Dr. S. Wiesendorf Sommersemester 2017 6. Übung zur Mathematik II für Studierende der Biologie (Abgabe der schriftlichen Aufgaben in der Übungsstunde am 12./13. Juni) In der Woche 05.06.-09.06. finden keine Veranstaltungen statt. Aufgabe 1. (10 Punkte, schriftlich) In Aufgabe 4 von Blatt 5 haben wir die hypergeometrische Verteilung kennengelernt. Mit der dort verwendeten Notation wird diese beschrieben durch N −m m k · n−k für m, n ≥ k ∈ N. P (X = k) = N n In diesem Zusammenhang betrachten wir nun Rückfangmethoden. Diese werden angewendet, um die Größe N einer Population zu schätzen. Im einfachsten Fall werden aus dieser Population M Individuen eingefangen, markiert und wieder freigelassen. Nachdem sich die markierten Individuen mit der übrigen Population vermischt haben, wird eine zweite Stichprobe von n Individuen entnommen und festgestellt, wie groß die Anzahl m der darunter befindlichen markierten Individuen ist. Man schätzt nun die Größe N der Population indem man davon ausgeht, dass der Anteil der markierten Individuen in der zweiten Stichprobe etwa dem Anteil aller markierten Individuen an der der Gesamtpopulation entspricht, also dass M m N ≈ n gilt. (a) Nehmen Sie an, dass Sie bei der ersten Stichprobe 100 Individuen gefangen haben. Bei der zweiten Stichprobe fangen Sie 20 Individuen, von denen 4 markiert sind. Wie groß schätzen Sie aufgrund dieser Daten die Gesamtpopulation? Nehmen Sie nun an, dass die Population aus 500 Individuen bestehe, von denen 100 markiert seien. Bei Ihrer zweiten Stichprobe fangen Sie 20 Individuen ein. (b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei der zweiten Stichprobe genau 4 markierte Individuen fangen und Ihre Schätzung für N tatsächlich exakt ist? (c) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei der zweiten Stichprobe 3, 4 oder 5 (mindestens drei und höchstens fünf) markierte Individuen fangen? Hinweis: Um in den letzten beiden Teilen die obige Formel anwenden zu können, müssen die Bezeichnungen entsprechend angepasst werden. Vergleichen Sie hierzu die Beschreibungen zur Notation in Aufgabe 4 von Blatt 5. Aufgabe 2. (10 Punkte, schriftlich) Sie wollen statistische Aussagen über die Höhe einer im Labor gezüchteten Pflanze machen. Die Höhe der Pflanze (in cm) zum Untersuchungszeitpunkt modellieren Sie mittels einer normalverteilten Zufallsvariable X mit µ = 10 und σ 2 = 9, also X ∼ N (10, 9). (a) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Höhe der Pflanze zum Untersuchungszeitpunt zwischen 9 cm und 11 cm liegt. (b) Wie wahrscheinlich ist es, dass die Pflanze zum Untersuchungszeitpunkt größer als 14 cm ist? (c) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Pflanze zum Untersuchungszeitpunt kleiner als 8 cm ist. (d) Wie wahrscheinlich ist in diesem Modell der nicht realistische Fall, dass die Höhe der Pflanze negativ ist? Aufgabe 3. (10 Punkte, schriftlich) Eine Bakterienpopulation wird zum Zeitpunkt t = 1 mit einem Gift kontaminiert. Die Zufallsvariable X beschreibe den Zeitpunkt, zu dem ein Organismus nach der Kontaminierung stirbt, wobei die zugehörige Dichtefunktion gegeben sei durch ( 2 t ≥ 1, 3, f (t) = t 0, t < 1. (a) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Organismus zum Zeitpunkt t = 5 noch lebt. (b) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Überlebenszeit des Organismus nach der Kontaminierung 1 bis 5 Zeiteinheiten beträgt. (c) Skizzieren Sie den Graph der Dichtefunktion und die in Teil (a) und (b) berechneten Wahrscheinlichkeiten. (d) Bestimmen und skizzieren Sie die Verteilungsfunktion von X. Aufgabe 4. (mündlich) Es sei a < b und X eine auf dem Intervall [a, b] gleichverteilte Zufallsvariable, d.h. X sei eine stetige Zufallsvariable mit Dichte ( 1 , falls a ≤ x ≤ b, f (x) = b−a 0, sonst. (a) (b) (c) (d) Geben Sie eine mögliche Interpretation für X an. Skizzieren Sie den Graph der Dichtefunktion f . Es sei a < c < d < b. Berechnen Sie P (c ≤ X ≤ d). Berechnen Sie P (X ≥ b) und P (X ≤ b). Aufgabe 5. (mündlich) Bei welchen der folgenden Funktionen kann es sich nicht um Wahrscheinlichkeitsdichten von stetigen Zufallsvariablen handeln? Begründen Sie Ihre Entscheidung. ( 1, a ≤ x ≤ b, (a) f1 (x) = 0, sonst, für reelle Zahlen a < b. ( x e−x , x ≥ 0, (b) f2 (x) = 0, x < 0. (c) f3 (x) = 0, m , b−a 0, x < a, a ≤ x ≤ b, x > b, für reelle Zahlen a < b und m ∈ R. ( 0, x < 1, (d) f4 (x) = 7+mx8 x8 , x ≥ 1, für m ∈ R. Aufgabe 6. (mündlich) In der Praxis ist bei n-stufigen Bernoulli-Experimenten die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten, zumindest für sehr kleines p und sehr großes n, recht aufwendig. Der Poissonsche Grenzwertsatz besagt, dass man die Binomialverteilung in diesem Fall durch die sogenannte Poisson-Verteilung approximieren kann. Genauer gesagt besagt der Satz, dass wenn man gleichzeitig n gegen unendlich und p gegen Null gehen lässt, so dass das Produkt np konstant den Wert λ annimmt, so nähert sich die Binomialverteilung der Poisson-Verteilung Pλ an. Diese ist gegeben durch Pλ (k) = λk −λ e , für k ∈ N. k! Im Rahmen einer Studie sei nun geplant, die auf einer Untersuchungsfläche bestimmter Größe befindlichen Eintagsfliegenlarven zu zählen. Die Anzahl X der Larven auf dieser Untersuchungsfläche werde beschrieben durch die Poisson-Verteilung mit Parameter λ = 4. Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Untersuchungsfläche mehr als sechs Larven gezählt werden? Aufgabe 7. (mündlich) Es seien a < b reelle Zahlen und es bezeichne F die Verteilungsfunktion einer stetigen Zufallsvariablen X. Zeigen Sie, dass dann, wie in der Vorlesung behauptet, P (a ≤ X ≤ b) = F (b) − F (a) gilt. Wie sieht der entsprechende Ausdruck aus, falls X diskret ist?