Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr

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Thüringer Ministerium
für Bau und Verkehr
„Öffentliche Bauten und ihre Einfügung in städtebauliche Strukturen
unter Einbeziehung der Freianlagen und des öffentlichen Raumes“
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
THÜRINGER STAATSPREIS
FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU
2006
»Öffentliche Bauten und ihre Einfügung in städtebauliche Strukturen
unter Einbeziehung der Freianlagen und des öffentlichen Raumes«
Dokumentation
Auslober
Freistaat Thüringen
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr
Zusammenarbeit
Architektenkammer Thüringen
Bauhaus-Universität Weimar
Fachhochschule Erfurt
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Neubau Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der Bauhaus-Universität Weimar
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Vorwort
Thüringer Minister für Bau und Verkehr
Andreas Trautvetter
Die Kultur des Bauens ist mehr als bloße Funktion: Sie ist
Markenzeichen und Spiegelbild unserer Gesellschaft.
»Baukultur betrifft die gesamte gestaltete Umwelt. Somit ist
sie ein Spiegel der Gesellschaft, wie sie sich verhält und
was sie sich wünscht«, sagt der bekannte Ingenieur und
Architekt Werner Sobek. Baukultur verbindet den Willen
der Gesellschaft zur Wahrung des kulturellen Erbes mit
der Bereitschaft zur Modernisierung und Veränderung.
Deutschland verfügt über eine hoch entwickelte Infrastruktur, weltweit anerkannte Standards sowie ein großes historisches Erbe. Gerade bei Veränderung der Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Wirtschaft ist ein innovatives und
wettbewerbsfähiges Planungs- und Bauwesen wichtig. Baukultur kann dabei als Synonym für qualitätvolle Architektur
angesehen werden. Sie wird durch jeden gut gestalteten
Neu- oder Umbau weiterentwickelt und prägt damit wesentlich das Erscheinungsbild unserer Städte.
Architekten, Stadtplaner und Ingenieure haben hierbei eine
besondere Verantwortung. Unseren Kommunen soll ein
unverwechselbares Bild mit qualitätvoll gestalteten Lebensräumen gegeben werden. Dies ist jedoch nicht allein eine
Aufgabe der Planer, sondern kann nur im Zusammenwirken mit den Bauherren und Behörden erfolgen.
Die Landesregierung des Freistaats Thüringen sieht in der
Förderung der Baukultur ein wichtiges Ziel ihrer Politik und
unterstützt diese seit langem.
Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang die
Thüringer Stiftung für Baukultur, die mit unserer Unterstützung 2003 gegründet wurde. Auch von dem geplanten
Europäischen Forum für Stadt- und Infrastrukturentwicklung, das im Schloss Ettersburg bei Weimar seinen Sitz
erhalten soll, werden wichtige Impulse ausgehen. Mit dem
seit 1996 mittlerweile zum sechsten Mal vergebenen
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND
STÄDTEBAU wollen wir in Zusammenarbeit mit der
Architektenkammer Thüringen herausragende Leistungen
auf dem Gebiet von Architektur und Städtebau auszeichnen
und öffentlich bekannt machen. Es ist inzwischen eine gute
Tradition, alle zwei Jahre vorbildliche Architektur auszuzeichnen.
Durch die Auszeichnung hervorragender Beispiele wollen
wir das Bemühen und die Bereitschaft für neue Qualitäten
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im Bereich des Bauens fördern. Gerade in der jetzt
wirtschaftlich angespannten Zeit besteht die Gefahr, dass
die für die gebaute Umwelt Verantwortlichen baukulturelle
Aspekte vernachlässigen. Schlechte Architektur ist jedoch
nicht revidierbar, sie beeinträchtigt das Erscheinungsbild
unserer Umwelt für Jahrzehnte. Wir brauchen kluge städtebauliche Konzepte und hervorragend gestaltete Gebäude.
Der Staatspreis will innovative städtebauliche und architektonische Konzeptionen auffinden und in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit rücken. Dabei ist das Hauptaugenmerk auf
qualitäts- und kostengünstige Lösungen gerichtet, die in
einen fruchtbaren Dialog mit der Umgebung treten. Wie
bereits im Jahr 2004 wurde in der diesjährigen Ausschreibung die Bewertung der Freianlagengestaltung ausdrücklich
einbezogen. Gefragt ist eine integrative Gesamtgestaltung
des umgebenden öffentlichen Raumes.
Die Jury hat nach eingehender Diskussion und mehreren
Wertungsdurchgängen entschieden, den mit 15.000 €
dotierten Preis zu teilen und an zwei Projekte gleichberechtigt zu verleihen. Staatspreise gehen an die Projekte
»Erweiterungsbau der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek
Weimar« sowie »Neubau Bibliotheks- und Hörsaalgebäude
der Bauhaus-Universität Weimar«. Außerdem werden vier
Anerkennungen vergeben. Die ausgezeichneten Projekte
bilden einen großen Spannungsbogen öffentlicher Bauaufgaben ab. Das Spektrum reicht von geschickten baulichen Einfügungen in das innerstädtische Umfeld über die
denkmalgerechte Sanierung leer stehender historischer
Bausubstanz bis zur qualitativ anspruchsvollen Ergänzung
einer Polizei-Liegenschaft.
Ich gratuliere allen Preisträgern zu ihren wegweisenden
Arbeiten und wünsche ihnen auch weiterhin viele innovative
Ideen! Die vorgestellten Bauten sollen möglichst viele
Bürger zur Diskussion über Architektur und Städtebau anregen.
Bedanken möchte ich mich bei den Organisatoren und
Mitwirkenden des THÜRINGER STAATSPREISES FÜR
ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006 sowie besonders
bei allen Bauherren und Architekten. Sie haben die
Baukultur in Thüringen ein gutes Stück voran gebracht.
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erweiterungsbau der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Grußworte
G
Prof. Dr. Gerd Zimmermann
Rektor der Bauhaus-Universität Weimar
Vorsitzender des Preisgerichts
Preise sind wie Spotlights. Sie heben ihren Gegenstand
mehr oder weniger schlaglichtartig in das Bewusstsein der
Öffentlichkeit. Der Thüringer Staatspreis Architektur ist von
dieser Art. Er würdigt herausragende Leistungen der Architektur, damit die Architekten, Planer und Bauherren, aber er
setzt darüber hinaus ganz generell ein Zeichen für den
Rang, den der Freistaat der Architektur und im weiteren
Sinne einer hohen Baukultur zumisst. Dies kann man nur
nachhaltig begrüßen, denn für die Architektur, die doch eine
hochgradig »öffentliche Kunst« ist, muss anhaltend und
nachhaltig geworben werden - durch eine kluge Architekturkritik, vor allem aber auch durch die Inszenierung des
modellhaften Beispiels.
Der Gros der zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten zeigt,
dass sich in Thüringen eine bestimmte Schule moderner
Architektur herauskristallisiert hat. Ihr Charakteristikum ist
wohl eine streng moderne Sprache, basierend auf dem
kreativen Gebrauch des Materials und des Raumes, dann
aber vor allem eingesetzt in einer Art dialektischer Spannung mit den jeweils vorgefundenen Kontexten der historisch gewachsenen Stadträume. Eine Art kontextuelle
Moderne, der jedoch dieses Offenhalten der Differenz zwischen dem vorgefundenen »Alten« und der modernen
Intervention wichtig ist.
Und wenn wir von einer »Schule« sprechen, dann muss
auch gesagt werden, dass die großen Inspiratoren hier die
Hochschulen sind, die Bauhaus-Universität sowie die FH
Erfurt. Die moderne »Schule«, von der wir hier reden, lebt
von der Allianz sehr guter, oft junger Architekturbüros mit
der Universität, deren »Spin-Offs« sie ja sehr oft auch sind.
