Lehrgang Baubiologie 2013/2014 Berufsschule Schlanders Fernlehrgang IBN Anwendung baubiologischer Kriterien beim Bau eines Doppelwohnhauses Facharbeit: Kursleiter: Geom. Horst Palla Dr. Arch. Bernhard Oberrauch Geom. Horst Palla - Kaltern Inhaltsverzeichnis ! ! ! Ausgangslage Bedürfnisse, Wünsche, Zielsetzungen Planung ! ! ! Urbanistische Vorraussetzungen, Voruntersuchungen Entwurfsplanung Detailplanung " " " " ! ! ! ! Bauteile – Aufbauten-Materialien Materialien Elektroinstallationen Heizung - Sanitär Ausführung ! Abbrucharbeiten ! Materialien – regionale Kreisläufe ! Rohbau ! HLS – Elektro – Ofen ! Innenausbau ! Boden ! Oberflächen – Farben ! Treppe - Möbel ! Außengestaltung Kontrollmessungen Schlussbetrachtungen Bibliografie (Quellennachweis) Geom. Horst Palla - Kaltern Ausgangslage Für mich und und meinem Bruder bot sich im Jahr 2000 die Möglichkeit, anstelle eines nicht mehr genutzten Stadels ein Doppelwohnhaus zu errichten. Dabei versuchten wir mehr intuitiv, baubiologische Aspekte – kurz umweltschonendes Bauen, gesundes Wohnraumklima und geringe Belastung der Umwelt beim Rückbau - in den Bau mit einfließen zu lassen. Im folgenden sollen die damals getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen unter diesem Aspekt genauer beleuchtet und untersucht werden. Außerdem sollen Bauherren ermutigt werden, der Baubiologie bei ihren Bauvorhaben mehr Platz einzuräumen und bei den Planern und ausführenden Firmen einzufordern. Bestand: Der Stadel befand sich nördlich angrenzend an ein altes, unter Ensembleschutz stehendes herrschaftliches Bauernhaus von 1848. Ursprünglich nur aus Erdgeschoss mit tiefen Keller, wurde er in den 1930er Jahren durch einen in Ortbeton gegossenen Kubus um ein Geschoss erhöht. Urbanistische Situation: Gebäude und ein kleiner Teil des Grundstückes befinden sich in Wohnbauzone A – alter Dorfkern mit Wiedergewinnungsplan. Der überwiegende Teil der Grundparzelle liegt in landwirtschaftlichen Grün. Lt. Wiedergewinnungsplan sind für das Wohnhaus Sanierungsarbeiten mit Erhaltung der Fassaden vorgesehen. Der Stadel kann abgebrochen und wiedererrichtet werden. Geom. Horst Palla - Kaltern Fotos Bestand – Auszug Wiedergewinnungsplan Geom. Horst Palla - Kaltern Bedürfnisse, Wünsche, Zielsetzungen Es sollten 2 gleichwertige Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von ca. 120m² errichtet werden. Gewünscht waren außerdem genügend Sonneneinstrahlung sowie ein direkter Zugang zum Garten. Beim Bau wollte man baubiologische Aspekte berücksichtigen, ohne hohe Mehrkosten in Kauf nehmen zu müssen. Unter baubiologische Aspekte sind zu verstehen: ! ein möglichst schadstofffreies Wohngebäude und hoher Wohnkomfort ! Nutzung regionaler und natürlicher Kreisläufe ! die Nutzung regenerativer Energien ! nachwachsende Rohstoffe und umweltschonende Produktherstellung ! Unbedenklichkeit bei der Entsorgung und mögliche Wiederverwendung der Baumaterialen In die Zeit des Baues fällt die Entwicklung und Einführung des Klimahauses. So wurde das Gebäude das erste Klimahaus B+ im Bezirk Überetsch-Unterland. Das + steht für die Ausführung mit natürlichen Materialien. Geom. Horst Palla - Kaltern Urbanistische Vorraussetzungen Um die beiden Wohneinheiten mit genügend Sonneneinstrahlung realisieren zu können, wurde die Möglichkeit einer Grundriss-verschiebung angedacht. