lehrgang baubiologie facharbeit von irmgard brunner

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LEHRGANG BAUBIOLOGIE
SCHLANDERS 2009-2010
FACHARBEIT VON
IRMGARD BRUNNER
ALTBAUSANIERUNG –
BEISPIEL DES BAUBIOLOGISCHEN AUSBAUS
EINES DACHGESCHOSSES
A. I N H A L T
ALTBAUSANIERUNG –
BEISPIEL DES BAUBIOLOGISCHEN AUSBAUS EINES DACHGESCHOSSES
A. INHALT
S. 1
B. EINLEITUNG
S. 2
1.
GRÜNDE ZUR WAHL DES THEMAS
S. 2
1.1
DIE SITUATION DES BAUBESTANDES IN SÜDTIROL
S. 3
2.
METHODOLOGIE
S. 5
2.1
GRÜNDE ZUR ENTSCHEIDUNG FÜR EINE ENERGETISCHE SANIERUNG
S. 6
C. ANALYSE DES BESTANDES
1.
AUSGANGSSITUATION
S. 7
1.1.
DER BESTAND
S. 8
1.2.
DAS BESTEHENDE DACHGESCHOSS
S. 11
1.2.1
FOTODOKUMENTATION
S. 12
1.2.2
DIE BAUTEILE
S. 13
D. DIE SANIERUNG
1.
DIE ENERGETISCHE UND BAUBIOLOGISCHE SANIERUNG
S. 17
1.1.
EINSPARUNG VON HEIZENERGIE DURCH GEZIELTE MASSNAHMEN
S. 17
1.2.
DAS PROJEKT FÜR DEN UMBAU
S. 19
1.2.1.
DAS DACH
S. 20
1.2.2.
DIE AUSSENWAND UND FENSTER
S. 21
1.2.3.
DIE DECKE
S. 24
1.3.
DIE INNENDÄMMUNG UND IHRE PROBLEMATIKEN
S. 25
1
b. EINLEITUNG
1. GRÜNDE ZUR WAHL DES THEMAS
Der Gesamtenergieverbrauch wird in den nächsten Jahrzehnten in den meisten Sektoren weiter
ansteigen.
Die Gebäude verbrauchen 40% des Gesamtenergieverbrauches in der Europäischen Union, 70%
davon für Wohngebäude. Deshalb ist die Erhöhung der Energieeffizienz der Gebäude eine Priorität:
dies in Bezug auf die Umwelt, auf die Sicherheit der Energieversorgung und auf die Lebensqualität
der Bewohner.
VORHERSAGE DES
ENERGIEVERBRAUCHS.
Im Energiehaushalt der EU,
proieziert bis 2030, verbrauchen
die Sektoren Wohnbau und
Terziär am meisten Energie
(Quelle: The Green Paper,
2000).
Aus: Punto Energia (con il
supporto della Regione
Lombardia). Misure integrate di
riqualificazione energetica
negli edifici. INTEREBintegrated energy retrofitting
in buildings. Pag.2
Ein Grossteil des Gebäudebestandes hält die gesetzlichen Vorgaben für die Energieeinsparung
nicht ein und wird sich deshalb in nächster Zukunft, entweder durch eine Gesamtsanierung oder
durch einzelne Maßnahmen, diesen Vorgaben anpassen müssen.
Die aktuelle Gesetzgebung sieht in Bezug auf den Energiehaushalt der Gebäude bei Neubau sowie
auch bei Gesamtsanierung Grenzwerte für die Dämmwerte der Bauteile sowie den Einsatz von
Primärenergie vor, öffentliche Fördergelder spornen zu einer energieeffizienten Ausführung von
Neubauten und Sanierungen an. 1
Die energetische Altbausanierung stellt einen wichtigen Aspekt für die Zukunft des Bauens dar.
Man hat errechnet, dass die Umweltbelastung bei Neubauaktivitäten um das 4-fache höher ist als
für vergleichbare Erneuerungsaktivitäten im Bestand. 2
Da bei einem Großteil des Gebäudebestandes in den nächsten 30-50 Jahren Sanierungsarbeiten
anfallen werden, verbirgt sich hier ein riesiges Einsparpotential.
