Tagungsdokumentation 5. Konferenz der sächsischen Suchtselbsthilfe 17. November 2012 Seminar- und Tagungszentrum der AOK PLUS, Waldheim 1 Impressum Herausgeber und Redaktion: Sächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS) Tel.: 0351-804 5506 [email protected] www.slsev.de / www.suchthilfe-sachsen.de Wir danken der Förderung durch die: Dezember 2012 Druck: Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 2 Vortrag 4 Von der Last zur Lust ... zufrieden abstinent leben?!, Wiebke Schneider Mehr Genuss - Die Schokoladen-Übung Auszeichnung engagierter Personen in der Suchthilfe 8 10 SLS-Anerkennungspreis 2012 Themeninseln / Diskussionsrunden 12 Tagungsimpressionen 26 Programm / Presseinformation 28 Auswertung 30 Vorwort Dr. Olaf Rilke Geschäftsstellenleiter der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS) 1. Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, in der vorliegenden Broschüre berichten wir über die 5. sächsische Suchtselbsthilfekonferenz, die als gemeinsame Veranstaltung des SLS-Fachausschuss „Selbsthilfe“ und der AOK PLUS im Seminar- und Tagungszentrum Waldheim am 17. November 2012 mit ca. 160 Teilnehmern durchgeführt wurde. Wir freuen uns über das große Interesse und sind dankbar für die vielfältigen Unterstützungen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Thematisch im Vordergrund standen diesmal zentrale Fragen zu Gesundheit und Wohlbefinden. Vorgestellt und diskutiert wurden Faktoren für eine zufriedene Abstinenz als auch Handlungsmöglichkeiten zur Steigerung des individuellen Wohlbefindens. Dabei konnten wir auf Erfahrungen und Materialien des Bundesmodellprojektes S.o.G. (Sucht-Selbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung) der fünf Selbsthilfeverbände - Blaues Kreuz in Deutschland, Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche, Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Guttempler in Deutschland und Kreuzbund - zurückgreifen. Mit unserer Veranstaltung sollten Impulse für mehr Lebensgenuss gegeben werden, z. B. durch Bewegung und Sport, gesunde Ernährung oder Anregungen für mehr Selbstfürsorge. Wir hoffen, dass in den Gruppen diese Diskussionen eine Fortsetzung finden und empfehlen für die Weiterarbeit das umfangreiche Handbuch des Bundesmodellprojektes S.o.G. (Download: www.slsev.de/SoG-Handbuch.pdf). 2 Vorwort Wie bereits im letzten Jahr nutzten wir die Selbsthilfekonferenz, um die vielfältige Arbeit und das ehrenamtliche Engagement in der Suchthilfe besonders zu würdigen und einfach „Danke!“ zu sagen. Denn nur mit diesen zahlreichen Helferinnen und Helfern gelingt die Arbeit in den fast 400 sächsischen Suchtselbsthilfegruppen. Darüber hinaus ist die ehrenamtliche Suchtarbeit in weiteren Diensten der sächsischen Suchthilfe, wie z. B. im präventiven Bereich oder bei der Betreuung und Begleitung suchtkranker Menschen, unverzichtbar. Ausgezeichnet wurden insgesamt 13 Personen mit dem SLS-Anerkennungspreis 2012. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre der vorliegenden Dokumentation, die auch als Download unter www.slsev.de/KonferenzSuchtselbsthilfe2012.pdf zur Verfügung steht. Dankbar sind wir für Anmerkungen zur diesjährigen Fachtagung als auch für alle Hinweise, die wir zur Planung zukünftiger Veranstaltungen berücksichtigen sollten. 3 Vortrag Vortrag Von der Last zur Lust ... zufrieden abstinent leben?! Wiebke Schneider, Guttempler in Deutschland, Hamburg 2. Vorträge Suchtselbsthilfe wirkt – und hilft Konsument/innen und Angehörigen bei der Überwindung einer Suchtproblematik und bei der Entwicklung eines neuen Lebensstils. Außerdem wird die Rückfall-Gefahr deutlich vermindert, wenn die Betroffenen langfristig eine Suchtselbsthilfegruppe besuchen. Aber ist das nicht alles „lästig“ und mühsam? Und wie geht das überhaupt mit der „zufriedenen Abstinenz“? Bedeutet der Verzicht auf das (liebgewonnene) Suchtmittel oder –verhalten nicht eher eine Verminderung der Lebensqualität und der Lebensfreude? Im Mittelpunkt dieser Tagung steht das Thema „zufrieden abstinent leben“. Der Vortrag mit anschließendem „Genuss-Training“ greift eine Reihe von Aspekten auf, die die Themenkomplexe „Was macht Suchtselbsthilfe wirksam?