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass auch die ursprüngliche Nordfassade des bestehenden Wohngebäudes wieder freigelegt würde. Dies zu ermöglichen, musste eine Änderung der Zonengrenze und des Wiedergewinnungs-planes vorausgehen. In informativen Ge-sprächen konnten die Gemeindeverwalter und die Landesämter für Urbanistik und Rechts-angelegenheiten dafür gewonnen werden. Dadurch war der Weg frei, den neuen Baukörper ganz nach Süden ausrichten zu können und damit die Sonne als natürlichste Licht- und Wärmequelle für das Gebäude nutzen zu können. Geom. Horst Palla - Kaltern Voruntersuchungen Erdstrahlen: Es wurde eine Grundstücksuntersuchung durch den Rutengänger Richard Hörwarther gemacht. Dabei wurden keine größeren Auffälligkeit im Bereich des geplanten Grundrisses gemutet. Radon: Radongas ist mehr oder weniger allgegenwärtig. Es ist daher nicht möglich, dieses Gas völlig zu verdrängen. Aus diesem Grund wird in sämtlichen gesetzlichen Regelungen von einer Eingreifschwelle gesprochen. Wird diese überschritten, sollen (müssen) Gegenmaßnahmen zur Senkung der Radonkonzentration eingeleitet werden. Unterhalb dieser Eingreifschwelle wird die durch das Radon hervorgerufene Strahlenbelastung als „normal“ bzw. „vertretbar“ eingestuft. Grenzwerte: Für Wohngebäude gibt es derzeit in Europa eine EU-Empfehlung (90/143/Euratom vom 21/02/90), welche für bestehende Bauten einen Eingreifschwellenwert von 400 Bq/m³ und bei Neubauten von 200 Bq/m³ vorsieht. Bei Überschreitung der genannten Richtwerte sollten Maßnahmen zur Senkung der Radonkonzentration getroffen werden. In Italien gibt es diesbezüglich noch keine gesetzliche Regelung. Geom. Horst Palla - Kaltern Messergebnis: Im tiefen Erdkeller und in der Garage des bestehenden Gebäudes wurde ein Messgerät zur Messung der Radonstrahlung aufgestellt. Die Messungen wurden für 2 Wochen mit einem tragbaren Messgerät (Alfaguard) von der Landesagentur für Umweltund Arbeitschutz durchgeführt. Die Messungen ergaben im tiefen Erdkeller vergleichweise hohe Spitzenwerte bis zu 3500 Bq/m³. Deutlich geringer waren die Radonwerte in der Garage (bis zu 500 Bq/m³). Geom. Horst Palla - Kaltern Gegenmaßnahmen: Heute wird eine durchgehende Fundamentplatte empfohlen. Alternativ dazu kann bei Einzel- und Streifenfundamenten eine horizontale Keisschüttung mit eingelegten Drainageleitungen eingebaut werden, die an den Außenwänden emporgezogen werden. Vervollständigt wird die Konstruktion mit einer vertikalen Keisschüttung sowie einem abgedichteten Unterboden. Bei Bedarf könnte ein kleiner Ventilator mittels Unterdruck das aufsteigende Radon besser abziehen. Vor 10 Jahren wurde diese Lösung von der Landesagentur für Umwelt empfohlen und in diesem Fall auch realisiert. Siehe Fotos. Die Errichtung eines offenen Treppenhauses bis in das Untergeschoss ist also nicht nur aus energetischen Gründen ungünstig. Im Zuge der Facharbeit wollte man die effektive Radonkonzentration nachmessen. Es wurde bei der Landesagentur für Umwelt um eine Messung angefragt. Diese hat nun für 1Jahr einen Dosimeter im Erdgeschoss positioniert. Geom. Horst Palla - Kaltern Entwurfsplanung Der neue Baukörper wurde gänzlich nach Süden ausgerichtet. So entstand mit dem Altbau, der belassenen Erdgeschossdecke des alten Stadels (PkwStellplätze darüber sowie darunter) und dem Neubau eine L-förmige Bebauung. Geschlossen nach Westen und Norden, offen nach Süden und Osten. Geom. Horst Palla - Kaltern Das Raumprogramm sieht im Erdgeschoss