Modernisierung

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Modernisierung
historisch wertvoller Wohngebäude
Impressum
Herausgeber:
Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im
Institut für Erhaltung und Modernisierung
von Bauwerken e.V. an der TU Berlin
Salzufer 14
10587 Berlin
Telefon: 030/39921-888
Telefax: 030/39921-889
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Geschäftsstelle
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Geschäftsstelle
Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“
Deichmanns Aue 31 – 37
53179 Bonn
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Grafik
Institut für Erhaltung und Modernisierung
von Bauwerken e.V. an der TU Berlin, Berlin
Vertrieb
Selbstverlag des Bundesamtes für
Bauwesen und Raumordnug
Deichmanns Aue 31 - 37
53179 Bonn
Telefon: 01888-401-2209
Telefax: 01888-401-2292
E-mail: [email protected]
Dieser Bericht soll dem interessierten Kreis der Bauherrn und Eigentümer Informationen, Tipps und Anregungen geben.
Er will und kann Gesetzestexte nicht ersetzen. Bei Rechtsfragen sollten daher immer die zuständigen Behörden oder die
allgemein zur Rechtsauskunft befugten Stellen befragt werden. Dort können Sie z.B. auch Ausführungsbestimmungen
erfahren, die nicht immer alle dargestellt werden können und die häufig von Bundesland zu Bundesland verschieden sind.
Stand: März 2007
Alle Rechte vorbehalten
Modernisierung
historisch wertvoller Wohngebäude
Bearbeiter:
Projektleiter:
Dipl.-Ing.
Andreas Rietz, Architekt BDB
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dipl.-Ing.
Claus Asam
Dipl.-Ing. (TE) Theodoros Ioannidis MA
Dipl.-Ing.
Brigitte Mann
Dipl.-Ing.
Heidemarie Schütz
Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt
Dipl.-Ing.
Jürgen Waldenmeyer
Mitarbeiter:
Jan Legner
u.a.
Inhalt
Seite 22
1
Einleitung
5
1.1
Zeithistorische Einordnung von Wohnbauten
6
1.2
Motivation und Ziel der Modernisierung
9
9
9
13
18
2
Bewertete Modernisierungsbeispiele –
Nutzungsperspektiven - Lösungsansätze
20
Umbau – Modernisierung historischer Bausubstanz
20
22
27
31
1.2.1
1.2.2
1.2.3
1.2.4
2.1
Seite 27
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.2
2.2.1
2.2.2
2.3
Seite 31
Seite 34
2.3.1
Sanierung des Gebäudes
Veränderung der räumlichen Bedürfnisse
Verbesserung des Wohnkomforts
Langfristige Kostensenkung
Villa in Heringsdorf – Innendämmung, kontrollierte Gebäudelüftung
Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen - Innendämmung mit Polystyrol
Einfamilienhaus in Werder/ Havel – Innendämmung mit Porenbeton
Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen Innendämmung eines historisches Fachwerks mit Stampflehm
Umnutzung zu Wohnzwecken
34
38
Umnutzung eines ehemaligen Botschaftsgebäudes Wohnhaus in Berlin-Pankow
Umnutzung einer ehemaligen Fleischfabrik Mehrfamilienhaus für unterschiedliche Lebensformen in Potsdam
43
Erweiterung von Bestandsgebäuden
46
39
2.3.2
Wohnen im Gutspark Groß Glienicke Umnutzung und Erweiterung eines Wirtschaftsgebäudes bei Potsdam
Erweiterung eines Wohnhauses in Berlin-Reinickendorf
47
52
3
Planungsstrategie
55
3.1
Entscheidungs ndung - Grundlagenermittlung
des Bauherrn
55
Informationsbeschaffung zum Gebäude/ Grundstück
Informationsbeschaffung zum Thema Modernisierung
Bestandsaufnahme
Anforderungsprofil - Bedarfskonzept
Finanzierungsmodell nach Kostenschätzung der Planer
55
56
57
57
58
Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
58
58
60
61
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.5
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
Grundlagen
Modernisierungskonzept
Planung und Ausführung
4
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4
4.1.5
4.1.6
4.2
4.2.1
4.2.2
4.3
Modernisierungskosten
62
Wirtschaftliche Planungslösungen
62
62
Lebenszyklusbetrachtung
Anwendungen planerischer, technischer und organisatorischer
Maßnahmen zur Verringerung der Kosten
Umfassende Vorbereitung des Planungsverfahrens und der
Baudurchführung
Sorgfältige Koordinierung und Abstimmung des Projektablaufs
Gebäude- und konstruktionsbezogene Gebäudeplanung
Sinnvolle Anpassung und Umsetzung technischer Standards
62
63
64
64
65
Kostenkontrolle
65
65
66
Kostenermittlung
Laufende Verfolgung der Planungs- und Baukosten
Seite 39
4.3.1
4.3.2
4.3.3
4.3.4
4.3.5
4.3.6
Fördermaßnahmen des Bundes
Steuerliche Abschreibung
Städtebaulicher Denkmalschutz
Förderprogramme der Bundesländer
Kommunale Fördermittel
Fördermittel sonstiger Einrichtungen und Organisationen
Fördermöglichkeiten
67
67
68
68
68
69
69
5
Literatur- und Bildnachweis
70
Seite 43
Seite 47
Seite 52
4
Einleitung
Einleitung
Historisch wertvolle Gebäude repräsentieren in besonderem Maße die Architektur ihrer Entstehungszeit und sind als
„Zeitzeugen“, die die Vergangenheit in
die Gegenwart transportieren, ein unverzichtbarer Teil der Baukultur.
Die Bedeutung dieser Gebäude für den
privaten Eigentümer oder Erwerber ist
häufig eine sehr viel persönlichere als
beim Neubau. Der Flair des Alten spiegelt Tradition und Geschichte wieder,
alte Handwerks- und Bautechniken sind
in den Gebäuden stets präsent. Dadurch entwickelt sich oft ein überdurchschnittlicher Wohnwert, auch wenn die
technische Ausführung nicht immer dem
heutigen Standard entspricht.
Besonders herausragende Gebäude, an
deren Erhalt ein öffentliches Interesse
besteht, werden in Deutschland unter
Schutz gestellt. Dabei sehen die Denkmalschutzgesetze der Länder zwei verschiedene Verfahren zur Unterschutzstellung vor. Beim konstitutiven Verfahren1 wird die Eintragung eines Denkmals
nach einem Verwaltungsakt vorgenommen, bei dem der Eigentümer angehört
wurde. Widerspruch und Klage sind
möglich. Es besteht die Möglichkeit des
Schutzes durch eine vorläufige Liste. Im
deklaratorischen Verfahren2 wird eine
nachrichtliche Liste geführt. Der Denkmaleigentümer wird nicht gehört, jedoch
in der Regel informiert. [1]
Zur Umsetzung wurden in den einzelnen
Bundesländern Denkmalschutzbehörden
eingerichtet. Die Unterschutzstellung bedeutet für den Besitzer eine besondere
Verpflichtung im Umgang mit diesem
Gebäude. Im Durchschnitt stehen jedoch lediglich zirka 4 % aller baulichen
Einleitung
1
Anlagen unter Denkmalschutz und die
wenigsten davon sind Wohngebäude.
Wer also in einem denkmalgeschützten
Haus wohnt, zählt zu einer privilegierten
Minderheit.
Auf der andere Seite existieren weitaus
mehr historisch wertvolle Gebäude die
keinen Denkmalschutz genießen, da die
Denkmalwürdigkeit neben architektonischen vor allem nach geschichtlichen,
künstlerischen, wissenschaftlichen, städtebaulichen oder volkskundlichen Gründen
vergeben wird. Schon in zweiter Reihe
finden sich hier Gebäude mit vergleichbaren architektonischen Eigenschaften,
die jedoch für eine formale Unterschutzstellung nicht in Betracht kommen. Da
für den Hausbewohner meistens die architektonischen Eigenschaften eines Gebäudes im Vordergrund stehen, stellen
sie in der Regel interessante Objekte
für außergewöhnliches Wohnen dar. Die
Begrifflichkeit der „denkmalgeschützten
Gebäude“ wird deshalb in diesem Bericht auf „historisch wertvolle Gebäude“
erweitert.
An Hand von Beispielgebäuden – die in
den letzten Jahren umgebaut wurden –
werden in den drei Themengebieten
Modernisierung, Umnutzung und Erweiterung Anregungen für den Bauherrn
von heute gegeben, historisch wertvolle
Gebäude nach seinen Wünschen – aber
unter Wahrung ihrer besonderen Bedeutung – zu gestalten.
1
Das konstitutive Verfahren
(Unterschutzstellung
durch Verwaltungsakt) wird
in Brandenburg, Bremen,
Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, sowie Baden-Württemberg und
Schleswig-Holstein für Kulturdenkmale mit besonderer
Bedeutung angewendet.
2
Dabei werden die unterschiedlichsten Gebäude gezeigt. Neben den 100 bis 130
Jahre alten Gebäuden3, die die Beispiele
dominieren, wird z.B. auch ein 350 Jahre
altes Fachwerkgebäude oder ein ehemaliges DDR-Botschaftsgebäude vorgestellt.
Das deklaratorische (nachrichtliche) Verfahren sehen
die Länder Bayern, Berlin,
Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,
Saarland, Sachsen und
Sachsen-Anhalt vor.
3
Diese Gebäude fallen in
die Zeit nach 1871 bis zum
Ersten Weltkrieg. Nach dem
gewonnenen Krieg gegen
Frankreich setzte - angeregt
durch die hohen Reparationszahlungen - in Deutschland ein regelrechter Bauboom ein. Deshalb dominiert vielerorts diese Baualtersklasse das Stadtbild.
5
Zeithistorische Einordnung von Wohnbauten in Deutschland
Baustil /
Bauwerke vor 1900
Architektur
Städtebau
Geschichtliches Zeitgeschehen,
Orientierung
Romanik
Anf. 11. Jh. - Mitte 13. Jh.
Beispiel
Historischer Überblick
1.1
6
Gotik
Mitte 13. Jh. - Anf. 16. Jh.
Heiliges Römisches Reich (ab dem Jahre 969 „ Deutscher Nation“).
Herrschergeschlechter: Salier (1024-1125), Staufer (1138-1254),
Investiturstreit (Kampf mit den Päpsten um Vorherrschaft):
Burgen bilden den Mittelpunkt des ritterlichen und höfischen Lebens.
Lehnswesen als Staats- und Gesellschaftsordnung. Lehnherren geben Machtanspruch an Vasallen weiter. Schwur gegenseitiger Treue.
Leibeigenschaft der unteren Bevölkerungsschicht, die gegen Abgaben
Land zur Bearbeitung und Schutz bekamen.
Gründung zahlreicher Orden und Klöster, (1090 Deutscher Orden),
1096 Beginn der Kreuzzüge gen Osten und in den Orient.
Viele Neugründungen im Altreich. Gründung der Reichsstädte, die direkt dem Kaiser Untertan waren.
Renaissance
Ende 15. Jh./ Anf. 16. Jh. Mitte 17. Jh.
Barock
Mitte 17. Jh. - Ende 18. Jh.
Klassizismus
Mitte 18.Jh. - 1830
Ende des Mittelalter, der Mensch
rückt in den Mittelpunkt des Weltbildes.
Wissenschaft: Entdeckung der
Anatomie, Geometrie, Antike als
Vorbild in der Architektur, maßgeblicher Vorreiter: Italien.
Entwicklung des Geld- und Bankenwesens, Aufstrebendes Bürgertum und damit zurückdrängen
der Feudalordnung.
Reformation (1517-1555) wichtigster Reformator: Martin Luther.
Spaltung der römisch-katholischen Kirche. Folge Gegenreformation, die in den 30-jährigen
Krieg (1618-1648) mündet. Dieser hinterlässt ein verwüstetes
Land mit Millionen von Toten. In
den am schlimmsten betroffen
Landesteilen bis zu 80% Bevölkerungsverlust.
In der Zeit der Gegenreformation
wird der Glanz der Renaissance
von Tod und Verwüstung überschattet. Der Tod enthüllt die
Welt als Schein, Bestand hat nur
das Jenseits. Dieses Gefühl wird
auch im Baustil deutlich. Der
Schwerpunkt liegt auf Repräsentation.
Nach dem Ende des 30-jährigen
Krieg mit dem hohen Bevölkerungsschwund wurde eine regide
Familien- und Einwanderungspolitik betrieben. Bevölkerungszahl
erholte sich, Wiederaufbau der
Städte, langsames Wirtschaftswachstum.
Absolutismus (Vorbild Frankreich). Deutschland besteht aus
hunderten von freien Fürstentümern, Grafschaften und freien
Reichsstädten.
Rückbesinnung auf innere Werte. Die Zeit des Barock mit ihrem aufgesetzten Prunk wurde
ersetzt durch Gedankengut wie
Freiheit und Nationale Einheit.
Napolionische Ära: Durch Napoleon war Deutschland in zwei
Lager gespalten. 1806: Das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation wurde aufgelöst, in dem
seit annähernd 1000 Jahren
die Fürstentümer, Grafschaften
und Reichsstädte zusammengeschlossen waren. Zuletzt an die
250 Kleinstaaten, im losen Verband. Antinapoleonischen Befreiungskriege. Wunsch, nach Deutschem Nationalstaat wurde laut.
Diese Werte wurden durch den
Klassizismus versinnbildlicht. Als
Ideal galt wieder die griechische
Antike.
Der Kaiser hatte keinen festen
Sitz, sondern zog im ganzen
Land umher, um seinen stadthalterischen Pflichten nachzukommen. Zu diesem Zweck errichtete er sog. Pfalzen
(massive bauliche Anlagen) =>
Demonstration der Macht und
Schutz des Gefolges, Römische
Kultur als Vorbild.
Weltbild der Menschen wird geprägt von kirchlichen Riten. Einhaltung christlicher Glaubenswerte. Abschreckung durch Drohung
mit dem Teufel und der Hölle.
Der Drang zu Gott spiegelte sich
auch in der Architektur wieder:
Z.B. Kathedralen mit hohen nach
oben strebende Säulen und Gewölben.
Nach der Vertreibung der Römer
standen die befestigten römischen Städte leer. Die Bevölkerung wohnte in Holzhütten und
-häusern. Im Vergleich zu heutigen Verhältnissen herrschten
eher lose Siedlungsstrukturen.
Erste städtebauliche Strukturen
etablierten sich allmählich im
ganzen Land.
Die befestigten römischen Städte,
wie z.B. Regensburg, wurden zuerst vor und hinter der Stadtmauer besiedelt. Später dann auch
die Besiedelung des Stadtkerns.
Die Städte werden durch hohe
Stadtmauern und wehrhafte Verteidigungsringe geschützt. Die
Erschließung erfolgt über Stadttore. Die Stadt wird mit engen und
gewundenen Straßen durchzogen, was heute noch in erhaltenen Stadtkernen erlebt werden
kann. Die Häuser stehen dicht.
Die Stadtgrundrisse sind oft
rundlich und an der Geographie
angepasst. Die handwerkliche
Zunftordnung prägt Besiedlungsstruktur,
=>
„Färbergasse“,
„Bäckergasse“ Entsorgung von
Abfall und Fäkalien über Straßenrinnen.
Entwicklung von klar strukturierten Stadtgrundrissen, massiven
Schutzbauten entstehen, Vorhandene Anlagen werden ausgebaut,
Wehrturmanlagen zu Bastionen
(z.B. Zitadellen), Absicherung
durch breite Wassergräben und
weitreichende Kanonen.
Es entstand ein immer schneller
werdendes Wettrüsten zwischen
der Festungs- und Angriffstechnik.
Folge des festungsartigen Ausbaus der Städte ist die Hemmung
der späteren räumliche Entwicklung.
Bei Stadtneugründungen wurden symmetrische, geometrische
Stadtgrundrisse entwickelt, (z.B.
Mannheim als Stern) mit Blickachsen, die zu besonderen Punkten
hin ausgerichtet sind.
Besonders wichtig war die Ausrichtung zum Schloß, der Machtzentrale der Fürsten und Landesherren.
Massive Stadtbefestigung werden überflüssig, (fortgeschrittene
Militärtechnik, Stellungskriege auf
freiem Felde). Schloßbauten mit
angelegten Gartenanlagen in symmetrischen Rabatten wurden zum
Flanieren und Feiern angelegt.
In der ersten Phase wurde der
Städtebau wenig reglementiert.
Der Eigentümer konnte mit seinem Besitz frei verfahren. In
vielen Städten wurden jedoch
Stadterweiterungspläne ausgearbeitet. Auf Grund der Industrialisierung hatten insbesondere die
großen Städte vermehrten Bevölkerungszuwachs.
In vielen Großstädten wurden
große Einfall- und Radialschneisen zur besseren Erschließung
der Stadtquartiere geplant. Erste
Kanalisationen in der Stadt sollen
die hygienischen Verhältnisse verbessern.
Römische Architektur galt als
Vorbild. Die wenigen erhaltenen
Bauwerke wirken nach heutigen
Maßstäben sehr massiv, gedrungen und kompakt.
Der
Schutzaspekt stand im Vordergrund. Steinerne Bauwerke waren höchst selten und zeugten
von unglaublichem Reichtum.
Selbst die heute noch existierenden Kaiserpfalzen - wie die
in Aachen - wirken im Vergleich
zu den Palästen späterer Epochen eher bescheiden. Einfache
Wohnhäuser waren aus Holz
und von nicht dauerhafter Qualität (keines dieser Gebäude existiert noch). Massive Häuser für
reiche Stadtbewohner aus der
Spätromanik, heute noch erhalten: Wohnturmhäuser z.B. in Regensburg (damals: Warenlager,
Schutzbauten).
Berühmtestes gotisches Architekturmerkmal ist der Spitzbogen, wie er in gotischen Kirchenfenstern zu beobachten ist.
(nicht in einfachen Wohnhäusern, lediglich in reichen Kaufmannshäusern oder Palästen).
Für Wohngebäude herrschte
das Fachwerkgebäude vor. Entwicklung von zahlreichen regionalen Schmuckformen. Die
repräsentativen - heute in den
Innenstädten bewohnten - Gebäudeteile mit großen Fenstern
und hohen Decken, waren meist
nicht zu Wohnzwecken gedacht,
sondern dienten als Warenlager
und zum Warenverkauf. Wohnbereiche waren in der Regel mit
geringen Deckenhöhen u. kleinen Fenstern ausgestattet. Glas
war sehr teuer.
Auffassung der Architektur als
dreidimensionale räumliche Gestaltung, (Entdeckung der Perspektive). Die Orientierung der
architektonischen Formensprache fand an der griechischen Antike statt. Z.B. wurden Zitate der
griechischen Tempelarchitektur,
der ein strenger Formenkanon
mit Gesimsen, Lysenen, Schnekken und Umrandungen, aber
auch figürliche Darstellungen der
griechischen Mythologie verwendet. Auch Türen und Türrahmen
wurde Teil der Gebäudearchitektur und in den Gesamteindruck
eingearbeitet.
Typische Merkmale: Ziergiebel mit
den geschneckten Zierformen an
reichen Stadthäusern, markante
wendelförmige Treppenaufgänge,
offene Laubengänge.
Auch die Architektur wurde von
der Symmetrie geleitet. Französische Architektur war Vorbild. Anordnung der Fenster in Fassaden
in vertikalen Achsen, Eingang oft
mittig und auffällig betont, überdimensionale Schautreppen und
Zierelemente. Fortsetzung der
zentralen Erschließung im Inneren, Anordnung der Zimmer
an einem langen Gang. Bei reichen Bauherren: „Sala terrena“
(eine Art barocker Wintergarten)
der einen Bezug zum Garten
herstellte. Formensprache: Elemente der griechischen Antike,
besonders im Hoch- und Spätbarock frei komponiert und durch
eigene Entwicklungen ergänzt.
Bei Bestandsgebäuden wurden
häufig nachträgliche Stuckbekleidung angebracht.
Die Gebäude des Klassizismus
sind geprägt von der strengen
Formensprache griechisch antiker
Tempelarchitektur. Gerade in der
Anfangsphase wurden die Gebäude streng und puritanisch als
Gegensatz zum verschwenderisch
geltenden Barock gebaut. Ab den
1790er galt der Klassizismus als
Revolutionsstil in der Architektur.
Im ganzen Land entstanden Freiheits- und Nationalsymbole in diesem Stil.
Beispiele: Brandenburger Tor, Berlin (Vorbild: Propyläen der Akropolis, Athen), Walhalla, Regensburg
(Vorbild: Parthenon der Akropolis,
Athen) .
Der strenge Stil wird bereits zu
Beginn des 19 Jh. mit Stilelementen des beginnenden Historismus
aufgeweicht.
Moderne (ab 1900)
Historismus
1820-1910
(Gründerzeit 1870-1918)
Unter den Gelehrten war Historienforschung groß in Mode.
Längere Studienreisen nach
Griechenland und Italien zur
Erforschung der römischen Kultur gehörten zur Allgemeinbildung. Aber auch gotische Bauwerke wurden wieder studiert.
1848 Märzrevolution, Deutsches
Kaiserreich 1871-1918, Sozialgesetzgebung durch Bismarck,
Industrialisierung, Arbeiterklasse
entsteht, wirtschaftlicher Aufbau,
Zunahme der Stadtbevölkerung,
Bedarf an Mietwohnungen.
Dampfmaschine revolutioniert Produktionsprozesse. Weltausstellungen 1851 in England, 1889 in Paris, neue Infrastruktur (Kanal-, Eisenbahnbau), Aufrüstung, Beginn
des Flugzeugbaus.
Insbesondere in der 2. Hälfte des
19. Jh. erweiterten sich einige
Städte explosionsartig. In Folge
der Industrialisierung werden in
den Fabriken vermehrt Arbeiter
benötigt. Riesige Gründerzeitquartiere mit engen Hinterhöfen
entstanden, in denen meist unwürdige
Lebensbedingungen
herrschten. Modernisierung der
Städte durch z.B. einer zentrale
Elektrifizierung und Gasversorgung, Straßenbahnen und erste
Untergrundbahnen. Reformbewegungen Ende des Jh. (z.B.
Gartenstadt) sollen die Lebensbedingungen des Stadtbewohners verbessern.
Historismus: Stilrichtung bei der
man auf ältere Baustile zurückgriff und diese nachahmte. Anders als im Klassizismus wurde
nicht nur versucht, die Architektur der klassischen Antike - wie
sie in Rom und Griechenland
gefunden wurde - sondern Architekturformen anderer Epochen,
nachzuahmen. Diese wurden
nunmehr als gleichwertig anerkannt und auch weiterentwickelt.
Viele mittelalterliche Bauten wurden jetzt fertiggestellt (z.B. Kölner Dom). Einen großen Einfluss
übte dabei die Romantik aus, die
einen Sinn für historische Qualitäten entwickeln half. Gelegentlich wurden auch mehrere Stile in
einem Gebäude gemischt, diese
gelegentlich wahllosen Kombinationen werden als Eklektizismus
bezeichnet.
Jugendstil
ca. 1890 - 1910
Jugendstil ist eine kurze Stilepoche, die nach
einer seit 1894 in München erscheinenden Zeitung „Jugend“ benannt
wurde. Als bewusste
Gegenbewegung zum
Historismus wird die
Abstraktion eingeführt.
In der Kunst wird Natur
auf Flächen Linien und
Farben reduziert. Der
Mensch wird zusammen mit rankenden
Pflanzen in sinnlicher
Weise dargestellt. Die
Künstler hatten einen
ganzheitlichen Gestaltungsansatz. Von der
Architektur der Gebäude über die Innenraumgestaltung bis hin
zum Essbesteck. Herausragendes Beispiel
dafür ist die Künstlerkolonie „Mathildenhöhe“ in Darmstadt. Dort
wirkten unter anderen
Peter Behrens und
Joseph Maria Olbrich.
Die Architektursprache
des Jugendstils hat
sich weitgehend von
den klassischen griechischen Vorbildern gelöst.
Zur Programmatik gehörte Funktionalität, die
in der Gestaltung eines
Gebäudes sichtbar sein
sollte. Dabei wurden
neben der Fassade,
auch die Innenausstattung bis ins letzte Detail
geplant.
Ornamentale Dekrationen sowohl in organischer als auch geometrischer Formensprache.
20er- 40er Jahre
Funktionalismus, Expressionismus,
Bauhaus, Traditionalismus
50er- 60er Jahre
Nachkriegszeit
70er- 80er Jahre
Postmoderne, Dekonstruktivismus,
zeitgenössische Moderne
Nach der Auflösung der Monarchie 1918
beginnt mit der Weimarer Republik (1918–
1933) eine kurze Phase der Demokratie. In
Zeiten der Instabilität (keine regierungsfähigen
Mehrheiten), Inflation und hoher Arbeitslosigkeit, kam es von 1924-29 zu einer Erholung.
Die als „Goldene Zwanziger“ bekannte Zeit
endete in der Weltwirtschaftskrise 1929.
Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945):
Antisemitismus, 2. Weltkrieg 1939-1945. Ab
1940 Bombardierungen auf deutschem Gebiet (Mönchengladbach). Am Ende hinterlies der Krieg ein Trümmerfeld mit Millionen
von Toten und zerstörten Bauwerken.
Besetzung Deutschlands nach Kriegsende 1945 in vier Besatzungszonen. Beginn
des Kalten Krieges zwischen den Ost- und
Westmächten. Politische und wirtschaftl.
Teilung, die in der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23.5.1949 und der
Deutschen Demokratischen Republik am
7.10.1949 mündet.
BRD: Demokratie, Marktwirtschaft,
Beseitigung der Kriegsschäden im
Vordergrund, Wiederaufbau, Mangel
an Wohnraum und Produktionsstätten, große Wohnungsnot, großer Zustrom von Flüchtlinge aus der DDR,
1968 Widerstand der studentischen
Jugend, 60er-Jahre: Wirtschaftswunder, Bauboom, Anfang der Ökologieund Friedensbewegung.
DDR: Volksrepublik nach sowjet.
Muster, Volkseigene Betriebe (VEB),
Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften (LPG), Zwangskollektivierungen, Enteignungen, Reisebeschränkung, 17. Juni 1953 Volksaufstand der Arbeiter, Bau der Berliner
Mauer 1961.
Ost-West-Konflikt zwischen den Besatzungsmächten und den beiden
deutschen Staaten - bzw. Kalter Krieg dauert an.
BRD: Die erste Ölkrise 1973 leitet
die ersten Energiespargedanken in
Westdeutschland ein. Weitere Ölkrisen führten zur Etablierung von
Initiativen wie die Umweltbewegung.
Ab Mitte der 70er Jahre setzt die
Entindustrialisierung ein, z.B. im
Ruhrgebiet. Erneuter Strukturwandel: Durchsetzung moderner Kommunikationstechnologie.
DDR: Ab 1970 Annäherung beider
deutscher Staaten. Aufnahme diplomatischer Beziehungen fast aller
Staaten der Welt zur DDR. Zerfall der
Parteidiktatur der SED in der DDR.
1989 wirtschaftliche, bündnispolitische,
außen-politische, ideologische und
legitimatorische Krise.
Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 in Berlin und der Wiedervereinigung am 3.Oktober 1990 wurde
die Teilung Deutschlands beendet.
Moderne hält Einzug in den Städtebau.
Gartenstadtideen werden weiter entwikkelt. Genossenschaftsidee wird vertieft. Die
Blockrandbebauung der Gründerzeit wird
aufgegeben. Offene Zeilenbauweise, nach
Himmelsrichtung ausrichtet. Wichtige Ideen
kommen vom „Bauhaus“: Flachdach, Funktionalität. „CIAM“ 1933 Charta von Athen:
Trennung von Wohnen, Arbeiten und Erholen. Nach der Machtübernahme wird die
Moderne stark eingeschränkt. Der Heimatschutzstil dominiert, zahlreiche Kleinsiedlungen mit Eigenheimen für Selbstversorger
und nationalsozialistische Musterplanungen,
wie z.B. die Führerhauptstadt Berlin, 1. Gauhauptstadt Weimar (vorher Bauhaus), Prora
KdF-Erholungszentum und die Planstadt
Salzgitter entstehen.
Nach den Kriegszerstörungen herrschte großer Wohnungsnotstand.