“, „Gesundheitsförderung“ und „Leben in Balance“ umfassen. 4 Vortrag Auf dem Hintergrund des BMG-geförderten Projekts der fünf Suchtselbsthilfeverbände „Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung“ geht es darum, gesundheitsfördernde Möglichkeiten der Suchtselbsthilfe zu beleuchten. Gesund und zufrieden sein, bedeutet mehr als „nur“ abstinent zu leben. Die Suchtselbsthilfe mit ihren vielfältigen Angeboten kann viel dazu beitragen, Lebensqualität und –freude zu verbessern und damit wiederum die Grundlage für ein Leben ohne Suchtmittel oder –verhalten zu schaffen. Neben der körperlichen Gesundheit spielen selbstverständlich die psychische Gesundheit und das Gefühl eines erfüllten und sinnvollen Lebens eine wichtige Rolle. Genießen können ist eine Fähigkeit, die oftmals im Laufe einer Suchtentwicklung verloren geht. Die Wiedererlangung von „Genuss und Maß“ in der suchtmittelfreien Lebensweise erhöht nicht nur die Lebensfreude, sondern bildet auch eine gute Grundlage für ein zufriedenes abstinentes Leben. Mit einer kleinen „Schokoladen-Übung“ nähern wir uns der Frage „Was macht Schokolade im Gehirn“ ebenso wie der Herausforderung, die schönen und genussvollen Dinge des Lebens wahrzunehmen, zu würdigen und sie ins Alltagsleben zu integrieren. 5 Vortrag Vortrag Um zufrieden abstinent zu leben, bedarf es einer inneren Haltung. Die Motivation zur positiven und aktiven Gestaltung des Lebens kann nicht verordnet werden, sie muss von innen heraus kommen und wachsen. Die geteilten Erfahrungen in Selbsthilfegruppen bilden eine gute Grundlage, um ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und Stärken (wieder) zu finden. Eine „gute Gruppe“ kann Sicherheit und Halt geben und den Rahmen bieten, eigene Fähigkeiten und Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln. In diesem Zusammenhang ist auch der Wert der Unterstützung auf Gegenseitigkeit zu finden, und maßgeblich an dieser Unterstützung sind die Kompetenz und der Wille, anderen Menschen zu helfen. „Ich helfe mir selbst, indem ich anderen helfe“ beschreibt das sog. „Helfer-Therapie-Prinzip“ – eines der wesentlichen heilsamen Prinzipien der Selbsthilfe. Natürlich ist mit der Hilfe für andere nicht „Leistung – Gegenleistung“ gemeint, sondern die Erfahrung, dass mein Da-Sein in der Gruppe, im Gespräch mit anderen und in gemeinsamen Aktivitäten eine Bedeutung hat – für mich und für andere. 6 Vortrag Wenn man eine Suchterkrankung (und davon betroffen sind nicht nur die Konsument/innen, sondern auch die Angehörigen!) auch als Beziehungs-Störung betrachtet, schafft Suchtselbsthilfe einen Rahmen, um mit sich selbst und mit anderen in Beziehung zu treten und bedeutsam und wichtig für sich selbst und für andere zu sein. Die Chance der Suchtselbsthilfe besteht also nicht nur in der Überwindung einer Suchtproblematik, sondern vielmehr im Aufbau eines neuen, gesünderen, sinn- und freudvolleren Lebens – und bietet damit eine Grundlage zur „zufriedenen Abstinenz“. 