ELB Hamm Paracelsus 060925 - WoltersPartner | Coesfeld

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Entwicklungskonzept
Paracelsus Kaserne
Herausgeber
Der Oberbürgermeister
g.e.b.b.
Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH
Koordination
Stadtplanungsamt
Abteilung Projektentwicklung
Andreas Mentz
Andrea Wickel
Wolters Partner
Architekten BDA • Stadtplaner
Friedrich Wolters
Leonore Wolters-Krebs
Michael Ahn
Bearbeitung:
Carsten Lang
Nikola Kaiser
Annika Gille
Karin Wilhelm
Rabea Tuinte
Alexander Behringer
Daruper Straße 15
48653 Coesfeld
Telefon +49-0-2541-9408-0
Telefax +49-0-2541-6088
E-Mail [email protected]
www.wolterspartner.de
Coesfeld, Juli 2006
Planung
Inhalt
1.
Vorbemerkung
5
Geschichte der Paracelsus
Kaserne
7
2. Städtebauliche Situation
2.1 Lage und Umfeld
2.2 Konversionsprojekte
und Projekte im Umfeld
2.3 Planungsrecht
2.4 Erschließung
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4.
Struktur des
Kasernengeländes
Gebäudestruktur
Grünstrukturen
Exerzierplatz und
Bunkeranlagen
Altlasten und Kampfmittel
Technische Infrastruktur
9
10
11
12
15
19
21
22
23
Zusammenfassung der
Potenziale und Restriktionen
25
5.
Nutzungsszenarien
28
6.
Entwicklungskonzept
32
7.
Flächen- und Datenbilanz
35
Bürger-Planungsforum /
Schlussbemerkung
36
Quellennachweis
37
3
Westlicher Rand des Kasernengeländes - Grünzone im rückwärtigen Bereich der Kompaniegebäude
4
Vorbemerkung
Die Anpassung der Bundeswehr
an ihre veränderte Aufgabenstruktur und die damit verbundene
bundesweite Umstrukturierung der
Bundeswehrstandorte hat unmittelbare Auswirkungen auf die
1,5 km östlich des Stadtzentrums
liegende Paracelsus Kaserne und
die dort stationierten Soldaten.
Mit der im November 2004 getroffenen Entscheidung, das Sanitätsregiment 22 von Hamm nach
Ahlen zu verlagern, geht am
Standort Paracelsus Kaserne eine
mittlerweile über 70 jährige
Geschichte militärischer Nutzung
zu Ende, die mit der Gründung der
Kaserne als Infanterie-Kaserne im
Jahre 1935 ihren Anfang nahm.
Das Bundesministerium der Verteidigung hat die g.e.b.b. (Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH) beauftragt,
in enger Abstimmung mit der Stadt
Hamm die ersten Schritte für eine
Konversion des Kasernengeländes in eine zivile Nutzung einzuleiten.
Im Auftrag der g.e.b.b. wurde ein
städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet, in dem die Potenziale des Standortes analysiert
und Szenarien für mögliche Folgenutzungen diskutiert wurden.
Dabei wurden neben den städtebaulichen Rahmenbedingungen
insbesondere der Gebäude- und
Vegetationsbestand sowie die
Frage potenzieller Bodenverunreinigungen einer intensiven Betrachtung unterzogen.
Der Vereinbarkeit potenzieller
Folgenutzungen mit dem vorhandenen Umfeld der Kaserne kam in
der Diskussion von Beginn an eine
große Bedeutung zu. Um einen
möglichst breiten Konsens für die
künftige Entwicklung auch in der
Bürgerschaft zu erzielen, wurden
daher die verschiedenen Planungskonzepte gemeinsam mit
den Bürgern in einem offenen
Planungsforum diskutiert.
Der vorliegende Bericht fasst die
Ergebnisse der städtebaulichen
sowie hochbaulichen Bestandsaufnahmen zusammen und zeigt
eine erste Strukturplanung, die die
Grundlage für weitere Nutzungsüberlegungen bilden soll.
5
N
Ausschnitt DGK5
6
50m
1. Geschichte der
Paracelsus Kaserne
Mit dem Bau der Paracelsus
Kaserne wurde im Sommer 1935
begonnen. Bereits ein halbes Jahr
später war die Bauphase abgeschlossen. Die ersten Truppen
konnten somit schon im Januar
1936 die Kaserne beziehen.
Als Antrete- und Exerzierplatz
diente zu Beginn ein Sandplatz.
Mit den späteren Entwicklungen
hin zu einer motorisierten Armee
ging der Nutzen der ursprünglich
ebenfalls vorhandenen Reithalle
und Reitbahn verloren.
Während des Zweiten Weltkrieges
wechselten die deutschen Truppen am Standort mehrfach. Die
ersten Alliierten Besatzungstruppen kamen mit den Engländern
1945 zum Ende des Zweiten
Weltkrieges. Diese verließen
Hamm bereits wieder im Februar
1946.
Nach langen Verhandlungen bot
sich für die Schulen Hamms die
Gelegenheit, die Kaserne für ihre
Zwecke zu nutzen.
Nachdem 1947 kurzzeitig stationierte jugoslawische Polizeiformationen ebenfalls die Kaserne
verließen, begannen die ersten
2000 Schülerinnen und Schüler
mit den Umräumungsarbeiten.
Das Gelände konnte jedoch die
großen Schülerzahlen von insgesamt vier Gymnasien der Stadt
nicht gleichzeitig aufnehmen.
Deshalb begann man, im Schicht-
betrieb zu unterrichten.
In den Folgejahren verließen nach
und nach die Schulen wieder das
Gelände und zogen in ihre ehemaligen bzw. in neue Gebäude.
Von Juni 1960 an wurde das
Kasernengelände wieder militärisch genutzt. Aus Platzgründen
wurde das Sanitätsbataillon 7 von
Ahlen nach Hamm verlegt. 1964
wurde die Infanterie-Kaserne umbenannt und erhielt ihren heutigen
Namen nach Philippus Aureolus
Theophrastus Bombastus von
Hohenheim (Paracelsus).
7
Paracelsus
Kaserne
Stadtzentrum
N
Lage im Stadtraum
8
150m
2. Städtebauliche
Situation
2.1 Lage und Umfeld
Die Paracelsus Kaserne liegt ca.