Wir sehen in dieser neuen Thüringer Architekturschule ein
exzellentes Beispiel dafür, wie Theorie und Praxis interagieren können, wie aber gerade Universitäten und
Fachhochschulen als Entwicklungskerne und Inkubatoren
einer Region fungieren, so wie das »Silicon Valley« hier
eben ein »Architecture Valley«.
Die Jury hat Anerkennungen vergeben, und sie hat den
Staatspreis zugleich an zwei herausragende Projekte vergeben, das neue Studienzentrum der Anna-Amalia-Bibliothek
Weimar (Architekten Karl-Heinz Schmitz und Hildegard
Barz-Malfatti) und die neue Universitätsbibliothek der
Bauhaus-Universität Weimar (Architekt Andreas Meck).
Beide Projekte, so unterschiedlich sie auch sind, zeigen sich
als exzellente Architekturen. Und es verdient auch festgehalten zu werden, dass wir hier zwei Bibliotheksbauten auszeichnen, Speicher des Wissens und damit Schlüsselbauten
der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft.
Spot also auf die Orte des Wissens!
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Dipl. Ing. Hartmut Strube, Architekt BDA
Präsident der Architektenkammer Thüringen
Die in Thüringen tätigen Büros waren erneut aufgefordert, die
Ergebnisse ihrer Arbeit einer Jury zur Verleihung des Thüringer
Staatspreises für Architektur und Städtebau 2006 zu präsentieren. Trotz der Beschränkung auf öffentliche Bauten und ihre
Einfügung in städtebauliche Strukturen wurden 20 Arbeiten eingereicht. Das ist eine Verdopplung der Teilnehmerzahlen
gegenüber 2004.
Es wird also noch gebaut und es entsteht Vorzeigbares,
erfreulicherweise auch wieder mit der Beteiligung von
Landschaftsarchitekten. Die Mehrzahl der eingereichten
Arbeiten waren Ergänzungs-, An- und Umbauten. Bauen im
Bestand, Baulückenschließungen und die Bebauung von
Brachen sind im Zusammenhang mit dem erforderlichen
Stadtumbau verstärkt anspruchsvolles Betätigungsfeld der
Architekten. Die eingereichten Arbeiten bestätigten diesen
Trend. Zur Bewertung standen interessante unterschiedliche
Bauaufgaben, die den beauftragten Architekten neben der
erforderlichen Fachkunde viele Ideen und Kreativität abverlangten. Die der Jury vorgestellte Ergebnisse zeugten davon und
waren in erfreulich hoher Qualität.
Die zur Entscheidung gestellten Gebäude waren nahezu alle
bereits zum diesjährigen »tag der architektouren« in Thüringen
der Öffentlichkeit zugänglich. Sie waren Bestandteil der unter
dem Thema »Stadt als Bühne - die Renaissance des öffentlichen
Raumes« an 74 Standorten gezeigten Leistungsschau der in
Thüringen tätigen Architekten und zeugten auch dort von der
weiter gewachsenen Leistungsfähigkeit des Berufsstandes.
Aufgrund der Leistungsdichte der eingereichten Arbeiten
entschloss sich die Jury, den Thüringer Staatspreis für
Architektur zwei Gebäudekomplexen zuzuordnen. Es war das
Studienzentrum der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek vom
Architekturbüro Prof. Karl-Heinz Schmitz / Prof. Hilde BarzMalfatti, Weimar und das Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der
Bauhaus-Universität vom Architekturbüro meck architekten
München. Beide Arbeiten bewegen sich im Bestand. Sie zeigen
Neubauten in zeitgemäßer Gestaltung in unmittelbarer
Nachbarschaft denkmalgeschützter Bausubstanz und erzeugen
damit eine unverwechselbare Architektur in wichtigen
Innenstadtbereichen der Stadt Weimar. Sie sind also beispielhaft
in Ihrer Qualität und in der Umsetzung von individuellen
Bauaufgaben des erforderlichen Stadtumbaus unter komplizierten äußeren Bedingungen.
Diese Art Bauaufgaben werden verstärkt die zukünftigen
Planungsaufträge für Architekten sein. Die Preisträger haben
dafür einen hohen Maßstab geschaffen. Dafür ist Ihnen zu
danken und dafür erhalten sie verdient die hohe Auszeichnung.
Dank auch den Organisatoren und Helfern der diesjährigen
Preisverleihung und natürlich allen Teilnehmern.
Den Preisträgern herzlichen Glückwunsch und für die weitere
Arbeit viel Freude und Erfolg.
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
1. Preis
7.500 €
Erweiterungsbau der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar
Burgplatz 4, Weimar
Bauherr
Klassik Stiftung Weimar
Entwurfsverfasser
Prof. Hilde Barz-Malfatti und
Prof. Karl-Heinz Schmitz, Weimar
Baudurchführung: Rittmannsperger+Partner, Erfurt
Freianlagenplaner
DANE Landschaftsarchitekten, Weimar
Kosten
25,1 Mio. Euro
Erläuterungen der Entwurfsverfasser
Eine wesentliche Herausforderung bestand darin, die
umfangreiche Erweiterung, deren Volumen ein Vielfaches
des historischen Bibliotheksgebäudes ausmacht, innerhalb
des geschützten Weimarer Schlösserbezirks städtebaulich
zurückhaltend einzufügen. Hierfür wurden mehrere Bestandsbauten umgenutzt und weitere oberirdische und
unterirdische Bauwerke hinzugefügt.
Der neue Entwurf bezieht sich auf die Grundtypologie der
alten Hofanlage und interpretiert sie neu. Die alte Anlage
wurde ergänzt durch den Eingangsneubau, welcher einen
Vorgängerbau aus dem 19. Jh. ersetzt und durch ein
Magazin, welches als gebaute Parkkante in Erscheinung
tritt. Unter dem Platz der Demokratie verborgen liegt das
2-geschossige Tiefmagazin, das eine Million Bücher aufnehmen kann und unterirdisch an das Stammhaus und an
das neue Studienzentrum angeschlossen ist.
Ein in den alten Innenhof eingesetzter Bücherkubus mit 16
verglasten Oberlichtern bildet das Kernstück der neuen
Anlage und verleiht dem heterogenen Gefüge eine ruhige
Mitte. Mit seinem Kontrast zwischen »rauer« Außenseite
aus Sichtbeton und »feiner Holzschale« im Innern mit
umlaufenden Büchergalerien, ist dieser geometrische
Innenraum eine Reminiszenz an den Rokokosaal der
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Um diesen Bücherkubus
liegen auf verschiedenen Ebenen die öffentlichen Bereiche
des neuen Studienzentrums. Diese wiederum sind umgeben von den Verwaltungsräumen und Spezialbereichen
der Bibliothek. Eine unterirdische Raumsequenz mit öffentlichen Magazin- und Lesebereichen stellt die Verbindung
vom Kubus zum historischen Bibliotheksgebäude her.
Durch den Wechsel von niedrigen und hohen Räumen und
von natürlichem und künstlichem Licht entstehen je nach
Tages- und Jahreszeit unterschiedliche atmosphärische
Stimmungen im Bücherkubus und den verschiedenen
Lesebereichen.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Würdigung der Jury
Der 2005 eröffnete Neubau des Studienzentrums der
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ist ein herausragendes Beispiel für die Implantation neuer Architektur in
ein bedeutendes, historisch gewachsenes Bauensemble.
Die Aufgabe bestand darin, die berühmte alte Bibliothek
durch ein modernes Studienzentrum im gegenüberliegenden Stadtquartier zu erweitern. Dabei war ein neues
Tiefenmagazin unter dem Stadtplatz zu bauen und der
hohe denkmalpflegerische Anspruch des so genannten
Schlösserbezirks im Umfeld des Residenzschlosses einzulösen.