7 Die Schokoladenü übung Vortrrag Die Sch hokoladen n-Übung aus: HA ASSEL, H., RÖ ÖSCH, R. (20 005): Schlannkheitsideal. aid, ISBN 3-8308-04884-9, S. 39. Ziel Die folggende Übu ung ist gleicchzeitig Fa ntasiereise e und Geschmacksübbung. Mit ih hr soll über daas Erleben von Gesch hmacks- unnd Geruchsswahrnehm mungen einn bewusste es Genieß ßen von Esssen untersttützt werd en. Material Servietten, Schokkolade Durchführung Jeder b bekommt zwei Stückcchen Schokkolade auf einer Serviette. Eine ruhige, vertrau uensvolle und u entspannte Atmoosphäre wird geschafffen. Bemerkkungen Der folggenden Teext wird lan ngsam vorggelesen. Be ei „Pause“ wird eine LLesepause eingeleegt und bis zur angegebenen Zifffer gezählt. Vorbereitung Genussstraining 8 Schokoladenübung TEXT x Lege ein Stück Schokolade direkt vor dich hin. x Setze dich bequem auf einen Stuhl und suche mit den Augen einen Punkt auf dem Boden vor dir. x Hör dir die Geräusche im Raum an. (Pause: bis 20 zählen!) x Atme zweimal tief ein und aus. (Pause: bis 20 zählen!) x Versuche jetzt die Augen zu schließen. x Träume vor dich hin! Du bist auf einer Schokoladen-Insel. x Sie sie dir an. Auf dieser Insel ist alles aus Schokolade und man darf alles essen - aber nur ganz langsam. (Pause: bis 40 zählen!) x Nimm dir jetzt ein Stück Schokolade und rieche daran. Überleg dir: „Wie riecht es?“ (Pause: bis 30 zählen!) x Lecke etwas an dem Stück. Überlege: „Wie schmeckt es?“ (Pause: bis 30 zählen!) x Nimm die Schokolade jetzt in den Mund. Beiß nicht auf das Stück, sondern leg es unter die Zunge. (Pause: bis 20 zählen!) x Schiebe das Stück mit der Zunge in die linke Wange. (Pause: bis 20 zählen!) x Und jetzt in die rechte Wange. (Pause: bis 20 zählen!) x Den Rest Schokolade lass im Mund langsam schmelzen wie ein Bonbon. (Pause: bis 30 zählen!) x Zum Schluss geh noch einmal mit der Zunge den Weg des Schokoladenstückchens. x Überlege: „Wo ist deine Lieblingsecke?“ (Pause: bis 30 zählen!) x Komme langsam wieder von der Schokoladen-Insel zurück. Öffne die Augen! Räkle und streck dich, als wenn du gerade aufgestanden wärst. Lass dir Zeit! x Zum Schluss könnt ihr das zweite Stück Schokolade essen, so schnell ihr wollt. Auswertung - Erfahrungsaustausch mit der Partnerin/dem Partner -·Plenum: Erfahrungsaustausch zum Thema Essgenuss. Einstieg mit folgenden Fragen: Wie riecht Schokolade? War es schwer oder leicht, die Schokolade so langsam zu essen? Wer hat eine „Lieblingsecke“? Schmeckte die Schokolade anders als sonst? 9 SLS-Anerkennungspreis 2012 Sehr geehrte Damen und Herren, Freiwilligenarbeit ist im Bereich der sächsischen Suchtkrankenhilfe unverzichtbar. So funktioniert die Arbeit der Suchtselbsthilfe nur durch das ehrenamtliche Engagement vieler Helfer, die dazu beitragen, dass sich die Gruppen regelmäßig treffen, dass neue Mitglieder in die Gruppe finden, dass Gruppenmitglieder in schwierigen Situationen begleitet und unterstützt werden. Die ehrenamtliche Arbeit ist sehr vielfältig, oft wird diese als selbstverständlich empfunden und zu selten erfolgt Anerkennung und Wertschätzung. Mit dem „SLS-Anerkennungspreis für ehrenamtliches Engagement“ würdigt die SLS stellvertretend die Freiwilligenarbeit im Freistaat Sachsen. Alle eingereichten Vorschläge wurden vom Vergabeausschuss der SLS als würdige Preisträger bestätigt, so dass folgende Personen den „SLS-Anerkennungspreises 2012“ erhalten: 10 SLS-Anerkennungspreis 2012 Die Preisübergabe erfolgte durch Herrn Bunde, Vorstandsvorsitzender der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren, Herrn Heinisch, Leiter FA Selbsthilfe, sowie durch Herrn Tschirch, Vertreter der AOK PLUS. Wir gratulieren an dieser Stelle allen Preisträgern ganz herzlich. Preisträger 2012 11 Bewegung Themeninsel „Bewegung und körperliche Aktivität“ mit Frau Naumann, Diplomsportlehrerin, geprüfte Yogalehrerin, Fachkraft für Rehabilitations- und Präventionssport, Chemnitz „Heiterkeit, körperliche Bewegung und Mäßigkeit sind die besten Ärzte.