Fakultät Maschinenwesen Institut für Verfahrenstechnik und Umwelttechnik Lehrstuhl für thermische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik Projektbezeichung: Mineralisierung Projektpartner: Vattenfall Europe AG HINTERGRUND Der anhaltende Klimawandel (Temperaturanstieg zwischen 1906 und 2007 um 0,74 K) und die angestiegene CO2-Konzentration in der Atmosphäre (von 260 ppm in der vorindustriellen Zeit auf 360 ppm heute) lassen die Frage nach der Reduzierung der CO2-Emissionen im Rahmen der Diskussion über die zukünftige Energieversorgung weiter offen. Mittelfristig ist eine Deckung des Primärenergiebedarfs durch regenerative Energieträger nicht möglich, sodass weiterhin fossile Energieträger genutzt werden müssen. Den von den Energieversorgern entwickelten Brückentechnologien, welche unter dem Begriff Carbon Capture & Storage (CCS) zusammengefasst werden, mangelt es an einer sicheren und von der Gesellschaft akzeptierten CO2-Speichermöglichkeit. Bislang wurde die geologische Speicherung als vielversprechendste Möglichkeit herangezogen. Dabei wird das CO2 im überkritschen Zustand in geeignete Gesteinsschichten (z.B. saline Aquiferen) gepresst. Aufgrund diverser politischer Entscheidungen ist diese Art der Speicherung in Deutschland nahezu unmöglich. Hinzukommend gibt es Länder (z.B. Finnland), die über solche Gesteinsschichten nicht verfügen. Dementsprechend muss eine Alternative gefunden werden. MINERALISIERUNG Unter Mineralisierung versteht man die technische Adaption des natürlichen Verwitterungsvorganges. Es handelt sich um eine Chemisorption, dadurch wird das CO2 gleichzeitig aus dem Gasstrom abgetrennt und gespeichert. Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist nicht Kohlenstoffdioxid die energieärmste Form des Kohlenstoffes, sondern es sind Carbonate (vgl. Abb. 1, links). Die Reaktion von CO2 und Metalloxiden zu Carbonaten erfolgt spontan und bedingt das Vorhandensein von Wasser als Reaktionsmedium. Die während des Mineralisierungsprozesses ablaufenden Reaktionen sind in Abb.1, rechts dargestellt. 1 1. Lösen de es CO2 in W Wasser ⇄ ⇄ es Metalloxxids in Wass ser 2. Lösen de (am Bsp. von Calciu umoxid) ⇄ ⇄ 3. Bilden de er Carbonatten (Calcit) → Abbildung 1 – freie Enthalpien n ausgewähltter Kohlenstoffverbindun ngen (links) u und die währrend der Mineralisierung g ablaufenden Reaktionen n (rechts) In de er Natur ist die Kinetik dieser Reakktion voralle em durch de en Stofftran nsport stark k gehemmt, sodaass sich ein ne Reaktion nszeit von mehreren Jahren J ergeben kann.. In den ve ergangenen n Jahre en wurden zahlreiche e Verfahren n zur Beschleunigung des Mine eralisierungs svorgangess entw wickelt (vgl. Abb. 2). zwe eistufige Verrfahren (nass) einstufige Verfahre en nass quasi-trock ken Extra aktion des gebundenen g n ve erbesserte Metallox xids Carb bonatbildung chem misch biologisch (NaOH, (HCl,N NH4Cl, (sp pez. Bakterien wasserunlösliche e NH4HSO4) und u Enzyme Amine) A Abbildung 2 - Überblick über Verfahre ensarten Eine der großen n Herausforderungen dieses Verfahrens ist es, geeign nete Metallo oxidquellen n bereitzustellen (ausgewähl ( gsmaterialie en sind in Abb. A 3 darge estellt). Dab bei kann im m te Ausgang Wesentlichen zw wischen zw wei Gruppen n unterschie eden werde en: G (Se erpentin, Olivin, Wollasstonit, …) 1. Metalloxxid-haltige Gesteine liegen weltw weit in ausre eichender Menge M vor die d Vorkomm men der geeignetsten Gesteine sind aber niccht gleichve erteilt (z.B. liegt Wollasttonit nahezu u ausschließlich in Indiien und China vor) in n der Regel sind die Ge esteine nich ht direkt am m Kraftwerkksstandort verfügbar v da d die Geste eine nur ein nen geringen Anteil an freien Metaalloxiden ha aben, der G Großteil diesser z.T. silikkatisch gebu unden ist, müssen m sie neben der m mechanisch en Aufbere eitung (Mahlen zu Gestteinsmehlen n) thermisch oder c chemisch akktiviert werd den 2 es ergibt sich ein enormer Aufwand für Abbau, Transport und Aufbereitung der Gesteine 2. industrielle Reststoffe (Kraftwerksaschen, Stahlschlacken, Rotschlamm, …) liegen sowohl im Vergleich zu den Gesteinen als auch zu den gesamten CO2Emissionen in geringer