucht man Licht, um zu sehen, aber sehen wir das Licht? Licht in der Natur ist Sonnenlicht (einzige Ausnahme: das Licht des Blitzes, aber darüber vielleicht ein andermal). Das Licht läßt uns erst sein, es zeichnet uns die Welt, es schmeichelt uns, es ist hart zu uns, es beeinflußt unsere Stimmung. Bei Sonnenschein haben wir eher gute Laune; trübes Wetter= trübes Licht läßt uns trübe fühlen. Wenn es dunkel wird, wenn die Sonne untergeht, lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen. Wir schalten unser Licht ein. Millionenfach drehen und drücken wir die Lichtschalter, um besser, um „richtig“ sehen zu können. In manchen Nächten verpassen wir dadurch allerdings einiges. Früher war das anders, es waren magische Zeiten, da der Mond noch Macht über die Menschen hatte. Der Mond bestimmte wohl mehr als die Sonne die Laune, ist sie doch sprachgeschichtlich vom lateinischen luna abzuleiten. Ich wollte mal sehen, wie das ist bei Vollmond, möglichst abseits aller störenden Kunstlichter, und an einem Ort, der durch seine Ausstrahlung die magischen Zeiten ahnen läßt. Carnac in der Bretagne ist so ein Ort. Hier lebte etwa 3000 Jahre vor Christus ein Volk, das zwar nicht schreiben und lesen konnte, aber wahre Wunderwerke aus und mit großen Steinen schuf. Die Menschen von Carnac schleppten die sogenannten Menhire, manche bis zu 8 Metern hoch, fast 20 Kilometer weit (etwa 1 200 davon stehen in Steinalleen bei Carnac). Sie schütteten Grabhügel (Tumuli) von 15 Metern Höhe auf und gestalteten diese innenarchitektonisch. Sie bauten Kultstätten wie die zahlreichen Dolmen und Cromlechs in der Umgebung, und das alles etwa 1 000 Jahre, bevor die Ägypter mit dem Bau ihrer Pyramiden begannen. Asterix und Obelix sind hier zu Hause, Miraculix, ihr Druide, könnte uns die immer noch unbekannte Bedeutung der Steinalleen wohl erklären. Wenn die letzten Touristen die Menhire im Sonnenuntergang fotografiert haben, kommt die blaue Stunde und mit ihr die Einsamkeit. Die blaue Stunde könnte auch rotblau-schwarze Stunde heißen, denn so läuft sie bei schönem Wetter etwa ab (siehe auch Lichtbericht Nr. 26, Seite 16 bis 19). Um Sie auf das Mondlicht einzustimmen, möchte ich mit einer eher emotionalen Beschreibung dieser Stunde, der Dämmerung, beginnen. Etwa 1/4 Stunde nach Sonnenuntergang beginnt eine rote Phase. Sie dauert ebenso rund 15 Minuten. Der Himmel wird im Westen knallrot. Besser gesagt, es ist ein Übergang von Rot über Gelb-grün zu Blau, aber gegenüber dem reinen Tageslicht dominiert nach dem gelben Sonnenuntergang nun das rote Licht. Danach beginnt die blaue Phase, die nach weiteren etwa 20 Minuten langsam ins 22 scheinbare Schwarz der Nacht verschwindet. Heute ist der Mond voll. Kurz vor Sonnenuntergang im Westen ist er im Osten aufgegangen, kaum zu sehen im Dunst des Horizonts. Während der Dämmerung wird er immer leuchtender. Jetzt, während der blauen 20 Minuten, kann man hervorragend sein „Gesicht“ studieren. Später fängt er richtig an zu leuchten. Die ersten langgezogenen Schlagschatten tauchen auf. Die Steine bekommen eine herrliche Zeichnung, das Mondlicht streichelt förmlich seine Objekte. Probieren Sie es selbst mal aus. Sobald Sie sich während der langen Stunde der Dämmerung an die Dunkelheit gewöhnt haben, reichen die maximal 0,5 Lux des Mondlichtes durchaus, um sehen zu können. Meine starke Taschenlampe bleibt im Auto. Mühelos kann ich meine Kameras aufbauen, nur für die Feineinstellung der Technik brauche ich eine kleine Lampe. Der Belichtungsmesser zeigt kein Licht mehr an, die Belichtungszeit muß ich erraten, beziehungsweise durch viele unterschiedliche Belichtungen herausfinden. Während der längeren dieser Zeiten habe ich Muße, die Stimmung aufzunehmen. Das Mondlicht erscheint überraschend gelblich. Im Gegenlicht, also mit dem Mond im Blickfeld, wirkt es eher kalt, und da man meistens den Mond ansieht und nicht sein Licht, redet man wohl vom „kalten Mondlicht“. Aber ich drehe ihm schnöde den Rücken zu und erfahre sein Licht. Ich bin nicht mondsüchtig, aber in einer solchen Nacht werde ich mondlicht -süchtig. „Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Mondgesicht.