Mark t Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages Ein Bauherr statt dreizehn Bauherrengemeinschaft ❙ Die Baugruppe 3XGrün hat in Berlin-Pankow ein fünfgeschossiges Wohnhaus mit individuellen Zuschnitten und Detaillösungen für ihre Mitglieder errichtet. Der Holzbauer profitierte vom zugrundeliegenden Konzept fertighauscity5+, das typisierten FertigteilHolzbau mit einer intensive Nutzerbeteiligung bei der Planung verbindet. bautafel Eine Baugruppe kann unter diesen Umständen ein Bauherr wie jeder Vorhaben Neubau eines fünfgeschossigen Wohnhauses in Berlin-Pankow, vier Etagen Holzbau auf massivem Sockelgeschoss Projektentwicklung und Architektur IfuH, Institut für urbanen Holzbau mit atelier pk, roedig.schop architekten, rozynski_sturm architekten Bauherr Baugruppe 3XGrün Holzbau A-Z Holzbau Zimmerei GmbH, Berlin Technische Beschreibung des Projekts: BAUEN MIT HOLZ, Heft 3.2011, S. 15 ff. Markus Hoeft Bild: David von Becker andere sein. Die Zahl der Kinder und Erwachsenen hält sich bei 3XGrün etwa die Waage, was für Baugruppen mit ihren engagierten und an selbstbestimmtem Wohnen interessierten Mitgliedern vielleicht kein Zufall ist. Als sich einige der Mitglieder für das Foto auf der Dachterrasse versammelten, war die Baugruppe allerdings streng genommen schon Vergangenheit und in eine Gemeinschaft von Wohnungseigentümern umgewandelt. V iele Köche verderben den Brei“, sagt der Volksmund. Bei Baugruppen, die dem Baustoff Holz meist sehr offen gegenüberstehen und deshalb gerade in Ballungsräumen durchaus eine wichtige Kundengruppe bilden können, hat es das Holzbauunternehmen zwar nicht mit vielen Köchen, aber mit vielen Bauherren zu tun. 48 Verderben diese zwangsläufig den „Brei“, also das Gebäude und den Bauablauf? Um es gleich vorwegzunehmen: Bei dem fünfgeschossigen Holzbau in der Görschstraße 48 in Berlin-Pankow ist dies nicht passiert. Dreizehn Bauherrenparteien mit insgesamt knapp 50 Personen einschließlich der Kinder haben sich hier ihr individuelles Zuhause in einem gut organisierten und funktionierenden Holzhaus mit spannender Architektur geschaffen. Konzept und Konstruktion des Gebäudes haben die Architekten selbst bereits im Heft 3.2011 von BAUEN MIT HOLZ beschrieben (S. 15 ff.). In diesem Artikel soll das Projekt als Beispiel für die Besonderheiten diebauen mit holz · 5.2012 Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages nen, mit denen der Holzbauer bei Baugruppenprojekten und ihren meist mehrgeschossigen Vorhaben rechnen muss. Gerade weil es sich wie schon angedeutet um einen geglückten Fall der Zusammenarbeit aller Beteiligten handelt, zeigt das Beispiel vor allem, was für das Gelingen wesentlich ist und welche Punkte möglichst früh geklärt sein sollten. Damit am Ende der Holzbauer sagen kann: „Wenn es so läuft wie dort, bauen wir jederzeit wieder mit einer Baugruppe“, wie es Martin Blaese von A-Z Holzbau aus Berlin rückblickend einschätzt. Baugruppen, die auch Bau- oder Bauherrengemeinschaften genannt werden, sind in Berlin ein relativ junges Phänomen. Zwar gab es erste Vorläufer schon in den 1970erJahren, die aber zunächst ein Nischendasein in der alternativen Szene führten. Seit etwa 2005 ist die Idee auch im normalen bürgerlichen Bauen der Stadt angekommen – wobei die Berliner Situation durchaus typisch für Baugruppen in Ballungsräumen sein dürfte: Wer individuelle, selbstbestimmte Wohnkonzepte verwirklichen wollte, musste vorher häufig weit außerhalb im sogenannten Speckgürtel ein Einfamilienhaus errichten. Innerhalb der Stadt ist bezahlbarer Wohnraum knapp und wenn, dann meist nur als von einem renditeorientierten Investor errichtete, in Zuschnitt und Ausbauniveau weitgehend festgelegte Struktur zu bekommen. Aus dieser Zwangslage kann die Baugruppe ein Ausweg