Das Farbmagazin | Nummer 14 Nummer 14 Alejandro Aravena, Pritzker-Preisträger 2016 Architektur-Biennale 2016, Venedig MAKING HEIMAT Oper, Stettin, Polen Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Justizvollzugsanstalt, Gablingen Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Brillux | Weseler Straße 401 | 48163 Münster Tel. +49 251 7188-8799 | Fax +49 251 7188-439 | [email protected] | www.brillux.de 5275/422/30/1216 8826.9651.0014 Portrait Marcel Breuer Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden 90 Jahre Bauhaus Dessau Foto: Cristobal Palma, Santiago, Chile „PARTIZIPATION IST WEDER FÜR ROMANTISCHE HIPPIES NOCH FÜR LEUTE, DIE GLEICH DIE RICHTIGE ANTWORT WISSEN. MAN MUSS DIE RICHTIGEN FRAGEN FINDEN. NICHTS IST SCHLIMMER ALS GUTE LÖSUNGEN FÜR DIE FALSCHEN PROBLEME.“ Alejandro Aravena Brillux colore 1 Inhaltsverzeichnis 10-15 22-29 4-9 16-21 Inhalt 30-35 4 Pritzker-Preisträger 2016 Alejandro Aravena, Chile 50-55 56-61 36-41 10 Architektur-Biennale 2016, Venedig REPORTING FROM THE FRONT 16 MAKING HEIMAT Interview mit Generalkommissar und DAM-Direktor Peter Cachola Schmal 22 Oper, Stettin, Polen MXL4, Szczecin, Polen 30 Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Architekturbüro Sauer-Scholta, Herne 36 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart hammeskrause architekten bda, Stuttgart 62-67 42 Justizvollzugsanstalt, Gablingen Arge: Dömges Architekten AG, Regensburg und Karl + Probst, München 50 Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg harris + kurrle architekten bda, Stuttgart 56 Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Brüning + Hart Architekten, Münster 62 68-73 Portrait Marcel Breuer Ästhet ohne Doktrin 68 Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden Schreiber + Partner, Wiesbaden 42-49 74 90 Jahre Bauhaus Dessau DIE WELT NEU DENKEN 78 Impressum Kontakt 74-77 2 Brillux colore Brillux colore 3 Pritzker-Preisträger 2016 Alejandro Aravena, Chile „EIN GUTES HALBES HAUS IST BESSER ALS EIN SCHLECHTES GANZES“ Mit Ernennung zum Kurator der 15. Architektur-Biennale in Venedig und als Foto: Cristobal Palma, Santiago, Chile diesjähriger Pritzker-Preisträger sorgte der zuvor in Deutschland wenig bekannte chilenische Architekt Alejandro Aravena gleich zweimal für eine Überraschung. Als Kurator, weil er die tradiert globale Leistungsschau etablierter Architekten mit einer neuen Ausrichtung und unbekannten Namen von ihrem Sockel heben wollte und als Preisträger, weil sich die Anzahl der Bauten des mit 48 Jahren relativ jungen Architekten im Vergleich zu anderen Mitgliedern der Pritzker-„Familie“ noch als überschaubar darstellt. 4 Brillux colore Brillux colore 5 Foto links: Cristobal Palma, Santiago, Chile, Foto rechts: Nina Vidic, Santiago, Chile Pritzker-Preisträger 2016 St. Edward’s University Dorms, Austin, Texas, USA, 2008 „Wenn es irgendeine Kraft im Design gibt, dann ist es die Macht der Synthese.“ Alejandro Aravena 6 Brillux colore „Der geförderte Wohnungsbau sollte als soziales Einheiten eine Antwort auf knappe Mittel geben Católica de Chile 1992, zwei Jahre nach Ende Investment begriffen werden.“ und von ihren Bewohnern sukzessive weiterge- der Pinochet-Diktatur, zog es den damals 25-Jäh- Überdies konzentriert sich Alejandro Aravenas baut werden, trifft Aravena, der sich über seine rigen für ein Jahr nach Venedig. Dort holte der aus Büro Elemental, das auf internationaler Ebene Profession hinaus als Gesamtprojektmanager einer Lehrerfamilie stammende Architektur-Absol- inspirierte private, öffentliche und Bildungsbauten und Mediator versteht, den aktuell wieder aufkei- vent nach, was er in seinem zuvor abgeschotteten ausführt, im Wesentlichen auf den sozialen Woh- menden und auch bei der Hyatt-Stiftung ange- Land, das nur wenig Blick auf die Architektur in nungsbau und dessen kontextuellen öffentlichen kommenen Zeitgeist einer „sozial engagierten der Welt bot, hatte vernachlässigen müssen. An Raum. Nicht gerade das, was in den vergangenen Architektur“. Mit seinem Ansatz, der die persön- der Universitá Iuav di Venezia studierte er Archi- Jahren Pritzker-Preis-verdächtig gewesen wäre, liche Auseinandersetzung mit Politikern, Anwälten, tekturgeschichte und -theorie und begann mit dem denn im Fokus stand über einen langen Zeitraum Forschern, Anwohnern, lokalen Behörden, Bau- Zeichnen historischer Bauwerke. In Venedig habe das Lebenswerk von Star-Architekten. Doch gera- herren und Bauunternehmen beinhaltet, hebe er er erst richtig angefangen, Architektur zu studieren, de sein soziales und interdisziplinäres Engagement den Beruf des Architekten in eine neue Dimension, äußerte Aravena im Mai in der „New York Times“, fand nun das Wohlgefallen der Jury, der er selbst urteilte die Jury, die Aravena Vorbildfunktion für nicht ohne auf seine sich im Nachhinein als nütz- von 2009 bis 2015 angehörte. Mit seiner bereits eine jüngere Generation den Wandel gestalten wol- lich erweisende praxisorientierte Ausbildung in der seit 2004 umgesetzten Idee „inkrementaler Häu- lender Architekten und Designer attestiert. Nach Heimat zu verweisen. Der Bürogründung 1994 in ser“, die als geförderte kleinere und finanzierbarere Abschluss des Studiums an der Universidad Chile folgte ein mehrjähriger Abschied von der Foto: Cristobal Palma, Santiago, Chile UC Innovation Center – Anacleto Angelini, Santiago, Chile, 2014 Siamese Towers, San Joaquín Campus, Santiago, Chile, 2005 Brillux colore 7 Fotos: Tadeuz Jalocha, San José, Costa Rica Pritzker-Preisträger 2016 Mathematics School, San Joaquín Campus der Universidad Católica de Chile, Santiago, Chile, 1999 Architektur, da Aravenas Bauaufgaben seinem sivem, 50-prozentigem Ausbaupotenzial in Eigen- Weltbild ebenso wenig entsprachen wie seine leistung nach Einzug der Bewohner. Ein Jahr später investitionsgetriebenen Bauherren. Er zog es vor, lag der Wert der Einheiten bei mehr als 20.000 eine Bar zu betreiben, bis 1998 der Planungsauf- Dollar. „Der geförderte Wohnungsbau sollte nicht trag für die ein Jahr später fertiggestellte Mathe- als Sozialausgabe, sondern als soziales Investment matik-Fakultät seiner Alma Mater lockte. Im Jahr begriffen werden“, sagt Alejandro Aravena, dessen 2000 begann Alejandro Avarena an der Harvard- Büro bis heute in Chile und Mexiko mehr als 2.500 Universität zu unterrichten. Gemeinsam mit einem „inkrementale Häuser“ gebaut hat. Aktuell läuft Partner gründete er 2001 sein Büro Elemental, ein Projekt in dem 2010 von einem Erdbeben und das in demselben Jahr mit dem Entwurf der einem Tsunami zu 80 Prozent verwüsteten Ort ersten Sozialbauten begann: der Quinta Monroy Constitución an der Pazifikküste, für dessen Wie- im chilenischen Iquique. Aufgrund des staatlichen deraufbau Elemental unter Beteiligung der Bürger Förderlimits von 7.500 Dollar, das maximal 36 den Masterplan entwickelt hat. Quadratmeter Raumfläche ermöglichte, entwickelte Petra Lasar, Rösrath Elemental eine Eigenheim-Typologie mit sukzes- www.alejandroaravena.com „Es gibt etliche Kämpfe, die gewonnen, und etliche Grenzen, die verschoben werden müssen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.“ Alejandro Aravena 8 Brillux colore Brillux colore 9 Architektur-Biennale 2016, Venedig Ein Streifzug durch die 15. Architektur-Biennale in Venedig Foto: Andrea Avezzù, Venezia, I REPORTING FROM THE FRONT 10 Brillux colore Brillux colore 11 Architektur-Biennale 2016, Venedig Foto: Francesco Galli, Viterbo, I GEWINNER ARCHITEKTURBIENNALE 2016: SPANIEN Bei der letzten Architektur-Biennale in Venedig nicht nur zufällig wie eine politische Kampfansage; 2014 hatte der damalige Chef-Kurator Rem Kool- gezeigt werden architektonische Haltungen, die haas noch das Scheitern der Moderne behauptet: sich gegen alle Widerstände den realen Problemen Nach einem Jahrhundert der Utopien sei die der Menschen zuwenden und vielversprechende Architektur längst an normativen Zwängen und Lösungsansätze für soziale Fragen wie Wohnungs- zunehmendem Profitstreben erstickt, so lautete auf not, Migration, Verkehr, Ungleichheit, Naturkata- einen Nenner gebracht der ernüchternde Befund strophen oder Umweltverschmutzung bieten. Foto: Andrea Avezzù, Venezia, I Spanien – Das Juryurteil: Der spanische Beitrag ist eine prägnant kuratierte Auswahl aufstrebender Architekten, deren Arbeit zeige, wie Kreativität und Engagement Materialzwänge überwinden können. der weltweit wichtigsten Architekturausstellung. Zwei Jahre später ist von dieser Resignation nur Zu den interessantesten Nationen-Beiträgen der noch wenig zu spüren. Im Gegenteil: Wer noch bis Biennale zählt die Präsentation aus Spanien, wo zum 27. November die Gelegenheit hat, die italie- der überhitzte Bauboom um die Jahrtausendwen- nische Lagunenstadt zu besuchen, um sich in den de und die anschließende Finanzkrise 2008 eine historischen Pavillons in den Giardini (Gärten) und Vielzahl an unfertigen oder leer stehenden Gebäu- Polen – „Fair Building“ Arsenale die Arbeiten von 88 Teilnehmern aus und Carlos Quintáns kuratierte, von der Jury mit 37 Ländern sowie die 64 nationalen Präsentationen dem Goldenen Löwen für den besten nationalen anzusehen, der wird inmitten einer zunehmend Beitrag bedachte Arbeit „Unfinished“ zeigt anhand komplexer werdenden Welt auf eine Vielzahl an von 50 beispielhaften Umbauten das kreative Klammer der verschiedenen Positionen hat der Ku- oder Industriehallen erhalten dabei ebenso eine rator der diesjährigen Architektur-Biennale, der chi- neue Nutzung wie ein leer stehendes Kino, das zur lenische Architekt und aktuelle Pritzker-Preisträger Kulisse von übereinander gestapelten und eben- Alejandro Aravena, das engagiert-trotzige Leitmotiv so autarken wie flexibel organisierbaren Wohn- „Reporting from the Front“ gewählt. Und das klingt containern wird. Foto: Francesco Galli, Viterbo, I ermutigenden Botschaften treffen. Als gemeinsame Potenzial dieser Ruinen auf; Wohnhäuser, Brücken Venedig – „Up! Marghera on stage“ 12 Brillux colore Foto: Andrea Avezzù, Venezia, I in den Backsteinhallen der ehemaligen Flottenbasis den hinterlassen haben. Die von Iñaqui Carnicero Peru – „Our Amazon Frontline“ Brillux colore 13 Foto: Francesco Galli, Viterbo, I Foto: Francesco