BRD: Es wurde versucht, an die
Ideologien der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Je nach Ideologie standen
sich die konservative (Rekonstruktion des Alten, z.B. Rothenburg o.T.)
oder die moderne Richtung (aufgelockert, Gartenstadt, Zeilenbau, z.B.
Hannover) gegenüber. Neubausiedlungen in mehrgeschossiger Bauweise. „Heimstättensiedlungen“ für
Ausgebombte und Vertriebene.
DDR: Anknüpfung an die Moderne,
Entwicklung des industriellen Wohnungsbaus in Großwohnsiedlungen.
Planstädte: Eisenhüttenstadt und
Hoyerswerda.
BRD: Nach dem Aufschwung der
Vorjahre verringerte Nachfrage nach
Wohnraum. Kritischere Betrachtung
des Wachstums. Umweltschutz und
behutsamer Umgang mit Bausubstanz wird diskutiert (erste Denkmalschutzgesetze). Statt großer
Neubausiedlungen wird die Revitalisierung von Altstadtquartieren vorangetrieben.
DDR: Weiterentwicklung der modernen Stadt. Großwohnsiedlungen am
Rand der Kernstadt zur Deckung
des Wohnbedarfs wird als zentrales
Leitbild weiter betrieben. Ab Mitte der
80er-Jahre auch Neuorientierung innerstädtischer Altbauquartieren.
In den frühen 1920er Jahren bildeten sich
neue Architekturströmungen, die alle das Ziel
hatten, nach der überdekorierten historischen
Architektursprache wieder überschaubare
einfache Formen zu entwickeln. Hier standen sich die konservative und die moderne
Hauptströmung gegenüber. Die konservative
wird z.B. vertreten durch den Heimatstil und
den Traditionalismus.
Auf der anderen Seite steht die Strömung der
Klassischen Moderne. Bekannte Vertreter
sind z.B. das „Bauhaus“ in Weimar, Neues
Bauen, und Expressionistisches Bauen.
Die Moderne entwickelte sich in der kurzen
Phase nach dem Ende des Ersten Weltkriegs
bis 1933 sehr rasant. Die Nationalsozialisten
unterbanden die Baustile weitgehend und
brandmarkten sie als „entartet“.
Bis heute prägen die Architekten der Klassischen Moderne die internationale Architektur.
Bauhausvertreter: Marcel Breuer, Walter
Gropius, Ludwig Mies van der Rohe.
BRD: Wiederaufbau und Sanierung
von beschädigter Bausubstanz unter
vereinfachter, formaler Bauweise. Oftmals Entfernung von Stuckfassadenelementen. Neubauten mit Recyclingbaustoffen (Zirglesplittbeton, Mauersteine). Funktionale Wohngrundrisse
(vorallem im sozialen Wohnungsbau).
Bekannte Architekten: Egon Eiermann, Hans Scharoun, Gottfried
Böhm.
DDR: Aufnahme Elemente klassizistischer Sowjetarchitektur: Zuckerbäkkerstil, sh. Karl-Marx-Allee in Berlin.
Nach Entstalinisierung der Baukultur
Hinwendung zur Moderne für repräsentative Bauten. Mehrgeschossige
Wohnbauten in rein funktionaler, industrieller Zeilenbauweise mit komprimierten Grundrissen für Kleinfamilien aller sozialer Schichten.
BRD: Z.T. experimenteller Wohnungsbau im Einfamilienhausbereich. Ausbau und Erweiterung von bestehenden Wohnhäusern zur Anpassung an
zeitgenössische Bedürfnisse. Konklomerat an Architekturstilen, Neuinterpretation von klassischen und traditionellen Architekturmerkmalen (=> sh.
Postmoderne), aber auch dekonstruktivistische - schiefe geometrische Konstruktionen - als Gegensatz.
Bekannte Architekten: Günther Behnisch, Thomas Herzog.
DDR: Stringentes Wohnungsbauprogramm verhindert weitere Architekturstilentwicklung. Festhalten an der industriellen Bauweise. Typenentwicklung
vom Einfamilen- bis zum Hochhaus.
Spätere Baulückenbebauungen in Altstadtquartieren wurden ebenfalls mit
Hilfe angepasster Plattenbausysteme
(Dekoration der Platte) durchgeführt.
Tabelle 1.1: Überblick über den geschichtlichen Kontext und den wichtigsten Epochen von Wohngebäuden [2] [3] [4] [5] [6] [7]
7
Historischer Überblick
Bauströmung
Historischer Überblick
Selbst für den Experten kann es gelegentlich schwierig werden, den historischen Kontext eines Gebäudes richtig
zu deuten. Dies liegt daran, dass Gebäude in der Regel wesentlich älter werden,
als ihre Bewohner. Die Geschichten, die
die Bewohner im Gebäude erleben und
die Zeitgeschichte, die um das Gebäude
abläuft, geben dem Bauwerk seinen historischen Wert.
Bei dem Versuch Gebäude bauhistorisch
richtig einzuordnen, wurden von den
Wissenschaftlern historische Zeitfenster
zu Stilepochen zusammengefasst, in denen sich jeweils eine Hauptströmung ablesen lässt. Trotzdem ist die Zuordnung
von Gebäuden nicht immer eindeutig, da
der Übergang von einer Epoche in die
nächste fließend verläuft und so häufig die Merkmale mehrerer Epochen an
einem Gebäude zu finden sind.
Weiterhin zeigt die Geschichte, dass
beim Übergang von einer Epoche zur
nächsten, bereits bestehende Gebäude
nach dem neuen „Geschmack“ ihrer Besitzer verändert wurden. Ereignisse, wie
ein Generationenwechsel oder Instandhaltungs- und Modernisierungsaufgaben, wurden dazu benutzt, Gebäude neu
zu gestalten. Besonders auffällig wird
dies bei sehr alten Gebäuden, die bereits viele Generationen beherbergten.
Hier können des öfteren verschiedene
Baustile neben einander abgelesen
werden. So wurden z.B. mittelalterliche
8
Fachwerkhäuser ursprünglich mit fachwerksichtigen Fassaden versehen. In
der Epoche des Barocks war es Mode
den Gebäuden einen massiven Charakter zu verleihen und sie mit Stuckatur zu
versehen. Viele dieser Fachwerkhäuser
wurden mit barocken Fassaden bekleidet. Später - in der Epoche des Historismus bis hin in die 40er Jahre - wurde die
Fachwerkgotik wieder als Stil entdeckt
und Fachwerke wieder freigelegt.
Alte Gebäude bestehen also in der Regel
aus einem Konglomerat unterschiedlicher
Baustile. Gerade darin liegt vielfach der
besondere Charme dieser Gebäude. Jeder seiner Bewohner hat seine eigenen
individuellen Spuren hinterlassen und
mit diesen auch Geschichten, die nur
über das Gebäude selbst erfahrbar werden. Für den Besitzer eines historischen
Gebäudes ist dies eine spannende Erfahrung mit der Zeitgeschichte, ein Leben in der Zeitgeschichte. Insbesondere
bei Umbau- und Sanierungsmaßnahmen
können diese Spuren unwiederbringlich
verloren gehen. Daraus ergibt sich die
Notwendigkeit zu einem sensiblen Umgang mit dieser Bausubstanz.
Für einen ersten Überblick dient deshalb
die Tabelle 1.1, die den geschichtlichen
Kontext - in den sich historische Wohngebäude einordnen lassen - darstellt und
die wichtigsten Epochen vom Mittelalter
bis zur Gegenwart hinsichtlich der Entwicklung der Wohngebäude erläutert.
Motivation und Ziel der Modernisierung
Motivation und Ziel der Modernisierung
1.2
1.2.1 Sanierung des Gebäudes
1.2.1.1 Instandhaltung
Langfristiges Ziel eines Eigentümers ist
der Erhalt und die Instandsetzung seines Gebäudes, dessen Konstruktion
und Ausstattung der Alterung und dem
Verschleiß unterliegen. Dies beinhaltet Maßnahmen zur Wiederherstellung
des ursprünglichen, eigentlichen Gebäudezustands, der Funktionsfähigkeit
konstruktiver Bauteile, Gebäudeausstattungen und -installationen mit Hilfe von
Wartungen, Reparaturen oder Austausch
von Gebäudeelementen.
Die Schwerpunkte der Maßnahmen können sein:
- Risse, Putzablösung an der Fassade,
- funktionsuntüchtige Fenster und Außentüren,
- durchfeuchtete Kelleraußenwand und
Sockel,
- Risse, Ablösungen bei Wänden im
Treppenhaus,
- korrodierte Stahlträger, z. B. in Kellerdecken,
- Standsicherheit von Holzbalkendecken,
z.B. auf Grund von materialzerstörender Beanspruchung,
- Undichtigkeiten bei Dachabdichtungen und zerstörte Dacheindeckungen,
- Risse, Versottung von Schornsteinen,
- undichte Dachrinnen und Fallrohre.
1.2.1.2 Modernisierung
In den meisten Fällen wird neben der
reinen Instandsetzung auch eine Modernisierung des historisch wertvollen
Gebäudes angestrebt. Das Motiv für
eine Modernisierung kann in der Veränderung der räumlichen Bedürfnisse,
der Steigerung des Wohnkomforts, der
nachhaltigen Energieeinsparung und im
damit verbundenen langfristigen Werterhalt liegen. Auch eine mögliche Verbesserung des Schallschutzes kann zu
den gewünschten Modernisierungsmaßnahmen zählen.
1.2.2 Veränderung der räumlichen Bedürfnisse
1.2.2.1 Gesellschaftliche Entwicklung der Wohntrends
Ein wichtiger Grund für die Modernisierung eines bestehenden Gebäudes liegt
in den sich wandelnden Bedürfnissen der
Bewohner. Diese können sich aus einer
veränderten Bewohnerstruktur in einem
bereits bewohnten Objekt oder aus einer
gewünschten Wohnstruktur - die ein neu
zu beziehendes Bestandsgebäude nicht
erfüllt - ergeben. Dabei spielen Veränderungen in der gesellschaftlichen Entwicklung des Zusammenlebens eine wesentliche Rolle.
„Bis vor einigen Jahren war der Haushalt
geradezu das Synonym für die Familie.
Die Kernfamilie aus einem Ehepaar und
seinen Kindern ist heute (noch) ohne Zweifel die am weitesten verbreitete Form
des menschlichen Zusammenlebens. ...
Bis in das 19.Jhr. war die übliche Haushaltsform die Großfamilie, in der mehrere Zweige und alle Generationen einer
Familie unter einem Dach wohnten und
ihren Alltag gemeinsam und in gegenseitiger Abhängigkeit gestalteten.“ [8]
Die Erwerbsarbeit der meisten Menschen war mit dem Wohnbereich verbunden. Teil des großen Haushaltes
waren sogar Mitarbeiter, oft mit ihren Familien. Erst mit der Industrialisierung und
der damit einher gehenden Veränderung
der Arbeitssituationen wurde die Struktur
der Großfamilie aufgebrochen. Sie teilte
sich in Zweigenerationen-Kernfamilien,
deren räumlicher Lebensmittelpunkt sich
an der Lage des Arbeitsplatzes orientieren musste.
9
Motivation und Ziel der Modernisierung
Einer der wichtigsten Trends in neuerer
Zeit, der sich auch für die Zukunft weiterhin abzeichnet, ist die zunehmende
Individualisierung der Lebensweisen mit
daraus resultierenden Formen des Zusammenlebens. Die Liberalisierung der
Gesellschaft und die sich verändernden
Wohnbedürfnisse haben Einfluss auf die
Haushaltsgrößen, die Personenanzahl
innerhalb eines Haushalts und die Art
und Weise des Zusammenlebens.
Veränderungen im Bereich Wohnen und
Arbeiten
Veränderungen in der Arbeitswelt ergeben zum einen neue Modelle, die Wohnen und Arbeiten vereinen (z.B. das
Büro zu Hause) oder eine Trennung von
Wohnen und Arbeiten bei bäuerlichen
und handwerklichen Haushalten bewirken, da oftmals die Übernahme dieser
Betriebe durch die nachfolgende Generation nicht gegeben ist. Eine zunehmend
geforderte Flexibilität von Erwerbstätigen erfordert eine immer größere Bereitschaft einen zweiten Wohnsitz neben
dem räumlichen Lebensmittelpunkt zu
schaffen, was eine steigende Anzahl von
teilzeitwohnenden Einpersonenhaushalten zur Folge hat.
Veränderungen innerhalb der klassischen Wohnform – Familie
Neben der klassischen Kleinfamilie bilden sich immer mehr andere Formen
des Zusammenlebens. Zum einen wird
die Familie als „Patchwork“-Gemeinschaft in ihrer Struktur immer komplexer,
zum anderen wird die Personenanzahl
bei vielen Familienhaushalten immer
kleiner.
„Die meisten Menschen sammeln im
Laufe Ihrer Wohnbiografie Erfahrungen
in mehreren verschiedenen Konstellati10
onen: Kindheit in der Kleinfamilie, Ausbildung in einer Wohngemeinschaft,
Berufsstart als Single, verschiedene Partnerschaften ohne gemeinsame Haushaltsführung vor der Gründung der eigenen Kleinfamilie, die nicht in allen Fällen
bis ins Alter bestehen bleibt. Dies führt
zur Erosion der üblichen Kleinfamilie in
verschiedenste, noch kleinere Einheiten
bis hin zu Alleinwohnenden, die oft über
größere Entfernungen Wochenend- und
Urlaubsbeziehungen pflegen, und den
sogenannten Singles“. [8]
Der Anteil an Zweipersonenhaushalten
nimmt in allen Lebensphasen zu - z.B.
bei kinderlosen Ehepaaren oder bei
Senioren - die tendenziell älter werden
und auch länger als bisher selbstständig
wohnen.
Trends bei neuen und alten Wohngemeinschaften
Die Zahl von Wohngemeinschaften, die
nicht familiengebunden, aber gemeinschaftlich zusammenleben - wie z.B. studentische Wohngemeinschaften - wird
in Zukunft sicher steigen. Gründe dafür
können steigende Lebenshaltungskosten und das Profitieren von der gegenseitigen Hilfe sein, die so eine Interessensgemeinschaft bieten kann.
Daraus ergeben sich auch verstärkt
neue Formen des gemeinschaftlichen
Wohnens, so gewinnen beispielsweise
Wohngemeinschaften für Seniorengruppen immer mehr an Bedeutung. Mit der
Suche nach kommunikativen, aber auch
individuellen Möglichkeiten für betreutes Wohnen, in der Einzelne selbstständig in einer Gruppe Gleichaltriger leben
können, ohne auf notwendige Hilfen zu
verzichten, ist eine wichtige Alternative
zu den herkömmlichen Altenheimen entstanden. Das selbstbestimmte Leben des
Einzelnen steht hier im Vordergrund.
Eine weitere Alternative zum eigenständigen, aber betreuten Wohnen für ältere
Menschen ist das Wohnen in einem sogenannten Mehrgenerationenhaus, in
Alle vorgenannten Veränderungen der
Wohnbedürfnisse einzelner Personen
oder Gemeinschaften erfordern in der
Regel eine individuelle Anpassung vorhandener Raumsituationen in bestehenden Gebäuden. Strukturelle Veränderungsmaßnahmen in historisch
wertvollen Gebäuden können dabei aus
denkmalpflegerischen oder baukonstruktiven Gründen eingeschränkt sein.
Bestimmte Gebäudetypen sind jedoch
gegebenenfalls besonders geeignet für
die eine oder andere Wohnform. Als Beispiel soll hier nur die typische innerstädtische und großzügige Altbauwohnung
als geeignete Wohnform für mittelgroße
Wohngemeinschaften genannt werden.
Für die Auswahl und den Entwicklungsansatz eines Altbaus sind seine Potenziale entscheidend. Es gilt also, das
Wesen des konkreten Gebäudes zu erfassen – wo liegen die Stärken und besonderen Qualitäten, beziehungsweise
die Schwächen und Mängel.
1.2.2.2 Funktionale Wohnzufriedenheit – räumliche Qualitäten
Wohnqualität bedeutet für die Bewohner
im wesentlichen die Realisierung individueller Wohnbedürfnisse. Diese orientieren sich häufig am aktuellen Neubaustandard. Verschachtelte Grundrisse,
kleine oder zu wenige Fensteröffnungen,
überalterte Bäder und Küchen sind nicht
mehr zeitgemäß. Die Umsetzung der
Wohnbedürfnisse wird auch von den jeweiligen finanziellen Möglichkeiten der
Bewohner bestimmt.
Optimierung der vorhandenen Grundrisse
Die häufigsten Änderungen an einem
bestehenden Grundriss sind im Sanitärund Küchenbereich erforderlich.
Motivation und Ziel der Modernisierung
dem Menschen in allen Lebensphasen
leben und sich im Alltag gegenseitig unterstützen können, z. B. bei der Kinderbetreuung, beim Einkauf oder anderen
häuslichen Dingen.
In den oft kleinen und fensterlosen Bädern der Altbauten fehlen häufig Badewannen oder Duschen, deren Einbau
nur durch eine Raumvergrößerung ermöglicht werden kann. In der Regel ist
bei überalterten Bädern eine Erneuerung
der Sanitärausstattung notwendig. Bei
größeren Wohngruppen kann der Einbau eines zweiten Bades oder zumindest
eines zweiten Waschtisches und eines
separaten WC´s sinnvoll sein. Vorhandene Küchen entsprechen oft nicht den heutigen Anforderungen, insbesondere kleine, rein funktionale Küchen aus der Zeit,
da man der rationellen Haushaltsführung
größte Aufmerksamkeit schenkte. Der
Trend geht zurück zu größeren Wohnküchen oder zum Wohnraum hin offen
gestalteten Küchen mit Esstischgruppe
als Kommunikationsmittelpunkt.
Aus Flexibilitätsgründen und um großzügige Raumzusammenhänge zu schaffen,
können kleinteiligere Räume zusammengelegt und individuell abtrennbar, z.B.
durch Schiebetüren, gestaltet werden.
Dabei sollte darauf geachtet werden,
dass jeder Bewohner ausreichend individuelle Rückzugsbereiche hat.
Die Neuordnung von Raumnutzungen
schafft die Möglichkeit zur Integration
neuer Funktionsbereiche wie z.B. ein Arbeits- oder Spielzimmer oder ein Hauswirtschaftsraum. Bei der Zuordnung der
zukünftigen Raumfunktionen wie Wohnen, Arbeiten, Schlafen, Kochen, Essen,
Sanitär usw. sollten die Himmelsrichtung und die Lage zur Straße und zum
Freiraum berücksichtigt werden. Die
Ausrichtung von Hauptnutzungsflächen
nach Südosten bis Südwesten und die
Verlegung der Nebenräume, mit geringerem Tageslichtbedarf, nach Norden
trägt wesentlich zur Wohnqualität bei.
Oftmals fehlen in historisch wertvollen
Gebäuden zeitgemäße Verbindungen
zwischen den Wohnräumen und dem
Außenbereich. Direkte Zugänge zum
Garten aus den Wohnräumen im Erdgeschoss oder Austritte ins Freie - bei
nicht ebenerdigen Räumen in Form von
(Dach-)Terrassen oder Balkonen - verleihen zusätzliche Qualitäten.
Sich verändernde Lebenssituationen
und die in Kap. 1.2.2.1 beschriebenen
Wohnformen in verschiedenen Lebensphasen sind für die Grundrisskonzeption
11
Motivation und Ziel der Modernisierung
entscheidend. Gegebenfalls kann hier
eine optionale Wohnraumteilung oder
Wohnraumerweiterung sinnvoll sein, die
- zur Vermeidung von später anfallenden
unnötigen Kosten - bereits mit den notwendigen Elektro- und Sanitärinstallationen eingeplant und vorbereitet werden
sollte.
Fehlende Windfänge und zu wenig Stauräume kommen ebenso häufig vor. Nicht
zuletzt aus energetischen und Behaglichkeitsgründen kann eine Trennung
zwischen Außenraum und Wohnraum
durch einen dazwischengelagerten Raum,
z.B. Windfang oder Wintergarten, sinnvoll sein.
Zusätzlich geschaffene Stauräume verkleinern nur vermeintlich den Wohnraum.
Geschickte Einbauschranklösungen oder
Stauflächen im Drempelbereich eines
ausgebauten Dachgeschosses sind häufig möglich und kommen einem aufgeräumten minimalistischen Einrichtungstrend entgegen.
Einige Bundesländer schreiben Abstellräume für Wohnungen mit einer Mindestquadratmeterzahl vor.
Wohnraumerweiterung
Wohnraumerweiterungen können in Form
eines Dachgeschossausbaus, einer Aufstockung oder eines Anbaus an das bestehende Gebäude realisiert werden. Bei
allen drei Möglichkeiten ist zunächst
eine Abklärung mit der Baubehörde und
gegebenenfalls mit der Denkmalschutzbehörde notwendig. Die Möglichkeiten
des gestalterischen Umgangs mit dem
Bestand bei Erweiterungsmaßnahmen
werden im Kap. 2.3 beispielhaft diskutiert.
Für die Anbindung an die bestehenden
Räume sollen hier folgende, bedenkenswerte Anregungen gegeben werden:
Je nachdem ob die Erweiterung als
Bestandteil einer gemeinschaftlichen
Wohnform oder als externer Wohnungsteil gedacht ist, kann der Zugang zu den
zusätzlich zu schaffenden Räumlichkeiten direkt von der bestehenden Woh12
nung oder mit einem eigenen Zugang für
eine Einliegerwohnung versehen werden. Eine externe Wohnung kann z.B.
für erwachsene Kinder der Familie, für
Senioren, die der Familie angehören,
aber eigenständig wohnen wollen oder
aber auch für Gäste oder Fremdvermietungen vorgesehen werden. Der Zugang
zu nicht ebenerdigen Bereichen kann,
soweit möglich, durch ein separates
Treppenhaus innerhalb des Gebäudes
oder durch eine zusätzliche Außentreppe realisiert werden.
Ansonsten gelten für die erweiterten
Wohnräume die im Abschnitt ´Optimierung der vorhandenen Grundrisse´ aufgeführten Kriterien.
Barrierefreiheit
Barrierefreie, altersgerechte Ausstattungen werden im Hinblick auf die verschiedenen Lebensphasen und –formen
immer bedeutender. Die Barrierefreiheit
kann bis hin zur behindertengerechten
Ausstattung vorgedacht werden (s. DIN
18024 und 18025). Gerade in Erwartung
des eigenen Älterwerdens der Bewohner oder des späteren Zusammenleben
mehrer Generationen ist es auch sinnvoll, flexible Nutzungen mit unterschiedlichen Haushaltsstrukturen bei der Planung zu berücksichtigen.
Folgende Aspekte sind hier wichtig:
- Barrierefreie Zu- und Übergänge zwischen den Räumen (Entfernung vorhandener Schwellen) und bei Freiaustritten zu Garten, Balkonen und Terrassen,
- ausreichende Bewegungsflächen für
Rollstuhlfahrer,
- ausreichende Breiten für Türen und
Verkehrswege,
- flexible Raumgrößen,
- flexible Raumnutzungen mit Größen
von mind. 14 – 16 m2 und Mindestraumbreiten von 2,50 m,
- eine möglichst direkte, barrierefreie
Anbindung an die Haupterschließung
und an Freiräume.
Motivation und Ziel der Modernisierung
Belichtung
Gerade bei sehr alten Gebäuden ( bis
ca.18.Jhr.) und bei Gebäuden aus den
30er – 40er Jahren kann es Bedarf an
zusätzlichen Belichtungsmöglichkeiten
geben.
Die Realisierung von größeren Fensterflächen oder mehr Fensteröffnungen
sollte in jedem Fall im Einklang mit der
bestehenden Gebäudesubstanz – insbesondere im Hinblick auf die Fassadengestaltung - geschehen. (Siehe Bild 1.1)
Bild 1.1: Beispiel für eine sanierte Fassade mit veränderten Fensteröffnungen
rechts der Originalzustand - links die Veränderung ohne Berücksichtigung der
historischen Qualität
1.2.3 Verbesserung des Wohnkomforts
Etwa drei Viertel der Wohngebäude
in Deutschland wurden vor 1978 errichtet und entsprechen damit – sofern
sie nicht zwischenzeitlich modernisiert
wurden – bei weitem nicht mehr den
Anforderungen an einen zeitgemäßen
Wohnkomfort. Mit wenigen effektiven
Modernisierungsmaßnahmen kann der
Wohnkomfort deutlich verbessert werden. So trägt eine energetische Modernisierung unmittelbar zur Verbesserung
des Raum- und Wohnklimas bei und erhöht damit die Wohnqualität und somit
das Wohlbefinden und die Gesundheit
der Bewohner.
Ein behagliches Wohnklima wird wesentlich bestimmt von der vom Bewohner empfundenen Temperatur, die beeinflusst wird durch:
– die Lufttemperatur;
– die Luftzirkulation und
– die mittlere Oberflächentemperatur der
umschließenden Bauteile.
Bei geringen Luftbewegungen wird eine
Temperatur von ca. 20° C - als gemittelte
Temperatur aus Luft- und Oberflächentemperatur – als behaglich empfunden.
Bei gleicher Lufttemperatur können niedrige Oberflächentemperaturen – wie z.B.
bei ungedämmten Außenwänden – zum
vermeindlichen Empfinden unangenehmer Zugerscheinungen führen. Dies
kann z.B. durch alte, undichte Fenster
noch verstärkt werden, da Zugerscheinungen auch bei beheizten Räumen als
unangenehm empfunden werden.
Bei einer energetischen Modernisierung
der Fassade steigt die Oberflächentemperatur mit zunehmenden Dämmstandard an und erhöht damit deutlich die
empfundene Temperatur, insbesondere
wenn gleichzeitig auch die Fenster energetisch ertüchtigt oder ausgetauscht
werden. Dies erlaubt sogar eine Senkung der Raumtemperatur bei gleichzeitig verbesserter Behaglichkeit im Raum.
(Siehe Infoblatt 8.2 [9] )
1.2.3.1 Raumklima – energetische Modernisierung
Wärmeschutz
Ein verbesserter Wärmeschutz ist der
wichtigste Bestandteil einer energetischen Modernisierung und damit eines
verbesserten Raumklimas.
Bauteil
Symbol
Wärmedurchgangskoef zient
U in W/(m²·K)
Altbestand
EnEV
2002
Richtwerte
NEH4
Außenwand
UAW
0,6 -2,0
0,35 - 0,45
≤ 0,3
Dach
Oberste Geschossdecke
Kellerdecke
UD
0,8 - 4,0
0,25 - 0,3
≤ 0,2
UOG
0,9 - 3,0
0,4 - 0,5
≤ 0,2
UKD
1,0 - 1,2
0,4 - 0,5
≤ 0,4
Fenster
Uw
2,5 - 5,0
1,7
≤ 1,4
Tabelle 1.2: Richtwerte für Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte)
4
NEH - Niedrigenergiehaus
13
Motivation und Ziel der Modernisierung
Ein guter, möglichst lückenloser Wärmeschutz wird durch niedrige Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) der
verwendeten Bauteile, die Vermeidung
von Wärmebrücken sowie die Luftdichtheit der Gebäudehülle erzielt (siehe
Tab. 1.1).
Mit dem Wärmeschutz soll der Energieverlust eines Hauses, der durch
Wärmeleitung über die Gebäudehülle
(Transmissionswärmeverluste) entsteht,
minimiert werden.
Bedeutsam für die Transmissionswärmeverluste sind die Bauteile:
- Dach oder oberste Geschossdecke,
- Außenwände, ggf. differenziert nach
den Himmelsrichtungen,
- Fenster und Fenstertüren,
- Außentüren,
- Keller bzw. Kellerdecke oder wenn beheizt erdberührende Bodenplatte bzw.
Kellerwände,
- Wintergärten (vorrangig in Ein- und
Zweifamilienhäusern).
Bei den Fenstern entspricht ein UwWert von 5,0 W/(m²·K) einer Einfachverglasung. Bessere Werte erreichen
Kastenfenster und Doppelverglasungen
(Isolierverglasung). Wärmedurchgangskoeffizienten Uw = 1,1 bis 1,7 W/(m²·a)
werden mit unterschiedlichen Bauarten
von Wärmeschutzverglasungen erreicht
und sind heute üblich. Historische Fenster haben oft eine gute Substanz. Neben
dem Austausch bietet sich hier eine Aufar-
Bild 1.2: Energiebilanz
14
beitung an, die aus einem Austausch der
Einfach- gegen eine Wärmeschutzverglasung, nachträgliches Einbringen von Rahmendichtungen und zusätzlicher Innenfenster als Kastenfenster bestehen kann.
