Bausteine der Nachhaltigkeit - Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

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Bausteine der Nachhaltigkeit
Ökologisch Bauen in Berlin
Bausteine der Nachhaltigkeit
Ökologisch Bauen in Berlin
Inhalt
3 Vorwort / Senatorin Ingeborg Junge-Reyer
4 Ökologisch Bauen in Berlin
6 Jahrzehntelange Erfahrung,
konzentrierte Kompetenz
8 Bauen im Zeichen der Nachhaltigkeit
10 Baustein Energie
12 Baustein Wasser
14 Baustein Baustoffe
16 Baustein Grün
18 Baustein Abfall
20 Beispielhafte Berliner Projekte
20 Ökologische Kompetenz und fortschrittliches
Bauen / Staatssekretärin Hella Dunger-Löper
22 Solarwand – Ferdinand-Braun-Institut für
Höchstfrequenztechnik
24 Hauptsitz Solon SE –
Konzernverwaltung und Produktionsgebäude
26 Ausbildungspavillon –
Oberstufenzentrum TIEM
28 Lebens(t)raum Johannisthal –
Generationenübergreifendes Wohnen
30 Breitunger Weg –
Umbau eines Einfamilienhauses
32 Märkisches Viertel –
Energetische Modernisierung
34 Philologische Bibliothek –
Freie Universität Berlin
36 Freie Waldorfschule Kreuzberg e. V. –
Umbau des ehemaligen Hauptkinderheims
37 Annedore-Leber-Grundschule –
Neubau Mensa und Gruppenhaus
38 Haus der Jugend »Albert Schweitzer« –
Energetische Gebäudesanierung
40 Franziskanerkloster Pankow –
Umbau und Erweiterung
42 Grundsanierung Großes Tropenhaus –
Botanischer Garten Berlin
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47
47
47
48
2
Auf dem Prüfstand
Checklisten zum ökologischen Bauen
Rechtliche Grundlagen
Förderprogramme
Orientierungshilfen
Weitere Informationen
Impressum
Vorwort
Städte sind wesentlich verantwortlich für
den Klimawandel. Sie emittieren aufgrund
ihres immensen Energieverbrauchs rund 80
Prozent der klimarelevanten Treibhausgase,
vor allem CO2, obgleich sie nur 0,4 Prozent
der Erdoberfläche beanspruchen. Wenn wir
die Städte als lebenswerte Orte erhalten und
fördern wollen, müssen wir unseren Weg
konsequent weiterverfolgen, um mit wenig
Energieaufwand mehr Nutzen und Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein wichtiges Instrument hierzu ist das ökologische Bauen. Heute fragen wir uns vor allem, wie wir dieses
Thema zu wirtschaftlicher Innovation nutzen und wie wir die Abhängigkeit von den
internationalen Energiemärkten reduzieren
können. Wir wollen ökologisches Bauen nutzen, um Modernisierung, technologische
Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit und
nicht zuletzt Wertsteigerung und Werterhaltung zu erreichen.
Das ökologische Bauen hat viele Facetten. Wir
wollen nicht nur das Null-Energiehaus, in den
Städten brauchen wir die ökologische Ertüchtigung der gebauten Stadt. Öffentliche
Gebäude, gewerblich genutzte Gebäude und
große Wohnungsbestände spielen eine
besonders wichtige Rolle, wenn wir eine weitreichende Reduzierung des CO2-Ausstoßes
erreichen wollen.
Berlin ist eine Stadt, die sich seit Langem
mit dem Thema des ökologischen Bauens
beschäftigt hat und mit einer großen Zahl von
Projekten frühzeitig zur Entwicklung ökologischer und nachhaltiger Bauweisen beigetragen hat. Das gilt für den Einsatz regenerativer
Energien, von Geothermie und Solarenergie,
energieeffiziente Bau- und Wärmedämmungsverfahren, innovative Wassertechnologien
und alternative Abfallkonzepte.
Berlin ist Vorreiter für eine neue Klimaschutzpolitik. Mit Technologien zur Ressourceneffizienz beim Bau von Gebäuden und Infrastruktur, der Gebäudesanierung und einer
nachhaltigen urbanen Entwicklung ist Berlin
beispielgebend für einen zukunftweisenden
Klimaschutz.
Mit dieser Broschüre wird ein Einblick in die
unterschiedlichen Fragestellungen des ökologischen Bauens gegeben. Es werden Projekte
vorgestellt, die beispielhaft für innovative
Bauverfahren stehen.
Ökologisches Bauen ist eines der Kernthemen
einer Stadtentwicklung, die sich der Herausforderung des Klimawandels stellt. Dazu gibt
die Broschüre wesentliche Anregungen und
zeigt realistische Beispiele, die Vorbildcharakter haben.
3
Ingeborg Junge-Reyer
Senatorin für Stadtentwicklung
Ökologisch Bauen in Berlin
Reduktion von CO2 in Berlin
Das Ziel, von 1990 bis 2010 die CO2-Emission um 25 Prozent zu reduzieren, hat das
Land Berlin vorzeitig erreicht. Als nächsten
großen Schritt peilt das Land bis zum Jahr
2020 eine Minderung um 40 Prozent im
Vergleich zu 1990 an. Ein Weg, diesem Ziel
näher zu kommen, führt über die sogenannten Contracting-Modelle. Die seit
1996 erfolgreichen Energiesparpartnerschaften belegen das. So konnte das Land
bis dato 23 Pools mit mehr als 500 Liegenschaften bilden. Das Ergebnis: rund
65 Millionen Euro private Investitionen in
öffentliche Bauten, eine Entlastung des
Landeshaushalts um rund 3 Millionen Euro
und eine Verringerung des CO2-Ausstoßes
um derzeit 64 000 Tonnen pro Jahr.
Beim Contracting übernimmt ein privatwirtschaftlicher Vertragspartner – der Contractor – für eine festgesetzte Zeit die Verantwortung für bestimmte landeseigene
Bauten und investiert in deren energetische Modernisierung. Dadurch sinkt der
Energieverbrauch und mit ihm die
Betriebskosten. Die Einsparungen refinanzieren die Investitionen; der Überschuss
wird jährlich als Gewinn nach einem festgelegten Schlüssel zwischen Berlin und
dem Contractor aufgeteilt.
Mit der Energieeinsparverordnung (EnEV)
legt der Bund seit 2002 fest, welche bautechnischen Standards Gebäude oder Bauprojekte beim Energieverbrauch erfüllen
müssen. Die EnEV ist Teil des Baurechts. Sie
wurde zuletzt 2007 novelliert. Mitte 2009
und 2012 sollen weitere Novellen die
Anforderungen verschärfen.
Zu den zentralen Leitlinien des Regierungshandelns in Berlin gehören seit Jahren die
Prinzipien der Nachhaltigkeit. Der Berliner
Senat hat diese Ziele in vielfältigen Programmen und zahlreichen Gesetzen des Landes
definiert und damit nachvollziehbar festgeschrieben.
Diese Broschüre stellt das für das Land Berlin
wichtige Handlungsfeld des »Ökologischen
Bauens« vor. Sie beschreibt das Bauen im Zeichen der Nachhaltigkeit als ökologisches
Gesamtkonzept mit den Bausteinen Energie,
Wasser, Baustoffe, Grün und Abfall und illustriert das Thema anhand ausgewählter Beispiele.
Rahmenbedingungen
Die Berliner Stadtentwicklungspolitik konzentriert sich seit Mitte der 1990er Jahre auf die
kompakte, räumlich komplexe, polyzentrale
und funktionsdurchmischte Stadt. Damit einher geht eine Fokussierung auf die gewachsenen Zentren der Metropole. Das minimiert
den Flächenverbrauch, reduziert das Verkehrsaufkommen und schont so die Ressource
Energie. Auch die soziale Stadtentwicklung
folgt dem Prinzip der Nachhaltigkeit und
steckt den Rahmen für eine stabile, sichere
und lebenswerte Stadtgesellschaft. Andere
Beispiele nachhaltigen energiepolitischen
Handelns findet man bei der stetigen Verminderung der CO2-Emission oder der solarenergetischen Nutzung von Dächern öffentlicher
Bauten. Einen weiteren Ansatz sieht das Land
Berlin in Selbstverpflichtungen von Industrie
und Unternehmen. Im Herbst 2008 hat der
Senat ein Klimabündnis mit zwölf Erstunterzeichnern geschlossen, dem sich weitere
verantwortlich denkende und handelnde
Unternehmen anschließen sollen.
Ökologisch Bauen
Eingebettet in diese Stadtentwicklungs- und
Energiepolitik ist das ökologische Bauen ein
zentrales Element nachhaltiger Politik in Berlin. Die Rahmenbedingungen für private Bauherren regeln Bundesgesetze und Vorgaben
der EU. Als Bundesland kann Berlin aktiv auf
mehr Nachhaltigkeit beim Bauen hinwirken.
So kann es Modelle und Grundlagen dafür
erforschen und entwickeln, wie das seit Ende
der 1980er Jahre praktiziert wird. Weiterhin
kann das Land klare Regeln für die eigenen,
öffentlichen und öffentlich geförderten Bauvorhaben aufstellen.
Vorbild öffentliche Hand
Vor diesem Hintergrund bieten Schulen,
Hochschulen, Kindertagesstätten, Theater,
Museen und andere Kulturbauten, Krankenhäuser, Sport- und Justizbauten optimale
Bedingungen, um den ganzheitlichen An-
4
spruch ökologischen Bauens zu verwirklichen.
Die Prinzipien der Nachhaltigkeit setzen
bereits bei der Wahl des Standorts an und reichen über den eigentlichen Bau, die Nutzung
und den Betrieb bis hin zum späteren Rückbau der Gebäude. Ein solch umfassender
Ansatz, der tatsächlich den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt,
lässt sich privaten Bauherren durch die Landespolitik nicht verordnen, wohl aber vorleben.
Hohe Energiestandards
für öffentliche Gebäude
Für den Energiestandard öffentlicher Gebäude gibt es dezidierte Vorgaben. Schon heute
müssen mit öffentlichen Mitteln geförderte
Neubauten in Berlin so geplant und gebaut
werden, dass ihr Primärenergiebedarf die Vorgaben der EnEV 2007 um 30 Prozent unterschreitet. Derzeit erarbeitet der Senat weitere
konkrete und anspruchsvolle Vorgaben. Mit
ihnen sollen die bundesweit geltenden Anforderungen wie die der EnEV 2007 – selbst nach
deren für 2009 angekündigten Verschärfungen – deutlich unterschritten werden. Dieser »Berliner Energiestandard« soll künftig
auch als Ziel gelten, wenn öffentliche
Bestandsbauten saniert werden.
2008 haben die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Berliner Immobilienmanagement GmbH einen Großteil ihres
Gebäudebestandes geprüft und mögliche
CO2-Einsparungen ermittelt. Diese Potenziale
sollen über einen Masterplan für die Sanierung aller öffentlichen Bauten in den nächsten
zehn Jahren erschlossen werden.
Regeln für Baustoffe
Ein weiteres Beispiel für eine nachhaltige Politik sind die Vorgaben für die Verwendung von
Für den Umbau des
Reichstags entwickelten
die Planer unter Leitung
von Lord Norman Foster
beispielhafte Lösungen,
die den Energiebedarf
minimieren. So entlüftet
der Kegel in der Kuppel
den Plenarsaal durch
natürliche Thermik. Ein
Spiegelsystem leitet diffuses Tageslicht in den
Plenarsaal. Energie liefert
ein Blockheizkraftwerk auf
Pflanzenölbasis. Die
Abwärme der Stromerzeugung deckt nahezu den
gesamten Wärme- und
Kühlungsbedarf des Parlamentssitzes. Zwei wasserführende Erdschichten
dienen als Wärme- und
Kältespeicher.
Baustoffen. Bereits Anfang der 1990er Jahre
hat der Senat für öffentliche Bauprojekte erste
Regeln erlassen, die den Einsatz nachhaltiger
Materialien vorschreiben. So dürfen heute
zum Beispiel ausschließlich schadstoffarme
Lacke und biologisch schnell abbaubare
Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten verwendet werden. Auch der Einsatz formaldehydfreier oder zumindest -armer Span- und
Verbundplatten ist Pflicht.
Nicht verwendet werden dürfen – um nur
einige Beispiele zu nennen – mit Chrom
grundierte farbige Aluminiumbauteile, PVCFußböden und Bauteile, die voll- oder teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe enthalten. Tropenholz, das seit 1997 ebenfalls
verboten war, darf seit 2004 wieder eingesetzt
werden, solange das Holz nach Forest
Stewardship Council (FSC) oder gleichwertig
zertifiziert ist.
All diese differenzierten Vorgaben gelten für
Hoch- wie Tiefbaumaßnahmen und betreffen
nicht nur Baustoffe und Bauteile, sondern
auch Hilfsstoffe und Baunebenprodukte.
Arbeitshilfen für Baumaßnahmen
und -wettbewerbe
1994 schrieb der Senat Grundsätze fest, die
bei öffentlichen Bauvorhaben die Nachhaltigkeit zur Regel machen und »vom ökologischen
Experiment zum Regelstandard, vom einzelnen Öko-Haus zum ökologischen, umweltgerechten Städtebau« führen sollten. Der damals
formulierte »Berliner Standard für ökologisches Bauen« wurde bundesweit zum Vorbild, so auch, um ein bekanntes Beispiel
zu nennen, für die Bauvorhaben der IBA Emscherpark.
Die begrünte Südfassade ist der augenfälligste
Bestandteil des ökologischen Gesamtkonzepts
für das Lise-Meitner-Haus
auf dem Campus Adlershof der Humboldt-Universität. Das Institutsgebäude
für Physik entstand zwischen 1999 und 2003 nach
Plänen von Augustin Frank
Architekten. Regenwasser
wird in Zisternen gesammelt und genutzt, um die
Grünfassade zu bewässern
und Verdunstungskälte in
Klimaanlagen zu erzeugen. Überschüsse werden
in einem Teich im Innenhof abgepuffert und so
vor Ort verdunstet und
versickert.
Mit dem »Leitfaden zum Ökologischen Bauen«
wird dieser Standard seither kontinuierlich
fortgeschrieben. Der Leitfaden dient als
Arbeitshilfe für die Vorbereitung aller öffentlichen und öffentlich geförderten Bauvorhaben in Berlin. Aufgeteilt auf die unterschiedlichen Phasen eines Bauvorhabens stellt er
entlang des gesamten Lebenszyklus dar,
welche Aspekte berücksichtigt werden müssen, um nachhaltig und ökologisch zu bauen.
Das reicht von der frühen Phase der Bedarfsfindung, der Idee, über die Ermittlung des
Bedarfprogramms, die Vor- und Entwurfsplanung, bis hin zu Ausführungsplanung, Bauausführung und Nutzung sowie schließlich zu
Rückbau oder Abriss eines Gebäudes.
Auch Architektinnen und Architekten, die sich
mit einem Entwurf an Realisierungswettbewerben für öffentliche Berliner Bauten beteiligen, müssen diese ökologischen Standards
erfüllen. Die dazu veröffentlichten »Ökologischen Kriterien für Bauwettbewerbe« legen
fest, welche Anforderungen bei der Durchführung solcher Wettbewerbe beachtet werden
müssen. So stellt Berlin sicher, dass bereits in
die Aufgabenstellung die Belange des ökologischen Bauens einfließen.
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Der Forest Stewardship Council (FSC) ist
eine gemeinnützige Organisation, die Kriterien für die Zertifizierung von Forstbetrieben entwickelt hat. Nach diesen Kriterien zertifizieren vom FSC akkreditierte
Organisationen Betriebe. Diese dürfen
dann ihr Holz mit dem FSC-Gütesiegel
kennzeichnen und können auf diese Weise
belegen, dass es aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.
Jahrzehntelange Erfahrung,
konzentrierte Kompetenz
Das 1974 gebaute
Doppelhochhaus SchulzeBoysen-Straße 35/37 in
Hohenschönhausen gilt
mit seinen 296 Wohnungen heute als größtes
Niedrigenergiehaus
Deutschlands. Die
Wohnungsgesellschaft
HoWoGe sanierte das
Gebäude 2006 für 8 Millionen Euro und erzielte
damit eine Energieeinsparung von 50 Prozent. Das
vorbildliche Projekt erhielt
2007 den Berliner Umweltpreis KlimaSchutzPartner
und 2008 den Umweltpreis des BUND Berlin.
Das Niedrigenergiehaus
Marzahn war eins der Projekte im Landesprogramm
»Stadtökologische Modellvorhaben«. Mit seiner konvexen, weit geöffneten
Südfassade nutzt es den
tiefen Sonnenstand im
Winter. Schmale, durchgängige Balkone schützen
vor der steil einstrahlenden Sonne im Sommer.
Die Grundlagen, die heute für das ökologische Bauen in Berlin gelten, hat der Senat
in zahlreichen Modellvorhaben während der
letzten 20 Jahre erarbeitet. Ursprünglicher
Ansatzpunkt dafür war der Wohnungsbau.
Heute sind die Prinzipien auch in andere
Bereiche des Bauens vorgedrungen. Viele
Projektansätze haben sich dabei vom Experiment zum Standard entwickelt.
ziente Nahwärmelösungen mit Erdgas und die
Nutzung erneuerbarer Energien haben im
Rahmen dieser Sanierungen die Energieeffizienz des Berliner Wohnungsbestands maßgeblich verbessert. Allein acht Milliarden Euro
investierte das Land zwischen 1991 und 2001
in diese Programme, etwa 20 bis 25 Prozent
davon – also bis zu zwei Milliarden Euro – entfielen auf energiesparende Maßnahmen.
Eine Art Initialzündung des ökologischen Bauens in Berlin ging von der IBA ’87 aus. Die
Internationale Bauausstellung (IBA) lotete mit
einer Reihe von Modellprojekten die Chancen
ökologischer Ansätze im Bauen aus. Beispielhaft hierfür stehen die Kreuzberger Blöcke 103
in der Oranien- und 6 in der Bernburger
Straße. Zugleich enthielten die damals entwickelten »12 Grundsätze behutsamer Stadterneuerung« als zentralen Punkt bereits die
Idee des Substanzerhalts.
Der dadurch erzielte Nutzen für die Umwelt ist
nicht hoch genug einzuschätzen. Bei mehr als
der Hälfte der 273 000 Wohnungen in Bauten
des komplexen Wohnungsbaus und weit
mehr als einem Drittel des gesamten Berliner
Wohnungsbestands kamen diese Modernisierungs- und Instandsetzungsprogramme zur
Anwendung.
Nach dem Mauerfall griffen private Bauherren
und Investoren, aber auch der Bund als Bauherr die Ideen auf und setzten sie in ihren Projekten um. Davon zeugen das Daimler-Areal
am Potsdamer Platz oder das neue Parlaments- und Regierungsviertel. Besonders für
die Bauten des Bundes stellten der Deutsche
Bundestag und die Deutsche Bundesregierung energetisch zukunftsweisende und umweltpolitisch verantwortungsvolle Ziele auf.
ten, hat die unterschiedlichen Förderprogramme intensiv genutzt, ihre Ideen bereitwillig
aufgenommen und treibt die nachhaltige
Stadterneuerung heute selbst aktiv voran.
Dies geschieht nicht zuletzt vor dem Hintergrund gestiegener Energiepreise mit all ihren
wirtschaftlichen Folgen. Seit der Jahrtausendwende greifen zudem verschiedene Maßnahmen auf Bundesebene. Dazu gehören das
1999 eingeführte Investitionszulagengesetz
(InvZulG) oder die Energieeinsparverordnung
(EnEV). Dadurch konnte Berlin die begrenzten
Mittel der Landesförderung auf besonders
problembelastete Bestände konzentrieren.
Sanierung des Wohnungsbestands
Auf große Erfolge kann Berlin bei der energetischen Sanierung von Wohnbauten verweisen. Mit seinen Programmen zur Heizungsmodernisierung, Plattenbausanierung, Sozialen
Stadterneuerung und Leerstandsbeseitigung
setzte der Senat bereits seit 1990 auch auf
eine Verbesserung der Gebäudehülle, effizientere Wärmeversorgungsanlagen, die Ablösung ineffizienter Einzelfeuerungen und die
Abkehr von Elektro- und Kohleheizung. Der
gezielte Ausbau der Fernwärmenetze, effi-
6
Die Berliner Immobilienwirtschaft, allen voran
die kommunalen Wohnungsbaugesellschaf-
Das gesammelte Know-how hat sich zu einem
Exportartikel entwickelt, der vor allem in Osteuropa und Asien äußerst gefragt ist. So hat
der Senat im Rahmen des Baltic Energy Efficiency Network for the Building Stock (Been)
federführend ein Handbuch mit elf konkreten
Empfehlungen zur energetischen Sanierung
von Bauten des komplexen Wohnungsbaus
entwickelt und dieses Handbuch im Frühling
2008 auch auf der Green Building Conference
in Peking präsentiert.