Entscheidend ist, die wärmetechnische Sanierung mit Umbaumaßnahmen im Zuge einer Sanierung
von Bauschäden, Modernisierung oder Umnutzung zu verbinden, um damit einen Großteil der
Kosten nicht dem Wärmeschutz anlasten zu müssen….
1
Die “ Direttiva 2002/91/CE “ beinhaltet das Konzept der Gebäudezertifizierung als Instrument zu einer richtigen
Bewertung von Kosten/Energetische Qualität eines Gebäudes, sei dies für Neubau oder für den Gebäudebestand. Mit dem
DLgs 192/2005 und DLgs n. 311/2006 wird die europäische Norm auf Staatsebene umgesetzt, und definiert Grenzwerte zur
Eingrenzung des Verbrauchs von Heiz- und Kühlanlagen und beim Wärmeverlust der Gebäudehülle
2
Schulze Darup, Burkhard.Energetische Gebäudesanierung mit Faktor 10. DBU- Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Osnabrück 2004.
2
b. EINLEITUNG
Ökologisch bauen heißt Nichtbauen, oder Umnutzen und Sanieren.3
HEIZENERGIEVERBRAUCH
VON
BESTEHENDEN
GEBÄUDENI: das Diagramm
zeigt den Verbrauch von l
Heizöl/m²a in Bezug auf den
Baubestand
aus
verschiedenen Epochen und
auf
die
entsprechende
Gesetzgebung
zur
Energieeinsparung.
Der
KlimaHaus-Standard C ist in
der Provinz Bozen seit 2006
vorgeschrieben,
höhere
Standards
bis
zum
Passivhaus-Standard
werden
nicht
gesetzlich
verlangt.
Quelle: Erlacher, Peter.
Thermische Sanierung.
Vorlesung an der Freien
Universität Bozen –
Masterkurs KlimaHaus
2006/2007.
Im Zuge von ganzheitlichen Konzeptlösungen im Energie- und Komfortsektor im Sanierungsbereich
können auch baubiologische Lösungen einen hohen Stellenwert einnehmen, sei dies bei
denkmalgeschützten Bauten oder aber auch in Bauten aus den letzten 5-6 Jahrzehnten, wo der
Einsatz von gesundheitsschädlichen Baustoffen und Materialien sowie von falsch konzipierten
technischen Einbauten zu schlechter Wohn- und Arbeitsqualität geführt hat, bis hin zu
Phenomänen wie das “Sick Building Syndrom”.
Die Nutzerakzeptanz hat sich verändert, ein gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld wird immer
wichtiger, da die Personen den Großteil ihrer Zeit dort verbringen und die Anzahl der auf
Umwelteinflüsse sensibilen Menschen ständig steigt .
1.1.
DIE SITUATION DES BAUBESTANDES IN SÜDTIROL
In Südtirol wurde 31% der bestehenden Wohnfläche, dies entspricht 13.437 Millionen von
Quadratmetern (Daten der Gebäudezählung von 1991), noch vor 1945 errichtet; zwischen 1945 und
1981 wurde 57% des Bestandes gebaut, und nach 1981 waren es 12%. 4
Es gibt also ein hohes Einsparpotenzial zur Reduzierung des Energieverbrauchs für Heizung und
Kühlung.
Außerdem können Eigenschaften wie Energieeinsparung, höherer Wohnkomfort, weniger CO2Ausstoß, Erhöhung des Wertes der Immobilie ecc. nicht nur durch Neubau, sondern genauso durch
eine gut geplante energetiche Sanierung erreicht werden.
3
Schuler, Matthias. Sanierung unter energetischen Aspekten – Gesamtkonzepte bei der Gebäudesanierung.
Pubblicato su DETAIL nr. 6 – 1997 Umnutzung, Ergänzung, Sanierung. S..947.
4
Aus: Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Ressort für Natur und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Energie. LEPLandesenergieplan 1993 - Einsparung in den Verbrauchssektoren Da: LEP 1993: Einsparung in den Verbrauchssektoren
3
b. EINLEITUNG
Tabelle mit den k-Werten des gebäudebestandes in Südtirol. Man sieht, daß hauptsächlich die Werte der Aussenwand
verbessert curde, und wenig jene der anderen Bauteile.
Aus: Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Ressort für Natur und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Energie.