1,5 km östlich des Zentrums der
Stadt Hamm im Stadtbezirk
Hamm-Mitte und liegt ca. 2 km
östlich des Hauptbahnhofes. Ca.
6 km südlich verläuft die Autobahn
A 2.
Das Gelände ist überwiegend von
Wohnnutzungen eingerahmt. Im
Norden ist das Wohnumfeld von
einer sehr hochwertigen stadtvillenartigen Bebauung entlang der
Ostenallee geprägt, im Osten, entlang der Ahse, von einer kleinteiligeren Einfamilienhausbebauung.
Die westliche Grenze wird von
viergeschossigem Geschosswohnungsbau entlang der Weidekampstraße markiert.
Insgesamt betrachtet weist das
direkte Umfeld ein hochwertiges
städtebauliches Erscheinungsbild
auf.
Im weiteren Umfeld, insbesondere
entlang der südlich angrenzenden
Marker Allee, befinden sich zahlreiche öffentliche Einrichtungen
der Verwaltung und des Gesundheitswesens. Dazu zählen im
Westen der Landesbetrieb Straßen NRW, im Osten eine Außenstelle der Bundesbank, das Haus
der Wirtschaft, das Landesarbeitsgericht sowie ein Dialysezentrum,
Pertheshaus, ein Seniorenheim
und das St. Marien-Hospital. Für
das im Süden liegende Bundeswehrkrankenhaus Hamm wird
ebenfalls eine zivile Folgenutzung
gesucht - bis 2010 soll das
Gelände aus der militärischen
Nutzung entlassen werden.
Mit zahlreichen Kindertageseinrichtungen, vier Grundschulen, je
zwei Realschulen und Gymnasien
sowie einer Gesamtschule besteht
im Stadtbezirk Hamm-Mitte ein
weitreichendes
Angebot
an
Betreuungs- und Bildungsstätten.
Einrichtungen für die Nahversorgung befinden sich in einem Umkreis von ca. 1,3 km zum Plangebiet (“Kaisers” am Marktplatz /
“Edeka” am Alten Uentroper Weg).
Außer der guten Erreichbarkeit
des Stadtzentrums im Westen wird
die Lage des Kasernengländes
durch die Nähe zu den Wasserläufen der Lippe und des DattelnHamm-Kanals und den umliegenden Grün- und Erholungsräumen
geprägt. Nördlich der Ostenallee
liegen das Sportzentrum Ost und
der Kurpark Bad Hamm. Dieser
wurde u. a. mit dem Bau der Erlebnistherme "Maximare" in den
vergangenen Jahren mit erheblichem Aufwand aufgewertet.
Die angrenzende Lippe und der
parallel verlaufende DattelnHamm-Kanal
bieten
weitere
attraktive Faktoren. Über die
Straße "Ahseufer" und den
Holunderweg gelangt man direkt
an die Ahse und zu den Freiräumen im Süden.
9
2.2 Konversionsprojekte
und
Projekte im Umfeld
Da die Stadt Hamm nicht nur
Standort der Bundeswehr sondern
auch der britischen Streitkräfte
war, sind außer der Paracelsus
Kaserne im Stadtgebiet Hamms
weitere ehemalige Kasernenstandorte von der Konversion
betroffen. Dabei handelt es sich
um die Flächen der Newcastle
Barracks und der ArgonnerKaserne in Hamm-Uentrop sowie
der Cromwell Barracks im Stadtbezirk Hamm-Mitte.
Für das ca. 12 ha große Arreal der
ehemaligen Newcastle Barracks
wird parallel z. Zt. eine Rahmenplanung entwickelt.
Für die ca. 12,8 ha großen
Flächen der Argonner-Kaserne im
Süd-Westen hat der Rat der Stadt
Hamm am 20.06.2006 den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan 02.098 „Gewerbequartier Hohefeld” gefasst. Neben
Flächen für den Gemeinbedarf
(Feuerwache, Asylbewerberunterkunft) ist eine gewerbliche Nutzung festgesetzt.
Für den Bereich der im Süden liegenden Cromwell Barracks liegt
ein Rahmenkonzept vor. Der überwiegende Teil der 8,5 ha großen
Fläche soll danach für Wohnbauflächen genutzt werden. Darüber
hinaus sind Grün- und Freiflächen
vorgesehen.
Ziel der gesamtstädtischen Planung ist es, die verschiedenen
10
Standorte entsprechend ihrer spezifischen Potenziale zu profilieren
und zu entwickeln sowie die Planungen so zu koordinieren, dass
Konkurrenzen unter den einzelnen
Standorten möglichst vermieden
werden.
Für die Lagequalität der Paracelsus Kaserne sind eine Vielzahl
von Entwicklungsprojekten im
direkten Umfeld von Bedeutung.
Im Rahmen der Masterplanung
„Hamm ans Wasser" verfolgt die
Stadt das Ziel, die Attraktivität und
Erlebbarkeit der Wasserbänder
Lippe und Datteln-Hamm-Kanal im
Stadtgebiet Hamms zu steigern.
Mit dem „Rahmenplan Bad
Hamm” wird seitens der Stadt das
Ziel verfolgt, den Bereich des
Sportzentrums Ost im Westen des
bereits aufgewerteten Kurparks
Bad Hamm ebenfalls weiterzuentwickeln und das Angebot an
Gesundheits-, Sport- und Erholungsnutzungen auszubauen. Dies
wird sich ebenfalls zukünftig positiv auf die Standortqualitäten des
Kasernengeländes auswirken.
2.3 Planungsrecht
Flächenutzungsplan
Der wirksame Flächennutzungsplan der Stadt Hamm stellt aufgrund der bisherigen Nutzung für
den Bereich der Paracelsus Kaserne "Fläche für den Gemeinbedarf" dar. Im Norden, Osten und
Westen grenzen Wohnbauflächen
an. Das Gelände des Bundeswehrkrankenhauses im Süden auf
der gegenüberliegenden Seite der
Marker Allee ist als „Fläche für den
Gemeinbedarf" dargestellt, mit der
Zweckbestimmung
„öffentliche
Verwaltungen" sowie „Gesundheitlichen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen". Eine
Änderung des Flächennutzungsplanes wird daher entsprechend
der Entscheidung für eine zukünftige Nutzung erforderlich.