Schwachstellen in der Gebäudehülle stellen Wärmebrücken und Lüftungswärmeverluste dar. Vermeidbare Lüftungswärmeverluste werden durch Gebäudeundichtheiten, ein-schließlich Undichtheiten
geschlossener Fenster, verursacht. Notwendige, aber kontrollierbare Lüftungswärmeverluste ent-stehen durch die freie
Lüftung über die Fenster und den bedarfsgerechten Betrieb von Lüftungsanlagen
(Abluftanlage, Zu- und Abluftanlage mit
Wärmerückgewinnung).
Im Gegenzug erhält das Gebäude Energiegewinne durch die Solarstrahlung über
die Fenster (solare Wärmegewinne) sowie durch innere Wärmequellen wie Personen, elektrische Geräte etc. (interne
Wärmegewinne).
Vor der Verbesserung des Wärmeschutzes eines Gebäudes ist zu entscheiden:
- welche Räume des Gebäudes neben
den Wohnräumen beheizt werden sollen (z.B. Dachraum, Kellerräume),
- welche Räume über einen Raumverbund temperiert werden sollen (z.B.
Abstellkammern, Speisekammern),
also innerhalb der wärmegedämmten
Gebäudehülle liegen,
Bei baulichen Veränderungen (dies beinhaltet beispielsweise auch die Erneuerung des Außenputzes) sind die Vorschriften der Energieeinsparverordnung
(EnEV) für den Bestand einzuhalten.
Folgende Aspekte sind hierbei zu beachten:
(1) Werden Änderungen am Gebäude
vorgenommen, sind die Anforderungen gemäß EnEV an die wärmetechnische Qualität betroffener Außenbauteile einzuhalten, sofern durch die
Änderung ein Anteil von mehr als 20%
der jeweiligen Bauteilfläche über
schritten wird. (Anforderung an Einzelbauteil)
(2) Bei der Erweiterung des beheizten
Gebäudevolumens um zusammenhängend mindestens 30 Kubikmeter
sind die jeweiligen Vorschriften für zu
errichtende Gebäude einzuhalten
(Gesamtbilanz).
Der Nachweis der Energieeinsparverordnung erfolgt entweder über die
Anforderungen an die Einzelbauteile
oder die Gesamtbilanz.
(3) Bei Gebäuden mit normalen Innentemperaturen sind nicht begehbare,
aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume zu dämmen.
(4) Außenbauteile eines Gebäudes dürfen nicht in einer Weise verändert
werden, dass die energetische Qualität des Gebäudes verschlechtert
wird.
(Weitere Informationen zu Details, Terminen und Ausnahmen s. EnEV, Absch.3)
Gerade bei Maßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden können Erhaltungswille und die Vorgaben der Denkmalpflege mit den Anforderungen der
Energieeinsparverordnung in Konflikt
geraten. Deshalb können bei Baudenkmalen oder sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubstanz die Landesfachbehörden Ausnahmen oder Befreiungen
erteilen, wenn die gestellten Anforderungen das Erscheinungsbild oder die
Motivation und Ziel der Modernisierung
- welche Räume unbeheizt bleiben
(z.B. Garagen) und außerhalb der
wärmegedämmten Gebäudehülle
liegen sollen (für unbeheizte Räume
besteht dann aber möglicherweise
Frostgefahr) und
- wo in dem Gebäude der Wärmeschutz verlaufen soll.
Substanz beeinträchtigen würden. Darüber hinaus lässt die Verordnung auf
Antrag von den Vorgaben abweichende
Maßnahmen zu, wenn diese zu den gleichen Ergebnissen führen (§ 16 EnEV).
Des weiteren ist in Einzelfällen eine Befreiung wegen unbilliger Härte möglich,
die durch besondere Umstände oder einen unangemessenen Aufwand begründet sein kann; diese liegt z. B. vor, wenn
sich die aufzuwendenden Kosten durch
die angestrebten Einsparungen nicht
innerhalb angemessener Fristen amortisieren (§ 17 EnEV).
Wärmeversorgung, Heizung, Trinkwassererwärmung
Bei der Bewertung des vorhandenen
Heizungssystems ist der Energiebedarf,
der Einsatz von Primärenergie und die
CO2-Emission ausschlaggebend. Im Bereich der Anlagentechnik sind folgende
Aspekte zu berücksichtigen:
- Energieträger
- Wärmeversorgung/ Kesselanlage
Heizungssysteme/ Verteilung/ Regelung
- Warmwasserversorgung
Im Gebäudebestand (Ein- und Zweifamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser) wurden
und werden eine Vielzahl von Heizsystemen eingesetzt.
Bis in die sechziger Jahre hat die Einzelofenheizung eine große Rolle gespielt,
vom Kachelofen bis hin zum Dauerbrandofen. In Übergangsphasen wurden auch
öl- und gasbeheizte Einzelöfen, Kleinraumheizer und Gas-Außenwandheizer
eingesetzt.
Da die üblichen normativen Nutzungsdauern im Regelfall bereits weit überschritten werden, sollte eine Modernisierung vorgenommen werden, auch wenn
im Einzelfall noch eine Funktionstüchtigkeit gegeben ist.
Auch Elektroheizgeräte wurden und werden eingesetzt, sogenannte Nachtspeicheröfen oder Direktheizgeräte. Wegen
des hohen Primärenergieaufwandes bei
der Erzeugung des elektrischen Stromes
und der relativ hohen Heizkosten sollten
sie nicht mehr zum Einsatz kommen.
15
Motivation und Ziel der Modernisierung
Die Wohnraumbeheizung entwickelte
sich verstärkt hin zu Zentralheizungen
als Wohnungs-Zentralheizungen (Etagenheizungen) oder als Gebäudezentralheizungen.
Der Brennstoffeinsatz entwickelte sich
von festen Brennstoffen hin zu Heizöl
und in den letzten Jahrzehnten verstärkt
zu Erdgas. Mit einem Anteil von ca. 12%
ist die Nah- und Fernwärme bei der
Wohnraumbeheizung in Deutschland vertreten.
Parallel zur Heizung entwickelte sich die
Warmwasserversorgung. Sofern die Wohnungen überhaupt mit Bädern versehen
waren, war der Badeofen bestimmend
für die Wassererwärmung. Im Küchenbereich erfolgte die Wassererwärmung
teils nach Bedarf auf dem Herd, aber seit
den fünfziger Jahren zunehmend auch
mit Elektro- Wassererwärmern oder GasDurchlauferhitzern.
Mit der weiteren Entwicklung der Zentralheizung (Wohnung bzw. Gebäude) hat
die kombinierte Heizung und Trinkwassererwärmung eine starke Verbreitung
gefunden, häufig unter Einbeziehung
von Speichern.
Bei einer separaten Trinkwassererwärmung in den Wohnungen bzw. in Einund Zweifamilienhäusern werden sowohl
Gas-Durchlauferwärmer als auch elektrische Warmwasserbereiter (Speichergeräte, Durchflussgeräte) eingesetzt.
Bei einer vorhandenen Heizungsanlage
muss überprüft werden, ob diese den
gesetzlichen Anforderungen entspricht:
- Begrenzung der Abgasverluste des
Heizkessels nach Bundes-Immissionsschutz-Gesetz (1. BImSchV), Überprüfung durch Schornsteinfeger,
- nach EnEV: Austausch des Kessels
bis 31.12.2006, wenn er vor 1978 eingebaut wurde, des weiteren Dämmung
ungedämmter Wärmeverteilungsleitungen (auch Warmwasser!) und Armaturen in unbeheizten Räumen bis
31.12.2006 (Für EFH und ZFH, die
seit mindestens 01.02.02 selbstgenutzt sind, gelten längere Fristen.),
- nach EnEV: Installation einer außentemperaturabhängigen und zeitabhängigen Regelung der Vorlauftemperatur (wenn noch nicht vorhanden, nach
EnEV sofort Nachrüstung) sowie einer
selbsttätigen raumweisen Regelung
der Raumtemperatur, z.B. durch Thermostatventile (wenn noch nicht vor16
handen, nach EnEV sofort Nachrüstung),
- nach EnEV: Bei Einbau oder Ersatz
von Heizungspumpen für Heizkreise
mit mehr als 25 kW Nennwärmeleistung muss die Pumpe eine selbsttätige Drehzahlregelung aufweisen.
Die Auswahl einer neuen Heizungsanlage ist im Zusammenhang mit dem
nachhaltigen Bauen wichtig und bietet
verschiedene Möglichkeiten:
- konventionelle Heiztechnik mit Niedertemperatur- oder Brennwertkessel
-> derzeitig wirtschaftliche Variante,
- Nah- oder Fernwärme, event. aus
Kraft-Wärme-Kopplung -> ökologischer
Vorteil: wesentliche Reduzierung des
Primärenergieeinsatzes und damit
der CO2 Emission,
- Gebäudeintegrierte Kleinst-BHKW
(Blockheizkraftwerke), die sowohl
Strom als auch Wärme erzeugen
-> können ökonomisch als auch ökologisch günstiger als die konventionelle
Heiztechnik sein,
- Einsatz von Biokesseln z.B. zur Verfeuerung von Holzpellets -> zwar
höhere Investitionskosten, aber deutliche ökologische Vorteile (Fördermöglichkeiten!)
- alternative Heizungssysteme wie die
solare Unterstützung von Heizung
und/ oder Trinkwassererwärmung
oder der Einsatz von Wärmepumpen
-> ökologischer Vorteil, sind aber
ohne Förderung in der Regel noch
nicht wirtschaftlich.
Lüftung
Im Gebäudebestand herrscht überwiegend die freie Lüftung vor, also eine Lüftung ohne Ventilatorunterstützung. Die
bis in die 70er Jahre für innenliegende
Bad-/WC-Räume übliche freie Entlüftung
über Schächte ist heute nicht mehr zugelassen. Innenliegende Küchen, Bad-/
WC-Räume sind mit mechanischen Lüftungsanlagen auszurüsten.
Modernisierungslösungen im Gebäudebestand sind im Zusammenhang mit der
Beheizungsart z.B. Gas als Energieträger, der Gebäudedichtheit (einschließlich
Fenster) und der Grund- und Bedarfslüftung zu betrachten.
Vorzugslösungen in Mehrfamilienhäusern sind aus wirtschaftlicher und ener-
Motivation und Ziel der Modernisierung
getischer Sicht Abluftanlagen. Auch in
Ein- und Zweifamilienhäusern finden Zuund Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung immer mehr Verbreitung. Hierbei
wird zwischen einer zentralen Anlage,
(z.B. über Dach) und der dezentralen
Anlage, (wohnungsweise) unterschieden. In den Lüftungsgeräten sind mindestens Zu- und Abluftventilator sowie
Wärmerückübertrager zur Vorwärmung
der angesaugten Außenluft mittels Abluftwärme und Luftfilter untergebracht.
lation gegen ein BUS-System, gerade
im Hinblick der Gebäudeautomation,
gewünscht sein. Insbesondere bei wertvollen Oberflächen, die keine Unterputzinstallation erlauben, können moderne BUS-Systeme mit dünneren Kabeln
oder Funk zu besseren Lösungen führen
als die optisch unbefriedigende Aufputzinstallation. Allerdings gibt es hier noch
Entwicklungsbedarf für optisch ansprechende Lösungen bei Steckdosen, die
nach wie vor den herkömmlichen Installationsraum benötigen.
1.2.3.2 Sanitär
1.2.3.4 Schallschutz
Im Bereich der Sanitärtechnik sollte neben der Instandsetzung von Installationen und der Anpassung an veränderte
Raumbedürfnisse auch eine energetische Bewertung des Gebäudebestandes vorgenommen und daraus abgeleitet, energiesparende Maßnahmen
durchgeführt werden.
Für die Warmwasserversorgung sind
bei ausgedehnten Netzen Zirkulationsleitungen sinnvoll. Diese sorgen dafür,
dass an den Zapfstellen ständig warmes
Wasser zur Verfügung steht, so dass erhöhte Verluste ablaufenden kalten Wassers vermieden werden. Grundsätzliche
Lösungen für die Trinkwassererwärmung
sind die zentrale Bereitstellung in Kombination mit der Heizung oder einzelne
Kleinerzeuger.
Im Zuge von Instandsetzung und Modernisierungsmaßnahmen bei Gebäuden,
die vor 1970 gebaut worden sind, ist die
Überprüfung der Sanitärinstallationen hinsichtlich eingebauter Bleirohre und deren
Austausch geboten.
Ein weiteres wichtiges Thema der Modernisierung ist die Verbesserung des
Schallschutzes. Ein ausreichend guter
Schallschutz ist eines der wichtigsten
Qualitätsmerkmale einer Wohnung und
umfasst die Aspekte Schalldämmung
der Raumbegrenzungsflächen gegen
Lärmimmission von außen, aus benachbarten Wohnungen und u. U. aus eigenen benachbarten Wohnräumen sowie
aus haustechnischen Anlagen.
In historisch wertvollen Wohngebäuden
findet man sehr häufig Baukonstruktionen, die den heutigen Anforderungen
der Bauakustik bzw. dem heutigen Bedürfnis nach Ruhe nicht genügen. Beispiele sind alte Holzbalkendecken, als
einfache Zimmertrennwand ausgeführte
Wohnungstrennwände oder nicht verkleidete und ungedämmte Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen.
1.2.3.3 Elektroinstallation
Die wichtigsten Motive einer Modernisierung der Elektroinstallation in bestehenden Gebäuden liegen in Verbesserung
der Sicherheit und der Anpassung der
Leistungsfähigkeit an die heute übliche
höhere Geräteausstattung. Oftmals sind
in älteren Gebäuden die Verlegung und
Absicherung der elektrischen Leitungen
ungenügend. Selten sind ausreichend
Stromauslässe und Steckdosen vorhanden. Eine weitere Maßnahme kann der
Austausch der herkömmlichen Instal-
Bild 1.3: Lärmquellen und Schallschutz [10]
Die qualitative Einschätzung der im Bestand vorhandenen Baukonstruktion hinsichtlich ihrer schallschutztechnischen
Qualität kann über akustische Kennwerte
aus der Fachliteratur oder die Einschätzung eines Fachmanns erfolgen.
17
Motivation und Ziel der Modernisierung
Bei der Modernisierung eines Gebäudes
mit Umnutzung zu Wohnzwecken und
bei einer Gebäudeerweiterung gelten in
jedem Fall die aktuellen Schallschutzanforderungen wie bei Neubauten. Inwieweit dies auch beim Umbau eines historischen Gebäudes der Fall ist, hängt von
den konkreten Baumaßnahmen ab und
ist es im Einzelfall zu prüfen, ob für das
jeweilige Bauteil Bestandsschutz hinsichtlich der schalltechnischen Eigenschaften
besteht oder nicht. Unabhängig von der
evt. gegebenen rechtlichen Verpflichtung
zur Einhaltung von Schallschutzanforderungen können auch Schallschutz-
qualitäten definiert werden, die dem
individuellen Ruheanspruch oder einer
gewünschten sehr hohen Wohnqualität
Rechnung tragen. Siehe hierzu Bild 1.3.
Ein Überblick zur Bestandsaufnahme
und zu Maßnahmen zur Verbesserung
des Schallschutzes bei bestehenden
Wohngebäuden enthält die Broschüre
Modernisierung von selbstgenutztem
Wohneigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern der
50er und 60er Jahre [11].und das InfoBlatt 8.4 [9].
1.2.4 Langfristige Kostensenkung
1.2.4.1 Verminderung des Energie
verbrauchs
Ein wesentliches Ziel bei der Modernisierung im Bestand ist die Senkung der
jährlichen Energiekosten, zumal durchaus mit einem weiteren Anstieg der Energiepreise in den kommenden Jahren
zu rechnen ist.
Durch die Verminderung der Wärmeverluste durch Wärmedämmmaßnahmen und die Reduzierung der Lüftungswärmeverluste der Fenster kann eine
erhebliche Energieeinsparung und damit
eine deutliche Senkung der Betriebskosten erreicht werden.
Bild 1.4: Heizwärmebedarf in Anlehnung an [13]
18
Der richtige Zeitpunkt für energieeinsparende Maßnahmen ist spätestens dann
gekommen, wenn ohnehin Baumaßnahmen erforderlich werden.
Die Energiekosteneinsparung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Refinanzierung von energetischen Modernisierungsmaßnahmen.
Auch bei historisch wertvollen Wohngebäuden kann in der Regel ein Teil des
Energieeinsparpotentials mit günstig umzusetzenden Standardmaßnahmen erreicht werden. Dies trifft insbesondere
für Maßnahmen an Heizung- und Warmwasserversorgungen zu.
Darüber hinaus gibt es wesentliche Einsparpotenziale bei der Warmwasserversorgung und Energieeinsparung bei Elektrogeräten und –anlagen inkl. Beleuchtung.
Energieeinsparpotenziale im Bereich der
Warmwasserversorgung sind:
- funktionierende Zirkulation und Installation gemäß EnEV, Abschaltmöglichkeiten für die Zirkulationspumpe,
- ausreichende Wärmedämmung von
Warmwasserleitungen, Armaturen und
Speichern,
- optimale Temperaturen für die Warmwasserversorgung, bei Temperaturen
über 60°C erhöhte Verkalkungsgefahr
und erhöhte Wärmeverluste an Leitungen und Speichern,
- Einbeziehung einer solaren Trinkwassererwärmung zur Verminderung des
Einsatzes von fossilen Energieträgern
und Einschränkung des sommerlichen
Kesselbetriebes,
- Spararmaturen und
- funktionstüchtige und dichte Anlagen.
Motivation und Ziel der Modernisierung
Alle Maßnahmen die zu einer energetischen Modernisierung und damit zu
einem verbesserten Raumklima führen,
wie in Kap. 1.2.3.1 beschrieben, wirken
sich positiv auf die Verminderung des
jährlichen Heizwärmebedarfs aus. Dies
trägt auch wesentlich zur Entlastung der
Umwelt bei, durch Verminderung von
Schadstoffemissionen und Verminderung der Emission klimarelevanter Gase,
hierunter der CO2-Emission.
Maßnahmen unterliegen und nach kürzerer Zeit vollständig erneuert werden müssten. Dies macht sich insbesondere bei
wartungsintensiven Gebäuden, wie z.B.
Fachwerkhäusern, bemerkbar, wo langfristig nicht reparierte Schutzschichten
im schlimmsten Fall den Austausch von
Konstruktionselementen erfordern.
Ziel einer nachhaltigen Modernisierungsstrategie sollte die Minimierung
der Lebenszyklusaufwendungen für die
angestrebte Nutzungsdauer des Gebäudes sein, die abhängig von den Eigenschaften der Baustoffe, der Bauplanung
und -ausführung sowie vom Verhalten
der Nutzer ist.
Einflüsse, die Schäden an Bauteilen verursachen können, sind:
- mechanische Beanspruchungen (Benutzung, Verformung durch Belastung),
- bauphysikalische und chemische
Prozessen (z.B. Wasserdampfdiffusion,
Tauwasserbildung, Volumenveränderung, Unverträglichkeit mit anderen
Materialien etc.),
- Beanspruchungen aus der Witterung
und Umwelteinflüssen (Temperatur,
Wind, UV-Strahlung, Regen, Schnee,
Eis und Hagel) und
- Luftschadstoffe oder biologischer
Befall.
1.2.4.2 Verlängerung des Lebenszyklus der konstruktiven Bauteile
Eine Modernisierung und Wiederherstellung eines Gebäudes verlängert den Lebenszyklus der konstruktiven Bauteile und
damit die wirtschaftliche Nutzungsdauer.
Langfristig gesehen bedeutet die Lebensdauerverlängerung einer sorgsamen
Modernisierung eine Kostenersparnis gegenüber den notwendigen Maßnahmen
bei Bauteilen, die keinen Kontrollen und
Bild 1.5: Optimierung-Instandhaltung nach Prof. Kuhne
19
Modernisierungsbeispiele
2
Bewertete Modernisierungsbeispiele –
Nutzungsperspektiven – Lösungsansätze
Im folgenden werden realisierte Modernisierungsbeispiele hinsichtlich der
gestalterischen, konstruktiven und bauphysikalischen Umsetzung dokumentiert
und bewertet. Neben der Beschreibung
des Bestandes und den notwendigen
und gewünschten Modernisierungsmaßnahmen der konkreten Fallbeispiele wird
die Art und Weise der Umsetzung dokumentiert und eine Einschätzung hinsichtlich Qualität und Innovation vorgenommen. Dabei spielt die dafür entwickelte
Planungsstrategie eine entscheidende
Rolle für die Bewertung der Gesamtrealisierung.
Die dargestellten Wohnbauprojekte zum
Thema Umbau, Umnutzung und Erweiterung stehen stellvertretend für in der
Praxis häufig wiederkehrende Fragestellungen und sind nicht nur nach dem qualitativen Wert ausgewählt, sondern auch
nach der Modernisierungsanforderung
und dem Umfang der realisierten Maßnahmen.
Maßnahmen, der fach- und qualitätsgerechten Beseitigung von ggf. vorhandenen Bauwerksschäden und natürlich dem
Umgang mit den denkmalpflegerischen
Belangen.
Oftmals wird mit originalgetreuen Nachbildungen von formal- historischen Elementen, mit denen beispielsweise technische Erneuerungen „kaschiert“ werden
können, der Versuch einer „originalgetreuen“ Modernisierung unternommen.
Daneben gibt es Beispiele, die durch
eine bewusste Ablesbarkeit von Alt und
Neu als dogmatische Umgangsform mit
dem Bestand die Grenze zwischen Vorhandenem und Hinzugefügtem kontrastreich markieren.
Nicht als Kompromiss, sondern eher als
sensible Umsetzung zeigt sich eine respektvolle Begegnung von Geschichte
und Gegenwart, in der eine vorsichtige
Grenze zwischen Bestand und Modernisierung gezogen wird.
Außer den in den jeweiligen Projekten
diskutierten Kriterien gilt die Aufmerksamkeit dem nachhaltigen Umgang mit den
Baustoffen und Bauteilen, energetischen
2.1
Umbau – Modernisierung historischer Bausubstanz
Eine Modernisierung geht in der Regel
über eine reine Sanierung hinaus, bedeutet meist zumindest eine Erneuerung
der technischen Gebäudeausrüstung,
wie Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen aber auch Raumveränderungen,
die maßgeblich in die Gebäudestruktur
eingreifen können. Entscheidend für die
Umsetzung ist nicht nur die Frage der
technischen Möglichkeiten, sondern auch
das Maß des baulichen Eingriffs in die
alte Bausubstanz. Abzuwägen ist dabei,
ob sich die Veränderung an das vorhandene Erscheinungsbild anpasst oder
sich gegenüber dem Bestand als moderne Ergänzung abhebt.
20
Im weiteren Verlauf werden vier Beispiele
zur Modernisierung von historisch wertvollen Gebäuden gezeigt. Dabei spielt neben dem Erhalt der historischen Wirkung
vor allem die energetische Modernisierung
eine entscheidende Rolle. Als wichtigste
Komponente bei der Modernisierung der
Fassaden kommt bei allen Beispielen für
den ergänzenden Wärmeschutz eine Innendämmung zum Einsatz.
Innendämmungen können immer dann
eingesetzt werden, wenn die äußere Ansicht nicht verändert werden soll, an der
Innenfassade jedoch gearbeitet werden
darf. Dies ist bei vielen historisch wertvollen Wohngebäuden der Fall.
In der Praxis werden zwei unterschiedliche Ausführungsvarianten von Innendämmungen angeboten:
1. Innendämmung mit Dampfsperre
2. Innendämmung mit diffusionsoffenem
Dämmstoff
Innendämmung mit Dampfsperre
Diese Variante arbeitet mit einer Sperrschicht (Dampfsperre), die innenseitig
vor der Dämmschicht angeordnet ist.
Sie hat die Aufgabe die Feuchtigkeit im
Rauminneren daran zu hindern in die
Dämmung und den kritischen kalten Bereich der Außenwand zu gelangen. Diese
Variante funktioniert bei fehlerfreier Ausführung sehr gut. Weiterhin besteht der
Vorteil gegenüber der zweiten Variante,
dass ein höherer Wärmeschutz realisiert
werden kann und dass dazu kein bestimmter Dämmstoff verwendet werden
muss (kostengünstiger). Der Dämmwert,
den die Wand erreichen soll, wird vom
Platzbedarf der Dämmung im Innenraum und der Empfindlichkeit der Wandbaustoffe gegenüber Temperatur und
Feuchte bestimmt. Voraussetzung für die
Funktionsfähigkeit dieser Variante ist die
fehlerfreie Ausführung der Dampfsperre,
insbesondere bei An- und Abschlüssen
sowie Durchdringungen. Schon eine
kleine Öffnung, ein schlecht verklebter
Wandanschluss oder eine nachträgliche
Verletzung durch unachtsame Installationsarbeiten kann zur Durchfeuchtung
der Konstruktion führen, die verdeckte
Schäden nach sich zieht. Eine penible
Einbaukontrolle und eine stete Wachsamkeit bei späteren Arbeiten in diesen
Bereich ist dringend angeraten.
Modernisierungsbeispiele - Umbau
Da Innendämmungen die Außenwand
thermisch vom Innenraum abkoppeln,
entstehen andere, in der Regel ungünstigere bauphysikalische Verhältnisse in
der Außenwand. So wird die Wandkonstruktion nach der Dämmmaßnahme während der Heizperiode kälter als vorher.
Die Gefahr, dass Feuchtigkeit aus dem
Rauminneren zwischen Innendämmung
und Außenwand kondensiert, wächst.
Deshalb sind Innendämmungen grundsätzlich von Fachplanern bauphysikalisch zu planen und zu begleiten.
Innendämmung mit diffusionsoffenem
Dämmstoff
Bei dieser Variante gehört zu einer mängelfreien Funktion eine rechnerische
Überprüfung des Tauwasserhaushalts
in der Innendämmung, da diese Variante nach dem Prinzip der Diffusionsoffenheit arbeitet. Das bedeutet, dass
Feuchtigkeit in die Dämmung eindringen, aber auch wieder heraus diffundieren kann. Herrschen in der Dämmung
oder in der dahinter liegenden Außenwand kalte Temperaturen kann feuchte
Luft in Dämmung und Wandkonstruktion
kondensieren, d.h. Tauwasser fällt aus.
Damit die Wand in der kalten Jahreszeit
nicht übermäßig durchfeuchtet muss der
Tauwasseranfall begrenzt werden. Diesen Zustand berechnet der Fachplaner
mit speziellen Programmen und legt die
Dämmstoffdicke so fest, dass das angefallene Tauwasser über die warmen Monate wieder aus der Wand austrocknen
kann.
Wird die Innendämmung nach diesen Kriterien hergestellt, ist sie im Vergleich zur
Variante eins weniger schadensanfällig,
da die empfindliche Dampfsperre entfällt.
Ein weiterer Vorteil ist die Dampfdiffusionsoffenheit, die bei feuchteempfindlichen Außenwandkonstruktionen günstig
wirkt. So kann z.B. ein schlagregenbelastetes Fachwerk schneller austrocknen,
da eingedrungene Feuchtigkeit auch zum
Innenraum diffundieren kann. Nachteilig wirken sich dagegen die Dämmwerte
aus, die in der Regel niedriger als in Variante eins bleiben. Weiterhin ist darauf
zu achten, dass die diffusionsoffenen
Dämmstoffe die anfallende Feuchtigkeit
ohne Schäden verarbeiten können. Hier
gibt es seit einiger Zeit auch sogenannte
kapillaraktive Dämmstoffe auf Calciumsilikat-Basis. Diese Dämmstoffe können
besonders viel Feuchtigkeit aufnehmen,
ohne oberflächenfeucht zu sein. Dadurch
können besonders effiziente und sichere
Innendämmungen hergestellt werden.