“ Luna hat viele Gesichter; sie scheint wegen ihrer ständig wechselnden Gestalt zu leben und steht mit verschiedenen Lebensrhythmen auf der Erde in offensichtlicher Verbindung. Thomas Mayer 23 Rund 1,2 Sekunden ist das Licht vom Mond zur Erde unterwegs und hat dabei eine Strecke von etwa 380 000 Kilometer zurückgelegt. Als am 21. Juli 1969 die ersten Menschen den Mond betraten, hatten sie eine viertägige Reise hinter sich und eine wunderbare Erfahrung vor sich. 3476 Kilometer beträgt der Durchmesser des Mondes, seine Masse 1/81 der Erdmasse. Die Mondoberfläche umfaßt 38 Millionen Quadratkilometer oder etwa ¼ der Erdoberfläche. Auf dem Mond gibt es keine Meere, im Gegenteil zur Erde, die zu einem großen Teil mit Wassermassen bedeckt ist. 24 Der Mond spielt im magischen und bildhaftreligiösen Symboldenken der meisten Völker eine bedeutende Rolle. In der Astrologie und Tiefenpsychologie wird der Mond als Symbol für das Unterbewußte, die fruchtbare Passivität und die Empfänglichkeit verstanden. 25 Yves Saint Laurent, Mailand Beleuchtungsplanung: Lucedesign, Mailand Yves Saint Laurent begleitet uns auch in diesem Lichtbericht. Ging es in Nr. 28 um die reine Haute Couture, die aber nicht für jedermann erschwinglich ist, so soll es jetzt lebensnaher zugehen. Seit September 1987 werden im neuen Showroom La Voile edle Klamotten von der Stange vorgeführt und verkauft: Yves Samt Laurent (YSL) Variation (Prêt-à-porter) - die zweitwichtigste Produktskala nach YSL Rive Gauche -‚ YSL Pelze, Schmuck und Leder- Von Laurent entworfene „erschwingliche“ Konfektionskleidung für jedermann - ein Angebot. von dem Frauen bei Saint Laurent Rive Gauche profitieren können. scheinwerfern ideal angestrahlt, was eine Beleuchtungsstärke von 10 000 Lux bedeutet, während die Gäste bei einer Beleuchtungsstärke von 100 Lux dem Geschehen zusehen. Das fokale Interesse ist ganz auf die Ware gerichtet, und die Beleuchtung folgt einem Prinzip, welches bereits aus der Theaterbeleuchtung bekannt ist. Der Kunde erkennt sehr schnell, welches Kleidungsstück seinem Geschmack Die Beleuchtungskörper sollten daher in der Lage sein, differenzierte Beleuchtungsprobleme optimal zu lösen und in ihrem Design den speziellen ästhetischen Anforderungen genügen, zu der die vom Kunden erwarteten Atmosphäre beiträgt. Ähnliches, nur mit umgekehrten Vorzeichen, gilt für Sonder- oder Billigangebote. Ein wichtiger Aspekt ist darüber hinaus, das Geschäft dem raschen Wechsel des Warenangebots schnellstmöglich anzupassen. Das Licht wird hier zum wichtigsten Gestaltungselement. Durch die Wahl flexibler Beleuchtungssysteme ist eine evtl. notwendige Umorientierung des Ladens relativ problemlos. Denn gerichtetes Licht produziert jede gewünschte Atmosphäre; Licht gibt die Chance, Verkaufsräume nachhaltig lebendig zu halten. Die Gestaltung von Verkaufsräumen und Schaufenstern, die Art der Präsentation der Waren, sind neben dem Warenangebot selbst die einzigen Mittel, ein Ge- schäft aus der Anonymität oder gegenüber der Konkurrenz hervorzuheben. Und ein großer Name sollte auch dazugehören, sei es Cartier, Chanel und natürlich Yves Saint Laurent. waren gehören zum Angebot von La Voile. Die wichtigsten Defilees finden Anfang März für die Herbst- und Winterkollektion und Anfang Oktober für die Frühjahrs- und Sommerkollektion statt. Während La Voile in der Via Marco de Marchi nur an Boutiquen und Großhändler liefert, können Frauen von der Straße bei Samt Laurent Rive Gauche den verschiedensten Gelüsten fröhnen. Und mehr oder weniger Geld