Bebauungspläne
Entsprechend der bisherigen
Nutzung ist das Gelände der Paracelsus Kaserne im „Baugebietsplan” der Stadt Hamm als „Baugebiet für den Gemeinbedarf” mit
der Zweckbestimmung „Fiskalische Nutzung” festgesetzt. Für die
Bereiche der unmittelbar angrenzenden Wohngebiete setzt der
Baugebietsplan „Reine Wohngebiete” fest.
Um zukünftig für Investitionen ein
hohes Maß an Planungssicherheit
zu gewährleisten, ist es planungsrechtlich erforderlich, entspre-
chend der angestrebten künftigen
Nutzung für das Kasernengelände
einen Bebauungsplan nach den
Vorschriften des Baugesetzbuches aufzustellen.
N
Flächennutzungsplan der Stadt Hamm - Ausschnitt
50m
11
2.4 Erschließung
Motorisierter Individualverkehr
Die Hauptzufahrt der ParacelsusKaserne erfolgt derzeit von NordWesten (Ostenallee) über den
Peter-Röttgen-Platz und die JosefSchlichter-Allee. Eine zweite
Zufahrt, die derzeit nur untergeordnet genutzt wird, befindet sich
im Süden zur Marker Allee.
Im Hinblick auf mögliche Folgenutzungen des Geländes muss die
Erschließung für gewerbliche
Verkehre über die Marker Allee
erfolgen, da der Peter-RöttgenPlatz und die Josef-SchlichterAllee aufgrund der direkt angrenzenden Wohnnutzungen nur eingeschränkt zusätzliche Verkehre
aufnehmen können.
Im Rahmen der weiteren konkretisierenden Planungsschritte sind
die verkehrlichen Rahmenbedingungen für die Anbindung des Kasernengeländes an die Marker
Allee unter Berücksichtigung der
bestehenden Verkehrsbelastung
detailliert zu untersuchen. Um eine
zusätzliche Belastung der JosefSchlichter-Allee zu minimieren,
wäre es wünschenswert, wenn die
Zufahrt zu dem Kasernengelände
von der Marker Allee sowohl für
die stadteinwärts (Rechtseinbieger) als auch für die stadtauswärts
fahrenden Verkehre (Linkseinbieger) möglich wäre. Die potenziellen Folgenutzungen des Bundeswehrkrankenhauses und deren
verkehrliche Auswirkungen sind
12
dabei in die Überlegungen einzubeziehen.
Öffentlicher Nahverkehr
Über die auf der Ostenallee, Marker Allee und Soester Straße verlaufenden Buslinien ist das Kasernengelände sehr gut in das
Netz des öffentlichen Nahverkehrs
einbezogen. Über die dort verkehrenden Buslinien ist auch der
Hauptbahnhof Hamm mit seinen
regionalen und überregionalen
Bahnverbindungen problemlos erreichbar.
Fußgänger und Radfahrer
Auch wenn sich das Kasernengelände in unmittelbarer Nähe zum
Kurpark Bad Hamm befindet, so
ist die fußläufige Anbindung eher
umwegig. Eine Verbindung ist nur
im Nordwesten über den PeterRöttgen-Platz und die JosefSchlichter-Allee bzw. im Süden
über die Marker Allee und das
Ahseufer möglich. Eine direktere
fußläufige Verknüpfung im Norden
und Osten ist aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von Grundstücksflächen nicht möglich.
Darüber hinaus befinden sich im
Süden die Freiflächen der ehemaligen Ahse-Niederung in fußläufiger Entfernung. Die Anbindung
des Kasernengeländes an das
Radwegenetz ist über die auf der
Marker Allee und der Ostenallee
verlaufenden Radwege mit guter
Qualität gegeben.
Fahrzeugstellplätze - Fuhrpark - Blick auf ein Unterkunftsgebäude
13
Legende
N
Kasernengebäude 1934-1936
Kasernengebäude nach 1960
Bestandsplan Gebäudestruktur
14
25 m
3. Struktur des
Kasernengeländes
3.1 Gebäudestruktur
Die Paracelsus Kaserne umfasst
eine Fläche von ca. 8,6 ha. Bis auf
wenige Ausnahmen sind alle
Baukörper in einer nahezu nordsüd-ausgerichteten Zeilenbauweise errichtet worden. Die Bauweise ist von ihrer Anlage her charakteristisch für den Typ "Kaserne".
Im Zentrum liegt der ehemalige
Exerzierplatz mit Bunkeranlagen.
Nördlich und westlich angrenzend
stehen die dreigeschossigen
Stabs- und Unterkunftsgebäude
aus den dreißiger Jahren des 20.
Jahrhunderts. Dem Typ entsprechend sind diese Gebäude als
Zweibundanlage mit einem Mittelflur und einem zentralen Treppenhaus ausgebildet. An der Baustruktur hat sich offensichtlich über
die Jahrzehnte nur Unwesentliches verändert. Die Fenster wurden in jüngerer Zeit erneuert und
mit einer anderen Gliederung versehen. Der Duktus der Gebäude
ist im Ganzen jedoch erhalten geblieben.
Im Norden, Osten und Süden markiert ein Kragen aus technischen
Gebäuden jüngeren Datums
(1963-1965) das Gelände. Außer
einer Turnhalle stehen dort im
Wesentlichen Gebäude für Werkstätten und zur Unterbringung des
Fuhrparks. Die Gebäude sind im
Gegensatz zu den Zeilenbauten
der dreißiger Jahre in einem einfa-
chen Baustandart errichtet und
haben zweifelsfrei keinen besonderen Wiederverwendungswert.