21
Umbau - Villa in Heringsdorf
2.1.1 Villa in Heringsdorf –
Innendämmung, kontrollierte Gebäudelüftung
2.1.1.1 Bestandsbeschreibung
Die um 1876 errichtete denkmalgeschützte Villa im Ostseebad Heringsdorf
liegt in Meeresnähe auf der Nordostseite
der Insel Usedom. Das Gebäude repräsentiert einen Haustypus im klassizistischen Baustil der nach dem Vorbild palladianischer Landhäuser5 erbaut wurde.
Auffällig ist vorallem der hohe Feldsteinsockel und der seeseitige Eingang, der
als monumentaler Portikus mit ionischen
Säulen den herrschaftlichen Eindruck
unterstützt. Das Gebäude wird auf drei
Ebenen - Souterrain, Erdgeschoss und
ausgebautes Dachgeschoss – genutzt.
2.1.1.3
Baulicher Zustand
Bild 2.2: Seeseite Bestand [15]
Bild 2.3: Strassenseite Bestand [15]
5
Palladianismus bezeichnet
einen klassizistischen Architekturstil im England des 17.
Jahrhunderts.
Der Name leitet sich von
dem italienischen Architekten Andrea Palladio ab. Der
Palladianismus grenzt sich
durch strengere, klassizistischere Formen vom als
„zu katholisch“ empfundenen römischen Barock ab.
Charakteristisch ist für den
Palladianismus die Verwendung von Kolossalordnungen
sowie das sogenannte Palladiomotiv, bei dem Fenster
so gebaut werden, dass ein
breiter mittlerer Bogen von
zwei schmalen Öffnungen
flankiert wird, die durch ein
Gebälk in Höhe des Bogenkämpfers geschlossen werden. Dieses Palladiomotiv
wurde auch im Klassizismus
um 1800 verwendet.
22
Bild 2.1: Lageplan [15]
2.1.1.2 Gebäudekenndaten
Bauherr: Dr. Peter Tarnowski
Architekt: Dipl.-Ing (FH) Ulrich Zink,
Berlin
Standort: 17424 Heringsdorf
Baujahr: um 1876
Ehemalige Nutzung: Wohnhaus bis ca.
1990, danach Leerstand
Derzeitige Nutzung: Wohn- und Ferienhaus
Umbau / Sanierung: 2004
WFL:
175 m² Wohnung EG,
300 m² Wohnungen Souterrain und DG
BRI:
1500m³
Baukosten: ca. 1390,- €/m² WFL
Bild 2.4: Fenster Bestand [15]
Bild 2.5: Feuchtigkeit im Souterrain - Bestand [15]
Umbau - Villa in Heringsdorf
Die Villa Seeblick war vor der Sanierung
in einem sehr schadhaften Zustand.
Der Leerstand über 14 Jahre hatte zahlreiche Feuchtigkeitsschäden an der Bausubstanz hinterlassen. Angefangen vom
Dach, den Geschossdecken, den Außenwänden – insbesondere in den erdnahen Bereichen und den Fassaden -,
der Sohlplatte und den Terrassen, sowie
an Türen, Fenstern und Bodenbelägen
waren zum Teil umfangreiche Baumaßnahmen notwendig.
2.1.1.4 Ziel der Modernisierung
Ziel des Bauherrn war es, die Raumstruktur des Gebäudes effizienter nutzen
zu können. Dabei sollte das 130 Jahre
alte kulturelle Erbe in denkmalgerechter
Form restauriert bzw. modernisiert werden. Gleichzeitig wurde eine Anpassung
des Heizenergieverbrauchs auf Neubaustandard angestrebt.
Bild 2.8: Souterrain neu [15]
Bild 2.6: Seeseite neu [16]
Bild 2.9: EG neu [15]
Bild 2.7: Strassenseite neu [16]
Bild 2.10: DG neu [15]
23
Umbau - Villa in Heringsdorf
2.1.1.5 Planungskonzept
2.1.1.6 Umsetzung
Das nach den Wünschen des Bauherrn
entworfene Sanierungskonzept umfasste die Änderung der Raumstruktur des
Gebäudes, so dass neben einer repräsentativen Wohnung im Erdgeschoss
zusätzlich jeweils 2 Wohnungen in Souterrain und Dachgeschoss entstanden.
Gestalterische Maßnahmen
Die beiden Dachgeschosswohnungen
sollten mit zusätzlichen Dachgauben
versehen werden, um die Belichtung der
Räume zu verbessern und den begehbaren Bereich zu vergrößern.
Vorraussetzung bei allen Arbeiten am
Außenbereich war, den originalen Zustand weitestgehend zu erhalten und
in Bereichen auch wieder herzustellen.
Das selbe galt auch für die Innenräume
des Erdgeschosses.
Aus diesem Grund wurden nach den
notwendigen substanzerhaltenden Maßnahmen, wie der Abdichtung des Gebäudes in erdberührten Bereichen, der
Erneuerung der Dacheindeckung - hier
wurde die historische Schieferdeckung
wieder hergestellt - und dem Austausch
von defekten Holzbalken, vor allem ein
umfassendes energetisches Sanierungskonzept entwickelt.
- Grundrissoptimierung im Dachgeschoss
durch den Einbau von filigranen Dachgauben in einer Alu-Stahl-Glaskonstruktion,
- Dacheindeckung aus Naturschiefer,
- Ausbau des Souterrains für zwei
Wohneinheiten und einen Fitnessbereich,
- Restaurierung der gesamten Stuckfassade nach denkmalpflegerischen
Ansprüchen und restauratorischen
Gutachten,
- Verglasung des Portikus im Osten.
Sanierung der Bausubstanz
- Trockenlegung des Sockelbereiches,
- Sanierung der Terrassendecken,
- Erneuerung bzw. Rekonstruktion von
Fenstern und Türen nach historischem
Vorbild,
- Maßnahmen zur Verbesserung des
Tritt- und Luftschallschutzes.
Durch Wärmedämmmaßnahmen, dem
Einbau einer neuen Heizungs- und einer
Lüftungsanlage sollte eine erhebliche
Reduzierung des jährlichen Heizwärmebedarfes erzielt werden.
Um das äußere Erscheinungsbild der
Fassade zu erhalten, wurde die Wärmedämmung als Innendämmung geplant.
Das energetische Planungskonzept wurde abgerundet durch eine Erneuerung
der Warmwassererzeugung.
Bild 2.14: Wohnraum EG neu [15]
Bild 2.11 Fenster neu [15]
Bild 2.12: Portikus [16]
24
Bild 2.13: Gaube neu [16]
Bild 2.15: restauriertes Säulenkapitell [15]
Ausgangszustand
Ausführung
Fußboden UG
Betonboden
U = 3,35 W/(m²K)
neue Bodenplatte inkl. Dämmung +
Heizestrich
U = 0,37 W/(m²K)
Außenwände
42 – 58 cm Mauerwerk
U = 2,8 – 3,15 W/(m²K)
Mauerwerk mit Dämmung
U = 0,38 W/(m²K)
Fenster
Holzfenster mit Einfachverglasung
U = 5,70 W/(m²K)
Holzfenster mit
Wärmeschutzverglasung
U = 1,20 W/(m²K)
Dach
Holzbalkenkonstruktion ohne
Dämmung
U = 5,76 W/(m²K)
Holzbalkenkonstruktion mit
Dämmung und Bekleidung
U = 0,18 W/(m²K)
Terrassenboden/
Flachdach UG
Betondecke, Keramikklinker im Kies
U = 3,00 W/(m²K)
Betondecke mit Dämmung + Estrich
U = 0,26 – 0,61 W/(m²K)
Heizungs- und
Gebäudetechnik
Standardgaskessel 1978 mit
zentraler WW- Bereitung außerhalb
thermischer Hülle
Grundlast: Sole/
Wasserwärmepumpe
Umbau - Villa in Heringsdorf
Bauteile
DG
Spitzenlast: Brennwertkessel mit
zentraler Warmwasserbereitung
innerhalb der thermischen Hülle
Aufwandszahl ep = 1,689
Aufwandszahl ep = 1,02
Tabelle 2.2: Übersicht der Bauteilverbesserungungen im Zuge der Modernisierung
EG
Energetische Sanierung
- Dachdämmung mit 200 mm Mineralwolle WLG 035 sowie 23 mm dicken
Vakuumdämmplatten in den Gauben,
- Dämmung der Ostterrasse von der
Unterseite mit 200 mm dicken mineralischen Dämmplatten WLG 035 und
an der Westterrasse mit 60 mm dicker
Mineraldämmwolle WLG 040,
- Dämmung der Sohlplatte mit 60 mm
PU-Dämmplatten WLG 025 und 20 mm
Trittschalldämmung WLG 040,
- Innendämmung des Sockelbereichs
im DG und der Außenwand im UG mit
einer Vorsatzschale und 100 mm
Mineraldämmwolle WLG 035 in Verbindung mit einer Dampfbremse,
- Einbau einer Sole-/ Wasser- Wärmepumpe und eines Gas – Brennwertkessels mit zentraler Warmwasserbereitung,
- Wandflächen- und Fußbodenheizung
im Dachgeschoss,
Fußbodenheizung und Heizkörper
im Erdgeschoss, Fußbodenheizung
im Souterrain,
- Einbau einer Lüftungsanlage mit
Nachströmtechnik und Wärmerückgewinnung,
- Regenentwässerung über Rigolen auf
dem Grundstück,
- Verglasung des Eingangs (Portikus
bereich).
Bild 2.16: Längsschnitt neu [15]
Rot ist die neu gedämmte Gebäudehülle markiert.
Bild 2.17: Querschnitt neu [15]
Rot ist die neu gedämmte Gebäudehülle markiert.
UG
Bild 2.18:
[15]
Schnitt-Detail
25
Umbau - Villa in Heringsdorf
Bild 2.19: Fenster-Detail
mit dezentraler Lüfungsanlage [15]
Bild 2.22: Schema der dezentralten Lüftungsanlage mit Wärmetauscher [15]
2.1.1.7 Bewertung
Die Villa in Heringsdorf zeigt eindrucksvoll, dass sich Denkmalschutz und Energieeinsparung nicht grundsätzlich widersprechen. Mit einem ganzheitlichen
Sanierungs- und Modernisierungskonzept wurde der Wunsch des Bauherrn
nach mehr und besser nutzbarem Wohnraum - der gleichzeitig energetischem
Neubaustandard entsprechen soll - und
der Berücksichtigung von denkmalpflegerischen Aspekten, erfüllt.
Bild 2.20: Wand- und FBHeizung im Bad DG [15]
Bild 2.21: Bad neu [16]
26
Erreicht wurde dies durch ein integriertes
architektonisch-denkmalpflegerisches
und energetisches Konzept, das die Außenhülle weitestgehend im Originalerscheinungsbild erhalten sollte. Lediglich
im Dachbereich wurden Gauben ergänzt,
die sich jedoch durch die filigrane StahlGlas-Konstruktion nicht aufdrängen.
Ebenso ist die vollflächige Verglasung
des Eingangsbereichs kaum wahrnehmbar, bringt jedoch für den Wärmeschutz
im Erdgeschoss zusätzliche Pluspunkte.
Dies war für das energetische Konzept
des Erdgeschosses besonders wichtig,
da auch der repräsentative Innenraum
dieser Etage in seinem Charakter erhalten werden sollte, so dass neben den
Fenstern lediglich die Sanierung der
historischen Bausubstanz geplant wurde. Um dieses „energetische Manko“
zu kompensieren wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in das
Gebäude integriert. Dabei wurde eine
zentrale Anlage für das Erd- und Dachgeschoss mit einer dezentralen Anlage
für das Untergeschoss kombiniert.
Die Modernisierung der Haustechnik
wurde durch eine komplette Erneuerung der Heizungstechnik ergänzt. Hier
arbeitet eine Wärmepumpe mit einer
Gasbrennwerttherme zusammen. Die
Verteilung der Heizwärme erfolgt über
eine Fußboden- und Wandheizung, die
sowohl das Erscheinungsbild durch die
fehlenden Heizkörper, als auch die Wärmepumpe, die geringe Vorlauftemperaturen braucht, unterstützt. Die Gastherme wird zur effizienten Erwärmung des
Brauchwassers genutzt. Da die beiden
Systeme verbunden sind, ist eine Unterstützung untereinander möglich. Innengedämmte Außenwände im Unter- und
Dachgeschoss runden die energetische
Modernisierung der Gebäudehülle ab.
Das Beispiel zeigt, dass mit den heute
verfügbaren Techniken für die energetische Modernisierung von Gebäuden
bei geschickter Kombination und Anpassung auch für historisch wertvolle
Gebäude ein guter Neubaustandard erreicht werden kann. Vorraussetzung dabei ist jedoch eine umfassende Planung
der Gesamtmaßnahme, ein verständiger
Bauherr und ein erfahrener Planer, der
mit den ausführenden Firmen die nötigen Anpassungsmaßnahmen durchführt. Diese sind bei Sanierungs- und
Modernisierungsaufgaben im Bestand
erforderlich, da komplette Systemkomponenten bis heute in der Regel für den
Neubau konzipiert sind.
Umbau - Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen
2.1.2 Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen Innendämmung mit Polystyrol-Hartschaum
2.1.1.1 Bestandsbeschreibung
Das Doppelhaus mit Backsteinfassade
aus dem Jahr 1892 ist eines der ersten Häuser der Ludwigshafener BASFWerkssiedlung „Alte Kolonie“. Die ersten
Gebäude wurden bereits um 1870 erbaut.
In den Jahren von 1890 bis 1939 sind
weitere Typenvarianten - insgesamt mehr
als 120 Backsteinbauten - entstanden.
Bild 2.25: Bestandsgebäude der Kolonie um 1917 [17]
2.1.1.3 Baulicher Zustand
Bild 2.23: Luftbild der „Alten Kolonie“ [17]
Bild 2.24: Umgebungskarte von 1875 [17]
Der Bestand war in einem sehr guten baulichen Zustand. Lediglich die Dachbalken
und Verschalung wiesen Wasserschäden auf. In den 70er Jahren wurden die
bestehenden Holzfenster bereits durch
zweifachverglaste Kunststofffenster ersetzt, die jedoch nicht den heutigen Anforderungen entsprechen.
Bild 2.26: Bestand Osten [17]
2.1.1.2 Gebäudekenndaten
Bauherr und Planung:
LUWOGE
Wohnungsunternehmen
BASF GmbH
Standort: 67063 Ludwigshafen
Baujahr:
1892
Ehemalige Nutzung:
Mehrfamilien-Wohnhaus für
6 WE (DG-Wohnungen in den
letzten Jahren unbewohnt)
Umbau:
2005
WFL:
ca. 430 m²
Baukosten: ca. 1.500,- €/m² WFL
Sonstiges: Ensembleschutz
Bild 2.27: Bestand Süden [17]
27
Umbau - Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen
2.1.1.4 Ziel der Modernisierung
werden. Zur Vermeidung bauphysikalischer Probleme wegen der luftdichten
Ausführung des Gebäudes war eine
kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung geplant.
2.1.1.6 Umsetzung
Gestalterische Maßnahmen
Bild 2.28: Westen neu [17]
Das Gebäude in der Sodastr. 40 sollte als
Pilotprojekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“ der Deutschen Energie-Agentur
(dena) dienen, an dem beispielhaft eine
energetische Sanierung durchgeführt
werden sollte. Ziel war es, den KfW-60Standard für Neubau auch im Bestand
zu realisieren. Außerdem sollten komfortablere Wohnungen entstehen.
Die Ergebnisse aus diesem Projekt sind
die Grundlage für die weiteren Sanierungen der übrigen Siedlungsgebäude.
- Entfernung der außenliegenden Kellerabgänge,
- Ausführung der Balkone als vorgesetzte, feuerverzinkte Stahlkonstruktion auf Stützen,
- Einbau neuer Gauben mit Zinkblechbekleidung und Einbau der Gauben
fenster als Fenstertüren mit Außenrollladen,
- Eingangsüberdachung aus feuerverzinkter Stahlkonstruktion auf Stützen,
- geringfügige Grundrissveränderungen
wie z.B. Öffnung in Trennwand zwischen Essen/ Wohnen im Obergeschoss.
Bild 2.29: Osten neu [17]
2.1.1.5 Planungskonzept
Die Wohnungen im OG/DG sollten qualitativ - durch Balkone, bessere Belichtung
und Zusammenlegung von 4 bestehenden Wohnungen zu 2 großzügigen Maisonettwohnungen - aufgewertet werden.
Da aus denkmalpflegerischen Gründen
die Backsteinassade zu erhalten war,
wurde der Wärmeschutz der Außenwände als Innendämmung geplant. Weiterhin war eine Zwischensparrendämmung
der neuen Dachstuhlkonstruktion und die
Dämmung der Erdgeschosswohnungen
gegen den ungeheizten Keller unter der
Kellerdecke vorgesehen.
Die Warmwasserbereitung durch die
neue Heizungsanlage sollte mit einer
kleinen Solarthermieanlage unterstützt
28
Bild 2.30: EG neu [17]
Sanierung der Bausubstanz
- Aufbau einer neuen Dachkonstruktion
aus Leimbindern in Höhe der Zwischensparrendämmung,
- Montage eines neuen Ringankers,
- Fassadenreinigung durch NiederdruckRotationswirbelverfahren und Versiegelung durch Hydrophobierung.
Umbau - Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen
Energetische Sanierung
Bild 2.31: Systemschnitt [17]
- Dachdämmung mit 40 cm EPS Hartschaumplatten, Innenbekleidung des
Daches aus PCM-Gipsbauplatten als
Latentwärmespeicher,
- Dämmung der Kellerdecke mit 7 cm
Bodendämmplatte von oben und 10 cm
Dämmplatte von unten, jeweils aus
EPS- Hartschaum,
- Innendämmung der Fassade unter Verwendung von Verbundplatten aus 8 cm
EPS-Hartschaum und Gipskarton, einer
Dampfbremse und einer raumseitigen
Gipskartonplatte (punktuelle Schädigungen der Dampfbremse bei der
Montage wurden in Kauf genommen),
▪ Weiterführung der Dämmung in die
Fensterlaibungen (unter Vergrößerung
der Maueröffnung),
▪ Weiterführung der Innendämmung
als Dämmschürze (50 cm) an Boden,
Decke und Innentrennwänden zur Vermeidung von Wärmebrücken,
- Einbau von 3-fachverglasten Passivhausfenstern aus Kunststoff,
- Einbau eines Gasbrennwertkessels
(8-24 kW),
- dezentrale kontrollierte Be- und Entlüftung, Luftwechselrate 0,5 – 0,7/ Std.,
80% Wärmerückgewinnungsgrad ,
- Montage einer Solarthermieanlage auf
dem Garagendach (10 m2).
Bild 2.32: Detail Wandaufbau [17]
Bild 2.33: Detail Dachaufbau [17]
29
Umbau - Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen
Bild 2.34: Begleitdämmung Decke/ Wand [15]
Bild 2.35: Begleitdämmung Wand/ Boden [15]
Bauteile
Ausgangszustand
Ausführung
Kellerdecke
U = 2,276 W/(m²K)
U = 0,272 W/(m²K)
Außenwände
U = 1,548 W/(m²K)
U = 0,303 W/(m²K)
Fenster
U = 2,600 W/(m²K), geschätzt
U = 1,17 W/(m²K)
Dach
U = 1,314 W/(m²K)
U = 0,087 W/(m²K)
Transmissionswärmeverlust
H´T = 1,52 W/(m²K)
H´T = 0,34 W/(m²K)
Jahres-Primärenergiebedarf
Q´´P= 353 kWh (m a)
Q´´P= 56 kWh/(m2a)
2
Tabelle 2.3: Wärmedurchgangskoeefizienten der Bauteile sowie spezifischer Transmissionswärmeverlust
und Jahres-Primärenergiebedarf
2.1.1.7 Bewertung
Das Beispielgebäude der BASF-Werkssiedlung in Ludwigshafen zeigt, dass mit
entsprechendem Aufwand auch bei Bestandsgebäuden ein sehr guter Neubaustandard (KfW 60) erreicht werden kann.
Dieses unter den erschwerenden Bedingungen des Ensembleschutzes, die
dazu führten, dass die Außendämmung
der Fassade durch eine Innendämmung
realisiert werden musste.
Das Sanierungskonzept beleuchtet - wie
auch bei dem vorher gezeigten Beispiel das gesamte Gebäude und gewichtet die Maßnahmen an den einzelnen
Gebäudeteilen je nach Möglichkeiten
und Nutzen. So konnten „schwächere“
Bauteile - wie die Außenwände - durch
andere Maßnahmen, wie beispielsweise dem Einbau einer kontrollierten Lüf-
30
tungsanlage und einer Dachdämmung
mit sehr hohen Wärmedämmwert, wieder ausgeglichen werden. Dieser Ansatz
führt bei konsequenter Anwendung auch
bei denkmalgeschützten Bauwerken zu
hervorragenden Ergebnissen, ohne die
historischen Bausubstanz maßgeblich
zu beeinträchtigen. Auch wenn die Dimension der hier verwendeten Dämmstoffdicken (40 cm Dachdämmung) nicht
für jeden Bauherren eine wirtschaftliche
Lösung darstellen wird, so führt der prinzipielle Planungsansatz dennoch zu
guten Lösungen. Zu berücksichtigen
ist dabei, dass sich die Materialkosten
bei einem ohnehin neu aufzubauenden
Dach relativieren. Die U-Wert-Verbesserung des Bauteils „Dach“ hat erheblich zum energetischen Gesamtziel,
den Transmissionswärmeverlust der
Gebäudehülle insgesamt zu minimieren, beigetragen.
Umbau - Einfamilienhaus in Werder/ Havel
2.1.3 Einfamilienhaus in Werder/ Havel –
Innendämmung mit Porenbeton
2.1.3.1 Bestandsbeschreibung
2.1.3.3 Baulicher Zustand
Das seit 2004 denkmalgeschützte, zweigeschossige Gebäude aus der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts liegt in Werder auf
dem Inselstadtteil direkt auf der Achse
vom Stadtzentrum zur ehemaligen Fähranlegestelle. Es befindet sich somit in exponierter Lage und repräsentiert mit seiner Vorderansicht die typische Architektur
des Historismus. Das Gebäude wurde als
traufständiger, verputzter Ziegelbau mit
Krüppelwalmdach und horizontalen Gliederungselementen an der straßenseitigen
Grundstücksgrenze angeordnet.
Der Bestand war in einem sanierungswürdigen Zustand. Alle Wände wiesen Feuchtigkeitsschäden auf und waren zum Teil
vom Hausschwamm befallen. Die Putzflächen der Giebel- und Gartenseite - aus
der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts - waren
ebenfalls in großen Bereichen schadhaft.
Dies galt ebenso für die Dacheindeckung
aus Betondachsteinen. Fünf Kastendoppelfenster im Obergeschoss können der
Orginalbauzeit zugeordnet werden. Alle
anderen wurden später eingebaut und als
erneuerungsbedürftig eingestuft.
Bild 2.37: Bestand Straßenseite [18]
Bild 2.36: Lageplan Übersicht [18]
Bild 2.38: Bestand Gartenseite [18]
2.1.3.2 Gebäudekenndaten
2.1.3.4 Ziel der Modernisierung
Bauherr:
Architekt:
Das ehemals aus zwei Wohnungen bestehende Gebäude sollte in ein großzügiges Einfamilienhaus umgebaut und
gleichzeitig die Wohnfläche durch einen
Dachgeschossausbau erweitert werden.
Der Wunsch des Bauherrn war, neben
der Sanierung der Bausubstanz sowie
der Erhaltung und Betonung der historisch wertvollen Gebäudemerkmale,
gleichzeitig eine energetische Sanierung
mit neuer Heizung und zusätzlichen
Wärmedämmmaßnahmen umzusetzen.
Michael Falk
planstudio ARCHITEKTEN,
Dipl.-Ing. Monika Hermann,
Dipl.-Ing. Ulrich Ertelt,
Werder/ Havel
Standort: 14542 Werder/ Havel
Baujahr:
ca, 1870 - 1900
Ehemalige Nutzung: MehrfamilienWohnhaus
Umbau:
2005
WFL:
ca. 265 m²
Baukosten: ca. 1.130,- €/m² WFL
Sonstiges: Einzeldenkmal
31
Umbau - Einfamilienhaus in Werder/ Havel
Bild 2.39: Lageplan [18]
32
Bild 2.40: Ansicht Straßenseite neu [18]
Bild 2.42: Straßenseite neu [18]
Bild 2.41: Ansicht Gartenseite neu [18]
Bild 2.43: Gartenseite neu [18]
2.1.3.5 Planungskonzept
2.1.3.6 Umsetzung
Für die Räume zur Gartenseite und das
zu Wohnzwecken auszubauende Dachgeschoss sollten bessere Belichtungsmöglichkeiten geschaffen werden. Dies
sollte durch die Vergrößerung der Fensterflächen und durch den Einbau neuer
Dachgauben umgesetzt werden.
Bei der energetischen Sanierung sollte unter Beachtung der denkmalpflegerischen
Aspekte Neubaustandard erreicht werden. Dabei spielte im Denkmalkonzept
besonders die straßenseitige Ansicht
des Gebäudes eine wichtige Rolle. Um
die komplette Gebäudehülle in die Wärmedämmmaßnahmen einbeziehen zu
können, wurde an der straßenseitigen
Fassade eine Innendämmung geplant.
Damit konnten dort die erhaltenswerten
Stuckelemente bewahrt werden. Für alle
anderen Außenwände war eine neue
Fassade mit Außendämmung - die farblich und strukturell dem Originalbestand
angepasst wurde - vorgesehen. Mit der
Sanierung der nicht bauzeitlichen Fenster, sowie der Haustür und des Daches
nach dem Originalbestand, sollte die
Straßenfassade wieder ihren repräsentativen Charakter erhalten.
Gestalterische Maßnahmen
- Rückbau der vorhandenen Schleppgaube,
- Ergänzung von zwei symmetrisch angeordneten Fledermausgauben, die
auch historisch gesichert sind,
- Einbau von je zwei zusätzlichen Fenstern giebelseitig im Dachgeschoss,
- Rekonstruktion der Fensterfaschen
und Gesimse,
- Restaurierung und Rekonstruktion der
Stuckdecken (Anpassung im Bereich
der Innendämmung),
- Änderung der gartenseitigen Fenster
zu Terrassentüren,
- Austausch der Eingangstür (die bestehende Haustür von ca. 1970 war
nicht erhaltenswert).
Sanierung der Bausubstanz
- Trockenlegung und Abdichtung der
Außenwände,
- Erneuerung der Fenster im Erdgeschoss, straßenseitig, nach historischen Vorbild (Fenster von 1933),
- neue Dacheindeckung.
Umbau - Einfamilienhaus in Werder/ Havel
Energetische Sanierung
Bild 2.44: EG [18]
Bild 2.45: OG [18]
- Ausmauerung sämtlicher Heizkörpernischen und der zwei Außenwände
des zukünftigen Gästezimmers mit
Porenbetonsteinen,
- 12 cm dampfdiffusionsoffene Innendämmung aus Porenbeton
▪ Die Innendämmung wurde direkt
an die Dämmung der Sohlplatte angeschlossen.
▪ Auch zwischen den Balkenköpfen
der Decke wurde die Innendämmung
weitergeführt.
▪ Auf eine Weiterführung der Innendämmung als Schürze an den Innenwänden wurde, nach rechnerischer
Überprüfung, verzichtet.
▪ Wärmedämmputz in der Fensterlaibung,
- 14 cm WDVS an allen anderen Außenwänden,
- 16 cm Zwischensparrendämmung und
4 cm Untersparrendämmung aus
Mineralwolle,
- 15 cm EPS auf Sohlplatte im nichtunterkellerten Bereich,
- Kappenkellerdecke von oben und
unten gedämmt,
- Einbau von Isolierglasfenstern im
Erdgeschoss.
- Einbau von Isolierglasscheiben in die
inneren Fensterflügel der vorhandenen Kastenfenster,
- Einbau einer Gas-Brennwerttherme
- Fußbodenheizung im EG, Heizkörper
im OG und DG.
Da die Innendämmung mit einer dampfdiffusionsoffenen Dämmplatte aus Porenbeton erstellt wurde, ist zunächst die Gefahr
einer Feuchteanreicherung durch Tauwasser im Inneren der gedämmten Außenwand nicht auszuschließen. Aus diesem
Grund wurde zur Bemessung der Innendämmung ein rechnerischer Nachweis des
Tauwasserhaushalts zu Grunde gelegt.