für die von Laurent entworfene Konfektionskleidung ausgeben (oft ist dabei weniger sogar mehr...). Allerdings kommt der Durchschnittskunde bei Rive Gauche nicht in den Genuß, die Kreationen live am Mannequin zu erleben. Im Showroom La Voile dagegen führen Models die Mode vor den Händlern vor, die nach der Show auf Bestellblöcken ihre Orderwünsche notieren. Trion Deckenfluter beleuchten den Showroom indirekt. Die Mannequins selbst werden von vier Eclipse Linsen- Modedefilees, Stoffmusterproben, Händler, die ihre Orderwünsche notieren, gehören zum Alltag im Showroom La Voile von Yves Saint Laurent, Mailand. 26 entspricht; daß aber das Licht zu einem wesentlichen Teil seine Kaufentscheidung beeinflußt hat, kann er nicht unbedingt wissen. Dabei genügt es nicht mehr allein, Waren richtig auszuleuchten und herauszustellen. In einer Zeit des allumfassenden Warenangebots ist es notwendig, eine Stimmung zu vermitteln, die eine Identifizierung mit den Waren ermöglicht. Bei der Projektierung von Verkaufsräumen sind sich Marketingfachleute, Innenarchitekten und Lichtplaner darüber im klaren, daß erst akzentuierende Lichtlandschaften jene Atmosphäre erzeugen, die dem Kunden die Auseinandersetzung mit den Produkten erleichtert und ihn in Kaufstimmung versetzt. Der äußere Repräsentationscharakter eines Verkaufsraumes muß dabei der Attraktivität des Angebots entsprechen. Exklusive Produkte lassen sich nur in einer exklusiven Atmosphäre verkaufen. 27 Lichtplaner vorgestellt: Hans T. von Malotki Lichtdesign, Köln Licht ist ein Zauberer seit alters her. Es verdrängt drohende dunkle Schatten und das undurchdringliche Dunkel der Nacht. Licht steht für die wiedererwachte Natur im Frühling, für Sonne und Sommer, für Leben schlechthin, für Klarheit und Wahrheit. Licht ist Hoffnung. Licht ist aber auch das Gegenteil: gleißende und schmerzende Fülle, schonungslose Weiße, sengendes und verbrennendes Feuer. Wer mit Licht arbeitet, der spielt mit den faszinierenden Schattierungen des Extremen. Gutes Licht ist eine Gratwanderung zwischen zu greller Ausleuchtung und matter Gräue. Jeder Lichtdesigner kennt die Tücken und die verführerischen Eigenschaften des Lichtes. Doch der wirklich virtuose Umgang mit dem zwiespältigen Erbe des Prometheus ist nur wenigen gegeben. Hans T. von Malotki und sein Lichtdesign-Büro in Köln gehören zweifellos dazu. Kaum eine Bauaufgabe weltweit, die das 15 Mitarbeiter - Ingenieure, Architekten Bei vielen Gebäuden wird anhand von Modellen die Wirkung von Kunst- und Tageslicht simuliert. suchte und fand eine Licht-Antwort für die jeweilige Architektur, entsprechend der nach-vollzogenen Erkenntnis eines amerikanischen Lichtplaners, daß „die Kunst der Beleuchtung eine Wissenschaft und die Wissenschaft der Beleuchtung eine Kunst“ sei. An die feinabgestimmte Beleuchtung kleiner Bauaufgaben wie bei Thomas van den Valentyn‘ s Bonner Hotel Domicil oder bei den von Ettore Sottsass gestalteten Esprit-Showrooms und Design-Centers geht das Büro mit derselben Sorgfalt und Begeisterung heran wie an die vorsichtige Illumination von Plätzen und Monumenten. Der Luxor-Tempel in Ägypten erstrahlt ebenso nach ihren lichtoptischen Vorstellungen wie die Aula Palatina im Rahmen der von 0. M. Ungers entworfenen Platzgestaltung in Trier. Herausragende und vielgestaltige Aufgaben hat das Büro mit der Lichtplanung für Bauvorhaben des Bundes überund Designer-umfassende Büro nicht bewältigt hätte. Kaum ein renommierter Architekt, mit dem von Malotki nicht zusammengearbeitet oder sich zusammengerauft hätte. Für die Nationalgalerie Berlin hat er Mies van der Rohe in seinen letzten Lebensjahren im engen Kontakt bei der Beleuchtungslösung beraten dürfen. Für Hardt-Walther Hämer hat er eine ingeniöse Lösung der Beleuchtungsprobleme für das Theater in Ingolstadt gefunden. Mit Scharoun suchte er nach