Für Sie notiert 199 Infektiöse Keratitis Risikofaktoren minimieren, Sehkraft erhalten Um neue Therapiestrategien zu entwickeln, sind aktuelle Kenntnisse über prädisponierende Faktoren und Ätiologie infektiöser Hornhautulzera von Bedeutung. Im Rahmen dieser prospektiven Studie evaluierten die Autoren alle Pa­ tienten mit schwerer infektiöser Keratitis, die sich im Queens Medical Hospital in Nottingham/England vorstellten. Über einen Zeitraum von 3 Jahren sammelte das Team Daten zu Ätiologie, Ergebnissen der mikrobiologischen Untersuchungen, Symptomen und Befunden, verabreichter Therapie und Ansprechen auf diese Therapie. Eine schwere infektiöse Keratitis war definiert als ein visusbedrohendes Ereignis, das mindestens eines der folgenden Kriterien umfasste: ▶▶ein deutlicher Visusverlust ohne erkennbare andere Ursache ▶▶ein Infiltrat innerhalb der zentralen 4 mm der Hornhaut ▶▶ein peripheres Hornhautinfiltrat von mindestens 2 mm Durchmesser ▶▶ein Hypopyon jeder Größe ▶▶Schmerzen am Auge ▶▶Hornhautulzera viraler Genese wurden ausgeschlossen. 143 Augen von 129 Patienten wurden in die Studie aufgenommen. Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 52,8 Jahren. Es gab keine Geschlechtsprädisposition. Über 90 % der Fälle waren einseitig. Von den 14 beidseitigen Fällen waren 7 Kontaktlinsenträger. Im Durchschnitt vergingen 5 Tage vom ersten Auftreten der Symptome bis zum Aufsuchen des Krankenhauses. Interessanterweise traten mehr Keratitiden in den Sommermonaten auf (Juni, Juli, August). Die Mehrheit der Patienten (98) wurde stationär aufgenommen, in 31 Fällen erfolgte einen ambulante Behandlung. Stationäre Patienten blieben im Durchschnitt 9 (± 13) Tage. Diese Zeit dehnte sich bei älteren Patienten und Patienten mit Akanthamöbenkeratitis deutlich aus (bis 45 Tage). Zu den prädisponierenden Faktoren für das Auftreten einer infektiösen Keratitis zählten: ▶▶Augenoberflächenerkrankungen, z. B. eine durchgemachte Herpeskeratitis oder bullöse Keratopathie (32 %), ▶▶Kontaktlinsentragen (26 %), ▶▶eine Augenoperation in der Vorgeschichte, vor allem Keratoplastik (20 %), sowie ▶▶chronische Applikation von topischen Steroiden (40 %) als gemeinsamer Risikofaktor von Patienten mit Augenoberflächenerkrankungen und Steroid­ therapie. Grampositive Bakterien am häufigsten nachweisbar ▼▼ Obwohl in 89 % der Fälle ein Abkratzpräparat der Hornhaut gewonnen wurde, gelang der Erregernachweis nur bei 41,7 %. Am häufigsten ließen sich grampositive Bakterien identifizieren (Staphylococcus aureus, Pneumokokken, Staphylococcus epidermidis), gefolgt von Akanthamöben und gramnegativen Bakterien (Pseudomonas aeruginosa, Moraxella, Haemophilus influenza). Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Akanth­ amöben stellten gemeinsam 53 % der nachgewiesenen Erreger dar. Akanthamöben waren mit 17 % der nachgewiesenen Akanthamöbenkeratitis. Studienteilnehmer mit dieser Infektion mussten teilweise deutlich länger in der Klinik bleiben und hatten durchweg einen therapierefraktären Verlauf. (Bild: Seitz B, Schirra F, aus: Medikamentöse Augentherapie. Erb C, Schlote T, Hrsg. Thieme 2011) Erreger auffallend häufig vertreten. Unterschiede im zeitlichen Heilverlauf sowie im funktionellen Ergebnis ließen sich bei positivem Erregernachweis im Vergleich zu einer negativen Kultur nicht nachweisen. Zu den aufgetretenen Komplikationen zählten: ▶▶ein therapierefraktärer Verlauf in fast der Hälfte der Fälle (darunter fanden sich alle Akanthamöben- und Pneumokokkenkeratitiden sowie fast alle Pseudomonasinfektionen), ▶▶ein erhöhter intraokularer Druck (6,2 %), ▶▶Einschmelzen und Verdünnung der Hornhaut (24,4 %) bis hin zur Perfora­ tion (9,8 %). Zwölf Patienten erhielten eine perforierende Keratoplastik. Davon waren 5 tektonisch und 7 optisch. Zwei Transplantate überlebten den Beobachtungszeitraum von 9 Monaten nicht, beide waren bei Akanthamöbenkeratitis eingesetzt worden. Fazit Die mikrobielle Keratitis ist eine häufige Ursache für okuläre Morbidität. Zu den Risikofaktoren zählen Augenoberflächenerkrankungen, wie Herpes-simplex-Keratitis, Kontaktlinsen sowie Augenoperationen. Ein längerer Verlauf ist vor allem bei einer Infektion mit Akanthamöben, Pneumokokken und Pseudomonas zu erwarten. Obwohl sich kein Unterschied zwischen positivem und negativem Erregernachweis in Bezug auf Therapiedauer und funktionelles Ergebnis finden ließ, empfehlen die Autoren das Anlegen einer Kultur in allen Fällen einer visusbedrohenden Keratitis. Dr. Claudia Henrich, Ulm Klin Monatsbl Augenheilk 2014; 231 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die infektiöse Keratitis ist eine vermeid- und behandelbare, aber visusbedrohende Erkrankung, die Jung und Alt betreffen kann. Trotz Verbesserungen in der Behandlung stellen schwere Hornhautulzera nach wie vor eine potenziell zur Erblindung führende Bedrohung dar. Ahmad M. Otri et al. haben dazu Daten von 129 Patienten ausgewertet. Acta Ophthalmol 2013: 91: 643–651