Galli, Viterbo, I Architektur-Biennale 2016, Venedig Belgien – „Craft(wo)manship and the city“ Im direkt angrenzenden Nationenpavillon von Bel- gegenüberliegenden Giardini-Ufer gelegene Na- gien beschäftigt sich das Team Bravoure, beste- tionen-Pavillon aus Polen, der den Blick auf die hend aus dem Architekturbüro De Vylder Vinck prekäre Rolle der Bauarbeiter bei der Entstehung Taillieu, den Innenarchitekten vom Büro Doorzon von Architektur lenkt und dabei fragt, warum es und dem Fotografen und Künstler Filip Dujardin, nicht längst ein „Fair Trade“-Label am Bau gibt. mit dem Thema „Craft(wo)manship and the city“. Von den Giardini führt der Weg in Richtung Arse- Anhand von dreizehn 1:1-Detail-Modellen von nale. Inmitten der imposanten Backsteinhallen 13 flämischen Architekten sowie Fotografien der treffen die Besucher hier auch auf den Nationen- jeweiligen Gebäude wird die produktive Ästhetik beitrag aus Peru. Die von der Biennale-Jury mit des Mangels beschrieben und gleichzeitig unter- einer lobenden Erwähnung bedachte Installati- sucht, welche Rolle handwerkliches Können in on „Our Amazon Frontline“ dokumentiert unter Zeiten ökonomischer Knappheit spielen kann. anderem den vom peruanischen Bildungsministerium geförderten „Plan Selva“, auf dessen Basis 14 Brillux colore Eine ganz andere Perspektive auf die Funktion von hunderte neuer Schulgebäude in abgelegenen Architektur bietet der direkt angrenzende, ganz Gegenden der Amazonasregion errichtet oder mit Baustellenplastik umhüllte und in seinem Inne- saniert wurden. Die Bauten wurden von einem ren in kühles Blaulicht getauchte niederländische Team aus 14 Architekten und Industriedesignern Pavillon. Anhand der UN-Friedenseinsätze in Mali in modularer Bauweise konzipiert und konnten wird hier die Rolle der Blauhelmsoldaten und ihrer so mit einfachen Mitteln aus lokal vorhandenen Sicherheitsarchitektur diskutiert und darüber nach- Materialien errichtet werden. Ein vorbildliches Pro- gedacht, wie die Lager gestaltet sein müssten, um jekt, das eindrücklich den Anspruch der diesjäh- als Motor für künftige Entwicklungen zu dienen. rigen Biennale untermauert. Ähnlich engagiert präsentiert sich der auf dem Robert Uhde, Oldenburg Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt Niederlande – „Blue: Architecture of Peacekeeping Missions“ Deutschland – „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ VERWANDLUNG IN EINEN LEBENDIGEN ÖFFENTLICHEN RAUM Brillux colore 15 MAKING HEIMAT Interview mit Generalkommissar und DAM-Direktor Peter Cachola Schmal MAKING HEIMAT Inspiriert von dem Buch „Arrival City“, in dem der kanadische Journalist Doug Saunders wesentliche Merkmale der „Ankunftsstädte“ von Einwanderern be- schreibt, kuratierten Peter Cachola Schmal und sein Team vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) den diesjährigen Biennale-Beitrag im Deutschen Pavillon. Wir trafen den Generalkommissar der bis Ende November dauernden Ausstellung, die sich mit der Korrelation architektonischer und städtebaulicher Konzepte für den urbanen Raum und erfolgreicher Integration befasst, in einem vietnamesischen Restaurant im programmatischen Frankfurter Bahnhofsviertel. Dort ist Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt a. M. Integration seiner Meinung nach gelungen. 16 Brillux colore Brillux colore 17 MAKING HEIMAT „Wir haben keine Flüchtlingskrise. Wir haben eher eine Wohnungskrise!“ DAM-Direktor Peter Cachola Schmal Warum ist Integration hier im Bahnhofsquartier, Die Arrival City ist bezahlbar, lautet eine Abgesehen von der Bezahlbarkeit ist in den Städ- uns heute in unseren Stadterweiterungsgebieten einem der traditionellen Frankfurter Ankunfts- der acht Thesen, unter denen Sie im Pavillon ten aber auch kein Platz. Wie wollen Sie in einer nicht. Neubauviertel mit zweigeschossigen Reihen- stadtviertel, aus Ihrer Sicht gelungen? die Merkmale funktionierender Ankunftsstädte bereits verdichteten Stadt neuen, bezahlbaren häusern sind Quatsch. Sie müssten vergleichbar Peter Cachola Schmal: Hier kennt man sich und darstellen. Das wünscht sich auch manch Wohnraum schaffen? sein mit diesem sechsgeschossigen Eckhaus hier deshalb hat man keine Angst vor dem Anderssein, ein Deutscher! Noch mehr verdichten. Berlin, beispielsweise, gegenüber, mit Geschäften im Erdgeschoss, die hat in Bezug auf seine Einwohnerzahl bei Weitem über die Qualität des öffentlichen Raums bestim- dass wir keine Flüchtlingskrise, sondern eher nicht das Niveau seiner Vorkriegszeit. Selbst men. Es ist doch erstaunlich, dass wir vor 120 Jah- in Städten, wo der Ausländeranteil gerade mal bei eine Wohnungskrise haben. Bezahlbarer urbaner Frankfurt und München könnten wesentlich mehr ren weiter waren als heute. zwei Prozent liegt. Hier im Frankfurter Bahnhofs- Wohnraum ist Mangelware und die Politik hat verdichten. Es gibt hier genügend Gebiete mit viertel gibt es eine gute Durchmischung, in den dieses Thema viel zu lange verschlafen. Der Häusern aus den 60er- und 70er-Jahren, die man Wird Ihr Biennale-Beitrag nachwirken? Erdgeschossen sind durchweg kleinteilige Ge- Trend, dass die Menschen nicht mehr auf dem zugunsten höherer Neubauten abreißen könnte. Wir sind derart oft zu Konferenzen und Symposien schäftsräume angesiedelt, in denen sich Einwan- Land leben wollen, hat bereits vor zwanzig Jahren Für die Leute muss natürlich Ersatzwohnraum eingeladen, dass unser Dreier-Team ausgebucht derer unterschiedlicher Kulturen mit Friseursalons, eingesetzt. Aber inzwischen zieht es ein Drittel von mindestens der gleichen Qualität geschaffen ist. Ich war kürzlich in Birmingham zur Jahres- Restaurants und Geschäften selbstständige Exis- der Weltbevölkerung in die Städte. Und natürlich werden. Das Bahnhofsviertel, in dem wir gerade versammlung der British Housing Industry und in tenzen aufgebaut haben. Wie man gerade jetzt an korreliert das Thema Integration von Einwanderern sind, ist ein Stadterweiterungsgebiet. Da hat man Genf bei der Housing Europe. Da werden die The- mit Wohnungsproblemen. 1880/90 sechsgeschossig gebaut. Das trauen wir sen, die wir aufgestellt haben, diskutiert. Deutsch- dem Fremden. Aus diesem Grund gibt es hier auch Das ist richtig. Deshalb behaupten wir auch, keine Fremdenfeindlichkeit. Die findet man eher uns sieht, profitieren davon alle. 18 Brillux colore Brillux colore 19 MAKING HEIMAT „Die Denkmalpflegeleiterin hat unser Konzept verstanden.“ DAM-Direktor Peter Cachola Schmal Gemeinsam mit dem kanadischen Journalisten und Autor des Buchs „Arrival City“ erarbeitete das Team vom Deutschen Architekturmuseum acht Thesen, wie eine funktionierende Ankunftsstadt aussehen könnte. Das Berliner Büro Something Fantastic sorgte für die plakative grafische Inszenierung, die im temporär zu drei Seiten geöffneten Deutschen Pavillon zu sehen ist. land ist übrigens das einzige Land, welches für die wir Öffnungen in die Wände einbringen. Für das Flüchtlinge, die es im großen Maße aufgenommen Thema „Offenes Deutschland, offenes Europa“ hat, tatsächlich baut. In Frankreich, in der Schweiz brauchten wir ein ungeschütztes, offenes Gebäu- und meines Wissens auch in Italien wird nicht de. Die Italiener – mit ihrer nicht schließbaren Süd- gebaut. In Birmingham wurde erzählt, man bereite flanke – haben das bereits verstanden, bevor ganz sich vor, um bis 2020 in ganz England 20.000 Syrer Europa nach Norden abgeschottet wurde und sich aufzunehmen. Da musste ich doch lachen. der Rückstau von allen, die es über das Mittelmeer geschafft haben, nun in Norditalien, unter anderem Mit der Öffnung zu drei Seiten haben Sie die Bau- in der Umgebung von Venedig, bildet. Voraussicht- substanz des Deutschen Pavillons, der seit 1996 lich im Februar werden wir das Gebäude quasi im unter italienischem Denkmalschutz steht, radikal Originalzustand an das Generalkonsulat in Mailand angefasst. Wie haben Sie es geschafft, die Geneh- zurückgeben. Die Denkmalpflegeleiterin hat unser Konzept Herr Cachola Schmal, ich danke Ihnen für das verstanden und gesagt, sie würde es als tempo- Gespräch. räre künstlerische Maßnahme betrachten, wenn Das Interview führte Petra Lasar, Köln Fotos: Felix Torkar migung zu bekommen? Mehr als 48 Tonnen Ziegelsteine wurden aus den denkmalgeschützten Wänden gebrochen, damit der Pavillon seinem Thema „Offenes Deutschland, offenes Europa“ gerecht wird. Nach der Biennale wird das Gebäude in seinen Urzustand zurückversetzt. 20 Brillux colore Brillux colore 21 Oper, Stettin, Polen Oper, Stettin, Polen Wand mit Schreibschutz Die heutige Stettiner Oper entstand Anfang der 1970er-Jahren in den Trümmern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Renaissance-Stadtschlosses. Nach 35 Jahren wurde der sanierungsbedürftige, modernistische Einbau entfernt und durch eine Architektur ersetzt, Foto: Alaska Stock / Daisy Gilardini – mauritius images die einen größeren Bezug zum Altbestand aufweist. 