Bild 2.46: DG [18]
Bild 2.47: Schnitt [18] Rot ist die neu gedämmte
Gebäudehülle markiert.
2.1.3.7 Bewertung
Durch die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen am Einfamilienhaus
in Werder wurde ein historisch wertvolles
Gebäude, unter Berücksichtung der Belange der Denkmalpflege, auf Neubauniveau gebracht. Damit wird für die Bewohner ein Gebäude mit hoher Wohnqualität,
einem ausgeglichenen Raumklima bei zukünftig niedrigen Energiekosten, erreicht.
Trotz einer kompletten Dämmung der
Gebäudehülle konnten die historisch relevanten Gebäudeteile, wie die Straßenfassade mit dem in Teilen bauzeitlichem
Fassadenschmuck und den historischen
Fenstern, erlebbar gemacht werden.
Dies wurde durch eine behutsame Aufarbeitung der Kastenfenster und den
straßenseitigen Einbau einer Innendämmung realisiert. Durch die energetischen
Sanierungsmaßnahmen wurde der Neubaustandard erreicht, obwohl dieser für
das Einzelbauteil „Straßenfassade“ nicht
zutrifft.
33
Umbau - Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen
2.1.4 Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen Innendämmung eines historisches Fachwerks mit
Stamp ehm
Bild 2.48: Lageplan [19]
2.1.4.1 Bestandsbeschreibung
2.1.4.2 Gebäudekenndaten
Das dreiseitig freistehende, zweigeschossige Fachwerkhaus aus dem 16.
Jahrhundert liegt in der Sichtachse der
Ortsdurchfahrt auf der Straßeninsel im
Zentrumsbereich und bildet mit dem Rathaus den historischen Kern von Treuenbrietzen. Es ist Teil der ehemaligen historischen Hackerbuden, die sich im Laufe
der Jahrhunderte aus offenen Markständen zu geschlossenen baulichen Anlagen entwickelten. Das Gebäude gehört
somit zum ältesten Baubestand der
Stadt.
Bauherrn: Andreas Bruns
Architekt: Dipl.-Ing. Hannes Blancke,
Baubüro Schöneberg
Standort: 14929 Treuenbrietzen
Bauzeit:
ca. 2.Hälfte 16.Jhr.
Nutzung vor der Sanierung:
EG: Gastronomie und Bibliothek,
OG: 2 Wohnungen,
Teilleerstand seit 1995
Derzeitige Nutzung:
EG: Laden,
OG: 2 Wohnungen
Umbau:
2002
WFL:
Wohnung 1: 53 m2,
Wohnung 2: 74 m2
Sonstiges: Einzeldenkmal
Baukosten: 1200,- €/m² WFL, bzw. Gewerbefläche
Das Erdgeschoss besteht aus Mauerwerk. Dieses wurde in einer späteren
Bauphase unter das Gebäude gesetzt,
da die Fachwerkkonstruktion erneuert
werden musste. Dagegen stellt sich das
Ober- und Dachgeschoss nach wie vor
aus historischem Fachwerk, mit Andreaskreuzen und rautennetzförmigen
Giebelfüllungen dar. Dieser Teil des Gebäudes ist es auch, der durch seine Originalität der historischen Zimmermannsarbeiten - die Hölzer des Dachstuhls
wurden auf das Jahr 1563 datiert - besondere Wertschätzung verdient.
2.1.4.3 Baulicher Zustand
Bild 2.50: Fachwerk Süd-Ost [19]
Bild 2.49: Historische Altstadt Treuenbrietzen [19]
34
Bild 2.51: Bestand Nord-Ost [19]
2.1.4.4 Ziel der Modernisierung
Das Gebäude sollte in seiner historischen
Struktur weitestgehend erhalten werden,
die Nutzung sollte sich diesem Ziel unterordnen. Besondere Aufmerksamkeit
galt dabei dem Erhalt der Fachwerkfassade und des Dachstuhls, ein Ausbau
des Dachgeschosses war aus denkmalpflegerischen Gründen ausgeschlossen.
Die baulichen Gestaltungsdetails sollten
mit Denkmalpflege und Bauamt abgestimmt werden.
Bild 2.52: Ansicht Süd-Ost [19]
Umbau - Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen
Das Gebäude wies altersbedingte Setzungen, Feuchtigkeitsschäden im Sockelbereich sowie starke Verformungen
und Schädigungen der Bausubstanz bedingt durch den Teilleerstand - auf.
2.1.4.5 Planungskonzept
- Sanierung und Modernisierung mit
Wiederherstellung der schadhaften
Fachwerke,
- Optimierung der Wohnungsgrundrisse, Vergrößerung der Wohnung 2,
- Abbruch des aus dem 19.Jhr. stammenden Anbaus, der den am besten
erhaltenen Teil des Fachwerks im
Nordwesten verdeckt,
- Neubau des Anbaus im Bereich der
stark beschädigten Außenwand,
- Überbauung der historisch wertvollen,
überlasteten Dachkonstruktion mit
einem neuen Kehlbalkendach,
- Innendämmung der Außenwände im
OG,
- Dämmung der Bodenplatte und der
Geschossdecke zum Dachgeschoss.
Bild 2.53: Ansicht Nord-Ost [19]
Bild 2.54: Ansicht Nord-West[ 11]
2.1.4.6 Umsetzung
Gestalterische Maßnahmen
Bild 2.55: Nord-Westen neu [19]
Bild 2.56: Ostansicht neu [19]
- Wohnung 1: Großzügigeres Schlafzimmer und Flurbereich durch Versetzung von zwei Trennwänden,
- Wohnung 2: Freilegung der Gefache
einzelner Wände, Erweiterung um
zwei Räume durch den neuen Anbau
auf der Nordwestseite,
- Erneuerung der Holzdielen in den
Wohnbereichen,
- Auftrag von Kalkschlämme auf die Ausfachungen der Außenwände im OG,
- Anstrich des Fachwerks mit dunkelgrauer Lasur und der restlichen Außenfassade im ursprünglichen Rot
nach Befund,
- Einbau von neuen Fenstern im OG
und Dachgiebel als Kastenfenster
mit historischen Profilen und Sprossen – weißer Anstrich, Einbau von
drei zusätzlichen Fenstern in die bestehenden Gefache,
- Dacheindeckung: rote Falzbiberziegel,
Regenrinnen und –fallrohre: Titanzink.
35
Umbau - Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen
Sanierung der Bausubstanz
Energetische Sanierung
- Freilegung der Feldsteinfundamente,
Ersetzen des vorh. Kalkmörtels,
- Ausbesserungen der Putze,
- Erneuerung der Bodenplatte,
- Freilegung der Deckenbalken (EG),
vorbeugender Holzschutz, Verstärkung mit Stahlträgern und Holzbohlen,
Wiedereinbringung der ursprünglichen
Lehmschüttung,
- Aufbau eines neuen Kehlbalkendachstuhls mit mittiger Pfettenunterstützung,
einer in Längsrichtung eingebauten
Strebe zur Dachaussteifung und konstruktiver Anbindung der bestehenden
Giebelwand (unter Anpassung an die
Verformung des best. Gebäudes),
- Erneuerung der Elektro- und Sanitärinstallation.
- Einbau einer Zentralheizung mit GasBrennwertkessel,
- Innendämmung der Außenwände im
OG aus 50 mm Wärmedämmlehm bestehend aus Lehm, Stroh, Kieselgur
und Korkschrot,
Einbau hinter einer „Kletterschalung“
ohne Dampfsperre, lagenweise eingestampft und verdichtet, anschließend
mit Putzträger überspannt und mit
einem Kalktrass-Innenputz verputzt
(U-Wert = 0,74 W/(m2K)). Damit wird
die Mindestanforderung nach DIN
4108 erfüllt, die Anforderungen der
EnEV können jedoch nicht erreicht
werden.
- Dämmung der Decke OG zum nicht
ausgebauten Dachgeschoss mit 180 mm
mineralischer Wärmedämmung
(U = 0,2 W/m2K),
- Dämmung der Bodenplatte mit 100 mm
Wärmedämmung (U = 0,35 W/m2K),
- Neue Kastenfenster als Isolierglasfenster mit einem Ug-Wert von 1,3 W/m2K.
Der zulässige Jahresheizwärmebedarf von
26,3 kWh/(m3a) wurde mit 26,0 kWh/(m3a)
erfüllt.
Bild 2.57: freigelegtes Fachwerk Traufseite [19]
36
Bild 2.58: freigelegtes Fachwerk Giebelseite OG [19]
Bild 2.60: Schnitt [19] Rot: neue Dämmung
Bild 2.59: freigelegtes Fachwerk und Dachstuhl [19]
Bild 2.61 : Grundriss OG neu [19]
Umbau - Wohn- und Geschäftshaus in Treuenbrietzen
2.1.4.7 Bewertung
Nach den Sanierungsmaßnahmen zeigt
sich das Fachwerkgebäude in Treuenbrietzen in neuem Glanz. Durch die
behutsame Sanierung und Ergänzung
der Fassade kommt das historische Gebäude wieder voll zur Geltung. Dabei
wird deutlich, dass Fachwerkgebäude
im Vergleich zu Massivgebäuden einen
wesentlich sensibleren Umgang mit ihrer Bausubstanz benötigen. Dies liegt
vor allem am Konstruktionsmaterial
Holz, das seine jahrhundertelange Haltbarkeit hier exemplarisch unter Beweis
stellt. Jedoch werden einem auch die
Schwachstellen von Fachwerkhäusern
verdeutlicht. Dies sind in erster Linie die
Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit, der
bei unserem Beispielgebäude bereits
Teile des Erdgeschosses zum Opfer gefallen sind. Aber auch die Verformungsfähigkeit – das „Wegkriechen des Holzes“
unter lang anhaltender Überlast – bringt
so manchem Fachwerkgebäude bizarre
Wölbungen, teilweise im Dezimeterbereich, ein.
Die wichtigste Frage bei der Sanierung
von Fachwerkgebäuden stellt sich jedoch
bei der wärmetechnischen Ertüchtigung
der Außenwände von fachwerksichtigen
Fassaden. Hier sollte unbedingt bedacht
werden, dass eine Fachwerkfassade
auf Dauer nicht schlagregendicht hergestellt werden kann. Es ist also damit
zu rechnen, dass zwischen Holz und
Ausfachung Wasser eintritt. Die Sanierung muss deshalb so gewählt werden,
dass evtl. eingedrungenes Wasser wieder ausdiffundieren kann. Dies ist erfahrungsgemäß dann am besten möglich,
wenn ein diffusionsoffener Wandaufbau
sowohl auf der Innen- als auch auf der
Außenseite eingesetzt wird. Damit es bei
der Verwendung von diffusionsoffenen
Bild 2.62: Wandaufbau neu [19]
Innendämmungen nicht zu Kondensationsschäden innerhalb der Außenwand
führt, ist eine Begrenzung der Dämmwirkung nötig. Hier ist der rechnerische
Nachweis im Einzelfall durch einen
Fachplaner zu führen. Erfahrungsgemäß
ist bei einem schadensfreien Aufbau die
Einhaltung der Mindestanforderung an
den Wärmeschutz nach DIN 4108 möglich. Die Anforderung der EnEV kann
jedoch für historische Fachwerkaußenwände in der Regel nicht erreicht werden.
Dies ist auch beim Treuenbrietzener
Fachwerkgebäude zu beobachten. Da
die energetischen Maßnahmen im Gesamtpaket zu bewerten sind, fällt dies
jedoch nicht so sehr ins Gewicht. Durch
die wärmetechnische Verbesserung von
Boden, Decke und Fenster in Kombination mit einer sehr guten Heizungsanlage wurden die Anforderungen insgesamt
trotzdem erreicht.
37
Modernisierungsbeispiele - Umnutzung
2.2
Umnutzung zu Wohnzwecken
Mit der Veränderung der wirtschaftlichen
Situation in den letzten 10 bis 20 Jahren
sind einige Industrie- und Gewerbebrachen entstanden, deren Anzahl in den
Städten und Dörfern weiter zunimmt. Die
leerstehenden Gebäude werden immer
häufiger als neu zu nutzende Bauvolumen wahrgenommen.
das historische Dokument, dieses wird
aber in seiner neuen Funktion als Wohngebäude den Menschen zugänglich und
näher gebracht. Die Revitalisierung ist in
vielen Fällen die Grundvoraussetzung
für den Erhalt der wertvollen Bausubstanz und damit stehen solche Vorhaben
in besonderem öffentlichen Interesse.
Neben den großen Industriebrachen
gibt es eine Vielzahl von kleineren, ehemals gewerblich genutzten Objekten,
die - zu Wohnzwecken umgenutzt - für
Menschen interessant werden, die den
Leerstand als Möglichkeits(t)raum für
ihre persönlichen Bedürfnisse sehen. Als
Beispiele können ehemalige Scheunen,
Lagerstätten, Brauereien, handwerklich
und landwirtschaftlich genutzte Gebäude genannt werden.
Der besondere Reiz für eine Umnutzung liegt neben der meist besonderen
Lage und Umgebung in den vielfältigen
Möglichkeiten zur Schaffung von individuellen Wohnformen. Die oft für Wohnungsverhältnisse großzügigen und ungewöhnlichen Räumlichkeiten mit klaren
und einfachen Grundrissen lassen sich
neu strukturieren und nach den jeweiligen Bedürfnissen einteilen.
Daneben gibt es auch andere brachliegende Sonderbauten, wie z.B. Kirchen,
Mühlen und Wassertürme, deren ursprüngliche Funktion verloren ging.
Mit der Umnutzung dieser historisch wertvollen Gebäude werden die Identität
und die prägenden Merkmale wieder ins
Bewusstsein geholt. Das Gebäude als
Zeitzeugniss wird wieder erlebbar. Meist
ist die Geschichte des Gebäudes an
der formalen Gestalt ablesbar - manche
ehemaligen Funktionen sind an Hand
der inneren Struktur noch erkennbar. Die
Nutzungsänderung und die dadurch bedingte Umgestaltung „verfremdet“ zwar
38
Dabei ist es wichtig, eine gelungene Synthese zwischen der bestehenden Gebäudestruktur und dem neuen Raumbedarf unter Beibehaltung des historischen
Charakters zu finden. Die Spannweite
der Möglichkeiten zwischen „Wohnen
im Museum“ und einer ablesbaren Veränderung, die erzählende Gebrauchspuren der früheren Nutzung hinterlässt,
ist groß.
Im Folgenden werden zwei Beispiele für
die Umnutzung eines Gebäudes dargestellt, bei denen eine sinnvolle Transformation moderner Wohnformen in die alte
Struktur und ein sensibler Umgang mit
Form und Material besonders wichtig war.
2.2.1.1 Bestandsbeschreibung
2.2.1.2 Gebäudekenndaten
Die zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Außenstelle der Botschaft der Republik Iran ist ein Bestandteil von Konsulatsund Residenzgebäuden der ehemaligen
DDR zwischen der Ibsenstraße und der
Esplanade in Nordsüdrichtung bzw. der
Berliner Straße und der Stavangerstraße
in Ostwestrichtung in Berlin.
Bauherrn: Bauherrengemeinschaft,
bestehend aus 6 Eigentümern, die sich für die gegenseitige finanzielle Absicherung zu einer Gbr mit
einem Modus des Mehrheitsverhältnisses für Entscheidungen von 5:1 zusammen
geschlossen haben.
Architekt: Dipl.-Ing. Mirjam von Busch,
Dipl.-Ing. Michael Strauch
Standort: 10439 Berlin
Baujahr:
ca. 1976
Ehemalige Nutzung:
Iranische Botschaft bis ca.
1995, danach Leerstand im
Besitz des Bundes
Umbau:
2003
Baukosten: ca. 800,- €/m² WFL zzgl.
einem hohen Anteil von
Eigenleistung
WFL:
ca. 170 m2 pro Etage
Sonstiges: nicht denkmalgeschützt,
städtebauliche Auflagen:
Vorgarten und hinterer Garten dürfen nicht bebaut
werden, seitliche Anbauten
sind möglich.
Dieses Gebäude repräsentiert in besonderem Maße eine zeitgeschichtliche
Bauaufgabe im Zusammenhang mit der
politischen Entwicklung der ehemaligen
DDR.
Den hochwertigen Grundtypus für die
drei etwas vereinfachten standardisierten Folgetypen, die in diesem Gebiet
Ende der 60er bis Ende der 70er Jahre
realisiert wurden, hat der Architekt Eckhardt Schmidt entwickelt. Ein kubischer
Baukörper, der sich in seinem Volumen
in die vorhandene Villenbebauung am
Heinrich-Mann-Platz einpasste, sich
ansonsten aber der damals modernen
Architektursprache bediente: „Zwei identische Haushälften umklammern eine
zurückspringende durchgesteckte Korridorzone, die als transparente Fuge gedacht war und aus der heraus sich kleine
Balkone entwickeln.“ [20] Daraus entstand eine Ansiedlung mit 25 weiteren
Botschaftsgebäuden, die z.T. in modifizierter, vereinfachter Version gebaut
wurden.
Bild 2.63: Lageplan - Übersicht aller ehemaligen
Botschaftsgebäude in Pankow [20]
Bild 2.65: Bestand SüdenStraßenseite [21]
Bild 2.66: Bestand Osten
[21]
Bild 2.67: Bestand NordWesten - Gartenseite [21]
Bild 2.64: Lageplan [21]
39
Umnutzung - ehemalige Botschaft in Berlin/ Pankow
2.2.1 Umnutzung eines ehemaligen Botschaftsgebäudes Wohnhaus in Berlin-Pankow
Umnutzung - ehemalige Botschaft in Berlin/
Hauptkapitel
Pankow
2.2.1.3
Bauliche Zustand
Der bauliche Zustand des Gebäudes
war dem Baualter entsprechend gut.
Die Außenwände waren trocken, nur die
Innenwände wiesen vereinzelt Feuchtigkeitsschäden auf, die von Kondenswasser der zwischen der doppelten Bodenplatte verlaufenden Wasserleitungen
und von maroden Regenwasserrohrleitungen hervorgerufen wurde. Außer
einigen Beschädigungen im Innenraum
durch Vandalismus in der Leerstandszeit
und schadhafte Stellen an den historisch
wertvollen Fliesen der Fassade - die die
Fenster zu vertikal betonten Streifen einfassen - waren keine weiteren Mängel
vorhanden.
2.2.1.4 Ziel der Modernisierung
Ziel der Eigentümergemeinschaft war
es, drei großzügige Wohneinheiten mit
je einer Einliegerwohnung für flexible
Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Auf
jeder Etage sollten zwei Erwachsene mit
Kindern wohnen, die jeweils individuellen Bedürfnisse an die Raumaufteilung
und die Belichtung der Räumlichkeiten
verwirklichen wollten.
Zur besseren Grundrissausnutzung des
Wohnbereichs sollte eine neue Lösung
für die Erschließung der oberen Etagen
geschaffen werden, da das vorhandene
Treppenhaus in Größe und Lage für eine
Wohnnutzung sehr ungünstig war.
2.2.1.5 Planungskonzept
Bild 2.68: Bestand - Treppenhaus Eingang [21]
Bild 2.69: Bestand - Treppenhaus Zugang zum
Garten [21]
- Neuer Zugang zu den oberen Wohnungen über eine neue Außentreppe,
Entfernung der Innentreppe und
Schließen des Treppenauges,
- Großzügigkeit durch Zusammenfassung verschiedener Funktionsbereiche,
- Orientierung der Hauptnutzungsflächen,
nach Westen bzw. Südwesten als
offenen Wohnbereich für optimale
Tageslichtnutzung.
Weiteres im EG:
- Orientierung der Wohnräume nach
Norden zum Garten, Abschottung zur
Straßenseite,
- Bad mit Fenster,
- Abstellraum in der Mitte.
Weiteres im 1.OG:
Bild 2.70: Bestand - Treppenhaus 1. OG [21]
Bild 2.71: EG Bestand [21]
40
- Bad mit Fenster,
- Abstellraum in der Mitte.
Bild 2.72: 1.OG Bestand [21]
Bild 2.73: 2.OG Bestand [21]
- Schaffung von Durchblicken und Sichtbeziehungen – „fließende Räume“,
- offene Mitte – kurze Wege,
- Kontraste zwischen Haupt – und Nebenräumen,
- Stauräume in Einbaumöbeln.
2.2.1.6 Umsetzung
Bild 2.74: Kochen - Essen
Wohnung 2.OG
Gestalterische Maßnahmen
Bild 2.75: Durchblick 2.OG
- Lage der neuen Treppe auf der gartenabgewandten Seite im Osten mit Abstand zum Gebäude als eigenständiges Element (optisch reduzierte
Tragkonstruktion im Treppenauge),
- Ersatz der nicht erhaltungsfähigen Fliesen auf der Westfassade durch einen
erhabenen Farbstreifen in Fliesenfarbe,
- neue Holzfenster, anthrazit lackiert,
- Anordnung des Wohn-, Koch- und
Essbereiches auf der Westseite, im
1. und 2. OG als durchgehenden
Raum von Norden bis Süden,
- Schlaf-, Kinder- und Badezimmer (außer dem Bad der Hauptwohnung im
2.OG) im Osten, bzw. Südosten,
- großes Bad im 2.OG in der Mitte
des Grundrisses, als offener Durchgang nutzbar (Schiebetüren, Belichtung mit teilverglaster Wand zum südseitigen Flur),
- Einliegerwohnung im EG zur Straßenseite im Süd-Osten (da die Hauptwohnung zur Gartenseite orientiert ist),
- Einliegerwohnung im 1. und 2.OG
zum Garten im Nord-Osten (da die
Räume der Hauptwohnung nach Süden orientiert sind),
- Türen und Durchgänge in den Haupträumen raumhoch (tragende Wände),
in den Trockenbauwänden 2,13 m hohe
Türen (raumhohe Türen nachrüstbar).
Bild 2.76: Süden - Straßenseite neu
Bild 2.77: Nord-Westen Gartenseite neu
Bild 2.79: EG neu [21]
Bild 2.80: 1.OG neu [21]
Bild 2.78: OstenTreppenanbau neu
Bild 2.81: 2.OG neu [21]
41
Umnutzung - ehemalige Botschaft in Berlin/ Pankow
Weiteres im 2.OG:
Umnutzung - ehemalige Botschaft in Berlin/
Hauptkapitel
Pankow
Kapitel
Sanierung der Bausubstanz und Veränderungen im Bestand:
-
Dachabdichtung,
Trockenlegung der Innenwände,
Einbringen einer neuen Bodenplatte,
Erstellung von Durchgangsöffnungen
in den zwei tragenden Mauerwerkswänden in Nordsüdrichtung und in die
aussteifende Stahlbetonwand in OstWestrichtung,
- Abbruch nahezu aller nichttragenden
Innenwände,
- Abbruch der bestehenden Treppe im
Mitteltrakt und Schließung der Deckenöffnungen.
Energetische Sanierung
- Einbau einer Gasbrennwerttherme in
jeder Etage (1 Anschluss im Gebäude,
3 Zähler im Haus),
- Wärmedämmung der Bodenplatte ,
- Einbau neuer Isolierglasfenster,
- Fußbodenheizung z.T. in den Bädern
und Fluren,
- Neuer Schornstein für später nachzurüstende Kaminöfen.
Aus Kostengründen wurden Wärmedämmmaßnahmen der Außenwände auf
einen späteren Zeitpunkt verschoben.
42
2.2.1.7 Bewertung
Durch den behutsamen Umgang mit der
Außenfassade der umgenutzten ehemaligen Botschaft ist der rationale und klar
strukturierte Charakter der klassischen
Moderne erhalten und verstärkt worden.
Die für die neue Erschließung offen gestaltete Treppe als Solitär mit respektvollen Abstand zum Gebäude ist eine
gelungene Lösung, da sie keine geschlossene Erweiterung, sondern ein
eigenständiges baukonstruktives aber
zurückhaltendes Element darstellt. Der
Abriss der für die Grundrissorganisation
störenden Treppe im Gebäudeinnern ist
aufgrund der dadurch erreichten Wohnfläche durchaus vertretbar.
Die Neuordnung der Räume in den jeweiligen Wohnungen ist mit sehr geringen strukturellen Veränderungen erreicht worden und bietet jedem Haushalt
ein individuelles Raumkonzept.
Im Zuge der durchgeführten Maßnahmen wäre eine gleichzeitige energetische Modernisierung sicherlich wünschenswert gewesen.
Umnutzung - ehemalige Fleischfabrik in Potsdam/ Babelsberg
2.2.2 Umnutzung einer ehemaligen Fleischfabrik Mehrfamilienhaus für unterschiedliche Lebensformen
in Potsdam Babelsberg
2.2.2.1 Bestandsbeschreibung
Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex besteht aus einem Gründerzeitgebäude mit einem Zwischenbau (A + B),
aus einem Gebäudeteil (C), der aus der
ehemaligen Weberkolonie stammt und
aus der ehemaligen Fleischfabrik im
rückwärtigen Gebäudeteil (D).
Das ehemals eingeschossige Weberhaus
wurde in den 30-er Jahren aufgestockt
und mit einem sehr flachen Satteldach
versehen und war ursprünglich eine Doppelhaushälfte des Gebäudeteils, der sich
auf dem Nachbargrundstück befindet.
Nebengebäude der ehemaligen Fleischfabrik befanden sich im rückwärtigen Bereich (G+ H), die durch Wohngebäudeerweiterung (E+F) ersetzt werden sollen.
Bild 2.82: Lageplan Bestand [18]
Bild 2.83: Lageplan neu [18]
2.2.2.2 Gebäudekenndaten
2.2.2.3 Baulicher Zustand
Bauherrin: Hilde A. Urnauer
Architekt: planstudio ARCHITEKTEN,
Dipl.-Ing. Monika Hermann,
Dipl.-Ing. Ulrich Ertelt,
Werder/ Havel
Standort: 14482 Potsdam-Babelsberg
Baujahr:
Teilbereiche der Bausubstanz 1764
Ehemalige Nutzung:
Teilbereiche als Fleischfabrik (bis 1997),
ansonsten Wohnbereich
Umbau:
2004
Neue Nutzung:
Mehrfamilienhaus mit
6 Wohneinheiten
(Drei-Generationen-Haus,
z.T. behinderten- und altengerecht)
Baukosten: ca. 1.500,- €/m² WFL
WFL:
ca. 430 m²
Sonstiges: denkmalgeschützter Gebäudekomplex im Sanierungsgebiet
Auszeichnung: 3.Preis des
KfW-Award 2006
Das Gründerzeitgebäude (A) und ein
Teil des rückwärtigen Gebäudekomplexes, die Fleischfabrik (D) befanden
sich in einem guten sanierungsfähigen
Zustand.
Der bauliche Zustand des Zwischenbaus
(B) und des ehemaligen Weberhauses (C)
war nicht erhaltensfähig, alle Wände im
EG waren vom Hausschwamm befallen.
Die rückwärtigen Nebengebäude der
Fleischfabrik (G+H) an der nördlichen
Grundstücksgrenze waren z. T. in einem
baufälligen Zustand.
Bild 2.84: Straßenseite Bestand [22]
Bild 2.85: Nebengebäude
Bestand [22]
Bild 2.86: Dachlandschaft
Bestand [22]
43
Umnutzung - ehemalige Fleischfabrik in Potsdam/Hauptkapitel
Babelsberg
Kapitel
2.2.2.4 Ziel der Modernisierung
Die Bauherrin hat diesen Gebäudekomplex erworben, mit dem Ziel drei Wohnungen für sich selbst sowie für zwei
betreuungsbedürftige Personen (altengerecht und barrierefrei), zu schaffen. Der
gewählte Standort entspricht einerseits
der aus beruflichen Gründen gewünschten Nähe zu Berlin und andererseits dem
gewohnten dörflichen Lebensumfeld der
neuen Bewohner. Dabei war die räumliche Nähe von Einkaufs-, Versorgungsund Freizeitmöglichkeiten entscheidend.
Ziel der geplanten und sich entwickelnden Hausgemeinschaft war, dass Eigentümer und Mieter sich in der Bewältigung
des Alltags ergänzen und unterstützen.
