Studentische Plädoyers zur Erhaltung des architektonischen und städtebaulichen Erbes der Vorwendezeit. Studentischer Wettbewerb anlässlich ICOMOS 2015 Die Preisträger Inselparadies Baabe – ein Schalenbau als Denkmal Christian Lorenz, Julia Catharina Vetter (Bauhaus-Universität Weimar) Bensberger Rathaus - Gottfried Böhm Natascha Gold, Anna Himpler (Hochschule Trier) Kreuzberg Tower, Berlin Neele Ewert, Leonie Hagen (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg) Hauptpostamt N°6, Dresden Julika Luce (Technische Universität Dresden) Brand Heiss – Denkmalschutz unter Sicherheitsaspekten Jana Dietzsch (Technische Universität Braunschweig) Auferstehungskirche, Köln-Buchforst Gesine Appel, Verena Hild (RWTH Aachen) INSELPARADIES NACH DER SANIERUNG, 2013 (Abb. 1) SANIERUNG UND BAUMASSNAHME 2011 - 2013 * "-1"*"/ ǗǕǖǖ 42/!" *&1 !"/ &"!"/%"/01"))2+$ !"0 ‚Inselparadies‘ begonnen. &" *1"/&"))" 1/2(12/ 2+! (,+01/2(1&3"+ )"*"+1" !"0 "ê2des blieben bestehen und die Erhaltung der Schalenkonstruktion %11" %,%" /&,/&1ê1ǽ * ++"+"/"& % !"0 "ê2!"0 42/!"+ "14&$" %ê!"++!"+"/Ɲê %"+#"01$"01"))1ǾŲ"//"&1"12+! +0 %)&"ŧ"+!+"2$"01/& %"+ǽ2//%)12+$!"/ %)2+$001/2(12/42/!"2#"&+"$/,ŧƝê %&$""/0- %1")2+$Ǿ!"/+1"/0& %1"+Ǿ verzichtet. Die Sanierung beinhaltete ebenfalls den Korrosions0 %217 #/"&)&"$"+!"/ "4"%/2+$ 2+! !&" "-/,Ɯ)&"/2+$ 3,+ 2#/2 %01"))"+ǽ /2+!0ê17)& %42/!"!"/201+!!"/&)70 %)"2+! !"/1/$"+!"+&11")01Ų17")00"%/$21"&+$"0 %ê171ǽ Die Dachabdichtung der Hyparschale musste komplett entfernt werden. Hier erfolgte nach einer Grundierung das Aufbringen einer )2Ȓ*-#0-"//"2+!"&+" %!ê**2+$țǖǕ *Ȝǽ)00 %)&"ŧ"+!"!& %12+$42/!"!0 %*&1"&+"/+"2"+&12*"+%+"+$"!" (1ǽ&"2Ȓ2+!)ê2#"!"/ %"+14ê00"/2+$42/!"+ 3,))01ê+!&$$"/"&+&$12+!4&"!"/%"/$"01"))1ǽțǽǖǖȜ !0 24"/( 2/0-/Ų+$)& % 2# "&+" 200 %)&"ŧ)& %" 2172+$ 4ê%/"+! !"/ ,**"/*,+1" 20$")"$1 4/Ǿ *2001"+ !&3"/0" ŧ+%*"+#Ų/"&+"72(Ų+ƞ&$$+7'ê%/&$"2172+$$"1ê1&$14"/!"+ǽ&"/3,+4/"+!"/2ŧ,!"+2#2Ǿ!&"00!"+$"01)12+$ im Erdgeschoss und vor allem das umlaufende Fensterband im "/$"0 %,00"1/,ƛ"+ǽ &" )0#00!"2+!&%/"/,Ɯ)"42/!"+3,))01ê+!&$+"2"*"0sen. Die erhöhten Windlasten, die heutzutage angesetzt werden *Ų00"+Ǿ4/"+%&"/#Ų/!"/200 %)$$""+!"(1,/ǽ&"$)ê0"/+" 00!""/#2%/!2/ %!&"+&"/2+$"&+"+ %1/ê$)& %"2001"&#2+$ im Bereich unmittelbar unter dem Dach. Diese aus Stahlbeton gefertigte Einfassung und neue, metallernen Eckstützen bilden eine 01ê/("/"%*2+$!"/00!"țǽǖ2+!ǞȜǽ ""+!"/+&"/2+$!"0"+(*)042/!"!0$"0*1"/")3,* +)&"$"+!"+ ,1")(,*-)"5 +"2 $"01)1"1 ț "0*1(,01"+ǿ ǖǝ &))&,+"+ 2/,Ȝǽ &" 2(,01"+ !"/ +01+!0"172+$ 2+! +&"/2+$ ‚Inselparadies Baabe‘ beliefen sich auf 4 Millionen Euro. INSELPARADIES NACH DER SANIERUNG, 2013 (Abb. 7) INNENRAUM NACH DER SANIERUNG, 2013 (Abb. 8) INNENRAUM NACH DER SANIERUNG, 2013 (Abb. 9) BEWERTUNG I PLÄDOYE Das denkmalgeschütze Bauwerk steht, nach der Sanierung, als "&+ "&) "&+"0 $/,ŧ"+ +0"*)"0 &+ "&+"* "/&"+.2/1&"/ǽ "/ %)"+2 42/!" ǖǞǛǙ &+ 0"&+"* )+!0 %ƞ)& %$"01)1"/&0 %"+ /0 %"&+2+$0&)!)0,)&1ê/&+!"/Ų+"+)+!0 %ƞ$"-)+1țǽ ǙȜǽ&"%"21"2*)&"$"+!"+ "ê2!"0&+!74/0 %)& %$"01)1"1Ǿ "%2-1"+0& %'"!, %&+&%/"/ņ%"Ǿ /ņŧ"2+! "01)1$)"& %"rechtigt neben dem Denkmal und verhindern die einstig allseitige /+0-/"+7!"0$)ê0"+"/+"+3&))&,+0ǽ Heute ist der Blick auf das Meer immer noch möglich, jedoch nur im Gefüge einer kommerziellen Anlage und nicht mehr aus dem ê01%"1&0 %"+ "!+("+!"024"/(0&+!"+ǛǕ&$"/%/"+"/)"/ǽ möglichte und formgebend für die tragenden Mittelstütze war. "+ /%)1 !"/ %)"+(,+01/2(1&,+Ǿ "& 4"+&$"+ &+$/&ƛ"+Ǿ "werten wir jedoch als sehr positiv. Das in der Schalenunterseite integrierte Detail der Beleuchtung wurde erhalten, wenngleich die neue Farbigkeit der Lampenfassungen sehr hervorsticht. Im sanierten Obergeschoss hat der Speisenaufzug eine skulpturalle Wirkung, da die früher raumgreifende 2+! %,)73"/()"&!"1" / +& %1 4&"!"/ %"/$"01"))1 42/!" țǽ ǝȜǽ Auch die umliegende Brüstung der Glasfassade wurde nicht wie!"/&+&%/"/2/0-/Ų+$)& %"+/0 %"&+2+$2#$"21țǽǞȜǽ Der Dokumentar- und emotionale Geschichtswert bleiben durch die Erhaltung seiner architektonischen Form und des konservierten Schalenträgers bestehen. Dadurch wird dem Denkmal des Ingenieurs Ulrich Müther‘s, sein Bestandteil als historische &+1"/)00"+0 %ƞǾ(Ų+01)"/&0 %" %ņ-#2+$!"/(2)12/"))"+&)dung und Symbolwertigkeit der ehemaligen DDR erhalten. Die Leichtigkeit der Fassade wurde im Original durch schmale Me1))-/,Ɯ)" $"0& %"/1ǽ &" /"&1"/" 20&)!2+$ !"/ "+01"//%*"+ im Obergeschoss nehmen dem Bauwerk seine ursprüngliche Logik der nicht tragenden Glaswand, die eine hohe Transparenz er- 20**"+#00"+!%1!"/2%"//"&+""! %1""/+$"%"+04"&0"*'"(13,/$"+,**"+Ǿ!0/$"+&0&01'"!, %!&ƛ"/"+ziert zu betrachten. Der Wert eines Denkmals wird durch die besondere Weise seines 20!/2 (0 + $"0 %& %1)& %"/ 2+! ê01%"1&0 %"/ !"+1&1ê1 "$/Ų+det. In dieser Hinsicht hat das Denkmal nach seiner Sanierung an Wert verloren. Gleichzeitig sehen wir die Sanierung des ‚Inselpa/!&"0Ȉ2+!0"&+"!*&13"/2+!"+""2&+1"/-/"11&,+)0"&+2+2*$ê+$)& %"0"/#%/"+72*$/2+!0ê17)& %"+/%)1ǽ Die Erneuerung einzelner Bestandteil war eine baulich notwen!&$" ,/200"172+$Ǿ 2* %"21&$"+ & %1)&+&"+ 2+! +#,/!"/2+$"+ 72 "+10-/" %"+ǽ "7Ų$)& % !"/ 23,/0 %/&ƞ"+ 0,))1"+ &* "/"& %!"/"+(*)0+&"/2+$(Ų+ƞ&$"01&**2+$"+*&1$/ņŧ"/"*/"&/2*$"0 %ƛ"+4"/!"+Ǿ!"+++"2"1"/&)&1ê1"+ 2+! "1&)#/$"+ 0&+! "+10 %"&!"+! #Ų/ !0 /0 %"&+2+$0&)! eines jeden Objektes. INSELPARADIES NACH DER SANIERUNG, 2013 (Abb. 1) ENTSTEHUNG 1964 - 1966 Das zweigeschossige Bauwerk, des Ingenieurs Ulrich Müther, steht auf der Ostseite der Insel Rügen. INSELPARADIES NACHTAUFNAHME, circa 1968 (Abb. 2) Das Erdgeschoss wurde als Stahlbetonskelettbau errichtet. Das Obergeschoss wird von einer dünnen Pilzschale überdeckt, welche aus vier zusammengesetzten Hypar - Schalensegmenten, mit "&+"/.2!/1&0 %"+ /2+!Ɲê %"3,+"14ǖǜ5ǖǜ"1"/+Ǿ$"&)!"14&/!ǽ&+7"+1/)"/2+!-#"&)"/Ǿ3,+ǖ"1"/2/ %*"00"/Ǿ!&"+1 )01/$"+!"0)"*"+1ǽ+&%*0&+!!&"12#"+1/ê$"/!"/%"/2*#Ų%renden Wendeltreppe eingespannt und im Inneren ist die Dach"+14ê00"/2+$+$",/!+"1ǽ0"/$"0 %,004&/!3,+"&+"/$)ê0"/+"+00!"2*0 %),00"+Ǿ!&"!2/ %*"1))"/+"/,Ɯ)/%*"+ $"$)&"!"/1&01țǽǖǕȜǽ&"/Ų012+$&*++"+/2*Ǿ"&+"/2+! !&"#"01"++"+2001112+$42/!"+&+,)720$"#Ų%/1țǽǘȜǽ+ die schalungsrauhe Decke im Innenraum wurden runde Leuchten eingelassen die eine Symbolik zum Sternenhimmel verkörperten țǽǗȜǽ Die umschriebene Konstruktion und die ausgearbeitete Detaillie/2+$0 %"+("+!"*24"/(+, %%"21"0"&+"+&)!%ƞ"+%rakter. INNENRAUM, circa 1968 (Abb. 3) 0+0")-/!&"0"42/!"&0ǖǞǞǗ)0,**"/$0101ê11"Ǿ)0 ")&"1"/"/+01)12+$0/2*2+!/1!"020)& (0#Ų/&072ǛǕǕ Besucher genutzt. Das Restaurant bot damit einen Anziehungspunkt für viele regionale und überregionale Besucher. UNTERSCHUTZSTELLUNG 1993 INSELPARADIES DÜNENLANDSCHAFT, circa 1968 (Abb. 4) ǖǞǞǘ 42/!" !"/ %)"+2 Ų1%"/0 20 / %&1"(12/$"0 %& %1)&%"+2+!,/10&)!-/ê$"+!"+ /Ų+!"+&+!&"&01"!"/"+(*ê)"/Ǿ des Landkreises Rügen, aufgenommen. Das ‚Inselparadies Baabe‘ 0"171 0& % *&1 0"&+"/ 2(Ų+01)"/&0 %" 2)&1ê1 !"21)& % 3,* ))1ê$)& %"+20 %ƛ"+0"&+"/"&12+!"//"& %1#Ų/!"+ 0101ê1tenbau in Mecklenburg Vorpommern ein Alleinstellungsmerkmal, welches erkenntlich wahrnehmbar ist. Das ‚Inselparadies‘ gilt als Wahrzeichen des Ortes. WANDEL DER ZEIT Mit der politischen Vereinigung und der damit verbundenen Auf)ņ02+$!"/Ȓ+01&121&,+"+ê+!"/1"+0& %!&"2172+$0+#,/!"/2+$"++!&" %)"+21"+!"/ǖǞǛǕ"/%/"ǽ&",)$"!"00"+ 4/"+ ""/01+!Ǿ "/#))Ǿ +!)&0*20 2+! !"/ !*&1 4&/10 %ƞlich begründetet Abriss vieler Bauwerke. GRUNDRISSE VON 1964: EG links, OG rechts (Abb. 5) VERFALLENER ZUSTAND, 2004 (Abb. 6) 2 %!0Ȍ+0")-/!&"0Ȉ42/!"&+!"+%/"++ %!"/ %)&"ŧ2+$ ǖǞǞǗ+& %1*"%/+01+!$"0"1712+!)$/ %țǽǛȜǽ Die Unterschutzstellung verschonte das Objekt vor dem Abriss. Die Schwierigkeit der Wiederbelebung war der Abgelegenheit im /1Ǿ!"/+& %1$+7'ê%/)& %"+"4&/10 %ƞ2+$0*ņ$)& %("&12+!!"/ 0& %*&1!"*,/10 %/&11!"0"/#))0&**"/3"/$/ņŧ"/+!"+&"/2+$02#4+!Ǿ $"0 %2)!"1ǽ &"0" #Ų%/1"+ 72/ 20**"+#002+$ !"/ &+7")$/2+!01Ų (" Ȍ+0")-/!&"0 "Ȉ 2+! !"0 %/grundstücks, auf dem die Errichtung einer Beherbergungsanlage eingeplant wurde, um mit den Einnahmen die Wiederherstellung !"0"+(*)072$"4ê%/)"&01"+ǽ )"& %7"&1&$0,))1""&+,+7"-1#Ų/ "&+"$+7'ê%/)& %""4&/10 %ƞ2+$Ǿ"+14& (")14"/!"+ǽ *%/ǗǕǖǕ42/!"!0 /2+!01Ų (2+!"+(*)+!"+&$"+1Ų*"/2+!