Erfahrungsbericht Name: A n g u s M a c d o n a l d Studiengang und -fach: Wirtschaftsinformatik Austauschjahr: WS2015 & SS2016 Gastuniversität: Latvijas Universitāte Stadt: Riga Land: Lettland Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Die gesammelten Erfahrungen – vom Essen, Verreisen, Lernen und ganz viel mehr – waren zweifellos nicht nur Höhepunkte des Studiums sondern auch unbedingt lebensveränderlich. Die Ankunft in Lettland ist ganz normal: man sieht sofort einen neuen und modernen (wenn auch kleineren) Flughafen, umgeben von noch maroden architektonischen Resten der sowjetischen Zeit. Diese Dichotomie, ein Kontrast zwischen der kommunistischen Vergangenheit Lettlands und ihrem langsamen Auftauchen in die Moderne, ist überall sichtbar: zum Beispiel in den öffentlichen Verkehrsmitteln, was neue Erasmus-Studenten verwirren kann, da sie klapprige Straßenbahnen aus den sowjetischen 1970er Jahren nebeneinander mit schlanken und modernen Versionen sehen. Die Hauptstadt Riga ist nicht weit vom Flughafen entfernt und ist auch leicht mit dem Bus beziehungsweise Straßenbahn zu erreichen. Sie ist eine alte Stadt und klein im deutschen Vergleich. Die Universität befindet sich gegenüber der Altstadt und passt sich gnädig der schönen Jugendstilarchitektur an, wofür Riga berühmt ist. Das Studentenheim ist relativ zentral und Wohnungen für Studenten sind auch nicht schwer zu finden, mit Preisen ähnlich zu denen in Augsburg. Ebenfalls hat die Wohnqualität zwei Ebenen: Erasmus-Studenten werden sich im Neubau oder in Renovierung ganz zu Hause fühlen, andererseits könnten sie sich in sowjetischen Ära-Wohnungen unwohl fühlen. Obwohl Riga die Hauptstadt ist, bleibt das Einkommensniveau relativ niedrig, was für uns bedeutet, dass Lebensmittel und Getränke erschwinglich sind. Die Universitätsgebäude sind alte, schöne Beispiele der Architektur des 19. Jahrhunderts; auch wenn die Fassade recht edel ist, sind die Innenräume oft etwas veraltet. Allerdings wurde vor kurzem ein neues und modernes Gebäude fertig gebaut. In Bezug auf Kursangebote, fand ich die Reichweite akzeptabel für die meisten Studenten. Man muss vorsichtig sein, da die Universität kleiner als die Universität Augsburg ist, deshalb können die Kursangebote sich von Jahr zu Jahr ändern, vielleicht sogar manchmal in letzter Minute abgesagt werden. Der Studieninhalt ist vergleichbar mit dem in Deutschland, und wird für Erasmus-Studierenden in englischer Sprache durchgeführt. Im Allgemeinen können die Professoren Englisch relativ gut, und die Klassen sind klein und sympathisch. Ich war besonders beeindruckt von der Mehrheit meiner Professoren, die insgesamt genial, zugänglich und interessante Menschen waren. Vielleicht weil die Universität klein ist und ein spürbares Gefühl der Gemeinschaft hat, waren sie besonders verständnisvoll und flexibel Erasmus-Studenten gegenüber, so dass schriftli- che Prüfungen aufgrund von Reiseplänen verschoben werden können, oder manchmal akzeptieren sie auch ein Projekt / Präsentation anstatt einer Prüfung. Deutsche Studierende sollten beachten, dass die Semester in der Regel jeweils 1,5 Monate vor den normalen Winter- und Sommersemestern an der Universität Augsburg beginnen und enden. Zum Beispiel starten die Klassen für den “Autumn Semester” (wie das deutsche Wintersemester) Anfang September, die Vorlesungen enden vor Weihnachten, und die Klausuren sind im Januar; Analog fängt das “Spring semester” (wie Sommersemester in Deutschland) im Februar an und endet im Juni. Es gibt keinen zentralen Campus, da die Gebäude der Universität überall in der Altstadt verteilt sind. Jedes Gebäude hat eine Mensa, in der lokale und frische Küche für relativ niedrige Preise zu finden sind. In der Tat sind die Preise für Lebensmittel in der Regel niedriger als in Deutschland und Studenten können Läden wie Aldi und Rewe, als auch "SuperNetto" oder "Maxima", finden. Da Lettland ein solches kleines Land ist, erreicht die Qualität der landestypischen regionalen Produkte von Fleisch, Gemüse und Milchprodukte ein ziemlich hohes Niveau und nähert sich der "Bio"-Ebene. Im Allgemeinen sind die meisten Jugendlichen in Riga mindestens dreisprachig: in der Lage Englisch, Lettisch und wahrscheinlich Russisch oder noch eine andere Sprache zu sprechen, so dass grundlegende Interaktionen kein Problem für Deutschen darstellen sollten. Darüber hinaus gibt es Angebote von sehr guten Anfängerklassen auf Lettisch und Russisch für Erasmus-Studenten, die natürlich mit kultureller Akklimatisierung helfen können. Kulturell und historisch ist Riga ein interessanter Mischtopf baltischer, slawischer und germanischer Einflüsse, Traditionen und Sitten. Deutsche ErasmusStudenten sollten sich in der Regel wohlfühlen, wegen Kopfsteinpflaster, herzlicher Küche, Jugendstilarchitektur, ebenfalls vor allem wegen des kalten und nassen Wetters und des Weihnachtsmarktes. In Bezug auf soziale Kontakte, leisten die lokale ESN und das Akademisches Auslandsamt an der Universität eine gute Arbeit bezüglich Organisation von Veranstaltungen, und bietet Möglichkeiten für ausländische Studierende mit lokalen Studenten zu interagieren und weiter auszunutzen, was die ganze Stadt zu bieten hat. Als Hauptstadt beherbergt Riga viele interessante kulturelle und künstlerische Veranstaltungen und Möglichkeiten – wie Museen, Sportveranstaltungen (Hockey ist sehr beliebt) und Aufführungen aller Art von Musik und Theater. Eines meiner Lieblingsbeispiele war ein Weltklasse-Vortrag von “Nabuco” an der unglaublich schönen Oper, was nur ein paar Euro an einem Mittwochabend kostete. Darüber hinaus ist die Altstadt ideal für Erasmus-Studenten als Nachtlebens-Zielort am Wochenende. Außerhalb der Stadt liegen die schönen weißen Strände von Jurmala im Norden und das Schloss und umfangreiche Wälder von Sigulda im Osten. Mit Budget Fluggesellschaften wie Ryanair, Wizz Air, etc. können Studenten kostengünstig zurück nach Deutschland oder weiter nach Osten – nach interessanten Orten wie Warschau oder sogar Taschkent. Insgesamt habe ich meine Zeit und das Studium in Riga wirklich genossen und kann es unbedingt als Ziel für Erasmus-Studenten empfehlen, die sich für ein faszinierendes, aber relativ unentdecktes Nordland interessieren. Angus Macdonald