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Die Stimme unserer Klassiker
Im Jahr 2014 entstand aus der Zusammenarbeit mit dem spanischen Instituto
Nacional de Artes Escénicas y Música (INAEM) das Projekt Europa, das sich
um eine internationale Sichtbarmachung der spanischen Kultur mittels
konkreter Programme bemüht. In diesen breiten Aktionsrahmen schreibt sich,
zum dritten Mal in Folge, Die Stimme unserer Klassiker ein, ein Projekt, das von
der spanischen Compañía Nacional de Teatro Clásico entworfen wurde.
Eines der Ziele des Instituto Cervantes ist, die Beziehung zwischen
Gegenwart und unserer reichen kulturellen Tradition lebendig zu halten.
diesem Grund legen wir unseren Schwerpunkt auf Veranstaltungen,
aktuelles künstlerisches Schaffen mit den klassischen Ursprüngen,
zeitlosen Quellen unserer Ideenwelt, verbinden.
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Eines der besten Bündnisse, um diese Arbeit zu verwirklichen, ist zweifelsohne
die Compañía Nacional de Teatro Clásico, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das
Kulturerbe der Bühnenkunst vor dem 20. Jahrhundert zu bewahren und
aufzuführen. Mit dem Programm Die Stimme unserer Klassiker in seiner dritten
Auflage lebt das beste Theater des spanischen Siglo de Oro durch die Stimmen
zeitgenössischer Schauspieler und Schauspielerinnen wieder auf. Zu hören
werden sein Das Leben ein Traum und Der Richter von Zalamea von Calderón,
Liebe aus Neid oder des Gärtners Hund von Lope de Vega sowie Die
Vergnügte, Pedro de Urdemalas und Don Quijote von Cervantes. Die szenische
Lesung wird auf internationale Tour gehen und in mehreren Zentren des
Instituto Cervantes präsentiert werden.
In dieser Edition feiern wir vor allem das einflussreiche Erbe von Miguel de
Cervantes, entsprechend steht sie unter dem Titel: Die Orte des Cervantes.
Damit möchten auch wir den Beitrag, den der bedeutendste spanischsprachige
Schriftsteller zur Weltliteratur geleistet hat, hervorheben und dem Publikum
nahebringen. Im Jahr 2016 begehen wir den 400. Todestag von Miguel de
Cervantes und feiern außerdem das 25-jährige Bestehen des Instituto
Cervantes.
Das Publikum des Instituto Cervantes hat die Gelegenheit, Cervantes’
Meisterwerke in einem Format zu erleben, das Kreativität und didaktische
Aufbereitung verbindet. Es ist eine großartige Gelegenheit, sich auch außerhalb
Spaniens dem gesprochenen Vers und der Magie auf der Bühne, auf der die
immerwährenden großen Themen behandelt werden, anzunähern: Freiheit,
Liebe, Machtherrschaft und das Streben nach Glück – kurzum: das
menschliche Wesen von heute, das sich im besten aller Spiegel von gestern
betrachtet.
Instituto Cervantes
Die Stimme unserer Klassiker, 3. Die Orte des Cervantes
Die Stimme und das Wort
Die spanische Compañía Nacional de Teatro Clásico (CNTC) überschreitet mit
Unterstützung des Instituto Cervantes erneut Ländergrenzen und besucht in
diesem Jahr nicht nur Europa, sondern auch den Norden Afrikas.
Im dritten Jahr begibt sich die CNTC mit dem Projekt Die Stimme unserer
Klassiker. Die Orte des Cervantes auf Theatertour nach Berlin, Rom, Algier,
Tunis, Palermo und Neapel. Anlässlich des 400. Todestages des genialen
Autors im Jahr 2016 zollt die CNTC somit auch Orten Tribut, in die es Miguel de
Cervantes seinerzeit verschlagen hatte. Vier Schauspieler sind auf der Tournee
zu erleben: Nuria Gallardo, Pepa Pedroche, XXX und XXX. Musikalisch werden
sie begleitet von Juan Carlos de Mulder, Komponist und Interpret für Alte Musik.