Ökologische Modellprojekte
Einen Gutteil seiner Kompetenz und seines
Wissensvorsprungs in Sachen nachhaltiges
Bauen verdankt Berlin dem Landesprogramm
»Stadtökologische Modellvorhaben«. Seit
1989 liefert es Erkenntnisse zu den Faktoren
und Komponenten des nachhaltigen Wohnungs- und Städtebaus, die durch die praktische Anwendung in konkreten Bauprojekten
abgesichert sind.
Dabei besaßen die Projekte nicht unbedingt
modellhaften Charakter für eine Eins-zu-einsUmsetzung auf andere Bauvorhaben. Sie stellten vielmehr Arbeitsmodelle dar, an denen
experimentelle und neue Ansätze und Verfahrensweisen erforscht und getestet werden
konnten. Als gebaute Forschung wurden
diese Projekte grundsätzlich im Rahmen von
kooperativen und integrierten Planungsverfahren entwickelt und umgesetzt, über einen
längeren Zeitraum wissenschaftlich begleitet,
ausgewertet, wo nötig optimiert und letztlich
dokumentiert.
Das Land förderte dabei drei Typen von Projekten:
- Bauvorhaben, die innovative Maßnahmen
zu mindestens bei einem der fünf ökologischen Bausteine Energie, Wasser, Baustoffe, Grün oder Abfall erprobten
- Bauvorhaben, die auf der Basis eines ökologischen Gesamtkonzepts entwickelt wurden
- Querschnittsauswertungen, Arbeitshilfen,
Merkblätter und Projektdokumentationen,
die die erworbenen Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich machten und verbreiteten
neuen Ansätze ein öffentliches Interesse
bestand. Konkret bedeutete dies, dass die Projekte stadttypische Bauaufgaben behandelten
und im Anschluss breitenwirksam umgesetzt
werden konnten. Gefördert wurden unter
anderem Planungsoptimierungen, die ein
ökologisches Gesamtkonzept oder Teilbereiche davon berücksichtigten, die Erprobung
neuer Verfahren oder neuer Baumaterialien,
Mehrkosten für ökologische Maßnahmen und
ein Projektmonitoring.
Insgesamt wurden rund 50 bauliche Modellvorhaben realisiert. Dazu gehörten die Sanierung des Gewerbehofs Weiberwirtschaft
im Stadtteil Mitte, die Gründerzeitschule im
Prenzlauer Berg und die Typenschule in industrieller Bauweise in Lichtenberg. Ein thematischer Schwerpunkt lag auf Sanierungsaufgaben im komplexen Wohnungsbau. Hier
wurden unter anderem der Einbau trinkwas-
sersparender Installationen erprobt und die
ökologische Mustersanierung einer Großsiedlung in Hellersdorf ermöglicht.
Seit Mitte der 1990er Jahre rückten zudem
Neubauprojekte im Niedrigenergiestandard
in den Mittelpunkt der Förderung. Beispiele
hierfür sind die Heinrich-Böll-Siedlung in Pankow mit 330 Wohnungen, die Wohnanlage
Berliner Straße 88 in Zehlendorf mit 173
Wohnungen oder das Niedrigenergiehaus
Marzahn mit 56 Wohnungen.
Voraussetzung für eine Förderung war, dass
an der Erprobung und Weiterentwicklung der
7
Der rund 1,2 Hektar
große künstliche See am
Potsdamer Platz ist ein
Ruhepol der Innenstadt,
der ästhetische Stadtgestaltung und Ökologie verbindet. Der See ist Teil der
Regenwasserbewirtschaftung auf dem DaimlerAreal. Er wird aus fünf
Zisternen gespeist, in
denen das Niederschlagswasser zwischengespeichert wird, das von den
Dächern der 19 Gebäude
des Komplexes abläuft.
Von 1994 bis 1996
sanierte die Wohnungsbaugesellschaft WoGeHe
196 Wohnungen auf dem
Suhler Baufeld in Hellersdorf. Das Land Berlin förderte das Projekt als ökologisches Modellvorhaben. Die Mustersanierung
halbierte den Energieverbrauch in den Häusern des
komplexen Wohnungsbaus.
Bauen im Zeichen
der Nachhaltigkeit
Auch wenn die Begriffe heute oft austauschbar scheinen, ökologisches Bauen und nachhaltiges Bauen sind nicht dasselbe. Ökologisches Bauen im ursprünglichen, engeren
Sinne zielt vor allem auf Umweltaspekte. Im
Mittelpunkt stehen der Primärenergiebedarf und -verbrauch, der Einsatz nachwachsender und der Verzicht auf fossile und
begrenzt vorhandene Rohstoffe, der Schutz
von Boden, Wasser und Luft, ein möglichst
geringer Flächenverbrauch bei geringem
Versiegelungsgrad, das Ausschalten von
Schadstoffen, die Reduktion von Emissionen
(besonders im Hinblick auf Treibhauseffekt,
Ozonzerstörung und Klimawandel) und die
Idee geschlossener Kreisläufe.
Ökologische Bauten sollen den Bedürfnissen
ihrer Nutzerinnen und Nutzer optimal entsprechen, ohne künftigen Generationen
unnötige und irreversible Belastungen von
Natur und Umwelt zu hinterlassen.
Nachhaltigkeit ist ursprünglich ein Fachbegriff der Forstwirtschaft. Er entstand im
19. Jahrhundert und beschreibt das Ziel,
Wälder dauerhaft zu bewirtschaften,
indem man Kahlschlag vermeidet und
immer nur so viel Holz nutzt, wie nachwächst.
1987 übernahm die von der UN eingesetzte Weltkommission für Umwelt und Entwicklung den Begriff als zentrales Konzept
in ihren Abschlussreport »Unsere gemeinsame Zukunft«. Dieser oft nach der Kommissionsvorsitzenden benannte Brundlandt-Bericht definierte: »Nachhaltige Entwicklung sucht die Bedürfnisse und
Bestrebungen der Gegenwart zu befriedigen, ohne dadurch die Möglichkeit zu
gefährden, die der Zukunft zu erfüllen.«
Kernpunkt der Nachhaltigkeit ist es damit,
kommenden Generationen ihren Handlungsspielraum zu erhalten.
Unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit sind
die Aufgaben indes noch weiter gefasst. Ökologisches Bauen, wie es heute in Berlin verstanden wird, zielt darauf ab, die wirtschaftlichen und soziokulturellen Aspekte mit den
ökologischen in Einklang zu bringen und eine
nachhaltige Balance aller drei Faktoren zu
sichern. Das führt nicht nur zu einer erweiterten Perspektive, sondern es unterstreicht
auch, dass die Grundsätze ökologischen Bauens dynamisch sind und sich verändern
können. Ändert sich eins der drei Felder im
»nachhaltigen Dreiklang«, müssen auch die
Ideen und Grundsätze angepasst und fortgeschrieben werden.
Ökologisches Bauen gleicht so einem kontinuierlichen Abwägungsprozess, in dem vor dem
Hintergrund aktueller Entwicklungen und
einer laufenden Vertiefung der fachlichen
8
Kenntnisse konkurrierende Ziele differenziert
bewertet und angemessen berücksichtigt
werden müssen.
Ökologische Faktoren
Der unverkennbare Klimawandel hat die
Gewichtung der ökologischen Ziele spürbar
verschoben. Ob es uns gelingt, Energie zu sparen, fossile Ressourcen zu schonen und Emissionen, vor allem den CO2-Ausstoß, zu verringern, ist zum entscheidenden Kriterium für die
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft geworden. Die Weltgemeinschaft hat sich spätestens
mit dem Kyoto-Protokoll von 1997 dieser Aufgabe gestellt. Der Senat hat schon vorher und
seither immer wieder unterstrichen, dass Berlin willens ist, durch eine verantwortungsvolle
Stadtpolitik einen überdurchschnittlichen Beitrag dazu zu leisten. Das Berliner Energiespargesetz, das Landesenergieprogramm 2006–
2010 und das laufende Regierungshandeln
belegen das.
Beim ökologischen Bauen steht deshalb die
Frage des Energieverbrauchs heute noch stärker im Fokus als etwa zu Beginn der 1990er
Jahre. Bei Neubauten und in der Bestandssanierung lässt sich durch eine komplexe und
umweltgerechte Planung die Energieeffizienz
drastisch steigern. Trotz der immensen Bedeutung dieser Aufgabe und der großen ökologischen Potenziale, die sich hier auftun, gilt es
aber, diesen Schwerpunkt nicht abzukoppeln,
sondern ihn im Zusammenspiel mit den weiteren Bausteinen und Themen zu betrachten.
Wirtschaftliche Faktoren
Beim Blick auf die ökonomischen Komponenten nachhaltigen Bauens rückt die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes in den Fokus. Neben
den rein investiven Kosten gehört auch der
Aufwand für Betrieb, Reinigung, Unterhalt,
Wartung und Instandhaltung dazu. Diese
Parameter unterliegen der Veränderung: So
hat zum Beispiel der Preisanstieg fossiler
Brennstoffe in den vergangenen Jahren die
Betriebskosten spürbar nach oben getrieben.
Selbst für Vermieter, die diese Kosten an ihre
Mieterinnen und Mieter weitergeben, hat das
heute gravierende Bedeutung. Die »zweite
Miete« belastet die Vermietbarkeit und verschärft Leerstandsprobleme. Energetische
Sanierungen dagegen senken die Betriebskosten, verschieben so die Gesamtmietenrelation und eröffnen Hauseigentümern Spielräume bei den Grundmieten. Damit liefert
auch die wirtschaftliche Perspektive derzeit
Impulse, die den Baustein Energie in den Mittelpunkt des ökologischen Bauens rücken.
Soziokulturelle Faktoren
Barrierefreiheit, Sicherheit, Erreichbarkeit und
die Bereitstellung einer gesunden, lebenswerten Umgebung sind nur einige der soziokulturellen Ziele, die beim ökologischen Bauen vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit
Beachtung finden. Nachhaltiges Bauen heißt,
auch gesellschaftliche Entwicklungen wie den
demografischen Wandel in die Überlegungen
einzubeziehen, denkmalpflegerische Aspekte
zu berücksichtigen und vieles mehr.
Wichtig ist hierbei die Orientierung an den
ästhetischen, funktionalen und sonstigen
Ansprüchen der Nutzerinnen und Nutzer. Um
gesundes Wohnen und Arbeiten zu sichern,
reicht es nicht, ökologische Bauten nach dem
aktuellen Stand der Technik zu errichten. Das
Nutzerverhalten hat erhebliche Auswirkungen
auf die ökologische Bilanz eines Gebäudes.
Deshalb gehören zum nachhaltigen Bauen
auch Maßnahmen und Mechanismen, die zu
einem umweltverträglichen Verhalten anregen – etwa indem der jeweilige Verbrauch an
Energie, Strom und Wasser transparent gemacht wird.
Nachhaltiger Lebenszyklus
Den beschriebenen Dreiklang der Nachhaltigkeit gilt es bei allen mit dem Bau und dem
Betrieb eines Gebäudes in Zusammenhang
stehenden Prozessen zu betrachten. Das
reicht von der Rohstoffgewinnung über den
Bau und die Nutzung bis zum Rückbau und
zur Wiederverwertung der dabei anfallenden
Abfälle. Schon in frühen Phasen der Planung
fallen Entscheidungen, die die ökologischen
Qualitäten eines Gebäudes entscheidend prägen. Nur wer bereits hier ansetzt, wird der Forderung nach Nachhaltigkeit gerecht werden
können.
setzt werden. Von großer Bedeutung ist deshalb ein integraler Planungsansatz. Architektinnen und Architekten, Haustechnik- und
Energieplanerinnen und -planer müssen von
Anfang an zusammenarbeiten, um abgestimmt agieren zu können. Die gemeinsam
entwickelten Maßnahmen sollen »im Rahmen
der Gesamtplanung schlüssig und in ihrem
Zusammenhang untereinander sinnvoll und
wirksam« sein und »im Einklang mit einem
städtebaulich und architektonisch wirksamen
Konzept stehen«. Um diesen Einklang zu
sichern und konkurrierende Ziele zu beachten
und zu bewerten, haben sich ökologische
Gesamtkonzepte bewährt. Sie gliedern sich
idealerweise in fünf Bausteine: Energie,
Wasser, Baustoffe, Grün und Abfall. Dieser
modulare Aufbau stellt sicher, dass auch in
Zeiten, in denen die Klimafrage höchste Priorität hat, das ökologische Bauen nicht auf den
Baustein Energie reduziert wird. Jeder dieser
Bausteine wird dabei für sich, vor allem aber in
seinen Wechselwirkungen mit den anderen
Bausteinen betrachtet und angemessen berücksichtigt. Damit ist auch die Abwägung
gewährleistet, die im Zentrum des Nachhaltigkeitsgedankens steht.
Bausteine
Energie
Wasser
Baustoffe
Grün
Abfall
Gesamtkonzept und Bausteine
Nachhaltiges Bauen erschöpft sich nicht in der
Addition ökologischer Einzelmaßnahmen, die
auf den konventionellen Entwurf quasi aufge-
9
Baustein Energie
Die Energieeffizienz der Gebäude zu steigern, ist heute die vordringlichste Aufgabe
im nachhaltigen Bauen. Das gebieten die
Ressourcenschonung und der Schutz des
Klimas (ökologische Faktoren), die Wirtschaftlichkeit und die soziokulturellen Überlegungen gleichermaßen.
Fernwärmetrasse
in Berlin
Seit Juli 2002 speist die
Photovoltaikanlage auf
dem Dach des Hauptbahnhofs jährlich mehr als
150 000 kWh Strom ins
Berliner Netz. Die Nennleistung der Anlage mit
1 870 m² Fläche liegt bei
189 kWp.
Bei der energetischen
Sanierung des Märkischen
Viertels wird auf die
Außenwände ein Wärmedämmverbundsystem
aufgebracht.
Die Reduzierung des Energieverbrauchs ist
eine Querschnittsaufgabe, der sich deshalb
nicht nur die verschiedenen Ressorts des Berliner Senats widmen. Auch auf EU- und Bundesebene finden sich Regelungen, die der
gesamtgesellschaftlichen Bedeutung Rechnung tragen. Deutlich wird das etwa an der
Energieeinsparverordnung (EnEV). Ein anderes Beispiel ist das Landesenergieprogramm 2006–2010, das die Grundsätze und
Anstrengungen der Berliner Klimaschutz- und
Energiepolitik darlegt.
Beim Bauen liegt das größte Gewicht auf
einem verbesserten Wärmeschutz und effizienten Anlagensystemen. Neue und modernisierte Gebäude sollen so auf Dauer einen
möglichst geringen Energiebedarf sichern.
Unter dem Blickwinkel des ökologischen Bauens erweitert sich diese Perspektive auf die
Gesamtenergieeffizienz eines Vorhabens –
auch auf die Energie, die bereits beim Bauen
verwendet wird. Schon allein deshalb ist die
Nutzung bestehender Bauten tendenziell
nachhaltiger als ein Neubau.
Bedeutung des Baukörpers
Wie der Baukörper gestaltet ist, entscheidet
mit über den Energieverbrauch seiner Nutzerinnen und Nutzer. Ist der Baukörper kompakt,
reduzieren sich die Energieverluste. Die Form
des Hauses, Gestalt, Geometrie, Lage des Baukörpers sowie seine Stellung zur Sonne und
zur lokalen Windrichtung können Energieverluste minimieren und wirken sich spürbar auf
Fragen der Belüftung, den Stromverbrauch für
die Belichtung und auf den Aufwand aus, den
gegebenenfalls Kühlung und Klimatisierung
verursachen. Ein populäres Beispiel hierfür ist
der Berliner Reichstag, bei dem der Bund diese
Aspekte bei Umbau und Sanierung beispielhaft nutzen und umsetzen konnte.
10
Verlustminimierung
Etwa ein Drittel der in Deutschland eingesetzten Energie wird im Gebäudebereich verbraucht. Dabei entfallen in privaten Haushalten nach Angaben des Bundesbauministeriums rund 85 Prozent auf Heizung und
Warmwasser. Die Wärmeversorgung von
Gebäuden bietet damit das größte Einsparpotenzial. Ein Potenzial, das über weite Strecken relativ einfach und wirtschaftlich zu
erschließen ist.
Es gibt dabei zwei Hauptansatzpunkte: Die
Wärmedämmung von Fassaden, Kellerdecken,
Dächern und/oder den obersten Geschossdecken minimiert einerseits die Energieverluste. Eine effiziente Heizanlage und moderne
Steuerungs- und Gebäudetechnik reduzieren
andererseits den Energieverbrauch.
Wie wichtig der Energieverbrauch ist, hat der
Bund mit der Einführung der Energieausweise
unterstrichen. Wer ein Wohngebäude verkauft, verpachtet oder vermietet, muss heute
einen Energieausweis vorlegen. Für Wohnhäuser, die bis einschließlich 1965 fertiggestellt
wurden, gilt diese Pflicht bereits seit Juli 2008,
für jüngere Wohnbauten seit Anfang 2009.
Zum Juli 2009 wird diese Pflicht auch auf
Nichtwohngebäude ausgeweitet. Ausgenommen sind nur kleinere Gebäude mit nicht
mehr als 50 m² Nutzfläche und Gebäude, die
unter Denkmalschutz stehen. In öffentlich
genutzten Gebäuden über 1 000 m² Nutzfläche und mit Publikumsverkehr muss nach
EnEV 2007 dieser Ausweis sogar an gut sichtbarer Stelle ausgehängt werden. Basis der
Angaben im Energieausweis ist bei neuen und
umgebauten Gebäuden der Energiebedarf.
Nur bei bestehenden Gebäuden ist unter
bestimmten Voraussetzungen ein Ausweis
erlaubt, der auf dem witterungsbereinigten
Energieverbrauch basiert.
Verbrauchsverhalten
Der Energieausweis ist nicht nur ein Instrument, um den Energiebedarf eines Hauses zu
bilanzieren. Er gibt auch Hinweise, mit welchen Maßnahmen sich die Energieeffizienz
steigern lässt, und wird so zur Grundlage für
die Planung energetischer Gebäudesanierungen. Vor allem aber schafft er Transparenz
für alle, die ein Haus oder eine Wohnung mieten oder kaufen wollen. Durch den Energieausweis können sie auch für ältere Gebäude
nähere Informationen über deren energetische Eigenschaften erhalten. Zugleich wird
die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und
Nutzer auf das eigene Verbrauchsverhalten
gelenkt. Das ist ein wichtiger Schritt, um die
Idee der Nachhaltigkeit beim Bauen auch jenseits der rein baulichen Bestimmungen voranzutreiben und den wichtigen Faktor »Nutzerverhalten« positiv zu beeinflussen.
Einsatz erneuerbarer Energien
Bis 2020 soll in Deutschland der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung
von derzeit sechs auf 14 Prozent, an der Stromerzeugung von derzeit 14 auf dann 25 bis
30 Prozent steigen. So sehen es die Anfang
2009 in Kraft getretenen Gesetze für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) und zur
Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EEWärmeG) vor. Die anteilige Nutzung erneuerbarer Energien muss deshalb bei
allen Berliner Neubauvorhaben eingehalten
und auch bei Umbauten und Modernisierungen geprüft und dokumentiert werden.
Doch nicht alle erneuerbaren Energien kommen für Berlin in Frage. Gewässer, die schnell
genug strömen, um eine wirtschaftlich sinnvolle Wasserkrafterzeugung zu erlauben, gibt
es nicht. Windenergieanlagen sind zumindest
in den bebauten Bereichen zu laut, brauchen
viel Raum und können die städtische Fauna
über Gebühr belasten. Anlagen zur Gewinnung geothermischer Energie sind in der
dicht bebauten Stadt nur mit hohen Investitionen zu realisieren und deshalb kaum wirtschaftlich. Am Stadtrand stößt ihre Realisierung aufgrund ihrer Auswirkungen auf das
Grundwasser auf Bedenken: 25 Prozent der
Fläche Berlins sind Wasserschutzgebiete.
Solarenergie im Fokus
Trotz seiner geografischen Lage im Norden
Deutschlands hat sich in Berlin der Einsatz von
Anlagen zur Solarenergiegewinnung bewährt.
Sonnenenergie – ob solarthermisch oder über
Photovoltaik genutzt – ist die stadtverträglichste aller neuen Energien. Im Solarkataster
Berlin, das einst als ökologisches Modellvorhaben angestoßen wurde, sind heute 5 356
solarthermische und 1 585 PhotovoltaikAnlagen sowie rund 2 000 PV-Inselanlagen
verzeichnet. Die installierte Gesamtfläche
der Solarthermie-Anlagen liegt bei über
57 000 m², während die registrierten PV-Anlagen auf zusammen rund 9 850 kWp Leistung
kommen. Die Wirtschaftlichkeit der Solarenergie dürfte sich durch neue Technologien in
naher Zukunft spürbar verbessern. Gerade bei
der Entwicklung kostengünstiger Dünnschichtmodule ist Berlin bundesweit führend
(vgl. Projekt Solarwand auf Seite 22/23).
