Gestaltungsfibel Für die Sanierungsgebiete Hellenthal und Dahlem Auftraggeber: Gemeinde Dahlem Hauptstraße 23 53949 Dahlem Gemeinde Hellenthal Rathausstraße 2 53940 Hellenthal Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter Bearbeiter: M. Sc. Thomas Schuppe Dipl.-Ing. Esther Dieler Professur für Städtebau und Bodenordnung Institut für Geodäsie und Geoinformation Universität Bonn Nussallee 1 53115 Bonn In Anlehnung an: RWTH Aachen, Institut für Städtebau und Landesplanung (2013):„Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten – Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel“, sowie Kreisverwaltung Ahrweiler (2007): „Ratgeber zur regionalen Baukultur“, Kreisverwaltung Ahrweiler Stand: Mai 2015 ii Inhaltsverzeichnis 1 Fassaden .......................................................................................................................................... 4 1.1 Fachwerk ................................................................................................................................. 4 1.2 Naturstein ................................................................................................................................ 5 1.3 Ziegel ....................................................................................................................................... 5 1.4 Putzfassaden............................................................................................................................ 6 1.5 Weitere Fassadentypen........................................................................................................... 6 2 Fenster ............................................................................................................................................. 7 3 Türen ............................................................................................................................................... 8 4 Werbeanlagen ................................................................................................................................. 8 5 Dächer ............................................................................................................................................. 9 6 7 5.1 Dachform ................................................................................................................................. 9 5.2 Dachüberstand ........................................................................................................................ 9 5.3 Dacheindeckung .................................................................................................................... 10 5.4 Dachgauben ........................................................................................................................... 11 5.5 Solar- und Photovoltaikanlagen ............................................................................................ 11 Außenanlagen................................................................................................................................ 12 6.1 Pflaster................................................................................................................................... 12 6.2 Gärten.................................................................................................................................... 12 6.3 Zäune ..................................................................................................................................... 13 Auf einen Blick ............................................................................................................................... 14 7.1 Farbgestaltung ....................................................................................................................... 