“ Friedrich Melchior Grimm Sport reduziert Stress, fördert soziale Kontakte und steigert das seelische Wohlbefinden. Körperliche Aktivität ist somit eine wesentliche Gesundheitsquelle, die wir in unseren Alltag stärker integrieren sollten. Dabei geht es nicht um Hochleistungssport sondern eher um lustbetonte Bewegung mit Freunden, in der Familie, im Verein oder gemeinsam mit der Selbsthilfegruppe. Im Rahmen der Themeninsel wurde ganz praktisch in das Thema eingeführt und Möglichkeiten für mehr körperliche Bewegung im Alltag getestet. Spaß als auch ein Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung standen dabei im Vordergrund. Bewegungsspaß in der Gruppe 12 Bewegung Körperliche Aktivität steigert das Wohlbefinden und ist möglicherweise ein wichtiger Faktor für eine zufriedene Abstinenz. Daher empfiehlt es sich, in den Treffen der Selbsthilfegruppe über einen bewegungsaktiven Lebensstil zu sprechen. Hilfreich sind für die Diskussion folgende Fragestellungen1: x Welchen Bewegungsstil habe ich mir im Laufe der Jahre angeeignet? Welche Gründe finden sich dazu in meiner Lebensgeschichte? Kann ich an positive Erfahrungen aus meiner Kinder- und Jugendzeit anknüpfen? x Wie kann ich meinen „inneren Schweinehund“ überwinden und meine Freude an der körperlichen Betätigung wecken? x Welche Möglichkeiten für Bewegung kann ich in den Alltag einbauen (z. B. Treppe statt Aufzug) x Wie können wir in unserem Selbsthilfeumfeld körperlich aktiver werden? Was tun wir bereits dafür (z. B. Wanderungen)? Übungen für zuhause 1 S.o.G. Info-Brief Nr. 3, November 2009, Seite 4 13 Ernährun ng „gesu unde Ernä ährung – m mehr Genuss“ Theme eninsel mit Frau F Laschhinsky, Diätasssistentin / Ernährungssberaterin, Suchtffachklinik Heidehof, H W Weinböhla Bei Menschen mit Alkoholproblemen ist es in de er Zeit nach h der erfol greichen Langzeittherapie besonderss wichtig, aauf eine ausgewogene gesunde und für de en Körper gut verträgliche Mischkost zu aachten. Ge erade diese e Personenn weisen erhebliche Organschäden auf, die sichh wiederum m negativ auf a das Woohlbefinde en auswirkken. Beson nders die Bauchspeichheldrüse und u die Leb ber, welchee aktiv in Stoffweechselprozzesse eingreifen, sindd häufig durch Folgescchäden bettroffen. Hier gilt es, dem m Körper die essentie ellen Vitalsttoffe zu zu uführen und damit einne Grundvversorgungg des Organ nismus zu ggewährleissten. In Hinb blick auf diee Suchterkrankungenn ist neben den Organ nschäden hhäufig ein Mangel an Vitaminen und d Mineralsttoffen zu vverzeichnen n, da sie, entweder e ddurch das Nichtesssen oder durch d den gestörten Stoffwechsel, dem Körper K nichht im vollem m Umfangg zur Verfü ügung stehen und da mit die Leiistungsfähiigkeit, auf längerer Sicht hin, mindern. In der h heutigen Zeeit mit eine em Überanngebot an Nahrungsm mitteln ist es von gro oßer Bedeuttung, sich mit m der The ematik eineer gesunde en und aussgewogeneen Ernähru ung auseinaander zu seetzen und für f den schhnelllebige en Alltag ein gesundees Maß für sich zu finden. Wie oft grreifen wir zu z einfacheen Fertigprrodukten, die d durch ddas industrrielle Weitervverarbeiteen in ihrer ernährungs e sphysiologgischen We ertigkeit sinnken. Der Faktor F Zeit spiielt hier ein ne erheblicche Rolle füür viele Me enschen. Doch D lässt ssich das miit einer gezielteen Auswah hl der uns vorgegeben v n Nahrunggsmittel ein nfach beheeben, wenn n wir nur wisssen, worauf es ankommt, den Gesundheitswert unseres Nahrrungsangebotes zu steiggern. Es gibt Regeln der Deutsche en Gesellscchaft für Errnährung (D DGE), die ssich ganz le eicht in den Alltag mit inttegrieren laassen. Sei ees die verm mehrte Zufuhr an Vol lkornprodu ukten, die einh heimischen n für die Jaahreszeit e ntsprechenden Obst- und Gem müsesorten zu wählen n oder dem m Körper die nötigen eessentielle en Fettsäurren durch dden Einsatzz von pflanzliichen Fetteen zu lieferrn. Die Emppfehlungen n zu Verzehrmengen sind für je eden Mensch hen untersschiedlich, da die Rahhmenbedin ngung sowiie die indivviduelle Stoffweechsellage eines jede en variierenn. 