Legende
Mannschaftsgebäude
Werkhallen
Schulungsgebäude
Kantine, Casino, Sporthalle
Krankenstation
Nutzung
Legende
Kasernengebäude 1934-1936
Kasernengebäude nach 1960
Gebäudealter
Legende
ein Geschoss
zwei Geschosse
drei Geschosse
Geschossigkeit
15
Bruttogrundfläche ca. 890 qm
III–geschossig + Dachgeschoss
Brutto-Geschossfläche 3.200 qm
Bestehende Grundriss-Struktur
5m
16 Appartements
Wohnflächen à 120 - 190 qm
Wohnfläche gesamt ca. 2.600 qm
Erschließungsfläche ca. 400 qm
Beispiel Umnutzung Wohnen
5m
Einheiten zw. 64 und 210 qm
Nutzfläche/Geschoss ca. 675 qm
Gewerbefläche ca. 2700 qm
Erschließungsfläche ca. 300 qm
Beispiel Umnutzung Gewerbe
16
5m
Umnutzung
Die Umnutzbarkeit der Stabs- und
Unterkunftsgebäude aus den dreißiger Jahren wurde im Rahmen
des Entwicklungskonzeptes untersucht. Die Gebäude sind in einem
baulich guten Zustand. Je nach
Nutzungsziel können sie mit entsprechenden Aufwendungen umgenutzt werden. Denkmalschutzbestimmungen sind dabei grundsätzlich nicht zu beachten, da kein
Gebäude als Baudenkmal eingestuft ist.
Exemplarisch wurden an einem
Block nördlich des Exerzierplatzes
unterschiedliche
Umnutzungskonzepte schematisch in den
bestehenden Grundriss einskizziert.
Das Umnutzungskonzept "Wohnen" könnte unter Beibehalt der
heutigen Haupttreppe – ergänzt
durch zusätzliche Treppenhauszonen mit Aufzug jeweils an den
Kopfseiten – insgesamt 16 Appartements im Gebäude auf vier
Nutzungsebenen (einschl. Dach)
aufnehmen. Dadurch wäre eine
Wohnfläche von rd. 2.600 qm realisierbar. Die Flächen der Treppenhauskerne würden 400 qm
betragen. Um eine markt- und
nachfragegerechte Wohnqualität
zu sichern, sollten Balkone vorgehängt werden. Das Umnutzungskonzept "Gewerbe" würde ebenfalls die Hauptstruktur des
Gebäudes erhalten, jedoch mit
dem heutigen Haupttreppenhaus
als Erschließung mit Aufzug auskommen. Insgesamt wäre auf vier
Nutzungsebenen (einschl. Dach)
eine Gewerbefläche von 2.700 qm
möglich, mit einer Erschließungsfläche (Treppenhaus mit beispielhaft aufgezeigten Mittelfluren) von
ca. 300 qm. Die Gewerbeeinheiten
könnten in einer Größe von 64 bis
210 qm angeboten werden. Die Art
der gewerblichen Nutzung ist dabei aufgrund der Verteilung der
Flächen über drei Geschosse
(ohne Dachgeschoss) auf Büronutzungen beschränkt.
17
N
Bewertung des Gehölzbestands
18
25m
3.2 Grünstrukturen
Die Kaserne liegt im Bereich eines
von altem Baumbestand durchgrünten Wohnviertels. Diese
Durchgrünung prägt auch das
Kasernengelände in besonderer
Weise. Das Gelände wird durch
einen von Süden nach Norden
dichter werdenden grünen Gürtel
aus hochstämmigen Bäumen und
Hecken eingerahmt.
Am westlichen Rand reihen sich
neben Stieleichen auch Roteichen
mit intensiver Herbstfärbung, vereinzelte Zuckerahorne sowie zahlreiche Hainbuchen und Winterlinden auf. Die nördlichen und östlichen Randbereiche werden von
Ahornen, Sandbirken, Hainbuchen, Kirschen und Winterlinden
dominiert und von Zwergmispel,
Weymouth-Kiefer oder Essigbaum
durchmischt.
Im Inneren des Geländes vermitteln das lichte Grün, die großen
freistehenden Bäume und die weiten Rasenflächen insbesondere im
nördlichen Bereich einen nahezu
parkähnlichen Charakter.
Besonders prägnant ist die im
Zentrum gelegene, den Exerzierplatz einrahmende Hecke mit
einer im Norden und Westen vorgelagerten Baumreihe aus alten
ausladenden Platanen.
Im übrigen Gebiet kommen – neben den prägenden PlatanenEichen und Linden – Sträucher
sowie ein heterogener Bestand
verschiedenster Bäume vor. Da
die Gehölze nicht im Verzeichnis
der geschützten Bäume geführt
werden (Baumverzeichnis), unterliegen sie nicht der Baumschutzsatzung der Stadt Hamm.
Aus ökologischer Sicht sind insbesondere ältere einheimische Gehölzstrukturen von hoher Bedeutung und sollten, soweit möglich,
in die Planung integriert werden.
Ausschlaggebend für den Erhalt
bzw. die Integration der Baumsubstanz sollen jedoch auch die
prägenden Elemente der heutigen
städtebaulichen Strukturen sein.
Eine genaue Einmessung der zu
erhaltenden Bäume einschl. Kronendurchmesser wird zu gegebener Zeit erforderlich.
Die derzeitige Nutzung ergibt auf
dem Kasernengelände einen Versiegelungsgrad von ca. 70 %. Es
ist davon auszugehen, dass eine
hochwertige Nachnutzung diesen
Wert eher unterschreiten wird.
Planungsrechtlich ist vorraussichtlich kein Ausgleich erforderlich.
19
N
Erhaltenswerte Grünstrukturen
20
25 m
3.3 Exerzierplatz und
Bunkeranlage
In den 60er Jahren des letzten
Jahrhunderts wurde im Bereich
des Exerzierplatzes im Zentrum
der Kaserne eine Bunkeranlage
errichtet.
Die Anlage besteht aus insgesamt
sechs Bunkern, die in den
Randbereichen des Exerzierplatzes liegen, untereinander jedoch
nicht verbunden sind. Im Westen
des Exerzierplatzes befindet sich
der Führungsbunker, der mit der
erforderlichen technischen Infrastruktur ausgestattet ist.
Die Zugänge der Bunker liegen
jeweils an den Außenseiten des
Exerzierplatzes.
Um die erforderlichen Erdarbeiten
zu minimieren, wurden die Bunker
nur geringfügig in den Untergrund
eingegraben. Statt dessen wurden
die Zwischenräume verfüllt und
die Bunker mit Erdmaterial überdeckt. Die Oberfläche wurde asphaltiert und von Süden durch
eine Rampe befahrbar als Stellplatzanlage genutzt, wobei im
Laufe der Zeit deutlich wurde,
dass eine Belastbarkeit der
Flächen nur eingeschränkt gegeben ist.