Lichterkenntnissen für die Preußische Staatsbibliothek. Mit Paul Baumgarten beleuchtete er den wiederaufgebauten Reichstag in Berlin und das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, für Bernhard Pfau das Schauspielhaus in Düsseldorf. Ob es um die Lichtlösung für den Flughafen Basrah/lrak (STRABAG-Bau) ging, um die der Oper in Caracas (Kunkel und Lugo) oder um die Beleuchtung von Ungers Galleria in Frankfurt - das Kölner Lichtdesign-Büro 28 Projektstudie zum großen elliptischen Atrium des Einkaufszentrums Olivandenhof in Köln. nommen: wie für das Plenarsaalgebäude von Behnisch und Partner - die Erweiterungsgebäude des Deutschen Bundestages von Schürmann - die Bundeskunsthalle von Gustav Peichl und das Gästehaus auf dem Petersberg von Linde und Kramer. Der große Publikumserfolg und die Faszination der Ausstellungen „Tutanchamun“ (von Lom) und „West-Kunst“ (Ungers) in Köln, „Türken vor Wien“ und „Traum und Wirklichkeit - Wien 1870 -1930“ in Wien (Hans Hollein) geht nicht zuletzt zurück auf die spektakulären Licht -ideen innerhalb der Ausstellungskonzepte. Hans Hollein ist für von Malotki einer der herausfordernsten Architekten. Mit ihm hat er das Museum Abteiberg in Mönchengladbach und das Museum für Glas und Keramik in Teheran lichttechnisch geplant - beides Aufgaben, die ihn, nach eigenen Worten, geprägt und weitergebracht haben; wie er überhaupt immer wieder zurückkommt auf die Geben- undNehmen- Situation zwischen Architekt und Lichtplaner. Licht, dieses Medium zwischen Idee und Materie, ist ein verführerischer Werkstoff. Bauen mit Licht hat Architekten schon immer fasziniert, auch wenn sie in den letzten Jahren die Möglichkeiten, die in der gestalterischen Kraft des Lichtes auch des Kunstlichtes - liegen, nicht voll ausgeschöpft haben und sich manchmal zu sehr in eine ausschließlich zweckrationalistische Vorgehensweise abdrängen ließen. Lichtdesign ist eine gestalterische Aufgabe, die nicht nur die Befriedigung des Bedürfnisses nach genug und richtigem Licht zum Sehen im Auge haben darf, sondern die Interaktion von Mensch - Raum - Licht - Stimmung berücksichtigen muß. Es gibt keine „Kochrezepte“ für optimales Licht; die Kunst der Beleuchtung entsteht aus der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Architekt und Licht- planer und den anderen an der Konditionierung eines Gebäudes beteiligten Ingenieuren. Einfühlungsvermögen in die architektonische Absicht, Folgen der Phantasie des Architekten, seiner Raum- und Material -vorstellungen und deren kongeniale Umsetzung in Lichtideen - Lichtarchitektur ist die Aufgabe des Lichtdesigners. J. Teichmüller hat diese schrittweise Annäherung zwischen dem Standort des Architekten und dem völlig anders gearteten des Lichttechnikers schon 1927 so vorzüglich erklärt, daß es vermessen wäre, hier eine bessere Formulierung zu suchen. „Für den Lichtingenieur ist das einzig Reale zunächst nur das durch Licht entstandene Bild auf der Netzhaut, und vorsichtig schließt er von diesem auf eine tatsächliche Umwelt. Für den Architekten ist das primär Vorhandene das Bauwerk, und das Licht erklärt die Architektur des Bauwerks. Das gibt noch keine Lichtarchitek- tur. Man könnte sagen: Wir haben es mit Architektur-Licht zu tun. Aber dieses Architektur-Licht kann zur Lichtarchitektur führen, wenn mit ihm, und nur mit ihm, besondere architektonische Wirkungen hervorgerufen werden, die gleichzeitig mit dem Licht entstehen und verschwinden.