LEP- Landesenergieplan 1993 - Einsparung in den Verbrauchssektoren
Ministerialdekret
vom .8.03.2008:
vorgeschriebene
U-Werte für die
Gebäudeteile in
Bezug auf die
Klimazonen
fino 1945
1946-81
dopo 1981
nuova costr.
sec. Norma ital.
edif. esistenti
coibentati
edif. a basso
consumo energ.
Werte zum Heizwärmeverbrauch des Baubestandes in Südtirol. EFH/ZFH (orange) , MFH (blau)
Aus: Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Ressort für Natur und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Energie.
LEP- Landesenergieplan 1993 - Einsparung in den Verbrauchssektoren
4
b. EINLEITUNG
2.
METHODOLOGIE
5
b. EINLEITUNG
2.1. GRÜNDE ZUR ENTSCHEIDUNG FÜR EINE ENERGETISCHE SANIERUNG
-
Der geschichtliche und künstlerische Wert eines Gebäudes (sowie oftmals persönliche
Wertschätzung von Seiten der Besitzer/Bewohner);
-
Eine intakte statische Struktur und ein guter Zustand der Baumasse;
-
Die generell vorhandene große Masse bei älteren Gebäuden (Strukturen in Stein,
Vollziegel oder Beton) und somit eine hohe thermische Trägheit: Vorteile bei der
winterlichen Wärmespeicherung und bei der sommerlichen Kühlung;
-
Reduzierte Umweltbelastung, da geringe Mengen an Material für die Deponie anfallen und
weniger neue Baustoffe verwendet werden;
-
Die Möglichkeit, die energetische Sanierung dann auszuführen, wenn außergewöhnliche
Instandhaltungsarbeiten anfallen: Kostenreduzierung und besseres Ergebnis in Bezug auf
Energieeinsparung und Wohnqualität;
-
Erhöhter Wohnkomfort nach dem Eingriff;
-
Mögliche Erhöhung der nutzbaren Flächen, da oft ungenutzte kalte Bereiche in die
thermische Hülle einbezogen werden können: mehr Platz nach der Sanierung;
-
Möglichkeit der Nutzung von öffentlichen Förderungen;
-
Kosteneinsparungen bei den Heiz- bzw. Kühlkosten nach der Sanierung.
Zusätzlich kann eine Sanierung nach baubiologischen Kriterien viele weitere Vorteile mit sich
bringen:
-
das Ergebnis ist “ein Haus zum Wohlfühlen” 5
-
alte Bautechniken, welche in einem Bestand verwendet wurden, können in der Sanierung
fortgeführt werden (z.B. Holzfachwerk, Lehmbau, usw.);
-
die Bauherrschaft hat mehr Möglichkeit, Leistungen im Selbstbau auszuführen;
-
es werden möglichst viele Qualitäten des Bestandes erhalten (z.B. alte Holztreppen);
-
bessere Umweltbedingungen schon während der Bauzeit (z.B. keine schlechten Gerüche);
-
gesündere Wohnräume werden geschaffen, weniger Gefahr von Schadstoffen, Allergien
usw.;
-
nachhaltige Bauweise in Bestand und Entsorgung: bei einem zukünftigen Abbruch werden
keine/wenige Materialen frei, welche als Sondermüll entsorgt werden müssen;
-
5
Einstellung der Bewohner: die Lebenseinstellung wird durch das Haus positiv beeinflusst.
Siehe „Häuser zum Wohlfühlen – 12 Punkte“ von Dr. Arch. Anntraud Torggler – Baubiologin IBN
6
C .
1.
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
AUSGANGSSITUATION
7
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
1.1. DER BESTAND
Das Gebäude war ursprünglich ein einstöckiges Haus aus Steinmauern, mit einem Walmdach mit
Schindeldeckung. Es wurde als Gasthaus betrieben, da es sich direkt an einem Pilgerweg befindet.
Foto des Gebäudes von 1907.