+3"01,/Ȍ1"+"/$"/21/ê$"/$"0"))0 %ƞȈ3"/(2ƞǽ SCHNITT DER ENTWURFSPLANUNG (Abb. 10) SCHNITT DER SANIERUNGSMAßNAHMEN (Abb. 11) CHRISTIAN LORENZ JULIA CATHARINA VETTER Bensberger Rathaus von Gottfried Böhm 1962-71 San Wen Wän eine Obe nah Von nac Bei d setz Dec Kon nun che brau All d Ene die wän Dec weit wur ausg Die fläc verz und Da kom die Fen Eine mun wur Däm Ein w und Die Gra Fazi Nur Nac wird mal jedo Das gep Die hat gest mit Durc Eing nac auc „Au Entstehungsgeschichte Die im 12. Jahrhundert errichtete Ringburg war Sitz des Grafen von Berg und liegt auf einem nach Norden ansteigenden Hügelrücken im Zentrum von Bensberg. Die Burg wurde mehrfach ergänzt und umgebaut, bis sie nach dem Sanierungsmaßnahmen Wenn man vor dem Gebäude steht und die massiven Wände sieht, könnte man meinen es wäre für die Ewigkeit. Die Wände sind 35 Zentimeter dick und bestehen aus einer 13 Zentimeter dicken innen liegenden Porenbetonschicht, einer fünf Zentimeter dicken Luftschicht und einer 27 Zentimeter außen liegenden Stahlbetonscheibe mit gestockter Oberfläche. Seit Ende der 90er Jahre bis 2014 fanden in insgesamt fünf Bauabschnitten immer wieder Sanierungsmaßnahmen statt. Von Beginn an wurde das Gebäude mit seinen Beton- und Glasflächen an seine Belastungsgrenzen geführt. Schon nach kurzer Zeit wurden erste Schäden, besonders im Treppenturm, sichtbar. Bei der Erbauung des Gebäudes wurde im Turm ein rahmenloses, mit den Treppen ansteigendes Fensterband eingesetzt, auf jegliche Abdeckung von Gesimsen und Attiken wurde komplett verzichtet. Nach Regenschauern waren die Deckenflächen feucht, auf den Treppenpodesten sammelte sich das Wasser und Niederschlagswasser konnte in die Konstruktion eindringen. Die im Erdgeschoss eingesetzten großformatigen und rahmenlosen Scheiben wiesen Spannungsrisse auf. Desweiteren kam es nach 40 Jahren zu Schäden an den äußeren Betonflächen und den Natursteinflächen der Türme des Palas. Desweiteren ergab sich durch die zu geringe Dämmung ein extrem hoher Energieverbrauch. All diese Schäden konnten ohne größeren Eingriff in das denkmalgeschützte Gebäude nicht behoben werden. Um Energieeinsparung zu erzielen wurde über die Dämmung des Gebäudes nachgedacht. Eine äußere Dämmung hätte die Kubatur, das Fassadenrelief und sämtliche Gebäudeanschlüsse zerstört. So blieb nur die Dämmung der Außenwände über das Verfüllen der fünf Zentimeter dicken Luftschicht in der Wand mit einer Perliteschüttung. Die Stürze, Decken und Wandscheiben wurden mit einer drei Zentimeter dicken Holzwolleleichtbauplatte innen gedämmt. Um weitere Einsparungen im Wärmeverbrauch zu ermöglichen wurde die Heiztechnik erneuert. Der alte 1200KW Kessel wurde gegen eine Doppelkesselanlage in Brennwerttechnik mit modulierendem Brenner mit einer Leistung von 600KW ausgetauscht. Die gestockte Betonoberfläche, die durch Rostsprengungen teilweise zerstört war, konnte durch farbliche und oberflächenmäßige Anpassung wiederhergestellt werden. Auf eine Hydrophobierung der gesamten Außenflächen wurde verzichtet. Die Stahlstützen zwischen den Fensterbändern wurden mit einem dauerhaften Korrosionsschutzanstrich und einer Brandschutzummantelung versehen. Da die Fensteranlagen weder thermisch getrennt, noch dem Schlagregen Stand halten konnten, wurden diese komplett ausgetauscht. Anstelle der alten Fenster wurden thermisch getrennte Aluminiumkonstruktionen eingebaut, die optimal an die Maße der alten Fenster angepasst wurden. Diese Systemfenster konnten entgegen der alten Fenster einen KF-Wert von 1,8W/qm erzielen. Der alte Wert lag bei 3,8W/qm. Eine weitere Sanierungsmaßnahme lag in den Dächern. Die aus denkmalpflegerischer Sicht unproblematische Dämmung der Flachdachflächen erfolgte über die unter der hohen Attika verborgenen Kaltdachfläche. Das Aluminium wurde vollständig erneuert und die vorherige nur vier Zentimeter dicke Dämmung wurde durch eine 14 Zentimeter Dämmung ausgetauscht. Ein weiterer Teil der Sanierung bestand in der Erneuerung des Handlaufes im Turm. Unter Übernahme der Profilierung und Farbigkeit wurde er in Holz erstellt. Die natursteinsichtige Fassade von Türmen und Palas musste komplett von ihren Fugen befreit werden. Tuffe und Grauwacke waren teils in der kompletten vorderen Fassade zerstört und wurden ersetzt. Fazit Nur vier Jahre nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts 1975 erfolgte die Eingemeindung Bensbergs durch die Nachbarstadt Bergisch-Gladbach. Somit zog die Stadtverwaltung zu großen Teilen nach Bergisch-Gladbach. Heute wird das Gebäude nur noch von den technischen Dezernaten der Stadt Bergisch-Gladbach und der Unteren Denkmalbehörde Bergisch-Gladbach genutzt. Der Ratssaal wird noch regelmäßig für Sitzungen genutzt, das Restaurant jedoch hat geschlossen. Das Gebäude steht etwas abgeschieden und wenig erschlossen hinter der Einkaufsstraße. Das als Stadtmittelpunkt geplante Gebäude konnte diesen Platz nie ganz einnehmen. Die Bürger der Stadt beschreiben es als „Mutig, ausgefallen und extravagant.“ Das trifft es sehr genau. Gottfried Böhm hat mit dem Bensberger Rathaus Meilensteine in der Architektur geschaffen, auch wenn über seine Projekte oft gestritten wurde. Der Bau aus Beton und Glas steht im Einklang mit den Resten der alten Bensberger Burg und bringt mit seiner ausgefallenen Architektur Leben in das ansonsten etwas ruhigere und fast schon langweilige Bensberg. Durch die sensible Sanierung, bei der vor allem die Enerigieeinsparungen berücksichtigt wurden, konnten größere Eingriffe in die Kubatur, das Fassadenrelief und sämtliche Gebäudeanschlüsse verhindert werden und das Gebäude nach denkmalpflegerischen Aspekten saniert werden. Der denkmalpflegerische Wert des Bensberger Rathauses ist auch nach der Sanierung nach wie vor sehr wertvoll, da in das baulische Erbe nur sehr vorsichtig eingegriffen wurde. „Aus Sicht des Eigentürmes und der Denkmalpflege ist das Resultat im wahrsten Sinne des Wortes vorzeigbar.“ igendem chloss Entstehungsgeschichte Die im 12. Jahrhundert errichtete Ringburg war Sitz des Grafen von Berg und liegt auf einem nach Norden ansteigenden Hügelrücken im Zentrum von Bensberg. Die Burg wurde mehrfach ergänzt und umgebaut, bis sie nach dem Dreißigjährigen Krieg dem Verfall überlassen wurde. Im 18. Jahrhundert wurde etwas höher gelegen das Neue Schloss erbaut und die mittelalterliche Ringburg verlor weiter ihre Bedeutung als früheren Amtssitz. Im 19. Jahrhundert wurde ein Klosterorden untergebracht und mit einem Krankenhaus erweitert. Den Zweiten Weltkrieg überstand die alte Burg bis auf leichte Schäden an den Turmdächern weitgehend unversehrt. Die damals noch selbstständige Stadt Bensberg erlitt Raumnot für Rat und Verwaltung und erwarb nach einem 1960 erstellten Gutachten die Ruinen der alten Burg um dort ein neues Rathaus zu errichten. Mit dem Neubau erhofften sich die Bensberger die Eingemeindung in Bergisch-Gladbach verhindern zu können, aber auch etwas Spektakuläres zu schaffen, das im Kontrast zu den Fachwerkhäusern steht. Für den Neubau wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben für den zwölf Architekten geladen waren, unter anderem Gottfried Böhm. Die Ausschreibung wies nachdrücklich auf die Signifikanz der alten Burg hin. Es sollte in zwei Bauabschnitten ein Neubau realisiert werden, der im ersten Abschnitt für bis zu 40.000 Einwohner, im zweiten Abschnitt für bis zu 80.000 Einwohner ausreichen sollte. Böhm gewann den Wettbewerb mit dem ersten Platz und erhielt den Auftrag zur Planung und Ausführung 1964. In seiner schriftichen Erläuterung zum Wettbewerb schrieb er: „ Wenn der alte Bestand der Burgmauer überhaupt noch glaubhaft erscheinen soll, so ist es erforderlich, alle übrigen Gebäude, die so tun wollen, als seien sie alt, zu entfernen.“ Entsprechend wurden alle Teile, die nach 1850 errichtet worden waren, abgebrochen. Das Gebäude nimmt die Form der alten Burg auf und interpretiert diese neu. 1965-67 wird der Verwaltungstrakt gebaut und 1967 eingeweiht. Zwei Jahre später wird der Bau des Ratssaaltrakts mit Gaststätte aufgenommen und 1971 eingeweiht. Für den Ratssaal nutzte Böhm die erhaltene Mauer des Palas. Er legte die Rundbogenfenster des Palas aus dem 13. Jahrhundert frei und beließ die Sohlbänke der geschlossenen Renaissancefenster in der Mauer. Seine Absicht war, Geschichte ablesbar zu machen. Zum Hof hin wurde der Ratssaal verglast. Böhm schaffte ein Zusammenspiel von Schwere und Leichtigkeit sowie Festigkeit und Offenheit durch die Nutzung von Beton und Glas gegenüber der bestenden Teile der alten Ringburg. Das Gelände verläuft zu allen Seiten steil aufragend. Zum Innenhof hin senkt sich die Anlage auf ein vergleichsweise niedriges Niveau ab und öffnet sich nach außen. Auf dem höchsten Punkt des Geländes befindet sich der Treppenturm. Seine Gestaltung wird zusätzlich dadurch betont, dass er in der Bauflucht weit in den Innenhof vorgezogen ist. Die rechts und links von ihm ausgehenende Teile des Verwaltungstraktes stufen sich treppenweise auf eine geringe Gebäudehöhe ab. Zuletzt erreicht das Gebäude die Höhe von nur einer Etage. Die horizontale Gliederung der Glas- und Betonbänder des Verwaltungsgebäudes werden durch die schräg verlaufende Gliederung der Glasbänder des Turmes unterbrochen und abgeleitet auf einer anderen Ebene fortgesetzt. Links neben dem Treppenturm ragt über dem Verwaltungstrakt der historische Bergfried heraus. Da der Treppenturm den höchste Teil des Gebäudes darstellt, tritt die moderne Architektur in den Vordergrund. Der Neubau in Beton und Glas passt sich in Struktur und Farbe an das vorhandene Mauerwerk an. Die Treppenhausskulptur ist bloß bis zum 5. Stock begehebar und somit ist der darüberliegende Teil eine reine Skulptur, die den Mittelpunkt und das politische Zentrum der Stadt gut kennzeichnet. Besondere Höhepunkte der Innenraumgestaltung bilden das Treppenhaus und der Ratssaal. Im Erdgeschoss bietet das Foyer einen großzügigen Aufenthaltsbereich. In den fünf Geschossen wird dies nur in reduziertem Maßstab wieder aufgegriffen. Eine optische