Wärme aus Abwärme
Als weitere Form erneuerbarer Energien hat
sich in Berlin die gezielte Nutzung ohnehin
anfallender Abwärme als besonders sinnvoll
erwiesen. Energie aus Kraft-Wärme-Kopplung
kommt entweder als Fernwärme aus Heizkraftwerken der lokalen Stromversorger oder
aus dezentralen Blockheizkraftwerken zum
Einsatz. Ein ähnliches Prinzip kann innerhalb
des Gebäudekreislaufs genutzt werden: mit
Anlagen zur Wärmerückgewinnung aus Abluft
und Abwasser.
Von Kraft-Wärme-Kopplung spricht man,
wenn die Abwärme von Kraftwerken nicht
in die Umwelt entweicht, sondern gezielt
als Fernwärme für die Heizung von Bauten
genutzt wird. Solche Heizkraftwerke erzeugen damit Strom und Wärme.
Unabdingbar ist bei all diesen Ansätzen zur
Verbesserung der Energieeffizienz, dass Baukörper, Wärmeschutz, Heizungsanlagen, Gebäudetechnik und der Einsatz erneuerbarer
Energien im Zusammenhang entwickelt werden müssen.
Die Karte »Solare
Flächenpotenziale« im
Umweltatlas Berlin
dokumentiert die Ergebnisse einer Untersuchung,
bei der das Potenzial des
Berliner Gebäudebestands
zur Nutzung von solartechnischen Anlagen auf
Dächern und Fassaden
bewertet wurde. Die
gesamte Karte mit detaillierter Legende ist über
den Umweltatlas auf der
Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
abrufbar.
Auch Energieerzeugung aus Biomasse kann
nur im konkreten Einzelfall stichhaltig begründet werden, weil dem Gewinn durch die Erneuerbarkeit des Energieträgers negative
(Umwelt-)effekte entgegenstehen. Bei Holzpelletheizungen fällt gerade in der Innenstadt
das hohe Emissionspotenzial von Feinstäuben
und der hohe Platzbedarf für die Lagerung
stark ins Gewicht. Auch Biogasanlagen sind
kaum stadtverträglich. Der Energieversorger
GASAG will deshalb bis zum Jahr 2015 insgesamt 15 solcher Anlagen im Umland bauen.
Die erste davon im brandenburgischen Rathenow geht 2009 in Betrieb. Das dort erzeugte
Methangas wird teils in das Berliner Erdgasnetz eingespeist, teils zur Stromerzeugung in
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen genutzt.
11
Baustein Wasser
Berlin ist eine der wenigen großen Städte,
die ihre Wasserversorgung auf eigenem
Gebiet sicherstellen können. Seit mehr als
100 Jahren bezieht die Stadt ihr Trinkwasser
aus Grundwasser und Uferfiltrat. Grundsätzliches Ziel des Senats ist es deshalb, einen
ausgeglichenen Wasserhaushalt zu sichern.
Die Idee eines stadtinternen Wasserkreislaufs ersetzt dabei die Vorstellungen von
Verbrauch und Entsorgung.
Dafür arbeiten die Senatsressorts Hand in
Hand. Federführend für das Berliner Wasserund Gewässermanagement ist die Senatsumweltverwaltung. Die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung befasst sich mit dem Thema
Wasser in Zusammenhang mit der Bauplanung. Das betrifft die Installation von Wasserund Abwassersystemen, den Bau von Löschwassereinrichtungen und die Ableitung sowie
die Nutzung von Niederschlagswasser.
Bereits in den 1980er
Jahren initiierte der Senat
ein Programm zum Schutz
des Uferröhrichts. Auf
mehreren Kilometern wurden mit Röhricht bestandene Ufer durch Palisaden
vor dem Wellenschlag des
Schiffsverkehrs geschützt
und teilweise auch neu
bepflanzt. Der Schutz des
Röhrichts ist heute auch
im Berliner Naturschutzgesetz verankert. Das sichert
mittelbar auch die Wasserversorgung der Stadt, die
einen Teil ihres Trinkwassers aus Uferfiltrat
gewinnt.
Bewässern und Versickern
Die hohe Versiegelung im Berliner Stadtgebiet
beeinträchtigt die gleichmäßige Neubildung
von Grundwasser. Das von Dächern und befestigten Flächen ablaufende Wasser gleich
vor Ort zu versickern und es zur Bewässerung
von Grünflächen und begrünten Fassaden zu
nutzen, ist deshalb die nachhaltigste Art, den
Berliner Wasserkreislauf zu stärken.
So sieht es auch das Berliner Wassergesetz vor,
das zusammen mit der Niederschlagswasserfreistellungsverordnung die Regeln dafür definiert. Gefasstes Niederschlagswasser darf in
Berlin überall erlaubnisfrei versickert werden.
Eine Ausnahme bilden Grundstücke in Wasserschutzgebieten und Grundstücke, deren
Böden mit Altlasten belastet sind oder bei
denen ein solcher Verdacht besteht. Auch Liegenschaften in Gebieten mit hohem Grundwasserstand sind von dieser Erlaubnis ausgenommen, weil dort Vernässungsschäden an
Gebäuden und an der Vegetation drohen.
12
Niederschlagswasser, das versickert wird, darf
nicht durch Gebrauch oder andere Einflüsse
verunreinigt und nicht mit Abwasser oder
wassergefährdenden Stoffen vermischt sein.
Es muss von nichtmetallischen Dachflächen,
Wegen und Hofflächen, Radwegen oder PKWStellflächen in Wohngebieten stammen. Auch
Niederschlagswasser von Straßenflächen in
reinen Wohngebieten darf erlaubnisfrei versickert werden, wenn die maximale Verkehrsdichte 500 Kraftfahrzeuge täglich nicht übersteigt.
Bei Wasser von viel befahrenen Straßen, aber
auch bei Wasser von Dächern mit hohen
Anteilen von Metallen wie Zink, Kupfer und
Blei reicht die Filtrierkapazität des Bodens
nicht aus. Hier ist es sinnvoller, das Wasser in
die Schmutzwasserkanalisation zu leiten und
so eine ökologisch verantwortliche Aufbereitung sicherzustellen.
Versickerungsverfahren
Fünf Arten gibt es, Regenwasser zu versickern.
Je nachhaltiger sie wirken sollen, desto größer
ist ihr Platzbedarf. Welches Verfahren geeignet
ist, kann deshalb nur im Einzelfall entschieden
werden. Im Idealfall wird das Wasser breitflächig über den begrünten Oberboden versickert, der wie ein natürlicher Filter wirkt. Größere Wassermengen auf kleinerem Raum
bewältigt die Muldenversickerung, weil die
dauerhaft begrünten Bodenvertiefungen
als kurzfristige Zwischenspeicher fungieren.
Mulden-Rigolen-Systeme erweitern dieses
Verfahren um eine Kiespackung unter dem
Oberboden, aus der das gefilterte Wasser
abläuft und über einen Schacht ins Grundwasser gelangt. Eine reine Rigolen- oder RohrVersickerung ist nur in Ausnahmefällen ratsam, weil hier der Oberboden als Filter fehlt.
Bei besonders prekärer Platzsituation bleibt
als Möglichkeit nur eine Versickerung einzig
über einen Schacht.
Die Berliner Wasserbetriebe belohnen die
durch Versickerung erreichte Entlastung der
Kanalisation mit einer Befreiung vom Niederschlagswasserentgelt. Dieses Entgelt für die
Beseitigung von Niederschlagswasser wird
nach der bebauten und befestigten Fläche
bemessen, von der aus Niederschlagswasser
in die öffentliche Abwasserbeseitigungseinrichtung gelangt.
Zwischenspeicher
Niederschlagswasser fällt nicht gleichmäßig
an. Weil es immer wieder zu starken Regenfällen in kurzer Zeit kommt, ist es sinnvoll, eine
Rückhaltung als Puffer einzubauen, damit das
Wasser nicht oberirdisch oder über die Kanalisation abfließt und die Gewässer belastet.
Offene Speicher im Außenbereich lassen sich
als Feuchtbiotope und Teiche gestalten oder
mit solchen kombinieren. Das schafft Lebensräume für Flora und Fauna und nutzt zudem
die Filterwirkung von Schilf und Wasserpflanzen. Wo die Platzverhältnisse das nicht zulassen, bieten sich Regenwasserzisternen an, die
in exponierten Lagen auch als Löschwasserspeicher dienen können. So werden zum Beispiel im Haus der Deutschen Wirtschaft am
Mühlendamm Niederschläge als Feuerlöschvorrat und für WC-Anlagen gesammelt.
Trinkwasser und Betriebswasser
Ziel ökologischen Bauens ist ein reduzierter
Trinkwasserverbrauch. Dem dient vor allem
die Installation wassersparender Armaturen
und Haushaltsgeräte. Früh hat sich der Senat
aber auch mit der Betriebswassernutzung
beschäftigt. Die Idee: Um Wäsche zu waschen
oder das WC zu spülen, ist Trinkwasserqualität nicht erforderlich. Es könnte also
durch recyceltes Grauwasser oder Regenwasser ersetzt werden.
1989 ging die erste erfolgreiche Anlage zum
Grauwasserrecycling im Kreuzberger Block
103 in Betrieb und wurde im Rahmen eines
umfassenderen stadtökologischen Modellvorhabens bis 1998 optimiert. Für die Nutzung
von Betriebswasser in Gebäuden gelten in
Deutschland keine verbindlichen Anforderungen an Qualität und Überwachung. Berlin
hat hierfür jedoch erstmals konkrete Qualitätsziele formuliert, die als »Berliner Werte«
sogar international Beachtung fanden. Den
erarbeiteten Wissensstand hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in zwei Broschüren aus den Jahren 1995 und 2003 interessierten Bauherren, Planern und Betreibern
in aller Welt zugänglich gemacht.
die Niederschlags- noch die Grundwassersituation in Berlin legen den verstärkten Einsatz
solcher Betriebswassernutzung nahe. Zudem
fordert der dafür nötige Einbau eines zweiten
Leitungsnetzes mit hygienisch einwandfreier
Trennung der Netze relativ hohe Investitionen
und zieht einen ebenso hohen laufenden Aufwand für Überwachung, Wartung und Pflege
nach sich. Dadurch sind Betriebswasseranlagen unter den Berliner Bedingungen fast nie
wirtschaftlich. Regenwasser zu versickern und
Grauwasser über das Kanalnetz der gezielten
Aufbereitung in Kläranlagen zuzuführen, ist
deshalb ökologisch meist sinnvoller.
Abwassersysteme
Ein 9 400 Kilometer langes Netz aus Schmutz-,
Regen- und Mischwasserkanälen durchzieht
den Berliner Untergrund. Nur in der Innenstadt dominiert noch die ältere, ökologisch
ungünstigere Mischwasserkanalisation. Drei
Viertel der kanalisierten Gebiete werden
bereits nach dem Trennverfahren entwässert,
bei dem Regen- und Schmutzwasser getrennt
geführt werden. Wo das der Fall ist, müssen
auch in den Gebäudeanlagen Regen- und
Schmutzwasser in zwei getrennten Systemen
geführt werden. So bleibt sichergestellt, dass
das Regenwasser über Versickerungsbecken,
zwischengeschaltete Klärbecken und Retentionsbodenfilter oder durch Einleitung in die
Gewässer wieder in den natürlichen Kreislauf
gelangt.
In Berlin selbst muss die Nutzung von Grauund Regenwasser als Betriebswasser allerdings sehr genau abgewogen werden. Weder
13
Im 1999 fertiggestellten
Haus der Deutschen Wirtschaft am Mühlendamm
werden Niederschläge
als Feuerlöschvorrat und
für die WC-Spülung
gesammelt.
Südlich des Eigenheimgebiets Habichtshorst in
Biesdorf-Süd liegt dieses
Speicherbecken für Regenwasser. Gestalterisch ist es
in den Stadtteilpark
Schmetterlingswiesen
integriert. Bei Trockenheit
dient es als Spielfläche
und kommt als Naturwiese
Flora und Fauna zugute.
Bei starken Regenfällen
dient das Becken als Vorfluter und Versickerungsmulde zur Entlastung des
benachbarten Flüssleins
Mulde.
Baustein Baustoffe
An der Esmarchstraße im
Prenzlauer Berg entstand
2007 bis 2008 nach Entwürfen von Kaden + Klingbeil Architekten das Baugruppenprojekt e3. Was
nach außen wie ein
gewöhnlicher Neubau
wirkt, ist in Wahrheit das
höchste Holzhaus
Deutschlands: Das Haus
wurde in Holzständerbauweise mit MassivholzWandscheiben errichtet
und lotet die Möglichkeiten aus, den nachwachsenden Baustoff Holz auch
im großstädtischen
Geschosswohnungsbau
zu nutzen.
Beim schonenden Rückbau geborgene und gereinigte Ziegelsteine sind
ein wertvoller Baustoff,
gerade für die Ergänzung
historischer Bauten. Selbst
Bruchmaterial aus Ziegeln
kann nachhaltig verwendet werden – zum Beispiel
als Ausgangsstoff für Granulat, das bei der Begrünung von Flachdächern
eingesetzt wird.
Die Auswahl der Baustoffe, Materialien und
Bauprodukte bestimmt wesentlich die ökologische Qualität eines Gebäudes. Ziel ist es,
ihre Gesundheits- und Umweltverträglichkeit über den gesamten Lebenszyklus zu
erhalten. Die Basis dafür bilden frühzeitige
konzeptionelle Überlegungen.
Grundsätzlich sind nachwachsende Rohstoffe
und Rohstoffe aus der Wiederverwertung zu
bevorzugen. Auch Ort und Art der Rohstoffgewinnung beeinflussen die Ökobilanz: Materialien, die ohne aufwändige Umwandlungsund Veredelungsprozesse in möglichst wenigen Verarbeitungsstufen entstehen, sichern
einen geringen Energieverbrauch und meist
auch geringe Emissionsraten in der Herstellung. Eine regionale Herkunft der Baustoffe
fällt dank kurzer Transportwege positiv ins
Gewicht.
Welche Baustoffe sich für welchen Einsatz eignen, sollte unter dem Aspekt ihrer Gesundheitsverträglichkeit und der Lufthygiene in
den Innenräumen des Gebäudes geprüft werden. Dabei gilt es, auch die Verarbeitungsprozesse auf der Baustelle zu berücksichtigen und
zum Beispiel ausreichende Trockenzeiten für
Anstriche und Kleber einzuplanen.
Langlebig und leicht zu pflegen
Unter ökologischen Aspekten sind Baustoffe
mit langer Lebensdauer und geringem Instandhaltungsaufwand zu bevorzugen. So
sollten sich Außenhaut und Innenräume leicht
und mit geringem Reinigungsmitteleinsatz
pflegen und sauber halten lassen. Das kommt
der Umwelt zu gute und senkt die Betriebskosten. Glatte Oberflächen sind deshalb meist
sinnvoller als offene oder raue.
Auch der Austausch beziehungsweise der
Ersatz defekter Teile muss einfach zu bewerkstelligen sein, um den Lebenszyklus des
14
Gebäudes zu verlängern. Hierbei sind nicht
nur die verwendeten Materialien, sondern
auch ihr Zuschnitt und ihre Verarbeitungsweise ausschlaggebend. Geschraubte oder gesteckte Verbindungen lassen sich zum Beispiel
leichter lösen als geklebte und erlauben so zu
gegebener Zeit einen auch teilweisen Ersatz.
Zudem lassen sich so die Materialien beim
späteren Rückbau leichter trennen. Das verbessert die Weiter- und Wiederverwertbarkeit.
Eine besonders aufwandsarme Entsorgung
gewährleisten verrottbare und kompostierbare Baustoffe.
Bauproduktbewertungen
Seit den Anfängen des ökologischen Bauens
wurde eine Vielzahl alternativer Baustoffe und
-verfahren getestet – von Stampflehmwänden
bis hin zu Wärmedämmungen aus Schilfrohr.
Für den Einsatz auf breiter Basis sind allerdings
die erheblichen Fortschritte bedeutsamer, die
in der klassischen Baustoffproduktion zu verzeichnen sind. So senken zum Beispiel neue
Wärme- und Sonnenschutzisoliergläser und
Glasverbundsysteme den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von Fenstern und Glasflächen bei Mehrfachverglasungen auf Werte
zwischen 0,7 W/m²K und 0,5 W/m²K.
Die Gesetze und Bestimmungen des Chemikalien-, Gefahrstoff- und Arbeitsschutzrechts
regeln den Umgang mit gesundheits- und
umweltrelevanten Stoffen auch für die Herstellung und Verarbeitung von Bauprodukten.
Die Bauordnungen der Länder legen fest, welche Bauprodukte auf welche Weise in Gebäuden verwendet werden können. Nicht nur
Baustoffe und -teile, auch vorgefertigte Anlagen wie zum Beispiel Wärmepumpen gelten
laut Berliner Bauordnung und Bauproduktegesetz als Bauprodukte. In diesen Fällen ist die
energetische Bewertung wesentliche Voraussetzung für die Verwendung.
Wiederverwendung von Baustoffen im Straßenbau
Aufbruch
Einbau
Recycling
RC-Baustoff
Die Gesundheits- und Umweltverträglichkeit
einzelner Bauproduktgruppen bewertet das
Deutsche Institut für Bautechnik in Verfahren
für eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung auf Grundlage der Bauordnungen der
Länder. Einen freiwilligen Beitrag zum pro-
hergestellt und instand gesetzt. Dabei besteht
der typische Berliner Gehwegbelag vor allem
in der Innenstadt aus gepflasterten Ober- und
Unterstreifen wie Mosaikpflaster, besonders
Bernburger Mosaik, und dazwischen liegenden Bahnen aus Gehwegplatten oder großfor-
duktbezogenen Gesundheits- und Umweltschutz leisten privatrechtlich organisierte Zertifizierungssysteme. Sie können – zum Beispiel
bei Holzwerkstoffen – einen Umwelt- und
Gesundheitsvorteil sichern, der über den bauordnungsrechtlichen Mindestanforderungen
liegt.
matigen Granitplatten. Die Fugen werden
bevorzugt mit Sand verfüllt. Dabei findet die
ungebundene Bauweise Anwendung. Dieser
Aufbau hat neben der attraktiven, stadtgeschichtlich stimmigen Gestaltung auch den
Vorteil, versickerungsoffen zu sein.
Recycelte Baustoffe im Straßenbau
Berlin beachtet die beschriebenen Grundsätze bei eigenen Bauvorhaben nicht nur im
Hochbau, sondern auch im Straßen- und Ingenieurbau. Gehwege werden soweit möglich
unter Verwendung vorhandener Materialien
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
überwacht die Güte von Straßenbaumaterialien aus wiederaufbereiteten Baustoffen,
zertifiziert sie und veröffentlicht sowohl die
zertifizierten Baustoffe als auch deren Herstellerfirmen alljährlich im Amtsblatt für Berlin.
15
Mit eingeblasenen
Dämmstoffen aus Zellulose lassen sich Hohlräume
bis in den letzten Winkel
auch nachträglich wärmedämmen.
Pflasterarbeiten an
einem typischen Gehweg
der Berliner Innenstadt.
Mosaikpflaster in ungebundener Bauweise rahmt
Bahnen aus größeren Gehwegplatten.
Baustein Grün
Berlin gilt zurecht als grüne Metropole. Mehr
als 42 Prozent des Stadtgebiets sind Grünund Wasserflächen – mehr als in jeder anderen Großstadt Deutschlands. Das erhöht
nicht nur die Wohn- und Lebensqualität der
Berlinerinnen und Berliner. Städte gelten
heute auch als Hotspots der Artenvielfalt,
weil sie auf engem Raum unterschiedlichste
Lebensräume für Tiere und Pflanzen bieten.
Der Senat sichert deshalb das wertvolle Freiraumsystem durch zahllose Maßnahmen.
Das reicht vom Schutz ökologisch besonders
sensibler Naturräume über die Pflege und
qualitätsvolle Gestaltung der Parks, Plätze
und Grünanlagen bis hin zur Unterstützung
privater Initiativen zur Pflege von Grün im
Straßenland oder zur grünen Zwischennutzung brachliegender Flächen.
Ökologisches Bauen zielt darauf, die vorhandene Vegetation zu schützen und in das Bau-
Seit 1995 sind in Berlin
mehr als 20 Kilometer
Straßenbahngleise
begrünt worden. Dabei
kommen – neben Rasen –
vor allem trockenheitsund hitzeresistente Arten
wie Sedum und andere
Sukkulenten zum Einsatz.
Die Stadt gewinnt gleich
mehrfach: Die Pflanzen
reduzieren Lärm, filtern
Schadstoffe, verbessern
durch Verdunstung das
Mikroklima, kühlen die
Luft und schützen die
Gleise und Bohlenkörper
vor Erosion und Verschleiß.
vorhaben einzubeziehen, den Grünanteil
besonders in Innenstadtlagen weiter zu stärken, die Versiegelung zu minimieren und Vorkehrungen zu treffen, damit die wertvolle
Begrünung nachhaltig unterhalten werden
kann.