Ca. 1910 wurde das Gebäude aufgestockt und angebaut, mit Errichtung von 2 Obergeschossen mit
Gästezimmern und einem Dachgeschoss unter dem Walmdach mit “Kammern” für Familie und Personal. Die
Aufstockung erfolgte im 1.Obergeschoss mit Steinmauern (an den Giebelseiten waren diese zum Großteil
schon vorhanden), darüber in Holzbauweise, mit tragender Konstruktion aus Holzstützen, Balken, Riegel und
Streben. Diese Fachwerkkonstruktion wurde mit Steinen und Kalkmörtel ausgemauert, auf der Außenseite
waagrechtes Schilfstukkaturrohr als Putzträger befestigt und mit Kalkmörtel verputzt. Auf der Innenseite
bilden waagrechte dünne Holzlatten, auf Abstand befestigt, den Putzträger für den Kalkputz.
8
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
Bestandsgebäude Süd-Ost-Fassade
Nord-Ost-Fassade mit Anbauten
9
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
Nord-West-Fassade mit Anbauten mit Holzkonstruktion und Anbau im EG aus den 70-er Jahren.
BESTANDSSITUATION
Alleinstehendes Gebäude
LAGE: Meereshöhe 1365 m
Giebel talseitig in Süd-West-Richtung
Schattige Lage durch alten Waldbestand auf allen Seiten außer Süd-West-Seite, daher Nachmittags- und
Abendsonne
HGT: 4749
HT: 267
AUSSENWÄNDE
Steinmauer bzw. Holzkonstruktion - Ausmauerung in Stein und Mörtel
DECKEN
Holzbalkendecken mit Bretterböden und Deckenschalungen verputzt
FENSTER
Kastenfenster in Holz mit Einfachverglasung
DACH
Holzkonstruktion mit Eindeckung aus Zementfaserplatten (Eternit)
SANITÄRE ANLAGEN
2WC und 1 Bad im EG, je 1 Bad mit Dusche im 1.OG und 2.OG
KLÄRANLAGE
Eigene Klärgrube, zu erneuern
HEIZUNG
Ölheizung im EG, sonst einzelne Holzöfen
INNENWÄNDE
Holzständerwände mit beidseitiger Bretterschalung und Kalkputz
BODENBELÄGE
Steinplatten, Holz-Bretterböden
TREPPEN
Holztreppen
SANITÄRINSTALLATION
veraltet
ELEKTROINSTALLATION
veraltet
10
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
1.2. DAS BESTEHENDE DACHGESCHOSS
11
C .
1.2.1
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
FOTODOKUMENTATION
12
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
1.2.2. DIE BAUTEILE
Es ist keine durchgehende Dämmebene vorhanden – U-Wert kann nicht berechnet werden.
Die tragende Holzkonstruktion befindet sich in gutem Zustand, einige Teile der Mauerbänke weisen Fäulnis
auf, dort wo es Undichtigkeiten im Dach gab.
13
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
TRAGWERK – HOLZBALKEN; PFETTEN UND SPARREN
Konstruktionssystem:
Pfettendach: liegender Stuhl
Firstpfette mit Streben und
Sparren
Dacheindeckung:
Platten
aus
Faserzement,
asbesthaltig (Eternit)
14
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
15
C .
A N A L Y S E
D E S
B E S T A N D E S
FENSTER BESTAND
Kammer Nordseite
Fenster Kammer Südseite
Fenster Dachgaube
Fenster mit Holzrahmen und Einfachverglasung, Stärke Rahmen 3 cm; z.T. äußere Winterfenster zum Einhängen.
Ug = ca. 5,8 W/(m²K)
Uf = ca. 2,3 W/(m²K)
INNENTRENNWÄNDE UND KAMINE
Kamine: gemauert mit Schamottziegeln
Trennwände: Holzständerkonstruktion mit ein- oder
beidseitger Beplankung mit Holzbrettern, Binsen als
Putzträger und Lehmputz.
16
D.
D I E
S A N I E R U N G
1. DIE ENERGETISCHE UND BAUBIOLOGISCHE SANIERUNG
DIE MASSNAHMEN DES EINGRIFFES MÜSSEN AUFGRUND VON VERSCHIEDENEN
ÜBERLEGUNGEN FESTGELEGT WERDEN:
a. Kriterien in Bezug auf die Lage des Gebäudes sowie die klimatischen Bedingungen
des Ortes
b. Kriterien in Bezug auf geschichtliche und baugeschichtliche Daten und Überlegungen
c.