Verbindung zwischen allen Stockwerken bilden die zwei Lichtschächte mit unregelmäßigem Grundriss. Der Treppenturm ist der Knotenpunkt horizontaler und vertikaler Wegachsen und verdeutlicht durch die vielfältigen Durchbrüche die Transparenz und Öffentlichkeit. Der Bodenbelag aus rotem Ziegel verleiht den Verbindungswegen zusätzlich den Charakter des öffentlichen Raumes. Die Palaswand ist der dominierende Teil des Ratssaal. Der Boden ist mit Teppichboden ausgelegt und zur Glasfassade hin durch geziegelte Stufen erhöht. Die restliche Ausstattung wie Geländer, Galerie, Treppen und Lampen zeichnen sich durch ihre feingliedrigen Formen aus. Die Büro- und Amtsräume sind in Sichtbeton, Holz und Ziegel gestaltet. Das Bensberger Rathaus ist von der kleinteiligen Bebauung des alten Stadtkerns umgeben. Stellenweise rücken die umliegenden Gebäude bis an das Grundstück heran. Der Raum außerhalb des Rathauses wurde in die Gestaltung nicht mit eingeschlossen, die Architektur verschließt sich sogar davor. Dem Burghof gegenüber aber öffnet sich die Architektur. Das neue Rathaus übernimmt die ursprüngliche städtebauliche Funktion des Alten Schlosses indem es sich über die Stadt erhebt und eine Stadtkrone bildet. Vorallem den Türmen ist dies zu verdanken und zu den drei historischen Türmen Engelbertturm, Michaelsturm und Bergfried kam ein vierter Turm hinzu: die Treppenhausskulptur, die in Höhe und Gestaltung alles überragt. Auf der Südwestseite des Rathauses bietet sich eine interessante Ansicht: Nur hier trifft die Rückfassade des Verwaltungstraktes auf historische Mauersubstanz. Hier wird der Kontrast der Materialien verstärkt. Die Bensberger standen dem neuen Rathaus sehr skeptisch gegenüber. Sie nannten es „Dat Dingen“, „Aapenfels“ (Affenfels, den man dem Kölner Zoo überlassen sollte), „Zementburg“ und „Beamtenbunker“, „Minarett“, oder „Schießschartenungeheuer“. 1980 wird das Rathaus in einem Spiegel-Artikel (3/1980) als Bausünde zu den Beispielen „Ausgeburten kommunalen Größenwahns“ genannt. Seit 1982 steht das Bensberger Ratshaus unter Denkmalschutz. Dies zeigt wie sich die Wahrnehmung der Bauten der 60er und 70er geändert hat. Albert Knöpfli (Kunsthistoriker und Denkmalpfleger) bezeichnete das Rathaus als eines der wenigen gelungenen Beispiele von Kontrastarchitektur. Auch in der Artikelreihe „Deutsche Architektur nach 1945“ der FAZ wird das Bensberger Rathaus als „Burg für Bürger“ und gelungenes Beispiel neuen Bauens in alter Umgebung gelobt. Böhm gewann Architekturpreise, unter anderem den Pritzker Preis 1986 bei dem auch das Rathaus genannt wird. Zuletzt wurde das Rathaus 2013 für die „Klassik-Nike“ des BDA nominiert. nsteigen- ach dem e Schloss wurde ein Burg bis em 1960 fften sich uläres zu er ande- ei Bauab- nitt für bis uftrag zur Bestand e so tun n, abge- trakts mit . Er legte enaissanverglast. zung von chsweise Treppen- en ist. Die Gebäu- Glas- und nder des agt über darstellt, enhauss- ttelpunkt ietet das b wieder gelmäßi- durch die n Verbin- sfassade zeichnen cken die estaltung sich die m es sich ei histori- ur, die in Verwal- apenfels“ „Schieß- munalen ie Wahr- eichnete Deutsche el neuen d. Zuletzt Natascha Gold & Anna Himpler Hochschule Trier E KREUZBERG TOWER / BERLIN A S E B E B S D - - - - - E - - - - B - - - - F - - - - 1987 © Hélène Binet ENTWURF: SANIERUNG FASSADE: 1987 wurde John Hejduk vom Berliner Senat zur Inter- Die Berlinhaus GmbH erwarb den Kreuzberg Tower in einer 8 - John Heyduk (*1929 New York, † 2000 New York, Moritz Müller (*1955 Berlin) STANDORT: Charlottenstraße 96-97a, 10969 Berlin-Kreuzberg ERRICHTUNG: 1986-88, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987: ße Puttkamerstra e Besselstraß Besselpark „Kritische Rekonstruktion / Behutsame Stadterneuerung“, Nr. 90 BAUWERK: ße Markgrafenstra Mitglied der Architektengruppe New York Five), Lin den stra ße ARCHITEKT: ße Charlottenstra er e-Straße Rudi-Dutschk e U Kochstraß Friedrichstraße et ECKDATEN: 14-geschossiger Turm mit Ateliers / Eigentumswohnungsbau zwei 5-geschossige Flügel mit Wohnungen / sozialer Mietwohnungsbau EIGENTÜMER: Berlin-Haus Verwaltung GmbH, Immobilienunternehmen BAUHERR: Condex, Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH & Co. SANIERUNG: 2010 durch Berlin-Haus Verwaltung GmbH (denkmalungerecht) 2011 durch Berlin-Haus Verwaltung GmbH / unter Aufsicht des Bezirksamtes Berlin-Kreuzberg (denkmalgerecht) 2015 © Neele Ewert DENKMALWERT: VERLAUF DER FASSADENSANIERUNG: - sicherungswürdige Aspekte nach IBA Baukultur: Ausprägung der Fassade, radikale 1988 architektonische Variation der Blockrandbebauung, markantes Volumen - Ikone der Postmoderne; eins der Hauptwerke der IBA ‘87 9 - zählt zu den wenigen realisierten Gebäuden des Architekturkritikers John Hejduk 8 - untypischer Entwurf: Hejduk widersetzt sich der gängigen postmodernen Bauweise 8 - stiftet Identität für das Quartier, baulicher Identifikationspunkt durch Atelierturm 11 ERHALTUNG DES DENKMALWERTES (nach Burra Charter 2013)10: - kulturelle Bedeutung: Ort (städtebaulicher Sonderbaustein), Assoziationen der Be- Bauzeitliche Fassade: - graubrauner Putz - Fensterrahmen / Balkone / Sonnenblenden grün wohner/Anwohner/Interessierten („Gesicht“), Material (Farbton Putz), Elemente (Blumen, Balkone, Sonnenblenden) - Eingriffe sollen bestehenden Charakter respektieren 2010 - Konservierung: Eingriffe in geringem Umfang („so viel wie nötig, so wenig wie möglich“) - Beteiligung der Menschen mit Assoziationen zu dem Bau / dem Ort BEEINTRÄCHTIGUNG DES WERTES (durch Sanierung der Berlinhaus GmbH 2010): - Entfernung wichtiger Gestaltungselemente: Sonnenblenden & Blumen > Beeinträchtigung des Charakters / Überformung des „Gesichts“ - Missachtung der Authentizität der Fassade durch Farbänderung - Kulturelle Bedeutung wurde nicht im Dialog mit Meinungsträgern und Interessensvertretern kommuniziert, Missachtung der Expertenmeinungen - Eigentümerbefragung ergab geringe Wertschätzung der Farbigkeit / der Gestaltungsmittel 11 Abgebrochene Sanierung / Berlinhaus GmbH: - weißer Putz - Balkone Turm zusammengelegt - Balkone + Markisen (statt Sonnenblenden) blau - Entfernung der Blumen und Sonnenblenden 2011 FAZIT: - die Sanierung durch die Berlinhaus GmbH war nicht denkmalgerecht - viele Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen sind nach der BBO nicht ge nehmigungspflichtig 11 > sachgemäße Kontrolle wird erschwert - Bedarf einer gesteigerten Wertschätzung, Identifikation und Sensibilisierung der Eigentümer / Hausverwaltungen / Mieter - Sanierung nach Petition: Angleichung an den bauzeitlichen Zustand, Verwendung von Originalfarbtönen - Unterschutzstellung notwendig, um weitere Eingriffe zu verhindern 1 Sanierung unter Aufsicht: - Farbton Putz ähnlich der bauzeitlichen Farbe - Sonnenblenden erneut montiert - Balkone in Originalfarbe grün > erneute Angleichung an bauzeitlichen Zustand 2 1987 © Hélène Binet ENTWURF: SANIERUNG FASSADE: 1987 wurde John Hejduk vom Berliner Senat zur Inter- Die Berlinhaus GmbH erwarb den Kreuzberg Tower in einer nationalen Bauausstellung nach Berlin eingeladen. Er er- Zwangsversteigerung.8 Sie planten eine Sanierung des Ensemb- richtete und les, die für den Tower charakteristischen Gestaltungsmerkmale behutsame Stadterneuerung“ einen Wohnneubau an der Charlot- sollten dabei entfernt werden. Für die zuvor graue Fassade sahen tenstraße, Ecke Besselstraße im Berliner Stadtteil Kreuzberg, nahe sie weißen Putz vor. Die markanten grünen Sonnenschutzblenden des Checkpoint Charlie. Projektziel war das Schaffen von familien- sollten durch violette bzw. blaue Markisen ersetzt werden. Die Bal- 1 gerechten Sozialwohnungen und Atelierwohnungen für Künstler.“ kone darunter sollten zur Vergrößerung zusammen gelegt wer- Das Ensemble besteht aus einem Turm (tower) und zwei Sei- den, für die Balkonbrüstungen sahen sie die gleichen Farben vor.12 tenflügeln (wings), die an einen bestehenden Berliner Block an- Der Sanierungsplan der Gebäude wurde mit „Wohnen mit Ge- schließen. Hejduk schuf damit eine Variation des Berliner Blocks schmack“ sowie mit einem Höhenakzent und der Umkehrung des Hinterhofs zu anthropomorphe Gestaltung und Farben der Fassade wei- einem Vorderhof, der als Erweiterung des angrenzenden Bessel- sen allerdings auf seine postmoderne Entstehungszeit hin.8 parks fungieren soll. Der Entwurf steht für Hejduks Faszination An dem zur Charlottenstraße ausgerichteten Flügel wur- zum Thema „Kritische Rekonstruktion 9 „Wohnen im Bauhausstil“ vermarktet. Die für geometrische Formen und das Spiel mit Metaphern. Die an- de die Sanierung im März 2010 begonnen. thropomorphe Gestaltung der Fassaden der Seitenflügel lässt jduks, Renate Hejduk, selbst Die Tochter He- Architekturhistorikerin, wur- 8 de auf die Sanierungsmaßnahmen aufmerksam und trat Durch die Umkehrung des Satteldachs bei den beiden Flü- daraufhin mit den Eigentümern in Verbindung um sie über geln kreierte er eine Variation der Berliner Mietshaustypo- die baukulturelle Wichtigkeit des Gebäudes zu informieren.9 logie.3 Mit den Grün- und Grautönen der Fassadengestal- Durch eine im März gestartete Petition die über 1000 Befürworter tung widersetzte John Hejduk sich vorherrschenden Trends. hatte, darunter bekannte Architekten wie Peter Eisenmann und Der Turm umfasst sieben zweigeschossige Atelierwohnungen, die Daniel Libeskind, konnten die Eigentümer zum Dialog bewegt ursprünglich für Künstler vorgesehen waren, er sollte ihnen Weit- werden. Es wurde eine Sanierung gefordert, die dem „Original ent- Gesichter vermuten, die Vordächer wirken wie Augenbrauen. 