Sie präsentieren Fragmente aus den bekanntesten Werken des spanischen
Siglo de Oro, dem Goldenen Zeitalter der Kunst: La vida es sueño (Das Leben
ein Traum) und El alcalde de Zalamea (Der Richter von Zalamea) von Calderón
de la Barca, El perro del hortelano (Liebe aus Neid oder des Gärtners Hund)
von Lope de Vega sowie La entretenida (Die Vergnügte), Pedro de Urdemalas
und El Quijote von Cervantes.
Unter der Leitung von Helena Pimenta inszeniert die CNTC eine dramatischpoetische Reise, eine Hommage an den gesprochenen Vers, das Wort sowie
an verschiedene Genres und macht dabei auf die Aktualität der Themen
aufmerksam, von denen die ausgewählten Texte geprägt sind: Liebe, Freiheit,
das Individuum im Kampf mit der Obrigkeit, Verantwortung im Umgang mit
Macht und selbstverständlich das Streben nach Glück.
Bei jedem Auftritt suchen die Mitglieder der CNTC auch das Gespräch mit
lokalen Theatergruppen, Hispanisten, Studierenden und allen, die sich für das
Erbe des spanischen Theaters begeistern. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen!
Compañía Nacional de Teatro Clásico
Die Stimme unserer Klassiker. 3
Cervantes, Lope y Calderón, unsere Autoren
Wenn wir an die beiden wichtigsten Dramatiker des Siglo de Oro denken, dann
sind das Lope de Vega und Calderón de la Barca. Aber niemand kann Miguel
de Cervantes vom Thron des besten spanischsprachigen Prosaschriftstellers
stürzen, der zudem ein exzellenter Theaterautor und derjenige war, der die
Renaissance und den Barock im Spanien des 17. Jahrhunderts am besten zu
verbinden vermochte.
Diese drei Literaturgrößen werden in diesem Jahr präsentiert, wobei der
Schwerpunkt auf Cervantes liegt. Dieser wurde 1547 in Alcalá de Henares in
der Nähe von Madrid geboren. Sein Todestag jährt sich 2016 zum 400. Mal.
Das Leben von Don Miguel ist von zahlreichen Strapazen gekennzeichnet: Er
beginnt früh mit dem Schreiben und tritt schon als sehr junger Mann der Armee
bei. Bei der Schlacht von Lepanto wird er an der linken Hand verletzt. Sie bleibt
verkrüppelt. Er nimmt an weiteren Feldzügen Teil, unter Lope de Figueroa
(Korfu, Tunis, La Goleta), unter Manuel Ponce de León in Neapel oder unter
Juan de Austria. Auf der Rückfahrt nach Spanien wird seine Galeere vor der
Küste Barcelonas gekapert und nach Algier verschleppt, wo er fünf Jahre in
Gefangenschaft ertragen muss. Hier sammelt er jedoch auch Erfahrungen und
Wissen, die in seinen Texten Anwendung finden. Wie kein anderer vermag er
es, eine von Heuchlerei und Dekadenz durchdrungene Gesellschaft zu
beschreiben und damit auch zu verurteilen. Erfolglos bemüht er sich ab 1581
seine Kontakte und Verdienste aus der Militärzeit für zukünftige Tätigkeiten und
Einkünfte zu nutzen. Er konzentriert sich also vollständig auf seine literarische
Karriere und schafft großartige Texte, die in ihrer Vielseitigkeit die Genialität
unseres Schriftstellers aufzeigen: Das mannigfaltige Gedankengut, das
Einfühlungsvermögen und die menschliche Tiefe. Es sind diese Elemente, die
bis heute als Quellen für die literaturwissenschaftliche Erforschung, das
Lesevergnügen und die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Texten
dienen.
