Was ist Jugend hackt? Jugend hackt ist ein gemeinnütziges Förderprogramm für junge programmierbegeisterte Menschen zwischen 12 und 18 Jahren. Veranstalter sind die Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. und mediale pfade.org - Verein für Medienbildung. Wir sind der Überzeugung, dass unsere Gesellschaft auf die sozialen Ideen und technischen Fähigkeiten von Jugendlichen angewiesen ist, um den Übergang in das digitale Zeitalter demokratisch zu gestalten. Jugend hackt gibt es seit 2013. Welche Ziele hat Jugend hackt? Technische Weiterbildung: Jugend hackt spricht diejenigen an, für die HTML, CSS, Python, RaspberryPi, Arduino und Co. keine kryptischen Begriffe, sondern wichtiger Bestandteil ihrer Freizeitbeschäftigung sind. In den Schulen geht es beim Thema Medien bzw. Informatik allzuhäufig nur um die Bedienungsprobleme der Whiteboards durch Lehrkräfte, oder es werden “Microsoft Produktschulungen” durchgeführt (O-Ton Teilnehmerin). Zusätzlich findet auch wirkungsvolles Lernen nicht nur in Schulen statt. Jugend hackt möchte ein verlässlicher, außerschulischer Lernort für die Jugendlichen sein, an dem sie sich freiwillig und mit hochkarätiger Betreuung durch ehrenamtliche Mentor/innen versammeln können, um ihre Hobbies und Talente zu vertiefen. Vernetzung mit Gleichgesinnten: Technisch begeisterte Jugendliche sind - entgegen dem hartnäckigen Klischee vom sozial inkompatiblen Nerd - keine freiwilligen Einzelgänger/innen. Unsere 2014 und 2015 durchgeführten Evaluierungen haben ergeben, dass die Jugendlichen nach Jugend hackt signifikant mehr Lust auf die Arbeit in Gruppen haben. Sie haben bloß mangels AUstauschmöglichkeiten auf Augenhöhe selten die Chance dazu und werden in ihrem direkten Umfeld wenig gefördert. Bei Jugend hackt machen die Jugendlichen die Erfahrung, dass sie mit Gleichgesinnten ihrer Begeisterung nachgehen konnten. Besonders wichtig ist es den Veranstaltern deshalb, die inhaltlichen und finanziellen Teilnahmevoraussetzungen so niedrig wie möglich zu halten. So wird z.B. für das gesamte Wochenende lediglich ein Beitrag von 20 Euro erbeten, der auf Nachfrage ohne Angabe von Gründen erlassen wird. Code und Ethik: Bei Jugend hackt tüfteln die Teilnehmer/innen gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten an Prototypen, digitalen Werkzeugen und Konzepten für ihre Vision einer besseren Gesellschaft. Es ist das Ziel, den Jugendlichen gesellschaftspolitische Anknüpfungspunkte für ihre Fähigkeiten aufzuzeigen und sie jenseits ihres Wahlalters zur demokratischen Teilhabe zu ermutigen. Damit schafft Jugend hackt einen (seltenen) Raum, in dem nicht technische Fähigkeiten endlich nicht mehr nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, sondern auch Diskussionen über die ethischen Implikationen von Technologie möglich werden. Wie hat sich das Programm seit 2013 entwickelt? Jugend hackt hat in Berlin als Pilotprojekt mit 60 Jugendlichen begonnen. Am Ende des Jahres 2016 werden wir auf acht Veranstaltungen in vier Ländern mit ca. 500 Teilnehmenden zurückblicken können. Grafik: Verteilung der Teilnehmer/innenzahlen, Stand Oktober 2016 Was ist das Motto von Jugend hackt Berlin 2016? “Grenzen im Kopf” – das ist das Motto unseres Events. Auch dieses Jahr beschäftigen uns die weltweiten Fluchtbewegungen von Menschen aus Kriegsgebieten in sicherere Heimaten sehr. Vor allem der Hass, der geflüchteten Menschen in Deutschland entgegen schlägt, macht uns nachdenklich. Offenbar gibt es auf dem Weg zu einem friedlichen Zusammenleben in einer komplexen Welt noch viele Grenzen im Kopf. Wir wollen die Verantwortung, unsere Gesellschaft zu gestalten, deshalb nicht länger nur an „die Politik“ oder andere Instanzen abgeben. Stattdessen wollen wir die Scheinwerfer auf uns selbst und unsere eigenen Möglichkeiten lenken: Welchen Beitrag kann ich selbst zur Integration von Menschen mit Fluchterfahrung leisten? Welche Grenzen verlaufen in unseren Köpfen? Wie können wir sie überwinden zugunsten der Gesellschaft, in der wir leben wollen? Und wie kann uns Technologie dabei helfen? Beim letztjährigen Themenschwerpunkt #refugeeswelcome haben Jugend hackt-Teilnehmer/innen in ihren Projekten viele Chancen und Möglichkeiten zur Integration von Menschen mit Fluchterfahrung aufgezeigt. In diesem Jahr möchten wir das Thema mit den Jugendlichen gemeinsam weiterdenken. Natürlich könnt die Jugendlichen wie immer bei Jugend hackt auch an anderen Themen arbeiten, die ihnen unter den Nägeln brennen. Warum wurden die Preise abgeschafft? Von Beginn an haben wir bei Jugend hackt das im IT-Bereich übliche Format des Hackathons genutzt, aber an vielen Punkten an unsere Überzeugungen eines möglichst guten Lernprozesses angepasst, in dem auch politische und ethische Aspekte Platz haben. Wir merken immer mehr, dass dazu nur sehr bedingt ein Wettbewerb und Preise passen. Wir brauchen sie nicht – und auch die Motivation der Jugendlichen entsteht nicht durch Konkurrenzdruck oder -denken. Deshalb arbeiten wir bei Jugend hackt Berlin 2016 in bewährter prototypischer Manier zum ersten Mal mit Badges. Über welche Themen lassen sich sonst noch Geschichten über Jugend hackt erzählen? Es gibt viele Blickwinkel, aus denen man auf Jugend hackt blicken kann. Allen voran stehen die plastischen und beeindruckenden Projektideen der Jugendlichen, die ihren Einfallsreichtum und ihren gesellschaftlichen Gestaltungswillen verdeutlichen und denen wir die größtmögliche Bühne bieten möchten. Darüber hinaus bietet Jugend hackt aber auch Ansatzpunkte für Geschichten über Bildungspolitik in Deutschland, Lernen, Flow, Fehlerkultur, Berufsaussichten für Informatiker/innen, Netzpolitik, Überwachung, Open Data und vieles mehr.