Kulturbühne Mittwoch, 23. April 2014 Nummer - Seite 31 Am Ende steht Hoffnung auf Einigkeit Musik von Haydn, Dvorák und Prokofjew erklingt Klar, schnörkellos und ausdrucksstark: Die Jerusalem-Passion des Australiers Murray Wylie im Dolce Bad Nauheim/Friedberg (cor). Unter dem Motto »Hören, Spenden, Helfen« veranstaltet der Rotary Club Bad Nauheim-Friedberg am Samstag, 26. April, um 18 Uhr ein Benefizkonzert in der Bad Nauheimer Dankeskirche. Unter der Leitung von Chefdirigent Nicolás Pasquet wird das Landesjugendsinfonieorchester (LJSO) Hessen erstmals in Bad Nauheim spielen. Mit dabei ist der Solist Gabriel Schwabe (Violoncello). Der Erlös soll internationalen und regionalen Projekten der Rotarier zugutekommen. Für das Benefizkonzert in Bad Nauheim stehen Werke von Antonín Dvorák, Joseph Haydn, Giovanni Gabrieli und Sergej Prokofjew auf dem Programm. Bad Nauheim. Es begann mit Bachs Matthäus Passion, die der 15-jährige Murray Wylie, Sohn des damaligen australischen Premierministers, mit Begeisterung hörte. Mit 33 Jahren schrieb er selbst ein ähnlich großes Werk, das seit seiner Uraufführung 1987 viel Beachtung fand: Die Jerusalem-Passion. Auch in Bad Nauheim waren die Besucher im Dolce-Theater von der in junge Rhythmen gekleideten Passionsgeschichte fasziniert. Der Holland-Konzertchor, das Orchester der Martin-Luther-Universität, eine Combo, ein Erzähler und vier Solisten unter der Leitung von Hans Matla gestalteten ein Konzert von außergewöhnlichem Format. Ein Teil des Erlöses ging als Spende an »Ärzte ohne Grenzen«. Es war nicht von Anfang an klar, was die neugierigen Besucher erwarten würde, als sie einem großen Orchester, gut 100 Sängerinnen und Sängern, einer Combo mit Gitarre und Drums, einer elektronischen Orgel, Harfe, Klavier sowie Solisten mit Mikrofonen begegneten. Der Erzähler trug als Evangelist in englischer Sprache das Geschehen vor, exakt getimed, ohne Pathos aber mit Nachdruck. Jerusalem, die irdische Stadt, beginnend mit der Zeit als Jesus seine Jünger auswählte bis zu seinem Tod, ist das zentrale Thema des ersten Teils. Wylie vermittelt in den Texten seine tief presbyterianisch-religiöse Einstellung und verwendet bewusst die biblischen Allegorien wie Jerusalem als Braut oder der Adler für die Glaubenden. Im zweiten Teil, erwartet er mit der Auferstehung das himmlische Jerusalem, in dem, vereint durch das königliche Blut Christi, alle Menschen am »Tisch der Freunde« zusammenkommen, ausgedrückt durch die dem großen »Amen« folgende Schlusshymne. Formal bewegt sich die Jerusalem-Passion im klassischen Oratorienstil mit dem Wechsel von Chören, Chorälen, Arien, Erzählung, Präludien, kammermusikalischen Elementen, Soli und Tutti. Die Chöre steigern sich ins Dramatische oder bilden pianissimo einen Klangteppich. Musikalisch jedoch offenbarte sich eine Gattung, die dem Musical am nächsten kommt und im herkömmlichen Sinn des Wortes Gospel, das Evangelium in Rocker nimmt verrückte Dinge des Alltags unter die Lupe Beeindruckend: Formal bewegt sich die Jerusalem-Passion im klassischen Oratorienstil mit dem Wechsel von Chören, Chorälen, Arien, Erzählung, Präludien, kammermusikalischen Elementen, Soli und Tutti. (Foto: hms) swingenden oder tragenden Elementen interpretiert. Genauso haben es auch die Ausführenden, insbesondere der mit Singenden