Die hohe Qualität der Lösung liegt in einer Art wohltemperierter Moderne. Die Geltung des historischen Bauensembles wird durch die neue Architektur nicht nur nicht
in Frage gestellt, sondern das Neue steigert das Alte, weil es
nur zeichenhaft und kontrapunktisch auftritt: in der Figur
des »Bücherkubus« mit Eingangsbauwerk sowie in der
schön konturierenden Kurve des Tiefenmagazins zum Park
hin. So gelingt es den Architekten, mittels eines komplexen
Raumdenkens ein bestechendes Gehäuse im labyrinthischen Gefüge der Stadt zu errichten. Entstanden ist eine
funktionierende Bibliothek im Zusammenhang von alter
Bibliothek, Tiefenmagazin und Studienzentrum und gewonnen ist ein alt-neuer faszinierender Stadtraum. Hervorzuheben ist auch die besondere Qualität markanter Räume,
wie z.B. des Bücherkubus, der einen gewissermaßen magischen Wirkungsraum des Buches erzeugt, man könnte auch
sagen, eine »Kathedrale des Buches«, die moderne Analogie
des alten Rokoko-Saals.
Die Jury anerkennt mit dem Staatspreis die hohe architektonische Qualität, die wesentlich auf der hervorragenden
Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Architekten und
Ingenieuren beruht. Es soll aber auch betont werden, dass
mit der neuen Bibliothek ein Bau der Wissensgesellschaft
entstanden ist und damit eine für Thüringen wichtige
Investition in die Zukunft.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
1. Preis
7.500 €
Neubau Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der Bauhaus-Universität
Weimar
Steubenstraße, 6, Weimar
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
Andreas Meck (meck architekten) und
Stephan Köppel (Architekt) (Phase 1 mit 4), München
Freianlagenplaner
mahl gebhard landschaftsarchitekten, München
Kosten
12,0 Mio. Euro
Würdigung der Jury
Im Zentrum Weimars, unweit des Frauenplans, befindet
sich das neue Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der Bauhaus-Universität Weimar. Städtebaulich gesehen reagiert
der Neubau auf vorhandene Gebäudestrukturen im Inneren
eines historischen Baublockes. An einer Stelle, einer Baulücke an der Steubenstraße, wird der Neubau durch eine
Giebelfassade im öffentlichen Straßenraum deutlich sichtbar.
Parallel zu den neuen Baukörpern sind im Inneren des
Blockes öffentliche Wege und Platzräume entstanden, die
eine unerwartete räumliche Qualität aufweisen. Diese
öffentlichen Wege und Plätze stellen auch neue Fußgängerverbindungen im Zentrum Weimars her, die eine
Bereicherung des erlebbaren Stadtraumes darstellen.
Das nach Norden abfallende Gelände wurde geschickt in
das Konzept mit einbezogen. Dem Geländeverlauf folgend
wurde das Volumen des Hörsaals im Geländesprung gut
integriert. Die Verbindung im Inneren des Neubaus über
Lufträume und Treppen verleiht dem Gebäude eine räumliche Großzügigkeit, die gerade wegen der beengten städtebaulichen Situation angenehm wirkt.
Der Bibliotheksbaukörper wurde wie ein großes Bücherregal
linear und übersichtlich entwickelt. Durch eine einläufige
Treppe ist die räumliche Wirkung des Hauptbaukörpers
gesteigert und für den Nutzer ergibt sich damit auch eine
selbstverständliche Orientierung.
Die Materialwahl und deren Oberflächen sind sorgsam
abgestimmt und den unterschiedlichen Nutzungsbereichen
zugeordnet worden. Im Innenraum der Bibliothek wird
durch eine »hölzerne Hülle« aus Eichenholz eine besondere
Prägnanz erzielt. Der sachliche Umgang und die klare
Detailausbildung der roh belassenen Oberflächen schaffen
eine eigenständige angenehme Atmosphäre.
Das neue Bibliotheks- und Hörsaalgebäude ist, trotz
schwieriger Entstehungsgeschichte und komplizierter
städtebaulicher Rahmenbedingungen, ein weiteres herausragendes Beispiel qualitätvoller Architektur in Thüringen.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
»Pass-Stück« in der gewachsenen Stadt
Das neue Bibliotheks- und Hörsaalgebäude fügt sich als
»Pass-Stück« in die umgebende Bebauung zum Frauenplan
ein und ordnet die Räume innerhalb des Blockes neu:
Der größere Bauteil des Bibliotheksgebäudes öffnet sich mit
seiner großzügig verglasten Fassade zu einem Platz im
Innern des Quartiers, dem Hochschulforum, während der
Verwaltungsbereich und die Büros sich dem ruhigen
Innenhof zum Frauenplan zuwenden.
Über Fußwegeverbindungen sowohl in Nord-Süd als auch
Ost-West-Richtung und eine Folge öffentlicher Platz- und
Hofräume wird der Ort des neuen Universitätsgebäudes
mit dem Stadtraum verknüpft. Der Topographie des von
Süd nach Nord fallenden Geländes folgend ist das Volumen
des Hörsaales in den Geländesprung integriert, so dass
zwei Zugangsbereiche auf Ebene der Bibliothek und des
Hörsaals mit öffentlichem Foyer entstehen.
Mit einer deutlichen Geste artikuliert sich der Neubau des
Bibliothekgebäudes im Stadtraum zur Steubenstraße und
stellt sich weithin sichtbar als neues Gebäude im historischen Stadtinnern dar. Dieser prägnante Baukörper, der
den Bereich der Hochschulbibliothek beinhaltet, lehnt sich
in seiner Gestaltung an das Bild eines Bücherregals an:
Die Bibliothek erscheint wie ein großer Rahmen, einem Regal
vergleichbar, in den über die Geschosse die Regalreihen
eingestellt sind wie die Bücher in die Regalböden.
Die Gestaltung der Fassaden ist eine Reminiszenz an die
alten mit Putz überzogenen Fachwerkbauten, die das
Stadtbild Weimars prägen. Die Gebäudehülle ist monolithisch in Beton gegossen, ihre Oberfläche durch Schleifen
und Spachteln nachbearbeitet. Durch einen lasierenden
Anstrich werden Materialsichtigkeit und lebendige Struktur
des Betons erhalten. Zusammen mit der Farbschicht wirken
diese Flächen wie eine gespannte Haut und erinnern an das
Erscheinungsbild der historischen Fassaden.
Die Gestaltung der Innenräume ist auf wenige Materialien
reduziert. Neben rohem Estrich, gestrichenen Beton werden
farbige Beschichtungen in Anlehnung an die Bauhausarchitektur zum Thema. Die Bibliothek dagegen ist im
Innern ganz mit Eichenholz ausgeschlagen in Analogie zur
Anna-Amalia-Bibliothek, die ebenfalls als »hölzerner Korpus« in einen massiven Bau eingestellt ist. Zahlreiche Blickbezüge steigern das Erlebnis räumlicher Komplexität bei
selbstverständlicher Orientierung: Transparenz und Offenheit werden so zu zentralen Themen der Bibliothek.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Anerkennung
3.500 €
Umbau und Erweiterung des ehemaligen Hotels »Roter Hirsch«
zum Bürger- und Behördenhaus, Saalfeld
Markt 6, Saalfeld
Bauherr
Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft
Saalfeld/Saale mbH
Entwurfsverfasser
Junk & Reich Architekten BDA, Weimar
Freianlagenplaner
Junk & Reich Architekten BDA, Weimar
Kosten
6,1 Mio. Euro
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Das Technische Rathaus Saalfeld ist ein Komplex von
Gebäuden unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher
Struktur im Zentrum der Stadt Saalfeld. Exponiert steht als
ältestes Gebäude der »Rote Hirsch« an der Nordseite des
Marktes. Durch die Stadt Saalfeld wurde es mit dem Ziel
erworben, die verstreuten technischen Abteilungen der
Stadtverwaltung an einem zentralen Standort zu konzentrieren.