Überlegungen zu verschiedensten
Umnutzungsmöglichkeiten, die
auch nur im Zusammenhang mit
dem Gesamtnutzungsziel des Kasernengeländes gesehen werden
können, haben nicht zu sinnvollen
Ergebnissen geführt.
N
Lageplan Exerzierplatz / Bunkeranlage
10 m
21
3.4 Altlasten und
Kampfmittel
Im Hinblick auf die Bewertung der
Altlastensituation im Kasernengelände wurde ein besonderes
Augenmerk auf die Verfüllungen
zwischen den Bunkern am Exerzierplatz gelegt. Um Klarheit über
die dort vorhandenen Materialien
insbesondere im Hinblick auf die
Verträglichkeit mit möglichen Folgenutzungen zu gewinnen, wurde
der Exerzierplatz einer intensiven
Beprobung unterzogen.
Insgesamt wurden 17 Baggerschürfe verteilt über den gesamten
Exerzierplatz niedergebracht. Im
Ergebnis wurde festgestellt, dass
es sich bei den vorgefundenen
Materialien vermutlich um Bodenaushub anderer Baumaßnahmen
handelt. Geringfügige Überschreitungen der Grenzwerte für PAK
und Sulfate an einzelnen Stellen
liegen demnach noch im Toleranzbereich.
Das Material kann hinsichtlich der
Qualität ggf. vor Ort wieder eingebaut werden. Entsorgungspflichtig
ist lediglich die vorhandene
Schwarzdecke der Stellplatzanlage.
Außer den Verfüllungen am
Exerzierplatz wurden in Abstimmung zwischen dem Umweltamt
der Stadt Hamm und der Oberfinanzdirektion Münster insgesamt
15
kontaminationsverdächtige
Flächen untersucht. Dabei handelt
es sich überwiegend um Flächen
22
im Bereich der Werkstatthallen
und Tanklager. Mit Beseitigung der
Gebäudesubstanz ist auch die
Sanierung der Verunreinigungen
vorgesehen. Im Ergebnis verbleiben damit auf dem Kasernengelände keine Materialien, die z.B.
eine wohnbauliche Nutzung beeinträchtigen.
Die Luftbildauswertung hinsichtlich
Kampfmittelvorkommen zeigt vermutliche Blindgängereinschlagsstellen im Bereich Ahseufer und
Marker Allee. Auf dem Kasernengelände befanden sich Flakstellungen östlich der Bunkeranlage
bzw. des Exerzierplatzes. Weitere
Bunker sowie Laufgräben befanden sich im Nordosten des Geländes.
Die entsprechend vorgeschriebenen Untersuchungen bei Verdacht
auf Kampfmittelvorkommen sind
im Rahmen der Realisierung zu
beachten.
3.5 Technische
Infrastruktur
Das öffentliche Kanalnetz im
Bereich des Plangebietes entwässert im Mischsystem und hat
Vorflut zur Kläranlage Hamm
Mattenbecke. Die Planung des
öffentlichen Netzes ist im Gebietsentwässerungsplan Rothebach dokumentiert worden. Im
Bestand wurde die Kaserne entsprechend als Mischsystem ausgebildet. Bei einer Entwicklung der
Fläche ist von einer kompletten
Neukanalisierung auszugehen.
Die Entwässerung der Flächen
wird dann im Trennsystem erfolgen. Sollte sich im Zuge der weiteren Planungen herausstellen, dass
bestehende Kanäle weiter genutzt
werden können, sind diese in die
Neuplanung des Kanalnetzes zu
integrieren. Ob die Regenwassereinleitung fracht- und mengenmäßig für eine ortsnahe Einleitung in
die Ahse ohne weitere Maßnahmen verträglich ist, ist in den weiteren Planungsschritten zu prüfen.
Unter Umständen ist eine Regenklärung und -rückhaltung vor der
Einleitung in die Vorflut erforderlich. Der Anschluss des Schmutzwassers kann an die öffentliche
Kanalisation erfolgen.
N
Kanalnetz
25 m
23
N
25m
Potenziale und Restriktionen
Legende
24
Wohnflächen
Techn. Gebäude
Grünstrukturen
(erhaltenswert)
Fuß- und Radwege
lärmbelasteter Bereich
Wohn-/ Verwaltungsgebäude
Grünstrukturen
(öffentlich)
GemeinbedarfMilitärkrankenhaus
hohe Lärmimission /
Verkehrsbelastung
Haltestelle ÖPNV
4. Zusammenfassung
der Potenziale und
Restriktionen
Das Gelände der Paracelsus Kaserne besitzt aufgrund seiner geschilderten stadträumlichen Lage
hervorragende Chancen für die
Entwicklung als Wohngebiet.
•
Die unmittelbare Nähe zu
den Grünräumen rund um Bad
Hamm und den Bereichen der
Ahse-Niederung im Süden bietet
optimale Möglichkeiten zur Naherholung.
•
Es bestehen gute Anbindungen an das Stadtzentrum und
die Erholungsräume sowie an das
regionale und überregionale Straßennetz.
•
Das nähere Umfeld ist
überwiegend geprägt von großen
Wohngrundstücken mit hochwertiger stadtvillenartiger Bebauung
entlang der Ostenallee und kleinteiliger Einfamilienhausbebauung
entlang des Ahseufer. Das Wohnumfeld hat somit „Adresswirkung”
für die neue Nutzung des Kasernengeländes als Wohngebiet.
•
Auf dem Kasernengelände
selbst haben sich insbesondere
um den Exerzierplatz prägende
Grünstrukturen entwickelt. Das
Gelände ist insgesamt fast hermetisch durch eine dichte Baum- und
Straucheingrünung von der bestehenden Wohnbebauung abgegrenzt. Leider ist auch zukünftig
nicht von einer Fußweganbindung
nach Norden und Osten in Rich-
tung der Naherholungsbereiche
auszugehen.
•
Unabhängig von den künftigen Nutzungen kann die Altlastenfrage gelöst werden.
•
Für die technische Versorgungsinfrastruktur (Energie, Wasser, Abwasser) ergeben sich keine
besonderen Schwierigkeiten. Die
Netze sind ohnehin neu zu schaffen.