Menge vor fallen häufig direkt am Kraftwerksstandort an sind bedingt durch den Prozess, bei dem sie anfallen, in der Regel thermisch und/oder chemisch aktiviert sehr geringer Aufwand für Abbau , Transport und Aufbereitung Abbildung 3 - Ausgangsmaterialien für die Mineralisierung (oben links: Olivin, unten links: Wollastonit, oben rechts: Kraftwerksasche, unten rechts: Rotschlamm) UNTERSUCHUNGEN AM LEHRSTUHL FÜR THERMISCHE VERFAHRENSTECHNIK UND UMWELTTECHNIK Bestandteil der seit 2012 laufenden Untersuchungen ist die Mineralisierung von Kraftwerksaschen aus der Braunkohle-, Steinkohle-, Abfall- und Biomasseverbrennung sowie Rotschlamm in einem einstufigen nassen Verfahren. Diese industriellen Reststoffe verfügen über einen hohen Calciumoxidanteil und entsprechend über eine hohe Alkalinität. Im 3 Labormaßstab wurde ein Rührkesselreaktor aufgebaut, der die absatzweise Begasung einer definierten Asche-/Rotschlamm-Wasser-Suspension ermöglicht (vgl. Abb. 4). Abbildung 4 - Versuchsstand Folgende Parameter wurden untersucht: maximale CO2-Beladung in Abhängigkeit von Reaktionsdauer, Temperatur und CO2Partialdrucks in der Gasphase umgesetztes Calciumoxid Auswirkung der Mineralisierung auf die Eigenschaften der begasten Reststoffe Abschätzung der erreichbaren Speicherrate (Verhältnis aus gespeichertem zu emittiertem CO2) Tabelle 1 - Experimentell ermittelte CO2-Beladungen industrieller Reststoffe bei T=30°C und pCO2=150a/500b mbar Reststoff a Asche 1 Asche 2a Asche 3a Asche 4a Asche 5a Asche 6a Asche 7a Asche 8a Rotschlammb CO2-Beladung (experimentell) [Gew.-%] 1,41 15,07 21,18 7,01 7,73 11,01 13,59 11,56 2,8 Reaktionszeit [h:min] 0:47 2:27 2:56 1:07 1:21 1:00 1:00 1:00 2:00 4 Abbildung 5 - Tem mperaturabhäängigkeit derr CO2-Beladu ung und des Calciumoxid dumsatzes au usgewählter Kraaftwerksasch hen Aus den Ergeb bnissen, die e hier nur auszugweise dargestellt sind, ergibt sich h, dass beii mperaturen und Reaktiionszeiten vergleichsw v weise hohe CO2-Belad dungen und d moderaten Tem Calciumoxidumssätze möglich sind. In dieser einffachen Umssetzung des Mineralisierungspro-onsmittel od der dergleic chen notwe endig, sodass die Betrriebskosten n zesses wird keiin Extraktio esamt gerin ng sind. Ge emessen an n den gesam mten CO2-E Emissionen eines Krafttwerkes istt insge es un nter Verwendung der an a diesem Kraftwerk K anfallenden a Asche, aufgrund ihrer vergleichs-weisse geringen Menge, nicht möglich h eine Speic cherrate vo on über 2,5 Gew.-% zu u erreichen. Unte er den aktue ellen wirtschaftlichen Bedingunge B en ergibt sicch kein öko onomisches Verfahren. Zur ökonomisch ö hen und ökkologischen n Verbesserung der Mineralisieru M ung wird der d Prozesss zukünftig erweittert, um 10 00 % des Calciumoxids s umzusetzen und dab bei reine Carbonate alss eitere Senkung der Bettriebskosten durch die e Produktstoff zu gewinnen. Außerdem ist eine we Realiisierung ein nes quasi-tro ockenen Ve erfahrens möglich. m BELEG- / DIPL LOMARBEITEN abge eschlossen Untersucchung der CO C 2-Mineralisierung als s Möglichke eit der daue erhaften Spe eicherung, Christop ph Braun, Interdisziplinääre Projekta arbeit, Märzz 2012 Untersucchung der CO C 2-Speiche erung durch h Mineralisierung von K Kraftwerksa aschen, Martin Köhler, K Diplo omarbeit, September 2012 2 Planung und Aufbau u eines Versuchsstand des zur CO2-Speicherun ng durch Karbonissierung, Hollger Wende el, Großer Beleg, B Dezember 2012 offen n Erweiterrung der Laboranlage auf a einen zw weistufigen Prozess mit kontinuierlicher Carbonatausfällung Reduzierrung der no otwendigen Prozesswa assermenge e durch ein quasi-trock kenes Verfahre en 5 VERÖFFENTLICHUNGEN & VORTRÄGE CO2-Speicherung durch Mineralisierung kraftwerksinterner Stoffströme, 45. Kraftwerkstechnisches Kolloquium 2013, 15.-16. Oktober, Vortrag, Köhler, M. CO2-Speicherung durch Mineralisierung kraftwerksinterner Stoffströme, Kraftwerkstechnik – Sichere und nachhaltige Energieversorgung – Band 5 (2013), S. 299-309, Köhler, M.; Ohle, A.; Mollekopf, N.; Burchhardt, U.; Ringel J.; Günther, T. Status zum Projekt CO2-Mineralisierung, COORETEC AG3 - Fachtagung, 24.10.2013, Vortrag, Burchhardt, U.; Köhler, M. 6