Unter Beachtung aller denkmalpflegerischen Aspekte
sollte ein moderner Verwaltungsbau entstehen, der alle
Anforderungen der heutigen Zeit an ein öffentliches
Gebäude erfüllt. Einen umfangreichen Teil nahmen die
restauratorischen Untersuchungen und die Abstimmungen
mit den Ämtern für Denkmalpflege ein. Schwerpunkte der
Erhaltung und Aufarbeitung der historischen Substanz
waren das Vorderhaus, die historischen Holztreppenhäuser,
der Saal und die Höfe 1 und 2. Die Hintergebäude bedurften
zur Herrichtung für die Büronutzung neuer Raumaufteilungen. Die Belange des Brand-, Schall-, Arbeits- und Datenschutzes waren zu berücksichtigen. Um den gordischen
Knoten der ursprünglichen verwinkelten und unübersichtlichen Erschließung zu zerschlagen, wurde an der Ostseite
ein neuer Erschließungsriegel mit Treppen und Aufzug
errichtet.
Die Sanierung des ehemaligen Hotels »Roter Hirsch« zum
modernen Bürger- und Behördenzentrum präsentiert sich
als gelungener Beitrag zur Förderung der Baukultur. Trotz
niedrigen Kostenbudgets ist es gelungen, ein Stück
Baugeschichte der Stadt Saalfeld zu bewahren und in
Verbindung mit modernen Gebäudeteilen zum funktionsfähigen Bürger- und Behördenhaus zu erweitern. Der
Bauherr, vertreten durch die WOBAG Saalfeld, war sich
seiner Verpflichtung als öffentliche Institution und der
damit verbundenen Vorbildwirkung hinsichtlich des
Umgangs mit einem Denkmal bewusst und nahm daraus
entstehende Mehrkosten in Kauf.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Würdigung der Jury
Im Zentrum der historischen Altstadt Saalfelds direkt an der
Westseite des Marktplatzes wurde ein aus mehreren
Gebäuden unterschiedlichen Alters bestehender Gebäudekomplex saniert und zu einem modernen Bürger- und
Behördenhaus umgebaut. Bauherr und Architekt ist es sehr
gut gelungen, die denkmalgeschützte historische Situation
mit neuen Nutzungen zu besetzen.
Anerkennung verdient zum einen der behutsame und rücksichtsvolle Umgang mit den erhaltenswerten Gebäuden
und Gebäudeteilen (Hauptgebäude zum Markt, historische
Holztreppen-häuser, Saal im 2. Obergeschoß, Innenhöfe)
zum anderen aber auch die konsequent zeitgemäße
Ausformung der baulichen Ergänzungen. So wird die
ursprünglich verwinkelte und unübersichtliche Erschließung des zwischen 1919 und 1925 zum Hotel umgebauten
Gebäudeensembles durch einen vorgelagerten Treppenhausriegel mit Aufzug und großzügiger Stahl-Glas-Fassade
neu geordnet. Damit werden alle wichtigen Funktionsbereiche des Gebäudes effektiv miteinander verbunden. Die
gläserne Erschließungszone und der mit nur wenigen Öffnungen versehene Anschlussbereich der Bestandsgebäude
(ehemalige Brandwand) ergeben eine interessante und
spannungsreiche Südansicht.
Hervorzuheben ist zudem, dass alle aus den neuen funktionalen Anforderungen resultierenden Einbauten weitestgehend ablesbar gestaltet wurden.
Insgesamt ist die Sanierung und der Umbau des Bürgerund Behördenhauses »Roter Hirsch« ein gelungenes
Beispiel für die zunehmend an Bedeutung gewinnende
Umnutzung von historischer Bausubstanz sowie ein
wichtiger Beitrag zum Thema Bauen im historischen Kontext. Anerkennung gilt insbesondere auch dem Bauherrn,
der die Chancen und Potenziale des Vorhandenen erkannt
und vorbildlich genutzt hat. Die Wiedernutzung des seit
1990 überwiegend leer stehenden Baudenkmals in Verbindung mit neuen Gebäudeteilen und Funktionen, die
bisher dezentral in Saalfeld verteilt waren, stärkt nachhaltig
die Struktur der historischen Kernstadt und ist auch ein
positiver Beitrag zum Stadtumbau.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Anerkennung
3.500 €
Neubau Materialforschungs- und Prüfanstalt
Weimar
Coudraystraße 9, Weimar
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
gildehaus.reich Architekten BDA, Weimar
Freianlagenplaner
DANE Landschaftsarchitekten, Weimar
Kosten
14,4 Mio. Euro
Würdigung der Jury
Das moderne Forschungs- und Laborgebäude basiert auf
dem mit einem Ersten Preis ausgezeichneten Entwurf des
im Jahr 1996 durchgeführten beschränkten Architektenwettbewerbes. Mit dem Neubau wurde ein städtebaulicher
»Unort« neu geordnet, wobei Teile des bestehenden Hörsaalgebäudes Coudraystraße 9a einzubeziehen waren.
Neben der Materialforschungs- und Prüfanstalt nutzt auch
die Bauhaus-Universität einen Teil der aufwendig ausgestatteten Forschungsflächen.
Mit dem Neubau gelingt eine konsequente Weiterentwicklung/Reparatur des Gebietes, insbesondere durch
Aufnahme der Raumkanten in der Coudraystraße und in der
Richard-Strauß-Straße. Durch die Außerwinkligkeit des
eingebundenen Hörsaales entstehen räumlich interessante
Foyer- und Flurbereiche, die dem inneren Erschließungssystem ein hohes Maß an Identität verleihen.
Gut gelöst ist die klare funktionale Trennung zwischen
Büronutzung entlang der Coudraystraße sowie Labor- und
Versuchsräumen an der Richard-Strauß-Straße. Auch konstruktiv hat das Gebäude eine klare Grundstruktur. Alle
wesentlichen Tragelemente wurden als Sichtbeton-Fertigteile ausgeführt, die unterzugsfreien Decken ermöglichten
eine freie Raumgestaltung und ungestörte technische
Installationen. Die Detaillierung ist sauber gestaltet.
Die im Hofbereich eingeordnete große Versuchshalle bildet
eine in Höhe und Charakteristik eigenständige Entwurfseinheit. Die wegen des begrenzten Grundstücks bescheiden
dimensionierten Freiflächen sind wohltuend proportioniert
und zurückhaltend ausgebildet. Ihre funktionale Gliederung
ermöglicht die vielfältigen notwendigen Nutzungen.
Dem öffentlichen Bauherrn ist zu danken, dass er entsprechend seiner baukulturellen Verpflichtung diese städtebauliche Wunde Weimars schloss, auch wenn der Standort
mit der Integration des Hörsaalgebäudes, abzubrechenden Bunkeranlagen und zu überbauenden Mediengängen
schwierig war. Insgesamt erfährt der bauwissenschaftliche
Schwerpunkt in der Coudraystraße mit dem Neubau der
MFPA eine bedeutende Aufwertung.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
»Wo soll man denn dort überhaupt bauen?« Diese Frage
stand am Anfang des - für unser Büro bislang größten Bauvorhabens »Neubau der Materialforschungs- und
Prüfanstalt Weimar«; ein Bestandsgebäude, leicht schräg
zur umgebenden Bebauung gestrandet, im Inneren teilweise frisch saniert und deshalb erhaltenswert. Davor ein
Grünstreifen, kaum breiter als ein Vorgarten. Hinter dem
Haus unterirdische Kohlebunker, abgängig, aber eben doch
nicht so einfach abzureißen. Daneben ein Siebengeschosser
mit Bestandsverpflichtung. Und auf dem Gelände insgesamt sehr wenig Bewegungsfreiheit.
Das waren die »harten« Standortbedingungen der Aufgabe.
Dazu kamen zwei anspruchsvolle Nutzer (MFPA + BauhausUniversität), ein ebenso anspruchsvolles Raumprogramm
und vielfältige Anforderungen an die Freiflächen - vom
Freilager für Baustoffe bis zum Außenfoyer für Studierende.