Vegetation und Natur schützen
Stellung und Gestalt des Baukörpers sollen
nicht nur von energetischen und wirtschaftlichen Erwägungen bestimmt werden. Auch
der Schutz vorhandener Vegetation, besonders der alter Baumbestände, will bedacht
sein. Wurzelzonen von Bäumen eignen sich
nicht als Verkehrs- und Lagerflächen und
sollten auch bei der Planung von Versorgungsleitungen ausgespart bleiben.
Bei der Pflanzenverwendung steht die Auswahl standortgerechter Arten im Vordergrund. Heimische Stauden und Gehölze die-
16
nen als Bienenweide und liefern Futter für
Vögel. Sie zu bevorzugen liegt nahe, weil sie
besser in die vorhandenen Ökosysteme eingebunden sind als Neophyten. Diese Regel muss
jedoch im Einzelfall immer abgewogen werden. So können an stark befahrenen Straßen
besonders schadstoffresistente eingeführte
Baumarten eine sinnvollere Wahl darstellen.
Und gerade an exponierten Stellen können
hitze- und trockenheitsresistente Arten Unterhalt und Pflege langfristig erleichtern.
Der Lebensraum Stadt ist durch die Vielfalt seiner Ökosysteme und ökologischen Nischen
gekennzeichnet. Deshalb soll die Ausgestaltung des Bausteins Grün den Naturhaushalt
stärken und die Biodiversität der Stadt unterstützen. Diesem Ziel dienen auch Maßnahmen, die in der Stadt lebende Wildtiere
schützen und besonders bedrohten Arten
Unterschlupf bieten.
Selbst der Sukzession Raum zu lassen und
Spontanvegetation einzubeziehen kann sinnvoll sein, solange sie nicht die bauliche
Sicherheit oder Nutzbarkeit der Freiflächen
beeinträchtigt. So haben Untersuchungen
gezeigt, dass bereits die Ritzenvegetation
ungebundener Pflasterflächen das Mikroklima spürbar verbessert.
Grünanteil stärken
Ein begrünter Hof wirkt auf das Gebäude
zurück, weil er die Aufheizung im Sommer verringert und das Gebäudeumfeld kühlt. Die
Pflanzen filtern zudem Feinstaub aus der Luft
und bieten Lebensräume für viele Tierarten.
Bauphysikalische, lufthygienische und stadtökologische Fragen sind jedoch nicht die einzigen Gründe, den Grünanteil zu erhöhen. Ein
hoher Grünanteil stärkt auch die Identifikation
der Nutzer mit »ihrem« Gebäude.
Im Außenbereich sollte der Raum deshalb
bevorzugt durch Hecken und Gehölze statt
durch Mauern strukturiert werden. Auch die
Begrünung von Dächern und Fassaden bringt
positive Effekte auf Gebäude- und Mikroklima
und schafft neue Chancen für ein ökologisches Regenwassermanagement.
Diese Ansätze sind bereits bei der Planung
der Gebäudeaußenhaut zu berücksichtigen.
Rankhilfen für Kletterpflanzen oder direkten
Pflanzenbewuchs, eine geeignete Flächenausbildung für Selbstklimmer und/oder die
angemessene Auslegung der vertikalen Belastbarkeit der Fassade sind nötig, um eine
Fassadenbegrünung gezielt vorzubereiten.
Dächer bieten eine weitere Möglichkeit, den
Grünanteil zu erhöhen. Extensive Dachbegrünungen über einen Dünnschichtaufbau mit
Substrat und trockenheitsverträglicher Vege-
tation sind dabei intensiven Begrünungen mit
vollwertigem Bodenaufbau in wirtschaftlicher
Hinsicht deutlich überlegen. Sie verursachen
erheblich niedrigere Investitionskosten und
kommen ohne aufwändige Pflege aus. Der
Senat hat deshalb in den »Ökologischen Kriterien für Bauwettbewerbe« den Vorrang der
Extensivbegrünung festgeschrieben.
Versiegelung vermeiden
Aus ökologischer Hinsicht ist es wünschenswert, wenn neue Bauvorhaben den Gesamtanteil versiegelter Flächen auf einer Liegenschaft reduzieren. Ziel ist es, in der Summe
Flächen zu entsiegeln. Zumindest aber soll die
Neuversiegelung bei Bauvorhaben auf das
absolut nötige Mindestmaß beschränkt bleiben. Wasserdurchlässige ungebundene Oberflächen bieten hier ein breites Spektrum an
Lösungen. Holz- und Rindenbeläge, Schotterrasen, Rasengittersteine und Pflaster mit groß-
en Fugen erlauben auch bei Verkehrsflächen
eine relativ hohe Wasserdurchlässigkeit. Die
Auswahl des Deckenaufbaus richtet sich dabei
nach der künftigen Verkehrsbeanspruchung.
Die dafür nötige Abwägung ist am besten
durch ein schlüssiges, integriertes Freiflächenund Begrünungskonzept zu leisten, das auch
Aussagen zum nötigen Grad der Versiegelung
und zur Niederschlagswasserbewirtschaftung
enthält.
Ökologisch bewässern
Ein durchdachter Umgang mit der natürlichen
und kostenlosen Ressource Niederschlagswasser ist ein zentraler Teil nachhaltiger Grünpflege. Um Freiflächen oder Fassaden zu
bewässern, sollte bevorzugt Wasser verwendet werden, das von Dächern abläuft. Feuchtbiotope, Teiche und Rückstaubecken im
Außenbereich, aber auch gebäudeinterne
Zisternen erlauben es, dieses Wasser zu sam-
meln und vorzuhalten. Das Gebäude selbst
sollte so gestaltet sein, dass das Wasser über
natürliche Gefälle auf die Vegetationsflächen
oder in die Zwischenspeicher fließen kann,
ohne dass Pumpen oder andere Energie verbrauchende Hebeanlagen zum Einsatz kommen müssen. Um kein Trinkwasser für die
Bewässerung zu verschwenden, kann in Einzelfällen auch Grundwasser verwendet werden. Eine Grundwasserentnahme muss indes
bei der Senatsumweltverwaltung als zuständige Wasserbehörde beantragt werden. Sie
entscheidet, ob eine Entnahme zur Bewässerung am spezifischen Standort möglich und
sinnvoll ist.
17
Moosbewachsene
Pflasterritzen verbessern
das Mikroklima, weil das
im Moos gespeicherte
Wasser bei Hitze langsam
verdunstet und so die
Umgebung kühlt.
Die offene Betonstruktur
der Begrenzungsmauer
des Gartens am Bundeskanzleramt begünstigt
den Bewuchs mit den
Selbstklimmern Efeu und
Jungfernrebe.
Baustein Abfall
Asbestsanierung beim
Rückbau des Palasts der
Republik
Bauschutt macht vier
Fünftel aller in Berlin
anfallenden Abfälle aus.
Der richtige Umgang mit Abfall leistet einen
entscheidenden Beitrag zur Entlastung der
Umwelt. Geschlossene Stoffkreisläufe vermindern den Ressourcenverbrauch, und bei
der Verwertung lassen sich organische
Bestandteile abschöpfen, die sonst als
schädliche Emissionen Boden, Wasser und
Luft belasten würden. Für das ökologische
Bauen ist dieser Baustein von großer, oft
unterschätzter Bedeutung: Rund 80 Prozent
aller Abfälle erzeugt in Berlin die Bauwirtschaft. 2007 waren das fast fünf Millionen
Tonnen.
Während des Baus
Durch eine optimierte Baustellenlogistik lässt
sich das Abfallaufkommen auch während der
Bauausführung verringern. Baustoffe und
Bauteile auf der Baustelle sollten geschützt
werden, um Schäden und Ausschuss zu vermeiden. Abfall vermeidend wirkt in dieser
Phase auch eine bedarfsgerechte Materialzubereitung. Das betrifft unter anderem den
Zuschnitt von Gipskarton- und Holzplatten
oder den Einsatz von Mehrweg- und Großgebinden. So müssen deutlich weniger Baustoffverpackungen entsorgt werden.
Vermeiden
Wo kein Abfall entsteht, kann kein Abfall die
Umwelt belasten. Deshalb fordert das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz zu Recht,
Bauabfälle in erster Linie zu vermeiden. Die
dafür nötigen Handlungsspielräume liegen
oft weit vor dem Zeitpunkt, zu dem der Abfall
tatsächlich anfällt. Am wirkungsvollsten trägt
die Nutzung bestehender Bauten zur Abfallvermeidung bei. Ähnlich wichtig ist die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden.
Neubauten sollten deshalb unter Einsatz langlebiger Baustoffe und in einer Bauweise errichtet werden, die eine spätere Umnutzung
erlaubt. Auch eine intensive Wartung und
vorausschauende Instandhaltung bewahrt
vor verfrühtem Abriss.
Während der Nutzung
Damit auch während der Nutzung Abfall ökologisch sinnvoll entsorgt werden kann, müssen Trennsysteme eingeplant werden. Das
beginnt mit der Bereithaltung geeigneter
Stellflächen für Wertstofftonnen auf dem Hof
oder in gesonderten Müllräumen. Biologisch
abbaubare Abfälle, etwa der Grünschnitt, können, wenn es die Gegebenheiten erlauben,
direkt auf dem Grundstück kompostiert werden. Und schließlich können bei Modernisierungen und Umbauten alte, nicht ökologische
Abfallsysteme beseitigt werden. So wurden
etwa bei der Modernisierung des Märkischen
Viertels (vgl. Seite 32) die veralteten Müllabwurfanlagen geschlossen.
Boden und Steine machen mit mehr als 38
Prozent den größten Anteil der Bauabfälle aus.
Soweit Erdaushub keine gefährlichen Stoffe
enthält, kann er direkt auf dem Grundstück
zur Geländemodulation verwandt und so auf
kürzestem Wege wiederverwertet werden.
Nach dem Rückbau
Die Wiederverwendung von Bauteilen nach
dem Rückbau wird leichter, wenn sie bereits
bei der Gebäudeplanung bedacht wurde.
Deshalb ist es sinnvoll und meist auch wirtschaftlicher, bereits bei der Ausschreibung
von Bauleistungen abfallarme Lösungen anzufragen. Vorbereiten lässt sich die Verwertung nach dem Rückbau durch die Auswahl
geeigneter Bauweisen, durch eine reduzierte
Materialvielfalt, die das Trennen erleichtert,
durch den Einsatz von Baustoffen mit hoher
Kreislauffähigkeit, besonders durch die Verwendung verrottbarer, kompostierbarer und
schadstofffreier Baustoffe, und durch den
Verzicht auf Verbundstoffe und unlösbare
Verbindungen.
Richtig entsorgen
Dennoch fallen bei jeder Baumaßnahme und
in jedem Lebenszyklus eines Bauwerkes
unvermeidbare Abfälle an. Der Gedanke der
Nachhaltigkeit bedingt eine Wertung und Priorisierung, wie man die Entsorgung dieser
Abfälle angeht. Dabei gilt das Grundprinzip:
Verwerten (also recyceln oder zur Gewinnung
von Energie nutzen) vor Beseitigen. Ein Abfallkonzept hilft, dabei vorausschauend und
abgewogen zu planen.
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Verwertung von Bauabfällen in Berlin
Seit Ende der 1990er Jahre werden fast alle in
Berlin anfallenden Bauabfälle verwertet. Die
Quoten erreichen seit Jahren Prozentwerte in
den hohen Neunzigern. 2007 etwa waren es
mehr als 99 Prozent. Damit hat Berlin die noch
1999 im Abfallwirtschaftsplan für 2010 prognostizierten Erwartungen längst deutlich
überschritten und übertrifft auch die jüngsten
Vorgaben der EU: Die im Sommer 2008 vom
Europäischen Parlament verabschiedete Novelle der Abfallrahmenrichtlinie schreibt künftig für Bau- und Abbruchabfälle lediglich eine
Verwertungsquote von 70 Prozent vor.
Besonderes Augenmerk bei der Beseitigung
liegt auf gefährlichen Abfällen, die gesundheits- und umweltschädigende Stoffe enthalten. Das sind zum Beispiel Kohlenteer und
kohlenteerhaltige Bitumengemische, asbesthaltige Baustoffe, Baustoffe, die Quecksilber
beinhalten, PCB-haltige Dichtungsmassen
und PCB-haltige Bodenbeläge auf Harzbasis
oder Farb-, Lack-, Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel enthalten.
Jedes Arbeiten mit Asbest-, PCB-, und
PCP-haltigen Baustoffen und Bauteilen unterliegt ohnehin bauordnungsrechtlichen und
arbeitsschutzrechtlichen Regeln zum Gesundheitsschutz. Über diese Bestimmungen hinaus
bedingt die Beseitigung dieser gefährlichen
Abfälle eine Sorgfaltspflicht, die gesetzlich
genau geregelt ist. So dürfen sie zum Beispiel
nicht mit normalen Abfällen, aber auch nicht
untereinander vermischt werden. Zur Beseitigung müssen diese gefährlichen Abfälle
in Berlin an die eigens gegründete SBBSonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin
abgegeben werden.
Einsatz von Bauabfällen im Straßenbau
Das Land geht auch bei der Verwertung von
Bauabfällen mit gutem Beispiel voran: Am
weitesten hat sich der Einsatz aufbereiteter
Recyclingbaustoffe im öffentlichen Straßenbau durchgesetzt. Im Straßenbau werden für
Frostschutz- und Tragschichten so weit als
möglich gebrauchte Baustoffe verwendet.
Dazu werden Boden- und Bauschuttfraktionen in Brech- und Klassieranlagen zerkleinert und getrennt. Die Güte der resultierenden Baustoffe ist genau festgelegt und
wird penibel überwacht. Je nach Rezeptur ist
in Asphaltbinder- und -tragschichten die Mitverwendung von bis zu 40 Massenprozent
Asphaltgranulat vorgesehen, das aus Ausbauasphalt gewonnen wurde. Auch als Abfallverursacher ist der Straßenbau vorbildlich: Seit
Jahren werden die hier ausgebauten Stoffe zu
nahezu 100 Prozent wiederverwertet.
Schritt für Schritt wurde
von 2006 bis 2008 der
Palast der Republik
demontiert – in Umkehrung der Reihenfolge, in
der er einst errichtet worden war. Der Innenstadtbereich mit seiner hohen
Besucherfrequenz blieb so
von Lärm und Staub weitestgehend verschont, und
die abgetragenen Materialien – immerhin fast
20 000 Tonnen Eisen und
Stahl, mehr als 56 000 Tonnen Beton, 600 Tonnen
Holz und Ziegel und 500
Tonnen Glas – konnten
leichter für die Weiterverwertung sortiert werden.
19
Beispielhafte Berliner Projekte
Mehr und mehr finden die Grundgedanken
ökologischen Bauens heute auf breiter Front
ihren Niederschlag in Bauprojekten aller Art.
In Berlin wurden in den letzten Jahren zahllose Vorhaben realisiert, die zumindest einzelne Elemente des nachhaltigen Bauens
umsetzen.
Eine Auswahl von zwölf besonders vorbildlichen Projekten zeigt – stellvertretend für
viele andere – die Bandbreite der Lösungen,
die Architekten und Bauherren entwickelt
haben. Kennzeichnend für die meisten dieser
Projekte ist, dass sie mit einem ganzheitlichen
Konzept an die Aufgabe herangehen, das
mehrere Bausteine des ökologischen Bauens
vernetzt und so zusätzliche Synergien erschließt.
Solarwand
Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik
Ausbildungspavillon
Oberstufenzentrum TIEM
Breitunger Weg
Umbau eines Einfamilienhauses
Hauptsitz Solon SE
Konzernverwaltung und Produktionsgebäude
Lebens(t)raum Johannisthal
Generationenübergreifendes Wohnen
Märkisches Viertel
Energetische Modernisierung
»Ökologische Kompetenz –
Fortschrittliches Bauen«
Energieeinsparung und der Schutz natürlicher Ressourcen sind grundlegende
Aspekte des Planens und Bauens und wichtige Ziele einer zukunftsorientierten Stadtentwicklungspolitik. Planungen für Baumaßnahmen sind unter diesen Gesichtspunkten
zur Sicherung der Lebensqualität zu überprüfen und auf diese Ziele auszurichten.
Ökologische Prinzipien und energieeffiziente Gebäudekonzepte werden zu obligatorischen qualitativen Voraussetzungen aller
Projekte.
Mit den seit Mitte der 80er Jahre entwickelten
Pilotprojekten des ökologischen Bauens und
dem Fortschritt in der Technologie energiesparender Bauweisen ist in Berlin durch viele
öffentliche wie auch private Projekte ein
Erfahrungspotenzial gewachsen, das uns in
die Lage versetzt, hohe Anforderungen für
Bauvorhaben zu stellen und zum Regelstandard zu erklären.
Ökologische Anforderungen des Planens für
Baumaßnahmen in Berlin im Zusammenhang
darzustellen und zur praktischen Umsetzung
einzuladen ist dabei ein wesentlicher Schritt,
um das ökologische Bauen von der Ausnahme
zur Regel werden zu lassen.
Ökologisches und energieeffizientes Bauen ist
für die Bauherren – privat oder öffentlich – bisher auch immer eine finanzielle Frage gewesen, vor allem auf kurze Sicht. Mit den Fördermaßnahmen, die die öffentliche Hand für die
energetische Sanierung bereitgestellt hat,
20
Das Spektrum umfasst innovative Pilotanwendungen neuer Energiequellen, nachhaltige
Gewerbebauten, Bürohäuser, modellhafte
Ausbildungsbauten, den nachhaltigen Umbau
ganzer Großsiedlungen, die energetische
Sanierung privater Eigenheime, Baugruppenprojekte und neue Wohnformen, Schulen,
Bibliotheken, Jugendzentren, Sozialbauten
und Sonderbauten wie das Große Tropenhaus
des Botanischen Gartens.
Bausteine
Energie
Wasser
Baustoffe
Grün
Abfall
Philologische Bibliothek
Freie Universität Berlin
Annedore-Leber-Grundschule
Neubau Mensa und Gruppenhaus
Franziskanerkloster Pankow
Umbau und Erweiterung
Freie Waldorfschule Kreuzberg e. V.
Umbau ehemaliges Hauptkinderheim
Haus der Jugend »Albert Schweitzer«
Energetische Gebäudesanierung
Grundsanierung Großes Tropenhaus
Botanischer Garten Berlin
werden auch finanzielle Anreize geboten, die
für private Bauherren, für Unternehmen, aber
auch für das öffentliche Bauen einen Anreiz
bilden.
Man muss keine prophetische Gabe besitzen,
um vorauszusagen, dass sich in den kommenden Jahren die Vermarktung von Immobilien
immer stärker über die Energiekosten entscheiden wird. Daher nutzen wir die Chance,
weiter an der »Pionierfront« des energetisch
und technisch fortschrittlichen Bauens und
Sanierens zu bleiben. Die folgenden Beispiele
zeigen eine Reihe aktueller Projekte aus Berlin,
die den fortgeschrittenen Standard von Verfahren und Bauweisen deutlich machen.
umfassenden »Klimapolitischen Arbeitsprogramm« festgeschrieben, das sukzessiv umgesetzt wird.
Energie als kostbares Gut zu begreifen ist ein
erster Schritt in eine klimagerechte Zukunft –
ein Schritt, den wir persönlich alle derzeit täglich machen müssen. In einem zweiten Schritt
geht es dann darum, diese individuellen Erfahrungen zu einem gemeinschaftlichen Projekt
zu bündeln – einem Projekt für eine nachhaltige Kommunal- und Gesellschaftspolitik.
Beispiele für unseren Weg finden Sie auf den
folgenden Seiten.
Ökologisches und energieeffizientes Bauen ist
inzwischen nicht nur ein Thema von herausragender Bedeutung, es erfordert auch neues,
vernetztes Handeln einer Verwaltung. Der
Senat hat daher alle mit diesem Thema in
Zusammenhang stehenden Fragen in einem
Hella Dunger-Löper
Staatssekretärin für Bauen und Wohnen
21
Solarwand
Ferdinand-Braun-Institut für
Höchstfrequenztechnik
Anthrazit schimmert die markant geschwungene Hohlkehle, in deren Oberfläche sich an
hellen Tagen der Himmel spiegelt. Die Fassade, die hier, direkt gegenüber des Elektronenspeicherrings Bessy II, architektonisch ein Zeichen setzt, ist auch in technischer Hinsicht
eine zumindest kleine Sensation. Es ist die bislang größte Anlage zum praktischen Einsatz
von Dünnschichtsolarzellen der zweiten
Generation (CIS-2). Anfang 2007 ging sie in
Betrieb, ganze fünf Wochen dauerte die
Montage. Mehr als 700 der innovativen
Photovoltaikmodule sind hier mittels Punktbefestigung auf einer Unterkonstruktion aus
verzinkten Stahlprofilen verankert.