Kriterien in Bezug auf Energieverbrauch (Heizung und Kühlung sowie Primärenergie)
d. Kriterien in Bezug auf Behaglichkeit und Wohnkomfort
e. Kriterien in Bezug auf ressoursenschonende Maßnahmen und gesamtheitliches
Denken
1.1. EINSPARUNG VON HEIZENERGIE DURCH GEZIELTE MASSNAHMEN
Das Ausmaß des Eingriffes muss vom Planer in Übereinstimmung mit der Bauherrschaft festgelegt werden. Es muss
entschieden werden, ob nur die gesetzlichen Mindestanforderungen eingehalten werden, oder ob durch den Eingriff
auch die Auswirkungen auf die Umwelt weitmöglichst reduziert werden sollen.
Der Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Lüftung eines Gebäudes hängt hauptsächlich von
folgenden Eigenschaften ab:
-
Die Zusammensetzung und die thermischen Eigenschaften der Gebäudehülle;
-
Die technischen Einbauten, hauptsächlich die Heizungs- und Lüftungsanlage.
Um den Energieverbrauch zu reduzieren, ist es wichtig, diese 2 Faktoren zu verbessern. Allgemein
kann man sagen, daß eine Gebäudehülle mit guten thermischen Eigenschaften, hauptsächlich mit
guter Wärmedämmung, den Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Lüftung um ein vielfaches
senken kann und somit die technischen Anlagen an Wichtigkeit verlieren. Bei niedrigem
Energieverbrauch ist außerdem der Einsatz von alternativen Energiequellen besser einsetzbar. Somit
kann der CO2-Ausstoß erheblich reduziert werden.
Es gibt inzwischen schon viele ausgeführte Sanierungen, welche die Möglichkeit einer Reduzierung
des Energieverbrauchs bis zu 80% und mehr beweisen.
Eine energetiche Sanierung sollte dann ins Auge gefaßt werden, sobald Sanierungsarbeiten am
Gebäude anstehen, welche sowieso zur allgemeinen Instandhaltung gemacht werden müssen, oder
sobald ein Umbau notwendig ist, z.B. bei Generationenwechsel, geänderter Nutzung o.ä.
17
D.
D I E
S A N I E R U N G
Die wichtigsten Maßnahmen bei einer
Sanierung der Gebäudehülle sind folgende:
1. Außendämmung von bestehenden
Außenwänden
2. Innendämmung von bestehenden
Außenwänden
3. Dämmung der Dachkonstruktion
4. Innendämmung des Daches
5. Dämmung der letzten Geschossdecke
6. Austausch der Fenster
7. Dämmung der Decke zu Keller
8. Dämmung des Bodens zu Erdreich
9. Dämmung der Außenwände zu Erdreich
Darstellung des Energieverlustes in Bezug aud die Dämmstärken. Die rechnerischen U-Werte werden von der roten Linie
dargestellt, in Wirklichkeit sind die Verluste aufgrund der Wärmebrücken sehr viel höher.
Aus: Borsch-Laaks. Robert. Wohnen ohne Feuchteschäden. Schwachstellen und ihre Vermeidung. Hinweise für
Eigentümer und Mieter. VWEW Energieverlag GmbH, Heidelberg – Frankfurt 2000; S. 94
18
D.
D I E
S A N I E R U N G
1.2. DAS PROJEKT FÜR DEN UMBAU:
GEPLANTE EINGRIFFE IM BEREICH DES DACHGESCHOSSES
BESTANDSSITUATION
AUSSENWÄNDE
GEPLANTER EINGRIFF IM DG
Steinmauer
bzw.