Unser Projekt zielt darauf, zwischen all diesen
Anforderungen zu vermitteln, ohne dabei selbst »unter die
Räder zu geraten«.
Maßgeschneidert und dennoch alltagstauglich sind
Gebäude und Freianlagen so zueinander und zu ihrer
Umgebung platziert, dass Stadtraum und Parzelle eine
behutsame Neuordnung erfahren und gleichzeitig sinnvolle
Funktionszusammenhänge und interessante Zwischenräume entstehen.
Unser besonderes Augenmerk galt dabei der Gestaltung der
»öffentlichen Räume« innerhalb des Areals, also der
Vorplätze, Eingänge, Foyers und Flure, all der Orte, an und
in denen Menschen sich bewegen und einander begegnen.
Sie alle sind »Zwischenräume«, werden gebildet von den
Oberflächen der Altbauten und der - auf diese reagierenden
und mit diesen kommunizierenden - Neubebauung. Sobald
diese öffentlichen Räume verlassen werden, liegt das
Augenmerk der Raumgestaltung auf der optimalen
Nutzbarkeit der Büros, Labors und vielfältigen Spezialräume. Hier wird vor allem ein konzentriertes Arbeiten der
Nutzer ermöglicht.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Anerkennung
3.500 €
Neubau Mensa- und Unterrichtsgebäude des
Aus- und Fortbildungszentrums der Thüringer Polizei, Meiningen
Friedenssiedlung 6, Meiningen
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt,
Nebenstelle Suhl
Entwurfsverfasser
Kirchmeier & Brück Architekten BDA, Weimar
Freianlagenplaner
Planungsgruppe Stadt + Landschaft, Erfurt
Kosten
4,8 Mio. Euro
Würdigung der Jury
Das Gebäude überzeugt durch hohe Funktionalität in der
Anordnung der Räume, besonders aber durch seine klare
Architektursprache.
Die Südfassade wird durch die großzügige Fensterfront der
Mensa und die ruhige Wandscheibe der Cafeteria geprägt,
an der das Motiv des nach außen aufsteigenden Pultdaches
gut ablesbar ist. Die aus den Pultdächern folgenden
raumhohen Glasfassaden von Mensa und Cafeteria
ermöglichen optimalen Lichteinfall und gute Durchdringung von Innen- und Außenraum, der jedoch - vom
Stehen lassen einiger vorhandener Großgehölze abgesehen
- keine Gestaltungsabsicht der Verfasser erkennen lässt.
Das Motiv von Pultdach und raumhoher Fensterfront taucht
an der Westfassade wieder auf und findet in der großen
Mauerscheibe des Haupteinganges mit ihren drei unterschiedlichen Höhen eine sehr gelungene Ergänzung. Das
Gebäude ist bis ins Detail gut durchgearbeitet, wie man
z. B. am »Mensa«-Schriftzug am Vordach des Haupteinganges erkennen kann.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr ansprechenden
Neubau mit hoher Gestaltqualität und Unverwechselbarkeit.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Die Umwidmung der ehemaligen Militäranlagen zu einer
modernen Ausbildungseinrichtung der Thüringer Polizei
soll - mit einer Reihe von Eingriffen - auch atmosphärisch
erlebbar werden. Das Grundstück liegt auf einen Plateau am
Stadtrand Meiningens und ist durch eine Abfolge von
Kasernengebäuden aus den dreißiger Jahren geprägt. Das
zeichenhafte Haus des neuen Kantinen- und Unterrichtsgebäudes nuanciert selbstbewusst, strahlend weiß, die
Abfolge der ehemaligen Kasernenbauten.
Das Mensagebäude ist zwischen zwei Kasernenbauten an
der internen Erschließung des Gesamtareals situiert. Das
dreigeschossige Haus hat eine Grundfläche von 33,3 m x
35,5 m und ist in seiner Grundkonstruktion ein konventioneller Mauerwerksbau. Im Erdgeschoss sind die Küche
mit Kühllager und der Mehrzwecksaal angeordnet. Der Saal,
ist durch die Gebäudeausformung der zwei Pultdächer und
der großflächigen Verglasung in zwei Bereiche gegliedert
und bietet Möglichkeiten für verschiedene Nutzungen. Den
Saalbereichen sind jeweils die unterschiedlichen Ausgabebereiche der Küche zugeordnet. Im Obergeschoss sind
Räume für Verwaltung und Lehre angeordnet. Die
Technikzentrale, Hausanschlussräume, Nebenräume der
Küche und Lager befinden sich im Untergeschoss.
Die Volumenentwicklung spiegelt das Innenleben. In den
internen Funktionsbereichen werden die drei Themen formuliert:
Der Küchenbetrieb, funktional und hygienisch, vollständig
in Glas aufgelöst, umfließt einen bernsteingleißenden Kern,
der die Kühlräume birgt. Der Saal greift mit zwei gerichteten
Raumweitungen über seinen Grundriss und vereinnahmt
Umgebung sowie Ausblicke. Das Obergeschoss streckt
sich in die Fläche und in die Höhe zum Raumangebot:
Ausstellen, Lehren, Erfahren.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Anerkennung
3.500 €
Neu- und Umbau der alten Hautklinik zum Hauptgeschäftssitz der
Industrie- und Handelskammer Erfurt
Arnstädter Straße 34, Erfurt
Bauherr
Industrie- und Handelskammer Erfurt
Entwurfsverfasser
hks Architekten + Gesamtplaner GmbH, Erfurt
Freianlagenplaner
plandrei Dittrich-Luz Landschaftsarchitekten, Erfurt
Kosten
7,7 Mio. Euro
Würdigung der Jury
Bauen im Bestand, Sanierung, Umbau und Anbauten sind
verstärkt anspruchsvolle Aufgaben für Architekten. Sie verlangen zum einen Erfahrung bei der erforderlichen Analyse
der vorhandenen Bausubstanz, der Einschätzung ihrer
Verwendbarkeit für neue Nutzungen und zum anderen
Phantasie und Selbstbewusstsein bei der zeitgemäßen
Gestaltung erforderlicher Ergänzungen.
Die IHK erwarb ein Grundstück mit einer leerstehenden
ehemaligen Hautklinik als Ausgangsbasis für einen
erforderlichen Bürokomplex. Verwaltungsfunktionen mit
den heutigen hohen Anforderungen an Informationstechnik, Beleuchtung, Raumklima und Akustik waren in den
vorhandenen denkmalgeschützten Bestand zu integrieren,
eine anspruchsvolle Aufgabe für die beauftragten
Architekten. Sie legten geschickt die erforderlichen Elektround EDV-Leitungen hinter abgehängte Deckensegel oder
schwarze Holzpaneele. Vorhandene erhaltenswerte Bauteile
des Altbaus wie Fassadenputz mit Werksteinleibungen,
Eichetüren und Deckenstuck wurden aufgearbeitet und
damit erhalten.
Das Gebäudeensemble wurde mit einem Neubau ergänzt.
Dieser Erweiterungsbau harmoniert in Maßstab, Öffnungsstruktur und Farbgebung mit dem Altbau, ist aber in
Materialwahl und Gestaltung erkennbar zeitgemäße
Architektur in hoher Qualität. Trotz Verwendung langlebiger
und ästhetisch hochwertiger Materialien wie Naturstein,
Faserzementplatten und Sichtbeton wurden nach Aussage
des Bauherren Budget- und Terminvereinbarungen eingehalten. Die begrenzten Freiflächen wurden sinnvoll strukturiert und harmonisch gestaltet. Alle erforderlichen
Funktionsbereiche wie Eingangszonen, Terrassenerweiterung am Neubau und Parken sind in hoher Qualität realisiert. Mit dem Umbau und der Sanierung des
Bürokomplexes für die IHK in Erfurt ist den Architekten ein
hervorragendes Ensemble gelungen. Es erfüllt in großem
Umfang die Kriterien des Staatspreises des Freistaates
Thüringen nach einer beispielhaften innovativen Lösung für
ein öffentliches Gebäude und des umgebenden Freiraumes
und erhält deshalb eine Anerkennung.