aus allen Teilen der Niederlande zusammengestellte Projektchor, nachempfunden. Die Chöre bestachen weniger durch Polyphonie sondern in der Kunst, das Einfache, das Liedhafte präzise, stimmig und ausdrucksvoll zu singen. Die schwierigen Passagen im Orchester, die mit exponierten Solostellen wechselten, die lyrischen Hirtenmusiken, der lockere Swing der Combo oder voller Orgelklang – soweit es eine E-Orgel vermag – verlangten ausgezeichnete Spieltechnik sowie Verständnis für die Musik und ihre Botschaft. Nicht immer gelang die geforderte Übereinstimmung, die Trompete war manchmal zu schrill, aber darüber konnte man sich leicht hinwegsetzen, denn die Leistung insgesamt war über 120 Minuten höchst beachtenswert. Die beiden Soprane, Denise Matla und Juta Bolsius sowie besonders Bariton Michael Jäck zeigten nicht nur als Musicalstimmen Format, son- dern auch den klassischen Stimmansatz. Martin Stritzko, Tenor, fand erst im zweiten Teil zu diesem Gleichgewicht. Eine Freude war es, dem klaren, schnörkellosen aber ausdrucksstarken Dirigat von Hans Matla zuzusehen. Ihm war die Leidenschaft gerade für diese Passion anzumerken, deren künstlerischer Leiter der gleichnamigen Stiftung er auch ist. Seine musikalische Vita prädestiniert ihn dafür: Konservatorium in den Haag, Klavier und Chorleitung, Revue- und Musical und einige Jahre Leiter einer Bigband. Bei den zahllosen Takt- und Tempowechseln, in der Dynamik und der Expressivität folgten ihm Chor, Solisten und Orchester sehr diszipliniert. Vielleicht wäre es im kleinen Dolce-Theater auch ohne Verstärker und zugespielten Hall gegangen, was die Stimmen immer ein wenig künstlich klingen lässt. Dem Gesamterlebnis Jerusalem-Passion tat dies jedoch keinen Abbruch. Die stehenden Ovationen bei langem Applaus waren Zustimmung pur. Hanna von Prosch Bad Nauheim (pm). Sven Hieronymus ist Comedian, Autor und Kolumnist – alles Berufe, für die man keine Ausbildung braucht, manchmal Geld bekommt und morgens ausschlafen kann. Diese Theorie vertritt der Künstler und möchte diese am Samstag, 26. April; um 20 Uhr im Theater am Park vertreten. Sein neues Soloprogramm heißt »Rocker vom Hocker« und darin möchte er verrückte Dinge, die tagtäglich passieren, humorvoll und pointenreich unter die Lupe nehmen. Dazu gehörten seine Trainingsstunden im Sven Hieronymus Fitnessstudio. Dort hat er sich angemeldet, weil seine pubertierende Tochter ihn nicht zur Ruhe kommen lässt. »Du bist voll peinlich« ist noch das Netteste, was sie zu ihm sagt. Und weil ihn Tochter, Sohn und Ehefrau nicht leiden können, geht Hieronymus mit seinem neuen Programm auf die Bühne, dann ist er wenigstens aus den Füßen. Karten gibt es am Theatertelefon unter der Nummer 0 60 32/9 25 25 30. (Foto: pv) Nidda in Concert: »Alles, was Odem hat« Vom Wohnzimmer um die ganze Welt Nidda (ema). Auch in der 16. Saison wird die Klassik-Reihe Nidda in Concert weiterlaufen. Obwohl die neue Dekanatskirchenmusikerin Maria Hecht erst Anfang Februar in ihr Amt eingeführt wurde, hat sie ein reizvolles Programm organisiert. Hecht hat die Reihe unter ein musikalisches Motto gestellt »Alles, was Odem hat«: Musik auf ganz unterschiedlichen Blasinstrumenten, quer durch Europa, quer durch die Epochen, wird geboten. So gastiert am Sonntag, 4. Mai, um 17 Uhr in der evangelischen Stadtkirche das