44
Ein sozialer Ansatz, der die Vorteile gemeinsamen Zusammenwohnens von
verschiedenen Generationen mit gleichzeitiger Sicherung der jeweiligen Privatsphäre verbindet. In der Planung sollten
offene Wohnküchen, Energiekostenminimierung, strukturierte Verkabelung, die
Verwendung von Naturbaustoffen und
die sorgfältige Wiederaufarbeitung von
historischen Bauteilen berücksichtigt
werden.
2.2.2.5 Planungskonzept
Aus den persönlichen Bedürfnissen und
räumlichen Möglichkeiten entwickelten
sich folgende Wohnungen:
Bild 2.87: Grundriss EG neu
Bild 2.90: Straßenseite neu
Bild 2.88: Grundriss OG neu
Bild 2.91: Straßenseite mit Nachbarbebauung
Bild 2.89: Grundriss DG neu
Bild 2.92: Rückansicht
Wohnhaus über 3 Etagen mit einer
Wohnung (ca. 117 m²)
2- 1 altengerechte Wohnung für 1 Person im EG (ca. 55 m²)
3- 1 rollstuhlgerechte Wohnung im EG
(ca. 68 m²)
4/5- 2 Maisonettwohnungen für je 4 Personen im OG/DG (ca.88 + 98 m²)
6- 1 Wohnung für Senioren im EG
(ca. 66 m²)
7/8- 1 Maisonettwohnung im EG/OG und
1 Wohnung im EG (ca. 169 + 75 m²)
derzeit in der Realisierung
Die weitere Planung auf dem Grundstück
sieht auf dem Hinterhofareal zwei Wohnungen für ca. zwei und vier Personen
(WHG 7 und 8) vor, die sich derzeit noch
in der Realisierung befinden.
Alle Wohnungen sollten einen Zugang
zum barrierefreien Innenhofbereich und
die nicht erdgeschossigen Wohnungen
eine Terrasse erhalten.
mit 36 cm Porotonwänden und einer
Stahlbetondecke, die eine vorgeschriebene Raumhöhe von 2,45 m ermöglichte. Das Dach wurde in der Neigung an
andere bestehende ehemalige Weberhäuser der Nachbarschaft angepasst.
Der straßenseitigen Fassade wurde eine
für die Weberkolonie charakteristische
Optik zurückgegeben.
Die Gebäudeteile des Gründerzeitgebäudes (A) und die wesentlichen Teile der
ehemaligen Fleischfabrik (D) sind erhalten und mit geringfügigen Änderungen
saniert worden. Die Nebengebäude der
ehemaligen Fleischfabrik (G+H) im Hinterhofbereich sind abgebrochen worden, da diese keine historische Qualität
aufwiesen und für eine Umnutzung zu
Wohnzwecken nicht geeignet waren.
Im Bestand wurden die Anforderungen
der Energieeinsparverordnung um ca.
20 % unterschritten, ansonsten wurde
der Neubaustandard erreicht.
2.2.2.6 Umsetzung
2.2.2.7 Bewertung
Das Vorhaben fand in enger Abstimmung
mit der unteren Denkmalbehörde statt,
mit der für die verschiedenen Realisierungsphasen konsensfähige Lösungen
entwickelt wurden.
Die Bausubstanz des ehemaligen Weberhauses (C) und des Zwischenbaus
(B) stellte sich auf Grund des massivem
Hausschwammbefalls im EG und der
dadurch entsprechenden schlechten
Bausubstanz als nicht erhaltungsfähig
heraus. Deshalb hat man eine Rekonstruktion dieses Gebäudeteils realisiert,
Die Umnutzung der ehemaligen Fleischfabrik stellt eine sinnvolle Erweiterung
der bestehenden Wohnungsnutzung in
vielfältiger Form dar. Die dadurch ermöglichte Hausgemeinschaft von Bewohnern mit unterschiedlichsten Bedürfnissen ist eine beispielhafte Realisierung
von Mehrgenerationenwohnen mit barrierefreien Teilbereichen. Durch gezielten
Rückbau der in jüngster Zeit hinzugesetzten Nebengebäuden, wurde die historische Bausubstanz wieder zur Geltung gebracht. Durch den behutsamen
Umgang mit der Baugeschichte und der
Betonung der historisch wertvollen Merkmale ist ein Wohnensemble entstanden,
das insbesondere im städtischen Kontext
und bezüglich der sozialen Mischung
eine herausragende Qualität entwickelt.
Bild 2.93: Innenhof
Bild 2.94: Innenhof von der Dachterrasse aus
Umnutzung - ehemalige Fleischfabrik in Potsdam/ Babelsberg
1-
45
Modernisierungsbeispiele - Erweiterung
2.3
Erweiterung von Bestandsgebäuden
Die Erweiterung ist oft die ökonomische
Voraussetzung für eine langfristigeNutzung durch den derzeitigen Bewohner
und in Folge auch für den Erhalt des Gebäudes. Damit bleibt das historisch wertvolle Bauwerk Teil der normalen Kontinuität der baulichen Veränderungen in
der Stadt.
Jede Erweiterungsmaßnahme stellt eine
Veränderung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Gebäudes dar und
nimmt Einfluss auf die städtebauliche
Situation. In wieweit die Maßnahme als
Anlehnung an den historischen Bestand
oder als eigenständiges Element in der
bestehenden Gebäudestruktur realisiert
wird, hängt zunächst von der Art der Erweiterung ab.
Die häufigste Form der Wohnraumerweiterung ist der Dachgeschossausbau
- eine eher nach innen gerichtete bauliche Veränderung. Die dabei immer entstehende Frage der Belichtung kann bei
geschicktem Umgang mit dem Bestand
eine sich unterordnende oder aber auch
eine sehr eigenständige Lösung darstellen.
Ein zwangsläufig nach außen hin erlebbarer Gebäudeanbau oder ein Dachaufbau bedeutet hingegen Schaffung
zusätzlichen Bauvolumens, dessen Gestaltung besonders sorgfältig geplant
werden muss.
46
Neben der Gestaltungsfrage sind vor
allem konstruktive Aspekte und die damit
verbundene Materialanwendung interessant. Aus energetischen Gründen werden immer häufiger geschlossene Wohnhausanbauten realisiert - ob in leichter
oder massiver Bauweise ist dabei nicht
entscheidend. Eine durchaus gängige
Methode der baulichen Ausdehnung ist
der Ausbau - gerade dort, wo mangels
Grundstücksfläche oder aus baurechtlichen Gründen kein Anbau möglich ist.
Bei Schrägdächern ist das meist die Erweiterung des Dachgeschossvolumens
durch Höhersetzen des Kniestocks.
Die Wahl von Konstruktion, Material und
Form, sei es in bewusst zurückhaltender
oder hervorhebender Art und Weise, ist
bestimmend für das Erscheinungsbild
des veränderten und damit in seiner Wirkung neu entstandenen Gesamtbaukörpers.
Die zwei nachfolgend beschriebenen
Beispiele stellen im Hinblick der besonderen historischen Qualität mögliche Ansätze im Umgang mit dem historischen
Bestand dar.
2.3.1.1 Bestandsbeschreibung
(A)
(B)
Bild 2.95: Lageplan [23]
Bild 2.96: Lageplan Gutspark Groß Glienicke mit ehemaligen Bestandsgebäuden
und dem Verlauf des ehemaligen Mauerstreifen
Das ehemals landwirtschaftlich genutzte
Gebäudeensemble befindet sich im ehemaligen Gutspark von Groß Glienicke
am nordöstlichen Ende des Groß Glienicker Sees und wurde um 1900 als
brandenburgische Zweckbauten zweigeschossig errichtet. Das Ensemble
besteht aus einem Haupt- und einem
Nebengebäude. Das Hauptgebäude (A)
diente als Kindergarten für die Landarbeiterkinder und das Nebengebäude (B)
- die Alte Manufaktur - als Unterkunftsgebäude für Arbeiter und als Lager.
Besonders wertvoll am Hauptgebäude
ist die Schmuckfassade aus rot-gelben
Ziegeln, der horizontale Schmuckfries,
die abgestuften Gesimse und die flachbogigen Fenster. Die beiden Gebäude
wurden aufgrund ihrer sozial-, orts- und
baugeschichtlichen Bedeutung 2002 unter Denkmalschutz gestellt.
Wohnhäuser sowie auf östlicher Seite das
ebenso neogotische Potsdamer Tor mit
dem Kinderheim („Erntekindergarten“),
die Alte Manufaktur, die Turmruine und die
Familiengrabstätte erhalten. Seit 2003 bemüht sich der „Gross Glienicker Kreis e.V“
um die Sanierung des Gutsparks und die
Restaurierung des Potsdamer Tores.
Umfeld
Der ehemalige Gutspark der Rittmeister
von Wollank hat sich nach einem halben
Jahrhundert in ein verwildertes Gelände
verwandelt, dessen ursprüngliche Strukturen kaum noch erkennbar sind. Nachdem die innerdeutsche Grenze mitten
durch das Anwesen führte, wurden die
meisten Gebäude abgerissen, sofern sie
nicht, wie Schloß und Orangerie, schon
vorher ein Opfer der Flammen wurden.
Auf westlicher Seite blieben das neogotische Spandauer Tor und zwei weitere
2.3.1.2 Gebäudekenndaten
Bauherren: Silke und Mathias
Mönchmeier
Architekt: 3PO > Bopst Melan
Architektenpartnerschaft
BDA, Potsdam
Standort: 14476 Groß Glienicke
Baujahr:
Um 1900
Umbau:
2003/ 2004
Sonstiges: Einzeldenkmal seit 2002
Haus A:
Ehemalige Nutzung: Erntekindergarten
für Landarbeiterkinder,
Leerstand seit 1991
Baukosten: ca. 360.000 €, WFL: 255 m²
Haus B:
Ehemalige Nutzung:
Unterkunftsgebäude für Landarbeiter und als Lager, nach
dem 2.Weltkrieg als Gebäude für Industrieleuchtenmontage, Leerstand seit 1991
Baukosten: ca. 450.000 €, WFL: 265 m²
47
Umnutzung und Erweiterung - Wohnen im Gutspark Groß Glienicke bei Potsdaam
2.3.1 Wohnen im Gutspark Groß Glienicke - Umnutzung und Erweiterung von ehemaligen Wirtschaftsgebäuden bei Potsdam
Umnutzung und Erweiterung - Wohnen im Gutspark Groß Glienicke bei
Hauptkapitel
Potsdaam
2.3.1.3 Bauliche Zustand
2.3.1.4 Ziel der Modernisierung
Seit der Wende standen beide Gebäude leer und waren der Witterung und
dem Vandalismus ausgesetzt, so dass
sie sich zu Beginn der Baumaßnahmen
Anfang 2003 in einem ruinösen Zustand
befanden.
Das Ziel der Modernisierung war die
Umnutzung der beiden Gebäude zu
Wohnzwecken mit Sanierung und Restaurierung in denkmalgerechter Form
unter Erhaltung der jeweils spezifischen
räumlichen Situation mit einem modernen Innenleben. Der ehemalige Kindergarten (A) sollte zum Einfamilienhaus
für die Bauherrn, unter Beibehaltung der
Großzügigkeit des Gebäudes, umgebaut
werden. Aus der früheren Alten Manufaktur sollte ein Doppelwohnhaus mit erweitertem Wohnraum entstehen.
Der Dachstuhl und die Holzbalkendecke
waren vom Hausschwamm befallen. Außerdem wurde in der ehemaligen Manufaktur ein Brandschaden vorgefunden,
der auch Fassadenteile betraf.
(B)
(A)
(B)
Bild 2.97: Gartenseite Bestand [23]
Bild 2.100: Gartenseite neu [23]
(A)
Bild 2.98: Straßenseite Erntekindergarten Bestand
[23]
48
(A)
(A)
Bild 2.101: Straßenseite ehemaliger Erntekindergarten neu [23]
(B)
(B)
Bild 2.99: Straßenseite Alte Manufaktur Bestand [23]
Bild 2.102: Straßenseite ehemalige Alte Manufaktur
neu [23]
Haus A:
- Zentrale Erschließung,
- Nutzung der großzügigen Raumsituation im EG als Wohn-, Ess- und Kommunikationsraum,
- Küche, Speisekammer und WC im EG,
- großzüges Elternschlafzimmer mit Ankleide, Bad und Gäste-, Kinderzimmer
mit eigenem Duschbad im OG,
- zentraler Aufenthaltsraum.
Haus B:
- Zentrale Erschließung,
- Essen als Kommunikationsmittelpunkt
zwischen Küche und Wohnen im EG,
- Sichtbeziehung zum OG über Galerie,
- je 3 gleichwertige Schlafzimmer im OG,
- zentral angeordnetes Bad,
- Schaffung eines erweiterten Wohnraums zur Süd-/ Seeseite durch symmetrisch angesetzten Anbau.
(B)
(A)
Bild 2.103: Grundriss EG [23]
(B)
(A)
Bild 2.104: Grundriss OG [23]
(B)
(A)
Bild 2.105: Schnitt [23]
49
Umnutzung und Erweiterung - Wohnen im Gutspark Groß Glienicke bei Potsdaam
2.3.1.5 Planungskonzept
Umnutzung und Erweiterung - Wohnen im Gutspark Groß Glienicke bei
Hauptkapitel
Potsdaam
Kapitel
2.3.1.6 Umsetzung
Gestalterische Maßnahmen
50
Haus A:
Der Erntekindergarten besitzt als Besonderheit einen großen, stützenfreien
Schulraum, der auf beiden Seiten durch
symmetrische Fensterreihen belichtet
wird. Durch den Einbau eines frei stehenden Treppenhauskörpers wurde dieser
große Raum in einzelne Wohnbereiche
zoniert und trotzdem als Einheit erhalten. Der Umbau zeigt sich äußerlich am
Baukörper nur durch die gartenseitigen
Gauben, die in ihrer Größe die bereits
vorhandene Einzelgaube wiederholen.
Haus B:
Die Alte Manufaktur war im Grundriss
bereits symmetrisch angelegt und wurde
daher - als Doppelwohnhaus umgenutzt um einen Anbau auf der Gartenseite
(Süden und Seeseite) erweitert.
Die Fassadenbekleidung des Anbaus
aus grauen Faserzementplatten setzt
in Material, Oberfläche und Farbe einen
bewussten Gegensatz zum bestehenden Gebäudeteil.
Der gartenseitige Vorbau mit einer gewölbten Kappendecke, der ursprünglich die
Bild 2.106: Gartenseite Wohnhaus A neu [23]
Bild 2.110: Gartenseite Wohnhaus B neu [23]
Bild 2.107: Esszimmer Wohnhaus A neu [23]
Bild 2.111: Materialkontraste innen Wohnhaus B neu
[23]
Bild 2.108: Treppe mit
Blick zum Wohnbereich
[23]
Bild 2.110 Treppe
Wohnhaus B neu [23]
Bild 2.109: Treppe Wohnhaus A neu [23]
Bild 2.113: Treppenraum
mit Blick zur Gartenseite
[23]
Das Gebäudeensemble wurde durch
neue, niedrigere Gebäudeteile zusammengefasst, die dem Abstellen der Autos
dienen. Die Formensprache aller neuen
Bauteile ist bewusst schlicht gehalten,
um einerseits einen Kontrast zum lebhaften Ziegelmauerwerk der Originalfassaden zu bilden, andererseits die nicht
unbedeutenden konstruktiven Eingriffe
zur Rettung dieser beiden Baudenkmale
ablesbar zu machen.
Sanierung der Bausubstanz
- Trockenlegung und Abdichtung der
Außenwände,
- Erneuerung der ehemaligen Dachkonstruktionen,
- Erneuerung der bestehenden, nicht
erhaltensfähigen Holzbalkendecke
durch eine Betondecke,
- Fassadenausbesserungen und lasierender zweifarbiger Anstrich nach
historischem Vorbild,
- Erneuerung der gesamten Haustechnik.
Energetische Sanierung
Zur Erhöhung des Wärmeschutzes der
Außenwände wurden Hohlraumverfüllungen des zweischaligen Mauerwerks
mit einer Mischung aus Blähglas und Verfüllmörtel (unter Erhöhung der statischen
Stabilität) ausgeführt, die eine maximale
Verbesserung ohne zusätzliche Außenoder Innendämmung ermöglichten.
Umnutzung und Erweiterung - Wohnen im Gutspark Groß Glienicke bei Potsdaam
Treppe enthielt, wurde als vermittelnde
Zone zwischen dem Altbau und dem neuen Anbau erhalten, so dass sich das Haus
nun zum Garten und zum Groß Glienicker See öffnet. Die ehemalige Außenwand wurde im Innenraum erkennbar als
Ziegelwand belassen. Im Zentrum des
Altbaus wurde ein offener Treppenraum
eingefügt, der von oben Licht erhält und
um den sich die neuen Wohnfunktionen
gruppieren. Dadurch ergeben sich neue
Sichtbezüge im Innenraum und auf den
Groß Glienicker See.
Wert erreicht, alle anderen Bauteile wie
Dach, Bodenplatte und Fenster wurden
nach Neubaustandard ausgeführt.
Bauherr und Architekt resümierten eine
gute Zusammenarbeit mit der Unteren
Denkmalschutzbehörde in Potsdam-Mittelmark, die die Restaurierung, die Wiederherstellung der nicht erhaltensfähigen
Bauteile und die bewusste Trennung von
Alt und Neu sehr positiv sahen.
Der Kontakt zu den Denkmalschützern
ist bereits vor dem Kauf entstanden, der
Ensembleschutz ist noch während der
Planungsphase auf Betreiben der Bauherrn erteilt worden, mit dem Hintergrund
einer möglichen Denkmalabschreibung.
2.3.1.7 Bewertung
Die Umnutzung des ehemals gewerblich
genutzten Gebäudeensemble zu Wohnzwecken stellt in Anbetracht der außergewöhnlichen Lage und der Qualitäten
in Architektur und Geschichte eine herausragende Lösung dar. In Verbindung
mit der Wiederherstellung des Gutsparks
und im Hinblick auf die besonderen Bedingungen des Denkmalschutzes ist hier
ein gelungenes Ambiente für Bewohner
und Parkbesucher entstanden. Der Umgang mit den historischen Bestandteilen
und der kontrastreiche, aber zurückhaltende Einsatz neuer Elemente innen und
außen ist eine gelungene Mischung aus
deutlich sichtbarer und vorsichtiger Ergänzung der Architektur.
Der Erweiterungsbau von Haus B stellt
in seinem Erscheinungsbild einen durch
die Form selbstbewussten, aber durch
die Wahl des Materials und der Farbe
zurückhaltenden Anbau dar.
Die einschaligen Giebelwände wurden
mit einer innenseitigen Vormauerung
aus Porotonsteinen versehen. Diese
Maßnahmen wurden aus denkmalpflegerischen und bauphysikalischen Aspekten
gewählt. Die giebelseitigen und auch die
traufseitigen Außenwände haben nicht
ganz den nach EnEV geforderten U51
Erweiterung - Wohnhaus in Berlin/ Reinickendorf
Hauptkapitel
2.3.2 Erweiterung eines Wohnhauses in Berlin- Reinickendorf
2.3.2.1 Bestandsbeschreibung
2.3.2.3 Baulicher Zustand
Das zweigeschossige, unterkellerte Einfamilienhaus aus den 30er Jahren liegt
südlich des Ziegeleisees in Berlin-Reinickendorf und ist mit dem kompakten
Grundriss, den kleinen Fenstern und
Da das Gebäude bereits 1997 saniert
wurde, entsprach der bauliche Zustand
den normalen Abnutzungen bei leichtem Rückstand an Bauunterhaltsmaßnahmen.
Bild 2.116: Bestand Süden [21]
Bild 2.114: Lageplan mit
Nachbargrundstücken [21]
Bild 2.115: Lageplan Übersicht
sehr steilem Satteldach ein typischer
Vertreter der einfachen Bürgerhäuser
aus der Zeit der Nationalsozialisten. Ein
erster Umbau fand 1997 statt, u.a. wurde dabei die Küche zum Wohnbereich
geöffnet, Bad und WC neu ausgestattet,
das Dachgeschoss gedämmt und mit einer neuen Holztreppe erschlossen und
die Fenster zur Seeseite vergrößert.
Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, ist jedoch in seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung, in seiner einfachen,
minimierten Kleinstform und auf den
Zweck reduzierten Bauweise, ein wertvolles Beispiel für ein typisches Siedlungshaus dieser Zeit.
2.3.2.4 Ziel der Modernisierung
Das Wohnhaus einer Kleinfamilie sollte
2001 mit mehr Raum und Licht ausgestattet werden. Die bestehenden Räume
reichten für die individuellen Bedürfnisse
der Bewohner nicht mehr aus. Der Anbau
dient der Wohnflächenerweiterung und
der Öffnung des Grundrisse zu Gunsten
der Großzügigkeit. Mit dem Anbau sollten großflächige Fenster zur Südseite
realisiert werden.
2.3.2.2 Gebäudekenndaten
Bild 2.117: Süden: Bewuchs
im Sommer [21]
52
Bauherrin: privat
Architekt: Dipl.-Ing. Mirjam von Busch,
Dipl.-Ing. Michael Strauch
Standort: Berlin Reinickendorf
Baujahr:
1936
Nutzung: Wohnhaus
Umbau:
1997 und 2001
Baukosten: ca. 2000,- €/m² WFL
(Anbau)
WFL:
39 m2 Anbau, 92,5 m² gesamt nach Umbau + 32 m²
Hobbyräume im DG
Bild 2.118: Eingang Südwest-Seite
Bild 2.119: Anbau Südansicht
- Ausrichtung des Erweiterungsbaus
mit einer zusätzlichen dem See abgewandten Terrasse nach Süden (Vorteile: optimale Belichtung, zur Badesaison ruhiger Platz),
- Umlegung des bestehenden Eingangs
nach Westen im Bereich des Anbaus,
- Vergrößerung einer Fensteröffnung
zu einem offenen Durchgang zwischen
bestehendem Wohnzimmer und der
Wohnzimmererweiterung im Anbau,
- Schaffung eines zusätzlichen Raumes
sowie eines mit einem Oberlicht belichteten Duschbades,
- Konzeption für variable Nutzung der
Räumlichkeiten im Anbau durch geringe bauliche Veränderung: Zusammenlegung der beiden neuen Räume
bei Bedarf oder mögliche Abkoppelung als separate Wohneinheit.
2.3.2.6 Umsetzung
Bild 2.123: Grundriss EG [21]
Gestalterische Maßnahmen
Der Anbau ist als kompakter Baukörper realisiert worden, der sich mit großflächigen
Fenstern zur Süd- und Ostseite hin öffnet.
Er ist bündig an den Bestand angeschlossen und setzt sich durch tief in der Fassade liegende Fenster gegen den Altbau ab.
Ein aus der Fassade ragendes Shield
(eine überstehende Holzeinfassung der
Fensterlaibung) verleiht dem über Eck
geführten Fenster große Plastizität.
Auslöser zur Wahl des Fassadenmaterials war die Vorliebe der Bauherrin für
Holzhäuser in Schwedenrot. Das feine
Fassadenraster der lasierten Lärchenholzprofile (aus Kostengründen beimSockelleistenhersteller gefertigt) lässt
die Wände flächig erscheinen und unterstützt so die kompakte Wirkung des
eigenständigen Körpers.
Das Flachdach wurde extensiv begrünt.
Bild 2.120: Blick vom Wohnzimmer zum Anbau
Bild 2.121: Blick vom Anbau zum Wohnzimmer
Bild 2.122: Schnitt [21]
Bild 2.124: Grundriss OG [21]
Bild 2.125: Ansicht West neu [21]
Bild 2.127: Ansicht Süd neu
[21]
Bild 2.126: Ansicht Ost neu [21]
53
Erweiterung - Wohnhaus in Berlin/ Reinickendorf
2.3.2.5 Planungskonzept
Erweiterung - Wohnhaus in Berlin/ Reinickendorf
Hauptkapitel
Baukonstruktive Ausführung des Anbaus
2.3.2.7 Bewertung
Gründung:
Der klar strukturierte Baukörper der
Erweiterung stellt sich mit seiner markanten und zum Bestand konträren Material- und Formgebung als eigenständiger und gelungener Anbau dar. Durch
den flachen und an der Bestands-traufe
endenden Anbau, ist das historische Erscheinungsbild des bestehenden Gebäudes erhalten geblieben und die baukulturelle Bedeutung in großem Maß berücksichtigt worden.
Streifenfundamente,
Bodenplatte aus Beton
Tragkonstruktion: Mauerwerk; Aussteifung über umlaufenden Stahlbetonbalken
Außenwände:
KS- Mauerwerk mit
mit Dämmung und
vorgehängter, hinterlüfteter Holzbekleidung
Innenwände:
nichttragende
Trockenbauwände
Decke:
Gipskartonbekleidung
Flachdach:
Holzbalken mit Gefälleschalung, extensiv begrünt
Für die Wärmeversorgung wurde der
Anbau an die vorhandene Ölheizung angebunden, da ausreichende Reserven
vorhanden waren. Die Wärmeverteilung
erfolgt über Heizkörper. Lediglich im
Zimmer 2 wurde eine Wandflächenheizung an der Außenwand im Nordosten
umgesetzt. Die Ausführung des Wärmeschutzes entspricht der damals gültigen Wärmeschutzverordnung für Neubauten.
54
Mit der gewählten Lage der Erweiterung
wurden gut belichtete, neue Wohnräume
geschaffen, ohne bestehende zu verdunkeln. Die großen Fenstertüren des
Anbaus schaffen darüber hinaus einen
innigen Bezug zum Garten, der bereits in
den 30er-Jahren eine große Bedeutung
hatte. War der Garten damals hauptsächlich ein Nutzgarten zur Eigenversorgung, wird er heute hauptsächlich zur
Erholung genutzt.
Durch den Anbau wurde dem ehemals
kleinteiligen Bürgerhaus, das ursprünglich für größere Familien gedacht war,
Großzügigkeit gegeben. Die nichttragenden Innenwände des Anbaus erlauben einen einfachen, späteren Umbau,
falls die derzeitige 2-Raum-Teilung in
einen einzigen Raum umgewandelt werden soll.
Planungsstrategie
Die Aufgabe, ein historisch wertvolles
Gebäude zu modernisieren, ist eine
spannende Herausforderung, die einer
individuellen und fachgerechten Planung und Betreuung bedarf. Auf dem
Weg bis zu der Entscheidung über Art
und Weise der Modernisierung sollte der
Eigentümer und Bauherr frühzeitig Fachberater einbeziehen, die die Potenziale
des bestehenden Gebäudes aufspüren
und Anregungen zur Umsetzung geben
können. Die Erfahrung zeigt, dass eine
umfangreiche Grundlagenerhebung und
deren eingehende Analyse Voraussetzung ist für die Entscheidungsfindung
3.1
Planungsstrategie - Entscheidungs ndung
3
und eine hohe Qualität der Modernisierung und damit Wertsteigerung des Objektes ermöglicht.
In den folgenden Darstellungen sind die
Bausteine und Kriterien, die zu einer Entscheidung führen können, aufgezeigt.
Das sind zum einen die Grundlagen, die
der Bauherr selbst ermitteln kann, ggf.
unter Beteiligung der Fachberater. Wenn
die Entscheidung getroffen ist, sollten
Fachplaner mit der weiteren Planung
und Begleitung der Ausführung beauftragt werden.
Entscheidungs ndung - Grundlagenermittlung
des Bauherrn
3.1.1 Informationsbeschaffung zum Gebäude/ Grundstück
3.1.1.1 Vorhandene Unterlagen
Zusammenstellung von Plänen, Photos,
Aufträgen, Rechnungen, Gebäudezertifizierungen, und Angaben zur Geschichte
des Hauses.
3.1.1.2 Informationen von öffentlichen Einrichtungen
Kataster- / Vermessungsamt:
- Lageplan
Bauamt:
- Planunterlagen (Plankammer),
- rechtliche Rahmenbedingungen,
- die Zulässigkeit und das Maß von Umnutzung und/oder Erweiterung (Bebauungsplan, Planen im Außenbereich§ 35 BauGB, Erhaltungssatzung und
städtebauliche Gebote - § 172 BauGB)
Untere/ obere Denkmalschutzbehörde:
- Klärung, ob das Gebäude unter Denkmal- oder Ensembleschutz steht (kostenfreie Information, Verzeichnis der
Landesdenkmalämter: Info-Blatt 8.5
Denkmalgeschützte Gebäude6 oder
z.B. unter:
http://www.denkmalpflege-forum. de/
in_den_Landern/in_den_landern.html).