die Wohnräume, im Obergeschoss die Schlafräume vor. Sekundäre Räume wie Eingangsbereich, Arbeitsraum, Tages-WC, Speise und Bad sind im Norden positioniert. Im Kellergeschoss sind Technikraum und Keller untergebracht. Im Dachgeschoss ergibt sich ein offener, unterschiedlich nutzbarer Raum zum Spielen, Arbeiten, Entspannen. Ein offenes Treppenhaus verbindet die Stockwerke miteinander. Solares Bauen: Um im Winter sowie in den Übergangszeiten so viel wie möglich passive Energie durch die Sonne zu gewinnen, hat die Südfassade einen Anteil von ca. 50% an Fensterflächen, welche in den Wohnräumen außerdem für viel Tageslicht sorgen. Auf der Nordseite hingegen wird darauf so weit wie möglich verzichtet (5% Glasanteil). Im Sommer sorgen auf der Südseite 2m breite Balkone und das Vordach für konstruktiven Sonnenschutz. Mobile Lamellen, die trotzdem Tageslicht in die Räume lassen, ergänzen die nötige Beschattung. Auf der Nordseite wird darauf verzichtet. Der Südflügel des Satteldaches wurde ca. 50° geneigt, damit die Sonneneinstrahlung für die Sonnenkollektoren über das ganze Jahr optimal genutzt werden kann. An der Nordseite ist die flach geneigte Dachfläche weit herunter gezogen. Da sich im Norden auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Bar befindet, hat sich die nach Süden offene und nach Norden geschlossene Bauweise (Archetyp einer Höhle) auch von der Lärmabschirmung her sehr gut bewährt. Die Außenfassaden des Gebäudes sind teilweise mit einer naturbelassenen, sägerauhen Holzbeplankung versehen, was den Bezug zur Holzbauweise herstellt. Geom. Horst Palla - Kaltern Grundrisse Erdgeschoss Obergeschoss Dachgeschoss Geom. Horst Palla - Kaltern Ansichten Südansicht Ostansicht Nordansicht Westansicht Geom. Horst Palla - Kaltern Detailplanung Von Anfang an bestand der Wunsch, das Gebäude als Holz-Lehmbau auszuführen. Kosten: Vor der Detailplanung wurden Ausschreibungen für die Gewerke Baumeister bzw. Zimmermann erstellt. Die Ausschreibungen wurden für Bauteile der Massivbauweise in Ziegelmauerwerk, der Holzständerbauweise und der Massivholzbauweise ausgearbeitet und mehreren ausführenden Firmen übergeben. Das Gewerk Lehmbau wurde dabei aus 2 Gründen nicht berücksichtigt: weil dieses auch im evtl. Massivbau zum Einsatz kommen sollte und weil es damals unmöglich war, lt. Einheitspreisen Angebote zu erhalten. Im Kostenvergleich waren die Ziegelbauweise und die Holzständerbauweise in etwa gleich. Beim Holz-Massivbau wollte man auf verleimte oder vernagelte Elemente verzichten. Ein Zimmereibetrieb aus Südtirol übernahm in dieser Zeit die Vertretung für das Thoma-System in Südtirol. Durch gezielten Einsatz verschiedener leimfreier Massivholzsysteme konnte das Bauvorhaben mit Mehrkosten von ca. 5 % gegenüber vorgenannter Bauweisen angeboten werden. Nur die Wände wurden in Thoma-Bauweise erstellt. 2 Decken wurden in Brettstapelbauweise, die Dachgeschossdecke als Holzbalkendecke ausgeführt. Das Dach als Systemdach mit Aufsparrendämmung. Durch die Ausführung von ca. ¼ der HolzInnenflächen in Sicht (ohne Putz) konnte eine erhebliche Einsparung erzielt werden. Durch Eigenleistungen konnten am Schluss auch die veranschlagten 5% Mehrkosten aufgehoben und die Landesbaukosten deutlich unterboten werden. Geom. Horst Palla - Kaltern Bauteile - Aufbauten Außenwand von innen nach außen: - Lehmfeinputz - Lehmgrobputz auf Strohmatten bzw. auf Vorwand aus 4cm