weithin bekannte Quartett »Flautando« mit seinem Programm »Kaleidoskop – Musik durch die Jahrhunderte«. Immer spielt die Blockflöte eine Rolle in den barocken Kompositionen Johann Sebastian Bachs und Antonio Vivaldis und bei Débussys »Children’s Corner«. »Fagottistische Raritäten« sind am Pfingstmontag, 9. Juni, um 18 Uhr im Parksaal Bad Salzhausen zu hören. Vier junge Studierende der Musikhochschule Detmold stellen in diesem Programm das Fagott als facettenreiches Solound Ensembleinstrument vor, seine Eigenständigkeit wird in Kompositionen von Barock bis Moderne gezeigt. In die Klangskala einer (fast) verschollenen Musik, in die Welt der fahrenden Spielleute des MittelMaria Hecht alters, wird das Publikum am Sonntag, 20. Juli, um 18 Uhr in der evangelischen Stadtkirche geführt. Das »Duo Wildwuchs« bringt neben Dudelsack und Drehleier so Ungewöhnliches wie Cister, Schlüsselfiedel und Cornamusen mit, spielt und singt Jahreszeitliches, »Trio Tomba – drei Trompeten« mit Musik von Bach bis Gershwin sind am Sonntag, 28. September, um 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche zu hören. Eine ganz spezielle Art von »Crossover«: die drei Bläser, tätig hauptsächlich in Frankfurts Unterhaltungsklassikszene, arrangieren nach dem Motto »Erlaubt ist, was gefällt« ganz unterschiedliche Kompositionen und tragen sie mit lockerem Charme vor. Nicht fehlen darf das traditionelle Chorkonzert zu Saisonende, am Sonntag, 12. Oktober, um 19 Uhr in der katholischen Kirche Nidda. Die Kantorei des evangelischen Dekanates Nidda sowie Vokalsolisten und Instrumentalisten tragen »Zwei Jugendwerke aus zwei Epochen« vor: Friedrich Georg Händels »Laudate Pueri« und Mozarts »Missa Brevis in D«. Karten gibt es im Bürgerbüro in der Stadtverwaltung, bei der VR-Bank Nidda, in der Touristik-Info Bad Salzhausen und im evangelischen Pfarrbüro. (Foto: ema) Junge Opernsänger präsentieren am 3. Mai ihre musikalische Reise im Dolce Reichelsheim (sda). Klavier und Gesang, hoch und tief, Männer- und Frauenstimmen – durch das Wohnzimmer der Reichelsheimerin Trude Schmitz-Folkmanis klingen Opernstücke. Die 91-Jährige sitzt auf einem Sessel und beobachtet das musikalische Treiben, mal gibt es Lob für die Sänger, mal fallen kritische Worte. In dem Haus der ehemaligen Opernsängerin haben sich junge Musiker versammelt, um sich auf ihre große Gala am 3. Mai im Bad Nauheimer Dolce vorzubereiten. Unter dem Motto »Eine musikalische Reise um die Welt« wollen die Sänger ihre Zuhörer in die Klänge von Oper, Operette, Musical und Film führen. Um das Klavier stehen junge Menschen, die regelmäßig bei Schmitz-Folkmanis ihren Gesang schulen, sowie die Mitglieder von »Opera et cetera«, einem Ensemble unter Leitung des Tenors Keith Ikaia-Purdy. Der auf Hawaii geborene Opernsängersang sang bereits in der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera oder der Mailänder Scala. Gegründet hat sich das neunköpfige Ensemble vor drei Jahren als »Plattform für junge Opernsänger«, erzählt Mitglied Pascal Mehl. »Um einen ersten Schritt ins Leben eines Profis zu machen.