14 Ernährung Ein weiteres Problem stellt die vermehrte Zufuhr an tierischen Fetten dar, welche das Risiko für Stoffwechselerkrankungen ansteigen lässt. Suchtkranke haben, neben den zahlreichen anderen Organschäden häufig mit Fettstoffwechselstörungen zu kämpfen. Die Leber ist durch ihre Funktionseinschränkung nicht in der Lage, die vermehrte Zufuhr des Nahrungscholesterins zu verstoffwechseln. Die Triglyceride sind ebenfalls erhöht, was wiederum durch den Alkoholmissbrauch in der Vorgeschichte oder durch gesteigerte Nahrungsaufnahme von tierischen Fetten bzw. der zuckerreichen und ballaststoffarmen Lebensmittelgruppen zurückzuführen ist. Cholesterin und Triglyceride können kleinere Blutgefäße verletzen und das Risiko für Schlaganfall bzw. Herzinfarkt steigt an. Zur Orientierung für gesunde und genussvolle Ernährung sollten die allgemeinen Verzehrregeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Beachtung finden: Vollkornprodukte wählen Diese enthalten nicht nur die nötigen Ballaststoffe sondern liefern dem Körper wichtige Vitamin BKomplexe, die wiederum in unseren Stoffwechsel eingreifen. Zudem helfen Ballaststoffe bestimmte Blutfettfraktionen im Körper zu senken, bestehendes Übergewicht abzubauen und sind für die Darmbakterien unabkömmlich. Ob beim belegten Brötchen vom Bäcker oder bei den alltäglichen Einkäufen, schon der Wechsel von einem Getreideprodukt aus Weizen zu einem aus Vollkorn kann einen wesentlichen gesundheitlichen Nutzen bringen. Achtung, Vollkorn muss nicht immer dunkel sein. Lassen sie sich nicht von der Farbe eines Brotes leiten. Dunkle Sorten sind häufig durch einen bestimmten Zucker eingefärbt und haben nur wenig mit Vollkorn zu tun. 15 Ernährung Gemüse und Obst der Saison gehören zu jeder Mahlzeit auf den Tisch Viele unterschätzen die Wirkstoffe in unseren einheimischen Obst- und Gemüsesorten. Neben wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen enthalten diese sekundäre Pflanzenstoffe, denen ein hoher gesundheitlicher Aspekt nachgesagt wird. Für Suchtkranke gilt es allerdings vor stark blähenden Sorten aufzupassen. Diese sind für den Körper sehr faserreich und damit schwer verdaulich. Tiefgekühlte Ware enthält mehr Inhaltsstoffe als Frischware und Konserven. Bei der Zubereitung ist das Gemüse schonend zu garen bzw. zu dämpfen. Milch- und Milchprodukte sind die besten Calciumlieferanten Ob als fettarmer Käse, Joghurt oder Milch, die Vielzahl unserer Calciumlieferanten trägt dazu bei, den Körper ausreichend mit Mineralstoffen zu versorgen. Vorzugsweise sind diese Produkte am Abend zu verzehren, da dann die Calciumeinlagerung in die Knochen besser ist. Vorsicht bei den viel umworbenen LIGHT – Produkten. Dahinter verbergen sich Lebensmittel, die entweder einen erhöhten Fett- oder Zuckergehalt sowie Zuckeraustausch- und Süßstoffe enthalten. Zu weiteren Irritationen führt der angegebene Fettgehalt der Käsesorten. Nehmen sie den darauf stehenden absoluten Fettgehalt mal 2, um zu beurteilen, ob dieser wirklich besser ist. Eine Scheibe Käse sollte zwischen 40 und 45% F. i. d. Tr. besitzen. Ein weiteres Problem stellt die Portionsgröße dar. Beim verpackten Scheibenkäse einfach halbieren, um die gewünschte Portion zu erzielen. 