20
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Zielstellung des Entwurfsverfassers ist die Entwicklung eines
verträglichen und angemessenen Neunutzungs- und Raumkonzeptes für das Gebäudeensemble eines Fachkrankenhauses
der 50er Jahre durch Rückbau sowie durch ergänzende
Neubauten. Ziel des Verfassers ist es weiterhin durch die
ergänzenden Neubauten sichtbare Zeichen dieses Nutzungswandels zu setzen und einen städtebaulichen und auch
baulichen Beitrag zur Arrondierung des Gesamtensembles im
Bereich des Thüringer Landtages zu leisten. In der Betrachtung
der denkmalwerten Bausubstanz steht die das Baudenkmal
respektierende Instandsetzung und Sanierung bei weitgehendem Erhalt wieder verwertbarer Bausubstanz und zeittypischer
Bauelemente und Einbauten sowie die behutsame Integration
neuester haustechnischer Anlagen im Vordergrund.
Die hinzugefügten Neubauten, in denen alle großflächigen
Raumzuschnitte umgesetzt wurden, die im Altbau ohne
wesentliche grundrissverändernde Eingriffe nicht integrierbar waren, verfolgen das Ziel, mit zeitgemäßer Formensprache und Gestaltungselementen sowie angemessener
Materialwahl das Gebäudeensemble zu ergänzen und
gestalterisch aufzuwerten.
Die Formensprache, die Fassadengestaltung und die Detailausbildung zwischen Alt- und Neubau unterscheiden sich
einerseits bewusst deutlich und erkennbar. Durch die
gewählten Materialien, insbesondere deren Farbigkeit und
Tektur wird jedoch eine harmonische Verbindung zwischen
den verschiedenen Gebäudebereichen erreicht.
Die Funktionsaufteilung im Altbau folgt den gegebenen
Grundrissstrukturen und wird durch die Neubaubereiche
sinnvoll ergänzt. Insbesondere der öffentlich zugängige,
großzügige und getrennt nutzbare Eingangsbereich im
Erdgeschoss verfügt über verschiedene Zugangsmöglichkeiten vom Innenhof sowie vom öffentlichen Straßenraum, wobei der von 4 Säulen gestützte Haupteingang am
Altbau seine dominierende Wirkung behält.
Die Entscheidungen zur Materialwahl Außen und Innen verfolgen das Ziel der Nachhaltigkeit und Langlebigkeit und
nicht in erster Linie der Preisgünstigkeit. Ebenso stellt das
energieeffiziente haustechnische Konzept mit Betonkernaktivierung einen zeitgemäßen Beitrag zur Energieeinsparung bzw. Vermeidung insbesondere von Kühlenergie
dar. Durch zeitgemäße, dem Denkmalschutz unterworfene
Wärmeschutzmaßnahmen wird auch eine wesentliche
Verbesserung des winterlichen Wärmeschutzes insbesondere im Altbau erreicht.
Integraler Bestandteil der Hochbauplanung ist das
Planungskonzept für die hochwertig ausgestalteten
Freiflächen. Belagkonzepte, Farbigkeiten und Beleuchtungsund Bepflanzungsszenarien stellen einen wesentlichen
Beitrag zur harmonischen Wirkung des gesamten
Gebäudeensembles dar.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Zweiter Wertungsrundgang
Neubau Hörsaalgebäude mit Cafeteria (Röntgenbau) der
Technischen Universität Ilmenau
Weimarer Straße 25, Ilmenau
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
Nikolic + Partner Architekten, Berlin
Freianlagenplaner
Nikolic + Partner Architekten, Berlin
Kosten
3,1 Mio. Euro
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Der Experimentierhörsaal befindet sich am Hochschulstandort im Zentrum der Stadt Ilmenau und bildet mit
historischen Gebäuden, Curie- und Faradaybau, ein urbanes
Ensemble. Der Hörsaal mit 264 Sitzplätzen wird genutzt
von den Studierenden der naturwissenschaftlichen und
mathematischen Fächer, vorrangig Physik und Chemie. Die
Cafeteria versorgt das Hochschulareal in der Stadtmitte.
Angelehnt an die architektonische Formsprache des durch
mich vor einigen Jahren umstrukturierten und umgebauten
historischen Gebäudes des Curiebaus entstand ein
autonomer freistehender Baukörper, streng, durch die
Funktionen bestimmt, ein kristalliner Quader mit unterschiedlichen durch die jeweiligen dahinter liegenden
Funktionsbereiche bestimmten Fassaden:
• gläsern entlang des Umganges zur Erschließung, als
Foyer zum Schutz vor Witterungen, Wärme, Kälte und
Schall an der Süd- und Ostseite des Gebäudes,
• geschlossen im Obergeschoss als Abschluss von
Sammlung, offen im Erdgeschoss nach Norden als
Abschluss der Vorbereitungsräume,
• die Hörsaalfunktionen abbildend, aus Glas und Holz,
sich zur versenkten Cafeteria öffnend, und somit korrespondierend mit dem vorhandenen Curiebau an der
Westseite.
Ein Hörsaal mit Tageslicht, simpel strukturiert, klassisch
organisiert, aus Beton-Stahl-Glas-Holz erbaut. Erschlossen
wird der Hörsaal durch zwei gebäudehohe Holzportale zum
Curie- und Faradaybau orientiert. Die Eingangsportale sind
ausgestattet mit großen temperaturgesteuerten Lüftungsklappen zur Gewährleistung natürlicher Raumluftkonditionierung der Umgangsflächen und des Foyers. Die
Cafeteria mit Innenhof ist versenkt mit Sitzstufen innen und
außen. Größe und Kosten minimierend, die Anforderungen
der Nutzer akzeptierend, weiterentwickelnd entwarf ich
meine architektonische Antwort auf die vorhandene
Urbanität, auf funktionale Anforderungen, auf Nutzerwünsche und Vorstellungen, auf die zur Verfügung gestellten
finanziellen Mittel und auf die zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen bei Nutzer-Planer-Verwalter.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Umbau Dienstleistungszentrale der
Stadtwerke und Stadtwirtschaft Weimar
Industriestraße 14, Weimar
Bauherr
Stadtwerke und Stadtversorgungs- GmbH, Weimar
Entwurfsverfasser
Kirchmeier & Brück Architekten BDA, Weimar
Kosten
3,5 Mio. Euro
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Die Stadtwerke und Stadtversorgungs- GmbH Weimar
haben 2003 das Grundstück in der Industriestraße 14 mit
dem Ziel erworben, hier sämtliche Betriebsteile an einem
Standort zusammenzuführen. Dabei sollten sowohl strukturelle als auch funktionale und räumliche Synergien
nutzbar gemacht werden.
Das Grundstück wurde zunächst seinen logischen
Grundmustern folgend, neu interpretiert. Die Straßenseite
wurde zur öffentlichen Fläche für Besucher. Damit erhält der
Komplex seine eindeutige Adresse an der Industriestraße.
Die Hofseite wird Betriebshof, Parkplatz für Mitarbeiter und
Arbeitshof für den Verkehrsbetrieb. Neue offenere Bürostrukturen wurden im 8-geschossigen Plattenbau untergebracht, der einen großzügigen neuen Erschließungs- und
Versammlungsbereich erhält. Das Kundenzentrum hielt
Einzug in der ehemaligen Sporthalle. Ein neues Verbindungsgebäude verknüpft den Verwaltungs- und den Kundenbereich
mit einem S-förmigen Glaskörper. Dieser fügt sich in die Halle,
verbindet mit der Lobby und Cafeteria, stellt sich mit neuer
Erschließung an den Plattenbau und legt sich auf diesen mit
Konferenz und Ausstellungsräumen. Sowohl die städtebauliche Dichte als auch die Standorte der Gebäude »auf
der grünen Wiese« lassen das Nordviertel zur Hinterseite
des Bahnhofs werden. Die Qualitäten des Ortes eröffnen
sich erst auf den zweiten Blick. Die Hanglage zum Süden
ermöglicht einen weiten Blick über das Zentrum, er wird
selbst zur Stadtkrone. Die erschlossenen Grundstücke
bieten Platz für wachsende Dienstleistungs- und
Produktionsansiedlungen.