Innendämmung
mit
Holzfaserplatten
Holzkonstruktion
Ausmauerung
in
Stein
und
Mörtel
DECKEN
mit
und
Deckenschalungen verputzt
Fenster
Alternative: Aussendämmung bei Sanierung
in
Holz
Thermische Verbesserung der bestehenden
Holzbalkendecke, Maßnahmen zur
Trittschalldämmung
mit
Einfachverglasung
DACH
speziellen
des gesamten Gebäudes
Holzbalkendecken
Bretterböden
FENSTER
mit
Neue
Fenster,
in
der
Dämmebene
anzubringen
Holzkonstruktion
mit
Fachgerechte Entsorgung der Dachplatten mit
Eindeckung
aus
Asbestgehalt;
Zementfaserplatten (Eternit)
Beibehaltung der alten Holzkonstruktion,
Erneuerung der faulen Fußpfetten, statische
Verstärkung der Konstruktion, Dämmung mit
Holzfaserplatten
SANITÄRE ANLAGEN
2WC und 1 Bad im EG, je 1 Bad
Einbau eines neuen Sanitärbereiches
mit Dusche im 1.OG und 2.OG
KLÄRANLAGE
Eigene Klärgrube, zu erneuern
Erneuerung der Kläranlage mit biologischem
Abbau und Verrieselung des Restwassers
HEIZUNG
Ölheizung
im
INNENWÄNDE
Holzständerwände
EG,
sonst
einzelne Holzöfen
Neue zentrale Pelletsanlage für das gesamte
Gebäude, zusätzliche Holzöfen
mit
Ergänzung
des
Bestandes
beidseitiger Bretterschalung und
Holzständerwänden
Kalkputz
Bretterschalung und Kalkputz bzw. Lehmputz,
2-schalige
mit
mit
Wände
mit
beidseitiger
Dämmung
aus
Holzfaser bei akustischer Trennung
BODENBELÄGE
Steinplatten, Holz-Bretterböden
Wiederverwendung der alten Holzbretter, im
Naßbereich Fliesen und Tadelakt
TREPPEN
Holztreppen
Zugang
als
außen
liegende
überdachte
SANITÄRINSTALLATION
veraltet
Komplett neu
ELEKTROINSTALLATION
veraltet
Komplett neu mit Netzfreischalter in den
Holztreppe
Schlafbereichen, kein Induktionsherd, keine
Leuchten mit Vorschaltgeräten.
LÜFTUNGSANLAGE
nicht vorhanden
Einbau von dezentralen Lüftungsgeräten mit
Wärmerückgewinnung
RAUMPLANUNG
Wohnräume
auf
Schlafräume
nach
ausgerichtet,
Sonnenseite,
Norden
und
Verwendung
Osten
von
Einrichtungsgegenständen
aus
natürlichen
Materialien,
der
Feng-Shui-
Kriterien.
19
der
Anwendung
D.
1.2.1.
D I E
S A N I E R U N G
DAS DACH
Das notwendige Bauholz zur Verstärkung der tragenden Konstruktion und für die Schalungen –
wird aus dem eigenen Wald der Bauherrschaft genommen. Die Bäume sollen zum richtigen
Zeitpunkt gefällt werden und werden mit der Wandersäge vor Ort zugeschnitten.
HOLZ ZUR RECHTEN ZEIT: Früher richteten sich die Bauern für die verschiedenen Holzarten nach
den besten Fällungszeiten. Diese Jahrespläne wurden nach dem Mondkalender erstellt, weil die
jeweils besten Zeiten von Jahr zu Jahr stets unterschiedlich ausfallen. Allein die Wahl des richtigen
Zeitpunkts der Holzfällung erzielte die jeweils gewünschte Holzqualität und Belastbarkeit. Auf diese
seit Jahrhunderten gültigen Regeln zu achten, kann somit auch für das gesunde Wohnen und eine
natürliche Umwelt einen großen Beitrag leisten.1
Einbau von Dachfenstern bzw. Vergrößerung der Dachgaube
Schematische Darstellung der Einwirkungen auf ein Dach in
der warmen und in der kalten Jahreszeit und die
entsprechenden Vorgänge im Dachaufbau.
Aus:
Künzel, Hartwig M. Dr. Ing. (Fraunhofer-Institut für Bauphysik,
Holzkirchen) Feuchteschutz unbelüfteter Steildächer –
Vereinbarkeit von DIN 688 0-2 und des Neuentwurfs der
DIN 4108-3 aus bauphysikalischer Sicht. Vortrag zum
Holzbautag der DGfH in Friedrichshafen, Mai 2000.
1
Paungger, Johanna; Poppe, Thomas. Aus eigener Kraft. Gesundheit und Gesundwerden in Harmonie mit Natur- und
Mondrythmen. Mosaik bei Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993. Seite 267
20
D.
1.2.2.
D I E
S A N I E R U N G
DIE AUSSENWAND UND FENSTER
Variante 1: Innendämmung
Wandputz als Lehmputz mit
Trennwände als Holzständerwände, mit beidseitiger Diagonalschalung,
Lehmfarbe – weiß oder farbig
Schilfstukkaturrohr als Putzträger, Lehmputz und Lehmfarbe
21
D.