22 Brillux colore Brillux colore 23 Oper, Stettin, Polen Nur die Musik schmückt die Räumlichkeiten. Ein das Stadtbild prägendes Gebäude. Fast 25 Jahre war der heute allseitig anerkannte bundesdeutschen Städten, sondern in sozialistisch Grenzverlauf zwischen dem damals noch geteilten geprägter Bauweise – also vor allem modern und Deutschland und Polen ungeklärt. Stettin, eine autogerecht. Die wenigen verbliebenen Schlüs- Stadt am Westufer der Oder, gehört zwar seit dem selbauten der Oderstadt rekonstruierte man zwar Zweiten Weltkrieg zu Polen, ist aber eine ehemals äußerlich, der städtebauliche Kontext ist aber bis deutsche Stadt, die geografisch in der Uckermark heute irritierend. So steht etwa der mittelalterliche liegt. Aufgrund der unterschwelligen Ungewissheit Dom – ursprünglich ein Bau der Backsteingotik – ob seiner Westgrenze hielt sich der polnische Staat heute inmitten einer tristen Plattenbausiedlung. Die in den Nachkriegsjahren merklich mit Investitionen Situation hat Vorstadtcharakter mit einer etwas zu in Stettin zurück. Erst der berühmte Kniefall von großen Kirche. Der typische Vorplatz mit kleintei- Bundeskanzler Willy Brandt im Dezember 1970 ligen Fachwerkhäusern oder Cafés fehlt völlig. und die damit einhergehende Anerkennung der Der andere, das Stadtbild prägende Bau ist ein Ostgrenzen durch Westdeutschland brachte für Stadtschloss aus der Renaissance mit seinen Stettin die infrastrukturelle Wende. markanten Türmen. Auch dessen Fassade stellte man wieder her, nur wurden darin komplett neue Sozialistischer Wiederaufbau Phoenix aus der Asche Grundrisse angelegt und Neunutzungen einge- Wie ein Phoenix erwachte Stettin aus bracht: Ein Teil der Stadtverwaltung wurde hier seiner Asche und wurde sehr schnell untergebracht, ein Museum und ein Opernhaus. wiederaufgebaut. Das geschah jedoch Die enormen Zerstörungen des Krieges überlebte nicht historisierend wie in manchen beim Schloss allein der zentrale Bergfried. Architekt Tomasz Maksymiuk über den Schreibeffekt an Wandflächen „Der große Opernsaal weist im Bereich des aufsteigenden Gestühls matte, vollschwarze Wandflächen auf. Beide Eigenschaften Foto: Robert Mehl, Aachen auslösen sollten, die im schlimmsten Fall die Vorstellung stören. Früher waren aber stumpfmatte Farbflächen mit einer hohen Pigmentierung – hier sind sie ja vollschwarz – ein großes Problem, da Abwischeffekte von Besuchern quasi unvermeidlich waren. Ganz egal, ob man nur zufällig mit dem Finger, einem Ärmel oder einem leichten Kleid an der Wandfläche entlangglitt, es gab diesen sogenannten Schreibeffekt, weil durch den Kontakt lose Pigmente abgewischt wurden. Mit dem neuen Vetrolux von Brillux passiert das nicht mehr!“ Tomasz Maksymiuk, MXL4, Szczecin, Polen 24 Fotos: Christoph Petras, Berlin waren wichtig, da die Bühnenscheinwerfer keine unerwünschten Glanzeffekte oder gar Reflexionen auf den Zuschauerrängen Brillux colore Das Deckengewölbe steht im Kontrast zu dem Hochglanz-Boden und den modernen Möbeln. Brillux colore 25 Oper, Stettin, Polen Moderne Leuchten und Möbel ergänzen den Raumeindruck. Der Turm wurde schon in den 1970er-Jahren, aber windschief erscheinenden Wände. Diese Raum- auch zuletzt behutsam gesichert und restauriert, volumina kontrastierten sie mit eingehängten ist allerdings weiterhin nur mit einer Sondergeneh- Treppen, mit modernen Geländern und mit runden migung zugänglich. LED-Pendelleuchten, die in beliebiger Farbgebung zum Strahlen gebracht werden können. Anklänge von Industriekultur Herzstück ist der große Opernsaal für 594 Zu- 2009 gewann das Stettiner Architekturbüro MXL4 schauer. Diese finden Platz in einem gestuften den Wettbewerb zur Sanierung und zur Neuge- Parkettbereich und auf einem langgestreckten staltung des bestehenden Opernhauses. Tomasz Oberrang, dessen schmale Flanken – ausschließ- Maksymiuk und seine Mitarbeiter analysierten lich hintereinander angeordnete Einzelsitze – sich zunächst den vorgefundenen Bestand und ent- fast bis zur Bühne ziehen. Mit Seitenwänden aus wickelten ein Konzept, das die historischen Reste freigelegtem Ziegelmauerwerk, gegliedert durch nicht rekonstruierend ergänzt, sondern die Relikte kämpferlose Flachbögen, erinnert der Saal subtil inszeniert und diese mit erkennbar neuen Elemen- an Bauten der Industriekultur in vergleichbarer ten kontrastiert. Nutzung. Unwillkürlich fühlt man sich ins Ruhrge- So stieß man im Kellergeschoss auf unverhältnis- biet versetzt und muss an die bekannten Objekte mäßig große Natursteine, mit denen die meterdi- der IBA Emscherpark denken. cken Fundamentmauern in ihrem Inneren verfüllt waren. Diese besseren Flusswacker inszenierten die Architekten als Spolien in neugeschaffenen Wanddurchbrüchen, die nun aus weißen Putzflächen herausragen. In den Fluren und Foyers zeigten die Architekten bewusst die tiefen Fens- Fotos: XXXXXXXXXXXXXXXXXX terlaibungen und die abgerundeten, teilweise Windschief trifft auf moderne Geradlinigkeit Das Foyer ist offen und hell gestaltet worden. 26 Brillux colore Brillux colore 27 Oper, Stettin, Polen Die historischen Decken geben dem Gebäude seinen Charakter. Keine Streifen trotz Berührung einer Verwendung von stumpfmatten Farben Während die Architekten MXL4 das historische selbst ein leichter unabsichtlicher Kontakt etwa Mauerwerk freilegen ließen, wurden die neuen Ein- mit einem Anzugärmel zu leicht hellen Streifen auf bauten – allen voran die Decke und die Brüstungs- der Wand führte. Dabei handelte es sich schlicht kanten des Oberranges – mit stumpfmatter Farbe um ungebundene Farbpigmente, die man mit der gefasst. Matte Farben sind unerlässlich in Veran- Kleidung abgewischt hatte. Vor dem Einsatz mit staltungsräumen mit starkem Scheinwerferlicht. der Innendispersion Vetrolux von Brillux gab es Zu leicht entstehen bei einer anderen Farbgebung praktisch keine befriedigende Lösung in Stumpf- unkontrollierbare Reflexionseffekte. Da die ent- matt, wie die ausführenden Handwerker sichtlich sprechenden Wandflächen entlang der Zuschauer- zufrieden berichten. abgänge verlaufen, musste die stark pigmentierte Einem ungetrübten Opernerlebnis selbst in einer schwarze Farbe weitgehend wischecht sein, was festlich hellen Garderobe steht nun nichts mehr als „verminderter Schreibeffekt“ bezeichnet wird. im Wege! Bis vor Kurzem war es unumgänglich, dass bei Robert Mehl, Aachen Abriebfeste, stumpfmatte Farbe Der Aufführungssaal, mit seinen ca. 600 Sitzplätzen, ist das Herzstück der Oper. Projektdaten Brillux Produkte Glemalux ELF 1000, Topp ELF 948, Vetrolux ELF 3100, Objekt Oper Architekten MXL4, Szczecin, Polen Standort Stettin, Polen Gebietsverkaufsleiter Piotr Łapko, Brillux Szczecin, Polen Bauherr Opera na Zamku w Szczecinie, Szczecin, Polen Ausführender Malerbetrieb Konsart Sp. z o.o., Szczecin Wandfarbe ELF 971, Lacryl Tiefgrund ELF 595 Ein Stadtschloss aus der Renaissance. 28 Brillux colore Brillux colore 29 Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Fließende Räume Weiße Kuben statt dunklem Satteldach: Nach dem Rückbau eines Siedlungshauses aus den 1950erJahren errichtete das Architekturbüro Sauer-Scholta auf einem Eckgrundstück in bester Lage von Recklinghausen ein Einfamilienhaus, das aus verschiedenen Kuben besteht, die zusammengestellt Foto: © John Williams/Alamy – mauritius images und übereinandergestapelt wurden. 30 Brillux colore Brillux colore 31 Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Grundriss EG, M 1 : 400 Das Obergeschoss schwebt. Drei Kuben, gegeneinander verschoben, bilden in ihrem 282 m2 großen Haus bei gleichzeitiger das Erdgeschoss. Zwei davon ergeben den re- Möglichkeit zum Rückzug. Satinierte Glasscheiben präsentativen Bereich mit Wohn- und Esszimmer neben der Haustür lassen Licht herein, erlauben sowie Küche. Der dritte beherbergt den privaten jedoch keinen Einblick. Den erhält nur der, dem Bereich mit Schlafzimmer, Bad und Sauna. Ein die Tür geöffnet wird. Großzügige Räume emp- weißer Kubus thront darüber, nach vorn und hinten fangen den Besucher. Der erste Blick fällt auf die auskragend. Auf diese Weise wurde die Straßen- Treppe mit ihrem skulptural wirkenden Geländer. ecke städtebaulich neu formuliert. Zeigte sich von Ein Luftraum mit umlaufender Galerie neben dem der Querstraße zuvor ein einfacher Giebel, bietet Treppenaufgang reicht bis unters Dach des Ober- die im Grundriss stufenförmig angelegte Garten- geschosses. Möglich wird die vierseitige Galerie fassade nun eine breitere Front. So ließ sich der durch das Auskragen des Obergeschosses über Lichteinfall der Nachmittagssonne ins Gebäude der Haustür. deutlich vergrößern und es entstanden zwei geschützte Außenbereiche des Gebäudes, in denen Raumkontinuum es sich angenehm draußen sitzen lässt. Im Grundriss löste Architektin Annette Sauer- Von außen war Offenheit ohne Durchsicht ein Scholta die Anforderung der Offenheit ohne Leitthema. Annette Sauer-Scholta löste diesen Durchsicht, indem sie den großen Wohnraum in Wunsch durch zwei unterschiedliche Fassaden: Zonen aufteilte. Wände schaffen Rückzugsräume, Der eher introvertiert wirkenden Straßenfassade ohne sie komplett abzuschließen. Der von drei steht eine fast vollständig verglaste Gartenseite Seiten einsehbare Kamin trennt das Ess- vom gegenüber. So haben die Bewohner viel Licht Wohnzimmer. Zur Küche lässt sich eine raumhohe Foto: Pro Foto Fotohaus + Studio GmbH, Recklinghausen Annette Sauer-Scholta über die detailgenaue Ausführung „Das Farbkonzept des Einfamilienhauses ist sehr reduziert, die detailgenaue Ausführung dafür umso wichtiger. Wände Fotos: Roland Borgmann, Münster und Decken wurden in Q4-Qualität gespachtelt, geschliffen und anschließend weiß gestrichen. Die Verwendung von Upand-Down-Wandleuchten machte diese aufwendigen Maßnahmen erforderlich. Keramikfliesen in einem hellen TaupeFarbton und die geweißte Eiche der Treppenstufen und des Parketts im Obergeschoss vervollständigen das Farbspektrum. Durch die großformatigen, durchgehenden Keramikfliesen und die großzügige Glasfassade zum Garten gehen Innen- und Außenraum fließend ineinander über. Von außen überwiegt ebenfalls die Farbe Weiß. Es war im Gespräch, den Eingangsbereich durch Farbe zu akzentuieren. Zugunsten der grauen Eingangstür und der satinierten Eingangsfassade Annette Sauer-Scholta, Architekturbüro SauerScholta 32 Brillux colore wurde darauf verzichtet. Der weiße Farbton der Fassade betont die schwebende Wirkung des oberen, über das Erdgeschoss auskragenden Geschosses. An der Gartenfront wird das durch die verglaste Fassade besonders deutlich.“ Der schlichte Eingangsbereich betont den klaren Baukörper. Brillux colore 33 Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Die Stahlbetonwand ist sowohl Trennung als auch Lastenträger. Tür zuschieben. Die Stahlbetonwand, die die Last in Weiß. Passend zur hochwertigen Ausführung der auskragenden Treppe aufnimmt, dient zugleich des Hauses waren glatte Oberflächen ohne Struk- als Trennung von Entrée und Wohnraum. So ergibt tur erwünscht. Dafür erhielten die gespachtelten sich ein fließendes Raumkontinuum, das sich op- und geschliffenen Wände ein Rapidvlies, bevor tisch bis in den Außenraum fortsetzt. Dafür sorgen sie gestrichen wurden. Das Farbspektrum wird die großen Schiebeelemente in der Glasfassade durch die geweißten Eichenstufen und das Parkett und der durchgehende Fußboden aus 1,20 m x im Obergeschoss komplettiert. „Der Fußboden 1,20 m großen Keramikfliesen in einem sehr hellen sollte nicht zu grau sein, der Holzfarbton nicht zu Taupe-Farbton. „Die Oberfläche ist innen wie dominant.