14 7.2 Fassaden, Fenster und Türen – Materialien und Farben ...................................................... 15 7.3 Werbeanlagen – Materialien und Farben ............................................................................. 16 7.4 Dächer – Materialien und Farben ......................................................................................... 16 7.5 Beispiele zur Verdeutlichung ................................................................................................. 18 7.6 Denkmalschutz ...................................................................................................................... 19 3 Im Rahmen des Sanierungsverfahrens in Dahlem und Hellenthal bietet sich die Chance für die privaten Eigentümer neben umfassenden Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen auch optische Verbesserungen am Gestaltungsbild des Eigenheims vorzunehmen. Im Folgenden werden für die gestalterischen Elemente Fassade, Farbgebung, Fenster, Türen, Dächer und Außenanlagen dezidierte Vorgaben gemacht, die der Erhaltung des regionstypischen Ortsbildes dienen. Dennoch bieten die Vorgaben eine Flexibilität, die den Eigentümern die Umsetzung der individuellen Gestaltungswünsche ermöglicht. Diese Gestaltungsfibel basiert auf dem Ratgeber zur regionalen Baukultur der Kreisverwaltung Ahrweiler sowie auf der Veröffentlichung „Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten- Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel“ des Institutes für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen. 1 Fassaden Die Fassade soll aufgrund der Natürlichkeit seiner Materialien den Bewohnern ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Hierfür sollen die Verblendungen der historischen Materialien durch aufgebrachte Putzschichten, Verkleidungen aus Faserzementplatten, Fliesen oder Ähnlichem wieder beseitigt werden. Im Folgenden werden für die in der Region am häufigsten vorkommenden Fassadentypen Gestaltungsbeispiele dargestellt. 1.1 Fachwerk Die Fassaden sind geprägt von einem geometrischen „Muster“ aus Holzbalken, dessen Zwischenräume die so genannten Gefache, mit einem verputzten Mauerwerk gefüllt sind. Die sichtbaren Holzbalken haben bei dieser Art Gebäude nicht nur tragende Funktion sondern sie wirken gleichzeitig auch gliedernd und schmückend. Die Fenster fügen sich in diese Struktur ein. Das sollte auch bei der Sanierung beibehalten werden. Insbesondere bei der Ausbildung der Gefache ist bei einer Sanierung auf die Wahl der richtigen Baumaterialien zu achten. Statt eines klassischen Wärmedämm-Verbundsystems, welches mit schroffen Kanten aus der Fassade hervorsteht, sollte ein Lehmputz oder Luftkalkmörtel genutzt werden, wodurch harmonische Übergänge von den Gefachen zu den Balken entstehen. Abbildung 1: Gebäude mit Fachwerk in Hellenthal 4 1.2 Naturstein Bei der Errichtung eines neuen Hauses war man früher auf die Materialien angewiesen, die in unmittelbarer Nähe zur Verfügung standen, da vor allem der Transport der Baustoffe über viele Kilometer nicht vorstellbar war. So entstanden im Kreis Euskirchen neben den zuvor beschriebenen Fachwerkhäusern vor allem Gebäude mit Natursteinfassaden. Oft müssen bei einer Sanierung die maroden Fugen ausgekratzt und später neu gefüllt werden. Dies geschieht in der Regel mittels Trasszement. Wichtig ist es hierbei, die richtige Fugenfarbe zu bestimmen. Sie sollte den jeweiligen Mauersteinen entsprechen und dabei in ihrer Farbigkeit gegenüber den Steinen zurücktreten. Abbildung 2: Fassade mit Naturstein in Dahlem (Blaue Fenster- und Türeinfassung sind nicht regionaltyisch) 1.3 Ziegel Ebenfalls können in den Gemeinden Hellenthal