sein, weil erstens die Gemeinschaft auch die etwas teureren innerstädtischen Grundstücke erwerben kann, sie zweitens ein hohes Maß an Mitbestimmung bezüglich der Wohnungsgrößen, der Raumaufteilungen sowie der Ausstattungsdetails ermöglicht und drittens schließlich die Rendite des Investors spart und damit günstiger sein kann. Im Pankower Beispiel standen am Ende rund 2.200 EUR brutto pro m² Wohnfläche zu Buche, also eine Summe im unteren Bereich des freien Marktes, der dort im Schnitt zwischen 2.000 und 3.000 EUR/m² liegt. Forschungsarbeit zum Prototypen gewandelt Diese Vorteile „bezahlten“ die Mitglieder der 5.2012 · www.bauenmitholz.de Bild: Stefan Müller Selbstbestimmt und innerstädtisch soll es sein Die ursprünglich in der alternativen Szene entstandene Idee des Bauens in Baugruppen ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, hier im gutbürgerlichen Florakiez von Berlin-Pankow. Baugruppe mit persönlichem Engagement, einem gewissen Wagemut und vor allem mit viel Zeit für die Baugruppensitzungen. Ausgangspunkt der Pankower Baugruppe war die Forschungsarbeit fertighauscity5+ von vier Architekten aus Berlin und Darmstadt an der TU Braunschweig. „Wir haben ein Konzept für mehrgeschossige Holzbauten in städtischem Umfeld entwickelt, das die Vorteile der Holzbausysteme in Bezug auf Vorfertigung, Bauzeit und eine flexible Produktion nutzt“, beschreibt Daniel Rozynski die Forschungsarbeit. „Unsere Kernidee dabei war die individuell konfigurierte Vorfertigung mit Nutzerbeteiligung und Berücksichtigung der Nutzerwünsche“, ergänzt Philipp Koch. Die beiden Architekten sind – gemeinsam mit Matthias Schrimpf und Christoph Roedig – Partner im Institut für urbanen Holzbau, das aus dem Forschungsprojekt hervorgegangen ist. Außerdem bildeten sie die Keimzelle der Baugruppe und zogen später selbst mit ihren Familien in das fertige Gebäude ein. Architekten müssen nicht zwangsläufig Mitglieder oder sogar Initiatoren von Baugruppen sein, aber sicher professionalisiert und vereinfacht dies den gesamten Prozess. Wegen der Vorgeschichte stand für dieses Projekt die Ausführung eines Holzhauses von vornherein fest, was natürlich nicht immer der Fall ist. Wer sich aber überhaupt für eine Baugruppe und für selbstbestimmtes urbanes Wohnen interessiert, zeigt schon damit eine engagierte Lebenshaltung, die dann oft auch mit einer ökologischen Einstellung gegenüber dem Ressourcenverbrauch und der Nachhaltigkeit einhergeht. Insofern sind Baugruppen eine potenzielle Kundengruppe für Holzbauunternehmen. Aber eben keine automatische, schließlich gibt es auch genügend Beispiele für „massive Baugruppen“. Planungs-GbR ist der Vertragspartner Rechtlich gesehen durchläuft eine Baugruppe in der Regel drei Entwicklungsstadien. Die Gründungsphase, in der z. B. die Mitglieder und ein Grundstück gesucht werden, ist noch von einer gewissen Unverbindlichkeit gekennzeichnet. Es folgt die verbindliche Phase, die oft als Planungs-GbR aller Mitglieder ausgestaltet ist. Die GbR kauft das Grundstück und beauftragt die Planungs- und Ausführungsleis49 Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages tung. Nach Fertigstellung und Bezug wird das Vermögen der GbR, also das Gebäude mit seinen Wohnungen, unter den Mitgliedern aufgeteilt, sodass eine Wohnungseigentümergemeinschaft entsteht, die sich rein rechtlich nicht von den Verhältnissen in anderen Gebäuden mit Eigentumswohnungen unterscheidet. Für das Holzbauunternehmen ist vor allem die mittlere Phase, also die Planungsgesellschaft, relevant. In ihrem Auftrag handeln der Architekt sowie in der Pankower Görschstraße außerdem ein Projektsteuerer. Sie vergibt die Aufträge, entweder an einen Generalunternehmer oder wie in diesem Fall gewerkeweise nach einer beschränkten Ausschreibung. Die