“ außen gleich, der Unterbau unterscheidet sich je- Ulrike Meywald, Münster doch.“ Annette Sauer-Scholta schätzt die Ambivalenz der Oberfläche. Wände und Decken erstrahlen „Glatte Oberflächen ohne Struktur“ Gerd-Günter Dawin und Naci Saymaz über die gute Zusammenarbeit und die hochwertige Ausführung Foto: Karl-Heinz Dawin, Marl Foto: Thiehoff Malerwerkstatt GmbH Gerd-Günter Dawin: „Wir haben das Wärmedämm-Verbundsystem mit Silicon-Putz als Kratzputz 2 mm Gerd-Günter Dawin, Karl-Heinz Dawin und Gerd-Günter Dawin GbR Naci Saymaz, Thiehoff Malerwerkstatt GmbH Vierseitige Galerie im Obergeschoss. und einem zweimaligen Anstrich mit Silicon-Fassadenfarbe ausgeführt. Die besonderen Lichtverhältnisse, mit Streiflicht, erforderten den Einsatz einer zweiten Schicht Armierungsmasse. Sachfragen und Probleme wurden vom Architekturbüro Sauer-Scholta zeitnah und kompetent gelöst. Mit Brillux lief es ebenfalls sehr gut, wie wir es von Brillux gewohnt sind.“ Naci Saymaz: „Die Innenwände und Decken sollten entsprechend der hochwertigen Ausführung des Wohnhauses eine besonders glatte Oberfläche erhalten. Dies erreichten wir durch den Einsatz von Kunststoffspachtelmasse, doppelt verarbeitet, Grundierung mit Lacryl Tiefgrund ELF, Tapezierung mit Rapidvlies 1525 welches dimensionsstabil, strukturarm und haarrissüberbrückend ist, und einer Beschichtung mit Sensocryl ELF 266.“ Projektdaten 34 Objekt Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Technischer Berater Frank Komosinski, Brillux Recklinghausen Standort Paul-Schürholz-Str. 9, 45657 Recklinghausen Ausführender Malerbetrieb Außen: Karl-Heinz Dawin und Gerd-Günter Dawin GbR, Marl Brillux Produkte Innen: Lacryl Tiefgrund ELF 595, Rapidvlies 1525, Sensocryl ELF 266 Architekten Architekturbüro Sauer-Scholta, Herne Innen: Thiehoff Malerwerkstatt GmbH, Herne Außen: WDV-System, Silicon-Fassadenfarbe 918 in Protect-Qualität, Silicon-Putz KR K2 3649, Bauleitung Architekturbüro Sauer-Scholta, Herne Nutzfläche 282 m² Qju Kellerdecken-Dämmplatte 3703 Tragwerksplanung Ingenieurbüro für Baustatik, Brutto-Geschossfläche 356 m² Dipl.-Ing. Bernd Copei, Recklinghausen Brutto-Rauminhalt 1.210 m³ Brillux colore Introvertiert von der Straßenseite. Brillux colore 35 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Unverwechselbares Erscheinungsbild Das neue Institutsgebäude auf dem Campus des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) in Stuttgart-Vaihingen ist prägnant. Sowohl von außen als auch von innen. Mit dem großen Atrium schufen hammeskrause architekten einen ebenso unverwechselbaren wie Identität stiftenden Ort im Inneren: einen Ort, an dem das Tageslicht in die Tiefe des Raumes fällt; einen Raum, der – zur Gänze in metallisch reflektierendes Foto: © Vibe Images – Shutterstock Goldgelb getaucht – immer leuchtet und die Sonne scheinen lässt. 36 Brillux colore Brillux colore 37 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Grundriss EG, M 1 : 750 Eine variable Fassade ändert das Erscheinungsbild. Neben umfangreichen Forschungs- und Entwick- Seit Juli 2016 bietet die DLR-Standorterweiterung lungsarbeiten in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und rund 115 Wissenschaftlern neue Forschungslabo- Verkehr ist das DLR im Auftrag der Bundesre- re, Büro- und Entwicklungsräume. gierung als Raumfahrtagentur für die Planung und Das unverwechselbare, Erscheinungsbild setzt Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten sich im Gebäudeinneren fort: Wer das Foyer zuständig. betritt, befindet sich zugleich in einem Atrium, das Am Standort im Pfaffenwald in Stuttgart-Vaihingen mit seinem intensiven, metallisch reflektierenden in unmittelbarer Nähe zur Stuttgarter Universität Goldgelb geradezu zu leuchten scheint und dem entstand ein neues Forschungsgebäude für die In- Forschungsgebäude seine Identität verleiht. Sicht- stitute Technische Thermodynamik und Technische und spürbar unterstützt diese Farbgestaltung die Physik. Sechs Geschosse plus Keller. Wirkung des Raums und kreiert in einem Gebäude, Mit der gestalterisch anspruchsvollen Umsetzung das vor allem durch seine vielfältigen Funktiona- des Typus der Lochfassade mit Klapp-Schiebe- litäten gekennzeichnet ist, eine hohe Aufenthalts- Läden gaben hammeskrause „Ein Raum, der positiv berührt.“ qualität. architekten dem DLR- Mit dem Atrium wollten die Architekten einen Ort Institutsgebäude im Gebäude schaffen, an dem das Tageslicht in ein unverwech- die Tiefe des Raums fällt. So kam es zu der Idee, selbares äußeres hier ein metallisch reflektierendes Goldgelb ein- Erscheinungsbild. zusetzen. Markus Hammes und Nils Krause über das Reflektieren des Tageslichts „Die Gestaltung über Farbe soll die Wirkung des Raums unterstützen. Das DLR-Forschungsgebäude ist geprägt von Fotos: Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen einer sehr dichten ‚Packung‘ der Funktionen Labor und Büro. Die experimentellen Messungen mit Lasern erfolgen ohne Foto: Ralf Brunner, Hamburg Tageslicht. Zudem machte der Brandschutz ein hohes Maß an geschlossenen Wänden erforderlich. So entstand die Sehnsucht, einen Ort im Gebäude zu schaffen, an dem das Tageslicht in die Tiefe des Raums fällt. Und was erscheint zur Unterstützung des Tageslichts in die Tiefe des Gebäudes sinnvoller als metallisch reflektierendes Goldgelb? Bei der Planung, Umsetzung und Ausführung haben uns Brillux und das Malerunternehmen R & S Raum & Schrift von Anfang an begleitet und tatkräftig unterstützt. In der Ausführungsphase war insbesondere die gute Kommunikation zwischen dem Malerunternehmen und Brillux eine wichtige Komponente. Nur dank der intensiven und frühzeitigen Markus Hammes und Nils Krause, hammeskrause architekten bda 38 Brillux colore Kommunikation und Zusammenarbeit konnte dieses Ergebnis erreicht werden.“ Eine metallische Oberflächenoptik in einem intensiven Goldgelbton. Brillux colore 39 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Der Lichteinfall bestimmt die Stimmung im Raum. Der Flur erhält Tageslicht durch das Atrium. Das Atrium und die angrenzenden Flurbereiche, nicht nur ein Gesicht, es gliedert und strukturiert insgesamt über 1.300 m² Wandfläche, erhielten mit auch das Gebäude, gibt Orientierung. An den der Deko-Effektfarbe Creativ Lucento 83 eine sehr Galeriekanten der Geschosse sind Besprechungs- dekorative, metallische Oberflächenoptik. Je nach räume, Teeküchen als Meeting-Zonen und Orte für Lichteinfall changiert die Farbe, die Stimmung Kommunikation jeweils so angeordnet, dass eine im Raum wechselt – aber immer leuchtet es und kreativitätsfördernde Arbeitsatmosphäre entsteht. man hat den Eindruck, es scheine die Sonne. Die Auf jeder Etage befinden sich sowohl Büro- und Größe dieser beinahe fugenlos zu bearbeitenden Labornutzungen der jeweiligen Institute, um kurze Flächen war für alle Beteiligten eine Herausforde- Wege zu gewährleisten und den informellen Aus- rung, die eine sehr enge Planung, Koordination tausch zwischen theoretischen und experimentel- und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten len Arbeitsplätzen zu erleichtern. erforderlich machte. Das Atrium gibt dem Inneren Katja Beiersmann, Altenberge Malermeister Mike Rogge über hochwertige Wandgestaltungen „Wir sind fast ausschließlich im öffentlichen Bereich tätig und freuen uns immer sehr, wenn die Architekten hochwertige Beschichtungen im öffentlichen Bereich einsetzen. Das „goldene“ Atrium im Gebäude hat eine große Aussagekraft und sorgt für Aha-Effekte. Fast 1.300 Quadratmeter mit einer Deko-Effektfarbe mit metallischer Oberflächenoptik – Brillux Creativ Lucento 83 in dieser Größenordnung einzusetzen war für uns eine absolute Premiere. Die Höhe des Gebäudes, der geringe Abstand der Gerüste zu den Wänden und die laufende Abstimmung mit den anderen Gewerken vor Ort stellten dabei die größten Herausforderungen dar. Mit einer Q4-Spachtelung, dem Brillux AirlessFoto: privat Spachtel 1890, sorgfältigem Schleifen und Tapezierung mit dem vorgrundierten CreaGlas Glasvlies VG 1000 schufen wir die optimalen Voraussetzungen für den Beschichtungsaufbau mit Creativ Lucento 83. Die Zusammenarbeit mit den Architekten und mit Brillux war während des gesamten Projektes beispielhaft. Wie immer kamen uns auch die Malermeister Mike Rogge, R+S Raum und Schrift GmbH Neue Räume für 115 Wissenschaftler. tolle Logistik und die gute Betreuung zugute, die Brillux bietet.“ Projektdaten Objekt Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Standort Stuttgart, Neubau Institutsgebäude ELT Planungsgruppe M+M AG, Böblingen Standort Pfaffenwaldring 38–40, 70569 Stuttgart Bauphysik Müller-BBM GmbH, Stuttgart und Planegg Brillux Produkte Creativ Lucento 83 im Farbton 06.CM.03, Super Latex ELF 3000, Bauherr Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Köln Technische Beraterin Sabine Reith, Brillux Stuttgart CreaGlas Gewebekleber ELF 377, CreaGlas Glasvlies VG 1000, Lacryl Tiefgrund ELF 595, Nutzer Institut für Technische Thermodynamik (TT) und Institut für Technische Physik (TP) Ausführender Malerbetrieb R+S Raum und Schrift GmbH, Chemnitz Dolomit ELF 900, Latexfarbe ELF 992, 2K-PUR-Acryl Seidenglanzlack 5741 Architekten hammeskrause architekten bda, Stuttgart Nutzfläche 4.920 m² Bauleitung Ernst² Architekten, Stuttgart Brutto-Geschossfläche 10.800 m² Tragwerksplanung Mathes Beratende Ingenieure GmbH, Chemnitz Brutto-Rauminhalt 50.500 m³ Lage und Volumetrie bilden den Eingangsbereich in das Areal des DLR. TGA Rentschler und Riedesser Ingenieurges. mbH, Filderstadt 40 Brillux colore Brillux colore 41 Justizvollzugsanstalt, Gablingen Justizvollzugsanstalt, Gablingen Kunst am Bau Nahe Augsburg ist auf freiem Feld der Neubau einer Justizvollzugsanstalt entstanden, sie ersetzt einen nicht mehr zeitgemäßen Vorgängerkomplex in der Innenstadt. Die 2015 in Betrieb genommene Anlage entspricht nicht nur den aktuellen Sicherheitsstandards, sondern gewährleistet auch eine humanere Unterbringung. Nicht zuletzt aufgrund eines Foto: © ileana_bt – shutterstock.com besonderen Farbkonzeptes. 