“ Trotz des Herantastens von Architekt und Lichtdesigner an das gemeinsame Lichtkonzept eines Baues, bleibt dieses bis zu seiner endgültigen Fertigstellung immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit. Keine Zeichnung, keine Simulation können die physische und psychische Dimension einer Lichtidee unverfälscht darstellen. Sie bleibt bis zur endgültigen Materialisation die sich in vielschichtiger, akribischer Detailarbeit unter Zuhilfenahme aller verfügbarer „visueller Krücken“ vollzieht zu nächst nur Imagination des Architekten und Lichtplaners. Von Malotki — ein großer, grauhaariger Mann, auf der Basis seiner Erfahrung und 29 Eingangshalle Verwaltungsgebäude TUI, Touristik Union International, Hannover Architekten: Bahlo, Köhnke und Stoßberg, Hamburg. Erfolge selbstbewußt und sicher wirkend, lebhaft in Gestik und Mimik, trotz seiner vielfältigen Aufgaben aber nicht nervös oder hektisch, will bei jeder neuen Aufgabe neu herausgefordert werden. Banale Wiederholungen oder unsensible Lichtlösungen sind ihm ein Greuel und eine vertane Chance. „Einheitslicht ist ebenso tödlich, wie dekorative Lichtkonstruktionen billig sind.“ Häufig genug muß er, gerade in größeren Entscheidungsgremien, für seine Licht vorstellungen kämpfen, ganz besonders für die dafür zur Verfügung stehenden Budgets. Er muß Mehrheiten für die richtige Gewichtung des Themas Licht gewinnen, sich und seine Idee „verkaufen“. „Ich liebe das“, gibt von Malotki sein Vergnügen an seiner gelungenen Präsentation offen zu. Das Eingehen auf die Selbstdarstellungsabsichten der unterschiedlichen Bauherren, das Herausarbeiten eines Lichtkonzeptes als Ausdruck einer Geisteshaltung, die die Architektur und mit ihr das Licht vermitteln soll, ist sein Anliegen. Lichtlösungen mit Oben links: Reichstag Berlin, Wiederaufbau. Architekt: Prof. Paul Baumgarten, Berlin. Oben rechts: Plenarsaal Reichstag. 30 Mitte links: Verwaltungsgebäude Transglobe GmbH, Hamburg. Architekt: Walter von Lom, Köln. Mitte rechts: Museum Abteiberg, Mönchengladbach. Architekt: Hans Hollein, Wien/ Düsseldorf Unten links: Umbau der historischen Kassenhalle der Dresdner Bank, Hamburg, Jungfernsteg. Architekten: Dietrich und Hermann, Köln. raumbestimmender Wertigkeit liegen ihm mehr als modulare Langweiligkeit und Anpassung. Das deckt sich in letzter Zeit immer häufiger mit den Absichten moderner Manager in Wirtschaft und Verwaltung, die das Licht auch im Rahmen ihrer „Corporate Identity“ als Ausdrucksmittel erkennen und stolz - wie früher Ratsherren einer Stadt auf ihr Ratssilber - auf gelungene künstlerische Manifestationen des Lichtes in ihrem Bau hinweisen. In Deutschland und sicherlich auch in anderen Ländern mit Ausnahme Amerikas herrscht ein krasser Mangel an Lichtdesignern, für deren Profession es keinen geschlossenen Ausbildungsgang gibt. Entweder sie sind Elektroinge- nieure, die im Rahmen ihres Studiums nichts über Gestaltung und Architektur gehört haben, oder sie sind Architekten, in deren Studienplänen das Thema Licht und Technik, ganz allgemein, überhaupt nicht oder nur streifend vorkommt. Gesucht wird nach dem technisch denkenden Gestalter und nach dem gestalterisch denkenden Techniker - eine Symbiose, für die es eigentlich einen speziellen Studiengang geben müßte, wie er in Amerika an verschiedenen Hochschulen bereits angeboten wird. Von Malotki träumt von einer umfassenden Ausbildung in Technik, Architektur, Kunst, Design, Wahrnehmung und Psychologie. So setzt sich sein Büro aus Mitarbeitern unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, die an die Lösung von Aufgaben als Team herangehen - Elektroingenieure, Architekten und Designer, die zum Teil auch aus anderen Ländern kommen: Ein Franzose, Designer von der Ecole des Beaux Arts, der neben seinen Konstruktionsaufgaben die Projekte des Büros meisterhaft fotografiert und durch das Auge seiner Kamera Lichtstimmungen festhält und häufig auch seinen Kollegen kritisch, Details sezierend, an die Wand wirft. Eine quirlige Brasilianerin, in Amerika studiert, durch ein international orientiertes Elternhaus weltweit ausgerichtet, die später einmal ein eigenes Lichtplanungsbüro in Brasilien gründen möchte. Architekten, von den unterschiedlichsten Hochschulen kommend (Aachen, Darmstadt, Basel), mit Architekturerfahrung bei renommierten Büros im Inund Ausland. Sie alle sind bemüht, Licht lösungen zu finden, die der Funktion dienen und architektonischen Anspruch haben, immer wieder zurückgreifend auf die große lichttechnische Ingenieurerfahrung von Dr.