9 blick ermöglichen. Die beiden Seitenflügel waren als Sozialwoh- sprechen und die Urheberschaft des Architekten respektieren“ soll- nungen mit variablen Grundrissgrößen geplant. Das Projekt wird te und vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg überwacht wurde.7 von vielen als Ikone der Postmoderne und als einen der wichtigs- Daraufhin lud die Senatsbaudirektorin den Eigentümer und Berli- 9 ner Architekten ins Baukollegium, um die weitere Vorgehensweise ten Beiträge zur Internationalen Bauausstellung 1987 angesehen. zu besprechen. Es konnte sich schließlich auf eine dem bauzeitDEFIZITE: lichen Zustand entsprechende Sanierung geeinigt werden. Der Nachdem das Gebäude jahrelang vernachlässigt wurde, war der Bezirk sicherte zu, die öffentliche Grünfläche wieder herzustellen. rissige und verwitterte Putz des Turmes erneuerungsbedürf- Die Architekturinitiative soll sich um die Wiederherstellung der ur- tig. Der Vorderhof hatte vor und nach der Sanierung kaum Auf- sprünglich vorgesehenen Skulpturen und deren Aufbau kümmern.2 enthaltsqualitäten. Es fehlt an Sitz- und Spielmöglichkeiten und Durch das Baukollegium begann die Senatsverwaltung sich über lädt nicht zum Verweilen ein. Die Betonpflastersteine im Au- den Umgang mit der Sanierung der verbleibenden IBA `87 Bauten ßenbereich waren rissig und mussten teilweise ersetzt werden.3 Gedanken zu machen und beauftragte eine Studie zu dem Thema. 1 2 3 2010 © Berlinhaus GmbH, Quelle: Bauaktenarchiv Kreuzberg 2010 © Gunnar Klack 2012 © Gunnar Klack 1 Visualisierung der geplanten Sanierung durch Berlinhaus Verwaltung GmbH / 2 Stand Sanierung April 2010 / 3 Sanierung nach Petition 2011 1 Bodenschatz, H., Polinna, C. (2010): Learning from IBA - die IBA 1987 in Berlin, Berlin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Protokoll der Sitzung des Landesdenkmalrats Berlin am 28.05.2010 3 Urban Expert, Location:S (2012): Studie des Baukulturerbes der IBA 87 in der südlichen Friedrichstadt, Berlin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 4 Feye, Carlheinz (1987): Internationale Bauausstellung Berlin 1987, Hrsg.: Bauausstellung Berlin GmbH 5 Dame, Herold, Salgo (2013): Re-Vision-IBA – 25 Jahre Internationale Bauausstellung 1987, Ausstellungs katalog TU Berlin, Berlin: epibli 6 Baunetz: Rettet den Turm! Petition für Hejduk-Bau in Berlin (23.03.2010) http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Petition_fuer_Hejduk-Bau_in_Berlin_990733.html 2 7 Taz.de: Gesichtsverlust durch Sanierung, http://www.taz.de/!5145073/ (30.03.2010) Ngo, Anh-Linh: Hejduks Kreuzberger Wohnturm vorerst gerettet, Arch+ Magazin, Nr. 198/199, S.2 Berliner Morgenpost: Erbe der Bauausstellung: Starachitekten kämpfen für den Kreuzberg-Turm http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article104069281/Star-Architekten-kaempfen-fuer-Kreuz berger-Turm.html# (30.03.2010) 10 Burra Charter 2013 11 Urban Expert, Location:S (2010): IBA Berlin 2020: Wissenschaftliche Studie - IBA ‘87 in Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 12 Unterlagen des Bauaktenarchivs von Berlin-Kreuzberg 8 9 -U 1 2 2015 © Neele Ewert 1987 © Hélène Binet 3 4 1987 © Hélène Binet 2015 © Leonie Hagen 5 6 2015 © Leonie Hagen 1987 © Hélène Binet 1 Ansicht Längsfassade Flügel 2 Detail Sonnenblende / die Augenbrauen der Fassade 3 Detail Blume / Markierung der Geschossdecken 4 Detail Sonnenblende 5 Atelierturm 6 Überlagerung Turm / Flügel Neele Ewert, Leonie Hagen BRAND HEISS Denkmalschutz unter Sicherheitsaspekten Die Sanierung des Forumsgebäudes der TU Braunschweig aus Sicht der Denkmalpflege Ausgangssituation Denkmal vs. Brandschutz Bei den Planungen zur Sanierung des Forumsgebäudes der Technischen Universität Braunschweig erwies sich vor allem die Vereinbarung der brandschutztechnischen Vorschriften mit den Belangen der Denkmalpflege als problematisch. Da das offene Treppenhaus als eines der wesentlichen architektonischen Merkmale den denkmalpflegerischen Wert des Gebäudes maßgeblich bestimmt und somit in seiner Gestaltung erhalten bleiben sollte, erlangte die Suche nach einer Lösung für das Problem der fehlenden Rettungswege zentralen Stellenwert. Schaffung von Rettungswegen Im Zuge des Planungsprozesses wurden zwei grundsätzliche Optionen untersucht: Zum einen die Schaffung der notwendigen Rettungswege in Form von Treppenhaus-Anbauten, zum anderen die Integration in das bestehende Gebäude. Da aufgrund der nicht ausreichenden Tragfähigkeit der Terrassenebene um das Forumsgebäude keine Anleiterung durch die Feuerwehr im Falle eines Brandes erfolgen konnte, mussten zwei bauliche Rettungswege geschaffen werden. Angesichts der massiven Beeinflussung des Gestaltungsbildes im Falle der Neuerrichtung zweier außenliegender Treppenhäuser erwies sich diese Option aus denkmalpflegerischer Sicht als nicht tragbar. Um sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch das zentrale offene Treppenhaus in ihrer ursprünglichen Form erhalten zu können, wurden daher zwei Treppenhauskerne an den beiden Stirnseiten des Gebäudes als bauliche Rettungswege in den Grundriss integriert. Um innerhalb des Gebäudes Rauchabschnitte zu schaffen und eine Übertragung des Rauches über das offene Treppenhaus in andere Geschosse zu verhindern, wurden zudem in den Gebäudefluren Rauchschutztüren eingebaut. Brandlasten in den Fluren und Räumen Auch die Flurtrennwände, die aus holzbeplankten Schränken mit Oberlichtern bestanden, sowie die Bürotrennwände aus Gipsdielen entsprachen nicht den aktuellen Brandschutzvorschriften. Eine Lösung dieses Problems fand sich durch den Ersatz der Bürotrennwände durch Trockenbauwände. Die Flurtrennwände wurden unter Beachtung der brandschutztechnischen Vorschriften und Erhalt der Gestaltung mit Oberlichtern ebenfalls neu hergestellt. Weiterhin ist die Beplankung der Wände mit einem Holzfurnier, welches den Brandschutzanforderungen entspricht, vorgesehen. Erhalt von Erscheinungsbild oder Substanz Die Schilderung der vorgenommenen Baumaßnahmen macht deutlich, dass im Rahmen dieser Baumaßnahme weniger die Substanz des Ursprungsgebäudes als dessen gestalterische Erscheinung erhalten werden konnte. Die Problematik des Abwägens zwischen dem Erhalt der Gebäudesubstanz und somit typischen Bauweisen und dem Bewahren des architektonischen Erscheinungsbildes, d.h. der angestrebten Aussagekraft des Architekten, ist von besonderer Relevanz für den Umgang mit Denkmälern der Nachkriegsmoderne. Angesichts eines großen Bestandes an Gebäuden, die mit einer Vielzahl aktueller Brand-, Wärme- und Schallschutzvorschriften nicht vereinbar sind, stellt sich die Frage, unter welchen Kompromissen der am Planungsprozess Beteiligten der Erhalt und die Weiternutzung der Gebäude möglich ist. Außenansicht der sanierten Fassade Blick auf die zentrale offene Treppe Eines der neuen Treppenhäuser Blick aus dem EG über den Forumsplatz Sicht des Erbauers Der Architekt des Hochschulforums, Friedrich Wilhelm Kraemer, zeichnete sich unter anderem durch seine spezifische Auffassung gegenüber dem Bauen im Bestand aus. Mehrmals bediente er sich der Worte von Auguste Rodin: Å(LQH Kunst, die vom Leben erfüllt ist, restauriert nicht die Kunstdenkmäler der Vergangenheit, sie setzt sie fort.