42 Brillux colore Brillux colore 43 Justizvollzugsanstalt, Gablingen Das äußere Erscheinungsbild ist, auch aus Sicherheitsgründen, weiß und grau. Die äußere Erscheinung der JVA Gablingen hat die nisiert ist. Blickt man deren Raumflucht entlang, Arge Dömges Architekten AG, Regensburg und fügen sich diese Farbflächen zu einem Regenbo- Karl + Probst, München zurückhaltend angelegt. gen zusammen. Hier dominieren Weiß- und Grautöne, sicherheitsrelevante Wandflächen beließ man in Sichtbeton. Farbcodes als Wegweiser Der Anstrich erfolgte ausschließlich mit Brillux Pro- Der Vorstand von Dömges Architekten AG, Thomas dukten, da diese eine besondere Farbstabilität und Eckert, verweist darauf, dass nicht wenige der Langlebigkeit auszeichnen. Darüber hinaus wurden Insassen des auf 650 Häftlinge ausgelegten Gedie Außenwände der Hafthäuser ab deren Oberge- ringstrafengefängnisses (bis max. fünf Jahre Haft) schossen mit dem Wärmedämm-Verbundsystem kaum der deutschen Sprache mächtig oder gar Qju des Münsteraner Herstellers isoliert. Markante völlige Analphabeten sind. Ihnen wird mit einer auf Farbakzente setzten die Regensburger Architekten Farbcodes basierenden Wegeführung die Orien- hingegen in den Innenbereichen. Jedes der vier tierung ungemein erleichtert. Das im Herbst 2015 winkelförmigen Hafthäuser erhielt eine Teilfarbe des Regenbogens zugewiesen, die sich in der Orientierung durch Farbe Kolorierung der Fußböden, der Treppenhäu- in Betrieb genommene Resultat bestätigt seine Aussage: Die Räume sind – auch wenn es sich um ein Gefängnis handelt – überraschend freundlich! ser, der Gitterwände und selbst der Hafttüren wiederfindet. Diese Farbbereiche finden sich auf den zentralen Erschließungsmagistralen zusammen, über welche die gesamte JVA orga- Positives Signal am Eingang Nähert man sich der JVA Gablingen, nimmt man zunächst eine riesige abstrahierte Grafik wahr, Foto: Dömges Architekten AG Thomas Eckert über das Besondere bei einer JVA Denn wenn so ein Gebäude erst einmal in Betrieb ist, kann man aus sicherheitstechnischen Gründen nur schwer ein Gerüst aufbauen. So wurden auch die Wandarbeiten des Künstlers Gerhard Mayer natürlich noch vor Bezug der JVA ausgeführt. Brillux Farben sind aufgrund ihrer Robustheit und ihrer Langlebigkeit für uns bei solchen Projekten die erste Wahl.“ Thomas Eckert, Dömges Architekten AG 44 Fotos: Martin Duckek, Ulm „Wandflächen bei Justizvollzugsanstalten werden sehr strapaziert und müssen daher äußerst langlebig sein. Brillux colore Jedes Hafthaus hat seine eigene Farbigkeit. Brillux colore 45 Justizvollzugsanstalt, Gablingen Besucher und Häftlinge können sich im Trennscheibenbesuchsraum „treffen“. die sich im Format 6 x 37 m über das Pfortenge- verantwortliche staatliche Hochbauamt zusammen bäude erhebt und entfernt an eine Wolke erinnert. mit der bauausführenden Dömges Architekten AG Aufgebracht ist das Kunstwerk des Nürnberger aus Regensburg Wandflächen der JVA ausgewählt Künstlers Gerhard Mayer auf der Schildwand, also und diese in einem offenen Wettbewerb für ein einer Mauer, die verhindern soll, dass Gefangene Werk der „Kunst am Bau“ ausgeschrieben. Dabei über das Flachdach des Pfortengebäudes fliehen. entschied man sich für Flächen, die sowohl den In- Das grafische Kunstwerk, das aus drei leicht zuein- sassen und den Besuchern als auch dem Personal ander versetzten Farblayern besteht, ist auf beiden zugutekommen. Wandseiten spiegelsymmetrisch angebracht. Da die Mauerkrone aus einem halbrunden Betonfer- Bildaufbau tigteil besteht (damit sich Wurfanker dort nicht Der Künstler reichte beim Wettbewerb zunächst verhaken), läuft das Bildnis zu beiden Seiten über nur ein digital nachbearbeitetes Foto der Schild- die Krümmung hinweg bis zum Scheitel hinauf, wand ein, ergänzt um einen 1:1-Detailauszug der wo es eine fugenlose Spiegelkante bildet. Für eine geplanten Oberfläche. Nachdem er den Auftrag künstlerische Gestaltung hatte das für den Bau bekommen hatte, setzte er seinen Entwurf zu- Thomas Ney über die Farbechtheit und Stabilität „Für Brillux sprachen die Produkteigenschaften, insbesondere die Qualität. Das meint zum einen die Oberflächenbeschaffenheit, die war wichtig in Bezug auf die Maskierfolien: Diese mussten auf der Wandfläche haften und auch Foto: Thomas Ney, privat zerstörungsfrei wieder abgenommen werden können. Dem Künstler Gerhard Mayer war zum anderen die Farbtonstabilität, insbesondere die Lichtechtheit, enorm wichtig. In der Summe haben die Eigenschaften von Evocryl 200 hervorragend gepasst. Bevor wir die eigentlichen Farbtöne aufbrachten, grundierten wir die Betonflächen und strichen die Wandfläche monochrom in Hellblau. Dann kamen die drei „Farbschläge“, die wir mithilfe der Schablonen aufsprühten. Das Besondere bei Evocryl 200 war, dass wir die einThomas Ney, Malerbetrieb Ney zelnen Farbschichten nicht eigens mit Klarlack fixieren mussten. Die Schablonen konnten direkt angebracht werden, hielten auf den Farbschichten und gingen zerstörungsfrei auch wieder ab.“ Die an Gitterharfen, Wänden, Boden und Türen eingesetzten Farben dienen zur Orientierung. 46 Brillux colore Foto: Julien Fertl Photography, Erlangen Fotos: XXXXXXXXXXXXXXXXXX Sebastian Zapf über die turnusmäßige Belieferung „Wir haben die kompletten Malerarbeiten im Inneren der JVA Gablingen ausgeführt, ein Anstrich von insgesamt 165.000 m² Decken- und Wandflächen. Die kompletten Innenarbeiten wurden in einem Teil an uns vergeben. Somit haben wir auch alle Metallflächen lackiert. Für Brillux haben wir uns hier vor allem wegen des professionellen Umgangs mit dem Thema Logistik entschieden. Im Schnitt wurden wir turnusmäßig alle 24 Stunden beliefert. Wir haben dort ausschließlich Werkstönungen verarbeitet, weshalb wir unsere Paletten vorbestellen und ein festes Kontingent binnen Stunden anfordern konnten. Das hat alles auch sehr, sehr gut funktioniert!“ Sebastian Zapf, Malerwerkstätten Karl Kudlick Brillux colore 47 Foto: Sven Rahm, Königsbrunn Justizvollzugsanstalt, Gablingen Drei Farbschichten Das Bild wurde mit drei leicht zueinander versetzten Farblayern gefertigt. nächst als Tuschezeichnung im Maßstab 1:10 auf flächen waren jeweils etwa 30 dieser Schnittfolien einem 0,60 m hohen und 3,70 m langen Papier- erforderlich, die stumpf, jedoch millimetergenau bogen um. Diese Zeichnung ließ er scannen und aneinandergestoßen wurden. duplizierte die Grafik am Rechner dreimal, um die- Für die Arbeiten war die Schildwand mit einem se dann leicht zueinander zu verschieben. Diesen Baugerüst regensicher eingehaust und die Beton- Ebenen wies er jeweils unterschiedliche Farben zu: oberflächen mit einer Brillux Grundierung vorbe- einmal ein helles Gelb, einmal ein dunkles Rot und reitet worden. Sehr zeitaufwendig war das Aufkle- schließlich ein dunkles Ultramarinblau. Durch diese ben der Folien, das pro Schicht mehrere Tage in Interpolation gewann sein Kunstwerk die markante Anspruch nahm; der eigentliche Farbauftrag von Räumlichkeit und Tiefe, die beim Betrachter Asso- Brillux Evocryl 200 mittels Sprühpistole dauerte ziationen an Wolken oder an Wellen weckt. hingegen nur wenige Stunden. Das Ergebnis kann Von den einzelnen Ebenen ließ er plottergeschnit- sich im wahrsten Sinne des Wortes „sehen las- tene Farbmasken für jede der drei Farbschichten sen“, und das sicherlich für eine lange Zeit! erstellen. Für die zwei 222 m² großen Schildwand- Robert Mehl, Aachen Künstler Gerhard Mayer über die Materialentscheidung „Die Verwendung von Brillux Farben bei meinem Kunstwerk war vollkommen unabhänFoto: Simone Michalko gig davon, dass auch alle anderen Malerarbeiten damit ausgeführt wurden. Vielmehr habe ich im Vorfeld zusammen mit der Malerfirma Ney viele Farbsorten und Konstellationen getestet. Dabei kamen wir ganz eindeutig zu dem Schluss, dass Brillux Farben für die Anforderungen dieses Ortes, vor allem wegen ihrer Farbbeständigkeit bei Sonne, Wind und Wetter, das beste Material war. Es war eine ganz klare Materialentscheidung!“ Gerhard Mayer, Nürnberg Je nach Entfernung zum Kunstwerk wird dieses anders wahrgenommen. Objekt Justizvollzugsanstalt, Gablingen Verkaufsberater Jürgen Ergler, Brillux Nürnberg Standort 86456 Gablingen Ausführender Malerbetrieb Thomas Ney, Nürnberg, Karl Kudlick Malerwerkstätten, Bayreuth Brillux Produkte Evocryl 200, Glemalux ELF 1000, 2K-PUR-Acryl Bauherr/Nutzer Freistaat Bayern Künstler Gerhard Mayer, Nürnberg Seidenglanzlack 5741, Floortec 2K-Epoxi-Siegel 848 Architekten/Bauleitung Arge: Dömges Architekten AG, Regensburg, und Karl + Probst, München Nutzfläche 21.000 m² 48 Brillux colore Tragwerksplanung Seeberger Friedl und Partner, München Brutto-Geschossfläche 42.565 m² TGA HLS/GLT: Ottitsch GmbH & Co. KG, München, Elektrotechnik: IB Müller & Bleher, Filderstadt Brutto-Rauminhalt 160.500 m³ Foto: Sven Rahm, Königsbrunn Projektdaten Eine 6 x 37 m hohe Wand auf dem Eingangsbereich. Brillux colore 49 Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Dunkles Taubengrau Ganztagesbetreuung und Schulsport erfordern spezifische Räumlichkeiten. In Ludwigsburg wurde den beiden Grundschulen, Pestalozzi- und Anton- Foto: © Eric Isselee – Shutterstock Bruckner-Schule, eine moderne Mensa und ein Gymnastikraum zur Seite gestellt. 50 Brillux colore Brillux colore 51 Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Schnitt, M 1:400 Optimale Nutzung des schmalen Grundstückes. Ein durchdachtes Konzept ist Grundlage der zeit- neuen, verglasten Trakt miteinander verbunden. gemäßen Schulerweiterung, die von den Stuttgar- Zur Gartenstraße hin zeigte sich die Situation ter Architekten harris + kurrle inmitten eines viel- geprägt von kleinteiligen Vorder- und Hinterhäusern. schichtigen Bestandes realisiert wurde. Entstanden Die Architekten reagierten auf den ambivalenten ist ein „dezidiert moderner Bau“, so Volker Kurrle, Kontext mit einem abgestuften, homogenen der „in Kubatur, Materialität und Gestaltung auf den Baukörper, der über die gesamte Grundstücksvorhandenen Kontext abgestimmt ist.