Statistische Auswertung der HIVund Syphilis-Tests 2010 bis 2016 Beratungsstelle für HIV und sexuell übertragbare Krankheiten Hintergrund Die HIV/Aids-Organisation der Vereinten Nationen (UNAIDS) hat sich zum Ziel gesetzt, die HIV/Aids-Epidemie bis zum Jahr 2030 zu beenden. Hierfür müssen die Anstrengungen auf globaler, nationaler und auch lokaler Ebene allerdings verstärkt werden. Ende 2014 lebten schätzungsweise 36,9 Millionen Menschen mit HIV oder Aids, davon etwa 17,1 Millionen, ohne von ihrer Infektion zu wissen. 2014 haben sich ca. 2 Millionen Menschen, 35 % weniger als im Jahr 2000, mit HIV infiziert. Bei Kindern sank die Zahl der Neuinfektionen sogar um 58 %: von etwa 520.000 im Jahr 2000 auf rund 220.000 im Jahr 2014. An den Folgen von Aids starben 2014 etwa 1,2 Millionen HIV-Infizierte – das sind 42 % weniger als der 2004 erreichte Höchstwert1. Laut Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland bundesweit im Jahr 2014 bei etwa 3.200 Personen (85 % Männer und 15 % Frauen). Die Zahl der Neuinfektionen bewegt sich seit 2006 auf etwa gleichbleibendem Niveau. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sind nach wie vor die Hauptbetroffenengruppe. So ist auch die Zahl der Neuinfektionen bei MSM in den letzten 10 Jahren nur leicht zurückgegangen. Wobei die Zahl der Neuinfektionen bei heterosexuellen Personen leicht ansteigt und die Diagnose erst spät gestellt wird. Geringeres Risikobewusstsein trägt in dieser Gruppe zu geringerer Testhäufigkeit, niedrigeren Testfrequenzen und späteren HIV-Diagnosen bei. Vergleichbar mit dem Bundesdurchschnitt sind auch die Zahlen für NRW. 2014 lag die Zahl der Neuinfektionen bei 640, davon waren 87,5 % Männer und 12,5 % Frauen. Bei rund 75 % handelt es sich um MSM, bei 17 % um heterosexuelle Personen und bei 8% um Menschen, die Drogen konsumieren. Am Ende des Jahres 2014 lebten in NRW rund 18.100 Menschen mit HIV oder Aids Davon werden ca. 12.700 Menschen antiretroviral behandelt. Etwa 140 HIV-infizierte Menschen sind im Jahr 2013 verstorben. In Oberhausen infizieren sich seit 2005 durchschnittlich 4-6 Menschen pro Jahr neu mit HIV. 2015 lebten 131 HIV-positive Menschen in Oberhausen. Davon sind 80% Männer und 20% Frauen. Diese Zahlen werden von der Aidshilfe Oberhausen e.V. jedes Jahr neu recherchiert und basieren auf Mitteilungen aus einer HIV-Schwerpunktpraxis sowie der HIV-Ambulanz der Uniklinik Essen. Dabei ist zu beachten, dass einige HIV-positive Menschen aus Oberhausen sich auch in anderen Schwerpunktpraxen und Kliniken in NRW behandeln lassen, so dass die Gesamtzahl wohl etwas höher liegen wird. Außerdem begibt sich nicht jeder in eine medizinische Behandlung bzw. weiß nichts von der eigenen Infektion (=Dunkelziffer) (Auszug aus dem Basisgesundheitsbericht 2016 der Stadt Oberhausen). Die Beratungsstelle für HIV und sexuelle übertragbare Erkrankungen des Bereichs Gesundheitswesen der Stadt Oberhausen bietet kostenlose und anonyme HIV- und SyphilisTests an. Darüber hinaus führt sie persönliche Beratungen zu allen sexuell übertragbaren Krankheiten inklusive HIV durch. Das Testangebot kann während offener Sprechstunden ohne Termin oder nach telefonischer Vereinbarung in Anspruch genommen werden. Statistische Auswertung der HIV- und Syphilis-Tests In den Jahren 2010 bis 2016 wurden insgesamt 1.535 HIV-Tests und 274 Syphilis-Tests durchgeführt. Die Zahl der HIV-Tests bleibt über die Jahre konstant, wohingegen 2016 ein Anstieg in der Anzahl der Syphilis-Tests zu verzeichnen ist (Abbildung 1). Abbildung 1: Durchgeführte HIV- und