Die Solarwand ist der krönende Abschluss
eines Umbaus, mit dem das Ferdinand-BraunInstitut für Höchstfrequenztechnik (FBH) seinem Standort in Adlershof ein neues Gesicht
gab. Das FBH nutzt seit den 1990er Jahren ein
teils denkmalgeschütztes Gebäudeensemble,
das von 2001 bis 2005 saniert und um ein
Laborgebäude erweitert wurde. Zu dem
Ensemble gehört auch eine Technologie- und
Produktionshalle aus den 1970er Jahren. Sie
22
war zuvor mehrfach unter rein technischen
Gesichtspunkten erweitert und verändert
worden. Die neue, zur Straße hin vorgestellte
Solarwand gibt dem Bau nun ein klares, einheitliches Äußeres. Hinter dem Wandschirm,
der unten auf einer Mauer aus hellem Betonstein ruht, kann das FBH die eigentliche Hallenhülle künftig verändern, ohne dass das
Außenbild beeinträchtigt wird.
Zugleich unterstreicht das Institut damit
demonstrativ und weithin sichtbar seinen
Anspruch, umweltfreundlich zu arbeiten. »Die
innovative Solaranlage zeigt bereits heute,
wie in Zukunft gebaut wird«, ist sich Dr. Nikolaus Meyer sicher. Meyer ist Geschäftsführer
der Sulfurcell Solartechnik GmbH, die die neuartigen Photovoltaikmodule geliefert hat.
2006 war Sulfurcell dafür mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet
worden.
So gewagt Meyers Einschätzung klingt, so
sicher ist, dass die Solarwand zumindest ein
neues Kapitel in der Photovoltaik-Anwendung
aufschlägt. Denn Dünnschichtsolarzellen er-
Herstellung von
Dünnschicht-Solarzellen
bei Sulfurcell
Aufbau einer
Dünnschicht-Solarzelle
Standort
Gustav-Kirchhoff-Straße 4
12489 Berlin (Adlershof)
Baustein
Energie
weitern nicht nur das Anwendungsspektrum,
sie reduzieren auch die Anschaffungskosten
von Solarzellen um bis zu 50 Prozent. Die neue
Technologie, in deren Entwicklung Berlin
international führend ist, ebnet damit den
Weg zu einem wirtschaftlichen Einsatz der
Solarenergie auf breiter Front.
Zentrum der Berliner Solarzellenforschung ist
das 2008 aus dem Hahn-Meitner-Institut hervorgegangene »Helmholtz-Zentrum Berlin für
Materialien und Energie« in Adlershof. Als
Basismaterial von Dünnschichtzellen kommen
statt Silizium Verbindungshalbleiter aus Elementen wie Kupfer, Indium, Gallium, Schwefel
und Selen zum Einsatz. Sie absorbieren Sonnenlicht in feineren Schichten. Das größte
Potenzial für eine Verwendung auf breiter,
industrieller Basis bietet Kupferindiumdisulfid
(CuInS2).
Es ist zugleich die umweltfreundlichste Variante von Dünnschichtzellen. CIS-Zellen der
ersten Generation verwendeten als Absorbermaterial Kupferindiumdiselenid. Ersetzt man
Selen durch Schwefel, wird bei der Produktion
der Zellen rund zwei Drittel weniger Energie
verbraucht. Die Energierücklaufzeit der neuen
Zellen – also die Zeit, die vergeht, ehe die Zelle
so viel Energie produziert hat, wie in ihre Produktion gesteckt wurde – liegt bei einem Jahr
und darunter. Zum Vergleich: bei herkömmlichen Siliziumzellen dauert das drei bis sieben
Jahre.
Seit 2006 produziert die Sulfurcell GmbH in
Adlershof als weltweit erstes Unternehmen
solche Solarzellen. Die Ausgründung aus dem
Hahn-Meitner-Institut förderte der Senat 2003
mit 7,23 Millionen Euro im Rahmen des
Umweltentlastungsprogramms Berlin (UEP).
Ursprüngliche Gesellschafter waren das HahnMeitner-Institut, industrielle Teilhaber und der
Berliner Energie- und Umweltfonds von Gaz
de France und Vattenfall Europe Berlin. Im
Sommer 2008 stockte eine internationale
Investorenrunde unter Führung der Beteiligungskapitalgesellschaft des Chipherstellers
Intel das Aktienkapital um 85 Millionen Euro
auf. Damit kann Sulfurcell die Produktion um
eine weitere Fabrik ausbauen.
23
Solarwand (Photovoltaik-Anlage)
Architektur
Christian Matzke / msp Gesellschaft
für Bauplanung mbH, Dresden
Breite
80 m
Höhe
8m
Ausführung
732 CIS-2-Dünnschichtmodule
(davon 2 anlagenbedingt inaktiv)
Hersteller
Sulfurcell Solartechnik GmbH
Modulgröße
129,6 x 65,6 cm
Leistung eines Moduls
45 bis 60 Watt
Installierte Fläche
640 m²
Gesamtleistung
39 kWp
Gesamtkosten
250.000 Euro
Inbetriebnahme
Januar 2007
www.fbh-berlin.de
www.hmi.de
www.sulfurcell.de
Hauptsitz Solon SE
Konzernverwaltung und
Produktionsgebäude
Mehr als ein Drittel aller deutschen Solarmodule werden schon heute in der Region BerlinBrandenburg produziert. Einer der hier arbeitenden Hersteller ist die Solon SE. Das TecDAXnotierte Unternehmen, das vor allem durch
seine Photovoltaiksysteme für solare Großkraftwerke international bekannt wurde, ist
mit Tochtergesellschaften auch in Österreich,
Italien, der Schweiz und den USA vertreten.
Solon gehört zu den Erstunterzeichnern des
Berliner Klimabündnisses (siehe Seite 4) und
implementiert an allen Standorten Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001.
Die Konzern-Holding bezieht derzeit ihr neues
Domizil in Berlin-Adlershof. Der Neubaukomplex besteht aus einem Verwaltungs- und
einem Produktionstrakt. Dabei schafft Solon
nicht nur Flächen für eine Ausweitung der
eigenen Produktionskapazitäten. Auch das
Unternehmen Global Solar Energy, an dem
Solon beteiligt ist, startete hier bereits im
November 2008 die Serienproduktion von
Dünnschichtsolarzellen auf Basis von KupferIndium-Gallium-Selenid (CIGS).
Das Energiekonzept der Neubauten wurde in
einem integralen Planungsprozess abge-
24
stimmt und optimiert. Es setzt auf erneuerbare Energien, Wärmedämmung weit über
Standard, das abgestimmte Zusammenspiel
der einzelnen energierelevanten Prozesse und
eine intelligente Verbrauchssteuerung. Im
Ergebnis reduziert das den CO2-Ausstoß, den
die Konzernzentrale verursacht, auf ein Viertel
des Werts herkömmlicher Neubauten.
Die offenen Büroebenen lassen sich nach
Bedarf unterteilen. Das sichert eine langfristig
flexible Nutzung. Lichthöfe gewährleisten
eine natürliche Belichtung des kompakten
viergeschossigen Verwaltungsgebäudes. Die
Fassade besteht aus energieeffizient vorgefertigten Holzelementen. Dreifach funktionsverglaste Fenster sorgen bei minimaler Einbautiefe für optimale Wärmedämmung und
im Zusammenwirken mit außen liegenden
Verschattungselementen für den nötigen
Sonnenschutz. Der mittlere U-Wert dieser
Gebäudehülle liegt unter 1 W/m²K.
Ein Biomasse-Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt Wärme und Strom, der ins Netz eingespeist wird. Zusätzlich ist der Komplex an das
Fernwärmenetz eines lokalen Energieversorgers angeschlossen. Damit wird die gesamte
Heizenergie in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erzeugt. Verteilt wird die Wärme über
Konvektorheizkörper an den Fassadenelementen und die Betonkernaktivierung der
Decken, die sich heizen und kühlen lassen. Die
Lüftungsflügel in der Fassade sind mit Kontakten ausgestattet, die ein Heizen bei offenem
Fenster verhindern. In der Heizperiode kommt
zudem eine mechanische Lüftungsanlage
zum Einsatz, die mit einer hocheffektiven
Wärmerückgewinnung gekoppelt ist.
Besonders hoher Kühlbedarf fällt in der Fertigung an. Eine strombasierte Kompressionskältemaschine ergänzt deshalb die Kühlleistung
nasser Kühltürme. Außerdem gleicht das
Gründach die Temperaturen aus, weil es im
Sommer die Verdunstungskühle nutzt und
rund ums Jahr isoliert. Eine Zisterne erlaubt es,
das Regenwasser vor Ort zu sammeln und zu
verwenden.
Zeitpunkte von Stromverbrauch und -erzeugung entkoppeln.
Ein weiterer wichtiger Baustein des Energiekonzepts ist ein drahtloses System zur Gebäudeautomation, in dem die eingebundenen Sensoren, Aktoren und Geräte über das
Internet-Protokoll kommunizieren. Dadurch
können die Nutzer Lüftung, Temperatur und
Licht in den Räumen mit jedem internettauglichen Gerät regulieren – vom PDA über den
PC bis zu den dezentralen Soft-Touch-Panels
in den Räumen. Lichtschalter im klassischen
Sinne sind so weitgehend überflüssig.
Strom erzeugt neben dem BHKW auch eine
ins Haus integrierte Photovoltaik-Anlage.
Jeder Schreibtisch ist batteriegepuffert und
kann bis zu einer Kilowattstunde Strom speichern, die er über eine eingebaute »mobile
Steckdose« wieder abgibt. So lassen sich die
Standort
Am Studio 16
12489 Berlin (Adlershof)
Bausteine
Energie, Wasser, Baustoffe, Grün
Neubau
Architektur
Schulte-Frohlinde Architekten
Energiekonzept und Haustechnikplanung
EGS-plan GmbH
Haustechnik und Gebäudeautomation
imtech Deutschland GmbH & Co KG
Nutzfläche
23 000 m²
Bauzeit
2007–2008
Baukosten
ca. 40 Millionen Euro
Bauherr
Solon SE
www.solon.com
25
Ausbildungspavillon
Oberstufenzentrum TIEM
Das Oberstufenzentrum für Technische Informatik, Industrie-Elektronik und EnergieManagement (OSZ TIEM) ist bundesweit die
einzige Berufsfachschule, die eine dreijährige
Ausbildung zum »Staatlich geprüften Assistenten für regenerative Energie und Energiemanagement« anbietet. Weil es noch zu wenige Praktikumsplätze für den 2003 eingeführten Ausbildungsgang gab, entstand ein
Pavillon, der Lernort, Übungswerkstatt und
Anschauungsobjekt in einem ist.
Seine kompakte Architektur sichert ein energetisch günstiges Verhältnis der Außenhüllenfläche zum Volumen. Wärmebrücken wurden
radikal minimiert. Die Wärmedämmung der
Fassade überdeckt die Blendrahmen der Fenster, die selbst bei gut gedämmten Bauten
sonst oft Schwachstellen bilden. Durchdringungen der Hülle wurden so weit als möglich
vermieden und konstruktiv bedingte Wärmebrücken thermisch getrennt. So stehen alle
Außen- und Innenwände auf tragenden
Dämmschichten in der Bodenplatte. Messungen bestätigten eine weit über Durchschnitt liegende Luftdichtheit der Hülle. Ihr
Transmissionsverlust unterschreitet die zulässige Obergrenze um 43 Prozent. Der Jahrespri-
26
märenergiebedarf liegt 38 Prozent unter den
gesetzlichen Vorgaben.
Der Bau ist so platziert, dass er trotz des Baumbestands auf dem Grundstück direkt besonnt
wird. Das begünstigt die aktive wie passive
solare Energieversorgung. Das Dach teilt sich
in einen flachen begehbaren Bereich und eine
Schräge. Auf ihrem unteren Teil sitzen gut
erreichbar Solarzellen und -kollektoren unterschiedlicher Art, darüber liegen schmale Fenster, deren Licht innen auf die gewölbte Nordwand einer Galerie fällt und von dort gezielt
auf die Galerie und in den Raum darunter
reflektiert wird. Sonnenrollos verhindern eine
Überhitzung der Räume im Sommer und
erlauben es zugleich, das einfallende Licht
nach Bedarf zu dosieren.
Außen wie innen liegen alle technischen Anlagen über Putz. So können die Auszubildenden
die Installationen praktisch nachvollziehen.
Zudem lassen sich die Einrichtungen auf diese
Weise ohne Eingriff in die Bausubstanz dem
aktuellen Stand der Technik anpassen. Der tiefe Seminarraum im Erdgeschoss kann variabel
möbliert werden: mit klassischen Schultischreihen, Lerninseln oder in U-Form. Vor der glä-
sernen Südfassade liegen 40 Zentimeter tiefe
Sonnenschutzlamellen. Sie lassen sich so einstellen, dass Licht an die Decke des Seminarraums gespiegelt und von dort in die Tiefe des
Raums verteilt wird. Die elektrische Beleuchtung reagiert mit einer automatischen Dimmung auf die natürlichen Lichtverhältnisse.
Bewegungsmelder schalten sie automatisch
ab, wenn der Raum nicht genutzt wird.
Verbrauchte Luft streicht im Inneren entlang
der leicht ansteigenden Decke des Seminarraums in den Luftraum der Galerie und strömt
dort weiter zu Lüftungsklappen an Ost- und
Westgiebel. So sichert die Gebäudegeometrie
eine natürliche Lüftung. Zusätzlich versorgt
eine mechanische Lüftungsanlage den Fachraum mit Frischluft. Diese Anlage nutzt die
Wärme der Abluft, um die angesaugte Außenluft vorzuwärmen. Für die Kühlung sorgt ein
unter der Decke der Galerie eingebautes
Umluftkühlgerät, dessen Außengerät gut
zugänglich auf dem Flachdach aufgestellt ist.
heizt das Gebäude; Überschüsse fließen in das
interne Wärmenetz der Schule. Zähler messen,
wie viel Energie für Heizung, Kälte, Lüftung,
Beleuchtung und wie viel Strom insgesamt im
Haus verbraucht wird. Eine Wetterstation
erfasst zudem die Klimadaten am Standort.
Alle Werte fließen im digitalen Herzstück des
Hauses zusammen: einem Gebäudemanagementsystem, das von einem Leitrechner aus
verwaltet wird und alle haustechnischen Anlagen steuert. Über LON-Interfaces können
Schülernotebooks angeschlossen werden, sodass sich die Steuerung von Heizung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sonnenschutz
und Eigenstromversorgung auch auf Schülerebene programmieren lässt.
Das Projekt wurde zu 90 Prozent aus Mitteln
der Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur« finanziert.
Zwei Photovoltaikanlagen liefern im Schnitt
2,4 Kilowatt pro Stunde, die in das öffentliche
Stromnetz eingespeist werden. Die Wärmelieferung der thermischen Solarkollektoren be-
Standort
Goldbeckweg 8–14
13599 Berlin (Spandau)
Baustein
Energie
Neubau
Architektur
sol-id-ar Architekten und Ingenieure
Technische Gebäudeausrüstung
EST Ingenieure Ingenieurbüro Tesch
Projektsteuerung
Schäfer Architekten- und
Ingenieurgesellschaft mbH
Bauzeit
2007–2008
Baukosten
ca. 1 Million Euro
Bauherr
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Auszeichnungen
KlimaSchutzPartner 2008
Deutscher Solarpreis 2008
www.osztiem.com
27
Lebens(t)raum Johannisthal
Generationenübergreifendes Wohnen
38 Erwachsene und 32 Kinder sind es, die derzeit am Rande des 65 Hektar großen Landschaftsparks Johannisthal in einer neuen Ökosiedlung ihren Traum vom nachhaltigen,
gemeinschaftlichen und generationenübergreifenden Wohnen leben. Das Baugruppenprojekt besteht aus 19 Wohnhäusern, die in
mehreren Bauabschnitten seit 2004 entstanden. In seiner verdichteten Bauweise folgt die
Anlage der kleinräumigen mittelalterlichen
Siedlungsform des Rundlingdorfes: Hufeisenförmig reihen sich die Bauten um ein gemeinschaftlich genutztes Zentrum. Im »Dorf« selbst
gibt es keinen Autoverkehr. Autos werden auf
einem Parkplatz an der Zufahrt abgestellt. Das
schafft im Inneren Raum für kind- und altengerechte, naturnahe Garten- und Gemeinschaftsräume.
Die intensive Wärmedämmung der Holzhäuser reduziert den Energiebedarf. Beim Bau
kamen natürliche und traditionelle Baustoffe
28
wie Holz, Lehmputz und -mauerwerk, Platten
aus gepresstem Stroh für Innenwände, Linoleum für die Böden und als Isoliermasse Cellulose und Hanf zum Einsatz.
Auch in der Energieversorgung setzt die Baugruppe auf nachwachsende Rohstoffe. Über
ein lokales Netz werden die Einzelhäuser aus
einem gemeinsamen Technikkeller mit Wärme, Strom, Warm-, Kalt- und Brauchwasser
versorgt. Eine Photovoltaikanlage mit 23 kWp
unterstützt die Stromlieferung. Eine Grauwasseranlage liefert bis zu 2 m³ Betriebswasser,
das beispielsweise für die Toilettenspülung
genutzt wird. Jährlich werden damit rund
600 m³ Trinkwasser eingespart.
Für die Wärme sorgen eine solarthermische
Anlage mit 50 kW Gesamtleistung und ein
biomassebefeuerter Heizkessel. Im Winter
2007/2008 wurde diese Holzpelletheizung
mit einem Abgaswärmetauscher nachgerüs-
Standort
Am Rundling 1–20
12487 Berlin (Joachimsthal)
tet, dem ein Rauchgaswäscher und ein Kondensatwärmetauscher nachgeschaltet sind.
So wird die Abwärme genutzt, um das Warmwasser im Trinkwassernetz der Siedlung vorzuwärmen. Bis zu 15 Prozent mehr Wärme
bleibt damit im System, das nun das Niveau
der Brennwerttechnik und einen Wirkungsgrad (Heizwert) von bis zu 103 Prozent erreicht.
Zugleich sank damit die ohnehin schon
niedrige Feinstaubemission. Zugelassen sind
Staubemissionen von 150 mg pro Kubikmeter
Rauchgas. Die Heizung emittierte schon vor
dem Umbau nur 80 mg. Durch die neue
Abgaswäsche ist dieser Wert nun auf
30 mg/m³ Rauchgas gesunken. Weil dank
des höheren Wirkungsgrades weniger Holzpellets per Lkw angeliefert werden müssen,
wird zudem die Klimagasbilanz der Vorkette
entlastet.
Neben den rein baulichen Maßnahmen setzen
die Bewohnerinnen und Bewohner auch auf
eine Änderung der Lebens- und Verbrauchsgewohnheiten und versuchen – etwa über die
Frage, wie Betriebskosten auf die Nutzer aufzuteilen sind – Anreize zum Energiesparen zu
schaffen. 2007 wurde das Projekt im Wettbewerb »Wohnen in der Zukunft« der IKEA-Stiftung für sein ökologisches und bürgergesellschaftliches Engagement und sein Konzept
des Mehrgenerationenwohnens ausgezeichnet. Das Preisgeld brachte die Bewohnerinnen
und Bewohner ihrem Ziel ein Stück näher,
auch das Dorfzentrum ökologisch zu gestalten und ein Gruppenhaus mit Café und
Gemeinschaftsräumen zu bauen.
Bausteine
Energie, Wasser, Baustoffe, Grün, Abfall
Ökologisches Bauherrenprojekt
Architektur
Planungsbüro BHZ/Harald Zenke
Projektentwicklung
Hagen Neidel
Winfried Härtel
Wohngebäude
19 Ein- und Zweifamilienhäuser
Nutzfläche
2 350 m²
Bauzeit
2004–2006
Baukosten
ca. 4,5 Millionen Euro
Auszeichnungen
Preisträger »Wohnen in der Zukunft«
(IKEA-Stiftung) 2007
KlimaSchutzPartner 2008
www.rundlinge.de
29
Breitunger Weg
Umbau eines Einfamilienhauses
Dass sich auch ungedämmte Altbauten im
Eigenheimbereich mit gezielten Eingriffen
energetisch optimieren lassen, belegt das Beispiel dieses privaten Wohnhauses an der
Grenze der Stadtteile Buckow und Britz. Das
Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung entstand in den 1960er Jahren. Zwei eingeschossige Anbauten erweitern den kompakten
zweigeschossigen Bau an dessen Querseiten.
Beim Umbau wurden die Grundrisse nur
geringfügig verändert. Auch die äußere Form
blieb in den Grundzügen erhalten. Um konstruktive Wärmebrücken zu vermeiden, wurde
allerdings der massige Balkon auf der Straßenseite entfernt. Auch Dachüberstände und der
Schornstein wurden aus diesem Grund abgebrochen, der Dachausstieg geschlossen und
die ungedämmten Rollladenkästen entfernt.
