Fächerübergreifende Projektarbeit in den 12. Klassen der Goethe-Schule Buenos Aires (2007) Die Goethe-Schule Buenos Aires ist eine Begegnungsschule mit insgesamt 1400 Schülerinnen und Schülern. Sowohl argentinische Landeskinder wie Kinder entsandter deutscher, österreichischer und schweizer Fachkräfte aus Wirtschaft, Diplomatie und Bildung besuchen den Kindergarten, die Primar- und die Sekundarschule, die jeweils bilingual organisiert sind. Die positive Identifikation mit der deutschen Kultur ist groß, weil bei den argentinischen Kindern der Goethe-Schule oft familiäre Bindungen nach Deutschland bestehen, die Eltern bisweilen für in Argentinien ansässige deutsche Firmen beruflich tätig sind, Deutschland selbst zumindest von Schüleraustausch her vertraut ist und die Qualitäten des deutschen allgemein bildenden Schulwesens eine hohe Wertschätzung erfahren. Den Jahrgang der 12. Klasse besuchten 2007 insgesamt 79 Schülerinnen und Schüler, von denen 35 das deutsche Abitur erfolgreich ablegten, während 42 gegliedert in einen naturwissenschaftlichen, einen wirtschaftlichen und einen sozialwissenschaftlichen Zweig das argentinische Bachillerato erworben haben. In diesen beiden zuletzt genannten Orientierungen, der wirtschaftlichen 12 E und der sozialwissenschaftlichen 12 D, erstellen die Schülerinnen und Schüler das gesamte 12. Schuljahr über eine Projektarbeit. Dieses innovative Projekt gibt es an der Schule bereits seit sechs Jahren. Es verbindet interkulturell und interdisziplinär für die 12 E die Fächer Wirtschaft, Wirtschaftsdeutsch, Verwaltungslehre und Mathematik: für die 12 D die Fächer Forschungsmethodik, Soziologie, Informatik und Statistik. Innerhalb dieses Jahresprojektes bearbeiten die Schülerinnen und Schüler selbständig ein ökonomisches bzw. sozialwissenschaftliches Thema ihrer eigenen Wahl ein einer Theorie- und Praxisorientierten propädeutischen empirischen Arbeit, welche sie am Schuljahresende sachkompetent, teamfähig und eigenständig im Urteil präsentieren. Die Klassen gliedern sich dazu in Gruppen von zwei bis vier, in der Regel von genau drei Schülerinnen und Schülern. Während der drei Trimester des Schuljahres erlernen die Projektteilnehmer 1 1. Die Methode der Projektplanung mit Problemauswahl und -konkretisierung, der zunehmend selbständigen Recherche von Fachliteratur und Veröffentlichungen in Periodika und im Internet, und sie erlernen, ihr Thema in eine theoretischen Rahmen zu stellen; 2. Die Durchführung einer empirischen Feldarbeit mit Umfragen, Interviews und mit zahlreichen Besuchen von Unternehmen, staatlichen Behörden, nichtstaatlichen Hilfsorganisationen und Universitätsinstituten, sowie 3. das Erstellen einer schriftlichen Hausarbeit von etwa 60-100 Seiten Umfang, im ökonomischen Zweig auf Spanisch, im sozialwissenschaftlichen auf Deutsch. An die Hausarbeit schließt sich eine einstündige PowerPoint-Präsentation an, welche die Schülerinnen und Schüler von ihren Fachlehrern, der Schulleitung und Vertretern der Schulvorstandes halten. Im Bereich Sozialwissenschaften wird diese Präsentation auf Deutsch gehalten, dieser Vortrag befindet sich auf der Homepage der Schule. Fächerübergreifende Projektarbeit in den 12. Klassen der Goethe-Schule Buenos Aires (2007) Die Goethe-Schule verspricht sich von diesen Projekten, dass die Schülerinnen und Schüler als Kompetenzen erwerben: Autonomie beim Lernen Kreativität bei der Arbeit Studienfähigkeit an einer argentinischen Universität oder einen deutschem Studienkolleg Zusammenarbeit in einer Kleingruppe Solidarität und Hilfsbereitschaft in der gesamten Lerngruppe Verantwortungsbewusstsein beim Einhalten von Gesprächs- und Abgabeterminen. Innovativ ist diese Projektarbeit, weil sie eine Idee von zwei Kolleginnen der Goethe-Schule ist: María Cristina González und Marion Ehrenreich de Novotny. Das Projekt wurde von dem zuständigen Erziehungsministerium der Provinz Buenos Aires genehmigt. „Methodik der Forschung“ ist im staatlichen Lehrplan nur als ein Theorie-Fach vorgeschrieben, und so unterrichten es auch fast alle staatlichen und privaten Sekundarschulen in Argentinien. Das Ziel an unserer Schule war, die Schülerinnen und Schüler durch eine zwar begleitete, aber doch weitgehend selbständige, praktische Arbeit im Sinne von geöffnetem Unterricht und von Handlungsorientierung auf das Berufsleben vorzubereiten. 2