und Dahlem Häuser mit einer alten Klinkerfassade aus gebrannten Ziegeln vorgefunden werden. Diese Fassaden sind für die Region typisch. Im Gegensatz zu Grauwacke, Tuff und Lava wurden hier also keine Mauersteine im Steinbruch gebrochenen, sondern aus einem Tongemisch „künstlich“ hergestellt. Die Farbe der Ziegelsteine steht im Zusammenhang mit dem Eisenanteil des Tongemisches. Viel Eisen ergibt eine rotbräunliche Färbung, wenig Eisen hat eine Farbigkeit von Gelb bis Ocker zur Folge. Abbildung 3: Gebäude mit Ziegelfassade in Hellenthal 5 1.4 Putzfassaden Auch alte Putzfassaden sieht man im Kreis Euskirchen vielerorts. Sie bestehen meist aus einem Kalk- oder Mineralputz, der später mit einem mineralischen Anstrich überzogen wurde. Die natürliche Strukturierung der alten Putzfassaden sollte unbedingt bei einer Sanierung erhalten bleiben. Damit der ursprüngliche Charme nicht verloren geht, sollten keine modernen Putztechniken verwendet werden. Abbildung 4Gebäude mit Putzfassade in Dahlem 1.5 Weitere Fassadentypen Mischfassaden Häufiger sind auch Mischbauweisen anzutreffen. Dabei ist der Sockel oder gar das ganze Erdgeschoss aus Natursteinen oder Ziegeln gemauert, während das darüber liegende Geschoss verputzt ist oder aus einer Fachwerkkonstruktion besteht. Auch die Kombination von verputztem Mauerwerk im unteren Geschoss und Holzkonstruktion im Obergeschoss tritt als mögliche Fassadengestaltung vielfach auf. Abbildung 5: Gebäude mit Mischfassade in Hellenthal 6 Sockel/Gesimse Die Sockelgestaltung, aufgemalte Ornamente, horizontale Mauerbänder und Gesimse sind ortsübliche Verzierungen, die die Fassaden schmücken und gliedern. Diese Dekorationen sollen bei einer Sanierung wieder herausgearbeitet werden. Der Materialwechsel im Sockelbereich dient dem Schutz vor Spritzwasser und verhindert so eine Durchfeuchtung des Bauwerks durch aufsteigende Nässe. Abbildung 6: Gebäude mit Sockel in Dahlem 2 Fenster Harmonisch gestaltete Fenster tragen in einem hohen Maße dazu bei, die Fassade eines Hauses zu einem wahren Schmuckstück zu machen. Bei einer Erneuerung der Fenster sollte das ursprüngliche Erscheinungsbild des Gebäudes als Vorbild dienen. Als Material sollte daher vorwiegend Holz für die Fensterrahmen verwendet werden. Speziell Holzfenster entsprechen den Anforderungen des modernen Bauens und besitzen eine ausreichende Wärmeisolierung. Außerdem sind Fenster mit Sprossen ungeteilten Fensterflächen vorzuziehen. Die ursprüngliche Teilung mit Sprossen lässt sich anhand alter Fotos herausfinden. Sofern auch Kunststofffenster einem harmonischen Gesamteindruck des Gebäudes nicht entgegenstehen, können auch diese in Gebäuden jüngeren Baualters (ca. ab 1950) Anwendung finden. Bei Fachwerkhäusern sind jedoch Holzfenster mit Sprosseneinteilung einzubauen. In Massivhäusern ist eine Gliederung bestehend aus einem Oberlicht und zwei „länglichen“ Flügeln wünschenswert. Die Fensterrahmen sind in den Farben schwarz, grau, dunkelbraun oder weiß zu wählen. Gestalterische Aspekte können durch eine Umrahmung der Fenster gesetzt werden. Hierfür stehen verschiedene Materialien und Techniken zur Verfügung: Putz, Naturstein oder Holz. Die Farbwahl soll sich harmonisch in die Fassade einfügen. Typisch sind Schwarz- und Grautöne sowie insbesondere in Dahlem natürliche Rottöne (Oxidrot/Ochsenblutrot). Die Ausrichtung und die Anordnung der Fenster in der Fassade sind für das Erscheinungsbild von entscheidender Bedeutung. Regionstypisch sind stehende Fensterformate mit Unterteilung. Das heißt, die Breite der Fenster ist deutlich geringer als ihre Höhe, oft in einem Verhältnis von ca. 1:1,4-1,7. Ausnahmen bilden quadratische Fenster in kleinen Fachwerkhäu7 sern. Stehende Fensterformate sollen daher bei