25
Aus der städtebaulichen Situation
ergeben sich insbesondere drei
Einschränkungen für künftige Nutzungen:
•
Die bestehende Wohnbebauung bedeutet für gewerbliche
Nutzungen eine Einschränkung
auf „nicht wesentlich störend”.
Außerdem dürfte ein gewerblicher
Charakter auch den „Imagewert”
der Wohngebiete beeinträchtigen.
•
Die Verkehrsbelastung der
Marker Allee stellt eine attraktive
Wohnnutzung im südlichen Teil
des Kasernengeländes in Frage.
•
Das
Wohnstraßennetz
(nordwestliche Zufahrt über PeterRöttgen-Platz) steht nur für eine
eingeschränkte zusätzliche Belastung zur Verfügung.
Aus der Bewertung der Bausubstanz der Kaserne sind folgende
Schlussfolgerungen zu ziehen:
•
Trotz der guten Bausubstanz der Unterkunftgebäude erscheint eine vorrangige Umnutzung aufgrund des dann entstehenden übergroßen Flächenangebotes u. a. wegen der Verkehrsbelastung nicht sinnvoll.
•
Geschosswohnungsbau
wäre nur im hochwertigen Segment, dann jedoch nicht in dieser
Größenordnung marktfähig. Eine
Umnutzung würde hohe Investi26
tionen (Erschließungs- und Sanitärkerne, Balkone, etc.) voraussetzen.
•
Ein konkreter Bedarf für
Dienstleistungsnutzung ist auf
Grund des vorhandenen Angebotes in Hamm zwar nicht erkennbar, eine teilweise Umnutzung der
westlichen Gebäude für Dienstleistung wäre jedoch aufgrund der
Standortgunst an der Marker Allee
offenzuhalten.
•
Eine Erhaltung und Umnutzung sämtlicher Werkstattgebäude erscheint aufgrund der
Bausubstanz und der beschriebenen Nutzungseinschränkungen an
diesem Standort unrealistisch,
auch wenn eine gewisse Nachfrage nach „nicht störenden Gewerbeflächen” in Hamm besteht.
•
Für öffentliche Nutzungen
kultureller, caritativer und ähnlicher Art haben die Stadt Hamm
oder andere Träger keinen Bedarf
angemeldet.
Fazit:
Die
künftige
städtebauliche
Struktur – insbesondere das Erschließungsnetz – soll somit die
Option offen halten, die Unterkunftsgebäude je nach Bedarf und
Nachfrage auch teilweise für
Büroflächen umnutzen zu können.
Blick über die Paracelsus Kaserne in Richtung Norden
27
5. Nutzungsszenarien
Aufbauend auf den Ergebnissen
der städtebaulichen und hochbaulichen Analyse wurden Nutzungsszenarien entwickelt, die entsprechend der derzeitigen Flächenbedarfe eine Entwicklung des Kasernengeländes als überwiegenden Wohnstandort beschreiben.
Als städtebauliches Leitbild für die
möglichen Entwicklungsszenarien
werden die wichtigen strukturellen
Identitätsmerkmale des derzeitigen Kasernengeländes zugrunde
gelegt:
•
Weitgehende Erhaltung
der
Grünsubstanz
in
den
Randbereichen des Geländes und
der Einrahmung des ehemaligen
Exerzierplatzes mit seiner prägenden großzügigen Rechteckform.
•
Beibehaltung der Erschließungs-Grundstruktur, um flexibel
auf den möglichen Erhalt einzelner
Gebäude und Grünstrukturen reagieren zu können.
Die folgenden Nutzungsszenarien
zeigen einen unterschiedlichen
Anteil von Gewerbe und Dienstleistung im Verhältnis zur künftigen Wohnnutzung auf.
28
Szenario 1
"Entwicklung aus dem Bestand"
Mit etwa gleichem Anteil an
Wohnbauflächen und Gewerbeflächen zeigt das Szenario 1 die
größtmögliche Option zur Erhaltung des Gebäudebestandes:
•
Der nördliche Bereich
(nördlich des Exerzierplatzes) wird
als Wohnbereich vom PeterRöttgen-Platz entwickelt, ohne
verkehrliche Verbindung zum südlichen Teil, der je nach Bedarf für
wohnverträgliche
gewerbliche
Nutzungen und Dienstleistung zur
Verfügung stehen könnte.
•
Entsprechend der jeweiligen Nachfrage könnten die Mannschaftsgebäude aus den 30er
Jahren im nördlichen Teilbereich
zu Geschosswohnungen und im
südlichen Teilbereich für Dienstleistungsnutzungen umgenutzt
werden. Die vorhandenen Werkstattgebäude am östlichen Rand
des Kasernengeländes könnten
von wohnverträglichen Gewerbebetrieben zu Lagerzwecken genutzt werden.
Legende
•
Der Exerzierplatz würde
sowohl als Stellplatzfläche für die
gewerbliche Nutzung und als immissionsträchtigerer Spielbereich
(Bolzplatz) für die nördliche
Wohnbebauung zur Verfügung
stehen. Lediglich die teerhaltige
Asphaltdecke ist zu entfernen.
•
Der südliche Bereich erhält
zwei Anbindungen an die Marker
Allee
Wohnen
Dienstleistung, nicht störendes Gewerbe
Grünfläche
Stellplätze
Erschließung
Szenario 1 Nutzungsverteilung
N
Szenario 1 Baustruktur
50m
29
Szenario 2
"Wohnen und Dienstleistung"
Der Dienstleistungsbereich wird in
Szenario 2 auf den durch Straßenverkehrslärm ohnehin vorbelasteten Bereich entlang der Marker
Allee reduziert.
•
Die Beibehaltung des
Erschließungsrasters ermöglicht
einen flexiblen Umgang mit Erhalt
oder Abriss der bestehenden
Bausubstanz, sowie Optionen für
verschiedene Wohnformen.
•
Die am Westrand des
Kasernengeländes
gelegenen
Mannschaftsgebäude werden als
"Gegenüber" der angrenzenden
Geschosswohnungsbauten
zu
Wohnzwecken umgenutzt.
•
Die Anbindung an die
Marker Allee und den PeterRöttgen-Platz gewährleistet eine
gleichmäßige Verteilung der
Verkehre aus dem Wohngebiet.