-Ing. H. Kramer, den Partner von „vM“, wie dieser im Hause und auch in der Branche häufig genannt wird. Sie arbeiten größtenteils schon über viele Jahre zusammen, diskutieren miteinander, kritisieren sich und kommen dabei auch zu neuen Lösungen, die sich häufig in handfesten Produkten der Industrie wiederfinden. Die Mitarbeiter zusammenzuhalten, ist von Malotki ein Anliegen, denn ein Lichtplaner braucht jahrelange Erfahrung, um über das Erlernbare hinaus ein großes, abrufbares Reservoir an Licht- und Raumvorstellungen aufzubauen. Auch die Kontinuität der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Architekturbüros ist ihm wichtig, denn aus den wiederholten und gemeinsam gewonnenen Vorstellungen und deren Realisation entwickelt sich erst jenes gegenseitige Verständnis, das neue „Lichträume“ ermöglicht. Ingeborg Flagge Unten rechts: Spielcasino Aachen. Architekt: Prof. Harald Deilmann, Münster. Nachtansicht Transnautic GmbH, Hamburg. Architekt: Walter von Lom, Köln. 31 „Bei Licht besehen“ Daß Glühwürmchen, ewige Lichter, Verkehrsampeln oder Kienspäne mit dem Stichwort „Licht“ auf einen Nenner gebracht werden können, ist sofort zu erkennen. Was jedoch die Französische Revolution mit Licht und Leuchten zu tun hat, bedarf einer näheren Erläuterung. Antwort auf diese und weitere Fragen gibt die Ausstellung „Bei Licht besehen“. Vom 6. Dezember 1987 bis zum 17. Januar 1988 war das Schloßmuseum Velbert erste Station der bis 1989 geplanten Wanderausstellung. Helga Behn und Wolfgang Müller-Kuhlmann vom Rheinischen Museumsamt konzipierten die Dokumentation, die zur Zeit in Krefeld zu sehen ist. Nümbrecht, Düsseldorf und weitere Städte des Rheinlandes werden anschließend durchlaufen. Nicht nur die rein technische Funktion, sondern schwerpunktmäßig der geschichtliche und kulturelle Hintergrund von Licht, Leuchte und Leuchtmittel steht im Vordergrund. Begriffe wie Altarbeleuchtung, Lichtgöttinnen, Kronleuchter, Fackeln, Leuchttürme oder nationalsozialistische Lichtinszenierungen kennzeichnen die Verschiedenheit der behandelten Themen. Klassische und moderne Leuchten, Illustrationen sowie erklärende Texte bilden die Grundlagen der Ausstellung. Leuchten und Französische Revolution? Ganz einfach: Kurz nach dem Sturm Schlußlichter ERCO Designausstellung in Ost-Berlin Erstmalig in der Geschichte der DDR stellte mit der ERCO Leuchten GmbH ein bundesdeutsches Unternehmen sich selbst, seine Produkte und sein Design im anderen Deutschland vor. Die Ausstellung „ERCO Design“ fand auf Einladung des Amtes für industrielle Formgestaltung der DDR in Ost-Berlin statt. Eröffnet wurde sie am 19. 1. 88 im Designzentrum an der Clara Zetkin-Straße, ganz in der Nähe des SBahnhofs Friedrichstraße. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der mehr als 10jährigen Zusammenarbeit zwischen ERCO und Otl Aicher, der auch die Ausstellung gestaltet hat.So fand jetzt auch in der DDR das Design einer Firma Beachtung, das alle Bereiche des Unternehmens erfaßt und durchdrungen hat. Zur Eröffnung der Ausstellung die für einen Monat der Öffentlichkeit zugänglich war, hatte Geschäftsführer Klaus J. Maack die Gelegenheit, in einem Vortrag zum Thema „Design im Unternehmen“ seine Auffassung von Design als Unternehmens strategie zu erläutern. Staatssekretär Prof. Dr. Martin Keim, Leiter des Amtes für industrielle Formgebung, hob als Vertreter der DDR in seinen Begrüßungsworten das ERCO Design als beispielhaft hervor und gab damit die Begründung für die Entscheidung, diese Ausstellung nach OstBerlin zu holen. An