dicken Lehmziegeln - 17cm Holzmassivwand holzverdübelt - 12cm Holzfaserplatten - Silikatputz / sägerauhe Lärchenschalung Wohnungstrennwand: - Lehmfeinputz - Lehmgrobputz auf Vorwand aus 4cm dicken Lehmziegeln - 17cm Holzmassivwand holzverdübelt - 2cm Holzfaserplatten - 17cm Holzmassivwand holzverdübelt - Lehmgrobputz auf Vorwand aus 4cm dicken Lehmziegeln - Lehmfeinputz Innenwand : - Lehmfeinputz - Lehmgrobputz auf Strohmatten - 12cm Holzmassivwand holzverdübelt Kellerwand von innen nach außen: - 25cm Stahlbetonwand - Dichtungsschlemme auf mineralischer Basis - Polypropylen-Noppenbahn - Schotter Geom. Horst Palla - Kaltern Kellerdecke / Obergeschossdecke Holzboden von oben nach unten: - 25mm Massivholziemen Lärche gehobelt - 4cm Holzfaserplatte mit passender Fichtenholz-Verlegeleiste GUTEX Thermosafe NF - 22mm Blindboden aus sägerauhen Fichtenholzbrettern - 6x4cm Auflattung mittels Fichtenleisten und Blähton-Schüttung im EG, Kalkschotter im OG Installationsebene - Rieselschutz von Ampack: Sisalex 30 - Kraftpapier (100% Zellulose) - 16cm Brettstapeldecke nicht verleimt, mit Holzdübel verbunden (Firma Suttner) - Lehmgrobputz auf Strohmatten im OG - Lehmfeinputz im OG Kellerdecke / Obergeschossdecke Steinboden von oben nach unten: - 25mm Naturstein Sandstein bzw. Quarzit - Mörteldickbett mit Fußbodenheizung - PE-Folie - 8cm Holzfaserplatte - Instllationsebene - Rieselschutz von Ampack: Sisalex 30 - Kraftpapier (100% Zellulose) - 16cm Brettstapeldecke nicht verleimt, mit Holzdübel verbunden (Firma Suttner) - Lehmgrobputz auf Strohmatten im OG - Lehmfeinputz im OG Geom. Horst Palla - Kaltern Dachgeschossdecke : - 25mm Massivholziemen Lärche gehobelt - 4cm Holzfaserplatte mit passender Fichtenholz-Verlegeleiste GUTEX Thermosafe NF - 6x4cm Auflattung mittels Fichtenleisten und Marmorsplit-Schüttung - Rieselschutz von Ampack: Sisalex 30 Kraftpapier (100% Zellulose) - 18mm Fichtholz-Sichtschalung in Holzbalkendecke eingeschoben - 18/12 cm Holzbalkendecke in Sicht aus Fichtenholz gehobelt, nicht verleimt Dach: - 11/18cm Sparrendach in Sicht - 18mm Fichtholz-Sichtschalung - 20cm Holzfaserplatten (Firma Gutex) - Diffusionsoffene Dichtungsbahn - Lattung und Konterlattung Tonziegeleindeckung Geom. Horst Palla - Kaltern Fensteranschluss: Geom. Horst Palla - Kaltern Heizung – Lüftung - Sanitär Die Heizung sollte möglichst einfach funktionieren. Es sollten regenerative Energien genutzt werden und man wollte unabhängig von Heizöl oder Erdgas sein. Über Günther Gantioler kam man ziemlich schnell auf die sogenannte Ganzhausheizung. Kern dieses Systems ist ein Pufferspeicher. In diesem Schichtspeicher wird mittels geschlossenen Kreisläufen Energie aus einer thermischen Solaranlage und einem Holzofen geladen. In einer Wohneinheit ist dies ein Stückholzofen, in der anderen ein Pelletofen. Beide sind im Wohnraum installiert und geben auch dort Wärme ab. Durch den Speicher läuft spiralenförmig die Leitung für das Sanitär-Warmwasser nach oben, was der Vermeidung von Legionellen zugute kommt. Die Heizung wird ebenfalls mittels geschlossenen Kreis durch den Puffer gespeist. Die Wärmeabgabe erfolgt mit niederen Temperaturen über Bodenheizung im Bereich des Stein- bzw. Fliesenbodens und Wandheizung in den Räumen mit massiven Holzböden. Auf eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage wurde verzichtet. Es gab Bedenken bzgl. der Hygiene und Wartung solcher Anlagen und