250 g Joghurt decken 2 Portionen Milch und Milchprodukte ab, von denen wir pro Tag nur 3 benötigen. Eier 2 Eier sind für einen gesunden Menschen ausreichend. Hier lauert eine enorme Menge an Cholesterin, was bei einer gesundheitlichen Vorbelastung der Leber zu Problemen führen kann. 16 Ernährung Fleisch und Wurst Der Deutschen Lieblingsspeise und ein MUSS bei jedem Essen. Fleisch der beste Eisen- und Eiweißlieferant, enthält aber auch das Cholesterin, gesättigte Fette und ist zu dem sehr Purinreich (Vorsicht bei Gicht-Gefährdung). Der Körper ist deshalb dankbar für einen gesunden Wechsel zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln, da er nur in einem gewissen Maße die Mengen- und Spurenelemente ausnutzen und verwerten kann. Achten sie auf eine fettarme Auswahl und viel wichtiger eine angemessene Fettzufuhr beim Herstellungsprozess. © h l Und sollte es einmal die beliebte Streichwurst sein, dann bitte nur dünn besteichen und das Fett weglassen. Dafür ist der Name Streichwurst aussagekräftig genug und wer tapeziert schon 2 Lagen Tapete, bevor er diese bestreicht. Fisch Fisch gilt in der heutigen Zeit als Luxuslebensmittel. Um sich dennoch was Gutes zu tun und dem Organismus nicht nur das Jod zu liefern, sondern auch die essentiellen Fettsäuren, ist es wichtig den Fisch 2mal in der Woche in den Mahlzeiten einzuplanen. Panaden aus Semmelmehl, können durch Vollkorn- Cornflakes bzw. Sesam ersetzt werden und bringen neben der interessanten Zusammensetzung noch einen sehr abwechslungsreichen Geschmack auf den Tisch. Pflanzliche Fette Öl oder die viel diskutierte Margarine - beide liefern dem Körper lebensnotwendige Fettsäuren. Ob einfach ungesättigte oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren, sie werden täglich gebraucht. Wichtig ist hier eine gesunde Mischung von beiden. Die einfach ungesättigten Fettsäuren finden wir vorzugsweise in Olivenöl oder Rapsöl. Die restlichen Öle sind dementsprechend reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. 17 Ernährung Beachten sie bitte, das richtige Öl für die warme Küche zu verwenden. Die Hinweise für welche Zubereitungsart das Öl geeignet ist, lässt sich auf der Ölflasche nachlesen. Fettsäuren ungesättigter Art wirken sich positiv auf den Stoffwechsel aus und haben einen hohen gesundheitlichen Nutzwert. Aber beachten sie bitte, nicht mehr als nötig für Zubereitungen in der Küche zu nehmen. 30 - 40 g (3 - 4 EL) sichtbares Fett reichen dem Körper völlig aus. Kräuter statt zu viel Salz Gewürze und Kräuter verleihen dem Essen nicht nur einen besonderen Geschmack, sondern sind reich an bestimmten Inhaltsstoffen. Gerade Kräuter gelten neben Milch und Milchprodukten zu den besten Calciumquellen und wir wissen, dass sie in der alten Hausmedizin einen bewährten Platz gefunden haben. Viele unserer Produkte enthalten bestimmte Salze, wie Schmelzsalze, Nitritpökelsalze. Deshalb ist es nicht notwendig, die Gerichte noch zusätzlich mit einer überdosierten Salzmenge abzuschmecken. Die tägliche Menge an Salz ist derzeit in Deutschland deutlich überschritten. Getränke Mineralwasser, Tee, Gemüsesäfte, verdünnte Saftschorlen sind immer noch die besten Durstlöscher und geben dem Körper noch zusätzlich Stoffe, die er braucht. Lightgetränke beinhalten zwar keinen Zucker, vermitteln uns jedoch einen sehr süßen Geschmack, der nur noch mehr davon verlangt. Zucker Zucker finden wir in sämtlichen Lebensmittelgruppen, ob als Milchzucker in Milch und Milchprodukten, oder Fruchtzucker in Konfitüren, Säften, Obst, teilweise in Lightprodukten, oder aber er findet sich irgendwo in der Zutatenliste von Wurst. Die Industrie hat eine Vielzahl von Möglichkeiten, uns eine der Zuckerarten mit beizumischen. Deswegen gehen sie sparsam mit den Einsatz von Zucker um und vor allem trainieren sie nicht die Geschmacksknospen auf diese süße „ Droge“! 