Ein Knoten in einem Taschentuch.

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Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Berlin-Pankow
PREDIGT im Gottesdienst am 20. April 2014 (Osternacht) in der Hoffnungskirche
(Textgrundlage: 2. Timotheus 2, 8a)
von Vikar Valentin Kwaschik
Liebe Gemeinde,
Der Predigttext für heute ist ganz kurz und ganz klar.
Ich mache ihn mal vor:
Ein Knoten in einem Taschentuch.
Wofür steht der Knoten? Ich soll mich an irgendetwas erinnern!
Wir haben uns heute an die Schöpfung erinnert: Es werde Licht und es ward Licht.
Gott sagt über uns und diese Welt: Siehe, es war sehr gut!
Wir haben uns heute an die Verheißung Hesekiels erinnert: Gott schenkt mit seinem
Atem neues Leben. Das Tote wird wieder lebendig.
Wir haben uns erinnert, dass wir alle Gottes Kinder sind.
Wir haben uns erinnert, dass es manchmal dunkel um uns ist.
Und wir haben erlebt, dass eine Erinnerung ganz gegenwärtig wird und das Licht sich
ausbreitet: Der Herr ist auferstanden.
Wofür steht der Knoten?
Paulus schreibt an Timotheus (2Tim 2,8a):
Erinnere dich an Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.
Der Knoten steht für einen Menschen, an den ich denken soll.
Er steht für eine Geschichte, die einer erlebt hat und die die Welt verändert hat.
Erinnere dich an Jesus. Halte dir vor Augen, was Jesus gesagt hat, was er getan hat
und was von ihm erzählt wird.
Der Knoten steht für Jesus Christus.
Er steht nicht für einen Fakt. Nicht für ein Ereignis, eine Suche.
Und vor allem: Er steht auch nicht für etwas, das ich noch erledigen muss.
Erinnere dich an Jesus Christus, der auferstanden ist.
Die Auferstehung ist schwer zu behalten, weil ich sie nicht ins Bild fassen kann.
Wie soll ich mir da eine Eselsbrücke ausdenken?
Aber Jesus Christus ist auferstanden und für ihn gibt es unzählige Eselsbrücken,
unzählige Bilder an die der Knoten erinnern kann. Denn von Jesus werden
Geschichten erzählt, die wir heute weitererzählen können.
Ich kann an Senfkörner denken aus denen der Glauben erwächst.
Ich kann an dünngeschnittenes Brot denken, dass für 5000 Menschen reicht.
Ich kann an einen Esstisch denken an der alle ihren Platz haben: Jünger und Verräter,
Huren und Zöllner, Pharisäer und Schriftgelehrte.
Mit diesen Geschichten entstehen Bilder in meinem Kopf. Und mit jedem Bild – so
meine Behauptung – wird Jesus Christus und seine Auferstehung ein Stückchen
vergegenwärtigt.
Oft hilft es auch, dass Menschen erzählen, was sie mit Christus erlebt haben. Dann
ist Christus in ihren Erlebnissen vergegenwärtigt. Er kommt ganz nah.
Da sagt einer, dass er sich in der Dunkelheit verirrt hatte. Im dunklen Tal oder im
dunklen Wald. Und plötzlich hat er Gottes Nähe gespürt und ist mit nie geahnter
Gewissheit seinen Weg gegangen.
Am Ende erzählt er, Christus wäre mit ihm gegangen.
Wer bin ich, das in Frage zu stellen? Vielleicht ist es besser so eine Geschichte mit in
den Knoten in meiner Tasche zu binden.
Manchmal erinnert so ein Knoten auch an Dinge, die ich eigentlich lieber vergessen
würde. Dann möchte ich den Knoten am liebsten öffnen.
Aber Verdrängung geht meistens schief. Selbst die schlimmsten Ereignisse brauchen
eine Erinnerung, weil die Erinnerung hilft, ihnen einen angemessenen Platz im Leben
zuzuweisen.
Auch der Stein vor dem Grab ist vielleicht so eine Erinnerung. Er ist im Weg, verdeckt
– Christus – das Ziel der Träume. Der Stein verschließt die Höhle des Josef von
Arimathea und lässt sie zu einem Grab werden.
Der Stein gehört zu der Geschichte dazu. Aber er ist zur Seite gerollt. Aus dem Weg. Er
ist weg. Und doch da.
Und so erinnern wir an Krieg und Gewalt und Hunger und Vertreibung.
Diese Dinge gehören zu dieser Welt dazu.
Aus diesem Grunde schreibt ja Paulus an Timotheus:
Erinnere dich an Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.
Weil das Leid nicht aufgehört hat, ist es so wichtig sich zu erinnern. Die Geschichten
vom Auferstanden immer weiter zu erzählen. Es gilt neue Geschichten in den Knoten
mit hineinzuweben, damit er gar keine Chance hat aufzugehen.
Vielleicht hilft es, den Knoten hin und wieder in die Hand zu nehmen, den Bahnen
mit dem Finger nachzugehen und eine Geschichte von Jesus zu erzählen. Eine
Geschichte die prall gefüllt ist mit Leben und spüren lässt: Jesus lebt.
Ein Gottesdienst wie der an diesem Ostermorgen ist vielleicht auch so ein Knoten im
Taschentuch. Wo Menschen so verrückt sind, 5:00 Uhr morgens in der Kirche zu sein.
Vielleicht ist es ja so:
Jahr für Jahr sitze ich nachts am Lagerfeuer und am Morgen bin ich ganz verräuchert.
Jahr für Jahr gehe ich in die dunkle Kirche und halte aus, dass ich nicht klar sehen
kann. Ich erinnere an alte Texte vom Anfang der Welt. Ich denke an meine eigene
Taufe. Ich vergewissere mich: Ja, ich bin ein Kind Gottes. Ich erlebe wie das Licht sich
ausbreitet und alles Dunkel verdrängt. Ich stimme ein in den Osterhymnus „Christ ist
erstanden“.
Ich fühle mich erinnert. Christus ist da.
Und sage:
Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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