eine unkontrollierte Luftzufuhr von äußeren Schadstoffen (z.B. Müllverbrennung im Holzofen, -herd und Sprühen von Pestiziden in der Nachbarschaft). Natürlich bedingt dies eine ausreichende Stoßlüftung. Es wurde eine Anlage zur Regenwassernutzung eingebaut. Zwei 6000 Liter-Tanks werden vom Hausdach, dem benachbarten Hausdach und bei Bedarf vom Überwasser eines Dorfbrunnens gespeist. Genutzt wird das Regenwasser für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung. Geom. Horst Palla - Kaltern Elektroinstallation Ein wichtiges Detail in jedem baubiologischen Bau ist die bestmögliche Reduzierung von Elektrosmogentsprechend dem “Standard der Baubiologischen Messtechnik”. Niederfrequente Strahlen werden u.a. durch folgende Maßnahmen minimiert: ! Verwendung halogenfreier und abgeschirmter Leitungen und Schalterdosensowie gezielte Auswahl der Beleuchtung ! solider Haupt-Potenzialausgleich ! Positionierung der Verteilungskästen mehrere Meter entfernt von Schlaf- und Daueraufenthaltsplätzen Hochfrequente Wellen werden u.a. durch folgende Maßnahmen minimiert: ! geerdetes Abschirmgewebe in Außenwänden (in der Dachfläche kann diese Aufgabe eineDachdeckung aus Edelstahl übernehmen) und Verwendung abschirmenderHolzAlu-Fenster ! Verzicht auf drahtlose Netzwerke wie WLAN, stattdessen kabelgebundenes Netzwerk ! Verzicht auf schnurlose Telefone und Handys im Gebäude Geom. Horst Palla - Kaltern Elektroinstallation Die Ausführung der Elektroinstallation erfolgte gemeinsam mit einem befreundeten Elektriker. Es wurde versucht, diese so zu planen, dass auch baubiologische Aspekte berücksichtigt werden: - Im Erdgeschoss abgeschirmte Leitungen verlegen. - Im Obergeschoss Netzfreischalter für die Zimmer eingeplanen. - Die Schalterkästen und allgemein die Leitungen sollten immer so weit wie möglich von den Schlafplätzen geführt werden. - Auf die Erdung der Anlage sollte großes Augenmerk gelegt werden So weit wurde die Elektroinstallation auch ausgeführt. Abgeschirmte Dosen wurden nicht verwendet, da sie uns nicht bekannt waren. Bei der Wahl der Beleuchtungskörper fehlte das Wissen und so wurden verschieden Typen - Glübirnen, Neonlampen, Hallogenlampen – eingebaut. Dies kann in Zukunft noch korrigiert werden. Geom. Horst Palla - Kaltern Ausführung Abbrucharbeiten Viele Arbeiten wurden in Eigenregie ausgeführt. Der Abbruch der gesamten Dachkonstruktion. Der Abbruch der obersten Decke samt Isolierung und Bodenaufbau. Ein großer Teil des Abbruchmaterials des alten Stadels konnte wieder verwertet werden: - Das Holz des Daches, der Decke und der Verschnitt beim Bau dienten ca. 8 Jahre zum beheizen des Gebäudes einer Wohneinheit mittels Ganzhausheizung. - Die Natursteine der Mauern wurden bei der Außengestaltung als Trockenmauern wieder verbaut. Der Rest konnte zum Auffüllen der Baugrube verwendet werden. -Die abgetragene Dämmung auf der begehbaren Terrasse wurde im Kellerboden wieder eingebaut. - Das Stahlgeländer der begehbaren Terrasse wurde weitergegeben für die neuen Balkone einer Frühstückspension. -Die Stahlträger der Deckenkonstruktion holte ein Eisenhändler auf eigene Anfrage hin ab. Geom. Horst Palla - Kaltern Materialien - regionale Kreisläufe Es wurden Handwerker und Firmen aus der Umgebung mit den Arbeiten betraut. Die Materialien wurden möglichst aus der Region beschaffen: - Das Holz (Dachkonstruktion, Holzbalkendecke, Schalungen, Lärchenverkleidung) lieferte