Lope, 1562 in Madrid geboren, steht stellvertretend für die Theaterdichtung
Ende des 16. Jahrhunderts, die sich vor allem in Valencia, Sevilla und Madrid
entfaltete. Als Dramatiker revolutioniert er das westliche Theater mit seinem
Mut zu einer neuen Erfolgsformel: die „Neue Komödie“. Sowohl formal als auch
inhaltlich, kombiniert seine geniale Kunst auf kreative Weise Aspekte des
europäischen Theaters (Komödien von Terenz aus dem universitären Umfeld,
Vorstellungen in Palästen und Kirchenhöfen, der italienische Einfluss) mit
bereits existierenden Elementen der Theatertradition der iberischen Halbinsel
und weiteren völlig neuen Komponenten. Das dramatische Modell von Lope
zeichnet sich durch einen intimistischen Ton sowie durch eine dramatische und
argumentative Neuorganisation aus, die mit der klassischen Norm bricht. Sie
räumt den jungen Protagonisten einen wichtigen Platz in der Handlung ein,
stärkt die Figur des gracioso und drückt sich in Versen mit Zuordnung von
Strophen an konkrete Inhalte aus, die im europäischen Theater und der Poesie
von einem außergewöhnlichen Scharfsinn und Reichtum zeugen. 1609 schrieb
der Autor seine Poetik nieder, selbstverständlich in grandiosen barocken
Versen, und titulierte sie Arte nuevo de hacer comedias. Mit dieser
Programmschrift leistete er seinen Beitrag zur Gestaltung des westlichen
Theaters wie wir es heute kennen und deklarierte die Bühnenkunst zum Beruf,
mit der Idee, dass Dramatiker und Schauspieler von ihrer Arbeit leben konnten
(oder zumindest fast).
Calderón, ebenfalls in Madrid im Jahr 1600 geboren, festigt dieses neue
Theater und entwickelt es weiter, indem er mit dem Material, das Lope ihm
hinterlässt, die großartigsten Theaterstücke auf den Bühnen des 17.
Jahrhunderts konstruiert. Calderón und die Dramatiker seiner Generation
vertiefen die Neue Komödie, indem sie ihren ideologischen Charakter stärken
und sie weniger intimistisch gestalten, was die Stücke jedoch nicht weniger
persönlich macht. Das menschliche Zweifeln, Glück und Leiden bilden weiterhin
ihr Fundament. Ihr dramatischer Aufbau ist bestimmt vom Spiel mit
Gegensätzen und Ähnlichkeiten sowie der Verflechtung von Handlungen um die
Hauptfigur, die sich dann wiederum gegenseitig beleben. Dabei erfährt die
Wirklichkeit mittels der Kunst eine gewisse Stilisierung.
Das Beste aus den Werken von Cervantes, Lope und Calderón wird in dieser
Aufführung versammelt, wobei sich die angesprochenen Themen vielfach bei
allen drei Autoren wiederfinden. Calderón versetzt uns einerseits mit La vida es
sueño (Ende 1630) in die Situation der Eroberung unseres eigenen Schicksals
und des Mutes, sich Grenzen zu setzen. Er zeigt den Leidensweg von
Sigismund, Prinz von Polen, der von seinem eigenen Vater, König Basilius,
ungerechterweise eingesperrt wird. Der Konflikt zwischen Vater und Sohn wird
hier in die Kategorie des philosophischen Dramas erhoben, eingehüllt in Traum
und Albtraum. Nur die Liebe lässt die Hauptfigur noch an der Realität festhalten
und seinen eigenen Weg der persönlichen Besserung erkennen . Andererseits
erzählt Calderón in El alcalde de Zalamea (ca. 1640) von Pedro Crespo, einem
stolzen Bauern, der den Wert der zivilen gegenüber einer militärisch
errungenen Gerechtigkeit verteidigt. Wie Sigismund kämpft er um seine eigene
Freiheit, zeigt sich aber bei der Freiheit seiner Tochter weniger großzügig. Lope
hingegen führt uns in El perro del hortelano (ca. 1611) vor, dass die Liebe trotz
aller Hindernisse immer siegt. Es ist eine einnehmende Komödie. Eleganter
Schauplatz ist der Palast von Diana, Gräfin von Belflor, die ihrerseits ihren Weg
zur eigenen Freiheit an der Seite des Mannes, den sie liebt, findet.
Schließlich sind es die Theaterstücke des Genies Cervantes, die wir ebenso
schätzen wie seine Prosawerke. Zunächst ertönen die Seufzer der
Dienstmädchen von La entretenida (Die Vergnügte), geschrieben ca. 1613. Die
Frauen begegnen ihrem wenig glücklichen Schicksal mit Schlauheit. Dann
kommt Pedro de Urdemalas (ca. 1610) auf seine schlichte und einfallsreiche Art
zu Wort. Pedro ist eine Figur, die der spanischen Folklore entstammt.
