Software soll den Subventionsdschungel lichten Berater Klaus Hömske filtert aus unzähligen Förderprogrammen passende heraus - 143 Milliarden aus 20 000 Quellen locken RHEINLAND-PFALZ. 143 Milliarden Euro an Subventionen und Steuererleichterungen wurden in Deutschland 2007 verteilt, hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft errechnet ein riesiger Topf. So groß, dass im Grunde keiner mehr durchblickt, was denn in diesem nahrhaften Süppchen alles zusammengerührt ist. Und so wird wohl manches förderfähige Vorhaben umgesetzt, ohne dass Subventionen fließen. Einfach deshalb, weil der Unternehmer oder der Kämmerer einer Kommune nicht wusste, dass es ein für seine Zwecke passendes Programm gibt. Denn europaweit, sagt der Berater Klaus Hömske, existieren mehr als 20 000 verschiedene Förderprogramme der EU und der Nationalstaaten. Es ist ein undurchdringlicher Dschungel, das Spektrum der Subventionsziele reicht von A wie Arbeitsplatz bis Z wie Zukunftstechnologie. Hömske will das Dickicht lichten - seit April bietet er seine Dienste als "Subventionsmanager" an. Angesiedelt in Plittershagen, wo Nordrhein-Westfalen an den Kreis Altenkirchen grenzt, berät er (gegen Geld) auch Unternehmen in der Region - in Rheinland-Pfalz gibt es laut Hömske bisher keinen Lizenznehmer für das System, das er anwendet. Entwickelt hat diese Methode Kay-Detlev Brose. Der Osnabrücker ist als FDP-Mann zwar im Prinzip gegen die ausufernde Subventionspolitik - aber wenn es all die Programme nun einmal gibt ... "Brose Wissensmanagement" hat sie in einer Datenbank gesammelt, über eine strukturierte Abfrage wird das weite Feld Schritt für Schritt erschlossen - mit dem Ziel, genau das herauszufiltern, was für das konkrete Unternehmen, das bestimmte Vorhaben infrage kommen könnte. Das Vorgehen ist dabei völlig anders als bei einer herkömmlichen Beratung, sagt Hömske. Dort fragt der Unternehmer beispielsweise: Woher kann ich einen Zuschuss bekommen, wenn ich neue Maschinen kaufe? Der Berater antwortet dann nach bestem Wissen und Gewissen. Das Brose-System zäumt das Pferd andersrum auf: Es löchert den Unternehmer, Fenster für Fenster öffnet sich in einer nicht enden wollenden Abfolge. Ob die Zusammenarbeit mit einem japanischen - oder vielleicht einem luxemburgischen - Unternehmen geplant ist, kann offenbar entscheidend sein, aber auch, ob der Antragsteller mit Nukleartechnik umgeht, Altlasten entsorgen oder Behinderte einstellen will. Hömske selbst scheint sich bei dem langwierigen Prozedere am Bildschirm über das ein oder andere zu wundern eines weiß er allerdings genau: Jede noch so kuriose Frage zielt darauf ab, ob das Kriterium für ein ganz bestimmtes Förderprogramm erfüllt ist. 128 Punkte ackerte Hömske beispielsweise bei einem großen Unternehmen aus dem Kreis Neuwied durch, erinnert er sich. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: 35 verschiedene mögliche Geldquellen nannte die Software nach der Auswertung der Angaben. Auf den Volltext der Programme mit allen Details zu Förderziel und -kriterien kann Hömske dann direkt zugreifen. Beispiele dessen, was das System für eine Firma ausgespuckt hat, die unter anderem körperlich beeinträchtigte Mitarbeiter beschäftigen will: Eine Conterganstiftung für behinderte Menschen kommt genauso als Geldquelle infrage wie die Initiative Jobs ohne Barrieren, Chancen hat die Firma aber auch beim Förderwettbewerb Hightech.NRW sowie als Demonstrationsvorhaben zur energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Die EU-weit 20 000 Programme sind eben ein bunter Strauß, und die Datenbank kennt auch Exoten wie ein Programm mit dem Titel "Tomographie des nutzbaren Untergrunds" - offenbar gedacht für alle, die den Boden genauer untersuchen wollen. Für die Unternehmen ist es ein Wettbewerbsvorteil, wenn sie an Fördergelder kommen, von denen die Konkurrenz keine Ahnung hat. Bei einer Baufirma hat Hömske noch eine andere Variante erlebt: "Zeigen sie mir mal dieses Programm näher", meinte da ein Vertriebsmitarbeiter, "meine Kunden kennen das gar nicht." Jetzt kann er der Kommune, um die es ging, sein Angebot womöglich mit dem Verweis auf die lockende Subvention schmackhaft machen. Und fließen die Mittel denn auch wie gewünscht? Hömske kann noch keine Erfolgsquote vorweisen, die bisher eingereichten Anträge werden erst bearbeitet. Falls sie nicht positiv beschieden werden sollten, bietet sich vielleicht eine neue "Subventionsanalyse" an. Allein im Juli kamen 71 neue Förderprogramme in die Datenbank, im Juni 27, im Mai sogar 123. Der Dschungel wuchert. 11.09.2009 © Rhein-Zeitung Jörg Hilpert