Neurologische No-älle im Kindesalter Dr. Susanne Katzensteiner Stift Göttweig 21.05.2017 Neurologische No-älle im Kindesalter Übersicht • • • • Bewusstseinseintrübung/Koma Cerebraler Krampfanfall ZNS-­‐InfekCon/akute MeningiCs Ischämischer Schlaganfall Pathologische Atemmuster • Cheyne-Stokes Atmung ( alternierend Apnoe und Hyperpnoe): Metabolische Störung, bilaterale Hemisphärendysfunktion, beginnende Temporallappenherniation • Zentrale neurogene Hyperventilation (tiefe, rasche Atmung): vermindertes CO2 im Blut : Hypoxie/Ischämie, Hypoglykämie, Läsion unteres Mittelhirn -> mittlere Pons • Ataktische Atmung (irreguläre Tiefe und Frequenz): Läsion im Bereich der Medulla, bevorstehender Atemstillstand • Apneustische Atmung (Arrest in Inspiration), Läsion in Pons, z.B. Basilaristhrombose, Hypoglykämie, Anoxie Weitere klinische Untersuchung Temperatur • Fieber: Infektion, Dysautonomie, zentrale Ursache • Hypothermie: Schock, hypothalamische Störung, Unterkühlung Puls/Blutdruck • Tachykardie: Hypovolämie/Schock, diabetische Azidose, NNRInsuffizienz, Stauungsinsuffizienz • Hypertension: hypertensive Enzephalopathie, erhöhter Hirndruck • Hypotension: Hypovolämie, zentrale oder spinale Ursache Augen-/Pupillenreaktion Neuromuskuläre Untersuchung Koma-­‐ modifizierter GCS beim Kleinkind Punkte Augen öffnen Verbale Antwort Verbale Antwort beim Säugling/Kleinkind 6 Motorische Antwort befolgt Aufforderungen 5 orientiert plappert; Gezielte Abwehr 4 spontan Verwirrt Schreit, kann getröstet werden Normale Flexion 3 Auf Ansprache Unpassende Wörter schreit, kann nicht getröstet werde Abnorme Flexion 2 Auf Schmerzreiz Nur Laute stöhnt, lautiert Extension 1 nicht keine keine keine Koma Einschätzung am Notfallort • GCS, Pupillenreaktion und -größe, Anisokorie? • Motorik: symmetrische/asymmetrische Bewegungsmuster, Paresen? • Pyramidenbahnzeichen (Babinsky, Gordon, Oppenheim,..) • meningitische Zeichen • Vitalparameter, Exsikkose, Verletzungen (Liquorrhoe), Blutungen, Zyanose, Ikterus, Einstichstellen? • Geruch: Aceton (diabetisches Koma), Foetor hepaticus, Harngeruch (urämisches Koma), Alkohol etc.? Koma: Ursachen • • • • • • • • Intoxikationen Hypoglykämisches Koma SHT, SAB Status epilepticus- non-convulsiver Status epilepticus Schütteltrauma Infektionen Zerebrovaskuläre –Insulte ................ Cerebraler Krampfanfall • Häufigkeit: ein Drittel aller Kindernotarzteinsätze • Definition: paroxysmale Veränderung von Bewusstsein, Psyche, Motorik, autonomer oder sensorischer Wahrnehmung die durch exzessive synchrone Entladungen zentraler Neurone ausgelöst wird Cerebrales Krampfgeschehen Klinik • Primär generalisiert • Fokale Anfälle • Fokale sekundär generalisiert Wichtig für den weiter betreuenden Arzt: Seitenbetonung ? Postiktale Parese ? Aphasie ? Dysarthrie? Gesichtsfeldeinschränkung ? Cerebraler Krampfanfall-­‐ Möglichkeit 1: sisCert spontan • Anfall endet spontan: – Patient muskulär hypoton und vigilanzvermindert: stabile Seitenlage • ABC-Richtlinien: – Atemwege frei ? – Muss z.Bsp. Erbrochenes abgesaugt werden ? Cerebrales Krampfgeschehen Maßnahmen Korrektur unphysiologischer