Zwei neue Holzkonstruktionen ersetzen die
bisherigen massiven Eingangspodeste, die
ebenfalls Wärme aus dem Inneren ableiteten.
Die Außenwände aus verputztem Mauerwerk
erhielten eine Dämmung aus nachwachsen-
30
den Rohstoffen. Sie umhüllt den Bau wie ein
dicker Wärmemantel. Holzfaserplatten auf
einer leiterartigen Unterkonstruktion bilden
ihre innere winddichte Ebene. 28 Zentimeter
breite Holzleitern definieren die Tiefe der Hülle, in die Cellulose eingeblasen wurde. Den
äußeren Abschluss bildet im zweigeschossigen Bereich eine Verschalung aus Lärchenholz. Die Anbauten erhielten einen Luftkalkputz auf Schilfrohrträger. Diese vorgehängte
Konstruktion erhöht zwar das Gebäudevolumen, senkt aber den U-Wert der Außenwände
drastisch auf 0,12 W/m²K. Neue, dreifach verglaste Holzfenster mit einem U-Wert (inklusive
Rahmen) von 1,0 W/m²K sorgen auch im
Fensterbereich für eine spürbare energetische
Verbesserung.
Zwischen dem flach geneigten Pultdach und
der darunter abgehängten Unterdecke aus
verputzten Schilfrohrmatten liegt ein nicht
zugänglicher, keilförmiger Hohlraum. Dieser
Raum ist im Schnitt 40 Zentimeter hoch. Er
war bislang nur mit einer Lage Mineralwoll-
matten und einer Lage Polystyrol-Dämmung
isoliert. Nun senkt zusätzlich in den Hohlraum
eingeblasene Cellulose den U-Wert des
Daches auf 0,06 W/m²K. Im Erdgeschoss sorgt
ein neuer Bodenaufbau mit einer Dämmstärke
von sechs Zentimetern für die nötige Isolation. Im unterkellerten Bereich wurde die Decke
auch von unten gedämmt.
Komplett erneuern ließen die Bauherren die
technische Gebäudeausrüstung. Eine Sole/
Wasser-Wärmepumpe mit einer 90 Meter tiefen Erdsonde nutzt geothermische Energie.
Die Wärme wird in beiden Etagen über Fußbodenheizungen verteilt. Gelüftet werden die
Wohnräume über eine zentrale Be- und Entlüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung mit 90-prozentigem Wirkungsgrad.
minus 50 %«. Das war Voraussetzung, um am
Modellprojekt »Niedrigenergiehaus im Bestand« der dena teilzunehmen. Seit 2003 hat
die dena mit diesem bundesweiten Modellvorhaben bei mehr als 250 Gebäuden die
Möglichkeiten der energetischen Sanierung
ausgelotet und erprobt. 2007 war der dafür
anfangs angesetzte Sanierungsstandard
»EnEV-Neubau minus 30 %« zur Vorbedingung der Breitenförderung über das CO2Gebäudesanierungsprogramm der KfW Förderbank erhoben worden. Seither gilt für die
Modellvorhaben die verschärfte Zielvorgabe.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten
dabei neben der Basisförderung aus dem CO2Gebäudesanierungsprogramm eine zusätzliche Modellförderung.
Der errechnete Primärenergiebedarf des
Hauses liegt dank all dieser Maßnahmen nach
dem Umbau bei nur 37,7 kWh pro Quadratmeter und Jahr und erreicht damit den anspruchsvollen Sanierungsstandard »EnEV-Neubau
31
Standort
Breitunger Weg 22
12349 Berlin (Buckow)
Bausteine
Energie, Baustoffe
Bestand
erbaut
1965/1966
Nutzfläche
Hauptwohnung 177 m²
Einliegerwohnung 49 m²
Umbau
Architektur
Roswag & Jankowski Architekten
Beratung Haustechnik
Planungsteam Energie und Bauen
Bauzeit
2008
Baukosten
220.000 Euro
Bauherr
Privat
Märkisches Viertel
Energetische Modernisierung
Mehr als 13 000 Wohnungen im Märkischen
Viertel werden seit 2008 energetisch modernisiert. Es ist das derzeit größte Sanierungsvorhaben im deutschen Wohnungsbau. Was in
Berlins Norden geschieht, hat Modellcharakter für den nachhaltigen Umbau von Großsiedlungen in ganz Deutschland.
Eine Reihe aufeinander abgestimmter Maßnahmen steigert Energieeffizienz und
Umweltfreundlichkeit der Wohnungen, die
einst in den sechziger und frühen siebziger
Jahren entstanden. An vorderster Stelle stehen der Einbau neuer, verlustarmer Rohr- und
Verteilersysteme für die Wärmeversorgung
und der Austausch der Heizkörper. In vielen
Bauten existieren noch veraltete Einrohrsysteme. Sie werden nun durch Zweirohrsysteme ersetzt. Um die Wärmeverluste durch
die Gebäudehülle zu reduzieren, wird auf die
Fassaden ein Wärmedämmverbundsystem
aufgebracht. Auch die Dächer (beziehungsweise die Decken der obersten Geschosse)
und die Kellerdecken werden wärmegedämmt und die Fenster ausgetauscht. Je nach
Gebäude können sich durch diese Maßnahmen die Heizkosten mehr als halbieren. In der
Summe errechnet die Gesobau AG als Bauherr
eine Verringerung des CO2-Ausstoßes nach
Abschluss der Maßnahmen um 20 000 Tonnen
jährlich.
32
Neue, funkbasierte und fernablesbare Messgeräte erfassen in Zukunft den Verbrauch an
Heizwärme, Warm- und erstmals auch Kaltwasser exakt und erlauben so nicht nur eine
wohnungsgenaue, präzise Abrechnung, sondern auch ein Monitoring der eigenen Verbrauchsgewohnheiten durch die Mieterinnen
und Mieter.
Da alle Strangleitungen in den Wänden erneuert werden, lässt der Bauherr zugleich die
Bäder komplett modernisieren und neue, wassersparende Armaturen und Geräte installieren. Die veralteten und unhygienischen
Müllabwurfanlagen werden geschlossen und
durch ein umweltfreundlicheres Trennsystem
mit zeitgemäßen Müllstandplätzen ersetzt.
Außerdem werden in den Zugangsbereichen
der Häuser Flächen entsiegelt und zu Grünanlagen umgestaltet.
Im Zuge der Modernisierung entstehen des
Weiteren neue Eingangsbereiche, die wärmegedämmt und entsprechend verglast sind.
Leit- und Orientierungssysteme werden verbessert und neue Sprech- und Klingelanlagen
eingebaut. Intensive Informationsarbeit und
Aufklärung der Mieterinnen und Mieter über
energiesparendes Verhalten komplettieren das
Maßnahmenpaket. Um die Modernisierung so
verträglich wie möglich zu gestalten, hat die
Standort
13435 und 13439 Berlin
(Reinickendorf)
Bausteine
Energie, Grün, Abfall
Gesobau ein umfassendes Hilfs- und Betreuungsnetzwerk besonders für ältere Mieterinnen und Mieter initiiert, das zahlreiche Sozialpartner einbindet. Das ist wichtig, weil die
Sanierung in bewohnten Gebäuden stattfindet
und gerade ältere Menschen oder Schwangere
beeinträchtigt. Besonders belastete Mieterinnen und Mieter können mit ihren Familien
für die Zeit, in der ihre Wohnung saniert wird,
sogar ein Ausweichquartier erhalten.
Innovativ ist das Gesamtvorhaben vor allem in
seinem Finanzierungsansatz. Die Wohnungsgesellschaft nutzt den Spielraum, den die
erwartete Betriebskostensenkung eröffnet. So
kann sie einen Teil der Modernisierungskosten
über höhere Kaltmieten einspielen, ohne dass
die monatliche Gesamtbelastung der Mieterinnen und Mieter merklich zunimmt. In der
Summe lässt sich damit die Modernisierung
für die Bewohnerinnen und Bewohner weitgehend kostenneutral realisieren. Zusätzlich
nutzt das Vorhaben zinsgünstige Finanzierungen aus dem Wohnraum-Modernisierungs- und CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW. Der Senat hat Anfang 2009
das Märkische Viertel als sechstes Gebiet des
Programms Stadtumbau West festgelegt. Bis
2013 fließen so rund 13,5 Millionen Euro
Fördermittel von Land, Bund und EU in die
Erneuerung des Viertels.
Noch nicht entschieden ist der letzte Baustein
des energetischen Wandels. Seit Beginn wird
das Märkische Viertel über ein Fernwärmenetz
versorgt. Erzeugt wird die Wärme in einem in
den 1960er Jahren eigens errichteten, erdgasbetriebenen Fernheizwerk. Betreibergesellschaft ist eine Tochter von Vattenfall Europe.
Der Energieversorger prüft derzeit eine
Umstellung auf Kraft-Wärme-Kopplung und/
oder auf nachwachsende Biomassebrennstoffe. Gesobau-Vorstand Jörg Franzen: »Zusammen mit unserer energetischen Modernisierung wäre dann die Energieversorgung des
Märkischen Viertels CO2-neutral.«
In Sachen Strom gibt es bereits eine Entscheidung. Im Oktober 2008 verlängerte das Unternehmen einen Vertrag mit Vattenfall, der
festlegt, dass die Gesobau-Wohnungen ausschließlich mit Ökostrom aus skandinavischer
Wasserkraft versorgt werden. Laut Angaben
des Wohnungsunternehmens ergibt sich
dadurch eine CO2-Einsparung von weiteren
7 500 Tonnen im Jahr.
Bestand
erbaut
1963–1974
Städtebau
Werner Düttmann, Georg Heinrichs,
Hans Müller
Architektur
Werner Düttmann, Karl Fleig, René Gagès,
Ernst Gisel, Georg Heinrichs, Chen Kuen Lee,
Ludwig Leo, Hans Müller, Peter Pfankuch, Planungsabteilung DeGeWo, Hansrudolf Plarre,
Pysall Stahrenberg & Partner, Stefan Scholz,
Heinz Schudnagies, Herbert Stranz, Volker
Theißen, Oswald M. Ungers, Werner Weber,
Shadrach Woods, Astra Zarina, Jo Zimmermann
Energetische Modernisierung
über 13 000 Wohnungen
Planung
Bauabteilung der Gesobau AG
Pilotprojekt
2007–2008
geplante Bauzeit
2008–2018
Baukosten
ca. 440 Millionen Euro
Bauherr
Gesobau AG
www.gesobau.de
www.mein-märkisches-viertel.de
33
Philologische Bibliothek
Freie Universität Berlin
Noch vor der Eröffnung im Jahr 2005 war der
informelle Name für die neue Philologische
Bibliothek der Freien Universität Berlin etabliert: The Berlin Brain. Der Begriff belegt nicht
nur die Bedeutung des Baus, sondern auch
den Respekt, den dieser bei Nutzern wie Architekturinteressierten hervorruft. Den Entwurf
lieferte das Büro von Lord Norman Foster.
Foster fügte die Präsenzbibliothek in die vorhandene Bebauungsstruktur der »Rostlaube«
ein, konzipierte sie aber als eigenständiges
Haus, das nur an zwei Seiten mit dem internen
Wegesystem des Universitätskomplexes verbunden ist. Der tropfenförmige Baukörper
folgt der Formensprache der Blob-Architektur
und dem nachhaltigen Prinzip, bei kleinstmöglicher Außenfläche einen größtmöglichen Innenraum zu bieten.
Bei der Konstruktion handelt es sich um eine
Stahlbetonstruktur. Wie bei einer Etagere ordnen sich fünf nach oben kleiner werdende
Geschosse um zwei Versorgungskerne. Um
die Kerne sind die Bücherregale angeordnet.
Den äußeren Abschluss jeder Ebene bilden
34
lange, geschwungene Galerien, die durch ihre
serpentinenartig erweiterte Kantenlänge
Raum für die fast 640 Arbeitsplätze bieten.
Eine freitragende, doppelschalige Gebäudehülle umgibt das bauliche Skelett. Diese Sphäre besteht außen aus Aluminiumpaneelen,
Belüftungselementen und doppelt verglasten
Scheiben. Ein Stahlrahmenfachwerk in Radialgeometrie stützt die Konstruktion. Die Innenhülle besteht aus einer opaken Glasfasermembran, die an einigen wenigen Stellen von
Sichtfenstern durchbrochen wird. Diese Membran filtert und streut das Sonnenlicht zu
gleichmäßigem Leselicht.
Die zweischalige Hülle ist wesentlich für die
ökologischen Qualitäten des Baus verantwortlich. Sie optimiert neben der natürlichen
Belichtung auch Wetter-, Wärme- und Sonnenschutz. Und sie sorgt dafür, dass die Studierenden einen kühlen Kopf behalten. Der
Bau nutzt geschickt thermisch-physikalische
Vorgänge, um den Innenraum zu lüften: Die
Sonne erwärmt die Luft zwischen den Hüll-
Standort
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin (Dahlem)
Bausteine
Energie, Grün, Abfall
Bestand (Rostlaube)
erbaut
1967–1973
Architektur
Georges Candilis, Alexis Josic, Shadrach
Woods, Manfred Schiedhelm
schichten. Die warme Luft steigt nach oben,
entweicht über ein Klappensystem im Scheitelpunkt der Kuppel und reißt dabei verbrauchte Luft aus dem Gebäudeinneren mit
sich. So entsteht eine natürliche Zirkulation,
die direkt von der Sonne angetrieben wird.
Frischluft strömt auf zwei Wegen nach: über
bodennahe Belüftungselemente in der Hülle
und über Lüftungsschächte im aufgeständerten Doppelboden, unter dem ebenfalls
Luft von außen in die Bibliothek geführt wird.
Die am Standort vorherrschende Windströmung ist für einen zweiten natürlichen Belüftungseffekt verantwortlich. Das Gebäude ist
so ausgerichtet, dass im Westen allein durch
den Winddruck Frischluft über Belüftungselemente in der Hülle ins Gebäude strömt und
dank der Druckdifferenz im Osten wieder austritt. Nur an besonders windstillen, heißen
Tagen kommen zusätzlich Ventilatoren zum
Einsatz. Im Winter erfolgt die Belüftung über
eine zentrale Anlage zur Wärmerückgewinnung.
Temperiert wird das Gebäude an kalten Tagen
über die Betonplatten und -kerne. Wasserführende Gummischläuche in den Betonbauteilen erlauben es, Wände und Böden an kalten
Tagen als eine Art großflächigen Heizkörper
zu nutzen, der Wärme speichert und gleichmäßig abgibt (Betonkernaktivierung). Nach
demselben Prinzip funktioniert im Sommer
die Kühlung. In der Summe ergibt sich durch
diese Maßnahmen eine Einsparung von
35 Prozent der Betriebskosten gegenüber
einem konventionellen Gebäude.
Der Neubau war Teil einer umfassenden
Modernisierung des Campuskomplexes
»Rostlaube«. Dabei wurden die durchgerosteten Fassadenelemente aus Patinax-Stahl
gegen dauerhaftere Bronzepaneele ausgetauscht. Im Zuge der Sanierung wurden
zudem 6 000 Kubikmeter asbesthaltige Materialien im Unterdruckverfahren entsorgt
und 10 000 Quadratmeter Dachfläche neu
aufgebaut und extensiv begrünt.
Sanierung
Architektur
Lord Norman Foster & Partners
Bauzeit
1997–2007
Baukosten
ca. 40,8 Millionen Euro
Bauherr
Land Berlin, vertreten durch die
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Neubau (Bibliothek)
Architektur
Lord Norman Foster & Partners
Technische Gebäudeausrüstung
Schmidt Reuter Partner
pin planende ingenieure
Hauptnutzfläche
6 290 m²
Bauzeit
2001–2005
Baukosten
ca. 18,5 Millionen Euro
Bauherr
Land Berlin, vertreten durch die
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Auszeichnungen
Architekturpreis des BDA Berlin 2006
Deutscher Architekturpreis 2007
www.fu-berlin.de
35
Freie Waldorfschule
Kreuzberg e. V.
Umbau des ehemaligen
Hauptkinderheims
Standort
Ritterstraße 69
Alte Jakobstraße 11–13
10969 Berlin (Kreuzberg)
Bausteine
Energie, Wasser
Bestand
Architektur
Max Taut
Fritz Bornemann
erbaut
1966–1969
Umbau
Architektur
Mohr + Winterer Gesellschaft
von Architekten mbH
feddersenarchitekten
Technische Gebäudeausstattung
Pichler Ingenieure GmbH
Ingenieurbüro Zander
Bauzeit
2005–2007
Baukosten
ca. 16 Millionen Euro
Bauherr
Freie Waldorfschule Kreuzberg e.V.
www.waldorfschule-kreuzberg.de
Es war das letzte Projekt des großen Baumeisters: 1963 gewann Max Taut, damals schon
78-jährig, den Wettbewerb für den Neubau
des Berliner Hauptkinderheims in der südlichen Friedrichstadt. Noch bevor die Bauarbeiten begannen, starb Taut im Frühjahr 1967.
Fritz Bornemann führte die Planungen weiter,
bis der Komplex 1969 eröffnet wurde. Die heute denkmalgeschützte Anlage besteht aus
einem riegelförmigen Hauptgebäude entlang
der Ritterstraße, hinter dem sich ein Garten
mit fünf Pavillons erstreckt.
Das Kinderheim wurde nach Unruhen unter
den Insassen bereits 1974 geschlossen.
Danach nutzten den Bau unterschiedliche
soziale Einrichtungen. 2005 begann der erste
Bauabschnitt, mit dem das Haus für die Freie
Waldorfschule Kreuzberg e. V. hergerichtet
wurde. Sie ist eine allgemeinbildende, öffentliche Gesamtschule in privater Trägerschaft.
Die auseinandergezogene architektonische
Struktur des Komplexes, fehlende Wärmedämmung und Haustechnik auf dem Stand
von vor 40 Jahren machten eine energetische
Sanierung unabdingbar. Mit rund 619 000
Euro aus dem Umweltentlastungsprogramm
36
(etwa die Hälfte davon aus EU-Mitteln) förderte der Senat eine Reihe von Maßnahmen,
durch die es gelang, den Energieverbrauch auf
das Niveau eines vergleichbaren Neubaus zu
senken und zugleich alle Anforderungen des
Denkmalschutzes zu erfüllen.
Die gesamte Gebäudehülle wurde umfassend
wärmegedämmt und die Heizungstechnik
in allen Gebäudeteilen modernisiert. In den
Klassenräumen kommt energiesparende Lüftungstechnik zum Einsatz, die die Wärme der
Abluft zurückgewinnt. Regenwasser wird zur
Toilettenspülung und zur Bewässerung der
umfangreichen Freiflächen verwendet.
In der Summe werden dadurch jährlich
272 MWh Primärenergie eingespart. Das entspricht einer Reduktion des Energieverbrauchs und damit auch des CO2-Ausstoßes
um 55 Prozent. Gleichzeitig schafft die Sanierung in Bestandsgebäuden Raum für eine
Erweiterung der Schule um einen zweiten
Zug. Weitere bauliche Maßnahmen, darunter
die Ergänzung eines Speisesaalneubaus und
Innenausbauten, wurden aus Mitteln der
Berliner Lotto-Stiftung finanziert.
Annedore-Leber-Grundschule
Neubau Mensa und Gruppenhaus
Ein Mensagebäude und ein Gruppenhaus
ergänzen seit 2006 das Ensemble der Annedore-Leber-Grundschule in Lichtenrade. Die
beiden Neubauten schufen die räumlichen
Voraussetzungen, um eine offene Ganztagsschule anbieten zu können. Der Schulkomplex
bestand bis dahin neben dem 1955 errichteten Hauptgebäude aus mehreren Erweiterungen. Darunter befindet sich eine 1968
eingeweihte »Mobile Schule«, deren Räumlichkeiten die Grundschule gemeinsam mit
der benachbarten Theodor-Haubach-Schule,
einer verbundenen Haupt- und Realschule,
nutzt.
Die beiden Neubauten ergänzen behutsam
die städtebaulich offene Struktur des Schulkomplexes und optimieren die internen Funktionsabläufe im Ganztagesbetrieb. Die eingeschossige Mensa an der Halker Zeile bietet
Platz für 200 Schülerinnen und Schüler. Ein
blau verkleideter Übergang mit Bullaugen
verbindet sie mit dem Schulfoyer. Das freistehende Gruppenhaus schließt eine Lücke an
der Grimmstraße. Beide Gebäude sind in Holztafelbauweise errichtet. Wand-, Decken- und
Dachelemente wurden vorgefertigt auf die
Baustelle geliefert und dort montiert. Die
geschlossenen Fassadenteile beider Bauten
sind mit Faserzementplatten verkleidet.