D I E
S A N I E R U N G
Detail mit Anschlusspunkten Dach-Aussenwand-Holzdecke bei Innendämmung
22
D.
D I E
S A N I E R U N G
Variante 2: Außendämmung
Detail mit Anschlusspunkten Dach-Aussenwand-Holzdecke bei Aussendämmung
23
D.
1.2.3.
D I E
S A N I E R U N G
DIE DECKE
Wiederverwendung der alten Holzdielen. Diese werden
abgeschliffen und geölt.
Detail der Verbindung Holzbalken-Mauerwerk.
Aus:
Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Phase III:2004-2005.
Protokollband Nr. 32 Faktor 4 auch bei sensiblen Altbauten:
Passivhauskomponenten + Innendämmung.
Passivhausinstitut. Dr. Wolfgang Feist, Darmstadt 2005; pag. 164
Messung der Feuchtigkeit im
bereich der Balkenköpfe, welche in
das Mauerwerk eingebunden sind..
Aus:
Arbeitskreis kostengünstige
Passivhäuser Phase III:2004-2005.
Protokollband Nr. 32 Faktor 4
auch bei sensiblen Altbauten:
Passivhauskomponenten +
Innendämmung.
Passivhausinstitut. Dr. Wolfgang
Feist, Darmstadt 2005; pag. 92
24
D.
D I E
S A N I E R U N G
1.3 DIE INNENDÄMMUNG UND IHRE PROBLEMATIKEN
Innendämmung ist aus bauphysikalischer Sicht sehr problematisch und sollte nur dann ausgeführt werden, wenn
eine Aussendämmung unmöglich ist, wie z.B. in folgenden Fällen:
-
denkmalgeschütztes Gebäude oder Gebäude, welches aus kunsthistorischen und ästhetischen
Gründen nicht verändert werden sollte (z.B. mit Stuckverzierungen, Sichtmauerwerk)
-
lokal begrenzte Eingriffe auf Gebäudeteile von größeren Gebäuden (z.B. Mehrfamilienhäuser), wo es
nicht möglich ist, ein gesamtes projekt auszuführen
-
Kurze, seltene Nutzungszeiten eines Gebäudes oder Gebäudeteilesi, deshalb Notwendigkeit einer
schnellen Aufheizung.
-
Technische Schwierigkeiten der Ausführung einer Aussendämmung (z.B. Verkleidung der Fassade
mit Fliesen oder Kacheln);
-
Finanzielle Grenzen: wenn aus verschiedenen Gründen die Aussendämmung zu teuer kommt
-
Gründe in Zusammenhang mit Bauvorschriften: (z.B. Grenzabstände), welche eine Erhöhung der
Wandstärke nicht zulassen
Eine falsche Ausführung der Inendämmung kann zu schwerwiegenden Bauschäden führen. Besonders
problematisch sind alle Anschlusspunkte, wo es z.T. unmöglich ist, Wärmebrücken zu vermeiden.
Darstellung zur Innendämmung eines
Gebäudes in Ludwigshafen, Deutschland,
des “Meisterhaus Sodastrasse 40”, erbaut
1892.
Eine sinnvolle Dämmstärke bei der
Innendämmung liegt bei ca. 40 a 100 mm
(mit einer Wärmeleitfähigkeit λ=
0,035W/mK)..
Aus: Arbeitskreis kostengünstige
Passivhäuser Phase III:2004-2005.
Protokollband Nr. 32 Faktor 4 auch bei
sensiblen Altbauten:
Passivhauskomponenten +
Innendämmung. Passivhausinstitut. Dr.
Wolfgang Feist, Darmstadt 2005; Seite30
25
E. B I B L I O G R A F I E
Allgemeine Bibliografie:
Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Ressort für Natur und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Energie.
LEP- Landesenergieplan 1993
Borsch-Laaks, Robert. Wohnen ohne Feuchteschäden. Schwachstellen und ihre Vermeidung. Hinweise
für Eigentümer und Mieter. VWEW Energieverlag GmbH, Heidelberg – Frankfurt 2000
Brändle Evemarie (unter Mitarbeit von Franz Xaver Wittmann). Sanierung alter Häuser. BLV
Verlagsgesellschaft mbH, München Wien Zürich 1991
CIPRA climalp (herausgegeben von). Energieeffizientes Bauen und Sanieren im Alpenraum. Wien 2006.