´ Dieses nachdrückliche Plädoyer gegen das Rekonstruieren setzte er in der Praxis um, indem er bei der Sanierung historischer Gebäude durch moderne, jedoch nicht kontrastierende sondern harmonierende Ergänzungen die Wiederherstellung eines angenommenen Idealzustands anstrebte. Bezieht man diese Ansicht Kraemers auf die aktuell durchgeführte Sanierung des Forumsgebäudes, so könnte man mutmaßen, dass die durchgeführten Änderungen möglicherweise seiner Auffassung der Fortsetzung von historischen Gebäuden entsprächen. Pro & Contra des Sanierungsergebnisses Dennoch ist es als kritisch zu beurteilen, dass ein Großteil der ursprünglichen Bausubstanz ersetzt und mit dem Einbau der zwei Treppenhauskerne an den Stirnseiten ein erheblicher Eingriff in den Gebäudeaufbau vorgenommen wurde. Betrachtet man zusätzlich die Maßnahmen, die aufgrund des Wärmeschutzes an der Fassade vorgenommen wurden, muss festgestellt werden, dass von dem baulichen Erbe wenig in seiner ursprünglichen Form erhalten werden konnte. Positiv ist jedoch festzuhalten, dass das äußere Erscheinungsbild der Fassade mit seiner gerasterten Struktur sowie das offene Treppenhaus und die grundsätzliche Gestaltung der Räume mit einer zum Teil verbesserten Bausubstanz viele Jahre weiterbestehen können. Durch die vorgenommene Sanierung ist zudem die zukünftige Weiternutzung des Gebäudes durch zentrale Funktionen der Universität gesichert. Somit wird das architektonische Erbe Friedrich Wilhelm Kraemers an dessen jahrzehntelanger Wirkungsstätte, der Universität und Stadt Braunschweig, zumindest in seinem Erscheinungsbild weiterbestehen. Grundriss eines Regelgeschosses (Gebäudemanagement TU BS, 2015) Å:HQQPDQQLFKWVZHLWHUwüßte von einem Land und sähe bloß Bauten wie diese, so müßte man denken: hier hausen freie, ausgeglichene, kühl und klar denkende, unverkrampft lockere, musische, glückliche Menschen. Nun, was nicht ist, kann noch werden; was daran fehlt, kann noch kommen. Und wenn es nicht kommen sollte, am Architekten jedenfalls hat es dann nicht gelegen´ Erhart Kästner über das Hochschulforum (Kraemer, 1962) Ausgangssituation Im Zuge der Bombardierung Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt Braunschweig zu großen Teilen zerstört. Dies betraf auch den Campus der damaligen Technischen Hochschule: Rund um das ebenfalls zerstörte, aus dem 19. Jahrhundert stammende Hauptgebäude der Universität befand sich ein Å7UPPHUJHOlQGH´ (Kraemer, 1962), welches in der Nachkriegszeit zum Mittelpunkt einer Aufgabe der Architekturstudenten unter der Leitung des damaligen Professors für Gebäudelehre und Entwerfen von Hochbauten, Friedrich Wilhelm Kraemer, wurde. Sein Ziel war es, ein Ensemble zu entwerfen, welches die Hochschule als Å*HPHLQVFKDIWVOHLVWXQJ menschlichen ,QJHQLXPV´ darstellt. Die Ergebnisse dieser studentischen Aufgabe dienten einige Jahre später als Basis für den Bau des Hochschulforums der Technischen Universität Braunschweig, welches sich aus dem Auditorium Maximum, der Universitätsbibliothek sowie dem Forumsgebäude zusammensetzt. Diese drei um den Forumsplatz angeordneten Gebäude der Nachkriegsmoderne stehen seit 2001 als Baudenkmal unter Denkmalschutz und bilden mit dem historischen Hauptgebäude das Zentrum des studentischen Lebens der TU Braunschweig. Baulicher Hintergrund Die Errichtung des Hochschulforums erfolgte in mehreren Teilabschnitten zwischen den Jahren 1959 und 1971 in Gestalt von drei quaderförmigen Baukörpern, die über eine Terrassenebene miteinander verbunden sind. Dadurch entstehen im Erdgeschossbereich der Gebäude Kolonnaden, die den Forumsplatz rahmen. Das Ensemble aus Universitätsbibliothek, dem Auditorium Maximum sowie u.a. dem Präsidium im Forumsgebäude vereint im Zusammenspiel mit dem historischen Hauptgebäude wesentliche Funktionen der Universität an einem zentralen Ort, steht jedoch gestalterisch in einem bewussten Kontrast zu dem Neorenaissance-Bau. Vor allem das Forumsgebäude, welches dem Altgebäude direkt gegenüber angeordnet ist, wurde als Stahlbetonskelettbau mit einer streng gerasterten Fassade aus horizontalen Fensterbändern sowie einer Verkleidung aus weißen Betonwerksteinplatten realisiert und erinnert damit an Bauten Mies van der Rohes, den der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer überaus wertschätzte. Grundriss eines Regelgeschosses (Kraemer, Sieverts & Partner, 1983) Innenansichten des Forumsgebäudes (o.: Kraemer, 1962; u.: Heidersberger, 1960) Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer Dass das Ensemble des Hochschulforums mit dem Forumsgebäude im Mittelpunkt den Status als Denkmal erhalten hat, ist nicht allein auf seine gestalterische Werte zurückzuführen, die ÅDOV eine architektonische Meisterleistung der Nachkriegszeit JHOWHQ´ können (JessenKlingenberg, 2007) und seit der Erbauung kaum wesentliche Veränderungen erfahren haben. Erheblichen Einfluss auf die Entscheidung der Unterschutzstellung hatte auch die Bedeutung der Person Friedrich Wilhelm Kraemers für die Technische Universität und Stadt Braunschweig sowie deren städtebauliche Entwicklung. Kraemer, der Architektur in Braunschweig und Wien studierte, leitete ab 1946 knapp 30 Jahre lang die Professur für Gebäudelehre und Hochbauten an der TU Braunschweig und war in dieser Zeit nicht nur an der Errichtung bzw. Sanierung zahlreicher Bauten in Braunschweig beteiligt, sondern wirkte ebenso maßgeblich bei dem Wiederaufbau der Stadt in der Nachkriegszeit mit. Unter anderem ein Streben nach der Verknüpfung von Tradition und Moderne vereinte Kraemer mit der Architekturauffassung mehrerer Braunschweiger Universitätskollegen, darunter Dieter Oesterlen, Walter Henn und Johannes Göderitz, und führte zu einem Lehrkonzept, dass unter dem Begriff der Å%UDXQVFKZHLJHU 6FKXOH´ Bekanntheit erlangte. Sein Wirken und Einfluss in der Region machten Kraemer zu eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Braunschweiger Zeit- und Wissenschaftsgeschichte, seine prägenden Arbeiten in anderen Städten Deutschlands zu einem der führenden deutschen Architekten der Nachkriegszeit. Ausgangspunkt der Baumaßnahme Nach Jahrzehnten ohne größere Veränderungen an dem Ensemble der drei Gebäude des Hochschulforums erhöhten immer schärfere Wärme-, Schall- und Brandschutzvorschriften, aber auch altersbedingte Mängel die Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen. Nach den Teilsanierungen der Universitätsbibliothek und des Auditorium Maximums in den Jahren 2010 und 2011 wurde nach langwierigen Planungsprozessen 2013 mit der Sanierung des Forumsgebäudes begonnen. Diese hatte vor allem aus brandschutztechnischen Gründen eine hohe Relevanz: als einziger Flucht- und Rettungsweg diente bis dahin das zentrale, offene Treppenhaus, welches den prägenden Mittelpunkt des Gebäudes darstellt. Im Falle eines Brandes hätte sich der Rauch ungehindert darüber in alle Geschosse verteilen können und somit eine Flucht bzw. Rettung der Nutzer stark erschwert. Weiterhin waren die Flurtrennwände in allen Geschossen mit Holzfurnier beplankt und stellten somit eine Brandlast dar. Auch die in die Flurtrennwände eingelassenen Oberlichter konnten die Brandschutz-Vorschriften nicht erfüllen. Zu diesen schwerwiegenden Brandschutz-Mängeln, die eine Weiternutzung unverantwortlich erschienen ließen, gesellten sich energetisch Mängel, die vor allem die Fassade betrafen. Die nach den technischen Vorschriften vorzunehmenden Maßnahmen deuteten daher bereits auf schwerwiegende Eingriffe in die Substanz und Erscheinung des Gebäudes hin, sodass ein hoher Abstimmungsbedarf zwischen der Denkmalpflege und dem Bauherr bestand. JANA DIETZSCH T U B RAUNSCHWEIG SA 19 Fakultät Architektur Technische Universität Dresden Professur für Denkmalpflege und Entwerfen Julika Luce HAUPTPOSTAMT N°6, DRESDEN From 60’ to 90’ Zur Erhaltung eines Baudenkmals der Vorwendezeit ER Da du so mo vo Dä Pu wu ER UN Da arc kü de ein Ein Än ein ZW Die un au wi be Str Fa de off Ze (Ab Abb KR Da 19 de Sa wu La au wi Sp arc Die arc sie un SANIERUNGSPROZESS & DENKMALWERT, 1965 - 2015 ERSTE SANIERUNG: 1989 - 1991 Das Hauptkriterium für die Sanierung war, die Energieverluste durch eine Erneuerung der Fassade zu verhindern. Dazu sollte ebenfalls die Haustechnik (Aufzüge und Heizhaus) modernisiert werden. Es wurde also entschieden, die vorgehängte Alufassade zu entfernen und dafür eine Dämmfassade mit mineralischer Oberfläche (eingefärbter Putz) anzubringen. Die gesamten Fenster des Ensembles wurden durch Fenster mit Doppelverglasung ersetzt. ERKENNTNIS DES DENKMALWERTES UNTERSCHUTZSTELLUNG: 1995 Abb. 6: Außenansicht von der Hofseite nach der 2. Sanierung, 2015 (J. Luce) UND Das Hauptpostamt 6 in der Dresdner Neustadt hat einen architektonischen, baugeschichtlichen, bautechnischen, künstlerischen und Originalitätswert. 1995 wurde ein Teil des Hauptpostamtes Neustadt auf der Kulturdenkmalliste eingetragen: die Schalterhalle, der Speisesaal und der Eingangsbereich des Sonderbaus. Wegen der erheblichen Änderungen der Fassaden am Hauptgebäude wurde 2007 eine Denkmaleigenschaft abgelehnt. ZWEITE SANIERUNG: 2014 - 2015 Die zweite Sanierung wurde von den Architekten Giesinger und Schreiner (Berlin) durchgeführt. Diese Sanierung sollte auch eine bessere zeitgemäße Nutzung ermöglichen. Die wichtigste Änderung an der Fassade des Hauptgebäudes bestand in der neuen Fassadengliederung durch blaue Streifen zwischen den Fenstern. Diese horizontal gegliederte Fassade erinnert wieder an die ursprüngliche Bandstruktur des Gebäudes (Abb. 6). Die Obergeschosse, die damals offene Bürobereiche anboten, sind jetzt hauptsächlich in Zellenbüros mit Varianten (Kombibüros) aufgeteilt worden (Abb. 5). 