Cervantes benutzt ihn, um Kritik zu üben. Er macht ihn zu einem Spötter der
spanischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts in Gestalt des „Dienstjungen der
vielen Herren“, der dem Schelmenroman entsprungen zu sein scheint, immer
mit der Fantasie und der Ironie ausgestattet, die so bezeichnend für das Werk
Cervantes’ ist. Beide Texte werden 1615 in dem Band Ocho comedias y ocho
entremeses nuevos nunca representados (Acht Schauspiele und acht
Zwischenspiele, alle neu und nie aufgeführt, Stuttgart 1970). Zu guter Letzt
erleben wir noch Don Quijote im Gespräch mit seinem Knappen Sancho, in
dem er ihm die besten Ratschläge gibt, um ehrenvoll die Insel Barataria zu
regieren und den Wert der Freiheit für den Menschen angemessen
wertzuschätzen. El ingenioso hidalgo don Quijote de la Mancha (1. Teil 1605, 2.
Teil 1615) (Don Quijote von der Mancha, 2008 Hanser Verlag) wurde unter
Ausnutzung der Intelligenz und Scharfsinnigkeit eines brillanten Autoren, der
ein herausragendes Verständnis für den sensiblen und hellsichtigen Menschen
besaß, als Parodie auf das Genre der Ritterromane verfasst.
Die Stimme unserer Klassiker. 3
Die spanische Compañía Nacional de Teatro Clásico
Die spanische Compañía Nacional de Teatro Clásico (CNTC) gehört zum
Instituto Nacional de las Artes Escénicas y la Música, das dem Ministerium für
Bildung, Kultur und Sport untersteht. 1986 vom Regisseur und Schauspieler
Adolfo Marsillach gegründet, besteht die Hauptaufgabe der CNTC in der
Rückgewinnung, der Bewahrung, der Neubearbeitung und der Verbreitung des
Theatererbes bis zum 20. Jahrhundert, mit besonderem Augenmerk auf das
Siglo de Oro, das Goldene Zeitalter der spanischen Kunst.
Dieser Auftrag manifestiert sich sowohl in der Forschung, dem Studium und der
Neuinterpretation der spanischen Theatertradition, als auch in der Suche nach
einer spezialisierten und stetiger Aktualisierung unterzogenen Ausbildung in der
Darstellung klassischen Theaters, bei der der präzisen Aussprache und
Betonung des klassischen Verses eine wesentliche Bedeutung zukommt.
Die Ziele der CNTC bestehen somit in der Konsolidierung wichtiger Werke des
Repertoires des Goldenen Zeitalters sowie der Sichtbarmachung von weniger
bekannten Werken unseres Theatererbes. Diese Ziele werden umgesetzt,
indem sie die Kooperation mit öffentlichen und privaten, nationalen und
ausländischen Institutionen sowie Theaterensembles durch gemeinsame
Projekte fördert. Die CNTC bemüht sich auch um die Stärkung und
Verbesserung der Ausbildung im Bereich der darstellenden Künste, indem sie
dem Projekt des Nachwuchsensembles Joven Compañía Nacional unter
Mitarbeit bekannter Theaterfachleute besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Wir von der CNTC glauben, dass das Theater eine entscheidende Rolle in der
Ausbildung junger Menschen spielen kann, weil es ihnen auf einzigartige Weise
Türen zu Wissen öffnet und ihnen als wichtige Erfahrung und Bereicherung
ihrer Gefühlswelt dient. Aus diesem Grund freut es uns sehr, dass 30 % unserer
Zuschauer junge SchülerInnen und Studierende sind. Mit viel Energie treiben
wir pädagogische Initiativen voran, die ihnen Zugang zu Aufführungen,
Dramatisierungen, Debatten und Veröffentlichungen ermöglichen.
Im Herbst 2016 blickt die CNTC voller Stolz auf eine 30-jährige Karriere und
mehr als 100 Inszenierungen zurück, darunter eine Vielzahl von Stücken der
besten Autoren des Barocks.
Die CNTC hat ihren Hauptsitz in dem Teatro de la Comedia in Madrid, das 1874
erbaut wurde. Nach dem Umbau des Saals, der das Teatro de la Comedia in
ein Theater des 21. Jahrhunderts verwandelte, öffneten sich seine Türen erneut
am 16. Oktober 2015 mit der Uraufführung von El alcalde de Zalamea von
Pedro Calderón de la Barca unter der Bühnenleitung von Helena Pimenta.
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