•
Der Exerzierplatz wird insgesamt als Freiraum („Grüner
Quartiersplatz”) entwickelt. Es
stellt sich die Frage des Erhaltens
und der Pflege des mehr als
10.000 qm großen Grünraumes.
Die Entfernung der asphalthaltigen
Teerdecke wäre ohnehin erforderlich. Die Attraktivität der hochliegenden Grünfläche hinsichtlich der
Einbindung in die Wohnstrukturen
ist eingeschränkt.
30
Bewertung der Szenarien
Als Grundlage für die Bewertung
der Nutzungsszenarien 1 und 2
dienen die in Kapitel 4 ”Potenziale
und Restriktionen” definierten
Kriterien:
•
Einbindung in das städtebauliche Umfeld
•
Umgang mit der bestehenden Bausubstanz
•
Berücksichtigung
der
Flächenbedarfe in Hamm
Das Nutzungsszenario 1 sollte
wegen der unattraktiven, wenn
auch "nicht störenden" Gewerbeentwicklung im rückwärtigen Bereich der Wohnbebauung Ahseufer nicht weiter verfolgt werden.
Vor allem wird der Bedarf an nicht
störenden Gewerbeflächen aufgrund des Gesamtangebotes in
Hamm in dieser Dimension nicht
gesehen.
Für den nördlichen Wohnbereich
kann in diesem Szenario sowohl
Substanzerhaltung
als
auch
Neubau erfolgen. Gegen die
Substanzerhaltung spräche das
Überangebot an kleinen Geschosswohnungen, die nur mit
hohem Aufwand einen gegebenenfalls nachgefragten Qualitätsanspruch erreichen können.
Mit dem quantitativen Angebot an
Wohn- und Gewerbeflächen des
Szenario 2 kann flexibel auf die
Legende
potenzielle Nachfrage reagiert
werden. Eine für die Realisierung
nachteilige Bindung ergibt sich –
wie begründet – aus der Erhaltung
des Exerzierplatzes in seiner starren derzeitigen Form mit Bunkeranlage.
Wohnen
Grünfläche
Dienstleistung, nicht störendes
Gewerbe
Versorgung
Erschließung
Szenario 2 Nutzungsverteilung
N
Szenario 2 Baustruktur
50m
31
6. Entwicklungskonzept
Legende
Das Szenario 3 als tragfähiges
„Entwicklungskonzept” zeigt eine
Nutzungsmischung von Dienstleistung entlang der Marker Allee sowie die ausdrückliche Option zur
Erhaltung der Gebäudesubstanz
westlich des Exerzierplatzes für
Dienstleistungseinrichtungen. Das
Entwicklungskonzept geht davon
aus, den Exerzierplatz in seiner
räumlichen Dimension nachvollziehbar mit den einrahmenden
Platanen zu erhalten, die darunterliegenden Bunker abzutragen und
den Platz teilweise in die
Wohnbebauung einzubeziehen.
Die verbleibenden öffentlichen
Grünflächen reduzieren sich somit
auf eine tragfähige Größenordnung.
Wohnen
Grünfläche
gemischte Nutzung
Dienstleistung, nicht störendes
Gewerbe
Erschließung
N
Entwicklungskonzept: Nutzungsverteilung
32
25 m
•
Das Konzept der Baustrukturen zeigt für die Wohnbebauung
eine Eingangssituation am PeterRöttgen-Platz, die an die derzeitige Nutzung erinnert, aber die
Abgeschlossenheit des heutigen
Kasernengeländes aufhebt sowie
eine zum Platz orientierte neue
Randbebauung und Erhalt des
kleinen Kontrolleingangsgebäudes (bspw. Umnutzung zu einem
Kiosk).
•
Am nördlichen Rand zur
Bebauung der Ostenallee zeigen
Gebäudesymbole die mögliche
Entwicklung von hochwertigen
Einfamilienhäusern als Einzel-
N
Entwicklungskonzept
25m
33
häuser auf größeren Grundstücken als Antwort auf die Villenarchitektur an der Ostenallee.
•
Das derzeitige Erschließungssystem wird auch für den
südlichen Teil des Geländes beibehalten und erinnert somit an die
städtebauliche Struktur des ehemaligen Kasernengeländes, insbesondere mit der markierten
Form des ehemaligen “Exerzierplatzes”.
•
Der durch die Randbegrünung geprägte Exerzierplatz wird
von Stadtvillen eingerahmt, die
von Osten und Westen auch die
optische Durchlässigkeit eines
neuen langgestreckten Angers mit
Spiel- und Aufenthaltsqualität erleben lassen.
•
Für den östlichen Rand
des Plangebietes Richtung Ahseufer werden drei kleine Wohnquartiere in einer Kombination von
Einzel- und/oder Doppelhausgruppen vorgeschlagen.
•
Am westlichen Rand bleibt
die Option zum Erhalt der bestehenden Kasernengebäude für
Dienstleistungsnutzung
offen.
Es wird unterstellt, dass der Erhalt
und Umbau wirtschaftlich realiesierbar ist. Eine niedriger geschossige Wohnbebauung angrenzend
an die viergeschossige bestehende Wohnbebauung an der Weidekampstraße würde hinsichtlich
Einsicht und Verschattung weniger
34
attraktiv sein.
•
Der Bebauungsvorschlag
für Dienstleistungsnutzung an der
Marker Allee zeigt eine großzügige
Platzanlage (mit Bäumen gestalteter Parkplatz), die in der Achse
zunächst die Einfahrt des gegenüberliegenden Krankenhausgeländes als Geste aufnimmt. Die
westliche Zufahrt zum ehemaligen
Kasernengelände wird beibehalten, um für die zu erhaltenden /
umzunutzenden Dienstleistungsgebäude eine direkte Erreichbarkeit von der Marker Allee zu
gewährleisten.
•
Eine Vernetzung der Erschließungsstrukturen zwischen
Peter-Röttgen-Platz und Marker
Allee wird offengehalten, um ein
gleichmäßiges Abfließen des internen Verkehrs auf die Ostenallee
und auf die Marker Allee zu gewährleisten, Fremdverkehr durch
Schleichverkehr zwischen den beiden Hauptverkehrsachsen wird
nicht erwartet.