- Ausnahmen / Befreiungen von Vorschriften der Landesbauordnung.
Falls das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist jegliche Veränderung
- u.U. auch die Instandhaltung genehmigungspflichtig!
ggf. Umweltamt:
- Schadstoffe im Boden (z.B. bei Umnutzung ehem. Fabrikgebäude)
ggf. Wasserschutzbehörde:
- Grundwasserstand
- Trinkwasserschutz
6
Die hier erwähnten InfoBlätter sind auf folgender
Internetseites zu finden:
www.kompetenzzentrum-iemb.de
55
Planungsstrategie - Entscheidungs ndung
3.1.2 Informationsbeschaffung zum Thema Modernisierung
3.1.2.1 Internet
Im Internet werden zu allen Themen
der Instandsetzung und Modernisierung
vielfältige Informationen - allerdings von
sehr unterschiedlicher Tiefe - angeboten.
Informationen aus dem Internet hinsichtlich ihrer Neutralität kritisch zu hinterfragen, insbesondere wenn es sich um Produkt- oder Verfahrenswerbung handelt.
- BAKA Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V.
Elisabethweg 10
13187 Berlin
Tel. +49 (0)30 4849078-55
Fax. +49 (0)30 4849078-99
e-mail: [email protected]
www.altbauerneuerung.de.
3.1.2.4 Messen
Unter den folgenden Adressen erhalten
Sie unabhängige und qualifizierte Informationen:
- www.kompetenzzentrum-iemb.de
Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB,
- www.baufoerderer.de
Bundesverband der Verbraucherzentralen und KfW Förderbank,
- www.kfw-foerderbank.de
KfW - Förderprogramme,
- www.deutsche-energie-agentur.de,
- www.baunetz.de,
allgemeine Informationen.
3.1.2.2 Fachliteratur
Literatur für den „Profi-Heimwerker“ kann
aus fachlicher Sicht nur unter Vorbehalt
empfohlen werden; die „Spezial-“Literatur zu diesem Thema ist in gut sortierten
Buchhandlungen bzw. im Internet- Versandbuchhandel zu finden. Häufig halten die für die Denkmalpflege zuständigen Ämter Merkblätter bereit.
3.1.2.3 Beratungsstellen
z.B.
- Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des
Landes NRW (ILS NRW)
Deutsche Straße 5
44339 Dortmund
Tel. +49 (0)231 9051-0
Fax +49 (0)231 9051-155
E-Mail: [email protected]
www.kompetenznetz21.nrw.de
www.altbauwissen.nrw.de
www.altbauinfos.nrw.de,
56
- BAU (200X), München
www.bau-muenchen.com,
- baufach (200X), Leipzig
www.leipziger-messe.de,
- bautec - Internationale Fachmesse für
Bauen, Gebäudetechnik und Architektur, Berlin, www.bautec.com,
- denkmal (200X) - europäische Messe
für Restaurierung, Denkmalpflege und
Stadterneuerung, Leipzig,
www.denkmal-leipzig.de,
- DEUBAU, Essen
deubau2.messe-essen.de,
- ISH - internationale Fachmesse für
Gebäude- und Energietechnik, Erlebniswelt Bad und Klima- und Lüftungstechnik, Frankfurt,
ish.messefrankfurt.com/global/de/
home.html,
- sowie eine Vielzahl regionaler Baumessen.
3.1.2.5 Planer und ausführende
Firmen
Planer und Handwerker mit speziellen Altbaukenntnissen lassen sich finden über:
- vergleichbare Projekte,
- die Handwerkskammern,
- das für Denkmale zuständige Amt,
- Fachbücher mit Projektbeispielen und
Baubeteiligten,
- evtl. vorhandene regionale Initiativen,
- die Internet-Seiten der Architekten
kammern auf www.bak.de,
- die Internet-Seiten der Ingenieurkammern auf www.bingk.de,
- Zentralverband des deutschen Handwerks – Handwerksbetriebe für die
Denkmalpflege: www.irbdirekt.de/zdh/,
- www.baunetz.de,
- www.bauten.de.
Planungsstrategie - Entscheidungs ndung
3.1.3 Bestandsaufnahme
Insbesondere bei historisch wertvollen
Gebäuden sollte nach der augenscheinlichen Bestandsaufnahme durch den
Bauherrn - wie in folgenden Kapiteln
aufgeführt - ein kompetenter Fachplaner
hinzugezogen werden um die Grundlagen für die baulichen Maßnahmen zu
ermitteln (sh. Kap. 3.2.1).
3.1.3.1 Feststellung der räumlichen
Funktionalität
-
Bewohneranzahl,
ausreichende Raumgrößen,
Raumabfolge,
Raumnutzungen,
Abstellmöglichkeiten,
Barrierefreiheit.
3.1.3.2 Baukonstruktive BewertungAufnahme von offensichtlichen
Schäden
- Jegliche Risse,
- optisch auffällige Verformungen,
- periodisch / permanent feuchte Bereiche,
- morsche / faule Holzbauteile,
- Schimmel, Schwämme, Pilze, Schädlinge in Holzbauteilen, Mauerwerk, etc.
- großflächige Schäden an Putz oder
Anstrichen,
- rostige / verrostete Metallbauteile,
- Abplatzungen bzw. offenliegende Bewehrung an Betonbauteilen,
- undichte Fenster / Türen,
- „lautes“ Haus durch wenig gehinderten
Schallübertrag von außen und/ oder
von anderen Räumen.
Verdeckte Schäden sind oft nur durch
Fachleute zu erkennen, daher sollte der
Bauherr die Freilegungen von Bauteilen
nicht selbst vornehmen, um mögliche
weitere Schäden zu vermeiden.
3.1.3.3 Technische Beurteilung
- Stromversorgung,
- Wasser-/Warmwasser, Wärmeversorgung,
- Vorhandensein / Zustand Telekommunikation.
3.1.3.4 Ökologische Bewertung
- Art und Alter der Heizung,
- Wasserverbrauch,
- schadstoffhaltige Materialien (z.B.
Wasserleitungen evtl. noch aus Blei,
Tapeten, Bodenbeläge,
- Maß der Wärmedämmung.
3.1.3.5 Emotionale Bewertung
- offensichtliche oder verborgene „Charakterzüge“ des Hauses, die es Ihrer
Meinung nach lohnt, zu bewahren oder
herauszuarbeiten,
- Räume oder „Ecken“ im Haus, in
denen Sie sich wohl oder unwohl
fühlen,
- persönliche / familiäre Bindung an das
Haus / Familienbesitz.
3.1.4 Anforderungspro l - Bedarfskonzept
Neben der notwendigen Instandsetzung z.B. Abdichtung gegen Wasser, Gewährleistung der Standsicherheit - werden
weitergehende Überlegungen hinsichtlich der Modernisierung des Gebäudes
anzustellen sein: Beispielsweise zur
Neugestaltung und technischen Aufwertung des Sanitärbereiches, zur Größe,
Anordnung und Nutzung der Räume/
Wohnbereiche, zur altersgerechten Ausstattung, ggf. Barrierefreiheit und zu Erweiterungsmaßnahmen wie den Ausbau
von Dachboden oder Keller. (Siehe auch
Kap. 2.1 Motivation und Ziel der Modernisierung.)
57
Planungsstrategie - Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
3.1.5 Finanzierungsmodell nach Kostenschätzung der Planer
Bei der Planung der Finanzierung sollten nicht nur die Kosten der Modernisierung berücksichtigt, sondern auch die
laufenden Betriebs- und Unterhaltskosten sowie die Aufwendungen für eine
Instandhaltungsrücklage beachtet werden:
- Derzeitige finanzielle Situation, vorraussichtliche Einkommensentwicklung,
- Kostenschätzung für die Modernisierung (zu erstellen vom Planer)
(anhand DIN 276, ausführlich im InfoBlatt 2.1 - Baufinanzierung, Anlage D
Kosten im Hochbau [24]):
3.2
• Kosten des Bauwerks,
• Baunebenkosten,
• Honorare für Fachleute,
• Kosten für die Ausstattung (neue
Möbel, Einbauten, Beleuchtung,
Textilien),
- Schätzung der zukünftigen Betriebskosten (ggf. Erarbeitung von Alternativen insbesondere für die Energieversorgung/Heizung) und der Instandhaltungsrücklage,
- Rentabilitätsberechnung unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit (vgl.
Info-Blatt 3.2 [25]),
- Wiederverkaufswert.
Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
Die Beteiligung von kompetenten Planern
und Handwerkern ist für die Umsetzung
der gestalterischen und technischen Anforderung unabkömmlich und garantiert
die Einhaltung von Normen und Bauvorschriften. Außerdem wird dadurch die
Verwendung von häufig ungeeigneten,
u.U. sogar schädlichen Handwerkstechniken und Baustoffen für historisch
wertvolle Bausubstanz vermieden. Kenntnisse über historische Materialien und
Baumethoden können nur von Fachleuten vermittelt und praktiziert werden. Die
qualitätsgereche Umsetzung vermeidet
unnötige Folgekosten, die durch eine
unsachgemäße Planung und Ausführung entstehen können. (Weitere Informationen zur Planung mit Architekten
und Ingenieuren finden Sie im Info-Blatt
3.3 [26].)
3.2.1 Grundlagen
3.2.1.1 Bestandsaufnahme, Aufmaß
Eine Bestandsaufnahme besteht aus folgenden Maßnahmen:
1. Zerstörungsfreie Erfassung und Beobachtung ohne Eingriffe,
2. zerstörungsarme Erfassung durch
sparsame Eingriffe, Freilegung von
Einzelbereichen,
3. maßliche Erfassung des Gebäudes,
u.U. verformungsgerecht.
Eine umfassende Bestandsaufnahme
ist Voraussetzung für eine sachgerechte
Planung. Die ausreichende Untersuchung der Bauteile, ihres Gefügeaufbaus und ihrer Anschlüsse ist Grundlage
für eine vollständige, Missverständnisse
und Fehler vermeidende, Leistungsbe58
schreibung mit unnötigen Nachträgen,
Mengenänderungen und damit unkalkulierten Kostensteigerungen.
Genaue Kenntnisse über das bestehende Gebäude sind eine notwendige Voraussetzung dafür, die tatsächlichen Ursachen der Schäden zu beseitigen und
damit die erhaltungsfähige Substanz
durch partielle Reparatur zu sichern. Sie
garantieren einen sensiblen, bewussten
Umgang mit dem Bestand. Es kann aus
denkmalpflegerischen Gründen empfehlenswert sein, frühzeitig Befunduntersuchungen (Restaurator) durchführen zu
lassen, die historisch wertvolle Putze,
Tapeten und Anstriche dokumentieren.
Die Untersuchung dient u.a. der Bestimmung der verwendeten Materialien, auf
die die bei der Modernisierung (Instand-
Folgende Fragen sollten somit beantwortet werden:
- Welche historisch wertvollen Eigenschaften und Zeugniswerte liegen vor
und gilt es zu schützen?
- Welche Freiräume bzw. Einschränkungen ergeben sich daraus für eine Umgestaltung?
Ein Aufmaß durch den Architekten oder
ein spezialisiertes Büro ist auch bei vollständigen Planunterlagen erfahrungsgemäß unerläßlich. Dadurch entstehen
Planungsgrundlagen, die vorhandene
Konflikte rechtzeitig erkennen lassen.
Je nach Sinn und Ziel eines Aufmaßes
werden verschiedene Arten der Bauaufnahme unterschieden. Grundsätzlich
besteht die Bauaufnahme aus Vermessung und maßstäblicher Aufzeichnung
des Bestandes. Die Genauigkeit eines
Aufmaßes im Gebäudebestand richtet
sich nach der Aussagekraft vorhandener Bestandspläne, der Kenntnis und
Komplexizität der Gebäudekonstruktion
in Verbindung mit der Schwere der vorhandenen Mängel und Umfang der geplanten Baumaßnahmen. Hier zahlt sich
die Erfahrung altbauspezialisierter Planer aus, die wissen, was und wie detailliert aufgemessen werden muss. Für ein
systematisches Bauaufmaß ist es sinnvoll das Gebäude nach Bauteilen oder
Bauabschnitten zu gliedern.
3.2.1.2 Klärung der baurechtlichen
Rahmenbedingungen
Planungs- und Bauordnungsrecht
Grundsätzlich gelten die Regeln des Planungs- und Bauordnungsrechts auch für
die Erweiterung – z.B. Anbau oder Dachgeschossausbau – oder bei Veränderung
der tragenden Konstruktion von Gebäuden. Allerdings sind im Zuge des Bau-
Planungsstrategie - Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
setzung) eingesetzten Baustoffe (z.B.
Kalkfarbe auf Kalkputz) abgestimmt
werden müssen. Zumindest bei unter
Denkmalschutz stehenden Gebäuden
kann solch eine Untersuchung vom Landesamt für Denkmalpflege bezuschusst
werden. Die Feststellung besonders
erhaltenswerter Substanz kann eine
gewünschte (falls nicht vorhanden) Aufnahme in die Denkmalliste begünstigen,
womit die Möglichkeit für eine steuerliche
Vergünstigung eröffnet wird.
genehmigungsverfahrens Befreiungen
und Ausnahmen möglich, die jedoch
mit den öffentlichen Belangen und den
nachbarlichen Interessen vereinbar sein
müssen. Konkrete Anforderungen an die
Grundstücke und die Bebauung sind in
den Landesbauordnungen festgelegt.
Diese regelt für das Grundstück z.B. die
erforderlichen Abstandsflächen, Feuerwehrzufahrten sowie den Stellplatznachweis. Bezüglich der Bebauung stellt
die Bauordnung z.B. Anforderungen an
tragende Wände und Decken, notwendige Rettungswege, Treppen, Fenster
und technische Anlagen. Sofern ein Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan)
besteht, trifft dieser konkrete planungsrechtliche Festsetzungen über Art und
Maß der baulichen Nutzung (Geschossfläche), überbaubare Grundstücksflächen und örtliche Verkehrsflächen. Darüber hinaus können in den textlichen
Festsetzungen weitere Anforderungen
hinsichtlich der Gestaltung – Materialien,
Gebäudeausrichtung, Dachform oder
-neigung, gärtnerische Anlage – enthalten sein. Art und Maß der baulichen Nutzung werden in der Baunutzungsverordnung definiert.
Verordnungen und Normen
Neben einer Vielzahl von Richtlinien,
Verordnungen und Normen sind folgende
für den Bauherrn in der Planungsphase
entscheidend:
Bautenschutz
EnEV
Energieeinsparverordnung
DIN 4108 Wärmeschutz und Energie
einsparung in Gebäuden
DIN 4109 Schallschutz im Hochbau
Der Schallschutz ist insbesondere bei
Umnutzungen zu Wohnzwecken und
Erweiterungen von Wohngebäuden mit
getrennten Nutzungseinheiten wichtig.
Es ist darauf zu achten, das in jedem Fall
die aktuellen Anforderungen eingehalten
werden!
DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen
(Insbesondere bei mehreren Wohneinheiten und verschiedenen Nutzungen.)
Planung
DIN 18022 Küchen, Bäder und WC´s im
Wohnungsbau
DIN 18024 Barrierefreies Bauen
DIN 18025 Barrierefreie Wohnungen
59
Planungsstrategie - Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
Bestandsschutz
Bestandsschutz genießt im Prinzip nur,
was zum Zeitpunkt der Errichtung geltendem Recht entsprach. Die Bewertung ist stets eine Frage des Einzelfalls.
Er erlischt z.B. bei einer Umnutzung
oder bei schwerwiegenden Eingriffen in
die Bausubstanz. Die darauf folgenden
Maßnahmen müssen aktuell geltendes
Recht einhalten.
3.2.1.3 Klärung der denkmalp egerischen Belange
Es kann (bei unterschutzgestellten Gebäuden) z.B. gefordert werden, dass Bau-/
Gebäudeteile oder auch Ausbauten,
Ausstattung und Oberflächen erhalten,
und auch Raum- und Funktionszusammenhänge – also das, was an einem
Haus als historisch wertvoll angesehen
wird - bewahrt werden. Unter Umständen
müssen Maßnahmen zur Erhaltung und
Erneuerung der originalen, historischen
Bausubstanz durch Restaurieren, Ergänzung und Auswechselung einzelner
Bauteile ergriffen werden.
Bei komplexem, besonders historisch
wertvollem Bestand empfiehlt sich ein
sog. Raumbuch, in dem ein Bauwerk
raumweise erfasst wird oder ein denkmalpflegerisches Gutachten. Es begünstigt die weitere Planung sowie ggf. den
fortlaufendem Prozess der denkmalpflegerischen Bewertung.
3.2.1.4 Bestands-Bewertung durch
Fachingenieure
Als Grundlage für die Planung der Modernisierungsmaßnahmen muss eine
Bewertung der baukonstruktiven, bauphysikalischen,
energetischen
und
schallschutztechnischen Qualität durch
Fachingenieure und ggf. Fachfirmen erfolgen.
Damit werden die aufgrund der vorhandenen Bausubstanz notwendigen und
die im Sinne einer nachhaltigen Lösung
sinnvollen Maßnahmen erkannt.
60
Detailierte Informationen zur Bestandsaufnahme und -bewertung finden Sie im
Info-Blatt 7.2 [27].
Schwerpunkte der Bewertung:
- Alter und historische Einordnung
(Architekt, Restaurator, Bauhistoriker)
- Baukonstruktion, Baustoffe
(Architekt, Bauingenieur, Gutachter)
• Festigkeit der Bauteile,
• Aufbau der Konstruktion,
• Feuchtigkeit in den Bauteilen:
Schwämme, Pilze, Salze, Schädlinge in Holzbauteilen, Mauerwerk,
etc., Bewertung durch Sachverständige für Holzschutz / Bauschäden
(u.U. Meldepflicht bei z.B. Holzbock, Echtem Hausschwamm),
• Schadstoffe in verwendeten Baustoffen.
- Statik (Tragwerksplaner)
• Tragfähigkeit und Standsicherheit
der vorhandenen Konstruktion, Baugrunduntersuchung,
• frühzeitige Berechnung / Prüfung der
vorhandenen Konstruktion, evtl.
Darstellung von Erweiterungsmöglichkeiten.
- Energetischer Zustand / Wärmeschutz
(Energieberater, Haustechniker, Bauphysiker, Heizungsfachmann)
• Wärmedämmeigenschaften der
einzelnen Bauteile,
• Luftdichtigkeit,
• Heizenergieverbrauch.
- Haustechnische Anlage
(Haustechniker, Heizungs-, Elektrofachmann)
Zustand der
• Elektroanlage: Dimensionierung,
Sicherheit (Elektriker),
• Heizung und, falls vorhanden, Schornstein (Schornsteinfegermeister),
• Lüftung,
• Sanitärtechnik: Ausstattung, Zustand der Leitungen.
- Schallschutz (Bauphysiker, Architekt)
• Luft- und Trittschalldämmung einzelner Bauteile und Geräusche haustechnischer Anlagen.
Planungsstrategie - Beteiligung von Fachplanern und Fach rmen
3.2.2 Modernisierungskonzept
Die Grundsätze der Nachhaltigkeit gehören zu den wichtigsten Entwurfsprinzipien
– nicht nur bei der Modernisierung historisch wertvoller Wohngebäuden: Sind
z.B. die Maßnahmen reversibel, sind die
einzelnen Bauteile wiederverwendbar,
sind Reparaturen mit vergleichsweise
geringem Aufwand durchzuführen, können die Betriebskosten möglichst niedrig
gehalten werden?
Die Kosten für eine fachgerechte Planung zahlen sich grundsätzlich aus. Die
„baubegleitende Planung“ hingegen kann
zu deutlichen Überschreitungen der geplanten Kosten führen.
Entwurf - ggf. unter Einbeziehung eines
Fachplaners für Denkmalpflege
- Räumliche Veränderungen (Architekt),
- energetische Maßnahmen (Architekt,
Energieberater, Bauingenieur),
- gestalterische Maßnahmen (Architekt),
- konstruktive Maßnahmen (Architekt,
Bauingenieur),
- sicherheitstechnische Maßnahmen
(Architekt, Bauingenieur, Andere).
Eine frühe detaillierte Planung ist die
Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln (siehe Kap. 4.3), die in verschiedenen Kombinationen in Anspruch
genommen werden können.
3.2.3 Planung und Ausführung
Phase
Beteiligte
Grundlagenermittlung
Entwurfsplanung
Genehmigungsplanung
Architekt, Bauaufsichtsbehörde,
(Denkmalamt), ggf. unter Einbeziehung eines Fachplaners für
Denkmalpflege / Restaurator
Tragwerksplaner, ggf. Prüfung
des Prüfstatikers
Energieberater, Sachverständiger
Statische Berechnung
Energieausweis
Ausführungsplanung
Ausschreibung der Bauleistung
Auftragsvergabe
Bauüberwachung
Objektbetreuung und
Dokumentation
Tätigkeitsbeschreibung
Erarbeiten und Einreichen der
Grundlagen und Vorlagen für die
erforderlichen Genehmigungen
oder Zustimmungen.
Berechnung der Statik für die
Genehmigung.
Der Energieausweis gibt Auskunft zum energetischen Standard des Gebäudes.
Architekt
Erarbeiten und Darstellen der
ausführungsreifen Planungslösung.
Tragwerksplaner
Berechnung der Statik für die
Ausführung.
Architekt, Fachplaner
Ermitteln der Mengen und Aufstellen von Leistungsverzeichnissen.
Ermitteln der Kosten und MitwirArchitekt, Fachplaner
kung bei der Auftragsvergabe.
Architekt, Bauingenieur, TragBauleitung, Koordination, Bauwerksplaner, SiGeKo (Sichertagebuch, Mängelfeststellung,
heits- und Gesundheitsschutzko- Mahnungen, etc.
ordinator)
Bauaufsichtsbehörde
Architekt
Zusammenstellen aller für den
Bau wesentlichen Unterlagen.
Tabelle 3.1: Planungsphasen und Planungsbeteiligte 7
Wichtige Planungskriterien:
- Prioritätensetzung hinsichtlich der
Dringlichkeit einzelner Maßnahmen,
- logische Abfolge der einzelnen Maßnahmen („Maßnahmenkopplung“),
- nach Möglichkeit Aufteilung in zeitlich
unabhängige Schritte,
- Wieviel Zeit steht zur Verfügung?
- Ist das Gebäude bzw. Teile des Gebäudes während der Bauarbeiten bewohnt
(Belastung durch Staub und Lärm)?
7
Weitere Informationen zur
Vorbereitung, Planung und
Bauablauf siehe Info-Blatt
8.1 Instandsetzung, Modernisierung, Umbau [28].
61
Modernisierungskosten - Wirtschaftliche Planungslösungen
4
Modernisierungskosten
Wesentliche Faktoren bei der Instandhaltung und Modernisierung sind die
Kosten, die Finanzierung und die Förderung, darunter bei denkmalgeschützten
Gebäuden insbesondere auch die Steuervorteile. Jede Investition in die Erhaltung historisch wertvoller Wohngebäude
setzt eine eindeutige Klärung der Kosten und der Finanzierung voraus. Jeder
Entscheidung sollten also klare Vorstellungen über den Umfang, die zeitlichen
Auswirkungen und die finanziellen Belastungen zu Grunde liegen, damit das
Risiko für den Eigentümer so gering wie
möglich gehalten werden kann.
4.1
Untersuchungen belegen, dass diese
Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen an historisch wertvollen oder
unter Denkmalschutz stehenden Wohngebäuden nicht grundsätzlich teurer sein
müssen als andere Maßnahmen im Gebäudebestand. Es kommt jedoch darauf
an, die Maßnahmen auf das Sinnvolle zu
beschränken und diese dann kostensparend zu planen und auszuführen [29]. Da
die Ermittlung der Modernisierungskosten jedoch häufig schwierig ist, ist die Einschaltung eines mit denkmalpflegerischen
Maßnahmen vertrauten Architekten auch
aus Gründen der Kostensicherheit zu empfehlen.
Wirtschaftliche Planungslösungen
4.1.1 Lebenszykluskostenbetrachtung
Wirtschaftliches Planen und Bauen im
Sinne der Nachhaltigkeit beruht auf einer Lebenszyklusbetrachtung. Dieser
Ansatz erfasst eine bauliche Maßnahme
von der Erzeugung der Rohstoffe, den
Einbau, die Nutzungsphase bis zum Austausch und der Wiederverwertung. Ausschlaggebend sind die Wahl der Konstruktionen, Baustoffe und Bauverfahren,
die Art und Dauer der Nutzung und die
Einwirkung auf die Umwelt. Dabei stellt
die richtige Auswahl der eingesetzten
Bauteile und Baustoffe im Sinne einer
angepassten Lebensdauer ein wichtiges
Kriterium dar.
Der Begriff Lebenszykluskostenbetrachtung bedeutet also eine ganzheitlicheSicht auf alle im Zeitablauf eines Gebäudes entstehenden Kosten. Kurzfristige
Einsparungen bei der Planung und Qualitätssicherung können sich im Laufe der
Jahre durch erhöhte Betriebskosten sowie vorzeitige Instandhaltungskosten zu
einem vielfachen der vermeintlich eingesparten Kosten aufaddieren. Es gibt
allerdings keine grundsätzlich gültige
Abhängigkeit zwischen den Investitionskosten – also z.B. den Modernisierungskosten - und den späteren Bauunterhaltungskosten. So kann nicht in jedem Fall
davon ausgegangen werden, dass mit
einem erhöhten Kostenaufwand für die
Sanierung eines Wohngebäudes auch
die Bauunterhaltungskosten um ein entsprechendes Maß sinken.
Im Sinne einer Lebenszyklusbetrachtung
ist es deshalb unerlässlich, schon bei
der Planung einer Modernisierungsmaßnahme über die Kosten der Bewirtschaftung und Instandhaltung nachzudenken
sowie Qualitäten festzulegen und diese
im weiteren Verfahren auch zu sichern.
4.1.2 Anwendung planerischer, technischer und organisatorischer
Maßnahmen zur Verringerung der Kosten
Mit der Modernisierungsplanung und der
Festlegung der bautechnischen Maßnahmen wird also nicht nur über die Höhe
62
der Investitionskosten, sondern auch
schon weitgehend über die Entwicklung
der Baunutzungskosten entschieden.
Modernisierungskosten - Wirtschaftliche Planungslösungen
Damit kann der spätere Bewohner eines
Gebäudes - gemessen an dem Entscheidungsspielraum während der Planung - in
der Nutzungsphase nur noch einen beschränkten Einfluss auf die Entwicklung
der Bauunterhaltungskosten ausüben.
Eine wirtschaftliche Planung – also die
Reduzierung der Lebenszykluskosten
insgesamt - kommt daher insbesondere durch eine Minimierung der späteren
Nutzungskosten zum Ausdruck. Dabei
sind planerische, technische und organisatorische Maßnahmen, die zur Verringerung der Kosten beitragen können,
gleichermaßen wichtig [30]. Erst eine
konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen führt zum Erfolg, obwohl gerade
bei Sanierungsmaßnahmen nicht immer
das gesamte Maßnahmenbündel realisierbar ist. Kosten können gesenkt werden durch:
- eine qualifizierte Vorbereitung aller Planungs- und Baumaßnahmen,
- die direkte Reduzierung der Bauwerkskosten und
- die langfristige Reduzierung der Instandhaltungskosten.
Wesentliche Maßnahmen zur Senkung
der Kosten sind
- eine intelligente Modernisierungsplanung,
- der Einsatz weiterentwickelter Technologien und Materialien,
- die Verwendung von Serienelementen
und vorgefertigten Produkten,
- eine sinnvolle Reduzierung technischer
Standards,
- eine gute Koordination innerhalb des
Projektablaufs und
- eine laufende Kostenverfolgung.
Auf die oben genannten Aspekte soll in
den folgenden Abschnitten detaillierter
eingegangen werden.