einem Austausch der Fenster durch entsprechende Formate ersetzt werden, bei Fachwerkhäusern sind die ggf. quadratischen Fenster beizubehalten. Fenster nehmen Bezug aufeinander, d.h. die Fenster in EG und OG liegen „auf gleicher Achse“ übereinander. Diese Symmetrien sind beizubehalten. Einen Störfaktor bilden von außen sichtbar auf die Fassade aufgebrachte Rolllädenkästen. Insbesondere bei Altbauten (Baujahr vor 1950) ist daher hierauf zu verzichten. Rolllädenkästen sind ein neuzeitliches Element, das einfach nicht zu alten Fassaden passt. Besser sind liebevoll gestaltete Fensterläden. 3 Türen Die Übereinstimmung der Haustür mit der Fassade ist ebenso wichtig wie die Übereinstimmung der Fenster mit der Fassade. Eine handwerklich liebevoll gestaltete Haustür wertet die gesamte Fassade des Hauses auf und macht den Eingang sympathisch. Leider wurden oftmals im Zuge von Sanierungsmaßnahmen in alte, stilvolle Häuser preiswerte Standardtüren aus Aluminium oder Kunststoff eingebaut, die den Charakter des Hauses negativ verändern. Moderne Holztüren passen gut zu einem alten Haus, wenn sich die neue Tür dem Altbau unterordnet und schlicht bleibt. Unbedingt erhalten bleiben sollte der Torbogen, denn er gibt dem Haus einen ganz spezifischen Charakter. Beim Umbau von Scheunen zu Wohnzwecken eignen sich Tore hervorragend für die Belichtung der Räume. Neben Hoftoren gehören heute vor allem Garagentore zu fast jedem Haus. Abbildung 7: Torbogen- und Türgestaltung in Dahlem 4 Werbeanlagen Werbeanlagen sind ein wichtiges Aushängeschild einer Geschäftsstraße. Durch ihre Gestaltung können Sie in besonderem Maße zu einem hochwertigen Eindruck beitragen, aber auch ein negatives Erscheinungsbild unterstützen. Werbeanlagen haben somit einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg einer Geschäftsstraße. Ansprechend gestaltete Werbeanlagen ziehen Kunden, aber auch durch die Erzeugung eines positiven Images, hochwertige Nutzungen an. 8 Übergroße, überladene oder zu auffallende Werbeanlagen bewirken das Gegenteil, die Geschäftsstraße wirkt „billig“, was sich auf die Nutzungen und Kundenströme negativ auswirkt. Ein Abwärtstrend wird in Gang gesetzt. Werbeanlagen sollten daher zwar auffallen, sich jedoch farblich und in ihrer Größengestaltung in die Fassadengestaltung einfügen, um zu einem harmonischen Ortsbild beizutragen. Grundsätzlich sind Werbeanlagen daher nur an der Stätte der Leistung vorzusehen. Auf grelle Farben sollte ebenso verzichtet werden wie auf fluoreszierende, blinkende Werbeanlagen, Werbeanlagen mit Laufschrift sowie „Sky-Beamer“. Stattdessen sollten die Farbwahl an die Farbgestaltung der Fassade angepasst werden. Die zu bewerbenden Einzelhandelsbetriebe, Dienstleistungen etc. befinden sich überwiegend im Erdgeschoss. Werbeanlagen sollten daher auf das Erdgeschoss beschränkt werden. Die Werbeanlage sollte sich der Fassade unterordnen. Eine maximale Größe von 1m² sollte daher nicht überschritten werden. 5 Dächer 5.1 Dachform Neben der Fassade spiegelt vor allem das Dach regionale Merkmale wider. In der ländlich geprägten Region von Dahlem und Hellenthal wurden Wohnhäuser mit einfachen Satteldächern versehen, wobei die Dachneigung in der Regel 45° bis 47° beträgt. Vereinzelt sind als eine Abwandlung hiervon auch Krüppelwalmdächer zu finden. Mansarden- oder Walmdächer stellen Ausnahmen dar, finden sich aber zum Teil bei öffentlichen Gebäuden wie z.B. Schulen oder auch bei großen Hofanlagen. 