18 Ernährung In einer sogenann nten Ernäh hrungspyraamide werd den wichtig ge Empfehhlungen gutt schemaatisch zusaammengefaasst: Quelle e Ernährungsppyramide: ww ww.dge.de 19 Ernährung Rezeptvorschläge … Um Ihnen einen kleinen praktischen Anreiz für eine gesunde Umsetzung zu geben, erhalten Sie folgende saisonabhängige Rezeptvorschläge. Ziel ist es, unser Essen durch den Einsatz von lebensnotwendigen Stoffen zu optimieren. Es ist Winterzeit und wir erfreuen uns an den Düften, die für diese Jahreszeit typisch sind: Zimt, Nelken, Vanille, Nüsse, überall riecht es anders. Am einfachsten ist es für Sie, sich diese sinnlichen Düfte ins Haus zu holen. x Nach einem ausgiebigen Spaziergang eine Tasse heißen Tee, der mit den Gewürzen verfeinert, einen von innen aufwärmt. x Salate, die mit gerösteten Nüssen noch einen gewissen Pep bekommen. x Aufstriche, um das Abendbrot abwechslungsreicher zu gestalten. Viele sind der Meinung, dass das Angebot der gesundheitsfördernden Lebensmittel im Winter weniger wird und greifen gern auf fernöstliche Obst- und Gemüsesorten zurück. Dennoch bieten die einheimischen Produkte eine Menge Möglichkeiten selbst in der kalten Jahreszeit für eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffzufuhr zu sorgen. Winterzauber Früchtetee, roter Saft, filetierte Orangenstücke, Nelken, Zimt und Honig einfach erhitzen (nicht kochen lassen) und fertig ist das winterliche Getränk. Varianten der Verfeinerung gibt es immer. Mediterraner – Aufstrich Den Feta mit der Gabel in einer Schüssel zerdrücken. Dazu fettarmen Frischkäse geben und gut verrühren. Tomatenmark, Chili, Salz, Pfeffer und tiefgekühlte Kräuter hinzufügen und gut vermengen. Eignet sich auf runden Pumpernickel-Scheiben als hervorragender Snack zu Feiern. Zucchini-Walnuss-Salat Zucchini raspeln, mit ein wenig Magermilchjoghurt, Honig, Curry, Salz, Pfeffer und frischen Kräutern abschmecken. Nun noch die gehackten Walnüsse hinzufügen und der winterliche Salat ist fertig. 20 Ernährung Weitere Rezeptvorschläge für eine Nachspeise bzw. leckere Suppe… Rote Grütze mit Vanillesoße Beerenobst tiefgekühlt, ein guter Vitamin-C- und Eisenlieferant, mit ein wenig Wasser zum Kochen bringen. Zum Süßen können sie Honig verwenden. Dieser enthält einige Vitamin- B- Komplexe im Gegensatz zu Zucker. 1/2 Tüte Vanillepuddingpulver für eine Gesamtflüssigkeit mit 3 – 4 EL Wasser anrühren und in die kochenden Beerenfrüchte geben. So lange rühren bis eine feste Bindung entsteht. Jetzt heißt es nur noch die Vanillesoße selbst zubereiten aus 250 ml Milch und der anderen Hälfte des Vanillepudding und die Rote Grütze ist fertig. Blumenkohlsuppe Blumenkohl aus dem TK- Bereich in einem Topf mit Gemüsebrühe bissfest kochen lassen. Möhren, Sellerie und Petersilie als Geschmacksträger hinzufügen. Damit die gewünschte Bindung und Cremigkeit erreicht wird, verwendet man am besten Instant – Haferflocken. Diese lösen sich schnell auf und steigern den Ballaststoffgehalt des Essens. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken und pürieren. Viel Spaß und Genuss beim Ausprobieren! 21 Diskussionsgruppen 1-4 Vier parallele Diskussionsrunden zum Thema „zufrieden und abstinent: Anregungen und Erfahrungen“ waren beauftragt, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu einer Blume mit vier Blütenblättern zu verarbeiten. Dazu dienten 3 Fragen zur Orientierung: 1. Wie gelingt es mir, Stück für Stück zufriedener abstinent zu leben? 2. Was tut mir gut? 3. Was vernachlässige ich noch? Moderiert wurden die Diskussionsrunden von: - Frau Drowatzky (Caritas), Herrn Naundorff (BKD LV Sachsen) - Frau Kerbstat, Herrn Fritzsch (Kommt…. SKH Crottendorf e. V.) - Frau Nietsche, Herr Schlicht (Wandelhalle Sucht, SBB Regenbogen Leipzig) - Herr Köhler (Neue Wege Zwönitz), Herr Heymann (BKD, SBB DW Aue) Nachfolgend sind einige Impressionen und Ergebnisse aus den Diskussionsrunden zusammengestellt: Wie gelingt es mir, Stück für Stück zufriedener abstinent zu leben? - regelmäßige Gruppenbesuche; positiv denken lernen; Ziele haben; wichtige Dinge einordnen; Kontakte