Immer, wenn sich in einem Gebiet eine große Menge an
Energie befindet und in einem benachbarten Gebiet nur
sehr wenig, tendiert die Energie dazu, von einem Bereich
zum anderen zu wandern, bis Gleichgewicht hergestellt ist.
Diesen ganzen Prozess kann man als eine Tendenz zur
Demokratie bezeichnen. Der Entwurf bedient sich dieses
Argumentes zur Definition des Verbindungspavillons. Der
Ort an sich ist exzentrisch. Den hohen Verwaltungsbau vor
sich, die lange weite Halle neben sich, wirkt der Glaspavillon
als Entree und Bindeglied. Die Lobby mit der Cafeteria
erfüllt den Wunsch nach Treffpunkt und Kommunikation
intern und extern. Der neue Verwaltungskomplex stellt sich
als weißer strahlender Baukörper in einer heterogenen
Industrie- und Produktionsumgebung dar.
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Zweiter Wertungsrundgang
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Zweiter Wertungsrundgang
Neubau Gefahrenabwehrzentrum an der
Bundesautobahn 71/73 in Suhl / Zella-Mehlis
Rennsteigstraße 10, Zella-Mehlis
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt,
Nebenstelle Suhl
Entwurfsverfasser
Kirchmeier & Brück Architekten BDA, Weimar
Freianlagenplaner
Kirchmeier & Brück Architekten BDA, Weimar
Kosten
12,8 Mio. Euro
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Der Freistaat Thüringen stand mit der Entscheidung zum
Bau der Bundesautobahn A71/A73 durch den Thüringer
Wald vor dem Problem der Organisation einer effizienten
Gefahrenabwehr speziell entlang des ca. 14 km langen
Tunnel- und Brückensystems von Geraberg bis Suhl. Trotz
modernster technischer Ausstattung und Überwachung der
Tunnelanlagen bestand die Aufgabe, eine Lösung zu finden,
die insbesondere bei Großschadenslagen Voraussetzungen
bietet, die komplexen Aufgaben aller Sicherheits- und
Rettungsdienste zu koordinieren und zu bewältigen.
Mit der Errichtung des Gefahrenabwehrzentrums nutzte der
Freistaat Thüringen die Chance über die reine Funktion
hinaus ein wahrnehmungswirksames Zeichen zu setzen;
Imagebildung als standortübergreifende Maßnahme.
In dem Gebäudekomplex sind nunmehr die Verkehrspolizeiinspektion, die Feuerwehr der Stadt Suhl mit der
Tunnelfeuerwehr, der Rettungsdienstzweckverband Südthüringen mit der Zentralen Leitstelle und Teile des
Katastrophenschutzes des Landkreises SchmalkaldenMeiningen untergebracht.
Das Grundstück befindet sich in einem Industriegebiet in
Zella-Mehlis. Der Standort des GAZ wird eingespannt zwischen der neuen Autobahn und dem dahinter liegenden
Naturschutzgebiet des Thüringer Waldes. Der Entwurf
bezieht sich auf dieses diametrale Nebeneinander und reiht
sich zwischen die beiden Extreme. Die Gebäudeform markiert den Grenzverlauf entlang des Naturschutzgebietes,
eröffnet den verschiedenen Nutzungen separate Außenräume und folgt mit seiner Länge von über 135 m dem
Verlauf der Autobahn.
Das Haus markiert den Ort und fügt sich dem Verlauf
begleitend ein. Die verschnittenen Dachformen unterstreichen die skulpturale Ausformulierung des Körpers. Diese
fünfte Ansicht mit den Verschränkungen des Körpers soll
einerseits die fünf verschiedenen Nutzungen unter einem
Dach zusammenfassen und in ihrer Komplexität nachzeichnen, jedoch andererseits auch ablesbar lassen. Die einheitlich kräftige Materialisierung der anthrazitfarbenen
Fassade stärkt diese Intention.
24
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Sanierung und Umbau Mozarthaus des
Musikgymnasiums Weimar-Belvedere
Schlosspark Belvedere, Weimar
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
Aschenbach Architekten BDA, Weimar
Kosten
2,0 Mio. Euro
Erläuterungen des Entwurfsverfassers
Als Einzeldenkmal ist das Mozarthaus Teil der Schloss- und
Parkanlage auf dem Belvedere in Weimar und eines von vier
Kavaliershäusern, die sich um den Ehrenhof und die
barocke Hauptachse gruppieren. Das ursprüngliche
Wohngebäude der Dienerschaft mit Stall und Remise
(Bogenbau), um 1730 errichtet, gliedert sich in drei
Baukörperteile: Turmhaus, Langhaus und Bogenbau.
Aufgabe war es, das barocke Kavaliershaus zu sanieren und
Unterrichtsräume, einen Chorsaal und einen Sportsaal
unterzubringen.
Die historischen Innenraumstrukturen bildeten in der Regel
kleine Räume, die besonders in den Obergeschossen als
Instrumentalübungsräume saniert, instand gesetzt und raumakustisch befähigt wurden. Größere Umbauten erfolgten
erdgeschossig für einen Chor- und Kammermusiksaal sowie
den Sportsaal im Bogenbau, dessen Bodenniveau um ca.
1,20 m abgesenkt wurde. Der Bogenbau wurde vollständig
entkernt, die nicht bauzeitlichen Quer- und Längswände
abgebrochen.
An den Stirnseiten des Sportsaals bilden schalldämpfende
Prallwandpaneele eine Aufkantung des Fußbodens, im
Material wie das Sportbodenparkett. Im Sportsaal wurde
eine Akustikdecke eingebracht, die wie die Fensterbereiche
ballwurfsicher ausgebildet wurde. Ein zweiter baulicher
Rettungsweg wurde durch eine neue Stahlaußentreppe am
Westgiebel realisiert, die mit einem Wandschirm aus
verzinkten Stahlrosten (Rankgerüst) abschließt.
Die Holzständerstrukturen von Turm- und Langhaus wurden
erhalten oder als Fachwerkwände neu aufgeführt. Eine
Fortführung der vor Ort vorgefundenen Lehmbautradition
ermöglicht die Einhaltung des Mindestwärmeschutzes an
den durchschnittlich 12 cm dicken Fachwerkaußenwänden
und die Reduzierung des Primärenergieverbrauchs um über
ein Drittel.
Raumgestaltung, Wand- und Deckenfarben, die neuen
Holzfußböden folgen in ihrer Modernität Vorbildern der
Entstehungszeit. Neue Raumbereiche markieren sich durch
signifikante Helligkeit und räumliche Größe.