In der Mensa ergänzt ein Stahltragwerk über
dem Speisesaal die Holzkonstruktion, um die
große Spannweite und Raumhöhe des Saals
zu ermöglichen. Mit einer vorgelagerten
Holzterrasse, deren Form sich den Standorten
zweier alter Eichen anpasst, öffnet sich der
Bau nach Süden zu einem bislang von den
Schülerinnen und Schülern ungenutzten,
baumbestandenen Hof.
Das zweigeschossige Gruppenhaus mit acht
Klassen- und Gruppenräumen wird über ein
gebäudehohes Treppenhausfoyer und eine
Galerie erschlossen. Eine aus Brandschutzund Kostengründen in Sichtbeton ausgeführte Wand trennt das Foyer von den Schulund Betreuungsräumen. Dieses Betonelement
ist indes auch aus bauökologischer Sicht sinnvoll: Die zum Schulhof gelegene Südseite des
Foyers ist großflächig verglast und durch ein
davorgestelltes Rankgerüst begrünt. So kann
der Neubau passiv die Sonnenenergie nutzen.
Im Winter, wenn die Sonnenstrahlen flach einfallen, speichert die Betonwand Wärme. Im
Sommer liefern die Rankpflanzen Schatten
und verhindern, dass sich das Haus zu stark
aufheizt.
Finanziert wurden die Neubauten über das
Investitionsprogramm Zukunft Bildung und
Betreuung (IZBB). Im Rahmen dieses Programms stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Ländern Finanzhilfen für Investitionen zur Verfügung, durch
die eine moderne Infrastruktur an Ganztagsschulen geschaffen wird. Der Eigenanteil des
Landes Berlin beträgt zehn Prozent.
37
Standort
Halker Zeile 147
12305 Berlin (Lichtenrade)
Bausteine
Energie, Wasser, Baustoffe, Grün
Neubau
Architektur
Rozynski_Sturm Architekten
Technische Gebäudeausrüstung
Ingenieurbüro eins.a
Bruttogrundfläche
Gruppenhaus 840 m²
Mensa 402 m²
Bauzeit
2005–2006
Baukosten
ca. 1,35 Millionen Euro
Bauherr
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
www.algs.de
Haus der Jugend
»Albert Schweitzer«
Energetische Gebäudesanierung
Zwischen dem Stadtpark Steglitz und dem Teltowkanal liegt das Haus der Jugend »Albert
Schweitzer«, eine Jugendeinrichtung des
Bezirks. Das Haus ist eine zentrale Anlaufstelle
für Kinder und Jugendliche, die hier ihre Freizeit verbringen. Dafür stehen Gruppen- und
Computerräume, Werkstätten, Sportflächen,
eine Küche und ein Veranstaltungsraum für
bis zu 200 Personen zur Verfügung. Der einbis zweigeschossige Flachdachkomplex wurde 1958 eröffnet und 1979 um einen Turnhallenanbau erweitert. Energetisch waren die
Nachkriegsbauten alles andere als vorbildlich:
Der Energieverbrauchskennwert des Komplexes lag 23 Prozent über dem Durchschnittswert für Jugendzentren.
2005 wurde das Ensemble als eine von 69 Liegenschaften des Bezirks in den 19. Pool der
Berliner Energiesparpartnerschaften aufgenommen. Die Vattenfall Europe Berlin und die
38
Siemens Building Technologies als Contractoren verpflichteten sich damit, die Heizungsanlage im Haus energetisch zu optimieren.
Gleichzeitig bildete eine Gebäudeenergieberatung durch die Berliner Energieagentur
die Basis für eine energetische Sanierung der
Gebäude. Sie wurde vom Bezirk beauftragt
und aus Mitteln des Umweltentlastungsprogramms finanziert. Im Juni 2008 war sie abgeschlossen.
Die Außenwände und das Flachdach des Altbaus sind seither mit einem zwölf Zentimeter starken Wärmedämmverbundsystem gedämmt. Die alten Holz- und Stahltüren wichen
neuen, wärmegedämmten Türen. Die ursprünglichen Glasbausteinelemente sind verschwunden und durch Sicherheits- und Wärmeschutzverglasung ersetzt. Die alten Fenster
und Fenstertüren haben neuen, energetisch
hochwertigeren Platz gemacht. Und ein neuer
Anstrich in kräftigen Farben identifiziert die
einzelnen Teile des Komplexes. So gab die
Sanierung dem Haus auch ein erkennbar
neues Gesicht.
zungsanlage durch den Contractor liegt der
spezifische Primärenergiebedarf künftig sogar
bei nur 16,66 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und damit 35 Prozent unter
den Mindeststandards, die Neubauten heute
erfüllen müssen.
Die geschickte Ausnutzung des zur Verfügung
stehenden Budgets machte es am Ende sogar
möglich, ein lokales Regenwassermanagement zu installieren. Niederschläge können
direkt auf dem Gelände versickern, seit das
Naturschutz- und Grünflächenamt des Bezirks
die Vorplatz- und Hofflächen entsiegelt und
neu gestaltet hat.
Standort
Am Eichgarten 14
12167 Berlin (Steglitz)
Bausteine
Energie, Wasser, Grün
Bestand
erbaut
1957–1958, 1979
Sanierung
Architektur
Hagemann + Liss
Bauzeit
2007–2008
Baukosten
ca. 486.000 Euro
Bauherr
Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf
Die bauliche Wärmedämmung verringert den
Primärenergieeinsatz jährlich um rund 112
MWh. Damit wird mehr als die Hälfte der bisher nötigen Energie gespart. Der CO2-Ausstoß
sinkt dadurch um rund 30 Tonnen im Jahr. In
Verbindung mit der Modernisierung der Hei-
www.hausderjugend-steglitz.de
39
Franziskanerkloster Pankow
Umbau und Erweiterung
Was 1991 klein begann, ist heute zur festen
Größe im Leben vieler Obdachloser geworden: Mehrere hundert Menschen kommen
täglich in die Suppenküche des Franziskanerklosters in Pankow. Um sie angemessen versorgen zu können, entschloss sich der Orden,
zwei denkmalgeschützte ehemalige Wohnhäuser für die Missionszentrale umzubauen
und durch einen Neubau für die Suppenküche
zu ergänzen. 1,35 Millionen Euro und damit
etwa die Hälfte der Baukosten steuerte das
Umweltentlastungsprogramm Berlin bei,
wobei 75 Prozent dieser Fördermittel durch
die EU kofinanziert wurden. Den Rest finanzierte der Orden mit eigenen Mitteln und
Spenden.
Bereits in der Entwurfsphase arbeiteten Architekten und Haustechnik-Planer Hand in Hand.
So war es möglich, ein abgestimmtes Energieund Wasserkonzept für die nachhaltige
Bewirtschaftung zu entwickeln. Da der Betrieb
der sozialen Einrichtungen komplett aus
Spenden finanziert wird, war es besonders
wichtig, die Betriebskosten so niedrig als
möglich zu halten. Tatsächlich führen die vielfältigen Ansätze zur Energieersparnis dazu,
40
dass in Zukunft jährlich rund 15.000 Euro
weniger Nebenkosten anfallen, als es bei einer
konventionellen Sanierung der Fall gewesen
wäre.
Die Altbauten unterschreiten nun die Vorgaben der EnEV 2007 um rund 60 Prozent. Dafür
wurden Kellerfußböden, Dach und Außenwände wärmegedämmt. Um die denkmalgeschützten Bauten optisch nicht zu beeinträchtigen, wurde die Dämmung nur an
Brandwänden außen, sonst aber innen aufgebracht. Auch die Außenseite der Kastenfenster
blieb erhalten. Die alten Innenfenster wurden
dagegen durch Nachbauten mit Isolierverglasung ersetzt. So kommen die Doppelfenster
der Altbauten heute in der Summe auf einen
vorbildlichen U-Wert von 1,1 W/m²K.
Denselben U-Wert weist auch die Stahl-GlasFassade auf, die den Neubau auf drei Seiten
umgibt. Seine vierte Seite ist als halbrunde
Klinkerwand ausgebildet, das Dach extensiv
begrünt. Dieser Erweiterungsbau wurde so
eingepasst, dass er vorhandene Bäume nicht
tangiert. Das transparente Gebäude ruht auf
einem massiven Sockel. Der lichtdurchflutete
Standort
Wollankstraße 18–20
13187 Berlin (Pankow)
Hauptraum dient als Speisesaal, darunter liegen Duschen und WCs für Männer und Frauen
sowie weitere Nebenräume.
Zentrale Idee des energietechnischen Ansatzes war die Umstellung auf den Energieträger Erdgas. Ein neuer Gas-Brennwertkessel mit
160 kW reicht aus, um das Haus zu Normalzeiten zu beheizen. Um auch Spitzenlasten
abfedern zu können, blieb einer der beiden
vorhandenen Niedertemperaturkessel erhalten. Er kann kurzfristig zugeschaltet werden.
Auch die Küchengeräte und die Wäschetrockner der Waschküche wurden auf Gasbetrieb
umgestellt. Das reduzierte den Primärenergieverbrauch von Küche und Hygienestation
erheblich. Eine thermische Solaranlage mit 30
Quadratmetern Kollektorfläche deckt ein Viertel der Brauchwassererwärmung ab. Auch die
Abwärme der neuen Kühlaggregate wird zur
Warmwasserbereitung verwendet.
Effiziente Leuchten, Wasch- und Spülmaschinen begrenzen den Stromverbrauch. Eine
Induktionshaube in der Garküche reduziert
den Wärmebedarf für die Anheizung der
Zuluft um rund 40 Prozent. Im Speisesaal
überwachen Temperatur- und Mischgas-Sensoren die Luftqualität. Auf Basis dieser Daten
lässt sich die Lüftung des großen Saales präzise und energiesparend automatisch regulieren. Moderne Gebäudeleittechnik sorgt dafür,
dass die haustechnischen Anlagen störungsfrei und wirtschaftlich laufen. Zudem lässt sich
dadurch der Energie- und Wasserverbrauch
der Anlagen an einem Leitrechner auswerten
und optimieren.
Letzter ökologischer Baustein ist ein innovatives Wasserkonzept. Wassersparende Armaturen und Geräte reduzieren den Verbrauch.
Regenwasser von den Dachflächen der Altbauten und des Konvents wird gefiltert,
gesammelt und teils zum Wäsche waschen
genutzt. Der andere Teil fließt zusammen mit
Grauwasser aus der Hygienestation auf einen
Bodenfilter auf dem Grundstück. So gereinigt,
wird das Wasser UV-desinfiziert, mit Trinkwasser ergänzt und dann zur Bewässerung der
Grünflächen und für die WC-Spülung genutzt.
Das Regenwasser vom Dach des Neubaus
wird über dessen Begrünung verdunstet,
Überschüsse vor Ort versickert.
41
Bausteine
Energie, Wasser, Baustoffe, Grün
Bestand
erbaut
1876–1900
Umbau und Neubau
Architektur
kampmann + partner Architekten
und Ingenieure
Fachplaner Energie und Haustechnik
AKUT Umweltschutz Ingenieure
Burkard und Partner
Nutzfläche
ca. 1 800 m²
Bauzeit
2003–2004
Baukosten
ca. 2,8 Millionen Euro
Bauherr
Provinzialrat der sächsischen Franziskanerprovinz vom Heiligen Kreuz e. V.
Auszeichnung
KlimaSchutzPartner 2007
www.franziskanerkloster-pankow.de
Grundsanierung
Großes Tropenhaus
Botanischer Garten Berlin
Als 1907 das Große Tropenhaus im Botanischen Garten eröffnet wurde, galt es als
technische Meisterleistung. Riesige Stahlbögen, in die die Glashülle eingehängt war,
überspannten einen säulenfreien Raum von
fast 40 000 Kubikmetern. Bis heute ist das
Tropenhaus eins der größten freitragenden
Gewächshäuser der Welt. Unter den tiefen
Pflanzbeeten hatte der Königliche Baurat
Alfred Körner einen Keller angeordnet, von
dem aus das Haus beheizt wurde – unter
anderem über drei Ringleitungen im Glasdach.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäudeskelett praktisch unbeschadet. Durch den
Druck der Bombenexplosionen barsten indes
fast alle Glasscheiben. Beim Wiederaufbau in
den sechziger Jahren ersetzte man sie durch
Acrylglas, das mehr UV-Licht durchließ, leichter war und größere Scheibenzuschnitte
erlaubte. 40 Jahre später machte gerade diese
Entscheidung eine Grundsanierung unumgänglich: Feine Haarrisse durchzogen das
wenig dauerhafte Acryl und verminderten
den Lichteinfall; durch größere Risse und
verwitterte Dichtungen entwich wertvolle
Wärme.
Wenn das Haus im Sommer 2009 zum dritten
Mal seine Tore öffnet, wird nicht nur dieses
Problem behoben sein. Ein innovatives Heizungs- und Klimatisierungssystem spart in
42
Verbindung mit der neu aufgebauten Außenhaut und moderner Regeltechnik rund die
Hälfte der bisher benötigten Energie. Das
senkt die Energiekosten um rund 100.000
Euro pro Jahr. Auch die Wasserkosten werden
sinken, weil die tropischen Pflanzen künftig
vor allem mit Regenwasser gewässert werden.
Beheizt wird das Haus in Zukunft mit Fernwärme. Sie wird über drei kombinierte Systeme im
Raum verteilt: eine Fußboden-, eine Fassadenund eine Luftheizung. Einen zentralen Baustein dieses Heizsystems bilden sieben KlimaLüftungsgeräte in den Katakomben unter der
Halle. Bereits beim Wiederaufbau in den sechziger Jahren hatte man im Keller eine – wenn
auch wesentlich weniger effiziente – Luftumwälzung installiert. Die neue Anlage saugt
abgekühlte Luft aus dem Tropenhaus ab und
bläst sie erwärmt wieder ein. Dabei sind die
neuen Lüfter zugleich Sorptionsgeräte: Fünfeinhalb Tonnen Quarzsand-Granulat erlauben
es, das Wasser in der Luft nach Bedarf zu binden (adsorbieren) oder freizugeben (desorbieren). So lässt sich die Luftfeuchtigkeit des
Gewächshauses im Zusammenspiel mit der
komplett erneuerten Vernebelungsanlage
exakt steuern. Die Wärmeenergie, die bei der
Adsorption frei wird, wird zum Heizen genutzt.
Zwei 16 Meter hohe Umlufttürme optimieren
die Luftumwälzung in der Halle. Außen sind
sie als Urwaldbäume kaschiert. In ihrem Inne-
ren sitzen große Propeller, die die warme Luft
oben absaugen und unten wieder ins Gebäude blasen. Innovativstes Merkmal dieser Röhren sind ihre Latentwärmespeicher. Die angesaugte Luft durchströmt Waben mit Phase
Change Material (PCM). Dieses HightechMaterial kann tags Wärme speichern und sie
nachts, wenn geheizt werden muss, gezielt
freigeben. Dabei haben die PCM-Speicher
zwei Vorteile: Sie brauchen wesentlich weniger Raum als ein Heißwasserspeicher und sie
heizen sich nicht auf, weil sie Energie nicht als
Wärme, sondern unter Ausnutzung der
Enthalpie speichern: durch den Übergang
vom festen in den flüssigen Zustand. Die Speicher folgen damit einem physikalischen Prinzip, das man in kleinerem Maßstab aus aufladbaren Handwärmekissen kennt.
Komplett neu aufgebaut wurde die Gebäudehülle. Zunächst wurde das Stahltragwerk
sandgestrahlt und neu versiegelt. Dann entstand aus 436 leiterartigen Fassadenelementen ein neues Gitternetz. Seine Sprossen
sind innen hohl. So kann das gesamte Netz als
riesiger Heizkörper dienen, der – unterteilt in
26 separate Heizkreisläufe – nach innen
abstrahlt und nach außen thermisch getrennt
ist. Das sichert eine gleichmäßige und verlustarme Wärmeverteilung und verhindert Kondensation und ein Beschlagen der Scheiben.
Zugleich kommt die engmaschigere Sprossung dem Denkmalschutz entgegen, weil sich
der Gesamteindruck der Glasfassade wieder
dem historischen Zustand annähert.
Eine neuartige Wärmeschutzverglasung ersetzt das Acryl, reduziert den Wärmedurchgangswert um drei Viertel und verbessert die
Wachstumsbedingungen der lichthungrigen
Tropenpflanzen. Das verwendete Isolierglas
ist besonders eisenoxidarm und antireflexbeschichtet. Das erhöht seine UV-Durchlässigkeit. Dem gleichen Zweck dient ein völlig
neues Zwischenmaterial im Verbundsicherheitsglas (VSG). Üblicherweise wird als VSGFolie, die im Schadensfall ein Herabfallen von
Glassplittern verhindert, Polyvinylbutyral
(PVB) eingesetzt. PVB lässt indes so gut wie
kein UV-Licht durch. Der neue, weltweit einmalige Aufbau ist baurechtlich noch nicht
zugelassen und konnte hier nur dank einer
Zulassung im Einzelfall durch die Oberste Bauaufsicht des Landes realisiert werden.
Die Kosten der Gesamtmaßnahme belaufen
sich auf rund 16 Millionen Euro. 8,38 Millionen,
und damit mehr als die Hälfte, stammen aus
dem Umweltentlastungsprogramm Berlin.
Den Rest der Finanzierung steuerten die
Hochschulbauförderung des Bundes, die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, die Freie
Universität Berlin als Bauherr und der Botanische Garten selbst bei.
Standort
Königin-Luise-Straße 6–8
14195 Berlin (Steglitz)
Bausteine
Energie, Wasser, Baustoffe, Grün
Bestand
erbaut
1905–1907
Architektur
Alfred Körner
Grundfläche
ca. 1 750 m²
Grundsanierung
Architektur
Haas Architekten
Ingenieurleistungen
CRP Ingenieurgesellschaft
Dittrich VBI
Herbert Fink GmbH
Projektleitung/Koordination
Technische Abteilung FU Berlin
Bauzeit
2006–2009
Baukosten
ca. 16 Millionen Euro
Bauherr
Freie Universität Berlin
www.bgbm.org
43
Auf dem Prüfstand
Aus den Vorschriften, die in Berlin für öffentliche Bauten gelten, lassen
sich Fragelisten ableiten, die auch privaten Bauherren helfen können,
ihre Projekte auf den Prüfstand der Nachhaltigkeit und des ökologischen Bauens zu stellen. Entsprechend dem Lebenszyklus-Ansatz
sind diese Fragen hier nach der jeweiligen Planungsphase geordnet.
Die Spalte links verweist auf die jeweils berührten Themen-Bausteine.
Für fast jedes Bauvorhaben können diese Listen als erste, ungefähre
Anhaltspunkte eingesetzt werden: Ein umfassendes, abgestimmtes
ökologisches Konzept ersetzen sie jedoch in keiner Weise.
Checklisten zum ökologischen Bauen
Projektkonzeption und städtebauliche Planung
Wurde ein flächenminimiertes, bedarfsgenaues Raumprogramm erstellt?
Lässt sich die geplante Nutzung und der dafür nötige Raumbedarf in bereits vorhandenen Gebäuden realisieren, die neu genutzt,
um- oder ausgebaut werden könnten?
Falls ein Neubau nötig ist: Nutzt dieser vorhandene Bauflächen?
Wird durch das Neubauvorhaben in der Summe sogar eine Entsiegelung von Flächen erzielt?
Folgt die Standortwahl dem Prinzip der Binnenentwicklung oder müssen bisher unbebaute Flächen erschlossen werden?
Integriert der Neubau vorhandene Bauteile?
Berücksichtigen Ausrichtung und Anordnung des Baukörpers vorhandene Vegetation, Naturräume und Biotope?
Vernetzt das Bauvorhaben vorhandene Naturräume – etwa indem es Trittsteine für Flora und Fauna schafft?
Nimmt die Planung charakteristische Landschaftselemente am Standort auf?
Sind die Klimabedingungen am Standort berücksichtigt?
Berücksichtigt die Anordnung der Gebäude Fragen der Belichtung, Besonnung und Verschattung – abhängig vom Baum- und Gebäudebestand am Standort?
Berücksichtigt die Anordnung der Gebäude die Immissionssituation am Standort – etwa durch die Abschirmung von stark frequentierten Verkehrswegen?
Welche Auswirkungen hat die Realisierung des Vorhabens auf das Stadtklima? Werden zum Beispiel Frischluftkorridore verengt?
Welche Auswirkungen haben die künftigen Gebäudeemissionen auf die Luft?
Sind Altlasten in bestehenden Gebäudeteilen oder in den Böden des Standorts vorhanden, die im Zuge des Vorhabens saniert
würden?
Nutzt der Standort die Erschließungsgunst? Sind Anschlüsse für die technische Infrastruktur vorhanden oder bereits fest geplant?
Liegt der Standort in der Nähe von Anschlüssen an das ÖPNV-Netz, sodass motorisierter Individualverkehr minimiert werden kann?
Wird ein ökologisches Gesamtkonzept für das Vorhaben erstellt?