5.2 Dachüberstand Das wichtigste Gestaltungsmerkmal der Dächer ist der Dachüberstand. Er ist bei den traditionellen Gebäuden nahezu nicht vorhanden, weder am Giebel noch an der Traufe. Abhängig von der ursprünglichen Gebäudegestaltung und Gebäudekubatur sollte auch bei Erneuerungsmaßnahmen am Dachstuhl auf einen Dachüberstand verzichtet werden. Auch bei der Ausgestaltung der Dachabschlüsse an Giebel und Traufe ist auf die harmonische Gesamtansicht des Hauses zu achten, denn die Dächer der typischen Eifelhäuser zeichnen sich durch ihre Schlichtheit aus und sollten z. B. durch aufwändige Verkleidungen nicht überladen werden. Bei Fachwerkhäusern erfolgt die Abstimmung im Einzelfall. 9 Abbildung 8: Geringer Dachüberstand in Hellenthal 5.3 Dacheindeckung Als Dacheindeckung sind in der Region Schiefer oder Tonziegel gebräuchlich. Grundsätzlich ist dabei die Farbe der Tonziegel traditionell Grau bis Schwarz. Nur vereinzelt kann man Dächer beobachten, deren hauptsächlich dunkle Deckung durch vereinzelte rote Ziegel ergänzt wurde oder die gar eine gänzlich rote Färbung zeigen. Bei der Sanierung soll eine Orientierung an den tradierten Farben und Materialien erfolgen. Sofern das harmonische Erscheinungsbild nicht gestört wird, können auch Betonpfannen als Dachbedeckung genutzt werden, die sich farblich in die Vorgaben einfügen. Ausdrücklich soll von der Verwendung der heute „modernen“ stark glasierten, glänzenden oder changierenden Ziegeln abgesehen werden. Sie stören die Harmonie zwischen Dach und Fassade. Auch auf großformatige Pfannen ist zu verzichten, da sie die insgesamt eher kleinen, schmalen Häuser scheinbar erdrücken. Stattdessen sollen kleinformatige Dacheindeckungen gewählt werden, die maßstäblich besser zu den Gebäuden passen. Bei Fachwerkhäusern erfolgt auch hierbei die Abstimmung im Einzelfall. Abbildung 9: Dachdeckung in Dahlem 10 5.4 Dachgauben Die regionstypischen Dächer haben, falls überhaupt vorhanden, nur kleine Gauben, die wiederum ein schlichtes Satteldach als oberen Abschluss besitzen, also keine Walm-, Fledermaus- oder die in Mode gekommenen Seitschleppgauben. Um Räume im Dachgeschoss zu belichten, kommen nicht nur Dachgauben, sondern auch Dachflächenfenster oder gar große Glaselemente in der Dachfläche in Frage. Gauben im Dach sollten jedoch insbesondere bei den Altbauten (Baujahr vor 1950) den gebräuchlichen Dachflächenfenstern immer vorgezogen werden. Zum einen unterstützen sie den ursprünglichen Gebäudecharakter, zum anderen bedeuten sie für den Innenraum ein Mehr an Kopfhöhe. Dachflächenfenster und Gauben sollten, soweit möglich, die Symmetrieachsen der Fenster und Türen der unteren Geschosse aufnehmen. Als Dachform sind in Anlehnung an die regionaltypischen Bauformen Satteldächer zu wählen. Schleppgauben über die gesamte Gebäudebreite sind nicht zulässig. Zu den Ortgängen sind Abstände von mindestens 0,50m einzuhalten. Abbildung 10: Dachgauben in Hellenthal 5.5 Solar- und Photovoltaikanlagen Solar- und Photovoltaikanlagen zur regenerativen Energiegewinnung sind zu befürworten, sollten jedoch harmonisch in die Dachgestaltung eingefügt werden. Die regionaltypische schlichte Dachgestaltung sollte gewahrt werden, indem die Solar- und Photovoltaikanlagen in die Dachfläche integriert werden oder die Neigung der Paneele an die Neigung des Daches angepasst wird und diese so bündig in die Dachfläche integriert werden. Außerdem sollte sich die Farbgestaltung der Paneele an der Farbgebung der Dacheindeckung orientieren und 11 es sollten zusammenhängende Flächen gebildet werden. Nur so ordnen sich die Solar- und Photovoltaikanlagen der Dachfläche unter und wirken nicht als Störfaktor. 6 Außenanlagen Hofflächen, Terrassen, Zäune, Hecken, Hofbäume, Pflanzbeete, Gärten und Fassadenbegrünungen zählen zu den Außenanlagen. Erst durch eine harmonische Gestaltung der Außenanlagen erhält das Haus einen passenden Rahmen. Viele Hofflächen wurden in den 60ern zubetoniert oder mit einer Bitumenschicht versehen. Dies gilt heute nicht mehr als vorbildlich. 