Syphilis-Tests im Berichtszeitraum 2010 bis 2016. Dieser Anstieg lässt sich dadurch erklären, dass seitens der Beratungsstelle Syphilis-Tests häufiger empfohlen werden, da das Robert-Koch-Institut einen steigenden Zuwachs an Syphilis-Infektionen in Deutschland beobachtet. So wurden im Jahr 2015 6.834 Syphilis-Fälle gemeldet, somit lag die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2015 bei 8,5 Fällen pro 100.000 Einwohner. Dabei betreffen den größten Anteil der Infektionen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Ein möglicher Grund für diese Zunahme ist, dass häufig auf Kondome verzichtet wird, da durch die moderne HIV-Therapie, HIV-Infizierte, wenn sie adäquat therapiert sind und ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt, als nicht mehr infektiös gelten und das HI- Virus nicht weitergeben können. Andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis können aber weiterhin übertragen werden2. Das Testangebot wird überwiegend von Menschen zwischen 21 und 40 Jahren in Anspruch genommen. Männer lassen sich häufiger testen als Frauen (Abbildung 2). A B Abbildung 2: Altersverteilung der Klienten (A) und Geschlechtsverteilung der Klienten (B) Die meisten Männer und Frauen, die sich testen lassen, sind heterosexuell. 16 % aller getesteten Männer sind homosexuell. Bei den getesteten Frauen handelt es sich bei 6 % um Frauen, die in der Sexarbeit tätig sind (Abbildung 3). A B Abbildung 3: Sexuelle Orientierung der getesteten Frauen (A) und Männer (B) Der überwiegende Teil der Menschen, die sich in der Beratungsstelle testen lassen, stammen aus Deutschland. Menschen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, stammen vor allem aus dem Nahen Osten und der Türkei sowie aus Osteuropa (Abbildung 4). A B Abbildung 4: Nationalitäten der getesteten Menschen (A) und Aufteilung der Herkunftsländer, wenn die Staatsangehörigkeit nicht Deutsch ist (B). In Oberhausen lassen sich überwiegend Oberhausener Bürgerinnen und Bürger testen. Weitere Klienten stammen häufig aus den nahegelegenen Großstädten wie Duisburg, Mülheim, Essen und Düsseldorf (Abbildung 5). A B Abbildung 5: Wohnort der getesteten Menschen (A) und Aufteilung der Wohnorte, wenn die Klienten nicht in Oberhausen wohnhaft sind (B). Menschen entscheiden sich am häufigsten für einen Test, wenn der Zeitpunkt der Risikosituation circa 6 Monate zurückliegt (Abbildung 6). Dabei ist zu beachten, dass ein HIVSchnelltest (Ergebnis liegt innerhalb von 20 Minuten vor) erst 3 Monate nach einer möglichen Infektion möglich ist. Ein HIV-Test nach dem ELISA-Prinzip kann bereits nach 6 Wochen durchgeführt werden. Dieser wird allerdings in einem auswärtigen Labor bearbeitet, so dass das Ergebnis erst nach einer Woche zur Verfügung steht. Abbildung 6: Zeitpunkt der Risikosituation am Testtag. In Oberhausen sind nur 1 % aller HIV-Tests positiv und 4 % aller Syphilis-Tests positiv. 33 % aller HIV-positiv Getesteten sind Frauen, 67 % sind Männer. Von den Männern haben wiederum 70 % Sex mit Männern (MSM) (Abbildung 7). A B Abbildung 7: Geschlechtsverteilung der HIV-positiv Getesteten (A) und die sexuelle Orientierung HIV-positiver Männer (B). Ein ähnliches Bild sieht man auch bei den Syphilis-Infektionen. Bei den Klienten, die positiv auf Syphilis getestet wurden, handelt es sich bei 75 % um Männer, von denen es sich bei 89 % um MSM handelt. Literatur 1 2 Deutsche Aidshilfe e.V.(2015) UNAIDS veröffentlicht globale Zahlen zu HIV und Aids Deutsche Aidshilfe e.V.(2016) Syphilis: Hintergründe zur Zunahme der Diagnosen (HIV Report.de)