“ Mit ausge- tiefe verläuft. Sie griffen die Höhenentwicklung suchten Oberflächen und kombiniert mit historisch der Wohnstraße mit einem hohen Kopfbau auf belegten Farbtönen haben sie ein öffentliches Ge- und folgten mit einem langen Flachbau bis zum bäude geschaffen, dem es gelingt, städtebaulich in Schulhof. Im Erd- und Untergeschoss befindet verschiedene Richtungen zu vermitteln. sich nun der Gymnastikraum mit den Umkleiden. Für die erweiterten Aufgaben der Ganztagesbe- Im Obergeschoss orientiert sich die Mensa nach treuung von Grundschülern benötigte das Schul- hinten zur Terrasse, die eine zweite, höher zentrum Mitte in Ludwigsburg zusätzliche Räum- gelegene Aufenthaltsebene neben dem anschlie- lichkeiten. Als Standort hatte die Stadt im Vorfeld ßenden Schulhof bildet. ein Baugrundstück erwerben können, das unmit- Bei der ursprünglichen Sanierung der beiden „Historisch belegte Farbtöne.“ telbar an den Schulhof zweier auf Naturstein basierenden Grundschulen hatte bereits sanierter Schulen man ein Farbkonzept vorgefunden, das nun der aus dem 19. Jahrhundert Orientierung dienen sollte. harris + kurrle grif- anschließt. Die historischen fen die überlieferten Töne als Grundlage für ihre Bauten sind mit einem Farbgestaltung auf und näherten sich der finalen Volker Kurrle zum Spannungsfeld von moderner Architektur und Bestand „Farbe ist ein einfaches Mittel, um viel zu erreichen. Gerade bei öffentlichen Bauten lässt sich mit Farbe, auch wenn die Mittel begrenzt sind, eine besondere Atmosphäre generieren. Es hat zum Beispiel eine starke Wirkung, wenn man ganze Fotos: Roland Halbe, Stuttgart Foto: Andrea Tontsch, Stuttgart Räume gewissermaßen in Farbe taucht. Bei großen Gebäuden haben wir Farbe auch schon zur Orientierung eingesetzt. Unser Büro sucht immer den Dialog zum Kontext. Das gilt auch für die Wahl der Materialien und Farben. In Ludwigsburg orientierten wir uns mit kräftigen Graublautönen im Innern an einem historischen Farbkonzept, das der bestehenden historischen Schule zugrunde lag. Obwohl das Gebäude ganz klar ein moderner Bau und bewusst auf das Wesentliche konzentriert ist, kommuniziert es durch seine Kubatur und die sandfarbene Ziegelfassade gleich in zwei Richtungen mit dem umgebenden, jeweils unterschiedlichen Bestand. Diese Ambivalenz macht das Projekt besonders spannend.“ Volker Kurrle, harris + kurrle architekten bda 52 Brillux colore Äußerst akkurat gestrichene Wandflächen und der farblich abgestimmte Fußboden zeigen eine klare Linie. Brillux colore 53 Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Große Fenster lassen viel Tageslicht in die Räume. Ein dunkles Taubengrau für die Nebenräume. Gestaltung Schritt für Schritt an, in Absprache + kurrle auch eine entsprechend anmutende Klin- mit dem Bauherrn, in enger Kooperation mit der kerfassade und setzten die hintere Brandwand wie Technischen Beraterin von Brillux sowie dem aus- ein Gemälde in einem dunklen Ton ab. Sie fügten führenden Handwerksbetrieb. Zunächst wählten zum hellen Ton der Fassaden gelbbraun eloxiertes sie aus einer Farbreihe entsprechende Farbnuan- Metall für Brüstungen und äußere Fensterrahmen. cen in einem, dem historischen Vorbild folgenden Im Innern kombinierten sie die glatten, äußerst Graublau. DIN-A3-Farbmuster und schließlich zwei akkurat gestrichenen Wandflächen mit Eichenholz, auf zwei Meter große Wandflächen in immer kon- das sich an Fenstern, dem Mobiliar und der Gar- kreteren Nuancen und Oberflächen brachten die derobe wiederholt. Durch die Ruhe und Intensität Entscheidung: Die Mensa und die Gymnastikhalle der bewusst auf wenige Ingredienzien reduzierten sind in helleres Graublau getaucht, die Treppen- Gestaltung erreichen die Architekten eine bemer- und Nebenräume zeichnet ein dunkleres Tauben- kenswerte Aufenthaltsqualität, die dem kindlichen grau aus. Die natursteinbasierten Schulbauten Überschwang und Bewegungsdrang ein wohltuen- aus dem vergangenen Jahrhundert zeigen gelbe des Pendant bietet. und sandfarbene Oberflächen. So wählten harris Susanne Ehrlinger, Berlin Danilo Hunger über die Besonderheit bei Schulen „Die Mensa und der Gymnastikraum waren für uns ein kleines, aber anspruchsvolles Projekt. Foto: Komfortbau Hunger GmbH, Aspach Durch das einfallende Streiflicht sieht man dort an den Wänden jede Unebenheit. Außerdem Das helle Graublau der Mensa fördert die Kommunikation. brauchen Räume für Kinder besonders widerstandsfähige Oberflächen. Wir brachten daher die geputzten Flächen nach Vorarbeiten mit einem Brillux Dispersionsspachtel zunächst auf Q4-Qualität. Die strapazierfähige Latexfarbe ELF 992 tritt nun in hellem bis dunklerem Grau völlig glatt und eben in Erscheinung. Außerdem lässt sich diese seidenglänzende Innendispersion sehr gut reinigen. Das Farbkonzept sah auch für die Türen ein analoges Grau vor. Der von uns eingesetzte, wasserbasierte Hydro-PU-Tec Seidenmattlack entspricht der EN 71-3 (Sicherheit von Spielzeug, Speichel- und Schweißechtheit). So ist er optisch perfekt und auch für den Einsatz in Danilo Hunger, Komfortbau Hunger GmbH, Aspach der Grundschule ideal.“ Projektdaten Objekt Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg TGA Zeeh, Schreyer + Partner, Ludwigsburg Standort Gartenstr. 14, 71638 Ludwigsburg Technische Beraterin Sabine Reith, Brillux Stuttgart Brillux Produkte Dolomit ELF Trend 952, Latexfarbe ELF 992, Bauherr Stadt Ludwigsburg Ausführender Malerbetrieb Komfortbau Hunger GmbH, Aspach Mineral-Handspachtel leicht 1886, Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088 Nutzer Grundschulzentrum Mitte, Ludwigsburg Nutzfläche ca. 415 m² 54 Brillux colore Architekten und Bauleitung harris + kurrle architekten bda, Stuttgart Brutto-Geschossfläche ca. 1.100 m² Tragwerksplanung Helber + Ruff, Ludwigsburg Brutto-Rauminhalt ca. 5.000 m³ Ein schmaler Baukörper zur Wohnbebauung. Brillux colore 55 Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Passepartout Zwischen den weiß verputzten oder verklinkerten Nachbargebäuden des Neubaugebiets von Drensteinfurt fällt das von Brüning + Hart Architekten aus Münster entworfene anthrazitfarbene Haus auf. Für die Architekten standen zwei Entwurfsthemen im Vordergrund: das des Farbspiels und das Foto: © Marafona – shutterstock.com der Vor- und Rücksprünge. 56 Brillux colore Brillux colore 57 Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Grundriss EG, M 1:300 Haus und Garage sind nur durch eine Fuge getrennt. Man könnte meinen, eine dunkle Fassade müsste einfall tritt sie stärker oder schwächer hervor. Auf düster erscheinen. Überraschenderweise wirkt das der Vorderseite markiert der große weiße Einschnitt Einfamilienhaus in Drensteinfurt jedoch frisch und den Eingang und verbindet das Haus optisch mit modern. Das liegt an den weißen, großformatigen der Garage. „Wir wollten, dass Haus und Garage Fenstereinfassungen, die wie bei einem Passepar- als Einheit wahrgenommen werden.“ Baurechtlich tout aus der Fassade herausgeschnitten erschei- musste die Garage jedoch ein eigenständiges Bau- nen. Schräg nach innen zeigende weiße Flächen werk sein, daher markiert eine durchgehende Fuge lenken das Licht in den Innenraum und sorgen dort auf der weißen Fläche die Trennung. Eine elegante für lichte, helle Weite. Der dunkle Fassadenfarbton Lösung, die kaum auffällt. Der Rücksprung auf stand schon früh während der Planungsphase fest. der Gartenseite bietet Wetterschutz und sorgt da- „Es ging uns um einen spannenden Kontrast: außen für, dass die Räume hinter den großflächigen, nach dunkel, innen hell“, erklärt Architekt Stefan Hart. Südwesten ausgerichteten Verglasungen nicht so schnell überhitzen. Für die Dachziegel wählten die Faltwerk Architekten einen annähernd gleichen Farbton wie Die Verwendung eines Wärmedämm-Verbundsys- für die Fassade, um das Haus auf dem annähernd tems lag nahe, da sich mit verschiedenen Dämm- 550 m2 großen Grundstück „aus einem Guss“ stoffstärken die Schrägen der Fassade am besten erscheinen zu lassen. realisieren ließen. So entstanden schöne „Frisch und modern.“ Details wie das auf der Gartenseite, wo die Visualisierungen schräg nach oben zulaufende weiße Unter- Die Details wurden vom Projektleiter Marc Theinl in sicht auf die Schräge des hervorstehenden unzähligen Visualisierungen erarbeitet. Diese hal- Wohnzimmers trifft. Die exakte Gehrung fen auch dabei, die Bauherren von ihren Plänen zu scheint wie aus Papier gefaltet. Je nach Licht- überzeugen. Das Paar hatte zuletzt in Drensteinfurt Foto: Frei gestellt Photography, Billerbeck Die Architekten über das Licht- und Schattenspiel „Für uns kam bei diesem Haus kein anderer Wandbaustoff als ein Wärmedämm-Verbundsystem mit Putz infrage, Fotos: Roland Borgmann, Münster weil wir damit am besten die für den Entwurf wichtigen Vor- und Rücksprünge der Fassade realisieren konnten. Besondere Fenster, wie das der Galerie auf der Gartenseite, erhielten eine weiße, schräg nach innen zeigende Umfassung, die sich deutlich von der anthrazitfarbenen Fassade abhebt. Auf der Vorderseite markiert der große weiße Einschnitt den Eingang und bindet die Garage ins Gebäude ein. Der Lichteinfall unterstützt die wie gefaltet wirkenden weißen Rücksprünge und schrägen Untersichten. So dunkel die Fassade ist, so überraschend ist die lichte Weite, die das Haus von innen aufweist. Im Kontrast zur dunklen Fassade reicht die Farbenskala innen von Weiß über das Grau Franz Brüning und Stefan Hart, Brüning + Hart Architekten 58 Brillux colore des Sichtbetons und der gespachtelten Wände bis zu warmen Holzfarbtönen. Mit Brillux haben wir bereits in einer frühen Planungsphase zusammengearbeitet. Das hat wie immer perfekt funktioniert.“ Durch das Passepartout um die Fenster wirkt die Fassade nicht düster. Brillux colore 59 Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Das Obergeschoss ist offen und hell. Eine Sichtbeton-Treppe mit Parkettstufen. in einem wesentlich größeren Haus gewohnt. Das Wohnzimmer und in der Küche Wände in Beton- neue Haus sollte nicht nur kleiner sein, sondern optik gespachtelt. Zusammen mit weißen Wänden vorausschauend die Möglichkeit zum barrierefreien aus Gipsputz und dem Parkettboden entstand Wohnen bieten. So lässt es sich ohne großen ein harmonisches Bild. Die raue Oberfläche des Aufwand in zwei Wohneinheiten aufteilen. Für das Sichtbetons steht in interessantem Kontrast zu zurzeit im Obergeschoss liegende Schlafzimmer den glatten weißen Oberflächen der Einbaumöbel. gibt es einen entsprechend großen Raum im Erstaunlicher ist jedoch das Gefühl der Weite, die Erdgeschoss. „Wir hatten das Glück, dass unsere bei kleiner Grundfläche durch den hohen Luftraum Bauherren unseren Gestaltungsvorschlägen ver- über dem Esstisch und den weiten Blick erzeugt traut haben und modernes Wohnen bevorzugen.