6.1 Pflaster Für die die Befestigung der Hofflächen und Terrassen bieten sich die verschiedenartigsten Natursteine an. Hübsche Details ergeben sich, wenn befestigte Flächen nicht durchgängig versiegelt werden um z.B. ein Pflanzenbeet zur optischen Auflockerung anzulegen. Abbildung 11: Hofpflasterung in Dahlem 6.2 Gärten In der Eifel waren oft Bauerngärten Tradition. Eine Mischung aus Blüten und Kräutern sind die Kennzeichen eines Bauerngartens. Die Mischung aus Nutz- und Ziergarten ist somit ein typisches Merkmal. Die Bepflanzung soll sich vorwiegend aus heimischen Sträuchern, Blumen und Bäumen zusammensetzen. Koniferen und andere exotische Gehölze passen nicht in die Eifel. Heimische Bäume und Blumen lassen die vier Jahreszeiten erkennen und tragen so zur Aufwertung des Grundstücks aber auch des Ortsbildes bei. Koniferen und Nadelhölzer hingegen sind immer gleichförmig. Die Kombination von einer einfachen Blumenwiese mit Rasen ist eine denkbare Gestaltungsmöglichkeit. Eine Blumenwiese passt ebenfalls gut zu einem alten Haus. Ein gestutzter Rasen wirkt dagegen oftmals steril. Eine weitere Alternative bzw. Ergänzung zu der Bepflanzung der Hof-und Gartenflächen stellt eine Fassadenbegrünung dar. 12 Abbildung 12: Gartenbepflanzung in Dahlem Abbildung 13: Fassadenbegrünung in Dahlem 6.3 Zäune Bei Einfriedungen soll sowohl auf regionstypische Charakteristika als auch auf ein dauerhaft ansprechendes Erscheinungsbild geachtet werden. Jägerzäune sind nicht regionaltypisch und sind daher zu vermeiden. Auch Maschendrahtzäune sind nicht zu befürworten, da sie schnell verbiegen und unattraktiv aussehen. Vorzuziehen sind natürliche Holzzäune oder Heckenpflanzungen statt Zaunanlagen. Der Zaun muss nicht gleich Grenze sein. Es darf auch schon mal das eine oder andere Pflänzchen „drüberwachsen“. 13 Abbildung 14: Zaun in Dahlem 7 Auf einen Blick 7.1 Farbgestaltung „Die Natur gibt es vor“ sollte der Kernsatz jeder Farbgestaltung für Gebäude sein. Die Farben für die Häuser sollen so gewählt werden, dass sie die regionale Bauweise unterstützen und mit der Landschaft und dem Ortsbild eine harmonische Einheit bilden. Damit die Farbgestaltung der Häuser in einem regionaltypischen Kontext steht, sollten die Farben verwendet werden, die in der unmittelbaren Umgebung traditionell verwandt werden. In der Region können verschiedenste Beige- und Ockertöne, Brauntöne in allen Abstufungen von hell bis dunkel, ein kräftiges Orange sowie ein tiefes Rot vorgefunden werden. Alle diese im Naturstein anzutreffenden Farben können für die Gestaltung des Hauses verwandt werden. Dennoch ist Vorsicht geboten. Auch beim Thema Farben besteht wie bereits bei der Auswahl der Gebäudearchitektur die Gefahr der Reizüberflutung. Für die Fassadengestaltung gilt folgender Grundsatz: Immer abgemischte Farben verwenden, damit sich das Gebäude in die Umgebung, in die Natur einfügt. In der Natur gibt es kein Reinweiß (Reines, strahlendes Weiß wird im Süden angewandt, wo die Reflektion des Sonnenlichtes durch die Farbe Weiß die Temperatur im Haus reduziert), auch treffen wir selten ein reines Rot, Blau oder Gelb an. 14 7.2 Fassaden, Fenster und Türen – Materialien und Farben Fassade Fachwerk Naturstein Materialien Holzbalken, verputztes Mauerwerk Natursteine der Region: Buntsandstein, Grauwacke, Blaustein Klinkerfassade aus gebrannten Ziegeln hergestellt aus einem Tongemisch Putzfassade Kalk-u. Mineralputz Ziegel Sockel/ Gesimse Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk, bei Fachwerkgebäuden auch Putz (Kalk- und Mineralputz) Farbe Schwarze Balken, weiße Ausfachungen Verschiedene Rot-, Gelb-, Brauntöne Besonderheiten dunklere Farbtöne: Gelb, Rot, Braun und Grau, Grün Verzicht auf aufwendige Verzierungen