darin für das Gewerk Holzbau erfolgreiche Berliner A-Z Holzbau hatte also nicht etwa dreizehn Vertragspartner, sondern einen in Form der PlanungsGbR. Redaktionsschluss für Planänderungen festgelegt Mit Blick auf den Bauablauf sind für Baugruppen zwei Besonderheiten markant, wenn sie auch bei jedem Projekt in jeweils verschieden starker Ausprägung auftreten dürften: Zum einen bauen Baugruppen vor allem in Innenstädten und deshalb meistens mehrgeschossig. Zum anderen gründen sie sich mit dem Zweck des selbstbestimmten Wohnens, wodurch es eine Vielzahl individualisierter Detaillösungen und immer wieder neue Änderungswünsche geben kann. Das in Pankow zugrundeliegende Konzept fetighauscity5+ war ja gerade im Hinblick auf die einfache Möglichkeit von Individualisierungen entwickelt worden, sodass der Holzbauer hier keine bösen Überraschungen mit immer wieder geänderten Plänen erlebte. Dabei half die Flexibilität des Baukonzepts, z. B. mit einer variablen, stützenarmen Holzskelett-Konstruktion, der Ausfachung der Fassade mit nichttragenden und darum variierbaren Holzrahmenelementen, oder auch die konsequente Entscheidung, alle nichtragenden Innenwände als Ständerwände zu errichten, deren genaue Position den Holzbau nicht beeinflusst. Am meisten dürfte allerdings geholfen haben, dass die Planer einen definierten Redaktionsschluss für die Änderungswünsche der einzelnen Baugruppenmitglieder 50 Bild: Stefan Müller Mark t Bauen in Baugruppen darf nicht mit Wohngemeinschaften verwechselt werden, denn am Ende hat jede Familie – auch im rechtlichen Sinne – eine eigene Wohnung. Oft werden jedoch gemeinschaftlich genutzte Bereiche geschaffen, wie in Pankow etwa die Dachterrasse. an ihren jeweiligen Wohnungen setzten und auch durchsetzten. „Mit Planänderungen hatten wir hier weniger Komplikationen als bei manchem Privatinvestor, der seine Wohnungen schon sehr frühzeitig verkauft. Denn dann treten die Käufer mit ihren Anpassungswünschen während der Bauphase auf den Plan, sodass man so manches Teil zweimal planen muss“, resümiert Martin Blaese von A-Z Holzbau. Abstimmung mit dem Rohbauer gelungen Das Unternehmen fertigte die Wandelemente im eigenen Abbundzentrum in Berlin-Spandau und baute sie in Kombination mit den vom Systemhersteller direkt auf die Baustelle gelieferten Holzmassivdecken ein. Das Sockelgeschoss, die Brandwände und die zwei Treppenhauskerne entstanden aus Stahlbetonhohlwänden, die als Halbfertigteile angeliefert wurden. Das Richten der Holz- und Stahlbetonfertigteile erfolgte geschossweise Zug um Zug, wobei die Schnittstelle zwischen Holz- und Rohbauer eine präzise Koordination auf der Baustelle erforderte. So war zum Beispiel schon in den Verträgen mit den einzelnen Gewer- ken die gemeinsame Nutzung des Krans geregelt worden, für die Holzbauer und Betonbauer dann den genauen Taktplan abstimmten. Ebenso „brüderlich“ teilten sie sich logistisch den auf der innerstädtischen Baustelle nicht unbegrenzt zur Verfügung stehenden Raum für die Zwischenlagerung der Fertigteile. Auf diese Weise wurde ein Geschoss mit 450 m² in lediglich zwei Wochen errichtet, von denen etwa eine Woche das Richten der Stützen, Wände und Decken erforderte und die andere für das Vergießen der Betonhohlwände sowie die Herstellung aller Verbindungen benötigt wurde. Kapazitäten für mehrere Geschosse im Betrieb vorhanden Sechs bis acht Leute musste Martin Blaese dafür über einen längeren Zeitraum abstellen, was bei rund 20 Mitarbeitern insgesamt schon ins Gewicht fällt. Die Übernahme mehrgeschossiger Holzhäuser, wie sie für Baugruppen typisch sind, erfordert beim Holzbauer also eine gewisse Betriebsgröße, weil bestimmte Kapazitäten in dieser Zeit nicht für andere Aufträge zur Verfügung stehen. Martin Blaese sieht dies bauen mit holz · 5.2012 Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages Bild: Stefan Müller allerdings gelassen: „Etwas überspitzt formuliert entspricht ein fünfgeschossiger Bau dem Auftragsvolumen von fünf Einfamilienhäusern. Bei den fünf Einzelhäusern kann es zu ungünstigen Terminüberschneidungen kommen. Beim Fünfgeschosser hingegen werden die Etagen mit Sicherheit nacheinander errichtet, was die Planung der internen Abläufe vereinfacht.