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Zweiter Wertungsrundgang
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erster Wertungsrundgang
Neubau Verwaltungsgebäude
Griesson-de Beukelaer Kahla
Im Camisch 1, Kahla
Bauherr
Griesson-de Beukelaer GmbH & Co. KG, Polch
Entwurfsverfasser
1a architekt und stadtplaner d. kowalczik, Koblenz
Freianlagenplaner
1a architekt und stadtplaner d. kowalczik, Koblenz
Neubau Infocenter
Griesson-de Beukelaer Kahla
Im Camisch 1, Kahla
Bauherr
Griesson-de Beukelaer GmbH & Co. KG, Polch
Entwurfsverfasser
1a architekt und stadtplaner d. kowalczik, Koblenz
Landschaftsarchitekt
1a architekt und stadtplaner d. kowalczik, Koblenz
Evangelische Grundschule
Gotha
An der Wolfgangwiese, Gotha
Bauherr
Föderation Ev. Kirchen in Mitteldeutschland, Eisenach
Entwurfsverfasser
nitschke + donath architekten GmbH, Weimar
Freianlagenplaner
nitschke + donath architekten GmbH, Weimar
Umbau zum Grundschulhort
Neustadt an der Orla
Kirchplatz 3, Neustadt an der Orla
Bauherr
Stadt Neustadt an der Orla
Entwurfsverfasser
Planungsbüro Sprigade, Pößneck
Freianlagenplaner
Planungsbüro Sprigade, Pößneck
Ersatzneubau »Haus hinter dem
Stadttor« Neustadt an der Orla
Pößnecker Straße 1, Neustadt an der Orla
Bauherr
Stadt Neustadt an der Orla
Entwurfsverfasser
Dipl.-Ing. Wolfram Sittel, Schöndorf
Freianlagenplaner
Dipl.-Ing. Wolfram Sittel, Schöndorf
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Erster Wertungsrundgang
Neubau Kindertagesstätte
Hirschberg
Friedrich-Fröbel-Strasse, Hirschberg
Bauherr
AWO-Sozialmanagement gGmbH, Pößneck
Entwurfsverfasser
Greim Architekten BDA, Bayreuth
Freianlagenplaner
Greim Architekten BDA, Bayreuth
Neubau Abbe-Zentrum des
Wissenschaftscampus Jena-Beutenberg
Hans-Knöll-Straße 1, Jena
Bauherr
Ernst-Abbe-Stiftung, Jena
Entwurfsverfasser
gmp-Architekten von Gerkan, Marg+Partner, Hamburg
Freianlagenplaner
gmp mit Büro Hagel, Berlin
Umbau Sportgymnasium
»Pierre-de-Coubertin« Erfurt
Mozartallee 4, Erfurt
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Gera
Entwurfsverfasser
Gruber & Bollwahn Architekten, Erfurt
Freianlagenplaner
Gruber & Bollwahn Architekten, Erfurt
Neubau Justizzentrum
Jena
Rathenaustraße 13, Jena
Bauherr
Hannoversche Leasing GmbH & Co. KG, Pullach
Entwurfsverfasser
Gruber & Bollwahn Architekten, Erfurt
Freianlagenplaner
Landschaftsarchitekt Werner Kurze, Erfurt
Umbau Kompetenzzentrum der
Fachhochschule Nordhausen
Weinberghof, Nordhausen
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
Ewald + Lopp + Schmidt Architekten, Weimar
Freianlagenplaner
Ewald + Lopp + Schmidt Architekten, Weimar
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Staatspreise Übersicht
1996
Neubau Musikgymnasium
Schloss Belvedere, Weimar
Bauherr
Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main
Entwurf
Architekturbüro van den Valentyn, M. Oreyzi, Köln
1998
Neubau Multifunktionshalle
Meiningen
Bauherr
Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Stadt Meiningen
Entwurfsverfasser
Architekt Peter Kulka, Köln
2000
Neubau Bundesarbeitsgericht
Erfurt
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland,
vertreten durch das Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
Architektin Gesine Weinmiller, Berlin
2002
Neu- und Umbau
Justizzentrum Meiningen
Bauherr
Livida Molaris GmbH & Co. KG, Erfurt
Entwurfsverfasser
KBK Architekten Belz, Kucher, Lutz, Stuttgart
28
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Staatspreise Übersicht
2004
Umbau und Sanierung
Marie-Curie-Gymnasium, Bad Berka
Bauherr
Landkreis Weimarer Land, Apolda
Entwurfsverfasser
Junk & Reich Architekten, Weimar
2004
Neubau Oper
Erfurt
Bauherr
Stadt Erfurt
Entwurfsverfasser
PFP Architekten Hamburg / WES & Partner Hamburg
2006
Erweiterungsbau der
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar
Bauherr
Klassik Stiftung Weimar
Entwurfsverfasser
Prof. Hilde Barz-Malfatti und Prof. Karl-Heinz Schmitz,
Weimar
2006
Neubau Bibliotheks- und Hörsaalgebäude
der Bauhaus-Universität Weimar
Bauherr
Freistaat Thüringen, vertr. d. d. Staatsbauamt Erfurt
Entwurfsverfasser
meck architekten mit Stephan Köppel, München
29
THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
Staatspreis in Stichworten
Termine
15.02.2006
15.05.2006
21.06.2006
15.11.2006
Auslobung
Ende der Bewerbungsfrist
Jurysitzung
Preisverleihung im Thüringer Landtag
Auslobung
Dr.-Ing. Angelika Krause
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Erfurt
Vorprüfung
Architekt BDA Dipl.-Ing. Hartmut Strube
Präsident der Architektenkammer Thüringen, Erfurt
Architekt Dipl.-Ing. Mathias Heller
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Erfurt
Dipl.-Ing. für Bauwesen (FH) Cornelia Vogel
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Erfurt
Preisgericht
Architekt Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann (Vorsitzender)
Rektor der Bauhaus-Universität Weimar
Dr.-Ing. Klaus Göbel
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Hochbauabteilung, Erfurt
Architekt Dipl.-Ing. Konrad Ballheim
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Städtebauabteilung Erfurt
Architekt BDA Dipl.-Ing. Hartmut Strube
Präsident der Architektenkammer Thüringen, Erfurt
Architekt Prof. Dipl.-Ing. Michael Mann
Fachhochschule Erfurt
Architekt Dipl.-Ing. Olaf Baum
Weimar
Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Wolfram Stock
Jena
Bewertungskriterien
• Architektur- und Ingenierbauqualität
• städtebauliche Einordnung und Freiflächengestaltung
• Ausführungsqualität
• stadt- und bauökologische Qualität
• energie-, kosten- und flächensparendes Bauen und
Betreiben / Wirtschaftlichkeit
• Behindertengerechtigkeit
• Funktionalität / Bauherrenzufriedenheit
Es waren beispielhafte und innovative Lösungen für öffentliche Gebäude und Gewerbebauten einzureichen, die den
Zielen eines modernen Städtebildes entsprechen.
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
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Freistaat Thüringen
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Werner-Seelenbinder-Straße 8
99096 Erfurt
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www.thueringen.de/tmbv
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Bildhauer Lutz Hellmuth, Erfurt
Fotonachweis
Carlo Bansini, Erfurt: Seite 27 2. von unten
Falko Behr, Erfurt: Seite 14 - 15, 29 oben
Digitalstudio-Die Falken Ltd., Egstedt: Seite 3
gildehaus.reich Architekten, Weimar: Seite 16 - 17
Karl-Heinz Greim, Bayreuth: Seite 27 oben
Steffen Michael Groß, Weimar: Seite 25
Roland Halbe, Stuttgart: Seite 28 unten
Michael Heinrich, München: Seite 2, 29 unten
Mathias Heller, Erfurt: Seite 11 oben und Mitte, 18 oben und
unten, 19 Mitte und unten, 22 - 23, 26, 27 2. von oben, 28 2.
von unten, 29 2. von oben
Jörg Hempel, Aachen: Seite 20 - 21
Kirchmeier & Brück, Weimar: Seite 24 oben
Rainer Mader, Köln: Seite 28 oben
Detlef Marschall, Weimar: Seite 27 unten
Michael Miltzow, Weimar: Titel, Seite 10, 11 unten, 12, 13
Jürgen Norwig, Erfurt: Seite 18 Mitte, 19, 27 Mitte
Punktum, Leipzig: Seite 28 2. von oben
Simone Rosenberg, München: Seite 24 außer oben
Ulrich Schwarz, Berlin: Seite 4 - 9, 29 2. von unten
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Gestaltung und konzeptionelle Bearbeitung
Mathias Heller
Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Erfurt
Satz und Druck
Handmann Werbung Erfurt
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Redaktionsschluss
September 2006
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THÜRINGER STAATSPREIS FÜR ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU 2006
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