4.1.3 Umfassende Vorbereitung des Planungsverfahrens und der
Baudurchführung
Grundlage für eine wirtschaftliche Planung ist eine gründliche Analyse des
bestehenden Gebäudes, z.B. auf der
Basis vorhandener Bestandsunterlagen
oder einer umfassenden Bestandsaufnahme. Darauf aufbauend erfolgt - nach
eingehender Beratung durch Architekten
und Behörden - eine genaue Festlegung der Planungsziele durch den Bauherren. Zukünftig gilt dabei auch für den
Gebäudebestand - der üblicherweise für
eine bestimmte Nutzung errichtet wurde dass er verschiedenen Nutzungsanforderungen und einer ganzheitlichen Betrachtungsweise standhalten muss. Eine
hohe Qualifikation der sorgfältig ausgewählten Planungsbeteiligten in Verbindung mit einer optimalen Nutzung der
Planungsressourcen tragen wesentlich
zur Erreichung dieser Ziele bei.
Die Planungs- und damit auch Kostensicherheit wird durch eine frühzeitige Einbeziehung der zuständigen Fachbehörden und die Umsetzung ihrer - möglichst
exakt formulierten und verlässlichen Vorgaben in die Planung deutlich verbessert.
Ein wichtiger Ansatz zur wirtschaftlichen
Planung ist die sinnvolle Kopplung ver-
schiedener Maßnahmen. So ist die ohnehin anstehende Modernisierung der
Bäder der richtige Zeitpunkt um über die
Umstellung auf eine zentrale Warmwasserversorgung in Verbindung mit dem
Aufbau einer Solarthermie-Anlage auf
dem Dach nachzudenken. So können
alle erforderlichen Leitungen gleich in
dem ohnehin neu zu errichtenden Installationsschacht zusammengeführt und
gebündelt werden. Ist dieser erst wieder
geschlossen und die Bäder neu gefliest,
wäre es ungleich aufwändiger die erforderlichen Installationen durchzuführen.
Die Gelegenheit für eine sinnvolle Nutzung regenerativer Energien - und damit
verbunden einer langfristigen Senkung
der Energiekosten – wäre auf längere
Sicht vertan.
Vergleichbares gilt für die zeitgleiche
Ausführung eines Wärmedämmverbundsystems und der Erneuerung der Fenster. Dabei können z.B. die neuen Fenster
an die vordere Kante des Außenmauerwerks gesetzt und dabei die Fensterrahmen unmittelbar überdämmt werden. So
wird eine Wärmebrücke durch die unzureichende Dämmung der Fensterleibung
reduziert und der äußere Eindruck der
63
Modernisierungskosten - Wirtschaftliche Planungslösungen
Fassade bleibt trotz vorgesetzter Wärmedämmung auf Grund der unveränderten
Leibungstiefe weitgehend erhalten.
Nachdem die Planung – ggf. unter Einbeziehung von Alternativplanungen
und damit einhergehender Kostenschätzungen - abgeschlossen und mit allen
Beteiligten abgestimmt wurde, sollten
grundsätzlich spätere Änderungen, wie
neue Nutzungsgedanken, Sonderwünsche etc., vermieden werden, da dies regelmäßig zu Kostenerhöhungen führt.
Eine Ausnahme bildet die Ausschöpfung von Kostensenkungspotenzialen im
Rahmen der Kostenverfolgung.
4.1.4 Sorgfältige Koordinierung und Abstimmung des Projektablaufs
Die Planung - und insbesondere die Baudurchführung - in einem bestehenden Gebäude erfordert eine sorgfältige Koordinierung und Abstimmung unter den Beteiligten. Durch die Weiterverwendung
bestehender Konstruktionen, Bauteile
und Einbauten sind in der Regel mehrere verschiedene Gewerke gleichzeitig
im Objekt tätig. Meist mehr als bei einem
üblichen Neubau, da die zeitliche Abfolge über Rohbau und Ausbau nicht so
klar abzugrenzen sind. So kann es z.B.
immer wieder dazu kommen, dass erst
bei Ausbauarbeiten bisher verdeckte
Mängel an Bauteilen erkennbar werden,
die dann außerplanmäßig instandgesetzt
oder sogar ausgetauscht werden müssen. Die Arbeiten greifen also deutlich
stärker ineinander als bei einem linearen
Neubauprozess.
Die dafür notwendigen Organisationsstrukturen und Abstimmungswege sollten bereits in der Planung angelegt werden. Es bedingt jedoch auch, dass die
Bauleitung während der Bauphase präsent ist, um unvorhergesehene Fragen
kurzfristig und fachgerecht entscheiden
zu können. Dabei ist es wichtig, dass die
Bauleitung sich nicht nur die eigentliche
Ausführungsplanung, sondern auch die
dahinter stehenden Ziele zu eigen gemacht hat. Nur so kann sie im Interesse
des Bauherren dann auch im Detail die
richtigen Entscheidungen treffen. Insofern ist es in der Regel sinnvoll, dass die
Planung und Bauleitung in einer Hand
liegen, zumindest aber eng verzahnt arbeiten.
4.1.5 Gebäude- und konstruktionsbezogene Gebäudeplanung
Eine altbaugerechte Planung ist wesentliche Grundvoraussetzung für eine
insgesamt wirtschaftliche Maßnahme.
Das beginnt bereits bei der Festlegung
der zukünftigen Nutzung für das Gebäude bzw. die einzelnen Gebäudebereiche. Altbauten, insbesondere unter
Denkmalschutz stehende historische
Gebäude haben oft unwirtschaftliche
Raumgrößen, z.B. sind die Flurbereiche
überdimensioniert. Dafür sind sinnvolle
Nutzungen zu finden. Ein Gebäude ist
immer ganzheitlich zu betrachten und
funktioniert langfristig nur im Zusammenspiel und in der Verträglichkeit seiner verschiedenen Teile. Die zukünftige
Nutzung sollte so ausgewählt werden,
dass die vorhandenen Räume weitgehend ohne Grundrissveränderungen genutzt werden können. Soweit dies nicht
64
möglich ist, sollte zumindest angestrebt
werden, die tragenden Konstruktionen
zu erhalten. Eingriffe in das vorhandene
Traggefüge sollten minimiert werden, da
diese in der Regel zu erhöhtem Aufwand
und damit zu steigenden Kosten führen.
Wirtschaftlich vertretbar ist eine Maßnahme nur dann, wenn die Erhöhung
des Nutzwertes in einem angemessenen
Verhältnis zu den eingesetzten Sanierungskosten steht.
Damit orientiert sich eine altbaugerechte
Planung eben nicht vorrangig an den aus
dem Neubau bekannten Raumzuschnitten, sondern sucht sinnvolle Kompromisse. Diese tragen zum individuellen
Charakter des Wohnens im Bestand bei
und machen seinen Reiz aus.
Modernisierungskosten - Kostenkontrolle
Auf Grundlage der bereits genannten Bestandsaufnahme ist festzulegen, welche
Bauteile weiterhin nutzbar sind und belassen werden können und welche zwingend
auszutauschen sind. Eine mit Augenmaß
betriebene, wenig in die Substanz eingreifende Planung hilft entscheidend Kosten
zu reduzieren und kann diese im Idealfall auf ein Minimum beschränken. Dabei
sind vordringlich erprobte Verfahren - wie
substanzschonende Untersuchungsmethoden, korrigierbare und reversible Eingriffe, Beschränkung auf kleinstmögliche
Eingriffe und lokale Begrenzung von
Maßnahmen - anzuwenden. Der erhaltenswerte Bestand ist während der Baudurchführung konsequent gegen Beschädigung oder Zerstörung zu schützen.
4.1.6 Sinnvolle Anpassung und Umsetzung technischer Standards
Die Planung einer Modernisierung von
Wohngebäuden im Bestand, insbesondere wenn es sich dabei um historisch
wertvolle Bausubstanz handelt, ist ein
ständiger Abwägungsprozess. So lassen
sich für den Neubau sinnvolle technische
Standards nicht immer eins zu eins im
Altbau umsetzen, sondern müssen sinngemäß angepasst werden. Dennoch können unter Umständen Serienelemente
und vorgefertigte Produkte bei der Modernisierung eingesetzt und damit zur
Kostensenkung beigetragen werden.
4.2
Viele Verordnungen sehen bei der Anwendung im Bestand Ausnahmeregelungen
vor. So ist z.B. aus Gründen des Denkmalschutzes eine Befreiung von der Umsetzung der Energieeinsparverordnung
möglich. Das soll jedoch nicht bedeuten,
dass nicht mit entsprechender Kreativität
Lösungen gefunden werden können, die
- dem Sinne der Verordnung nach - annähernd gleichwertige Ergebnisse erreichen
können.
Kostenkontrolle
4.2.1 Kostenermittlung
Die Instandsetzung und Modernisierung
im Gebäudebestand - insbesondere der
Umgang mit historisch wertvoller Gebäudesubstanz - erfordert einen sorgfältigen Umgang mit den Kosten, da hier in
der Regel verstärkt unvorhergesehene
kostenverändernde Entscheidungen zu
treffen sind. Die Kosten müssen jedoch
nicht über denen anderer Bauvorhaben
liegen, sofern die Maßnahmen entsprechend qualifiziert vorbereitet, geplant
und durchgeführt werden. Werden diese
sinnvoll auf das Notwendige begrenzt,
können die Kosten häufig wesentlich
reduziert werden und sich damit oft sogar günstiger und wirtschaftlicher als bei
Neubauten darstellen.
Als Kostenermittlung bezeichnet die DIN
276 die Vorausberechnung der entstehenden Kosten bzw. die Feststellung
der tatsächlich entstandenen Kosten. Es
gibt verschiedene Phasen der Kostener-
mittlung, die je nach Bedarf in der Genauigkeit und dem Bearbeitungsumfang
gestaffelt sind. Sie unterscheiden sich je
nach Fortschritt des Projektes in:
- Kostenschätzung (überschlägige Ermittlung der Kosten) dient als Grundlage für die Entscheidung über die Vorplanung;
- Kostenberechnung (angenäherte Ermittlung der Kosten) dient als Grundlage für die Entscheidung über die Entwurfsplanung;
- Kostenanschlag (möglichst genaue
Ermittlung der Kosten) dient als Grundlage für die Entscheidung über die Ausführungsplanung und die Vorbereitung
der Vergabe der Bauleistungen,
- Kostenfeststellung (Ermittlung der tatsächlich entstandenen Kosten) dient
zum Nachweis der entstandenen Kosten sowie zur Dokumentation und zum
Kostenvergleich.
65
Modernisierungskosten - Kostenkontrolle
Für die ersten Kostenschätzungen in der
Vorbereitungsphase eines Modernisierungsvorhabens werden in der Praxis
allgemein anerkannte Erfahrungswerte
- z.B. Kalkulationsrichtwerte aus der Literatur - angesetzt, deren Anwendung auf
Grund der großen Bandbreite jedoch erhebliche Fachkenntnis voraussetzt [31].
In der weiteren Planung geht es primär
darum, das vorhandene Investitionsvolumen so einzusetzen, dass die Lebenszykluskosten insgesamt, insbesondere
aber die Baunutzungskosten minimiert
werden.
Die Baunutzungskosten werden in der
ersten Ebene - nach DIN 18960 Nutzungskosten im Hochbau - in folgende
vier Nutzungskostengruppen gegliedert:
-
Kapitalkosten
Verwaltungskosten
Betriebskosten
Instandsetzungskosten (Bauunterhaltungskosten).
sind die Betriebs- und Instandsetzungskosten, die sich wie folgt weiter untergliedern:
Betriebskosten
- Ver- und Entsorgung,
- Reinigung und Pflege,
- Bedienung der technischen Anlagen,
- Inspektion und Wartung der Baukonstruktionen,
- Inspektion und Wartung der technische
Anlagen,
- Kontroll- und Sicherheitsdienste,
- Abgaben und Beiträge sowie
- sonstige Betriebskosten.
Instandsetzungskosten
- Instandsetzung der Baukonstruktionen,
- Instandsetzung der technischen Anlagen,
- Instandsetzung der Außenanlagen sowie
- Instandsetzung der Ausstattung.
Ein Teil dieser Kosten kann mit der dargestellten gezielten Lebenszyklusplanung positiv beeinflusst werden.
Wesentlich für die Lebenszykluskostenbetrachtung im Zusammenhang mit der
Modernisierung eines Wohngebäudes
4.2.2 Laufende Verfolgung der Planungs- und Baukosten
Die Kostenkontrolle ist der Vergleich der
aktuellen mit einer jeweils früheren Kostenermittlung. Die Kostensteuerung ist
das gezielte Eingreifen in die Entwicklung
der Kosten, insbesondere wenn durch
die Kostenkontrolle Abweichungen festgestellt wurden. Grundlage der Kostensteuerungsmaßnahmen ist die Erkenntnis, dass der gesamte Bauprozess in
66
seinen Planungs- und Bauphasen immer
wieder auf Einsparungsmaßnahmen untersucht werden muss. Eine ggf. notwendige Anpassung der Planung – z.B. Verringerung von Ausbaustandards – sollte
frühzeitig erfolgen, da die Möglichkeiten
zur Einflussnahme mit dem Fortschreiten der Planung sinken.
Fördermöglichkeiten
Modernisierungskosten - Fördermöglichkeiten
4.3
4.3.1 Fördermaßnahmen des Bundes
Die Modernisierung und Instandsetzung
von Wohngebäuden, die Erweiterung
und der Umbau sowie Maßnahmen zur
Ressourceneinsparung, insbesondere
von Heizenergie werden auf Bundesebene durch verschiedene Programme
gefördert. Die Förderung erfolgt im
Wesentlichen durch die Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW), das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA) sowie die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR). Diese Programme gelten grundsätzlich für den gesamten Wohngebäudebestand.
Unter bestimmten Umständen können
dazu noch Fördermittel aus dem städtebaulichen Denkmalschutz eingesetzt
werden. Darüber hinaus werden insbesondere für die Erhaltung und Modernisierung von denkmalgeschützten
Gebäuden verschiedene Abschreibungsmöglichkeiten bei einzelnen Steuerarten
gewährt.
Da die Fördereinrichtungen ihre Programme in unregelmäßigen Abständen
den politischen Zielstellungen entsprechend anpassen und umstrukturieren,
sollen hier nur die inhaltlichen Grundzüge dargestellt werden. Aktuelle Informationen zu den geltenden Förderprogrammen erhalten Sie im Informationsblatt 2.4
Staatliche Förderung bei der Instandsetzung, Modernisierung und Energiesparmaßnahmen unter www.kompetenzzentrum-iemb.de.
Ein Schwerpunkt der KfW-Förderung ist
die energetische Gebäudesanierung.
Das Programm ist Bestandteil des Nationalen Klimaschutzprogramms und dient
der zinsgünstigen langfristigen Finanzierung von besonders umfangreichen Investitionen zur CO2-Minderung und zur
Energieeinsparung in Wohngebäuden
des Altbaubestandes mit einem nachweisbaren Einspareffekt.
Gefördert werden auch energetische Einzelmaßnahmen wie z.B. der Heizungsaustausch oder die Wärmedämmung
der Gebäudeaußenhülle. Ebenfalls be-
rücksichtigt werden der Einbau von Heizungstechnik zur Nutzung erneuerbarer
Energien sowie die Errichtung, die Erweiterung und der Erwerb von Photovoltaikanlagen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung aller Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die zu einer Verbesserung des Wohnwertes beitragen
wie z.B. die Fenstererneuerung, Grundrissveränderungen, ein Balkonanbau
oder eine Baderneuerung.
Diese Förderprogramme der KfW-Förderbank stehen allen zur Verfügung,
die in eine Wohnung investieren, die
sie selbst bewohnen oder vermieten.
Hierzu gehören z.B. Privatpersonen,
Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften, Gemeinden, Kreise,
Gemeindeverbände und sonstige Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts.
Weitere Informationen dazu erhalten Sie
auch unter www.kfw.de
Einen fundierten Einstieg in eine energetische Modernisierung bietet die Energiesparberatung vor Ort vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA), einer nachgeordneten Einrichtung des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Energieberater – eingetragen
auf einer nach Postleitzahlen sortierten
Liste der BAFA – führt eine Gebäudebegehung durch, nimmt wesentliche
Daten des Gebäudes auf, stellt den
derzeitigen energetischen Zustand dar
und gibt Empfehlungen für sinnvolle und
wirtschaftliche
Modernisierungsmaßnahmen. Im Rahmen des Programms
wird diese Beratung mit festgelegten Honorarzuschüssen gefördert.
Nach derzeitigem Stand können Gebäudeeigentümer eine Beratung in Anspruch nehmen: für deren Wohngebäude eine Baugenehmigung in den alten
Bundesländern vor dem 01.01.1984 und
in den neuen Bundesländern vor dem
01.01.1989 erteilt wurde.
67
Modernisierungskosten - Fördermöglichkeiten
In weiteren Programmen des BAFA
werden zur Zeit die Errichtung und Erweiterung von Solarkollektoranlagen zur
Warmwasserbereitung und/oder zur Bereitstellung von Prozesswärme sowie die
der Einbau von automatisch beschickten
Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse (Pelletsanlagen) oder manuell
beschickter Scheitholzvergaserkessel
finanziert.
Weitere Informationen erhalten Sie unter
www.bafa.de.
Die Fachagentur für nachwachsende
Rohstoffe (FNR) als nachgeordnete Einrichtung des Bundesumweltministeriums
fördert den Einsatz nachwachsender
Rohstoffe für die Wärmedämmung durch
Zuschüsse als Ausgleich für die erhöhten Aufwendungen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter
www.fnr.de.
4.3.2 Steuerliche Abschreibung
Für die Erwerber oder Eigentümer von
denkmalgeschützten
Wohngebäuden
bedeuten die bei den verschiedenen
Steuerarten gewährten Erleichterungen
eine wichtige finanzielle Hilfe bei der Instandsetzung und Modernisierung.
Spenden für denkmalpflegerische Zwecke an oder über geeignete Empfänger
können unter Umständen als Sonderausgaben bei der Einkommenssteuer
geltend gemacht werden.
Für die objektbezogene Beratung sollte
ein Steuerberater hinzugezogen werden. Konkrete Einzelfragen beantworten
auch die zuständigen Mitarbeiter in den
Finanzämtern.
Weitere aktuelle Informationen finden
Sie dazu im Informationsblatt 8.5 Denkmalschutz unter www.kompetenzzentrum-iemb.de.
4.3.3 Städtebaulicher Denkmalschutz
Bei entsprechender Lage können ggf.
auch Mittel im Rahmen des städtebaulichen Denkmalschutzes für ein Objekt
beantragt werden. Mit diesem Programm
wird die Erhaltung und Weiterentwicklung von bau- und kulturhistorisch wertvollen Stadtkernen in derzeit 162 Städten der neuen Bundesländer gefördert.
Die schützenswerten historischen Innenstadtbereiche sollen so erhalten und zu
attraktiven Orten mit zeitgemäßen Nutzungen entwickelt werden. Neben den
städtebaulich bedeutenden Gebäuden
und Ensembles können in diesem Zusammenhang auch im Einzelnen nicht
als Denkmal ausgewiesene Gebäude
in die Förderung einbezogen werden.
Damit können für die Erneuerung historischer Stadtkerne und die Sanierung
denkmalwerter Gebäude notwendigen
Privatinvestitionen wirksame Anschubeffekte wirksam werden.
Die Verwaltungsvereinbarung zur Städtebauförderung zwischen der Bundesre68
publik Deutschland - vertreten durch das
Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (BMVBS) - und den
Ländern regelt die Eckwerte des Programms. Die Einzelheiten der Förderung
ergeben sich aus den Richtlinien und
Verwaltungsvorschriften der einzelnen
Länder. Die Kommunen ergänzen diese Bund-Länder-Fördermittel mit einem
kommunalen Eigenanteil. Sie sind auch
Ansprechpartner für standortkonkrete
Fördermaßnahmen.
Im August 2004 wurde im Auftrag des
BMVBS und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) beim
Institut für Regionalentwicklung und
Strukturplanung (IRS) die Bundestransferstelle Städtebaulicher Denkmalschutz
eingerichtet. Über ein Internetportal
(http://www.staedtebaulicher-denkmalschutz.de/) werden alle wesentlichen
Informationen bereitgestellt. Unter anderem befindet sich eine Projektdatenbank
mit guten Beispielen zu ausgewählten
Modernisierungskosten - Fördermöglichkeiten
Themen des Städtebaulichen Denkmalschutzes im Aufbau.
Daneben können ggf. auch andere Programme zur Städtebauförderung - auch
in Kombination – eingesetzt werden, wie
z.B. die allgemeine Städtebauförderung
(Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen), der Stadtumbau-Ost/West oder die
Soziale Stadt. Einen Überblick gibt das
Merkblatt „Programme der Städtebauförderung“ des BMVBS. [32]
4.3.4 Förderprogramme der Bundesländer
In den Ländern gibt es eine Reihe von
Programmen zur Förderung der Modernisierung und Energieeinsparung, auch im
Rahmen des sozialen Wohnungsbaus.
Sie haben unterschiedliche Schwerpunkte etwa im Anwendungsbereich (z.B.
Mietwohnungen oder Eigentümerwohnungen) und der Art und Höhe der Förderung, die in Form von Zuschüssen oder
zinsgünstigen Darlehen gewährt wird.
Gefördert werden im Bereich der allgemeinen Modernisierung insbesondere :
- bauliche Modernisierungen, die den
Gebrauchswert der Wohnung verbessern (z.B. Wohnungszuschnitt, Schallschutz, Sanitärinstallation),
- bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen Wohnverhält-
nisse (z.B. Gemeinschaftsanlagen
wie Kinderspielplätze, Kfz-Stellplätze,
Einbau von Fahrstühlen),
- Maßnahmen zur Einsparung von Heizungsenergie und Wasser.
Die einzelnen Länder legen bei ihren
Programmen unterschiedliche Vorgaben
fest, die etwa bei den Kosten auch regionale Unterschiede berücksichtigen können. Daneben gibt es teilweise sehr detaillierte bautechnische Bestimmungen
und diverse andere Faktoren, die über
die Förderfähigkeit mitentscheiden. Die
Länderprogramme sind häufig an bestimmte Haushaltsstrukturen – z.B. Familien mit Kindern – oder Einkommensgrenzen gebunden.
4.3.5 Kommunale Fördermittel
Gelegentlich stehen auch in den Kommunen Fördermittel zur Verfügung,
um Maßnahmen zu unterstützen, die
besondere stadtgestalterische Bedeu-
tung haben. Auskünfte dazu erteilen
die Stadtplanungsämter oder die untere
Denkmalschutzbehörde.
4.3.6 Fördermittel sonstiger Einrichtungen und Organisationen
Im Rahmen der Finanzierungsplanung
für Maßnahmen an historisch wertvollen
oder unter Denkmalschutz stehenden
Wohngebäuden sollte geprüft werden,
ob unter Umständen weitere Fördermittel anderer Einrichtungen zur Verfügung
stehen (z.B. Deutsche Stiftung Denkmalschutz).
Grundsätzlich ist zu beachten, dass
nach den meisten Förderbestimmungen
Mittel nur für Vorhaben bewilligt werden
dürfen, die noch nicht begonnen wurden.
Ausnahmen gelten nur in bestimmten
festgelegten Fällen. Sie sollten die Mittel also rechtzeitig beantragen, zumal
bei vielen Programmen - insbesondere
der Länder und Kommunen – die zeitliche Reihenfolge der Anträge mit über
die Förderung entscheiden kann. Ein
Rechtsanspruch auf Gewährung von
Fördermitteln– mit Ausnahme z.B. der
steuerlichen Abschreibungen - besteht
in der Regel nicht.
69
Literatur- und Bildnachweis
5
Literatur- und Bildnachweis
Kap. 1
[1]
IEMB Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. an der TU
Berlin: Dialog Bauqualität - Enbericht, Bericht Nr. 1-18/2002.
[2]
Durant, W. und A.: Kulturgeschichte der Menschheit, 1985 Sonderausgabe der
Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln, Band 6-18.
[3]
Müller, W. und Gunther, V.,: dtv-Atlas Baukunst, Band 2, Baugeschichte
von der Romanik bis zur Gegenwart, 1981 Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH & Co.KG, München, 10. Auflage Juni 1997.
[4]
Kinder, H. und Hilgemann W.: dtv-Atlas Weltgeschichte, Band 2, Von der
Französischen Revolution bis zur Gegenwart, 1966, 1991 Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, 31. Auflage Mai 1997.
[5]
Hubel, A.: Denkmalpflege – Geschichte, Themen, Aufgaben – Eine Ein
führung, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
[6]
Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Berlin, 2. Auflage
2000, Deutscher Kunstbuchverlag GmbH München Berlin.
[7]
Deutscher Bundestag, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Bonn 1988, (Hrsg.):
Fragen an die deutsche Geschichte – Ideen, Kräfte, Entscheidungen - Von
1800 bis zur Gegenwart, 14.Auflage 1988.
[8]
Krisch, R. und Jocher, Th.: Das Bild vom Haus in: Einfamilienhäuser - Kon zepte, Planung, Konstruktion; Hrsg: 2000 Institut für internationale Architekturdokumentation GmbH & Co. KG München, Edition Detail; S. 29-30.
[9]
Informationsblatt 8.2: Energetische Bewertung und Modernisierung. Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an
der TU Berlin, 2006.
[10]
Informationsblatt 5.4: Schallschutz, Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an der TU Berlin, 2006.
[11]
Modernisierung von selbstgenutztem Wohneigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäuser der 50er und 60er Jahre, Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an der TU
Berlin, Juli 2005.
[12]
Informationsblatt 5.8: Verbesserung des Schallschutzes von Wohngebäuden
im Bestand, Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im
IEMB (e. V.) an der TU Berlin, 2006.
[13]
Bundesarchitektenkammer (Herausgeber): „Energiegerechtes Bauen
und Modernisieren“, Birkhauser Verlag, 1996
Kap. 2
[14] Bürogemeinschaft Sachverständigenbüro für Holzschutz Hans-Joachim Rüpke /
Dr. Ernst Kürsten: Temperatur - Feuchte -Taupunkt - Wohnklima,
URL: http://www.holzfragen.de/seiten/taupunkt.html [Datum des letzten Zugriffs:
07.02.2007]
[15]
70
Zink, Ulrich, Integra Consulting Architekten und Ingenieure
Knauf Gips KG, bzw. Saint-Gobain Isover G+H AG
[17]
LUWOGE/ BASF
[18]
Ertelt, Ulrich, planstudio Architekten
[19]
Blancke, Hannes, Baubüro Schöneberg
[20]
Ballhausen Nils: Typ Pankow in bauwelt Ausgabe 14/200, Bauverlag BV GmbH
[21]
von Busch, Mirjam, Strauch, Michael
[22]
Bösinger, Martin
[23]
3PO > Bopst Melan Architektenpartnerschaft BDA
Literatur- und Bildnachweis
[16]
Kap. 3
[24] Informationsblatt 2.1: Baufinanzierung. Kompetenzzentrum „Kostengünstig
qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an der TU Berlin, 2006.
[25]
Informationsblatt 3.2: Bauen im Lebenszyklus. Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an der TU Berlin, 2006.
[26]
Informationsblatt 3.3: Individuelle Planung mit Architekten und Ingenieuren.
Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.)
an der TU Berlin, 2006.
[27]
Informationsblatt 7.2: Bestandsaufnahme und bauteilbezogene Gebäudeauf
nahme. Kompetenzzentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im
IEMB (e. V.) an der TU Berlin, 2006.
[28]
Informationsblatt 8.1: Instandsetzung, Modernisierung, Umbau. Kompetenz
zentrum „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB (e. V.) an der TU
Berlin, 2006.
Kap. 4
[29] Martin, D. und Krautzberger, M.: Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege, Hrsg: in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz,
Verlag C.H. Beck München 2004.
[30]
Pfeiffer, M., u.a.: Entwicklung von Instrumenten für den nachhaltigen Sanierungsprozess von Büro- und Produktionsgebäuden sowie öffentlichen Liegenschaften; Abschlussbericht; Hannover, Juni 2001.
[31]
Pfeiffer, M., u.a.: (Institut für Bauforschung e.V.): Bau-Nutzungskosten – BauNutzungskosten-Kennwerte für Wohngebäude; Fraunhofer IRB Verlag; Stuttgart, 2006].
[32]
Programme der Städtebauförderung; Merkblatt über die Finanzhilfen des
Bundes; Berlin, August 2006; URL: http://www.bmvbs.de.
Sonstiges:
Titelblatt: [16], [18], [19], [23] (von links nach rechts)
Seite 4:
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