1964 1991 2014 Abb. 7: Vergleich der unterschiedlichen Fassadengliederungen, 2015 (J. Luce) 1964 Abb. 5: Unterschied zwischen Bestand und Sanierungsmaßnahmen, 2015 (J. Luce) KRITISCHE BILANZIERUNG Das Post-Ensemble ist für die Nachkriegsarchitektur der 1960er Jahre in der DDR sehr repräsentativ. Die Fassade des Hauptgebäudes hat aber unter den verschiedenen Sanierungen gelitten (Abb. 7-8). Die Innenraumgestaltung wurde ebenfalls stark geändert. Trotz der Ablehnung des Landesamtes für Denkmalpflege, das Hauptgebäude auf der Denkmalliste einzutragen, besitzt das Gebäude wichtige Denkmalwerte. So wie die Schalterhalle und der Speisesaal hat das Hauptgebäude einen städtebaulichen, architektonischen und bautechnischen Wert. Die DDR ist Geschichte geworden und so sollten ihre architektonischen Zeugnisse es auch werden, damit man sie auf technischer und baulicher Ebene weiter studieren und erforschen kann. 2014 2014 Abb. 8: Vergleich der unterschiedlichen Fensterstrukturen, 2015 (J. Luce) Außenansicht des Hauptgebäudes, 1964 (Deutsche Fotothek) ENTSTEHUNG & ENTWICKLUNG, 1956 - 1964 HAUPTPOSTAMT 6, DRESDEN-NEUSTADT Das Hauptpostamt Dresden-Neustadt wurde von den Architekten Kurt Nowotny, Wolfram Starke, Günter Biermann und Lothar Heinrich zwischen 1955 und 1962 entworfen und dann von 1962 bis 1964 gebaut (Abb. 1). Die Hauptidee der Architekten war es, ein langgestrecktes Gebäude zu schaffen, das sich von der Königsbrücker Straße zurücksetzt und der Kurve der Straße nicht folgt. Infolgedessen steht das Gebäude eigenwillig in seiner eigenen Flucht. Dank dieser städtebaulichen Gestaltung bezieht sich der Nord-Ost Giebel zur Königsbrücker Straße und zum Alaunpark und den SüdWest Giebel kann man schon vom Albertplatz sehen (Abb. 2). Der Gebäudekomplex der Post besteht hauptsächlich aus einem hohen Hauptbau und einem niedrigen Anbau. Das Hauptgebäude ist ein Bürogebäude, das sich fünfgeschossig über einem Sockelgeschoss erhebt und sich als Riegel mit seiner Gesamtlänge an der Königsbrücker Straße orientiert. Im zweigeschossigen Anbau befinden sich die Schalterhalle und der Speisesaal. Dieser Baukörper ist für den Publikumsbetrieb (Abb. 3). Das Verwaltungsgebäude der Post besteht aus einem modernen Stahlbetonskelett, das aus Stahlbetonfertigteilen montiert wurde. Die Fertigteile bestehen aus H-Profilen und L-Profilen (Abb. 4). Die Fassade ist eine Aluminium-Glas vorgehängte Fassade mit moderner Wärmedämmung. Das Aluminium ist goldeloxiert und unter den Fenstern befinden sich gesickte Blechstreifen (Wellblech), welche die Horizontalität betonen und zwischen den Fenstern grau gefärbt sind. Die lange Fassade wird von einem vertikalen Treppenhaus aufgegliedert. 9RUHQWZXUI (QWZXUI %DX]HLW +DXSWSRVWDPW6FKDOWHUKDOOHXQG%ÙURV 6DQLHUXQJ 8QWHUVFKXW]VWHOOXQJ /HHUVWDQG Abb. 2: Lageplan und Blickbeziehungen, 2015 (J. Luce) EG 6DQLHUXQJ 3RVWXQG%ÙURJHEÁXGH Abb. 1: Zeitstrahl der Entstehungs- und Veränderungsgeschichte des Hauptpostamtes (J. Luce) OG ZWEI HAUPTARCHITEKTEN DES FERNMELDEWESENS ZUR DDR-ZEIT POST- UND Abb. 3: Grundrisse EG und OG, 1962 (W. Starke) In Blau: Teil des Ensembles, der auf der Denkmalliste steht Kurt Nowotny (1908-1984) ist ein deutscher Architekt, der in der DDR zahlreiche Bauten des Post- und Fernmeldewesens entworfen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er eine Arbeit als Bauleiter und Konstrukteur in der Sowjetunion an. 1950 kehrte er aber nach Deutschland zurück und avancierte zum Chefarchitekten im Ministerium für Post- und Fernmeldewesen in Berlin. Für seine Verdienste im Postund Fernmeldewesen erhielt er diverse Auszeichnungen der zuständigen Ministerien. Wolfram Starke (geb. 1932) ist ein deutscher Architekt. Nach seinem Studium arbeitete er bis 1965 in Dresden unter Leitung von Kurt Nowotny. Dann arbeitete Wolfram Starke bis zur Wende als Architekt für die Einrichtung der Deutschen Post in Berlin, Magdeburg und Dresden. Abb. 4: Stahlbetonfertigteile, H-Profil und L-Profil, 1962 (W. Starke) e) Detailfoto des Eingangsbereiches des Sonderbaus, 2015 (J. Luce) h&Z^d,hE'^</Z,<P>Eͳh,&KZ^d Ansicht der Nordfassade mit Glockenturm, Quelle: Appel, 2015 Das denkmalpflegerische Ziel der Sanierungsmaßnahmen an der Auferstehungskirche in Buchforst stellt die neue Nutzung mit den Anforderungen einer Versammlungsstätte in den Fokus, dabei wurde versucht das Denkmal in Kubatur und Materialität zu erhalten bzw. in Originalzustand zu versetzen und Sanierungsmaßnahmen möglichst unauffällig einzufügen. Im Zuge der Umnutzung zur „Kulturkirche“ wurde es notwendig neue Funktionen wie WC und Heizungstechnik in den Innenraum zu integrieren. Die Auslagerung dieser Funktionen in den ungenutzen Glockenturm oder den benachbarten Neubau wurde nach sorgfältgier Prüfung verworfen. Daher wurden die beiden vorhanden Einbauten auf der Ostseite abgerissen und durch neue Einbauten in gleicher Proportion und Materialität ersetzt. Diese beinhalten nun statt Orgel und Teeküche, WCs, Technik und Küche. Weiterhin musste die alte Unterflurheizung ersetzt werden, da diese zentral mit der abgerissenen Pfarrerei über Bodenkanäle verbunden war. Man entschied sich für ein neues dezentrales Heizsystem, das Platz in den Einbauten findet und die alten Einblasöffnungen nutzt. Insgesamt wurden zusätzliche Einbauten wie Lautsprecheranlagen entfernt und der Innenraum wieder in seinen Originalzustand zurückversetzt. Sehr bemüht war man auch um die Wiederherstellung des ursprünglichen Beleuchtungszustandes. Hierfür wurden die alten Kupferleuchten nachgebildet. Da diese jedoch, wie auch das Kupfer für die Dacheindeckung entwendet wurden und keine Exemplare zur Nachbildung mehr vorhanden waren, wurden schließlich neue Leuchten gewählt. lass ftaus u n-Lu Abba Bode stand und - Be Auffür 1.20 4.675 L ORGE t) (versetz 40~ 40 ~ 40~ 10~ 10 ~ 10~ g htwe pt Fluc onze nder utzk halte dsch freizum. Bran ge VK Dachüberstand 83 zusätzliche Sitzplätze durch mobile Bestuhlung Gesamt: 178 Sitzplätze ~ 2.05 50 Bestuhlung für Andacht / Vortrag / Lesung o.ä. 69 Sitzplätze auf vorhandenen Bänken (fest eingebaut) mpe ile Ra mob 26 Orchesterplätze durch mobile Bestuhlung (Aufstellung kann variieren) ich ere Altarb auter überb0.15m H~ +0.35 OKFB ~ 1.60 5 4.84 ~ 55 ~ 35 ~ 2.26 ~ 2.05 ±0.00 OKFB 47.55 müNN KIRCHPLATZ "Ort der Begegnu - BESTAND ±0.00 OKG 47.55 müNN BESTAND 4.78 Tre pp e üb H ~ erba 0.15 uter m Pults oc ke l 24.63 9.70 mobiler Bühnenb mit Tanzboden oden FA. Gerriets Modell "DINO" o.glw. be i Ta Um nzve weh ransrung taltu ng en Altar verschiebbar Da es sich bei der neuen Nutzung eher um ein gemeinnütziges als um ein rentables Konzept handelt, wurde unserer Meinung nach auch bei den Investitionen versucht den Aufwand in einem geringen Rahmen zu halten. Die neuen Einbauten fügen sich unauffällig ein, das Ursprungskonzept wurde nicht verändert. Die Entscheidung das Dach nicht vorzupatinieren, sondern den Eingriff zunächst sichtbar zu lassen, ist nachvollziehbar. Von Seiten der Bauherren wurde nach mehrfachem Diebstahl des Daches während der Sanierung ein Zinkdach vorgeschlagen. Dies wurde jedoch durch das Denkmalamt abgelehnt. Der Rückgriff auf moderne Verglasung ist durch die strengen Auflagen von Brandschutz und Bauaufsicht notwendig geworden, das typische filigrane Erscheinungsbild der 50er und 60er Jahre kann auf diese Weise nicht erhalten bleiben. Besonders ins Auge fällt auch die Betoninstandsetzung durch Anstrich. Trotz mehrmaligem Farbabgleich bleiben die Farbunterschiede zwischen Innen und Außen deutlich sichtbar, hinzu kommt die völlig veränderte Haptik. Der neue Anstrich ist leicht glänzend und verleiht dem Gebäude vier Jahre nach Fertigstellung einen leblosen Anblick. Eine Sanierung ohne finalen Anstrich hätte die einzelnen Schadstellen deutlich sichtbar gelassen und so hat sich das Amt für Denkmalpflege zu Gunsten eines einheitlichen Gesamtbildes seinerzeit für diese Oberflächenbehandlung entschieden. Die Umzäunung mit Tor des Glockenturmes geschah aus Gründen der Verkehrssicherung, stört aber die freigestellte Skulptur des Baus. Auch an dieser Stelle beeinträchtigen amtliche Auflagen das Denkmal. 4.80 BESTAND 5 9.88 Für die Außenwirkung am bedeutsamsten war die notwendige Oberflächensanierung des Betons. Es lagen Abplatzungen und Rostnäster vor. Im Zuge von Instandhaltungsmaßnahmen war der Beton zudem stellenweise gestrichen worden. Daher wurde nun die komplette Betonfassade farblich behandelt. Zusätzlich musste auch der unter Denkmalschutz stehende Vorplatz saniert werden, da unter anderem Schäden an den Abwasserleitungen vorlagen. Wie auch beim Innenraum, wurde versucht den Vorplatz wieder in seinen Originalzustand zurückzuversetzten. BEWERTUNG MASSNAHMEN 40 ~ 1. ür aber e neue DENKMALPFLEGERISCHE ZIELSETZUNG 5.08 pel, 2015 BAUMASSNAHME | BEWERTUNG Bod - B en esta -Luf nd taus lass 4.71 VK Dachüberstand 50 1.20 frei ge zuha m. lte Bra nd nd er F schu lu tzkochtw nzepeg t ~ 2.05 ~ 1. 