“ wird. Der Ausblick verdient eine so deutliche Um- Zu den Wünschen der Bauherren gehörten Akzen- rahmung mit Passepartout: Er reicht weit über die te in Beton im Innenraum. Daher wurde die Treppe Felder von Drensteinfurt. ins Obergeschoss aus Sichtbeton gefertigt und im Ulrike Meywald, Münster Malermeister Christian Peplau über saubere Gehrungen „Die Vor- und Rücksprünge mit schräg zulaufender Dämmung und die besonderen Einfassungen der Fenster bei diesem Einfamilienhaus in Drensteinfurt haben wir erstmalig angefertigt. Daher arbeiteten wir von Beginn an eng mit Brillux und dem Projektleiter Marc Foto: Ulrike Meywald, Münster Theinl vom Architekturbüro Brüning + Hart zusammen. Wie immer erfolgreich. Der Küchen- und Essbereich öffnet sich durch die großflächige Verglasung zum Garten. Die Dämmstärken reichen von 20 bis 30 cm und wir mussten beispielsweise beim Rücksprung an der Terrasse die Gehrung der schrägen Dämmstücke sauber zusammenbringen. Das war keine leichte Aufgabe, ist aber geglückt. Wir waren sowohl außen, mit dem Wärmedämm-Verbundsystem, als auch innen tätig: Dort fertigten wir die gespachtelten Wände in Betonoptik.“ Christian Peplau, Malerfachbetrieb Christian Peplau Projektdaten Objekt Neubau Einfamilienhaus Tragwerksplanung Ulrich Engels Ingenieurbüro, Coesfeld Standort Mispelweg, 48317 Drensteinfurt Technischer Berater Stephan Choinowski, Brillux Münster Brillux Produkte WDV-System, Silicon-Putz KR K3 3650, Silicon-Fassadenfarbe 918 Bauherr Eheleute A. und E. Landmann, Drensteinfurt Ausführender Malerbetrieb Malerfachbetrieb Christian Peplau, Drensteinfurt (TSR-Formel), Creativ Sentimento 78, Glemalux ELF 1000 Nutzer Eheleute A. und E. Landmann, Drensteinfurt Brutto-Geschossfläche 230 m² Architekten Brüning + Hart Architekten, Münster Grundfläche EG 158 m², OG 110 m² Bauleitung Marc Theinl, Brüning + Hart Architekten, Münster Brutto-Rauminhalt 865 m³ 60 Brillux colore Modernes Wohnen. Brillux colore 61 Portrait Marcel Breuer MAR CEL BREU ER Ästhet ohne Doktrin Marcel Lajos Breuer, von seinen Freunden „Lajkó“ gerufen, gehört als „zweite Generation der modernen Architektur“ zu jenen Gestaltern, die bereits von den Protagonisten ausgebildet wurden. Der 1902 im damaligen österreichisch-ungarischen Empire Geborene nahm mit 18 Jahren sein Studium am Bauhaus in Weimar auf, fünf Jahre später wurde er in Dessau zum Jungmeister der Werkstatt ernannt. Als Walter Gropius das Bauhaus 1928 verließ, ging Breuer ebenfalls nach Berlin und gründete ein Atelier, das auf Inneneinrichtung spezialisiert war. 1935 emigrierte Breuer erst nach England, 1937 dann in die USA, wo er zunächst eine Partnerschaft mit Gropius, später ein Büro mit Assoziierten unter seinem Namen gründete. Dort realisierte er zahlreiche private Wohnhäuser, bei denen die Textur des Materials im Fokus stand. Später folgten große, formal expressive Bauten wie zum Beispiel das Whitney Museum of American Art in New York. 62 Brillux colore Foto: Thonet GmbH, Frankenberg (Eder) Marcel Breuer Brillux colore 63 Portrait Marcel Breuer Foto: Getty Images „Es ist wahr, dass ein Haus eine Maschine zum Wohnen ist.“ 64 Brillux colore Foto: NY University St. John’s Abbey Church, Minnesota, 1961 Dies war eines der ersten Gebäude für religiöse Architektur, welches mit Ortbeton errichtet wurde. ab. Bei den großen Projekten konzentrierte Breuer Erst Student, dann Jungmeister am Bauhaus, sich zwar auf Sichtbeton, doch er nutzte die un- entwickelte er Stahlrohrmöbel als stilbildendes bedingte Formbarkeit des Materials aus und schuf Produkt der Schule. Polyglott, formal versiert, per- damit beeindruckende Räume und Körper. Eine sönlich ein gewinnender Entrepreneur, entwarf er Ikone dieses Vorgehens wäre 1966 das Franklin D. zahlreiche Bauten im internationalen Kontext. Roosevelt Memorial in Washington geworden, das Die Nutzer standen auch im Mittelpunkt der Archi- leider unrealisiert blieb. tektur. „Es ist wahr, dass ein Haus eine Maschine Dass Breuer ein expressiver Mensch war, erschließt zum Wohnen ist“, meinte Breuer, und doch „möch- sich nicht aus seinen Sitzgelegenheiten. „Diese te man es etwas einfacher, elementarer, großzü- Metallmöbel sollen nichts anderes als notwendige giger und menschlicher als eine Maschine haben.“ Apparate des Lebens sein“, schrieb er 1928, „sie In der Ausarbeitung der Details, ob funktional oder sind ‚stillos‘, denn sie sollen außer ihrem Zweck konstruktiv, wie auch in den virtuos kombinierten und der dazugehörigen Konstruktion keine beab- Materialkontrasten der Privathäuser bildet sich sichtigte Formung ausdrücken.“ Folgerichtig gab Breuers ursprünglicher Berufswunsch „Bildhauer“ er seiner Fabrikation den Namen „Standard-Möbel“. Foto: Julius Silver – Wikimedia Marcel Breuer war eine Ausnahmeerscheinung: Whitney Museum, New York, 1966 Das Prägnante an dem Gebäude ist die treppenförmige Fassade aus großen, grauen Granitsteinen mit nach außen stülpenden Fenstern. New York University’s Bronx Campus, 1961 Das 7-stöckige Gebäude wird durch zwei „fliegende“ Brücken in der Mitte verbunden. Brillux colore 65 Portrait Marcel Breuer „Diese Metallmöbel sollen nichts anderes als notwendige Apparate des Lebens sein.“ Set B 9, 1926 Die Nähe zu den Junkers-Werken in Dessau inspirierte Marcel Breuer zu seinen ersten Möbelentwürfen. Die Stahlrohr-Satztische B 9 kamen auch im Bauhausgebäude zum Einsatz. Fotos: Thonet GmbH, Frankenberg (Eder) Foto: Getty Images S 285, 1935 Dieser Stahlrohr-Schreibtisch ist ein Stück Zeitgeschichte in der Bauhaus-Ära. Das tragende Gestell besteht aus einer Linie, die Tischplatte und die Aufbewahrungselemente sind aus Holz gefertigt. House and Garden, 1949 Die Betätigung als Hersteller blieb jedoch singulär. die Vorliebe für Kreise bei Wassily Kandinsky in Wassily Sessel D4, 1927 Der Clubsessel besteht aus einer polierten Stahlrohrverstrebung. Sechs Elemente bilden das Gestell. Als Sitz sowie Rücken- und Armlehnen werden Lederbänder um die Stahlrohre gespannt. 66 Brillux colore Foto: TECTA 37697 Lauenförde Als einer der ersten Studenten war Breuer 1920 ans Dessau, sei es das Schlafzimmer als ErholungsBauhaus gekommen. Beeinflusst von den beiden und Sportraum bei Erwin Piscator in Berlin. Auch wenig älteren, ebenfalls aus Ungarn stammenden vermittelte die modulare, leicht wirkende Einrich- László Moholy-Nagy und Farkas Molnár kam er tung einer Praxis das Anliegen des Arztes, dem über einen ornamentalen Thron aus Holz über dezi- Patienten ohne respektheischende Barrieren ge- diert konstruktivistische Stühle zur reinen Form. In genüberzutreten. Während die Architektur Breuers der programmatischen Bildsequenz „ein bauhaus- wie er selbst in der zweiten Reihe blieb, erfreuen film“, die als Ziel das Sitzen auf einer elastischen sich seine Stahlrohrmöbel ungebrochen großer Luftsäule postuliert, wird als Autor „Das Leben, das Beliebtheit, vor allem als Kragstühle, doch auch als seine Rechte fordert“ und als Operateur „Marcel Vierbeiner, Hocker, Tische, Schreibtische oder Re- Breuer, der diese Rechte anerkennt“ genannt. gale. Sie werden originalgetreu von den deutschen Die fruchtbare Synthese von Form und Ingenieurs- Firmen TECTA und Thonet hergestellt, für die sie wissen ließ Breuer erst zahlreiche Stühle, Hocker, nicht nur ein traditionelles Standbein sind, sondern Tische, später ganze Interieurs entwerfen. Bei bis heute wichtige Anregungen für die Entwicklung aller Sachlichkeit berücksichtigte er freilich genau ihres Möbelprogramms liefern. die jeweiligen Wünsche und Erfordernisse, sei es Michael Kasiske, Berlin Brillux colore 67 Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden „WEISS IST MEHR ALS WEISS“ Weder Freischwinger noch Wassily-Stuhl, sondern eine ganze Villa – die einzige von Marcel Breuer in Deutschland. In einer erfolgreichen Kooperation von Bauherr, Architekt und Denkmalpflege konnte das „Haus Harnischmacher II“ in Wiesbaden erhalten werden. Mit Stolz erklärt Martin Horsten, Leiter der städtischen Denkmalbehörde, dass es allen Beteiligten gelungen ist, das stark sanierungsbedürftige Haus über einen zwei Jahre währenden Revitalisierungsprozess größtenteils zu erhalten. Als einziges Werk des berühmten Bauhaus-Meisters in Deutschland. Volker Schreiber, der die Sanierung architektonisch betreut hat, sagt zu den Zielen: „Wir wollten das Denkmal originalgetreu erhalten. Wir wollten aber gleichzeitig – schließlich ist das Haus ja ein DokuFotos: Guido Erbring, Köln ment des modernen Wohnens der 1950er-Jahre – modernes Wohnen nach den heutigen Standards einschließlich Technik, Energieeinsparung etc. ermöglichen.“ Vieles musste abgestimmt werden, Kompromisse gab es auf allen Seiten. 68 Brillux colore Brillux colore 69 Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden Grundriss, M 1:333 Eine klare Struktur. Voraussetzung war freilich, dass Horsten und als didaktisches Demonstrationsobjekt der Klas- Schreiber Erfolg darin hatten, das Interesse der sischen Moderne entworfen hatte (und ihm alsbald neuen Eigentümer für die besondere Architektur internationales Renommee einbrachte), hat der seit Breuers zu wecken. Sie sogar zu begeistern. Aller- 1937 in den USA lebende und gereifte Architekt dings: Dass bis auf den Grundriss keine Original- eine harmonisch ins Landschaftsbild eingefügte pläne mehr vorhanden waren, erschwerte die Pla- Villa im Grünen geplant. Davon zeugen die Natur- nung zusätzlich. Und doch, nähert man sich über stützmauer, die raumhohe Verkleidung des Kamins einen abfallenden Zuweg dem Haus, so strahlt das mit Muschelkalk, deren Rechtecke den Grundriss Gebäude, als hätte Breuer es gerade abgenommen wiedergeben, oder die raffinierte Setzung von und den Handwerkern für ihre Arbeit gedankt. visuellen Kontrapunkten – eine Bruchsteinwand Die strenge Geometrie, die weiß verputzten Wän- gegenüber dem verglasten Eingang etwa oder eine de, die grau abgesetzte Attika, das zur Sonnen- tiefblaue Wand am Ende des weiß gestrichenen seite weit auskragende Flachdach, die schmalen Flurs. Und natürlich auch die Annehmlichkeiten, Fensterbänder nach Norden, bodentiefe Fenster die Breuer in der neuen Welt kennengelernt hatte nach Süden: Die wesentlichen Charakteristika und mit denen er nun das Haus in seiner alten von Breuers Architektursprache fallen schon von Heimat ausstattete: Wand- und Deckenheizung, „Denkmal der Klassischen Moderne.