Energieinstitut Vorarlberg (herausgegeben von). Neue Energien für alte Häuser. Ein Leitfaden zur
energieeffizienten und ökologischen Wohnbausanierung. Traumhaus Althaus. Altbau Kampagne
Vorarlberg. März 2003
IBO – Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen
und Umwelt (edito da). Ökologie der Dämmstoffe. Grundlagen der Wärmedämmung.
Lebenszyklusanalyse von Wärmedämmstoffen. Optimale Dämmstandards. Springer Verlag
WienNewYork 2000
Schuler, Matthias. Sanierung unter energetischen Aspekten – Gesamtkonzepte bei der
Gebäudesanierung. In: DETAIL nr. 6 – 1997 Umnutzung, Ergänzung, Sanierung. Seiten 947-950.
Schulze Darup, Burkhard. Energetische Gebäudesanierung mit Faktor 10. DBU- Deutsche Bundesstiftung
Umwelt. Osnabrück 2004
Stampfer, Helmut (herausgegeben von). Bauernhöfe in Südtirol. Bestandsaufnahmen 1940-1943. Band 4 –
Regglberg. Verlagsanstalt Athesia. Bozen 2001
Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Phase III:2004-2005. Protokollband Nr. 32 Faktor 4 auch bei
sensiblen Altbauten: Passivhauskomponenten + Innendämmung. Passivhausinstitut. Dr. Wolfgang Feist,
Darmstadt 2005
BINE-Informationsdienst, Projektinfo 7/00: „Neue Wege in der Innendämmung“
Borsch-Laaks, Robert. Wärmetechnische Sanierung schützenswerter Gebäude.
Seminarskript, Energieagentur NRW, Wuppertal 1994
Borsch-Laaks, Robert .Innendämmung – Risikokonstruktion oder Stand der Technik. Artikel geschrieben
zum „6. Leipziger Bauschadenstag“, 27. September 2005
Fachhochschule Lausitz, Cottbus, Fachbereiche Bauingenieurwesen und Versorgungstechnik, Prof. Dr.-Ing.
habil. H. Stopp. Elaborato da Dipl.-Ing.(FH) Steffen Gnoth,
Dipl.-Ing.(FH) Frank Hansel, Dipl.-Ing. Karsten Jurk, Dipl.-Ing.(FH) Torsten Toepel, Dr.-Ing. Peter Strangfeld. )
„Hygrothermische Untersuchungen der Balkenköpfe von Einschubdecken bei innnengedämmten
Außenwänden unter Einbeziehung der Heizungstechnik. Heizungstechnisch gestützte kapillaraktive
Innendämmung bei Holzbalkendecken.“( Kurzbericht zum Forschungsthema). Cottbus 2003
Krus, Dr.-Ing. Martin; Sedlbauer, Prof. Dr.-Ing. Klaus; Künzel, Dr.-Ing. Hartwig M. „Innendämmung aus
bauphysikalischer Sicht.“ - Fraunhofer-Institut für Bauphysik
Künzel, Hartwig M. Dr. Ing. (Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen) Bedeutung von
Klimabedingungen und Diffusionseigenschaften für die Feuchtesicherheit voll gedämmter
Altbaudächer.
Künzel, Hartwig M. Dr. Ing. (Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen) Feuchteschutz unbelüfteter
Steildächer – Vereinbarkeit von DIN 688 0-2 und des Neuentwurfs der DIN 4108-3 aus
bauphysikalischer Sicht. Vortrag zum Holzbautag der DGfHin Friedrichshafen, Mai 2000.
Project Z 6 – 5.400-10 / II 13-80 01 00 - 10
Feuchtschutztechnische und energetische Bewertung der Gebäudesanierung mit raumseitiger
Wärmedämmung aus Calciumsilikat
Kurzbericht
Anntraud Torggler „Häuser zum Wohlfühlen – 12 Punkte“ aus den Vorlesungsunterlagen zur Ausbildung für
Baubiologie, Schlanders 2009-2010.
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