40 24.0 0 21 245 Grundriss, Quelle: schultearchitekten Bei der Erneuerung des Daches bestand das Denkmalamt auf eine erneute Ausführung in Kupfer, dieses wurde jedoch nicht vorpatiniert. Weiterhin musste das Oberlichtband erneuert werden. Statt dem rahmenlosen Glas wurde eine Standard Pfosten-Riegel-Konstruktion gewählt und zusätzlich eine Öffnung als RWA integriert. Ähnlich war der Umgang mit der Glasfassde des Eingangs. Hier wurden möglichst schmale Profile in einem unauffälligen Grauton anstelle der alten Verglasung eingesetzt. Auch wenn die Detaillösungen der Sanierung nicht optimal sind, so bleibt doch das Denkmal an sich in Form und Wirkung bestehen, der Substanzverlust ist verkraftbar. Dennoch zeigt das Beispiel der Auferstehungskirche deutlich, dass neue Anforderungen der Bauaufsicht in Deutschland eine großere Herausforderung für den Umgang und vor allem die Nutzung von Denkmälern darstellen. AUSBLICK Durch die Übernahme der ehemaligen Auferstehungskirche durch die GAG konnte der Bau wieder einer Nutzung zugeführt werden. Der besondere Bau wird für Ausstellungen und Lesungen gerne in Anspruch genommen, sodass weitere Instandhaltungsmaßnahmen am Denkmal wahrscheinlich vorgenommen werden. ENTSTEHUNGSGESCHICHTE STÄDTEBAULICHER KONTEXT Die Auferstehungskirche befindet sich in Buchforst, einem rechtsrheinischen Stadtteil von Köln, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Vorwiegend als Wohnviertel für die Arbeiter der angrenzenden Großindustrie gedacht, wird das Gebiet durch Wohnbauten der klassischen Moderne „Blauer Hof “ (1927), sowie „Weiße Stadt“ (1932) geprägt. eher gedrungener Form, dessen Schallkörper ebenfalls mit einer Brettverschalung versehen ist und auf einem Sockel aus Sichtbeton sitzt. Der Glockenturm wurde jedoch nie mit einer Glocke ausgestattet. Auf der Ostseite fasste ein eingeschossiger Baukörper den Kirchplatz. Dort befanden sich die Pfarr- und Küsterwohnung, sowie Räume für die Gemeinde und das Jugendzentrum. Der Baukörper wurde ebenfalls mit einer dunklen Bretterverschalung verkleidet und mit einem Kupferdach versehen, sodass eine materielle Einheit des Komplexes gegeben war. Auch der Kircheninnenraum ist geprägt durch den Einsatz des stark strukturierten Sichtbetons. Das Dach wird von Holzbindern getragen, die strahlenförmig auf die Spitze zulaufen. Die Deckenuntersicht ist mit naturbelassenem Holz verschalt. An den Schrägseiten der Decke befinden sich verglaste Lichtbänder zur natürlichen Belichtung des Innenraumes. Der Bodenbelag besteht aus Bruchsteinplatten, der ebenfalls auf dem Kirchenplatz verwendet wurde und so eine räumliche Einheit schafft. >ƵŌďŝůĚ͕YƵĞůůĞ͗ŝŶŐ͕ϮϬϭϱ Bei der Auferstehungskirche handelte es sich um die einzige evangelische Kirche von Buchforst, die ein Zeugnis für den vermehrten Zuzug protestantischer Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg darstellt. Im Gegensatz zu traditionellen Kirchenbauten liegt die Auferstehungskirche nicht im Zentrum der Wohnbebauung. Sie bildete mit der Pfarr- und Küsterwohnung, sowie den Jugend- und Gemeinderäumen einen eigenen Komplex mit einem relativ privaten Kirchplatz. Diese Zurücknahme der städtbaulichen Dominanz der Kirchenbauten wird durch die Abkehr des Eingangs von der Strasse verstärkt. OBJEKTBESCHREIBUNG Die Auferstehungskirche wurde zwischen 1965 und 1967 nach Plänen der Architekten Georg Rasch (1920-1968) und Winfried Wolsky (geb. 1937) erbaut, nachdem diese 1962 den Wettbewerb für ein neues evangelisches Gemeindezentrum in Buchforst für sich entscheiden konnten. Der Kirchenbau hat die Form eines Tetraeders, der an den zwei aufsteigenden Umfassungswänden durch den Einsatz von mit Schwartenbrettern geschaltem Sichbeton geprägt wird. Im Gegensatz dazu ist die Ostseite dominiert durch das tiefgezogene mit Kupferplatten belegte Dach. Auf der Ostseite befindet sich auch der Eingang in der verglasten Eingangsfront. Durchbrochen wird das Glas durch zwei wabenförmige Einbauten in Holzbauweise, die mit einer dunklen Brettverschalung versehen sind. Ursprünglich befand sich in diesen Einbauten die Sakristei sowie die Orgel. Nördlich der Kirche steht seperat der Glockenturm in KRITERIEN DER UNTERSCHUTZͳ STELLUNG Bei der Auferstehungskirche handelt es sich um ein Baudenkmal im Sinne des § 2 Absatz 1 und 2 des Denkmalschutzgesetzes. Das für die Qualifizierung als Denkmal notwendige öffentliche Interesse ist gegeben, da die Kirche bedeutend ist für die Geschichte des Menschen und der Städte und Siedlungen und auch künstlerische, wissenschaftliche und städtbauliche Gründe für ihren Erhalt und Nutzung vorliegen. Als einzige evangelische Kirche in Buchforst steht das Gebäude als Zeugnis der Umstrukturierungen und des Wandels des kriegszerstörten Kölns. Der zentralisierte Grundriss der Kirche entstand durch eine liturgische Bewegung der 20er Jahre, die eine Annäherung von Altar- und Laienraum brachte. Im Vergleich zu den Kirchen der Vorkriegszeit sind Innenraum, Quelle: Appel, 2015 die Kirchen der Nachkriegszeit oft kleiner, dafür aber in ein Gemeindezentrum eingebunden. Die neue Bauaufgabe des Gemeindezentrums tritt in den 60er Jahren in den Vordergrund. Die Auferstehungskirche ist ein für diese Bewegung typisches Beispiel. Die expressive Form des Tetraeders mit ihrem symbolhaftem Dreiecksgrundriss wird durch den freien Einsatz der Materialien Beton, Glas und Holz verstärkt. Die schräg auf die Spitze zulaufende Schichtprofilierung des Betons zeigt einen fast künsterlichen Ansatz in Umgang mit dem wiederentdecktem Material. Der unter dem Einfluss einer plastisch dynamischen Architektur und des Brutalismus entstandene Kirchenbau, stellt Form und Material und damit das Symbol in den Vordergrund und lässt den alten auf der Basilika beruhenden Kirchenbau hinter sich. AUSGANGSSITUATION Durch den harten Strukturwandel im Ruhrgebiet und dem Wegfall der Großindustrie in den benachbarten rechtsrheinischen Stadtteilen Mühlheim und Kalk folgte eine kulturelle und wirtschaftliche Segragation in Buchforst. Nach 40 Jahren ist die evangelische Gemeinde in Burchforst so geschrumpft, dass die Kirche mit Gemeindezentrum 2005 aufgegeben wird. Gemeinsam mit der Kommune wurde eine neue Nutzung diskutiert. Da im Stadtteil besonders Angebote für alte Menschen fehlen, wurde beschlossen, die nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude des Komplexes (Pfarr- und Küsterwohnung, sowie Jugendzentrum) abzureißen und an dieser Stelle eine neue Bebauung mit stationären Heimplätzen, einer ambulanten Wohngemeinschaft für Demenzkranke und fünf behindertengerechte Wohnungen vorzusehen. Das Projekt lief dabei im Rahmen des Modellvorhabens „Kirchenumnutzungen in NRW“. Als Partner wurde die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG hinzugeholt. Die evangelische Kirchengemeinde darf den erhaltenen Kirchenbau weiterhin nutzen, zusätzlich soll er für sozio-kulturelle Veranstaltungen vermietet werden. Eigentümer ist die GAG. Aus einem Wettbewerbsverfahren ging das Büro Schultearchitekten als Sieger hervor und erhielt den Auftrag für die Sanierungsmaßnahmen. In Zusammenarbeit mit Kommune und Denkmalschutz wurde ein beschränktes Nutzungskonzept erarbeitet, wobei für jede Nutzung ein Bestuhlungskonzept erstellt wurde. So konnten Bedenken hinsichtlich des Schallschutzes ausgeräumt werden. Für die neue Nutzung musste die Innenraumkonzeption einem Veranstaltungsort entsprechend umgebaut werden. Außerdem waren besonders die Betonfassade und das Dach sanierungsbedürftig. Im Rahmen der Umnutzung musste zudem geprüft werden, inwiefern das Denkmal die Anforderungen des Brandschutzes erfüllt. Abschluss und Einweihung des Projektes war im Jahr 2011. ĞƚĂŝůĚĞƌ^ĂŶŝĞƌƵŶŐƐŵĂƘŶĂŚŵĞ͕YƵĞůůĞ͗ƉƉĞů͕ϮϬϭϱ Gesine Appel und Verena Hild | RWTH Aachen S t u d e n t i sch er Wet t b e werb anl ässl i ch I COM OS 2 0 1 5 from 60 90 to Studentische Plädoyers zur Erhaltung des architektonischen und städtebaulichen Erbes der Vorwendezeit Auslober: ICOMOS Deutschland Hochschule Trier, Fachrichtung Architektur Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. Wüstenrot Stiftung Teilnehmer: Studierende, die an einer Hochschule Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung, Kunstgeschichte, Archäologie oder einer andere Denkmalpflegedisziplin studieren. Die Ausschreibungssprache ist Deutsch. Gruppenarbeiten zu zwei Personen pro Gruppe sind möglich. Aufgabenstellung: Für die Bewahrung des baulichen Erbes als Angebot, Identität zu stiften und Geschichte zu dokumentieren, ist es notwendig, sich fortschreitend auch um jüngere Architektur- und Geschichtszeugnisse zu kümmern. So verdienen heute bereits die Werke der 70er, 80er und 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die öffentliche Aufmerksamkeit und denkmalpflegerisches Interesse. Erwartet wird die Analyse eines Konservierungs- bzw. Sanierungsprojekts an einem denkmalwerten Bauwerk, einer Gartenanlage oder einem Ensemble aus den Jahren zwischen 1960 und 1990. Das analysierte und präsentierte Projekt soll nicht älter als fünf Jahre (2011 – 2015) sein. Recherchieren Sie die Entstehungsgeschichte sowie die weitere Veränderungsgeschichte des Objektes. Beschreiben Sie die Ausgangssituation der Baumaßnahme und analysieren Sie diese. Was waren die Kriterien der Unterschutzstellung? Was waren die denkmalpflegerischen Ziele der jüngsten Baumaßnahme? Wie ist der denkmalpflegerische Wert nach Abschluss der Baumaßnahme zu bewerten? Wie viel bauliches Erbe und in welcher Qualität blieb diese erhalten? Wie ist die architektonische Qualität zu bewerten? Welche Erwartungen auf Erhalt in der Zukunft können gestellt werden? Weitere Aspekte der Auseinandersetzung mit dem Projekt sind möglich und vom Einzelfall abhängig. Objektwahl: Die Auslober erhoffen sich von den eingereichten Arbeiten eine überregionale und vielfältige Sammlung diskutierenswerter und vorbildlicher denkmalpflegerischer Projekte und eine Vermeidung von Mehrfachbearbeitungen