die Eröffnungsworte und Vorträge schloß sich eine zweistündige Diskussion an, in der offen über gemeinsame Probleme, aber auch über unterschiedliche Auffassungen zu Produktgestaltung und Kommunikation gesprochen wurde. Deutscher Architektenpreis Kein spektakuläres Großprojekt, sondern ein Objekt, „dessen Zweck es ist, über die unmittelbare Zweckbestimmung hinaus als Prototyp für hochautomatisierte mittelständische Industriebetriebe zu gelten“ (Handelsblatt), wurde in diesem Jahr mit dem Deutschen Architektenpreis ausgezeichnet. Begründung der Jury, die den Preis dem Neubau des Produktionstechnischen Zentrums Berlin zubilligte: „Der Neubau ist beispielhaft in seiner Aufgabenstellung, der Entwicklung von Zukunftsmodellen der industriellen Form und in der architektonischen Umsetzung in die gebaute Form“. Entworfen hat das Projekt die Architektengemeinschaft Gerd Fesel (gest.), Peter Bayerer, Hans Dieter Hecker und Roland Ostertag. „Entartete Musik“ Eine eher unkonventionelle Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit war vom 16. Januar bis zum 25. Februar dieses Jahres anläßlich des 50jährigen „Jubiläums“ der Reichsmusiktage 1938 in der Tonhalle Düsseldorf zu sehen. Unter dem Titel „Entartete Musik“ stellten Peter Girth, Intendant der Düsseldorfer Symphoniker, sowie der Musikjournalist Albrecht Dümmling die Auswirkungen des faschistischen Kunstverständnisses auf das damalige (und auch heutige) Musikgeschehen vor. Liberalität, Toleranz und internationale Offenheit der Weimarer Republik schufen die Grundlagen für eine kreative, vielseitige und avantgardistische deutsche Kunstszene, die stark von jüdischen Künstlern mitgestaltet wurde. Zensuren fanden nicht statt.Eine schlagartige Änderung trat nach der Machtergreifung Hitlers im August 1934 ein. Eine freie Kunstentfaltung 32 konnte nicht im Interesse einer Regierung stehen, die vorhatte, Kunst als Propagandamedium zu mißbrauchen. Es erfolgte eine völlig neue Definition der Musik. Melodie, Harmonie und die Rückbesinnung auf klassische Werke sollten wieder im Mittelpunkt musikalischen Schaffens stehen. Diese von Propagandaminister Goebbels formulierte Definition klammerte allerdings jede Musikform aus, die nicht diesen Grundsätzen entsprach. Die Nationalsozialisten prägten den Begriff „Entartete Kunst“, der sich neben Literatur, Malerei und Bildhauerei auch auf die Musik bezog. Daraufhin wurde alles zensiert, was ihnen entartet erschien, hauptsächlich avantgardistische und jüdische Werke. Tonbeispiele, Lebensläufe namhafter deutscher Komponisten wie z. B. Hanns Eisler oder Paul Dessau, Illustrationen, Auszüge aus faschistischen Texten und Publikationen sowie die widerlegenden Kommentare der beiden Organisatoren verdeutlichen die Ursachen und Konsequenzen des nationalsozialistischen Kahlschlags in der Musik. Die Ausstellung verweist auf den besonderen geschichtlichen Hintergrund und vermittelt die Wichtigkeit der, heute selbstverständlichen, Freiheit in der Kunst. Eine Ausstellung mag auf den ersten Blick als ungeeignetes Medium erscheinen, um über Musik zu informieren. Bedenkt man jedoch, daß jeder Konzertbesucher durch die Dokumentation gehen mußte, um in die Tonhalle zu gelangen, wird dies schnell verständlich. Die Exponate, großflächige Tafeln mit Texten und Illustrationen, wurden mit an Wandauslegern montierten Optec Strahlern gleichmäßig beleuchtet. Der Kontrast zwischen den hell erleuchteten Flächen und dem in dunklen Tönen gehaltenen Foyer der Tonhalle lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ausstellungsstücke. auf die Bastille im Juli 1789 begann die unmutige Menge, die Anhänger der absolutistischen Regierung aufzuhängen (das sogenannte „Laternisieren“). Dazu mußten die Straßenlaternen, 1667 von Ludwig XIV. eingeführt, herhalten. „z. B. Schuhe“ Turnschuhe, Tanzschuhe, Stöckelschuhe, Hausschuhe, Wanderschuhe... Mit