der Zimmermann aus dem Pustertal bzw. aus Osttirol an. Die Thomawände kommen aus Gußwerk in der Steiermark, die Brettstapeldecken von Suttner aus Niederbayern. - Der Lehm kommt vom Ziegelwerk Huber aus Graupzig (Dresden). - Die Holzfaserdämmung von Gutex wird im südlichen Schwarzwald (Schweiz) produziert. - Kiesschüttung Bodenaufbau und Auffüllmaterial aus Schottergrobe in Kaltern - Holzdielen Lärche und Fichte aus dem Obervinschgau vom Hobelwerk Guadagnini in Neumarkt - Kastanienbohlen aus Mölten für den Terrassenboden - Natursteinboden Quarzit aus Pfunders, Sandstein aus Toskana - Holzfenster in österreichischer Lärche geölt von Wolf-Fenster Geom. Horst Palla - Kaltern Rohbau Die Außenmauern des Kellers wurden in Ortbeton gefertigt. Die Überlegung, denselben in Trasszement auszuführen, wurde nicht umgesetzt, da wir diesen nur sackweise bekommen hätten. Die Innenwände derselben bestehen aus Ziegelmauerwerk verputzt mit Kalkmörtel. Die Kellerdecke ist bereits als Brettstapeldecke ausgeführt. Im Keller ist die Technik untergebracht. Ein senkrechter Installationsschacht im Zentrum des Gebäudes verläuft bis zum Dach. Die „Schachtel“ bzw. die Gebäudehülle (Massivholzwände, Dach- und Balkonkonstruktion, Außendämmung, Holzverkleidung, Außenputz und Spenglerarbeiten) ist von einer Zimmerei aus dem Pustertal realisiert worden. Der Innenausbau erfolgte mit weiteren Handwerkern. Geom. Horst Palla - Kaltern Heizung - Sanitär Die Sanitäreinrichtung erfolgte mittels Vorwandmontage. Es wurden gedämmte Dreischichtrohre für Kaltund Warmwasser verwendet. Die Abflussrohre sind in PVC (Alternative wäre PE). Die Wandheizung wurde auf vorgemauerte Lehmziegel befestigt und mit Lehm eingeputzt. Geom. Horst Palla - Kaltern Elektrosmog Erdgeschoss: Es wurden abgeschirmte Kabel eingebaut. Die Lampe beim Esstisch mit den weit auseinander liegenden Drähten und die auf Drähten gespannten Leuchten im Bad inkl. Transformator erzeugen jedoch ein relativ großes magetisches Wechselfeld. Die Stahlkonstruktion der Treppe wurde nicht an die Erdung angeschlossen und soll nachgeholt werden. Obergeschoss - Dachgeschoss: Hier wurden Netzfreischalter eingebaut. Geom. Horst Palla - Kaltern Ofen – zentraler Installationschacht Der zentrale Installationsschacht dient der Versorgung mit Strom, Warm- und Kaltwasser, Heizung, Solar- und Staubsaugeranlage. Er ist leicht zugänglich, sollten weitere Leitungen benötigt werden, können sie ohne weiteres eingezogen werden. Der Warm- und Kaltwasserstrang wurde bis in das Dachgeschoss geführt, dort aber nichts angeschlossen. Diese „toten“ Leitungen könnten einen Legionellenbefall ermöglichen. Der Stückholzofen mit Speichereinsatz und Wärmetauscher liefert Wärme an den Pufferspeicher im Keller und heizt den Wohnraum. Geom. Horst Palla - Kaltern Innenausbau An ausgewählten Wänden wurden 4cm starke Lehmziegel vorgemauert, um der Struktur mehr Masse zu geben. Insgesamt wurden mit dem Lehmputz 18 Tonnen Lehm in den beiden Wohneinheiten eingebaut. Er dient der Regulierung der Raumfeuchte und kann zu einem bestimmten Grad auch Luftschadstoffe binden. Jedoch ersetzt er nicht eine ausreichende Lüftung zur Frischluftzufuhr. Es folgten Rohinstallation von Heizung, Sanitär, Staubsauger und Elektroanlage, dann der Bodenaufbau – getrennt nach warmen und kalten Böden. Nach dem Abdecken der Sichtflächen in Holz (Wände, Decken) wurden die restlichen Flächen geschlemmt