derselben Bauvorhaben. j Leistung: g g g diskutierenswerter und vorbildlicher denkmalpflegerischer Projekte und eine Vermeidung von Mehrfachbearbeitungen derselben Bauvorhaben. g Als Wettbewerbsbeitrag ist ein Plakat in deutscher Sprache im Format DIN A1 als Hochformat einzureichen. Für den Versand ist das Plakat auf DIN A4 – Format zu falten. Auf dem Plakat sind die Ergebnisse der Recherche zu dokumentieren. Für ein einheitliches Layout ist folgende Aufteilung des Plakates einzuhalten: Das Plakat wird gedacht längs halbiert. Die obere linke Hälfte (DIN A3-Format, stehend) ist vollflächig mit einem Foto sowie dem Namen des Projektes zu belegen. Für das Foto ist eine Außenansicht des Projektes zu verwenden. Die untere linke Hälfte ist mit Text sowie Plänen und Bildern zu der Entstehungs- und Veränderungsgeschichte des Bauvorhabens zu belegen. Die rechte obere Hälfte steht für Text, Pläne und Bildern für die Baumaßnahme nebst Bewertung derselben zur Verfügung. In der unteren rechten Hälfte ist vollflächig ein für das denkmalpflegerische Konzept typisches Detailfoto sowie der Name des oder der Verfasser bzw. Verfasserinnen sowie der Hochschule einzusetzen. Mit dem Plakat ist ein Schreiben mit Angabe der Verfasser einschließlich postalischer Adresse sowie EmailAdresse abzugeben. Ebenso ist eine CD mit dem Bild- und Planmaterial sowie den Texten in getrennten Dateien abzugeben. Die abgegebenen Unterlagen verbleiben im Eigentum der Auslober. Mit der Abgabe erklären sich die Verfasser damit einverstanden, dass ihre Arbeit ohne weitere Honorierung, unter Nennung der Verfasser, von ICOMOS bzw. den Auslobern veröffentlicht werden können. Abgabetermin: Der Abgabetermin (Postsendung DIN A4) ist am 30. September 2015 (Poststempel). Abgabeort: Hochschule Trier Fachrichtung Architektur Prof. Oskar Spital-Frenking Postfach 1826 54208 Trier Preisgericht: Das Preisgericht tagt voraussichtlich in der 41. KW 2015. Mitglieder des Preisgerichts sind: Philip Kurz, Wüstenrot-Stiftung Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier, Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. Prof. Dr. Elisabeth Merk, ICOMOS Deutschland Prof. Dipl.-Ing. Oskar Spital-Frenking, Hochschule Trier, Fachrichtung Architektur (GGD.XU] Architektenkammer Rheinland-Pfalz Beurteilungskriterien: Nicht die Größe eines Objektes, das Volumen des Sanierungsvorhabens oder die Bedeutung als Denkmal sind maßgebend bei der Beurteilung. Ein kleines, aber intelligent instandgesetztes profanes ländliches Gebäude hat die gleichen Chancen wie ein berühmtes Rathaus oder ein Objekt von internationaler Bedeutung, das den Status eines Weltkulturerbes hat. Entscheidend ist die Qualität der Auseinandersetzung, die Sie als Bearbeiterinnen und Bearbeiter leisten. Die Kriterien sind: - Qualität der Recherche - Qualität der Analyse und Bewertung - Qualität der Präsentation Preise: Die besten fünf Arbeiten werden mit einem Geldpreis in einer Höhe von 500 € prämiert. Außerdem werden die Preisträger zu der Jubiläumstagung von ICOMOS Deutschland, die vom 26. bis zum 27. November in Mainz stattfindet und dem Thema „Stadt – Bau – Kultur. Denkmalpflege für Anlagen der 1960er bis 1980er Jahre“ gewidmet ist, eingeladen. Reise- und Übernachtungskosten werden in einem angemessenen Rahmen übernommen. Die Preisträger werden ihre Arbeiten am Abend des 26. oder 27. November 2015 im Rahmen einer Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten persönlich vorstellen können. Die prämierten Arbeiten sowie weitere Beiträge werden in der Tagungsdokumentation von ICOMOS veröffentlicht. Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. Preisträger | Teilnehmer Florian Abe, Sankt-Agnes Berlin, TU Berlin | Michael Ahmed Abd Alla, St. Agnes Berlin, TU Berlin | Ilona Ahmeti, Scharounschule in Marl, Hochschule Trier | Gesine Appel, Auferstehungskirche Köln-Buchforst, RWTH Aachen | Julia Babczinski, Cafe Moskau Berlin, TU Dresden | David Bartscherer, Kirche MandernWaldweiler, Hochschule Trier | Pascal Bauschert, Grund- und Hauptschule Köln-Nippes, Hochschule Trier Aliescha Bernhardt, Umbruch, Hochschule München | Lena Bertram, Silberturm ffm, Hochschule RheinMain Lukas Böken, WestLB Dortmund, Hochschule Trier | Miriam Breu, Umbruch, Hochschule München Michael Brützel, St. Gertrud, Köln, Hochschule Trier | Tiago Da Costa, St. Michael Rheine, Hochschule Trier Jana Dietzsch, Forumsgebäude Braunschweig, TU Braunschweig | Johanna Dorn, Neviges, Hochschule Trier Fabio Dos Reis Lopes, Staatstheater Darmstadt, Hochschule Trier | Anna Einsle, Bühnenareal Köln, Hochschule RheinMain | Samuel Engelhardt, Tränenpalast Berlin, BTU Cottbus | Neele Ewert, Kreuzberg Tower Berlin, BTU Cottbus | Fabian Darell Fisch, Hubschrauberlandeplatz Aachen, RWTH Aachen | Jan Fries, Centre Charlemagne u. Bürgerservice Aachen, RWTH Aachen | Christopher Gallinari, St. Gertrud Köln, Hochschule Trier Natascha Gold, Bensberg Rathaus, Hochschule Trier | Maria Golz, Insert Living, Hochschule München | Da Silva Gonzalves, GSG in Lünen, Hochschule Trier | Susanne Gugler, Hochschule für Musik und Tanz Köln, RWTH Aachen | Tamas Haga, Kulturzentrum Herne, Hochschule Trier | Leonie Hagen, Kreuzberg Tower Berlin, BTU Cottbus | Anette Hahn, Landhaus Villa Wagner, Friedrichshafen, Hochschule RheinMain | Arndt Heimann, Rathaus Bensberg, RWTH Aachen | Verena Hild, Auferstehungskirche Köln-Buchforst, RWTH Aachen | Anna Himpler, Bensberg Rathaus, Hochschule Trier | Mischa Horsmanns, Schule in Marl, Hochschule Trier | Friederike Jansen, ehem. Filmtheater am Ostenhellweg, Dortmund, TU Dortmund | Philipp Jung, System2, Hochschule München | Lyn Junker, Uniklinik Aachen, RWTH Aachen | Charline Junker, Dornbuschkirche Frankfurt, Hochschule Trier | Julia Kaiser, Sustainable Reduction, Hochschule München Sven-Christopher Kessel, Stadttheater Wolfsburg, Hochschule RheinMain | Martina Krä, Galerie Fähnle Überlingen/ Bodensee, Hochschule Rosenheim | Simona Kruß, St. Sebastian Münster, Hochschule Trier Blandine Kuntz, Das Blaue Haus Dresden, TU Dresden | Tamar Kurtsikidze, Wohnen im System, Hochschule München | Anne Kuschmann, Tränenpalast Berlin, TU Dresden | Tobias Lackner, Wohnen im System, Hochschule München | Clara Marie Landwehr, Humboldt-Gymnasium Weimar, Bauhaus-Universität Weimar Chantal Leuchtenberg, Kanzlerbungalow Bonn, Hochschule Trier | Linster, Kirche in Dülmen, Hochschule Trier | Fernandes t. A. Lopes, GSG in Lünen, Hochschule Trier | Christian Lorenz, Inselparadies Baabe, Bauhaus-Universität Weimar | Saskia Lorenz, Lahnberg Mitte, Hochschule München | Julika Luce, Hauptpostamt Dresden, TU Dresden | Verena Mähser, Dornbuschkirche Frankfurt, Hochschule Trier | Jana Mattheus, Scharounschule in Marl, Hochschule Trier | Valentino Morocutti, St. Michael Rheine, Hochschule Trier Christian Müller, WestLB Dortmund, Hochschule Trier | Maximilian Müller, Kirche Mandern-Waldweiler, Hochschule Trier | Robert Niewiadomsky, Blaue Uhr, Cottbus, BTU Cottbus | Luis Oliveira, Schule in Marl, Hochschule Trier | Hasret Eylül Özmen, Inst. für Pharmazie u. Lebensmittelchemie FFM, Hochschule RheinMain | Thomas Peteranderl, System2, Hochschule München | Hardy Pethke, Cafe Moskau Berlin, BTU Cottbus | Linh Pham, Umlauftank Berlin, BTU Cottbus | Anna-Lina Pröbstl, Lahnberg Mitte, Hochschule München | Olivia Quarch, Sigmund-Freud-Institut FFM, Hochschule RheinMain | Miriam Rahn, Berliner Philharmonie, Hochschule RheinMain | Anna Ruppert, Uniklinik Aachen, RWTH Aachen | Martin Schaefer, Bilal-Moschee Aachen, RWTH Aachen | Schäfer, Kirche in Dülmen, Hochschule Trier | Philipp Scharfenberg, Sport- und Kongresshalle Schwerin, Bauhaus-Universität Weimar | Anna Scheurer, Dreischeibenhaus Düsseldorf, RWTH Aachen | Kathleen Schmidt, Tränenpalast Berlin, BTU Cottbus | Anna Luise Schuchardt, Volksschwimmhalle Berlin, Bauhaus-Universität Weimar | Marleen Schulz, Plastik-Park Leuna, Universität Leipzig | Anne-Katrin Schupp, Fatima-Kirche Kassel, Hochschule Trier | Lisa Schwab, Insert Living, Hochschule München | Katrin Schwarzenberger, Inselparadies Baabe/Rügen, BTU Cottbus | Alexandra Sidorova, ehem. Gästehaus der DDR Berlin, BTU Aachen | Marcel Steek, Haus des Lehrers & bbc Berlin, BTU Cottbus Auréllien Stettner, Redox, Hochschule München | Sarah-Maria Strüber, Insideout, Hochschule München Christoph Strüber, Insideout, Hochschule München | Kristina Maria Szeifert, Umlauftank II Berlin, TU Berlin Eva-Maria Thinius, St. Agnes Berlin, TU Berlin | Christof Trebschuh, Haus des Lehrers & bbc, Berlin, BTU Cottbus | Julia Catharina Vetter, Inselparadies Baabe, Bauhaus-Universität Weimar | Felix Wagner, Kaufhaus am Brühl Leipzig, Hochschule RheinMain | Evgenia Wagner, Kanzlerbungalow Bonn, Hochschule Trier Johannes Weber, Grund- u. Hauptschule Köln-Nippes, Hochschule Trier | Henry Wilke, St. Agnes Berlin, TU Berlin | Philipp Winklmair, Redox, Hochschule München | Marina Yakimets, Haus der Wissenschaft Nowosibirsk Russland, BTU Cottbus | Aleksander Zaremba, Fatima-Kirche Kassel, Hochschule Trier | Celine Zimmer, Neviges, Hochschule Trier