Bau- und Freiraumplanung
Ist die Gebäudegeometrie optimiert, der Baukörper so kompakt wie möglich?
Sind die Raumhöhen wirtschaftlich konzipiert?
Gewährleistet die Architektur ein nutzungsgerechtes Maß an natürlicher Belichtung und Belüftung?
Stehen Raumtiefen und Fensterflächen in einem optimalen Verhältnis?
Werden innen liegende Räume vermieden?
Bleibt das Prinzip einer möglichst raum- und flächensparenden Bauweise dennoch gewahrt?
Wie ist der Baukörper hinsichtlich der Windeinwirkung gestaltet und platziert?
Erlaubt die Stellung und Gestaltung des Baukörpers einen passiven Solargewinn?
Wird sommerliche Überhitzung durch die Lage des Baukörpers und/oder durch Sonnenschutz vermieden?
Werden – soweit es Nutzung, technische Erfordernisse und das Gebot der Verdichtung erlauben – Tiefgeschosse und der mit ihnen
verbundene haustechnische, energetische und bauliche Aufwand vermieden?
Sind alle Mittel der Gebäudeplanung ausgereizt, um Klima- und Kühlungsanlagen, die auf Energiezufuhr beruhen, überflüssig zu
machen?
Ist die Wärmedämmung optimiert, um Energieverluste zu minimieren? Werden für die Außenhaut – und zwar für Dächer, Wände und
Glasflächen – Konstruktionen und Materialien mit geringem Wärmedurchgang eingesetzt?
Wird die Speicherwirkung von Bauteilen für ein gezieltes Wärme- und Kältemanagement genutzt?
Sind Wärmebrücken soweit als möglich vermieden?
Erlaubt das Bauwerk eine lange Nutzungsdauer?
Ist die Möglichkeit einer späteren Umnutzung bedacht?
Werden Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bevorzugt?
Kommen bevorzugt Baustoffe ohne aufwändige, energieintensive Herstellungs- und Veredelungsprozesse zum Einsatz?
Werden regional verfügbare Baustoffe bevorzugt?
Werden schadstoffarme und dauerhafte Baumaterialien verwendet?
Lassen sich Gebäudeoberflächen und Räume aufwandsarm reinigen und warten?
Können die eingesetzten Baustoffe aufwandsarm erneuert werden?
Werden bei Bestandsbauten im Zuge eines Aus- oder Umbaus Schadstoffe saniert?
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Werden im Zuge einer Neubebauung auf verfügbaren Flächen Altlasten in den Böden saniert?
Lassen sich Bauteile und Baustoffe später wiederverwenden?
Wird der Einsatz schwer trennbarer Verbundbaustoffe und Verarbeitungsweisen vermieden?
Existiert ein projektspezifisches Abfallentsorgungskonzept?
Sind Trennsysteme für die Abfallentsorgung eingeplant, zum Beispiel geeignete Mülltonnenstellplätze im Hof oder in speziellen
Innenräumen?
Eignet sich das Grundstück, um biologisch abbaubare Abfälle vor Ort zu kompostieren?
Wird Bodenaushub vor Ort zur Geländemodulation eingesetzt?
Werden Dächer und/oder Fassaden begrünt?
Ist der Pflegeaufwand dafür optimiert?
Sind Fassadenbegrünungen durch eine angemessene Auslegung der vertikalen Belastbarkeit, Oberflächenausbildung und/oder
Gerüste und Kletterhilfen vorbereitet?
Werden Hecken und Gehölze zur Raumbildung auf den Freiflächen eingesetzt?
Wird vorhandene Vegetation in die Grünflächengestaltung einbezogen?
Ist die Pflanzenauswahl dem Standort angemessen?
Werden bevorzugt heimische Stauden und Gehölze gepflanzt?
Sind im Außenbereich Schutzmaßnahmen für Wildtiere – zum Beispiel Nistgelegenheiten für Gebäudebrüter – vorgesehen?
Sind bevorzugt begrünte oder mit wasserdurchlässigen Belägen befestigte Außen- und Verkehrsflächen vorgesehen?
Ist die Anlage von Teichen und Feuchtbiotopen vorgesehen?
Existiert ein projektspezifisches Freiflächen- und Begrünungskonzept?
Bleiben Grundwasser und Böden während des Baus, des Betriebs und des späteren Rückbaus geschützt?
Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um den Anteil sauberen Niederschlagswassers zu erhöhen, das durch Versickern oder Verdunsten auf natürlichem Wege wieder in den Wasserkreislauf zurückgelangen kann?
Ist der gezielte Abfluss des Niederschlagswassers in die Trennkanalisation gewährleistet?
Ist der Lärmschutz nach innen und außen gewährleistet?
Wird ein günstiges Verhältnis der Bruttogrundfläche zur Nutzfläche erreicht?
Planung der technischen Gebäudeausrüstung
Kommen Energieversorgungssysteme mit hohem Wirkungsgrad zum Einsatz?
Ist eine bedarfsgerechte Anlage zur Wärmerückgewinnung vorgesehen?
Lassen sich die Räume – soweit nicht Vorschriften oder wesentliche energetische Einsparungen dagegen sprechen – frei und natürlich belüften?
Wird zumindest ein Teil des Energiebedarfs aus regenerativen Energien gedeckt, zum Beispiel durch solarthermische oder Photovoltaik-Anlagen?
Ist die Wirtschaftlichkeit dieses Einsatzes geprüft?
Erfolgt die Versorgung mit Strom und Wärme zumindest teilweise aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen?
Erfolgt die Belichtung der Innenräume bevorzugt über Tageslicht?
Werden Leuchtmittel mit hohem Wirkungsgrad eingesetzt?
Sind tages- und präsenzabhängige Steuerungen der Beleuchtung vorgesehen?
Sind die Energieverluste durch den Einsatz neuer, energieeffizienter Anlagen und Geräte minimiert ?
Spart der Verlauf von Versorgungsleitungen Wurzelzonen vorhandener Bäume und Gehölze aus?
Werden wassersparende Armaturen und – soweit bauseitig vorgesehen - Haushaltsgeräte installiert?
Wird Regenwasser vorzugsweise zur Bewässerung von Grün- und Gartenflächen genutzt?
Kann das Niederschlagswasser über natürliches Gefälle, ohne Pumpen und Hebeanlagen auf die zu bewässernden Flächen
gelangen?
Sind Zwischenspeicher für Niederschlagswasser – als Teiche, Feuchtbiotope oder Zisternen – vorgesehen?
Wurde in Nutzungsbereichen, in denen Trinkwasserqualität nicht zwingend erforderlich ist, die Substitution durch Betriebswasser aus
Regenwassernutzungs- oder Grauwasserrecyclinganlagen geprüft?
Sind Größe und Umfang der technischen Funktionsflächen bedarfsgerecht begrenzt und ihre Lage optimiert?
Bauausführung
Ist die Baustellenlogistik optimiert?
Werden Baustoffe und -produkte auf der Baustelle geschützt gelagert?
Werden Baustoffe und Bauteile bedarfsgerecht und mit geringem Ausschuss zubereitet und zugeschnitten?
Werden verpackungsarme Mehrweg- und Großgebinde zur Anlieferung der Baustoffe verwendet?
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Rechtliche Grundlagen
Die wichtigsten Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, die die einzelnen Bausteine des
ökologischen Bauens berühren, sind hier mit ihrer Kurzbezeichnung zitiert. EU-Richtlinien,
die konkrete Gesetzeskraft erst über ihre Umsetzung in Bundesgesetzen erlangen, sind der
Vollständigkeit halber mit aufgeführt.
Die jeweils aktuellen Fassungen sind im Internet verfügbar:
- Bundesgesetze unter www.gesetze-im-internet.de
- Regelungen des Landes Berlin in den Bereichen Bauen, Grün und Natur unter
www.stadtentwicklung.berlin.de
Service
Rechtsvorschriften
- Regelungen des Landes Berlin in den Bereichen Wasser, Abfall und Bodenschutz unter www.berlin.de/sen/umwelt/
Rechtsvorschriften
EU
Bund
Berlin
Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2002/91/EG)
Kraft-Wärme-Kopplungs-Richtlinie (2004/8/EG)
Öko-Design-Richtlinie für energiebetriebene Produkte (2005/32/EG)
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, 2000/60/EG)
Bauprodukte-Richtlinie (89/106/EWG)
Abfallrahmenrichtlinie (NEU)
Energieeinsparungsgesetz (EnEG)
Energieeinsparverordnung (EnEV)
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)
Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG)
Wasserhaushaltsgesetz (WHG)
Abwasserverordnung (AbwV)
Trinkwasserverordnung (TrinkwV)
Bauproduktegesetz (BauPG)
Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG)
Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG)
Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG)
Nachweisverordnung (NachwV)
Transportgenehmigungsverordnung (TgV)
Entsorgungsfachbetriebeverordnung (EfbV)
Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV)
Verpackungsverordnung (VerpackV)
Berliner Energiespargesetz (BEnSparG)
Verordnung zur Durchführung der Energieeinsparverordnung in Berlin (EnEV - DVO Bln)
Berliner Wassergesetz (BWG)
Niederschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV)
Indirekteinleiterverordnung (IndV)
Richtlinie über Grundwasserförderungen bei Baumaßnahmen und Eigenwasserversorgungsanlagen im Land Berlin
Wasserrahmenrichtlinie-Umsetzungs-Verordnung (WRRLUmV)
Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und über Fachbetriebe (VAwS)
Bauordnung für Berlin (BauO Bln)
Bauprodukte- und Bauarten-Verordnung (BauPAVO)
Berliner Grünanlagengesetz (GrünanlG)
Baumschutzverordnung (BaumSchVO)
Berliner Bodenschutzgesetz (Bln BodSchG)
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Berlin (KrW-/AbfG Bln)
Bekanntmachung zur Drittbeauftragung von Bauabfallentsorgungsanlagen zur Entsorgung von nicht gefährlichen Bauabfällen zur
Beseitigung
Entgeltordnung für die Entsorgung von nicht gefährlichen Bauabfällen zur Beseitigung durch Drittbeauftragte
Sonderabfallentsorgungsverordnung (SoAbfEV)
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Förderprogramme
Orientierungshilfen
Die EU, der Bund und das Land Berlin fördern das ökologische Bauen
mit einer Vielzahl von Programmen. Allein im Bereich Energie gibt es
rund 900 verschiedene Fördermöglichkeiten für private, öffentliche
und gewerbliche Bauherren. Einen Überblick liefern die Informationen
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie unter www.
foerderdatenbank.de und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter www.bmu.de
Die vom Senat erarbeiteten Grundsätze zum öffentlichen Bauen in Berlin und Dokumentationen der Ergebnisse aus stadtökologischen
Modellvorhaben liefern hilfreiche Anhaltspunkte für alle Bauherren, die
sich um Nachhaltigkeit bemühen. Die Informationen sind als PDFDateien auf der Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
verfügbar: www.stadtentwicklung.berlin.de
Die meisten Programmmittel werden von der KfW Bankengruppe verwaltet (zum Beispiel die Mittel aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm, dem Programm »Ökologisch Bauen« oder dem Programm
»Solarstrom erzeugen«). Sie müssen in aller Regel über die Hausbank
des Antragsstellers beantragt werden. Die Hausbank ist deshalb die
erste Anlaufstelle für interessierte Bauherren.
Förderungen durch die IBB
Die Investitionsbank Berlin (IBB) ist die zentrale Förderbank des Landes
Berlin. Sie fördert aktuell die energetische Gebäudesanierung über
eine zusätzliche Zinsvergünstigung der bereits zinsgünstigen Darlehen
aus dem Bundesprogramm zur CO2-Gebäudesanierung.
Eigentümer von Mietwohngebäuden, die vor 1984 fertiggestellt wurden und mindestens drei Wohnungen aufweisen, können über die IBB
außerdem einen einmaligen Baukostenzuschuss zu Baumaßnahmen
erhalten, mit denen die Dämmung der Außenwände verbessert wird.
Der Zuschuss beträgt 30 Euro pro Quadratmeter gedämmter Fläche.
Voraussetzung ist, dass die Baumaßnahme mit der Qualifizierung und
Beschäftigung Arbeitsloser im Baugewerbe einhergeht. Für das Programm Qualifizierungs- und Beschäftigungsförderung (QUAB) stellt
der Senat jährlich rund drei Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung.
Das Antragsverfahren betreut die IBB in Kooperation mit der
KEBABgGmbH. Informationen zu den IBB-Förderungen unter
www.ibb.de
Umweltentlastungsprogramm
Das Umweltentlastungsprogramm Berlin (UEP) wird in den Jahren 2008
bis 2013 fortgesetzt. Aufbauend auf dem im Jahre 2007 abgeschlossenen UEP I fördert der Senat im Rahmen der EU-Strukturfondsförderung mit dem UEP II unterschiedlichste Aktivitäten, die die Berliner
Umwelt entlasten. Besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung
von Umweltschutz und technischer Innovation und auf den Belangen
des Klimaschutzes. Die Förderung soll vor allem öffentlichen und
gemeinnützigen Institutionen zugutekommen. Doch auch private
Unternehmen können Fördergelder bis zu einer Höhe von 50 Prozent
ihrer Projektkosten erhalten. Ausschlaggebend für die Höhe der
gewährten Mittel ist, welche Umweltentlastungen erzielt werden und
welchen Stellenwert das Vorhaben für die nachhaltige Entwicklung
Berlins hat. Als Programmträger hat der Senat die B.&S.U. Beratungsund Service-Gesellschaft Umwelt mbH beauftragt. Informationen
unter www.uep-berlin.de
- Ökologische Anforderungen für Baumaßnahmen des Landes Berlin
(Leitfaden) 2007
- Ökologische Planungskriterien für Wettbewerbe 2007
- Leitfaden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen 2007
- Rundschreiben BauWohnV VI Nr. 19/1998 »Verwendungsverbote und
Verwendungsbeschränkungen von Baustoffen«
- Rundschreiben SenStadt VI A Nr. 14/2004 vom 9. Juni 2004 »Verwendungsverbote und Verwendungsbeschränkungen von Baustoffen«
- Rundschreiben SenStadt VI C Nr.1/ 2003 »Grundsätze für die Betriebswassernutzung«
- Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der Wasserkosten im öffentlichen Bereich
Weitere Informationen
www.bmvbs.de
Unter
Bauwesen
Klimaschutz und Energiesparen bietet das
Bundesbauministerium auf seiner Website detaillierte Erläuterungen
zum Energieausweis.
www.dibt.de
Um eine möglichst einheitliche Anwendung der EnEV zu sichern, hat
die Fachkommission »Bautechnik« der Bauministerkonferenz eine
Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese Arbeitsgruppe beantwortet in den
Ländern eingehende Fragen von allgemeinem Interesse und veröffentlicht die beschlossenen Auslegungen auf der Website des Deutschen
Instituts für Bautechnik unter
Aktuelles
Energieeinsparverordnung.
www.dena.de
Informationen zur EnEV stellt auch die Deutsche Energie-Agentur
(dena) bereit. Unter der Rufnummer 08000 736 734 berät ein Expertenteam der dena außerdem 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr
kostenlos Wohnungs- und Hauseigentümer, aber auch Fachakteure aus
den einschlägigen Branchen zu Fragen der Energie.
www.erneuerbare-energien.de
Grundlagenwissen zu erneuerbaren Energien bietet diese vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit betriebene Website.
www.thema-energie.de
Die Informationsseite der dena zu allen Grundfragen der Energie und
des Energiesparens wird vom Bundesumweltministerium gefördert.
www.bine.info
Die umfangreiche Website des Informationsdienstes des Fachinformationszentrums Karlsruhe hält Themeninfos und Projektblätter als PDFDateien bereit.
www.enev-online.de
Die Website liefert Informationen zur EnEV aus Anwendersicht.
47
Herausgeber
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Kommunikation
Württembergische Straße 6
10707 Berlin
www. stadtentwicklung.berlin.de
Inhalte und Bearbeitung
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Abteilung VI - Ministerielle Angelegenheiten
des Bauwesens
Bereich Ökologisches Bauen, VI B1
Redaktion
Louis Back
www.louisback.com
Bildrecherche
Jörg Küster
Layout
Fürcho Gestaltung GmbH
www.fuercho-gestaltung.de
Druck
Sauer Druck & Werbung
Schutzgebühr EUR 5,00
Berlin, März 2009
Titelfoto:
Louis Back
Fotos und Abbildungen Innenteil:
Archiv SenStadt
Seite 3
Seite 4
Björn Laczay / Wikicommons
Louis Back
Seite 5
HOWOGE/Peter Oehlmann (l.), WBG Marzahn/Klaus Dombrowsky (r.)
Seite 6
Seite 7
Louis Back
im Uhrzeigersinn: Przykuta/Wikicommons; Archiv SenStadt;
Seite 8
Pavel Losevsky/fotolia; Luke Roberts/Wikicommons; Endostock/fotolia;
Bausparkasse Schwäbisch Hall AG/F. Thomas; Wolfgang Jargstorff/fotolia;
Lekcets/fotolia
Seite 9
Louis Back (3), Mattbuck/Wikicommons (u.)
Seite 10
Vattenfall Europe (l.), DB AG/Paul Langrock (m.), GESOBAU AG (r.)
SenStadt/Umweltatlas Berlin
Seite 11
Seite 12/13 Louis Back
Holzabsatzfonds/Bernd Borchardt (l.), Tarja/Wikicommons (r.)
Seite 14
Archiv SenStadt (o.), isofloc Wärmedämmtechnik (l.), Louis Back (r.)
Seite 15
Jörg Küster (l.); Erik Jan Ouwerkerk (r.)
Seite 16
Louis Back
Seite 17
Armin Kübelbeck/Wikicommons (l.), Louis Back (r.)
Seite 18
Seite 19
Archiv SenStadt
Seite 20/21 v.l.n.r.: FBH/schurian.com; Günther Ludewig/sol•id•ar Architekten und
Ingenieure; Roswag & Jankowski Architekten; Freie Universität Berlin/
Philipp von Recklinghausen; Werner Huthmacher; Christian Gahl; SOLON/
Norbert Michalke; Louis Back; GESOBAU AG/Klaus Dombrowsky; Jörg Küster;
Peter Schrage-Aden; Haas Architekten
Seite 21
Seite 22
Seite 23
Seite 24/25
Seite 26/27
Seite 28
Seite 29
Seite 30/31
Seite 32
Seite 33
Seite 34
Seite 35
Seite 36
Seite 37
Seite 38
Seite 39
Seite 40/41
Seite 42
Seite 43
Archiv SenStadt (u.)
FBH/schurian.com
Wiedel/WISTA MG (o.), Helmholtz-Zentrum Berlin
für Materialien und Energie (u.)
SOLON/Norbert Michalke
Günther Ludewig/sol•id•ar Architekten und Ingenieure
Louis Back
Planungsbüro BHZ (o.) Louis Back (2)
Roswag & Jankowski Architekten
GESOBAU AG/Klaus Dombrowsky
GESOBAU AG
Freie Universität Berlin/Philipp von Recklinghausen
Freie Universität Berlin/Reinhard Görner (o.);
Freie Universität Berlin/Technische Abteilung (u.)
Jörg Küster (2); Freie Waldorfschule Kreuzberg (u.)
Werner Huthmacher
Peter Schrage-Aden
Hagemann + Liss Architekten
Christian Gahl
Haas Architekten
Freie Universität Berlin (l.);
Freie Universität Berlin/Ingo Haas (r.)
Is enim quam nullutpat praessed tem velit lutat, quat utem inim
zzriliq uiscip erci blamet lut luptatum quat, veriure min utpat vercilit lute magna commy nos accummy nullamet adignim iriurem
illam, volore modolutat, quisi.
Veros nibh eum erat ullandre et, commy nostisc iduipsu scilluptat
vendio eugiamet aliquis nummod dunt prat augue vullaoreet ad
mod modiam venisse ming esent lutat, sequi bla corperil ing eliquat. Ut luptatuer sequat praessiscil doluptatum nos nit augait
vent wisi eu faccum dolesectet nulput eui bla feuis nim iuscil utetum illan ea feu feum adit velisi blamet velit praestrud min hent
aciduis accummy nisi etum vel dolor sustincil iuscipi smolobore
min ent lumsan ulla ad eugue delenibh ea consequip euis at la
commy nibh eliquatum quipissisit adiam, volor sit wisismod dolorer ate velit eu faccum quation umsandrerci tisis nulputat dionsecte mincin ut praessequis diamcon utet lortinci tio consenibh
eril do doloreet lummod magna faccum in ulluptat alit veliquat
loreratio eriuscillam doloborpero er summy nullupt atumsandrem
del iliquis aliquam quam il utat. Ut autpat. Ut vel ullute veliquamet, consequate conullam, quat.
Lit vel ut utpatem in verillum zzriliquisl ea augueriurem dit ent
nos dolessenit lut utpatis nullamc onsequat.
Rero odit, quat acillam corpera essequis nullam iuscidunt nit am
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