Weiß, Beigetöne, helle Gelbtöne Verzicht auf aufwendige Verzierungen und moderne Putztechniken bei Altbauten Sockelhöhe: 50-100cm; Verzicht auf aufwendige Verzierungen Verschiedene Rot-, Gelb-, Brauntöne Die dem öffentlichen Straßenraum zugewandten Hausseiten sind freizuhalten; bei denkmalgeschützten Gebäuden erfolgt die Absprache im Einzelfall Antennen/ Satellitenschüsseln Fenster Verzicht auf aufwendige Verzierungen Materialien Fensterrahmen in Fachwerkgebäuden sowie Gebäuden, die vor 1950 errichtet wurden: Holzfenster in Gebäuden jüngeren Baualters vorzugsweise Holzfenster, Kunststofffenster sind möglich, sofern ein harmonisches Erscheinungsbild gewahrt bleibt Fensterumrahmungen Putz, Naturstein Farbe Besonderheiten In Fachwerkgebäuden: Schwarz- und Brauntöne Bei Kunststofffenstern ist zusätzlich der Einbau weißer Fensterrahmen möglich Bei Altbauten Bevorzugung von Fensterläden; Verzicht auf von außen sichtbare Rolllädenkästen; Vorzugsweise Verwendung von stehenden Fensterformaten, gerne mit Sprossenteilung Fensterumrahmungen können 15 oder Holz Türen 7.3 farblich abgesetzt werden. Farben: Schwarz- und Grautöne sowie natürliches Rot (Oxidrot/Ochsenblutrot) Materialien In Fachwerkgebäuden sowie Gebäuden, die vor 1950 errichtet wurden: Holztüren in Gebäuden jüngeren Baualters vorzugsweise Holztüren, Kunststofftüren sind möglich, sofern ein harmonisches Erscheinungsbild gewahrt bleibt Farbe Schwarz, Grautöne, Brauntöne, ggf. weiß Werbeanlagen – Materialien und Farben Werbeanlagen Materialien Farbe Keine grellen oder leuchtenden Farben, Aufnahme der Fassadenfarben; Nicht möglich sind: fluoreszierende, blinkende Werbeanlagen, Werbeanlagen mit Laufschrift sowie „Sky-Beamer“ 7.4 Besonderheiten Beim Umbau von Scheunen und Ställen Erhalt der Torbögen (auch als Fenster möglich) Symmetrische Anordnung der Fenster und Türen berücksichtigen Orientierungswert: Größenverhältnis 2,5:1 oder 2:1 (HxB) Besonderheiten Beschränkung auf das Erdgeschoss; Maximalgröße: 1m²; bei denkmalgeschützten Gebäuden Absprache im Einzelfall Dächer – Materialien und Farben Dach Materialien Dachform Dacheindeckung Schiefer, Tonziegel oder Betonpfannen Farbe Unifarben: Schwarz, Dunkelgrau bis dunkelrot oder naturziegelfarben; Orientierung der Farbwahl an der umgebenden Dachlandschaft; Nicht möglich sind glänzende, glasierte oder changierende Materialien und Farben. Besonderheiten Vorwiegend Satteldächer Bei Fachwerkbauten erfolgt eine Abstimmung im Einzelfall; Verzicht auf großformatige Pfannen 16 Dachrinnen Dachüberstände Dachgauben Solar-/ Photovoltaikanlagen Zink Erwünscht ist ein mattes und zurückhaltendes Erscheinungsbild. Zinkfarben Grundsätzlich regionsuntypisch Die Zulässigkeit im Einzelfall richtet sich nach der ursprünglichen Gebäudekubatur und dem ursprünglichen Erscheinungsbild Siehe Fassaden, Siehe Fassaden, Fenster und Keine Walm-, FledermausFenster und Dacheindeckung oder Seitschleppgauben; Dacheindeckung Berücksichtigung der Fensterachsen (symmetrische Anordnung) Aufnahme der Farbgebung der Bündige Einpassung in die Dacheindeckung Dachfläche, Aufnahme der Dachneigung; Ausgestaltung als zusammenhängende Fläche, keine Stückelung 17 7.5 Beispiele zur Verdeutlichung Die folgenden Beispiele aus Dahlem und Hellenthal sollen zur Orientierung herangezogen werden. Sie verdeutlichen ein harmonisches Miteinander von Materialien und Farben und eine regionaltypisches Erscheinungsbild. Beispiele Farbgebung 18 Beispiele Farbgebung 7.6 Denkmalschutz Bei Maßnahmen an Denkmälern ist die Zustimmung der Gemeinde als Untere Denkmalbehörde in Benehmen mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege notwendig. Abweichungen von der Gestaltungsfibel können im Interesse des Denkmalschutzes zugelassen werden. 19