Zustände: Fieber (>38,0°): Paracetamol 7,5-15mg/kg rektal Säuglinge 3 - 6kg Mexalen ½ 125mg supp Säuglinge 6-11kg Mexalen 125mg supp Kleinkinder 12- 24 kg Mexalen 250mg rektal Schulkinder >25kg Mexalen 500mg rektal Cerebrales Krampfgeschehen Maßnahmen Korrektur unphysiologischer Zustände: Hypoglykämie (BZ < 55mg/dL): • Glukose 10% i.v. 2,5 ml/kg Körpergewicht oder • Glucose 10% oder höherprozentig p.o. • Bekannter Diabetiker? Cerebraler Krampfanfall Möglichkeit 2: Krampfanfall dauert an • Orientierende Anamnese und Untersuchung durch den NA • Dauer des Anfalls ? • Bei bekannter Epilepsie: – Wurde die übliche Bedarfsmedikation schon verabreicht ? Cerebraler Krampfanfall-­‐Therapie medikamentöse Therapie: bei Anfallsdauer > 5 min.: Ziel: möglichst rasche Applikation, daher zunächst meist rektal, seltener bukkal oder nasal (cave: kein Zungenkeil, keine Fixierungsversuche der Extremitäten!) Cerebraler Krampfanfall-­‐ Therapie Ohne i.v.-Zugang: Diazepam rektal Dosis 0,2-0,6mg/kg/ED, Verfügbare Darreichungsform: 5 und 10 mg Rektiolen • • • • Säuglinge (4-6kg): ½ Rekt. à 5 mg Kleinkinder (<15 kg KG): 1x Rekt. à 5 mg Kleinkinder (>15 kg KG): 1x Rekt. à 10 mg Schulkinder (> ca. 35kg): bis 2x Rekt. à 10 mg Cerebraler Krampfanfall-­‐ Therapie Alternativen ohne i.v. Zugang: Midazolam Injektionslösung • nasal: 0,2 mg/kg KG • g/kg buccal: 0,2-0,5 m Oder, falls vorhanden • Chloralhydrat Rektiole 50 - 100 mg/kg KG • Diazepam gtt (Psychopax), 3gtt = 1mg • Clobazam (Frisium)Tbl 10mg 0,05- 0,1 mg/kg/ED • Temesta expidet 1,0/2,5mg • Kleinkinder >15 kg KG: 1 mg • Schulkinder: 2,5 mg Cerebraler Krampfanfall: Therapie Stadium Medikament 1. Prolongierter Anfall 1. Diazepam rektal oder 2. Midazolam nasal, buccal 2. Prolongierter Anfall 1. Lorazepam i.v. 0,1mg/kg oder 2. Diazepam i.v. 0,3mg/kg 3. Prolongierter Anfall, Status epilepCcus 1. Lorazepam 0,1mg/kg (cave Atemepression) 2. Midazolam Bolus (0,1,g/kg) und DTI (0,1mg/kg/h) 3. Phenobarbital, Phenytoin, Thiopental ZNS-­‐InfekConen Notärztliche Diagnostik: • Bewusstseinslage (Glasgow Coma Scale/ GCS), • orientierender neurologischer Status • meningitische Zeichen? • Pupillenreaktion? • Hautblutungen?: Patient ausziehen (Meningokokkensepsis) ZNS-­‐InfekConen Notärztliche Therapie: • Stabilisierung der Vitalparameter, • i.v. Zugang (Blutabnahme): Volumentherapie • rascher Transport in eine Kinderklinik • Wichtig: ausdrückliche Anmeldung als V.a. Meningitis ZNS-­‐InfekConen Notärztliche Therapie: • Bei längerem Transport: ggf. sofortige Antibiotikatherapie (Penicillin i.v., Claforan 50mg/kg/ED als Kurzinfusion) • Evtl. jenseits der 6. Lebenswoche: Dexamethason 0,4 mg/kg KG 10–15 min vor der Gabe des Antibiotikums ZNS-­‐InfekCon • Antibiotische Therapie bei bakterieller Meningitis: – Cefotaxim 200mg/kg/d – Ampicillin 300mg/kg/d zusätzlich bei NG Ischämischer Schlaganfall Notarzt • Erstmaßnahmen Stabilisierung der Vitalparameter • rascher Transport in (Kinder-) Klinik mit Möglichkeit der erweiterten MRT-Bildgebung Diagnostik • Entscheidend für die frühe Diagnosestellung ist die MRT mit diffusionsgewichteten Bildern. • Therapie