und Schilfmatten als Putzträger angebracht. Dann wurde der Grobputz inklusive Jutenetz bzw. Glasfasernetz an der Decke aufgebracht. Zum Schluss wurde der Feinputz aufgetragen. Geom. Horst Palla - Kaltern Bodenaufbau Holzauflattung und Kalksteinschüttung im Bereich der Installationsebene: Die Kalksteinschüttung bringt wiederum Masse in die Konstruktion und wirkt auch als Abschirmung von elektrischer Strahlung. Die Holzfaserdämmung mit Verlegeleisten unter dem ist dieHolzriemenboden dient dem Wirkung gut? nachgemessen? bezweifle ich Trittschallschutz. Geom. Horst Palla - Kaltern Oberflächen – Farben innen Der massive Holzboden im Erdgeschoss wurde geölt und gewachst. Verwendet wurde: Hartöl 126 von Auro, Zusammensetzung: Orangenöl, Holzöl, Leinöl, KolophoniumGlycerinester mit organ. Säuren, Sonnenblumenöl, Rizinenöl, Fettsäuren, Trockenstoffe (kobaltfrei). Hartwachs von Naturhaus, Zusammensetzung: Lackleinöl, Carnauba- und Bienenwachs, geringe Mengen bleifreie Trockenstoffe (Co-,Zr-, CaFettsäuren mit < 0,1% Cobaltfettsäure). In den Obergeschossen wurden die Dielen im gehobelten Zustand roh belassen. Zur Pflege werden die Böden 1-2 Mal im Jahr mit Marseilerseife geputzt. Die Lehmputzflächen wurden mit Kalk weiß gestrichen. Einige Wände wurden roh belassen, andere mit Kalkfarbe u. Pigmenten farbig gestaltet. Die verwendete Kalkfarbe (Vivasan von Calce del Brenta) besteht aus gelöschtem Kalk, jedoch konnte keine Volldeklaration eingeholt werden. Die Hilfsadditive betragen unter 3,5%, sind aber nicht bekannt. Geom. Horst Palla - Kaltern Oberflächen – Farben außen Die Außenfassade besteht aus zwei verschiedenen Oberflächen. Einerseits schützt ein System aus Silikatputz, Putzbewehrung und Silikatfarbe die Holzfaserdämmung. An ausgewählten Flächen wurde eine Winddichtungsbahn und eine sägerauhe Lärchenholzverkleidung angebracht. Die Spenglerarbeiten wurden in Uginox, einem verzinnten Stahlblech, ausgeführt. Das Balkongeländer ist aus verzinkten Stehern und Handlauf – die Felder wurden mit waagrechten sägerauhen Lärchenlatten ausgefüllt. Haustür, Glasdach zwischen altem Gebäude und Neubau sowie Schachtverkleidung und Gartenbeet sind in Cortenstahl, einem wetterfesten, bewitterten Baustahl. Geom. Horst Palla - Kaltern Treppe - Möbel Eine interne Treppe aus Rohstahl und massivem Lärchenholz verbindet das Erdgeschoss mit Ober- und Dachgeschoss. Ebenso führt eine offene Treppe in das Kellergeschoss, was baubiologisch gesehen nicht sehr sinnvol ist, da dies wärmetechnisch und wegen des Radons eine Schwachstelle darstellt. Auch wurde die Stahlkonstruktion bisher nicht geerdet. Eingerichtet wurde die Wohnung mit massiven Holzmöbeln aus Fichte, Lärche, Buche, Zirbe. Das Sofa hat Sitzpolster aus Latex und Baumwollüberzug. Nur bei Küche und Garderobe wurde der Kompromiss von furnierten 3schichtverleimten Holzplatten eingegangen. Geom. Horst Palla - Kaltern Aussengestaltung Durch Terrassierung und Böschung des Geländes wird eine gute Geländeeinfügung erzielt. Die einzelnen Ebenen trennen Trockenmauern aus den Steinen des abgebrochenen Stadels. Auf der Südseite vorgelagert wurde eine Terrasse mit massiven Bohlen aus Kastanienholz. Ergänzt wurde die Außenfläche durch einen Naturteich, der auch als Schwimmteich genutzt wird. Ein kleines Biotop, das von vielen Tieren bewohnt und besucht wird: Libellen und ihre Larven, Wasserschnecken, Fledermäuse, Schwalben, Bachstelzen, sogar