Schuhen jeder Art beschäftigte sich die Ausstellung „z. B. Schuhe“, die vom 12. Dezember 1987 bis zum 24. Januar 1988 im Museum Bochum zu sehen war. Ein interessantes Thema, das auf den ersten Blick sicher recht ausgefallen erscheint. Die Ausstellung hebt die vielfältigen Aspekte des Schuhs als Teil der Kulturgeschichte in das Bewußtsein des Betrachters. Es wird schnell offensichtlich, welche geschichtliche, künstlerische, gesellschaftliche oder auch wirtschaftliche Bedeutung einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand zukommen kann. Namhafte Künstler von Vincent van Gogh bis Andy Warhol ließen sich von einem oder mehreren Schuhen inspirieren, vielbeachtete Kunstwerke zu schaffen. Der Satz Salvador Dalis, für den der Schuh „ein Gegenstand, höchstbefrachtet mit realistischen Kräften“ ist, begründet, warum sich viele Maler, Grafiker, Fotografen oder Modedesigner dem Thema „Schuh“ widmeten. Die Schuhmode bietet jedem schuh-tragenden Menschen ein individuelles Ausdrucksmittel für seine gesellschaftliche Haltung. Der Begriff „Turnschuhgeneration“ steht für Lässigkeit, Mobilität und Sportlichkeit einer vorwiegend jugendlichen Generation. Mit Wollsocken kombiniert, tragen Sandalen eine alternativ-ökologische Gesinnung zur Schau, während italienische Markenschuhe eine konsumgüterorientierte Einstellung verraten können. Ebenfalls interessant ist die Rolle des Schuhs als Zeuge der Geschichte, die neben historischen Ereignissen auch das Alltagsleben des Durchschnittsbürgers beinhaltet. Gerade ein Alltagsobjekt wie der Schuh kann Auskunft geben über Epoche, Lebensgewohnheiten oder Status seines Besitzers. Von der antiken Sandale bis zum elektronischen Joggingschuh läuft die Entwicklung des Schuhs parallel mit der Entwicklung des Menschen. So sind neben zahlreichen Schuhtypen, Kunstwerken, Illustrationen und Fotografien auch zeitgenössische Zeichnungen und Schuhe unter den Exponaten zu finden, die den Betrachter zu eigenen geschichtlichen Interpretationen anregen. Die Ausstellung, die vom Institut Objekt-Kultur der Stadt Bochum konzipiert wurde, ist aufgrund des großen An-drangs um eine Woche verlängert worden und kann somit auch hinsichtlich der öffentlichen Akzeptanz als Erfolg gewertet werden. In den Vitrinen werden ERCO NiedervoltDownlights eingesetzt, die eine brillante, akzentuierende und wirtschaftliche Beleuchtung der Ausstellungsstücke ermöglichen. „Staatspreis für Design und Innovation“ Als im September 1987 erstmals der „Staatspreis für Design und Innovation“ ausgeschrieben wurde, sollten Produkte mit zweckmäßiger, innovativer und verkaufswirksamer Formgestaltung ausgezeichnet werden. Als Voraussetzung mußten entweder Firma, Produkt oder Designer aus Nordrhein-Westfalen stammen. Die achtköpfige Jury hatte die schwierige Aufgabe, aus den 643 eingereichten Produkten von 327 Unternehmen vierzig preiswürdige Designleistungen auszuwählen. Daß letztendlich nur fünfundzwanzig Preise vergeben wurden, lag an den hoch angesetzten Bewertungskriterien. ERCO gehörte mit der Produktfamilie Eclipse zu den Staatspreisträgern. Der Verleihung des nicht dotierten Ehrenpreises am 18. Dezember 1987 folgte eine Ausstellung, die bis zum 27. Februar dieses Jahres im Haus Industrieform, Essen, zu sehen war. 33 In der Flimmerwelt der Fließbilder und Klemmleuchtkästen, Leuchttaster und Steuerquittierschalter, Mehrfach-Leuchtmelder und Blindschaltbildsymbole geht es eigentlich nur noch um Ruhelicht oder Blinklicht, um „betriebsbereit“, „in Betrieb“ oder „gestört“. Mit anderen Worten: An den existentiellen Schaltstellen unserer elementarsten Daseinsvorsorge-Unternehmen kommandiert heute nur noch einer: Generalissimus Licht. E ERCO Leuchten GmbH Postfach 2460 D-5880 Lüdenscheid Telefon 023 51/5 51-0 Telefax 02351/551300 Telex 826722-0 Teletex 235132