Wie Gesang Kulturen verbinden kann

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Wie Gesang Kulturen verbinden kann
Seit gut 30 Jahren vereint der Bündner Gemischte Chor Zürich/Chor Maschadà Grischun
Turitg Bündnerinnen und Bündner aller Täler, aber auch Unterländer. Ziel: die Pflege des
romanischen Liedguts.
Von Rob Neuhaus
Zürich. – «Wenn drei Romanen zusammenkommen, gründen sie einen Chor.» Was man von
der Singfreudigkeit der Romanen sagt, gilt nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch in der
Diaspora. Mehrere Chöre im Mittelland rekrutieren ihr Personal bei ausgewanderten
Bündnerinnen und Bündnern. Einer davon ist der Bündner Gemischte Chor Zürich. Obwohl
er sich nicht als romanischer Chor definiert, legt er besonderen Wert auf die Pflege des
romanischen Liedguts.
Seit gut 30 Jahren existiert der Chor. Entstanden ist er 1981 aus dem Zusammenschluss des
Chors des Bündnervereins und einem katholisch-romanischen Heimatchor. Beide hatten
schon damals mit Personalproblemen zu kämpfen. Das Ansinnen, Bündner nicht nur über ihre
Herkunftsregionen hinweg, sondern sogar konfessionsübergreifend zusammenzuschliessen,
war damals ein kleiner Kulturkampf, aber auch eine mutige und zukunftsweisende
Entscheidung.
Der Präsident als treibende Kraft
Geleitet wird der Chor seit 1996 von Remo Weishaupt, der in Degen geboren wurde und nach
seinem Studium an der Musikhochschule Zürich ein gefragter Solist, Dirigent und Chorleiter
ist. An der Chor-Gründung beteiligt war auch Ciril Berther, der heutige Präsident. 1937 in
Rabius geboren. Nach der Matura in Disentis folgte das Priesterseminar in Chur. Dann zog er
nach Zürich und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Pfarrer. Die Liebe zur Musik,
insbesondere zum Gesang, begleitete ihn immer. Schon 1961 gab er eine Sammlung
romanischer Lieder heraus, die bisher nur mündlich weitergegeben worden waren.
«Damals war ein Chor auch ein Auffangbecken für junge Menschen in unvertrauter
Umgebung», blickt er zurück. Geblieben ist dem Chor bis heute die Funktion, Menschen
zusammenzubringen. Und das scheint zu gelingen: Der Chor hat heute etwa 26 aktive
Sängerinnen und Sänger, unter die sich auch ein paar Deutschschweizer gemischt haben.
Ohne treibende Kraft geht das aber nicht. Und eine solche ist Ciril Berther zweifellos.
Dass der Gesang nicht nur eine musikalische Angelegenheit ist, stellt Berther immer wieder
fest: «Kontaktversuche über Kulturkreise hinweg sind immer dann erfolgreich, wenn sie mit
dem Singen zu tun haben.»
Das romanische Liedgut lebt
Dass das romanische Liedgut lebendig und präsent ist, zeigt ein Blick auf die Musikszene.
Chöre und Orchester – nicht nur Bündner oder Romanen – in der ganzen Schweiz befassen
sich mit den Werken der zahlreichen romanischen Komponisten zu denen unter anderen
Armon Cantieni, Robert Cantieni, Conrad Bertogg, Giusep Tschuor und Gion Giusep
Derungs gehören.
Auf grosses Echo stiess auch ein Konzert des Collegium Musicum aus St. Gallen, welches
«Henry Dunant op.178» aufführte, ein Werk für Sprecher, Soli, Chor, Orgel und Orchester
von Gion Antoni Derungs, mit einem Libretto von alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Auch der
Romane Duri Sialm hat eine Reihe beliebter Kantaten hinterlassen, sein «Salve Regina» etwa
taucht auf zahlreichen Programmzetteln auf, so auch auf dem des Jubiläumsprogramms des
Gemischten Bündner Chors Zürich. Dieser übt zurzeit an seinem Neuen Programm, das er im
Mai in St. Gallen aufführen wird (siehe Kasten).
Am Sonntag, 6. Mai, findet in der katholischen Kirche St. Fiden in St. Gallen ein Konzert mit
mehreren Bündner Chören aus dem Mittelland statt. Auch der Bündner Gemischte Chor
Zürich ist dabei. Zusammen mit dem Gemischten Chor Bündnerverein St. Gallen wird «La
lavina» des Bündner Komponisten Duri Sialm (1891–1961), aufgeführt. (rn)
Datum: 20.02.2012 00:00
Quelle: Südostschweiz Ausgabe Graubünden
Ressort: Region
Webcode: 1360082
Quellen-URL: http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/wie-gesang-kulturen-verbinden-kann
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