knüpfen; Umfeld in Ordnung bringen - offen über das Alkoholproblem reden; Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten; bewusst machen: Leben ohne Suchtmittel ist schöner; nicht alles auf einmal - sondern Schritt für Schritt; an mich denken; achtsam sein; Grenzen setzen und akzeptieren; anderen helfen - Hilfe annehmen und weitergeben 22 Diskuussionsgrruppen 1-4 1 Was tu ut mir gut? - ZZeit für mich; Tag gen nießen; Spport; Austausch; Famiilie; Ernährrungsumstellung; H Hobbys - A Anerkennu ung; mit an nderen redden können n; fest Tage esstruktureen; erreichbare ZZiele anstreben; Konzentration auf mich; Dankbarke eit; intensi ves Erlebe en der A Abstinenz; stolz sein auf das in der Abstin nenz Erreichte; anderren Hilfe ge eben - A Achtsamkeeit – Selbsttfürsorge; R Realitätseinsicht: meine Ziele, m meine Grenzen; R Rückmeldu ungen; gut für sich soorgen; alle Lebensberreiche berüücksichtige en 23 Diskussionsgruppen 1-4 Was vernachlässige ich noch? - Freizeitgestaltung; Zeit für mich; „Nein“ sagen; an mich denken; meine Freunde; Sport - vernüftige Zeiteinteilung; darauf achten, dass es mir gut geht; zu wenig an sich selbst denken; schwer, Grenzen für sich selbst zu setzen; ganzheitliche Gesundheit - Entspannung und Erholung 24 Diskuussionsgrruppen 1-4 1 Eine vo om Herbst--Sonnenlich ht angestraahlte Blum me veransch haulicht diee intensive e Arbeit in den vvier versch hiedenen Diskussions D srunden. Fe estzuhalten ist: Abstiinent und zufried den - das eiine ist ohn ne das andeere auf Da auer nicht möglich! m D Dabei ist ein ne zufried dene Abstin nenz als Prrozess aufzzufassen, den d es selbst zu gestaalten und zu z erarbeiiten gilt. Hiilfreich sind dabei reggelmäßige e Gruppenb besuche, SSelbstfürso orge, Achtsamkeit, sozziale Konta akte, körpeerliche Aktivität und all jene Dinnge, die Le eib und Seele ggut tun … 25 Taggungsimpression nen 26 Tagungsimpressionen 27 Veranstaltungsprogramm / Presseinfo 28 Veranstaltungsprogramm / Presseinfo 29 Auswertung AuswertungundFeedback Die Auswertung der Bewertungsbögen zur Veranstaltungsevaluation ergab eine Gesamtbewertung mit der Note 1,6 nach dem Schulnotensystem von 1 - 6 (sehr gut bis unzureichend), so dass auch in diesem Jahr die sehr guten bis guten Bewertungen der Vorjahre erzielt wurden. Geschätzt wurde neben den Rahmenbedingungen das Referat, die Möglichkeit zum Austausch in den Diskussionsgruppen als auch die in der Veranstaltung vorgenommene Würdigung des ehrenamtlichen Engagements in der Suchthilfe. Mit der diesjährigen Teilnehmerzahl von 156 registrierten wir erneut eine erfreulich hohe Nachfrage. 1. Die einzelnen Aspekte zur Gesamteinschätzung wurden wie folgt bewertet: - Die Fachtagung war für meine Tätigkeit hilfreich. Die Fachtagung hat mir persönlich neue Einsichten vermittelt. Meine Erwartungen hinsichtlich der Ziele und Themen der Fachtagung haben sich erfüllt. Einschätzung der Rahmenbedingungen im Seminar- und Tagungszentrum Waldheim (Räumlichkeiten, technische Ausstattung, Pausenversorgung) 1,5 1,7 1,9 1,2 2. Das Grundsatzreferat wurde mit der Note 1,3 sehr gut bewertet. 3. Besonders gute Noten (zwischen 1,6 und 1,7) erzielten alle 4 Diskussionsgruppen. An dieser Stelle gilt unser Dank allen Moderatoren, die wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. 4. Die Bewertung mit der Note 1,4 unterstreicht die ausgezeichnete Zusammenarbeit und hohe Zufriedenheit mit der Unterstützung durch die AOK PLUS. Dank gilt hier insbesondere Herrn Tschirch für seine kontinuierlichen Bemühungen. 30 Sächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS) SLS e. V. Glacisstraße 26 01099 Dresden Tel. / FAX: 0351- 804 5506 [email protected] www.slsev.de www.suchthilfe-sachsen.de Mit freundlicher Unterstützung Dezember 2012