eine der seltenen Schafstelzen kommt vorbei. Geom. Horst Palla - Kaltern Eigenleistung Eigenleistung wurde zum großen Teil von den beiden Bauherren, aber auch von Familienmitgliedern und Freunden erbracht. Dadurch wurden zwischenmenschliche Beziehungen intensiviert und eine starke Identifikation mit dem Gebäude hergestellt. Das Arbeiten mit natürlichen Materialien macht Spaß und gibt eine eigene Befriedigung. Zudem konnten die Gesamtkosten des Bauvorhabens durch den Teil an Eigenleistung reduziert werden. Diese bestand aus: - Abbrucharbeiten des Stadels - Elektro-Rohinstallation - gesamter Bodenaufbau (Holzboden: Rieselschutz, Auflatttung u. Schüttung, Blindboden, Trittschalldämmung, Massivholzriemen – Naturstein: Dämmung, PE-Folie, Fußbodenheizung und Naturstein in Mörteldickbett) - Lehmziegelvormauerung und Mitarbeit bei den Verputzarbeiten - Mitarbeit beim Verlegen des Natursteinbodens im Mörteldickbett - Verlegung der Holzriemenböden in Lärche und Fichte - Außengestaltung inkl. Terrasse in Kastanie und Trockenmauern mit Steinen des abgebrochenen Stadels Geom. Horst Palla - Kaltern Kontrollmessungen Um eine Kontrolle der ausgeführten Arbeiten und deren Qualität zu haben, wurden später an der Fassade Thermographie-Aufnahmen gemacht. Diese ergaben keine wahren Mängel. Nur die Fenster entsprechen nicht mehr den heutigen Erfordernissen, wie besonders an den Fensterrahmen ersichtlich ist. Im Jahr 2002 war der Kostenunterschied von der damals guten 2-fach Isolier-verglasung von 1,1 kWh/m² zu einer 3-fach Isolier-verglasung von 0,8 kWh/m² sehr groß. Ebenso wurden hier noch Abstandhalter in Aluminium (nicht Kunststoff oder Edelstahl) verwendet. Geom. Horst Palla - Kaltern Schlussbetrachtungen Beim Bau dieses Gebäudes konnten sehr viele baubiologische Kriterien eingehalten werden, mit dem Willen, so viel wie möglich natürliche Materialien einzusetzen, möglichst kleine Kreisläufe zu erzeugen und keine hochtechnische Haustechnik- und Elektroanlage einzubauen. Und dies zu einem angemessenen Preis. Einige Aspekte wie die offene Treppe bis ins Kellergeschoss ist aus energetischer und radon-technischer Sicht nicht optimal. Außerdem könnte bei den Beleuchtungskörpern noch Verbesserungen erreicht werden. Die Stahlkonstruktion der Innentreppe ist an die Erdung anzuschließen. Es wird außerdem empfohlen, die in das Dachgeschoss geführten „toten“ Kalt- und Warmwasseranschlüsse wegen Legionellengefahr zu entfernen bzw. an ein Waschbecken an zu schließen. Bauarbeiten bewirken immer einen Eingriff, ob in der gewachsenen Dorf- Stadtstruktur, in der Kultur- oder Naturlandschaft. Es ist möglich, auch ohne Mehrkosten baubilogisch zu bauen. Dies kann gelingen, wenn bereits in der Entwurf- und Planungsphase ein Fachmann beratend und begleitend zur Seite steht. Ein besonderes Wohnklima und das Bewusstsein, den Eingriff mit möglichst geringen negativen Auswirkungen auf Um- und Mitwelt gemacht zu haben, wird der Dank dafür sein. Geom. Horst Palla - Kaltern Quellennachweis Kursunterlagen Fernlehrgang Baubiologie - Institut für Baubiologie + Oekologie Neubeuern (IBN) http://www.baubiologie.bz.it/ Agentur für Energie Südtirol - KlimaHaus Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Amt für Luft und Lärm http://www.thoma.at/ http://www.holzmarkt-suttner.de/ http://gutex.de/ http://www.ampack.de http://www.naturhaus.net/ http://www.auro.de/ http://de.wikipedia.org