•
Das “robuste” Gesamtkonzept lässt flexibel offen, an
welcher Stelle wann mit Abriss,
Neubau oder Umnutzung begonnen wird.
7. Flächen- und
Datenbilanz
Plangebiet insgesamt: 85.500 qm
davon Bestand:
Plangebiet insgesamt: 85.500 qm
davon auf der Grundlage des
Maßstabs „Entwicklungskonzept”:
• bebaute Fläche
• Wohnbaufläche
17.500 qm
• Verkehrsfläche
100%
52.000 qm
ca. 60,8 %
9.000 qm
ca. 10,5 %
4.000 qm
ca. 4,7 %
20.500 qm
ca. 24 %
• Verkehrsfläche
39.000 qm
• Grünfläche
• Grünfläche
29.000 qm
• Dienstleistung
Versiegelungsgrad
70%
Versiegelungsgrad
50%
Eine überschlägliche Ermittlung
der Flächen- und Datenbilanz aufgrund der aufgezeigten Baustrukturen zeigt eine Grundflächenzahl
von weniger als 0,3 und eine Geschossflächenzahl von weniger als
0,7. Somit wird die „Körnigkeit”
und Maßstäblichkeit der umliegenden Wohngebiete aufgenommen.
Die Anzahl der möglichen Wohneinheiten wird auf der Basis des
Strukturkonzeptes auf maximal
200 WE geschätzt. Diese Größenordnung erscheint für eine reibungslose Integration von „Neubürgern” in das gewachsene Umfeld tragbar.
35
Entwicklungskonzept
Paracelsus Kaserne
36
Bürger - Planungsforum
breiter Konsens erzielt.
Das vorliegende Entwicklungskonzept wurde im Rahmen eines
öffentlichen Planungsforums am
03.04.2006 mit interessierten Bürgern diskutiert.
Im Einzelnen waren die folgenden
Themen von besonderem Interesse: Bauformen und Bebauungsdichten sollten sich in das Wohnumfeld integrieren unter Beibehaltung der städtebaulichen Struktur
und Grünsubstanzen. Dabei sollte
keinesfalls eine „Profitorientierung” im Vordergrund stehen.
Es wurde hinterfragt, ob nicht auch
eine weitgehende Erhaltung der
Substanz möglich ist, vor dem
Hintergrund der hohen Investitionen vergangener Jahre. Die verschiedenen Argumente für pro und
contra wurden diskutiert. Die
Umnutzung einzelner Kasernengebäude zu Dienstleistungszwecken wurde überwiegend positiv
gesehen. Der Wunsch nach einer
Verbesserung der Nahversorgung
durch Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes wurde kontrovers
diskutiert. Kleinere Nahversorgungseinrichtungen sind an dem
geplanten Platz der Marker Allee
nicht ausgeschlossen.
Für das Ziel, das Gelände der
Paracelsus Kaserne überwiegend
als Wohnstandort zu entwickeln,
der dem qualitativ hochwertigen
Umfeld entspricht, wurde somit ein
Schlussbemerkung
Die beschriebenen Inhalte des
Entwicklungskonzeptes sollen den
städtebaulichen Rahmen bilden,
der für die im nächsten Schritt notwendig werdende „Investorensuche” zugrunde gelegt wird.
Auf eine größere „Tiefenschärfe”
in der Detaillierung von Baustrukturen wurde zu diesem Zeitpunkt –
im Hinblick auf eine hohe
Flexibilität – verzichtet, um nachfragegerecht reagieren zu können.
Da für Investitionen aber auch
eine kurzfristige Planungssicherheit Voraussetzung ist, soll angestrebt werden, einen Bebauungsplan aufzustellen.
Die wichtige Qualitätssicherung
kann und sollte anschließend entweder über Gestaltungssatzungen
gem. § 86 BauO NRW oder über
Gestaltungsleitlinien als Grundlage von städtebaulichen Verträgen im Rahmen der Kaufverträge
gesichert werden.
Quellen
•
Stadt Hamm, Aussagen zu
Nutzungsbedarfen (Wohnen, Gewerbe, öffentliche und private
Dienstleistungen, sonstige Versorgung), Auftaktgespräch zur
Entwicklung der Paracelsus Kaserne mit den städtischen Ämtern,
Vertretern der Standortverwaltung
und der g.e.b.b., 27.09.2005
(Vermerk vom 05.10.2005)
•
Stadt Hamm, Luftbildauswertung Kampfmittelbeseitigung,
Stand August 2005
•
„Geschichte der Paracelsus
Kaserne”
–
Archiv
Sanitätsregiment 22
•
ECON-Consult,
Einzelhandelskonzept für die Stadt
Hamm, Köln, Dezember 2003
•
Geoscan, Ingenieurgeologisches Büro GmbH, Gutachten
zu den Bodenuntersuchungen im
Rahmen der Verwertung der Paracelsus Kaserne Hamm, Ladbergen, März 2006
•
Oberfinanzdirektion – Bauabteilung, Altlastengutachten Paracelsus Kaserne Hamm, Münster,
März 2006
•
Oberfinanzdirektion Münster – Bauabteilung, Lageplan
kontaminationsverdächtige Flächen (Stand Dezember 2005)
•
Scheuvens + Wachten,
WerkStadt Hamm, Strukturkonzept zur Stadtentwicklung, Dortmund, Februar 2005
•
Baumschutzsatzung der
Stadt Hamm (Stand 13. März
1991)
Abbildungen
•
Ausschnitt
Lageplan
Bunkeranlage (Seite 21): Oberfinanzdirektion Münster
•
Flächennutzungsplan
(Seite 11): Stadt Hamm
•
Schrägluftbilder (Deckblatt,
Seite 27): g.e.b.b. mbH, Köln
•
DGK 5 (Seite 6): Stadt
Hamm
•
Luftbild (Seiten 8, 24):
Stadt Hamm
•
Kataster: Stadt Hamm
•
Alle übrigen Pläne, Darstellungen und Bilder: Wolters
Partner, Coesfeld
37
g.e.b.b.
Gesellschaft für Entwicklung,
Beschaffung und Betrieb mbH
Ferdinand-Porsche-Straße 1a
D-51149 Köln
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Telefax + 49-0-2203-9128-222
e-mail
[email protected]
Internet
www.gebb.de
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