“ Weitem ins Auge. Inklusive zweier her- ein durch alle nach Süden orientierten Räume etwa vorstehender Wandscheiben, die den 20 cm unter der Decke durchlaufender Balken, der Besucher zum vollverglasten Haupt- – mit Glühlampen (heute mit LED) bestückt – die eingang leiten. Anders als das 1932 Zimmer mit indirektem Licht versorgte, der schon fertiggestellte und 1945 zerstörte erwähnte Kamin, der an Frank Lloyd Wrights „Haus Harnischmacher I“, das Breuer Feuerstelle als Hausmittelpunkt erinnert. Für die Volker Schreiber über das Spurenlesen Foto: Enrico Santifaller, Frankfurt am Main „Weil von dem Haus bis auf den Grundriss keine Planunterlagen vorhanden waren, war ‚Fährten lesen‘ unsere erste Pflicht. Dies gilt auch für die Farben. Ursprünglich hatte Marcel Breuer offenbar an ein buntes Haus gedacht, er hat aber dann die Farben bewusst zurückgenommen. Durch dieses Reduzieren kommen die verwendeten Materialien – wie der Solnhofener Plattenkalkstein am Boden, der Muschelkalk der mondrian-artigen Kaminverkleidung oder die großformatige Schiebewand aus geflochtenen Schilfmatten – viel besser zur Geltung. Das Zurücknehmen verstärkt die Wirkung der strengen Geometrie des Gebäudes, des eindrucksvollen Spiels von Licht und Schatten und der gerahmten Landschaftsbilder. Weiß Volker Schreiber, Schreiber + Partner, Wiesbaden Volker Schreiber, Schreiber + Partner, Wiesbaden 70 Brillux colore ist in diesem Meisterwerk mehr als weiß.“ Ein Aufeinandertreffen von Gegensätzen. Brillux colore 71 Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden Ein raffiniertes Spiel von Licht und Schatten. Grenzen zwischen innen und außen verschwinden. Schiebefenster entwickelte Breuer eine Konstruk- Putz abschlagen und durch eine 8 cm starke tion aus U-Profilen, wodurch die Scheibe unten PU-Dämmung mit einem feinkörnigen weißen auf einer Kugellagerschiene und oben in einer Oberputz ersetzen, der abschließend gefilzt wurde. Nut geführt wird. Dicke Rahmen werden dadurch So konnten die für die Architektur so wichtigen vermieden, der Eindruck des Fensterbandes wird schlanken Proportionen in etwa erhalten werden. nicht gestört. All das wurde originalgetreu restau- Vor der Sanierung lag der Heizöl-Verbrauch bei riert. Alu-Fenster, die 1982 eingebaut wurden, hat jährlich rund 11.000 Litern, nun liegen die Ener- Schreiber wieder gegen Holzfenster ausgetauscht. giekosten in einem bezahlbaren Rahmen; wobei Öl Einfachverglasungen wurden durch Zweifach- oder durch Gas in Kombination mit einer fast unsichtDreifach-Isolierverglasungen ersetzt. Schwieriger baren Solar-Anlage auf dem nun hochgedämmten war die Dämmung, die wegen der Wandheizung Dach ersetzt wurde. Die Grundrissdisposition blieb außen erfolgen musste. Zuhilfe kam Schreiber, erhalten, nur die Bibliothek wurde zum Kinderzim- dass der ursprüngliche Putz auf den Außenwän- mer, der Raum für das Hausmädchen zur Ankleide. den insgesamt 7 cm dick war. Schreiber ließ den Enrico Santifaller, Frankfurt am Main Foto: Enrico Santifaller, Frankfurt am Main Martin Horsten über die Besonderheit in der Denkmalpflege „Farben spielen in der Denkmalpflege eine hochbedeutsame Rolle. Durch die Verwendung von falschen Materialien – etwa kunststoffhaltigen Dispersionsfarben – und durch falschen Auftrag sind schon viele Denkmäler geschädigt worden. Im Haus Harnischmacher II gibt Marcel Breuer der Farbe eine eher dienende Rolle, die die ‚reine‘ Wirkung der Architektur, der Räume, des Lichts verstärkt: die Komposition des Gebäudes aus Wandscheiben etwa, dazu passend das farblich abgesetzte Flachdach oder das Thema der raumhohen Öffnungen. Insgesamt freue ich Martin Horsten, Stadtkonservator, Wiesbaden mich auch als Denkmalpfleger sehr über die gelungene Sanierung des Hauses: Durch die enge Zusammenarbeit von Bauherr, Architekt, Denkmalpflegern und den Bauausführenden ist es hier gelungen, ein besonderes Denkmal seiner Bedeutung entsprechend behutsam herzurichten und Der Eigentümer versprach, das Haus nach und nach mit Breuer-Mobiliar einzurichten. fit zu machen für eine hoffentlich lange Zukunft.“ Projektdaten Objekt Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden Tragwerksplanung Nickel+Kansy, Hochheim Standort Schöne Aussicht 53, 65193 Wiesbaden TGA Sellke Haustechnik, Wiesbaden, Klees-Elektroinstallation, Wiesbaden Brillux Produkte Silikat-Innenfarbe ELF 1806, WDV-System, Silikat-Finish 1811, Bauherr Stefan Eller, Wiesbaden Technischer Berater Borris Gönner, Brillux Wiesbaden Mineral-Leichtputz G 3679 Nutzer Familie Stefan Eller, Wiesbaden Nutzfläche 266 m² 72 Brillux colore Architekten Schreiber + Partner, Wiesbaden Brutto-Geschossfläche 360 m² Bauleitung Volker Schreiber, Markus Laukart, Wiesbaden Brutto-Rauminhalt 1.015 m³ Spürbar vom Bauhaus beeinflusst. Brillux colore 73 90 Jahre Bauhaus Dessau DIE WELT NEU DENKEN Mit dieser Haltung fasziniert das Bauhaus bis heute. Obwohl die Schule für Architektur, Design und Kunst nur von 1919 bis 1933 existierte, wurde sie zum Leitbild der Reformbestrebungen und revolutionierte Foto: Bauhaus-Archiv Berlin das gestalterische und künstlerische Denken und Schaffen in der ganzen Welt. Das Bauhausgebäude von Walter Gropius (1925–26) Am 1. April 1919 gründet Walter Gropius unter dem Namen Staatliches Bauhaus in Weimar eine interdisziplinäre Hochschule für Gestaltung mit internationaler Ausrichtung. Es sind die ersten Jahre der Weimarer Republik. Die junge Demokratie steht durch die Last der Reparationszahlungen, aufkeimenden Extremismus und fehlende Akzeptanz der neuen Staatsform politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich stark unter Druck. Mit dem Foto: Bauhaus-Archiv Berlin, mit freundlicher Genehmigung Pathos des Aufbruchs nach dem Ende des Ersten Weltkriegs veröffentlicht Walter Gropius das Manifest der neu gegründeten Hochschule und fordert darin: „Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!“ Seine Intention ist es, die drei Künste Malerei, Skulptur und Architektur Die Bauhausmeister auf dem Dach des Bauhauses in Dessau anlässlich der Eröffnung am 4. und 5. Dezember 1926 Von links: Josef Albers, Hinnerk Scheper, Georg Muche, László Moholy-Nagy, Herbert Bayer, Joost Schmidt, Walter Gropius, Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Gunta Stölzl, Oskar Schlemmer zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“, so heißt es im Bauhaus-Gründungsmanifest. Die Grundidee eines Versuchslabors für den Bau der Zukunft zieht sich in der bewegten Entwick- 74 Brillux colore Brillux colore 75 Foto oben: Für Wagner: unbekannt / Foto unten + links: VG Bild-Kunst Bonn Bildnachweis: Bauhaus-Archiv Berlin 90 Jahre Bauhaus Dessau Schema zum Aufbau der Lehre am Bauhaus 76 Brillux colore lung des Bauhauses wie ein roter Faden bis zum soren gewinnt Walter Gropius namhafte Künstler Schluss durch. Das Bauhaus will Antworten auf wie Johannes Itten, Lyonel Feininger, Paul Klee, die Industrialisierung und ihre Folgen finden, die Wassily Kandinski, Oskar Schlemmer, Gerhard Gesellschaft verändern und einen modernen Marcks und László Moholy-Nagy. Menschentyp mitsamt Umwelt formen. Die Ausbil- Die Hochschule versteht sich als transdisziplinäre dung ist pluralistisch. Auf pädagogisch neue und Werkgemeinschaft, die das Ziel verfolgt, den „Bau experimentelle Weise wird den Bauhaus-Studieren- der Zukunft“ und damit auch die Zukunft selbst zu den der Umgang mit dem Werkmaterial vermittelt. erdenken und zu erschaffen. Insofern ist der Name Das Lehrprogramm ist eine Kombination aus Lehre, „Bauhaus“ Zielsetzung und Programm zugleich. Praxis und Forschung, wobei das Experimentieren Mit der ideellen Haltung, Dinge von Grund auf neu und Entwerfen in den Bauhaus-Werkstätten das zu denken, wird das Bauhaus zum Leitbild der da- Herzstück der Gestalterausbildung ist. Keramik, maligen Reformbestrebungen. „Nur eine Idee hat Weberei, Tischlerei, Metall, Druckerei, Bühne, Glas- die Kraft, sich so weit zu verbreiten“, so äußerte sich und Wandmalerei sowie später in Dessau Reklame, Ludwig Mies van der Rohe, der dritte und letzte Bau- Fotografie und Architektur – jede Disziplin hat im haus-Direktor über die enorme Resonanz und lie- Bauhaus ihre eigene Werkstatt. Und jede Werk- ferte damit zugleich die Erklärung dafür, warum das statt hat einen Werkmeister für handwerkliche und Bauhaus neben den vielen Architekturikonen und technische Aspekte und einen Formmeister für die Design-Klassikern bis heute seine Faszination hat. ästhetisch-gestalterischen Aspekte. Als Profes- Katja Beiersmann, Altenberge Fagus-Werk, Alfeld/Leine, 1911 Das Werk von Walter Gropius wurde zum UNESCO-Welterbe ernannt. Meisterhäuser Dessau, Doppelhaus Klee/ Kandinsky von Nordwesten (Straßenseite), 1926 Berühmte Bewohner waren: Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Georg Muche, Oskar Schlemmer sowie Wassily Kandinsky und Paul Klee mit ihren Familien. Weitere Informationen finden Sie unter: Brillux colore 77 Kontakt Weitere Informationen erhalten Sie unter www.brillux.de oder per E-Mail an [email protected] Impressum Herausgeber Brillux GmbH & Co. KG, Münster Redaktion + Konzept Bauverlag BV GmbH, Gütersloh Grafisches Konzept + Layout formba – grafikdesign + konzeption, Hamburg colore Ausgabe Nr. 14, Dezember 2016 Das Farbmagazin | Nummer 14 Nummer 14 Alejandro Aravena, Pritzker-Preisträger 2016 Architektur-Biennale 2016, Venedig MAKING HEIMAT Oper, Stettin, Polen Neubau Einfamilienhaus, Recklinghausen Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Stuttgart Justizvollzugsanstalt, Gablingen Mensa und Gymnastikraum, Ludwigsburg Neubau Einfamilienhaus, Drensteinfurt Brillux | Weseler Straße 401 | 48163 Münster Tel. +49 251 7188-8799 | Fax +49 251 7188-439 | [email protected] | www.brillux.de 5275/422/30/1216 8826.9651.0014 Portrait Marcel Breuer Marcel-Breuer-Villa, Wiesbaden 90 Jahre Bauhaus Dessau