“ Wie das Pankower Beispiel zeigt, müssen also weder viele Geschosse noch viele Bauherren den „Brei“ verderben. Stattdessen können die nicht selten holzbauaffinen Baugruppen eine interessante Kundengruppe sein, die zwar in ihrem Denken und Handeln eventuell einige Besonderheiten aufweist, aber dafür mit ihren meist engagierten Mitgliedern auch offen für Innova❙ tionen und Ideen ist. Eine stützenarme Bauweise und deckengleiche Unterzüge ermöglichten in der Görschstraße großzügige, geometrisch klare Raumstrukturen, die jeder Bewohner individuell und unabhängig von der Holzkonstruktion mit Ständerwänden gliedern konnte. Zeittafel 2006/2007 2008 Mai 2008 Juli 2008 Juli 2009 Juli 2010 August 2011 Forschungsprojekt fertighauscity5+ an der TU Braunschweig Gründung des daraus hervorgegangenen Instituts für urbanen Holzbau – IfuH Gründung der Baugruppe 3XGrün Gründung der Planungs-GbR, in der Folge Grundstückskauf Planungsstart mit Nutzerbeteiligung erster Spatenstich Fertigstellung, in der Folge Umwandlung der Baugruppe in eine Wohnungseigentümer- gemeinschaft Autor Markus Hoeft ist freier Journalist im brandenburgischen Fredersdorf. ❚ Elektrowerkzeuge Bosch in Feierlaune 5.2012 · www.bauenmitholz.de Weltmarkt Elektrowerkzeuge in Wert nach Regionen: Währungsbereinigte Entwicklung. Bild: Bosch Im Geschäftsbereich Power Tools blickt Bosch auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2011 zurück. Dabei sei der deutsche Markt für handgehaltene Elektrowerkzeuge um nahezu vier Prozent gewachsen, berichtete Bernd Müller, Verkaufsleiter Europa Mitte bei Bosch Power Tools anlässlich der Jahrespressekonferenz am 15. März 2012 in Leinfelden. Der Trend sei genauso auch bei der Bosch-Tochter Skil zu beobachten. Treiber des wertmäßigen Wachstums seien vor allem die akkubetriebenen Elektrowerkzeuge mit einer Steigerung von zehn Prozent gewesen. Kabelgebundene Geräte hätten dagegen ein Prozent verloren. Bosch selbst habe seine Marktführerschaft ausbauen können und halte nun einen Marktanteil im Akkubereich von 36 Prozent. Auch im europäischen Markt konnte Bosch seine Position behaupten. Dabei sei das Wachstum von sechs Prozent hauptsächlich auf die überdurchschnittlichen Entwicklungen in den westeuropäischen Staaten zurückzuführen. In den schuldengeplagten Staaten Südeuropas sei hingegen praktisch kein Wachstum zu verzeichnen gewesen. Insofern geht der Konzern positiv gestimmt in ein weiteres Jubiläumsjahr. Während das Unternehmen im letzten Jahr 125 Jahre alt wurde, feiert es 2012 den Geburtstag des wohl bekanntesten Werkzeugs der Produktpalette: des Boschhammers. Er wurde 1932 erstmals in Serie gefertigt und hatte ein Schlagwerk zum Bohren und Meißeln. Das innovative Werkzeug wurde damals auf der Leipziger Messe als Weltneuheit vorgestellt. Für 2012 rüstet sich Bosch mit über 100 neuen Produkten für Handwerker und Heimwerker. Innovativ zeigt sich das Unternehmen auch beim Erschließen zusätzlicher Vertriebswege im Bereich der grünen Heimwerkerlinie. Unter dem Stichwort „Tools to go“ sollen Kunden künftig Geräte über neuartige Werbeplakate direkt bestellen können. Dafür wird ein QR-Code neben den Elektrowerkzeugen abgebildet. Wird dieser mit dem Smart Phone gelesen, führt er die Kunden direkt zu Produktinformationen und einem Händler. Dort kann das Werkzeug sofort bestellt werden. 51