« Ihren ersten Auftritt hatten sie in einem Weingut, »in einem kleinen Rahmen«. Doch die Resonanz sei gut gewesen, immer mehr Auftritte seien hinzugekommen, die Locations immer größer geworden. Das Ziel der jungen Sänger: »Wir wollen den Menschen die Musik nahebringen«, sagt Mehl. Sein Mentor, Ikaia-Purdy, ergänzt lächelnd: »Und die Menschen, die dadurch ihren ersten Kontakt mit der Oper hatten, Pascal Mehl und Kara Bishop proben in Reichelsheim für ihren Auftritt. (Fotos: sda) haben gemerkt, dass es gar nicht schrecklich ist.« Diesen Eindruck bestätigt SchmitzFolkmanis. Seit sie in Reichelsheim lebt, hat sie einige Bekannte für die Oper begeistern können, ist mit ihnen nach Frankfurt zu Aufführungen gefahren oder hat mit ihrem Silvesterkonzert das Bürgerhaus gefüllt. Karten für das Konzert, das am Samstag, ✘ 3. Mai, um 19.30 Uhr im Dolce stattfindet, gibt es in den Geschäftsstellen der WZ, Jahr in Hanau ließ ein swingendes Band zwischen »Soulfood« und Bukina Faso entstehen. Die Musiker nehmen ihre Zuhörer mit auf eine Reise nach Amerika, zu den Traditionals, zu den Anfängen des Jazz, Blues und Pops. Karten für das Konzert gibt es im Kartenbüro Bad Vilbel, Telefon 0 61 01/55 94 55, E-Mail: [email protected] sowie bei Hildebrand II im Marktplatzzentrum, Telefon 0 61 01/50 06 61. (pm) Im Konzert zu erleben ist das Ensemble um Lucie Meltke, die als Musikpädagogin der Musikschule bekannt ist, am Samstag, 26. April, um 19.30 Uhr im Haus der Musik in Bad Nauheim. Mit Hackbrett, Gitarre, Querflöte, Percussion und Gesang nehmen die Musikerinnen die Zuhörer mit zu einer musikalischen Reise von Bolivien bis Irland, von Israel bis Serbien. Der Eintritt zum Konzert ist frei, um Spenden wird gebeten. (pm) Musikalische Reise – Volksmusik und Folklore aus aller Herren Länder, publikumsnah und künstlerisch hochwertig präsentiert: das ist das Credo des Ensembles »triolissima plus«. Die vier Musikerinnen, allesamt ehemalige Stipendiatinnen der Yehudi-Menuhin-Stiftung »Live Music Now«, bringen mit Esprit, Einfühlungsvermögen und Begeisterung Lieder und Instrumentalstücke von großem Farben- und Facettenreichtum zu Gehör. Kräuterweiber – Auf den Weg durch das Büdingen vergangener Jahrhunderte können sich Interessierte am Samstag, 10. Mai, um 14.30 Uhr machen. Es gibt kaum ein Leiden, gegen das die beiden Kräuterweiber nicht irgendein Kräuterlein oder Sprüchlein kennen. Geeignet ist die Führung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Treffpunkt ist am Marktplatz, Infos und Karten unter 0 60 42/ 9 63 70, [email protected]. (pm) beim Bad Nauheimer Stadtmarketing, im Ticket-Shop Friedberg, bei Trude SchmitzFolkmanis sowie in der Apotheke in Reichelsheim. ❯ Kulturnotizen »Windperlen« – So heißt die neue CD der Musiker Tine Lott und Georg Crostewitz, die sie am Freitag, 25. April, ab 20.15 Uhr in der Kulturhalle in Glauburg-Stockheim vorstellen werden. Mit dabei sind Lexi Rumpel (Bass) und Dieter Steinmann (Schlagzeug). »Windperlen« beinhaltet 15 eigene Titel. Text und Musik sollen poetischen Realismus mit nachdenklicher Melancholie verbinden. (pm) Afrikanische Gospels – Einen ganz neuen Sound will der Chor »Soulfood« mit seinem Chorleiter Stefan Weih am Samstag, 26. April, von 20 Uhr an auf die Bühne des Dortelweiler Kulturforums bringen. Die Musiker bringen afrikanische Gospel sowie pulsierende, vielstimmige Songs mit warmen, groovigen Klangfarben mit. Während »Soulfood« sich musikalisch Afrika näherte, berührten den Chor auch die Schicksale afrikanischer Kinder. Ein Benefizkonzert im vergangenen